Vorwort ie vorliegende Schrift ist die anspruchslose Frucht einer fast dreißigjährigen Arbeit, die mir ein Herzensbedürfnis war und der ich einen großen Teil meiner Musestunden widmete. Was ihr an wissenschaftlicher Vollendung ge- bricht, das möge der nachsichtige Heimatfreund in der Ehrlichkeit des Willens und in der Riebe zur Heimat, die mir als Triebfeder diente, gelten lassen. zu Danke verpflichtet bin ich dem Hochgeborenen Herrn Franz Elam-Gallas, Herrschaftsbesitzer in Friedland, der mir das reiche Quellen- material des Schloßarchibes in Friedland zur Verfügung stellte. Benützt wurden ferner die Urkundensammlungen des Landes- archibes, des landesmuseums, des Statthaltereiarchibes in Prag, das Pfarr- und Klostergedenkbuch in Haindorf, die Matrilen von Friedland, Haindorf und Raspenau, die Geschäftsprotokolle der Stadtgemeinde Haindorf und von der einschlägigen Literatur: Beiträge zur Geschichte der Stadt und des Bezirkes Friebland. Von Pulius helbig; Die Geschichte des Friedländer Bezirkes. Von Anton F. Ressel, Die Geschichte des Reichenberger Bezirkes. Von Anton Ressel; Die Geschichte des Hohenelber Bezirkes; Die Geschichte der Stadt Reichenberg. Von Dr. J. G. Hermann, Reichenberg und Umgebung. Von Dr. Hermann Halltich; Historische Nachrichten von Beidenberg. Von Kloß; Geschichte der Böhmen. Von Franz Martin Pelzel; Äussig. Von Kd. Magner; Schlesien. Von W. Müller-Rüdersdorf, Friedlandia, Der deutsche Stadtebau in Böhmen. Von Anton Hoenig; Führer durch das Jeschken- und Isergebirge. Von Franz Hübler; Beiträge zur Geschichte der böhmischen Freisassen. Von Mar Peuker, Aus Böhmens deutscher Geschichte. Von Dr. Krich Gierach; Die Geschichte von Görlitz. Von Dr. Jecht; fruchtbarer und schattenreicher Rindenbaum. Von P. X. Oppitz, Nachrichten von der Wolksschule in Friedland. Von Julius helbig, Überschwemmung 1858. J. H. Schade; Der österreichische Staatsrat. Von Dr. Freiherr von Hoc, Dr. Martin Ruther. Von Friedrich Baum, Die Reformation in Böhmen. Von A. Krummel; Friedland vor fünfhundert Jahren. Von Dr. H. Halltrich, Erzählungen aus der Geschichte von Reichenberg. Von F. Thomas; Das deutsche Dorf. Von Dr. Johann Kleinpaul; Das deutsche Dorf. Von Heinrich Rebensburg, Das Riesengebirge. Von S. Muschner Niederflehr; Germanische Vorzeit. Von K. H. Wels; Die germanische Welt. Von G. Wenz, Die deutschen Familiennamen. Von Albert Heinze, Die deuische Sprache. Von Dr. Oskar Weise; Unsere Mundarten. Von Dr. Oskar Weise, Winterführer durch das Riesen- und Isergebirge. Von Georg Brieger; Beschreibung von Reichenberg. Von Carl Pos. Szöernig; Das Riesen- und Iergebirge. Von W. Regell; Kaiser Josef. Von Eduard Breier, Topographie des Königr. Böhmen. Von Jaroslaus Schaller; Oberlohma. Von Alois John; Deutscher Wolksglaube. Von Moriz Busch; Vorschronik. Von A. Jäger, Festschrift der Ortsgruppe Breslau des Deutschen Riesengebirgs- Wereines in Breslau, Beiträge zur Geschichte der Stadt Friedland. Von Theodor v. Binder, Mordböhmen auf d. Weltausstellung in Wien 1873. W. Dr. H. Halltich; Die volkswirtschaftlichen Zustände Böhmens um das Jahr 1770. Von Dr. Franz Mayer; Chronik der preußischen Invasion 1866. Von A. Zahnl; Das Isergebirge. Von Hermann Mengebauer, Die Geschichte der Stadt Auscha. Von Josef Jarschel; Herrannen. Von Müller-Rüdersdorf, Diedlungsgeschichtliche Betrachtungen aus der Oberlausitz. W. Dr. phil. Walter Frenzel; Der Rehrer als Heimatforscher. Von D. Blau; Gilder aus der Oberlausitz. Von M. Meidrich; Die Bauernbefreiung 1848; Mitteilungen des Wereines für Heimatkunde Reichenberg; Jahrbücher des D. G. D. s. d. Jeschken- und Vergebirge. hbele w E 77 11 an n 292 08 beschiichte. Rage, Größe, Beschaffenheit. Der Naturfreund, der nicht den Lurus großstädtischer Be- quemlichkeit sucht, dessen Herz die Herrlichkeit der Gottesnatur, ihr hundersames Spier begehrt, wird in Haindorf mannigfache Er- füllung selner Sehnsucht finden. Und wir, die wir Kinder dieser Scholle sind, wollen jeden Wiesenhang, die letzte Hütte auf einsamer Halde stolz in unser Herz schließen, an Sonnentagen alle die lichten, aus- sichtsreichen Gipfel und Felsgrate besuchen und uns an dem Reich- tum, an der Weihe dieser stillen Bracht erbauen, uns mit inniger Liebe der Heimat zuwenden, in ihr Wesen, in ihre Vergangenheit uns vertiefen. Ste ist Leben von unserem Leben, sie ist Geist von unserem Geiste. Nur aus ihr fließt alle unsere Kraft und Glückseligkeit. Wenn wir von den waldumrauschten Höhen hernieder schauen, ob wir den Blick nach Osten oder Westen, nach Süden oder Nonden wenden, die Fülle der Reize wird uns immer aufs neue überwältigen. Vom sanftverlaufendem Hügelland im Nordwest, das uns Schloß Friedland zeigt, die zusammenhängenden Siedlungen jenseits des Geiersberges verrät, die Nachbargemeinden Raspenau-Mildenau Mildeneichen in anmutiger Gruppierung gliedert, umschlingt das Ortsgebiet von Ost nach West, zu tausend Meter Höhe emporsteigend, dunkler Nadelwald, vom lebhaften Grün der Laubholzbestände umsäumt. Im Osten bilden der Riegel, der Sanberg und die turmgeschmückte Tafelfichte (1122 m) die höchste Erhebung unseres Gebirgsteiles, mit dem vor- gelagerten Fritschberg, dem Wohlischen Kamme — im Volksmund „polscher Koamp“ genannt —. Ihn trennt füdöstlich vom Kalirich (874 m) das rauhe Tal des Hegebach vom Käusigen Berg (943 m), an diefen schließt sich die Auarre (346 m), der Hinterberg (895 m) abfallend in das Tal der Wüttig, diesem folgt der hohe, breite Rücken des Haindorfer Kammes mit dem Wittigberge (1085 m), der Siech- hübel (1120 m), die fiebentürmigen Mittagsteine (1106 m), Hainskirche (918 m), Taubenhaus (1069 m), Nußftein (799 m), Vogelkoppen (1017 m), Schöne Marie (904 m). Zwischen den Mittagstelnen und dem Nasefelsen wird der mächtige Haindorfer Gebirgswall von der Schwarzbachschiicht von ihrem tofenden Gewässer unterbrochen. Hinter dem kreuzgeschmückten Nußstein schneidet das Gewässer dieses quellenreichen Sattels abermals den nördlichen Gang, die bielge- rühmte Stolpichschlucht mit Der alpinen Straßenanlage (erbaut in den Jahren 1889—1891) und den verschütteten Schächten des ehe- maligen Vergbaues. Zwel bewaldete Hügel, der Niederbauersberg mit dem Wald- theater hinterm Kreuzsteine (466 m) und der Virkelberg, die sich unmittelbar aus dem Orte erheben, bereichern das malerische Bild- In dem von RW. nach SD. sich erstreckenden oberen Wittig- tale liegt in einem breiten Reffel eingebettet an den Ufern der Wittig, dem Schwarzbach, der Schwarzen und Weißen Stolplch die Stadt Haindorf als Bindeglied der langen Siedlungskette Weißbach- Friedland einerseits, dem Bad Liebwerda und Ortsteil Ferdinands- tal andererseits. Welcher Gegensatz zwischen der fieberhaften Tätig- keit in den Fabriksfälen im Tale unßd) dem Schwelgen des Waldes. Wohl selten stoßen die Gegensätze so aufeinander, vom engbegrenzten Leben des einsamen Waldarbeiters bis zum weltumspannendem Gedankenkrelse der Großindustrie. Breite Straßen, gut gepflegte Wege, durchkreuzen den Ort. Von der Eisenbahnlinie Friedland—Reichenberg zweigt bei Rafpenau eine Seltenlinie der Friedländer Bezirksbahn ab und dringt im Tale der Wittig aufwärts über Haindorf an die Grenze Weißbachs, mitten in die Vergwelt hineln. Sie macht die Entfernung von den größeren Städten des Umkreifes zu keinem Hindernisse des Verkehres und des Austausches jedweder Art. Wer Land und Leute kennen lernen will, die helmischen Reize, die Eigenart eines Ortes, der kann dies allerdings vom Gifenbahn- abteil, vom saufenden Venzinwagen aus nicht tun, sondern gemächlich auf Schufters Rappen. Auch der einsamste und ärmlichste Weiler wird dem Natur- und Heimatfreunde an Herz und Hirn klopfen und Einlaß begehren, ihm redet jeder Steln. Oft und oft bin ich allein durch meinen trauten Heimatort gegangen, belm Schimmer des Mondenscheines, beim Erwachen des Tages, um ungestört das alles genießen zu können und allemale ist mir eine neue Schönheit aufge- gangen. Und fo du, berehrter Lefer, einen Blick in mein liebes Berg- städtchen tun willft, folge mir getroft eine Weile. Es gibt da hüben und drüben Vieles, was zur Beschaulichkeit einlädt und das schon 6 ungezählte Male auch den Fremden gefesselt und sein Lob gefordert. Von Mildeneichen kommend, die Friedländer Bezirksstraße entlang, erreichen wir knapp hinter den Vorzellanfabriken S. F. Scholz, da wo das Rote Floß in die Wittig mündet, das Stadtgebiet, das heißt den letzten Zipfel mit der Brandstelle des Hauses Nr. 158; das Haus links am Wege gehört jedoch noch zu Mildeneichen. Drüben über der Wittig, am linken Ufer, läuft der alte Reichenberger Wall- jahrtsweg durch Wiesen und Äcker, am Abhange des Niederbauer- beraes, hie und da das Häuschen eines Feldgärtners und stellt unter anderem die Verbindung Haindorfs mit Raspenau her. Ta liegt sie nun vor uns, die uralte Walljahrtsstätt- Maria Heimsuchung, auf grünem Hügel sich erhebend zu einer Seehöhe von 370 m, in einem Walde von Obstbäumen. Die Straße führt zunächst hergan in den Orsteil „Lehmgrübe“. Der Name rührt daher, weil 1720 zum Kirchenbaue an der Stelle der beiden, Häufer Nr. 335 und 338 eine Ziegelei errichtet worden war, „in die Birken hinein“ wie es im Kirchenbauprotokolle heißt. Ursprünglich lief der Gemeinde- weg über den unteren Ziebig bei den Häufern Nr. 140, 169 und Nr. 116 vorüber. Als das Haus Nr. 197 gebaut wurde, stieß man auf das Pflaster dieses verlegten Weges. Noch bis in die achtziger Jahre des verflossenen Jahrhunderts hinein mußte beim sogenannten „Kruazerhübl“ schon bei leichter Ladung der Fuhrmann Vorspann nehmen. Der steile Abfall der Straße zwischen dem Häufern Nr. 111. und 115 wurde ausgefüllt und durch die Sperrmauer gegen die Wittig zu gesichert. Unterhalb der Mauer breitet sich der „Wjechtsch" aus. Der größte Teil dieses Grundes gehörte bis zum Jahre 1781 zu Raspenau und zwar zur Wirtschaft Nr. 1. Bis dahin hatte die Wittig ihren Lauf bis heran an die Lehm- grübe genommen und durch ein Hochwasser in dem genannten Jahre sich geradeaus einen Weg gebahnt, wie sie noch heute fließt. Das abgeschnittene Grundstück kaufte 1781 am 12. September Anton Scholz, der damalige Besitzer des Hauses Nr. 114 in Haindorf. Bevor- wir die Anhöhe erreichen, zweigt links ein Weg ab, der den Fiebigweg schneidet und über Mildeneichen nach: Korolinthal einesteils, andernteils über das sogenannte Viket nach Bad Liebwerda führt. Wir betreten nun den Ortsteil „Neuhäuser" oder „Neu Haindorf“, Zu beiden Seiten der Straße machen die Häuser in breiten Abstande Front, als gälte es, ankommenden Gästen zu Ehren. Rechts hinter dem Haufe Nr. 100 befindet sich die Betriebsstätte der Firma- Haindorfer Kunsthornerzeugung Hausmann, Augsten & Co. Links vor dem Gasthause „zur Stadt Friedland“, im Hause Nr. 316 ist das Post- und Telegraphenamt untergebracht. Kurz vor der Straßen- kreuzung Bad Liebwerda-Weißbach, Kirchstraße fällt unser Blick links an der Bezirksstraße auf ein altes Patrizierhaus, Nr. 175, dessen malerische Bauart allerdings durch die rote Sternitdecke des breiten Manfardendaches an seinem Werte geschmäsert worden ist. Es ist das Geburtshaus des Glaskönigs Josef Riedel, jetzt im Besitze der Stadtgemeinde Haindorf mit dem Stadtamte. Von der vor dem Hause stehende Gedenksäule wird an anderer Stelle die Rede sein. Wir wenden und zunächst nun der Liebwerdaer Straße zu, die noch vor 40 Jahren zur Gänze durch freies Feld lief und von einer Pappel- allee beschattet wurde. Sie zählt heute zu den schönsten Fleckchen unseres Städtchens. Wo rechts die Schulgasse einmündet, hinter dem Spritzenhause, steht die zweistöckige Knaben- und Mädchenbürgerschule, mit der weitschauenden Fassade. Der Fußweg dahinter (links) stellt die Verbindung mit der Fieliggasse her. Rechts die Straße, entlang des eingefriedeten Commerturn- und Spielplatzes des Deutschen Turnbereines, führt zum Bahnhofe „Haindorf-Vad Liebwerda“. Untweit davon in füdwestl. Richtung liegt der uns ehenfalls aufge- lassene, im Jahre 1869 erbaute Friedhof. Richten wir nun den Blick bergan, auf die herrlichen Parkanlagen zu beiden Seiten der Fahr- straße, aus denen turmgeschmückte Villen, architektonische Kunst schamen, zwischen Wiesengrün und wogenden Fornfeldern. Gerne schritten wir noch bergan um von der Liebwerdaer Anhöhe, das impo- sante Bild des oberen Wittigtales in seiner prächtigen Glliederung auf uns wirken zu lassen, doch der enge Nahmen unsserer Abhandlung zwingt uns wieder zurück zum Ausgangspunkte, zum Riedelhause, wo uns gegen Süden zu, ein Anblick von überwältigender Größe und Schönheit gefangen nimmt: das Meisterwerk Fischers von Erlach, die zweitürmige Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung. Hinter ihr er- hebt sich der kreuzgeschmückte Nußstein, wie ein gewaltiges Fresko- gemälde am mittägigen Himmel. Nur der Meister selbst konnte seinem Werke diesen einzigartigen Ramen an Ort und Stelle wählen. Hier waltet der Ausdruck eines hervorragenden Genies, der als kraftvolle Wiederholung der Idee des Glaubens die Weihe und Erhabenheit reiner Kunft verlieh. An die Kirche schließt sich rechts das Franzis- kanerklofter mit dem durch eine hohe Mauer umgebenen Obst- und Gemüsegarten. Die vielen freundlichen Einkehrhäuser dahin, erzählen uns von dem reichen Bilger- und Wanderverkehre der früheren Zeit und das schöne, mit einem Turm geszierte Hotel Scholz Nr. 85, das größte Gebäude dieser Art im Bezirke, ist außerdem ein Beweis der Erkenntnis neuzeitiger Erfordernisse. Der die rechte Häuserreihe überragende Fabriksschlot, gehört der Vorzellanfabrik der Firma- Josef Kratzers Söhne Nr. 176, die unterhalb der Kirchstraßze an der Wittig steht. Bevor wir zum Kirchenplatze wandern, blicken wir noch einmal die nach Weißbach führende Bezirkssträße entlang, wo wir einige Häuser weiter, gegenüber dem freundlichen Hotel Worf Nr. 190. die St. Marien-Apotheke Nr. 303 wahrnehmen. Der geräumige Kirchenplatz wird von drei Seiten von massib er- bauten Verkaufsbuden umgeben. Ein Teil davon schließt den im Jahre 1869 aufgelassenen Friedhof ein, der ins Eigentum der Stadt- gemeinde übergangen ift. Hart daneben steht die einstockhoht Volks- schule. Noch einige Schritte gegen Westen und wir stehen auf der hohen steinernen Brücke. Der Auchlick von hier gegen das Gebirge zu, zeigt uns das alte Dorf, die sogenannte Steinstadt. Ueber dem rauhen Bett der Wittig senkt und hebt sich auf hohem Steinrücken hinan bis an die Hänge des Virkelberges der Kern der alten Siedlung. Die ganze Mühsal vergangener Zeiten spricht aus dieser Dürftigkkeit menschlicher Behausung, nur den Stätten der Bauern und Gärtner, die sich auf der Anhöhe ausbreiten, ist räumliche Entwicklung vergönnt. Die linke Mauer der steinernen Brücke trägt einen Gedenkstein mit den Buchstaben B. H. Hier stürzte einft ein Knabe Namens Vernat Hoffmann hinab in das felsige Bett der Wittig, ohne dabei einen nennenswerten Schaden zu erleiden. Rechts hinter der Brücke zweigt beim Hause Nr. 83 (Eigentum des Stefan Augsten) die Auengasse ab. Gegenüber dieser Realität stand das Haus Nr. 128, das vom Besitzer Jossef Nase im Jahre weggerissen worden ist. Einige Schritte weiter mündet rechts vor- dem Gasthofe ,zur Sonne“ Nr. 73 der alte Reichenberger Wallfahrts- weg in die Ferdinandstalen Straße ein, der wir nun folgen. Dieser Weg, in den Ortsteil „Neudorf" oder „Papierdörfel“, wie es früher hieß, ist ebenfalls erst in den letzten 40 Jahren nach und nach bebaut worden. Damals war es ein halperiger Hohlweg, der Spielplatz der häufigen Winterstürme, die andauernde Tagerstätte der Schmeetehen und der Leidensweg der Kindler aus dem Stolpich- tale, die vor Errichtung der Schulerpositur im frühesten Alter den langen Weg im Finstern, oft bei Sturm und Wetter, die Schule in Haindorf besuchen mußten. Heute führt ein schöner, breiter Fahrweg im Schatten einer Allee von Ahorn und Eschen dahin, links eine Reihe netter Wohnstätten und Gärten. Rechts des Weges breitet sich noch offenes Feld am Hange der Niederbauersberge gegen Ferdinandstal zu aus, das nur durch den Papierstzig und „Lenatz-Knöchl“ unter- brochen wird. Auf der Anhöhe zwischen den beiden Gasthäusern „zum Stolpichfall“ und „zum Feldichlößchen“ teilt sich der Weg. Wir folgen dem Dorfwege rechts hinunter durch eine Kirschenallee bis zur Stolpichbrücke. Links in dem einstockhohen Hause Nr. 285 (Gigen- tum des Josef Mieth) befindet sich die Schulexpositur, rechts davon die demselben Besitzer gehörende Brettsäge Nr. 239. Einige Schritte vorher führt beim Gasthause ,zum Tiroler“ ein Fußweg zu der zu Haindorf gehörenden Mahlmühle des Alfred Leukert. Hinter der Brücke steht rechts am Wege das im Jahre 1923 erbaute Steigerhaus der Freitwilligen Feuerwehr Ferdinandstal mit der 1923 errichteten Glockenstube. Nebenan führt rechts der Weg in din zu Raspenau gehörenden Ortsteil Ferdinandstal. Links neben der Stolpich- brücke erhebt sich der freundliche Häuserkompler der Vigogne- spinnerei A. Bernig's Nchf. M. Hanisch Nr. 212. Unser Weg führt hinauf in füdlicher Richtung, stromaufwärts der Stolpich, bis zum Gasthause „Waldschlößchen" Nr. 267, da wo die Stolpichstraße beginnt, neben dem Forfthause am Eingange des Tiergartens. Von hier aus können wir das ganze liebliche Tal der Stolpich überschauen. Gs ist das Bild einer harten Schicksalsgemeinschaft, die nur das Rauschen der hohen Buchenwaldung beglückt, der dunkle Saum der Berge mit Immergrün bekränzt. Nichts drängt sich dem Auge auf, das über das enge Genüge aller dieser Häuschen hinausragte, mit koftbarem Schmücke, die Demut der Umgebung forderte und den Neid- des Vergleiches wachriefe. Nur die Stätten der Arheit, der Wald, die Fabriken tun sich vor. Dort, mo'3 Dörflein zu Ende geht, steht vereinsamt die Vigognespinnerei der Firma Anton Beuker, der Ge- meinde Raspenau zugehörend. Die Zierde von Ferdinandstal, die ehe- malige Haindorfer Papiermühle mit dem Glockentürmchen (Nr. 1). liegt in Schuft und Asche. Sie ward in der Nacht vom 15. zum 16. Mai des Jahres 1923 ein Raub der Flammen. Rechts daneben die Haindorfer Mahlmühle Nr. 297 des Alfred Leukert, verbirgt zum Teile das Laubgebüsch an der Stolpich. Rechts von unserem Stand- punkte aus befindet sich oben am Waldsaume das Fabriksgebäude Nr. 302, Cigentum der Firma A. Bernig's Nachfolger M. Hanisch. Wir kehren nun die schöne Jahrstraße zurück nach Haindorf. Einige Schritte hinter der Stolpichbrücke steht links am Wege die Brettsäge Nr. 139 dies Rudolf Neumann und nehenan die Papierfabrik Anton Rößler Nr. 340. Ehe wir das anmutige Stolpichtal verlassen, werfen wir noch einen Blick auf die letzte Ruhestätte der Ferdinands- taler, auf den hinter dem Gasthause „zum Feldschlößchen“ Nr. 74 liegenden Friedhof. Wenden wir uns noch dem Lehen zu, dem großen industrieflen Unternehmen der Firnna Fritsch & Co., A.-G. Zu dem hinter der Kirche, gegenüber dem Kretscham befindlichen umfangreichen Fabrikz- gebäude gehört der einige Minuten davon entfernte Shedbau Nr. 385 an der nach Weißbach führenden Bezirksstraße. Ueber diesem, am Hainwege, erhabt sich die Betriebsanlage der Holzverwerkungsgesell- schaft und die Straße weiter gegen Weißbach zu erreichen wir in etwa 10 Minuten die Baumwollspinnerei und Strickgarnfabrik M. Simon Nr. 22. Dahinter zwischen den Häusern Nr. 137 und Nr. 166 zweigt 10 der historische merkwürdige Trauersteig ab. Drüben am linken Ufer- Wittig, am Waldsaume, liegt der Ortsteil „Winkel“ mit dem der herrschaftl. Forsthause. Wir haben auf unserer Wanderung durch den Ort das alte Reihendorf, eine ausschließlich deutsche Siedlungsform, vorgefunden. An Zier- und Brachtbauten, außer den bereits angeführten bemerkenswerten Gebäuden, ist der Ort arm. Der größte Teil der Häuser vermittelt den einfachen und schlichten Ausdruck des Nutzens und der Zweckmäßigkeit, aber auch den Sinn der Sauberkeit, der Freude an farbenprächtigen natürlichen Hausschmuck, der aus Fenstern und den vielen Ziergärten leuchtet und duftet! Die alte malerische Bauart der Schlesier, das Bundwerkhaus, die Erkerhäuser, der Blockwandbau, die noch vor fünfzig Jahren vorherrschten, sind im Taufe der Jahre bielfach durch nüchterne Stein- und Ziegelbauten erfeßt worden, von praktisch denkenden Bauleuten ohne Sinn für das Stilvolle, Heitene und dem Bilde der Landschaft angepaßten Fform, worüber uns die Alten soviel zu denken gaben. Von den Erkenhäusern sind im Orte nur noch zwei vorhanden, es sind dies die das Nummern 102 und 118. Die „Poblatsche“ ist verschwunden, Schaubendach; wenige Objekte tragen noch Schindelbedsachung. Der blaugnaue Schiefer herrscht vor. Die rote Ziegelbedachung einer Reihe von Natbauten, bringt Leben in das hatte Grün- Einzig und allein „Das alte Dorf“ birgt noch Manches aus altem Brauchtum, da finden wir den Türnagel mit dem Schlageisen, das Klingbändel, das „Rötschlfanfter" und das alte hölzerme Nummernbrettchen mit der Aufschrift der Josefinischen feuerlösch- ordnung: „Zum Drücken: Auf die Dächer, zum Wasserholen“ ufm. Das Gemeindegehiet umfaßt ein Flächenausmaß von 3768 ha 13 m2. Nach einem aus dem Jahre 1883 rührenden Parzellenproto- kolse gliederte sich dieses wie folgt: 126 to Weißbach 3888 Doch 1012c. Wald. 891 " Schwarz Flößebach 564 „ 391 Acker. 882 „ Andere Bäche. 1109. 141 Wiese. 1228 „ Mühlbäche. 573 Garten. 257 Lehmgruben. 1552 Weide. Bauarea bis ein- 857 Felsen 16 Joch 2250 schließlich Nr. 348. 544 Sumpf. Ortsraum (Markt- 313 Teich. 131 „ platz eh.) 1 " Bäche: Friedhof, alter bei 505 Wittig 331 „ der Volksschule 1233 Schwarzbach Friedhof, neuer am 571 Schwarze Stolpich 892 „ Lehengute. 564 Weiße Stolpich. Privatwege "337 " 498 Ramnitzbach. 23 " 687" Oeffentliche Wege. 222 Tannenbach Zusammen . 6418 Joch 1478 fe 898 Albrechtsbach. 11 Die Stadt Haindorf zählte Ende des Jahres 1923 466 Num- mern, hievon entfallen die Häuser: 7, 17, 23, 34, 52, 66, 78, 90, 103, 105, 107, 121, 128, 134, 213 und 243, die zum Teil durch Glementarereignisse zerstört, zum Teil wegen Baufälligkeit wegge- rissen worden sind.*) Das Haindorfer Ortsgebiet grenzt mit den Gemeinden: Bod Liebwerda, Weißbach, Polann, Albrechtsdorf, Friedrichswald, Voigts- bach, Raspenau und Mildeneichen. In früherer Zet galt unser Gebirge als Ausläufer des Riesengebirges. Erst ipäter wurde es zufolge seiner Gliederung als selbständiger Gebirgszug angesehen und nach der Iser benannt. Es wird zu den ältesten Gebirgen Guropas gezählt. Die Naturtwissenschaft setzt seine Erhebung an das Ende dar Pflanzen Grauwacke. Sein geologischer Aufbau besteht aus Granitit, Granit, Gneis und Glimmerschiefer, an vielen Stellen von Bafalt, Spenit, Diorit, Persantit und Melaphhr durchzogen. Da der Granit des Isergebirges mehr Oligoklas als Quarz enthält, hat man ihm den Namen Granitit gegeben. Zufolge seiner grobkörnigen Beschaffen- heit ist er atmofphärischen Einflüssen stark unterworfen, ein Um- stand, der die eigenartige Gebirgsformation mit ihren Türmen, Einschnitten, Kämmen, fefselartigen Vertiefungen im Gestein bedingt und dartut, daß unser Gebirge einst viel höher war. Mehrere Er- höhungen in der Nähe Friedlands mit diluvialen Gehilden weisen darauf hin, daß zur Zeit, alls das Dilubialmeer"7) noch bestand, das Bett der Wittig um 100 i höher lag, also etwa in der Höhe der Friedländer Schloßturmspitze. An die Lagerung des Granitit schließt sich in der Talfohle Granit. Im eigentlichen Niveau des Tales, in der Flußebene, findet sich in ncht beträchtlicher Tiefe der Lehm, der wegen seines eisenhältigen Gemenges nicht grau ist und weniger als mächtige Tager, sondern mehr als Lettensschichtung erscheint und sich gegen Norden im Tale entlang bis an die Haindorf-Liebwerdaer Anhöße ausdehnt, der hier die Glimmerschieferzone folgt. " Nr. 7 Gedinghaus zu Nr. 6; Nr. 17 abgebrannt 1803 am Lehen; Nr. 23 abgebrannt 1894 am Lehen; Nr. 39 Stübel zu Nr 38; Nr. 52 abgebrannt 1861 am 271XI Steinstadt; Nr. 60. abgebrannt 1860, Steinftadt; Nr. 78 Stübel zu Nr. 79, Auengasse; Nr. 90 abgebrannt 1852 am 31.)II1., Neuhäufer; Nr. 103 weggerissen, stand bei Nr. 102; Nr. 105 Stübel zu Nr. 101; Nr. 107 Stübel zu Nr. 106; Nr. 121 Stübel zu Nr. 109; Nr. 128 weggeriffen 1907; Nr. 134 in Nr. 5. eingebaut; Nr. 213 weggerissen 1895 am Lehen; Nr. 243 weggerissen 1858 vom Hochwasser. 4 Auf dem Gelände einer Chamottefabrik in Wünschendorf ist man kürzlich beim Aus- schachten auf prächtige Gletscherschliffe der Eiszeit gestoßen. Ferner finden sich in den Schle- ferschichten die Reste zahlreicher Kleinkrebse und die Abdrücke von Schuppen und Flossen- stacheln urweltlicher Fische. Die Reste dieser organischer Stoffe sind so groß, daß der Wün- schendorfer Schiefer sogar brennt. Vor ungefähr 50 Jahren magte man seinen Abbau, stellte ihn aber bald wegen zu geringer Erträglichkelt wieder ein. Wenig bekannt dürfte es sein, daß man auf den Schotterbänken des Dueis, der als Dorfbach das schlesische Bab Flinsberg durchströmt, versteinerte Heiftschzähne, hin und wieder Vernsteinstücke und belm Dorfe Stein- krch feingliedrige, versteinerte Seelilien findet. 12 5 n 5 Idealer Durchschnitt eines, Teiles der Erdrinde. I. Allupium. II. Diluotum. III. Tertiärschichten. IV. Kreldeformation. V. Juraformation. VI. Trlasformation. VII. Rothltegendes. VIII. Stelnfohlenformation. I. Uebergangsfor- mation. X. Urschiefer. Gneis. XI. Granit. XII. Porphpr. XIII. Basalt. XIV. Bulkan. Übersicht der geologischen Zeiträume, zuerst die jüngsten, zuunterst die ältesten Ablagerungen: 6) Alluoium. Jüngeres Schwemmland. 2. Quaiär IV. Neuzeit. a) Deluvium. Auftreten des Menschen, Giszeit. Sänozoische Perlode. 1. Terziär: Herrschaft der Säugetiere und Vögel. Gidechsen 3. Kreide III. Mittleres Zeitalter. Panzerechsen Herrschaft der Reptillen 2. Jurn Medozotsche Pertode. Schlangen. 1. Trias 5. Permische Zeit. Die ersten Reptilien. 4. Kohlenzeil. Die ersten Amphibten (Frösche, Molche). II. Altertum der Erde. 3. Dereorzeit. Zahlreiche Fische. Paläozotsche Pertode. 2. Silurzeit. Die ersten Fische erscheinen. 1. Cambrium. Noch keine Wirbeltiere. I. Urzeit der Erde. Bis jetzt wurden in diesen Ablagerungen keine organische Archälsche Pertode. Reste gefunden. Der Urzeit entstammen: Glimmerschiefer, Urtonschiefer (Hornblende) u. Gneise. Dem Altertum entstammen: Grantte, sowte das Rothliegende. Dem Mittelalter entstammen: Kreidesandsteine. Der Neuzeit entstammen: Fluß- und Nachablagerungen. Eine Begleiterscheinung der starken Verwitterung der Gesteine sind die vielen Moorlager, die durch ist der große Wasserreichtum, ihre Rohlensäurebildung mit den Bestandteilen des verwitterten Granit (Thon, Riefelerde, Kali, Kalk und Gifenorid) die Säuerlinge und Mineralquellen schaffen. So wie das Schicksal seine Runen in das menschliche Antlitz gräbt, so haben die Naturkräfte die helmatlichen Gefilde gestaltet. 13 Unsere Talmulde ist altes Wasserbett. Das war aber, wie schon erwähnt, vor Zeiten, die keine Urkunde meldet, als der Kranz der Berge noch viel höhen in die Wolkenbahn ragte und alle die grauen, fahlen Granithäupter noch tief im Waldboden ruhten. Wer je einmal dem Laufe der Wittig stromaufwärts gefolgt, ihrem Wesen nachspürte, dem wird auch die Bodenformation entlang der Ufer nicht entgangen sein, wie sie das Hügelland allmählich zereilt hat und immer tiefer ihr Bett gegraben. Die Bodenwellen treten da zurück, größere Ressel bildend, dort wieder rücken sie näher zusammen, werden höher und geben Kunde, welche Gewalten und welche Zeiträume da im Spiele waren. Alle die Krümmungen, die wir heute wahrnehmen, sind nur vorübergehende Erscheinung. Einen harten Kampf hatte die Wittig beim Eintritte in die heutige Steinstadt, am Kirchberge, zu bestehen. Mächtige Felsgebilde türmten sich hier auf. Ehe sie diesen steinernen Damm gebrochen, mag sie wohl ihren Weg um den Kirchberg durch den heutigen Kloster- garten genommen haben. Noch vor 200 Jahren war das obere Wittigtal mit tückischen Sümpfen stark bedeckt. Häufige Niederschläge hielten die Gewässer in Spannung. An den Hängen dräuten unzählige Tümpel, die Vergrücken waren ein natürliches Sammelbecken, wie es die Sage vom Tschihanelteiche noch heute berichtet. Das Haindorfer Lehens- gut enthielt nicht weniger als 8 Teiche, die der Fischzucht dienten. Einer davon bafand sich an der Liebwerdaer Straße, der vom Roten Floß gebildet und 1907 in die Gartenanlage zu Nr. 436 verlegt wurde. Im Jahre 1882 errichtet Ferd. Maier, der Besitzer des Gast- hauses „zur Sonne“ (Nr. 73) unterhalb dem Dorfwege einen Teich und 1887 der Bauer Bergmann in Nr. 30 am Winkelwege, die beide dem Gislaufsporte ihre Entstehung verdanken. Zahlrgich ist das fließende Gewässer, welches das Ortsgebiet bespült, das ihm entquillt. Die Wittig.*) deren Namen von wüten, besser vom althochdeutschen witu, das ist Holz, Wald, abge- leitet wird, entsteht aus zwei Quellbächen, der Schwarzen Wittig, die auf Weißbacher Gebiete bei der Grünen Lehne entspringt und der Weißen Wittig, deren Quellen auf Haindorfer Grunde zwischen Kneipe und Siechhübl liegen und sich unterhalb dem Wittigthause vereinigen. Ehe die Wittig das Stadtgebiet betritt, hat sie bereits in Weißbach am rechten Ufer das Gänsewasser, den Hegebach und den Fischbach, am linken Ufer die auf Haindorfer Grunde entsprin- genden beiden Hemmflösser und die Weißbach aufgenommen. In " Die Wittigquellen liegen 950 m hoch. Das Gefälle ist sehr bedeutend. Von Weißbach bis Friedland beträgt es 213 m. Vom Ursprung bis zur Mündung bei Radmerik 760 m. Deim Austritte der Wittig aus dem Bezirke Friedland hat sie eine Höhe von 203 m. 14 Haindorf wird sie am rechten Ufer bei Nr. 319 durch das am Frätsch- berge entspringende Erllvieswasser und dem Schwarzen Teichgraben (früher das Rote Floß) verstärkt und am linken Ufer bei Nr. 254 durch den Schwarzbach; bei Nr. 258 nimmt sie das Pobstflössel auf, bei Nr. 211 das Saphirflössel und endlich in der Steinstadt erreichen sie zwei Rinnsale, das Neubauergrabl bei Nr. 55 und Sennerbauers- wasser bei Nr. 65. Die Wittig flüeßt bei Radmeritz, unterhalb Görlitz, in die Lausitzer Neiße und gehört somit in das Gebiett der Ostsee. Die Schwarze Stolpich entspringt am Scharchen und dient im Ortsteile dem Antriebe zweier Fabriken und zweier Brett- sägen. Die Kleine Stolpich nimmt ihren Ursprung unter- halb dem Oelberge und verbindet sich im Zesprich mit der Schwarzen Stolpich, die in Kaspenau in die Wittig fließt. In das Gebiet der Nordssee sendet der Haindorfer Gebirgskamm den Albrecht 3bach, der am Südabhange des Siechhübels ent- springt und nach kurzem Taufe den Schwarzen Flößbach aufnimmt und der Schwarzen Desse zueilt. Das Tannwasser (Tannen- bach) hat seinen Ursprung auf der Tschihanelwiese. Es ist ein Neben- fluß der Kamnitz. Der Große Kamnitzbach fließt aus einer Senkung zwischen dem Taubenhaus und dem Schwarzen Berge. Er. ergießt sich bei Unter-Spalow in die Fser- Zur Feststellung der Niederschlagsverhältnisse bestehen im Wittiggebiete fünf Regenbeobachtungsstationen: Fried- land, Neustadt a. T, Weißbach, Börnelhaus und Bullendorf. Nach einer Schilderung der Flußregulierungskommission für Böhmen vom Jahre 1914 betrug die mittlere Regenhöhe, der erst über eine kürzere verläßliche Beobachtungsreihe verfügenden, in 290 m. Seehöhe gelegenen Station Friedland 820 mmn; die 510 m hochge- legenen Station Neustadt a. T., wies nach 18jährigen Beobachtungen einen Jahresdurchschnitt von rund 1100 mmn Regenhöhe auf, während die 505 m hochgelegene Station Weißbach im gleichen Zeitraume 1293 mm berzeichnete. Die höchsten Tagen des Wittiggebietes wiesen natürlich noch beträchtlich größere Regenhöhe auf, wie aus den Auf- zeichnungen der im benachbarten Isergebiete gelegenen Station Christiansthal und Neuwiese hervorging. Ersteres, 798 i hoch ge- legen, wies nach 14jährigem Durchschnitte 1374 min, letztere, 780 m hoch gelegen, 1444 mm Regenhöhe auf. Die bisher kleinsten jährlichen Regen höhen im Wittig- gebiete wurden in Eried land mit 582 mmn, in Neuſt adt mit 646 min und in Weiß b ach mit 785 mm beobachtet; die größten Jahresmengen betragen für die genannten Stationen 1128, 1491 und 1734 min. 15 Bezüglich der größten Tagesregenhöhen ragt namentlich Weiß bach hervor, das am 29. Juli 1897 182 mmn Regenhöhe verzeichnette. Besonders hohe Regenfälle sind in diesem Gebiete aber durchaus nicht selten, denn am 12. September 1899 wurden in Weißbach 167 min am 13. Juli 1907 148 und am- 1. Juli 1909 116 mmn gemessen. Auffallenderweise verzeichnet Neu- stadt bisher noch keine Tagesregen von mehr als 100 mmn, doch dürften die Regenfälle, welche das Julihochwwasser des Jahres 1879 verursachten, wohl mehr als 100 mm innerhalb 24 Stunden gebracht haben. Bemerkenstert ist, daß die im benachbarten Ffergebiet ge- legene Meßstelle Neuw iefe den bisher in Mittel-Guropa über- haupt beobachteten größten Tagesniederschlag mit 345 min am ik 29. Juli 1897 verzeichnel., Durch die Begung von Ablaufgräben auf dem Sattel und an den Abhängen des Gebirges, sowie durch die Trockenlegung eines großen Teiles der Talsohle, hat sich das Kli m a wesenklich gebessert, doch bewirkt dieser Umstand den Nachtel, daß nach heftigen Regen- güssen, die Gewässer mit unheimlicher überraschender Schnelligkeit zutal stürzen und Brücken und Ufergebiete ins Verderben setzen. Außerdem sind die Bäche dadurch in normalen Zeiten wasserärmer und schon nach kurzer Trockenheit an vielen Orten den Wasserwerk- besitzern die Ursache, den Bestrieb einschränken zu müssen, beziehungs- weise gänzlich still zu legen. Das Wetter des Jahres 1923 mag als Beispiel dienen, da dieses kein sogenanntes katastrophales war und die Eigenart unseres Gebirgstales kennzeichnet. Die Jahresübersicht der meterologischen Beobachtung im Isergebirge gibt folgenden Bericht: Das Jahr 1923 begann mit ziemlich milden Wintertagen. Erft gegen Ende J’àn n er fette ſtren gere Rälte mit etwas Schneefall ein. Anfangs Eeber hatten wir einige milde Tage zu ver- zeichnen, denen aber am 5. Feber eine Kälteperiode folgte, die am- 14. Feber mit — 17.8 Grad Gelfius ihren Höhepunkt erreichte und dann bis zum 22. Feber wieder langsam zurückging. Der Frühlingsmonat März brachte wohl in seiner ersten Hälfte trübes Wetter, wenn auch ohne besonderer Kälte, in der zweiten Hälfte und noch beinahe bis Mitte April gab es mit geringen Aus- nahmen herrliche Sonnentage, welche die Schneedecke bald zum Schmelzen brachten. Der Schnee war bis zum 26. März selbst in den Bergen meist geschwunden. Obwohl der April noch an einzelnen Tagen Schnee brachte, so kam es doch zu keiner Bildung einer Schnee- *) In Oesterreich weist nur Erkotce in Dalmatien einen noch größeren Tages- regen mit 354 im (12. März 1901) auf. 16 decke mehr. Eine etwas ungewöhnliche Wärmeperiode hatte der Mai- aufzuweisen. Das Thermometer stieg bis zum 8. Mai auf 25.8 Grad- Gelsius, eine Temperatur, die wir im Juli, August gewöhnt sind. Die Wärme hielt auch bis Ende des Monats, wenn auch gemäßigter an. Da es auch im Mai bei aller, Wärme an reichtichen Nieder- schlägen nicht fehlte, so war der Monat als recht fruchtbar für die Landwrtschaft zu bezeichnen. Die schönen Hoffnungen, die der ange- nehme Mai in uns weckte, wurden aber durch den Juni gründlich zu Schanden gemacht. Trüb, regnerisch und kühl, nur hier Tage warm ohne Niederschlag, nimmt der Monat eine Sonderstellung im der für uns wichtigen Sommerperiode ein. Besser legte sich, zumindest in seiner ersten Hälfte, der Juli, an, so daß die Landwirte doch noch Gelegenheit zu guter Ernte hatten. Es hieß aber, schnell zugreifen, denn die zweite Hälfte des, Juli suchte es seinem unfreundlichen Vor- gänger gleich zu tun. Besonders vom 25. bis 27. Juli waren fritische Tage mit Gewitterböen, Regen und Wind. Ähnlich wie der Juli hielt sich auch der August. In seiner ersten Hälfte warm und mild, der Rest aber von bedeutenden Niederschlägen und Temperaturrückfällen begleitet. Doch auch warme, heitere Sommertage mengten sich ein. Der September, im allgemeinen trüb und regnerisch, war be- merkenzwent durch seine Wärmeperiode vom 9. bis 14., in welcher die Temperatur beinahe sommerliche Höhe erreichte. Beson- ders regnerisch war der Oktober, der die höchste Monatsnieder- schlagsmenge mit 210,7 Millimeter brachte. Doch hielt sich die Temperatur immer noch über 9,9. Bereits am 1. November sank das Thermometer unter Rull und am 9. war die Landschaft unter die weiße Decke gebettet. Die Sonne errang wohl noch einmal die Oberhand und brachte den Schnee zum Schmelzen, aber am 23. lag abermals Berg und Tal verschneit und der Winterschmuck hielt an. Während die Temperatur bis in die reichliche Mitte Dezember er- träglich blieb, sank sie dann rapid, um am 27. mit — 17,9 Grad Kälte den kältesten Punkt des Jahres zu erreichen. Im Gefolge des Temperaturfalles kamen echt gehirglerische „Stöberwetter" (Schnee- treiben), die am 17., 19. und ganz besonders am 25. von einem starken Sturmwinde begleitet waren, ebenso ließ der Dezember und noch einmal und zwar am 18. Gewitterdonner hören. Der ge- witterreichste Monat mit elf Gewittertagen war der Mai- Die vorherrschenden Winde sind die Nordwest- und Südoft- winde. Letzterer verursacht eine auffallende Herabsetzung der Temperatur und bringt anhaltenden Regen, Sturm, Hagel, im Winter Stöberwetter, Güdostwind dagegen bringt trockenes, schönes Wetler. 17 Die Bodenbeschaffenheit im Süden und Südosten, der Gebirgskette entlang, ist tiesig, doch immerhin mittelertrags- fähig zum Körnerbau,, da vermöge der Durchlässigkeit des Bobens und bei der günstigen Regenmenge die Feldfrüchte unter Beigabe einer der, Bodenbeschaffenheit und den klimatisschen Verhältnissen angemessenen Düngung, gedeihen. In der Talsohle, auf der sogenann- Sonnenseite, bedingt die Lehmlagerung durch die natürliche Zer- setzung dieser Erdart, die Beimengung der animalischen Düngstoffe einem guten Ackerbau,, doch ist noch ein großer Teil, wie die „Schwarze Erde“ (Schwuarz Aar) durch ihre sumpfige Tage nur als minderwertiges, Weideland einzuschätzen. Der Obstbau gedeiht im Orte vorzüglich bei guter Pfleg- und entsprechender Sortenwahl. Nur, hie und da trifft man stock- brändige und fernbrändige Obsthäume. Würden nicht Süd- und Südoftwinde beinahe alle Jahre so frühzeitig das Obst schütteln und abwerfen, Fröste in der Blütezeit verheerend wirken, wäre mit einem reichen Ertrage, zu rechnen. 18 Die Vorzeit. Nur wenn wir dem Wellenspiele der Geschichte des ganzen, uns umgebenden nördlichen Tieflandes lauschen, dem einst unser Gebiet poltisch zugeteift war und geographisch von Natur aus gehört, das den Nordabhang des Isergebirges schon vor weit mehr als 2000 Jahren in Mitleidenschaft gezogen, wird die Besiedlung der hermat- lichen Gefilde zum Erlebnis, zu einer notwendigen Folgeerscheinung und rückt und begrifflich auch da näher, wo die Urkunde schweigt und der Forscher der Vorzeit mit Spaten und Schaufell einer längst ver- junkenen Welt nachgeht. Seinem mühevollen Beginnen verdanken wir heute eine staunenzwerte Fülle von Erkenntnis der vorgeschichtlichen Kultur sowohl in materieller als auch in geistiger Hinsicht. Die ältesten Spuren menschlichen Daseins in Sachsen und Schlesien rühren aus jener großen erdgeschichtlichen Spoche, der Gis- zeit, die vor ungefähr 22.000 Jahren vor Christi ein Ende nahm. Dreimal hatte der gewaltige Gisgang von Norden her Berg und Tal- verglletschert und aus den Kreidefelsen ein in unserer Gegend fremdes Mineral, den Feuerstein in das Zittauer Gebirge, in die Riesgruben Schlesiens getragen, woraus der palöolitische, der altsteinzeitliche Mensch Waffen und Werkzeuge schuf, wie sie die Museen dieser Gegend besitzen. So enthält das Zittauer Museum einen kleinen Haustkeil, der die Form einer Lanzenspitze hat, und in Wetzwalde bei- Grottau gefunden worden ist. Ergiebiger sind die Forschungen aus dem Reolithikum, der Jungsteinzeit (2500—2000 b. Chr.) und der Bronzezeit (2000—700. b. Chr.). Die bielen hunderte von Gräberfeldern bilden eine reiche Fundgrübe allter Kultur. Steinbeile, Waffen, Gefäße, Werkzeug, Schmuck aus Bronze und Eisen, selbst Schriftzeichen aus der Zeit um 500 b. Chr., vermitteln ein Bild der Wesensart und der reh giösen Anschauung, jener Vorzeitleute. Es ist erhebend zu sehen, mit welcher rührenden Sorgfalt und Liebe die letzte Ruhestätte ausgestaltet und umgeben wurde. Ein klassisches Beispiel gibt ein aus der letzten Hälfte des ersten vorchristlichen Jahrtausend stammendes Kinder- grab aus einem größeren Gräberfelde in der Nähe von Siegersdorf, das in der vorgeschichtlichen Abteilung der Oberlausitzer Gedenkhalle in Görlitz aufgestellt worden ist. Vor der Urng war dem Kinde im Grabe sein Spielzeug aufgebaut: kleine Töpfchen und Krügelchen und die Kinderklapper, ein Vogel mit kleinen Rieselsteinen gefüllt. 19 Das Heidenkndchen ist künstlich ernährt worden, vielleicht ist ihm Die Mutter im Tode vorangegangen. Auf der linken Seite der Urne steht ein näpschenartiges Gefäß miit einem der ganzen Tänge nach durchbohrten kurzen Stiele. Den bekam das Kind in den Mund, um aus dem Napfe die dort hinein gefüllte Milch zu faugen. Dieser ergreifende Gefühlsausdruck der Vorfahren aus jener fernen Zeit schlingt sich wesensverwandt um unser Seelenleben, ver- knüpft sich zu einer Gemeinschaft mit jenen alten Heidenmenschen, die das Vorurteil der Nachfahren zu Barbaren gestempelt. Aber auch die Besiedlungsgeschichte unserer engeren Heimat erhält anscheinend durch die Forscherarbeit des Anthropologen eine von Grund aus andere Wendung. Da, wo die einschlägige Literatur noch um das 12. Jahrhundert undurchdringbaren Urwald setzt, er- scheint jetzt kaum eine Wegstunde von Haindorf entfernt, ein alters- grauer Zeuge, der Hohg Hain (Glitzbusch), dessen 486 in hohen, mit Phonolittrümmern besäten Scheitel, Kefte von Steinwällen am Südwestabhange umgeben, die der Vorzeitforscher Profissor L. Scherabend als von einer „Fliehburg“ herrührend bezeichnet. Diese Erkenntnis gefördert zu haben, ist, falls die Erwartungen sich be- stätigen, ein Verdienft des aus Buschullersdorf stammenden Fach- lehrers Adollf Schicketanz, der auf seinen Durchforschungen ein Stein- beil fand und auf grabähnliche Steinhügel am Südwestabhange sleß, die noch der Untersuchung des Fachmannes harren. Schon 1879 fand der Oekonom Josef Menzel in Mildenau in seiner, am Hohen Hain liegenden Waldung beim Abfahren von aufgeschlichteten Kling- steinin einen Schafklappenkelt, eine Waffe aus der jüngsten Bronze- zeit. Ferner wurde am Hohen Haine 1884 ein Steinbeil aus Bafalt gefunden. Die ersten, dem Volke nach bekannten Bewohner der Ober- lausitz, waren Sweben, Semnonen, in Schlesien die Lugier und Silingen, dem germanischen Stamme der Vandalen angehörend. Ihre Siedlungen reichten bis an den Fuß unserer Berge heran- Während der Bälkerwanderung verließen diese zum großen Teil das Land.*) In die verlassenen Gebiete drangen slawische Völkerstämme und ergriffen Besitz davon. Unter desen Stämmen nahmen die Milcarner, Zapoler, Lusatier und Lemuzen den Vorrang ein, die sich in dem Restwolke der „Wenden" oder „Sorben“ in Schlesien und Sachsen bis auf den heutigen Tag erhalten haben. ") Die Gerntanen vor 2000 Jahren. Der Gelehrte Ffranz von Wendrin entzifferte die eigenartigen Felsbilder von Bohuslän an der skandinavtschen Küste von Goteburg bis Vergen. s ist dies die weilaus älteste, schriftliche Urkunde der Mensthelt, die die Wanderung eines germanischen Stammes, der Lugier oder Vandalen von Bohuslän nach Deutschland schildert. Tamols war dort eine Hungerznot ausgebrochen; deshalb faßte der damalige könig von Bohuslän, genannt der Große, den Entschluß, mit seinen Untertanen und zwei anderen be- nachbarten Stämmen, nach dem sogenannten „Lande der vielen Pferde“ auszuwandern, das nur 2 Tagekreisen entfernt sein sollte und wo es Fleisch in Menge gab. Nachdem noch ein sturm die Schiffe der Auswanderer schwer heimgesucht hatte, gelangte man im Frühjahr zur Zeit der Schneemelze nach dem Lande der Pferde und betrat es an der Ausmündung des großen Flusses, der Oder. 20 Zum Lande der Milcaner gehörte in alter Zeit das ganze Friedländer Gebiet, das später, als der füdöstliche Teil den Namen zagoft, das ist Hinterwaldgau, erhielt. Nach dem Geschichtsforscher Seliger umfaßte er das Gehiet des Feschken- und Zittauer Gebirges bis an die Südgrenze des Bautzener Landes, dazu wird gerechnet: der Queiskreis und das Weichbild Zittau mit der Herrschaft Zittau, Rohnau, Ostritz sowie den an 9 eblich später davon abgekommenen Herrschaften Seidenberg, Friedland, Sammerstein und Grafenstein- Nach demselben Forscher hat der Zagoft niemals zu Böhmen gehört. Die bier Urkunden von 1144, 1188, 1228 und 1241, die ihn er- wähnen, sind ausschließlich solche, in denen über Besitzungen der Bischöfe von Meißen gehandelt wird. Darnach bezog sich der Name Zagoft nur auf den Eigenschen Kreis im Pließniktale sowie auf den heren Bizpriesterstuhl Seldenberg, also auf den Queiskreis und auf die rschaft Seidenberg Friedland, dem Markgrafen von Meißen unterstehend. Als 1253 das Land Bautzen an Brandenburg fiel, wurde der nördlichste Teil wie der Queiskreis zu Bautzen geschlagen, der süd- liche, das Gebiet von Friedland aber kam zu Böhmen in den Besitz des Königs, der es am 7. Feber 1278 an Rulco von Biberstein ber- kaufte. Wie gelangte nun das Deutschtum wieder zu der einst verlore- nen Gemarkung und wann erfolgte der Heimfall? Hierüber gehen die Meinungen der Geschichtsforscher auseinan- der. Nach einem Teile sei Schlesien und die Lausitz auch nach der Völkerwanderung stets von Deutschen bewohnt worden, wenn auch spärlicher, sodaß die eindringenden Slawen noch Raum genug fanden zu ihrer Niederlassung- Die ältere Geschichtsschreibung berichtet über ein vollständiges Verlassen der alten Siedelstätten durch die deutschen Stämme während der Völkerwanderung. Es streiten hier- Annahmen mit, die nur eine Folgerung aus den Zeiterscheinungen darstellen. Wie dem auch sei, wir wissen, daß es die deutsche Heidenmission war, die das Vordrängen der Reichsmächte gegen Osten über die Saale-Elblini- hinaus zu den heidnischen Slawen") nötig machte und von politischen Gesichtspunkten aus gefördert wurde. Schlesien ge- hörte damals zu Polen, dessen Grenze über den Tafelfichtsattel lief. " Sammlung einiger historischer Nachrichten von der kleinen Stadt Seidenberg. Lauban 1762, Verfassername fehlt. Bis iws 10. Jahrhundert war die Oberlausiß von Beiden bewohnt und haben in ihrer Finsternis den stummen Götzen ge- dient. Unter diesen war bei den Sorben-Wenden der Götze Flins der vornehmste, der wie ein Totengerippe, mit einem langen Mantel und in der Hand mit einem Stabe, auf dem Haupte aber einen Löwen tragend, abgebildet wurde. Bei den alten deutschen Völfern wurde vornehmlich die Göttin Isis verehrt, als welche um die Gegend von Görlt ihren besonderen Hain gehabt, den hernach die schriftl. Glaubensboten zerstört haben. Die Verehrung bestand aus Opfern und Geschenken an Brot, Räse, Butter, Wachs u. dgl. Erst im 9. Jahrhundert wurde in der Gegend der Name Christo bekannt. 21 Noch heute nennt hierorts der Voksmund den Wohlischen kamm den „polsche Roamp“ So erfolgte seit Heinrich I. und den nachfolgenden sächsischen Kaifern eine allmähliche Rückwanderung und Rückeroberung durch Deutsche von Westen her mit Schwert und Pflug. Bauern aus Mitteldeutschland, vom Rhein, aus der Maingegend, aus sächsischen und thüringischen Gebieten siedelten sich an. 928 gründet Hein- rich II. nach dem Siege über die Milcaner die Markgrafschaft Meis- sen und machte die Bewohner des Zagost tributpflichtig, zu ihrer Niederhaltung und zum Schike der christl. Religion erbaute Otto I. 958 die Ortenburg in Bautzen, dieser folgten im 10. und 11. Jahr- hundert eine große Anzahl von Burgen wie Schwerta, Tschocha, Fesselschloß, Grafenstein, Seidenberg (mons Syden), Zittau, wohl auch das Castell Friedland. Dreje in einem Halbkreife liegenden Vesten der Deutschen hatten die heidnischen Wenden im Zaune zu halten und waren zum Schutze der das Land beunruhigenden Böhmen bestimmt. In den Sorkandörfern erhoben sich die Sitze deutscher Edlen, darunter bekannte Geschlechter wie die von Nimbtsch, Hockeborn, Hocke, üchtrit, Zettlitz und Schaffgotsch. Mit der Er- richtung dieser Burgen drang das Christentum bis hinein in die Gebirgstäler. Die deutschen Bauern, die auf einer höheren geistigen Stufe standen als die Wenden, waren mit ihren befferen, eifernen Geräten geschickter dazu, Odland und Wald in fruchtbares Ackerland zu verwandeln, während diese mit ihren hölzernen Pflügen nur auf altes tieffgründiges Rulturland angwiesen waren. Aber erft nach wiederholten Kampfen konnte im 13. Jahrhundert die deutsche Besiedlung in der Lausitz und Schlesien vollendet werden. 22 Die Ortsgründung. Wie bei den meisten Ortschaften des Bezirkes so fehlt auch über die Entstehung von Haindorf jeder urkundliche Nachwweis. Das was bisher hierüber in der Heimatgeschichte gesagt worden ist, ent- sprang mündlicher Überlieferung. So berichtet eine Sage von heidnischen Köhlern, die sich am Fuße des Nußsteins niedergelassen und hier in einem Haine den alten Göttern gehuldigt hätten, woraus nachher der Out „Haindorf! entstanden sei. An sie erinnert heute noch das sagemumwobene Felsgebilde der „Hainskirche“ in der düsteren Schwarzbachschlucht unterhalb der Mittagssteine. Eine weitere Ueberlieferung betrifft die bekannte Marien- Legende, die den Anstoß zur Ortsgründung gegeben haben soll. Sie behandelt ein im Schloßarchib zu Friedland aufbewahrtes Schrift- stück aus der Zeit der zweiten Gegenreformation. Es war am 12. Mai des Jahres 1655 als über Aufforderung der Geistlichkeit einige Inwohner der Ortschaften Haindorf und Weißbach am Pfarr- hofe zu Haindorf alles das auszusagen hatten, was sie von ihren Vorfahren über die Entstehung der Kirche in Haindorf gehört. Ihre Aussage wurde schriftlich niedergelegt und am anderen Tage am Amte in Friedland mit dem Gerichtssiegel versehen und gehörig beglaubigt. Dieses Protokoll hat dem Reichenberger Wirtschafts- Offizier Montrak zu einer Abhandlung über den Wallfahrtsort Haindorf gedient, aus der später der Verfasser der Gedenkschrift die 1699 in den Kirchturmknopf gelegt wurde, sowie der Quardian das Haindorfer Franziskanerkloster B. Oppitz“) zu seinem Buche "Fruchtbarer und Schattenreicher Lindenbaum“ geschöpft haben. D. Oppit richtete an die Gräftn Anna Emerentlana Ludmitla von Gallas das nachfolgende Schreiben in dieser Sache: Titl. Nach gewöhnlicher und angeborener Güte werden Ihre Excellenz zum besten deuten, daß durch Zeideln schuldig aufwarten, indem ich vom stitl.) Herrn Excellenz beklagen von Herzen diesen betroffenen Unfall, wollte wünschen eine baldige vollkommene Genesung und langwärige Beständigkeit. Ich habe auch nicht unterlassen gleich nach erster Notiftzierung das hl. Memento allen Priestern anzubefehlen und in der Sakristei anzuschlagen, damit Gott und die allerseligste gnadenreiche Mutter (dessen Ehr Ihro Excellenz eine sonderbare Fortpflanzerin und Vermehrerin in Haindorf jederzelt gewesen und gewilliget) nicht allein bis zu vollkommener Werkstellung dessen Ehr erhalten und gelangen, sondern auch uns Armen zum Troft Ihro Excellenz als unser erste Nährmutter allhier gnädigst das Leben und vollkommene Gesundheit verlängern wolle. Mithin bitte Ihro Excellenz werden nicht übel nehmen, daß ich eine dienstliche Bitte an Sie wage, es ist einem oder andrem aus meinem anvertrauten Convent bekannt, wie daß sehr schöne in einem Buch verfaßte, mit großem Fleiße zusammen getragene hinterlassene Schriften von dem in Gott ruhenden Herrn WoTRAG (welland Wirtschafts-Offizier in Reichenberg) in der Canzlei vorhanden, so son- derbar zu Beförderung der Ehr der allhiefigen Mariantschen Statuen behilflich sein könnten, wenn von solchen mir etwas möchte comunlzieret werden, indem selbes auch öffentlich Aicht 23 Hören wir zunächst, was jene Gedenksmänner über die Ent- stehung von Haindorf bzw. der Kirche zu berichten wußten und bergegenwärtigsen wir uns, welcher Zeitraum dabei in Betracht kam, welche furchtbaren Greignisse für die Menschheit vorangegangen waren. Erster Zeuge ist Jacob Sembdner, ein Gärtner und der Herrschaft Friedland geschworener Förster, 40 Jahre alt. Dieser meldet bei seinem guten Gewssen, er habe von seinen Eltern öfter- mals gehört, es wäre dieser Ort, wo jetzt die Kirche stünde eine eitle Wildnuß und Gebürge gewesen, nicht weit davon aber wären etliche Häufer gestanden, so jetzo im Dörfel (Mildeneichen genannt) daselbst ein einfältiger frommer Mann gewohnet, so die Siebläufe im G-birge gemacht, solche in Laußnitz verkauft und also sich kümmerlch ernähret hat; indem ihm aber sein Weib und Kind frank worden, und lange Zeit darnieder gelegen, als wäre er in Sorgen und Kummer in den Wald an seine Arheit gegangen, und ihm ein Schlaf ankommen, daher er sich unter einem Linden- baum geleget, im Schlaf aber ist ihm vorkommen, er könme sein Weib und Kind wohl helfen, er sollt nur auf Zittau gehen, ein Bild unserer liehen Frauen kaufen, solches in den Lindenbaum setzen, sein Weib und Kind darzu führen und ihre Andacht verrichten lassen, auf selben nachfolgenden Feiertag wäre er auch auf Zittan gegangen, bei einem Bildhauer um 7 Pfennig ein Bild gekaufet, selbes bei seiner Zurückkunft in die Kinden (so hohl gewesen) gesetzet, sein Weib und Kind auf einen Wagen dahin führen lassen, die wären nach verrichteten Gehet beide gesund worden. Welches dann allerorten schallbar geworden, und hätten sich gar viel Kranke dahin bringen laffen . Der zweite Zeuge Georg Äugsten von Weißbach, ein Gärtner Daselbst, ein Dorfzeiger oder Spielmann, seines Alters 40 Jahr, saget aus, daß sein Vater 107 Jahre alt gewesen, von dem er biel- fältig gehört den Anfang und Ursprung dieser Kirchen wie es Jacob Sembdner ausgesagt habe. Sein- Großeltern hätten erzählt, daß diese Kirche oder Kapelle schon über 460 Jahre bestanden. Der dritte Zeuge Fabian*) Lindner, ein Gärtner von Hain- dorf „seines Alters bis ins 90. Jahr, ein wohl berühriger Mann, so lange Jahr in diesen Gebirgen Förster gewesen“ sowie der 4. mittlerzeit aufs Neue sollte vorgestellet werden. Weilen aber solches nicht geschehen kann, als durch einen gnädigen Befehl und Anordnung an einen Ganzlisten oder Schreiber, ergehet demnach an Ihro Erzellenz meine dienstliche Bitte, mir und dero fundierte Vonvent diese Wohltat zu erweisen und zu diesem Auszug oder Abschrift hochgünstig zu verhelfen, dardurch die Ehr und Auf des allhiesigen Gnadenortes sonderbar vermehret werden möchte. Wie ich denn will mich mit allen Fleiß bemühen, so hochschätzbare Güte mit möglichster größter Dienstfertigkeit zu verschulden und daran sein durch andächtiges Gebet alles Ersprießliches aus zu bitten, als der er zu allen Zeiten verharre. Ihro Hochreichs Gräfl. Gnaden, EEhristl. Vorbitter bet Gott P. Gdmund Opptk, p-t-Quardtan. *) Ein Nachkomme des alten Halndorfer Scholzengeschlechtes. 24 Zeuge Hans Neumann von Haindorf, ein Gärtner, seines Alters 60 Jahr, bestätigen im Wesentlichen die Angaben der ersten zwei- Zeugen. Mer der Erbauer der ersten hölzernen Kapelle war, wußte weder Montrak noch Oppitz mit Sicherheit anzugeben, da ihnen jeder urkundliche Nachweis fehlte. Ihre Angaben beruhen auf Mut- mafungen, die nicht einmal das Zeugenberhör der Gedenksleut- vom Jahre 1655 enthält. Ihre Mitteilungen über das Geschlecht der Bibersteine beweisen übrigens, daß sie die Besitzfolger dieses Stammes gar nicht kannten und ihren diesbezüglichen Ausführun- gen keinerlei Wert beizumessen ist. Das was nun übrig bleibt zur Untersuchung ist das Jahr der Erbauung der ersten hölzernen Kapelle (1211) und die Be- merkung in der Gedenkschrift v. S. 1699, sie sei im Dorfe Haindorf errichtet worden, endllich die Sage von den heidnischen Köhlern und die Marienlegende. Das angebliche Gründungsjahr 1211 fällt in das Zeitalter der dritten Kirchengründungsperiode des Meißner Bistumes, in eine Zeit, da das naho Nordland bereits eine ganze Reihe von Gotteshäusern aufmies. Eine Urkunde aus dem Jahre 1186 meldet, daß sich Counradus Ritlitz meisnischer Kirchenbesitzungen das Jahr vorher bemächtigt habe, insbesonders des Berges Syden (Seiden- berg). Mit der Stuhlbesteigung Bruno II. (1208) ward. die kirchliche Versorgung der deutschen Anfiedler vollends gesichert. Die ältesten dieser Gotteshäuser waren die Marien- Apostel- D gefir und Laufelliechen und Kapellen, sie entstanden in den meisten er zallen dort, wo ehedem heidnische Opfer- oder Begräbnisstätten sich befunden hatten. Die Grrichtung geschah mit voller Rücksichtnahme auf die alten Verhältnisse. An diesen Zeiterscheinungen gemessen, wäre in unserem Falle die Folgerung erlaubt, daß die Sage von den heidwischen Köhlern und die Marienlegende jener Zeit angehören und ein Geschehn. 3 darstellen, das naturnotwendiger Weise in die Erscheinung treten mußte, ähnlich wie es die Entstehungsgeschichte des Wallfahrtsortes Albend o r f aufweist. Demnach das Jahr 1211 für die Errichtung der ersten hölzernen Kapelle auf den Tümmern der alten heidnischen Rultusstättz „im Dorfe Haindorf“ zuträfe. Der Einfwand, die Stadt Zittau sei erst kurz vor 1255 erbaut worden, sodaß jener Siebmacher dort das Marienbild 1211 nicht habe kaufen können, wird durch die Tatsachz widerlegt, daß nach den neuesten Forschungen das Alter dieser Stadt höher einzusetzen ist. Aber auch das Dorf Zittau muß Bedeutung in weitem Um- kreise gehabt haben, dies bezeugt die Erbauung der Klosterkirche, 25 die an geblich 1109 erfolgt sei, sowie die Errichtung der Pfarr- kirche im Jahre 1209. Noch ein Umstand wird gegen das Gründungsjahr der ersten Kapelle ins Treffen geführt. Nach der Ueberlieferung habe die erste ſtein er ne Rapelle am Gewölbe die Jahreszahl 1211 getragen. Da aber die Kunft des Wylbens in Böhmen erst 1234 zum ersten Male urfundlich nachgewiesen wird, muß der Bau der steinernen Rapelle jüngeren Datums sein. Das Letztere trifft zu. Nach der Ueberlieferung war die erfte Rapelle hölzern, wie viele Kirchen und Kapellen jener Zeit, der erst später ein massiver, Bau folgte. Wenn diese die Jahreszahl getragen hat, so war dies wahrscheinslich ein Hinweis auf die Errichtung der chriftlichen Kirche an dieser Stätte überhaupt, ein Gebrauch, der nicht vereinzelt dastände. Alles dieses ist nur deshalb erörtert worden, um auch die Kehrseite der bislang über die Entstehung von Haindorf mehrfach gegebenen Schilderungen zu zeigen, unter Anführung von Tatsachen, die früher nicht in den Kreis der Betrachtung gezogen werden konnten, da bielfach das Ergebnis der neueren Forschung noch nicht zu Gebote stand. Im Uebrigen sind wir auch heute noch bezüglich der Entstehung unseres Ortes auf Sage und Legende angewiesen. Schalten wir daher die reüigiöse Frage aus und lassen wir vor unseren geistigen Auge die deutsche Dorfgründung im allge- meinen vorüberzliehen, ein Gebiet, das wir zur Klarstellung und Beachtung auch bei Haindorf nicht umgeben dürfen, da es mit nichts verbürgt ist, daß nicht auch unser Ort dem gleichen Werde- gange unterworfen war. Wollte ein Grundherr ein neues Dorf anlegen, so bedurfte er zunächst der Genehmigung des Landesfürsten. War diese erteilt, so schloß er mit den Ansiedlern einen Vertrag ab, nach welchem er sich verpflichtete, ihnen ein Stück Land zu überlassen. Darauf wurde die Grenzen festgestellt und vermarkt, „wobei Steine, Bäume, Erb- haufen und Bäche“ als Furscheiden dienten. Für Kirche und Schule wurden Anteile vorbehalten; unwirtliche Teile blieben im Besißze der Gemeinde als Fiebig (gemeinschaftliche Viehsweide). Gewöhnlich standen die Anfiedler unter der Leitung eines bestimmten Anfüh- rers. Dieser verteilte die Grundstücke an die einzelnen Bauern, sammelte den Zins ein und lieferte ihn, der Grundherrschaft ab- Er übernahm das Amt des Dorfrichters, des Erbscholzen oder Schultheißen und die Aufsicht über die Einhaltung der Ordnung und Sitte im neuen Orte. Dafür erhielt er in der Regel ein größeres und besser gelegenes Grundstück und vom Grundherrn außerdem noch die Gerechtsamkeit des Backens, Schlachtens und Schänkens, bis weilen auch noch das ausschließliche Recht für den Ort in einer Herr- schaftlichen oder eigenen, neu erbauten Mühle zu mahlen. 26 Als das bedeutsamste Ergebnis der karolingischen Siedlungs- wwoche muß das Reihendorf betrachtet werden. Gs war dies eine durchgehends originale Neuschöpfung, die das weltgestaltende Organi- fationstalent der Franken bezeugt. Gewöhnlich liegen diese Dorfer in einer Talfohle, ein Vach fließt die Straße entlang. Die Hofstellen bilden den Kopf langer, schmaser Flurstreifen, die sich über die Um- friedung des Dorfes hinaus in paralleler Richtung bis zum Wald am Verghang erstrecken (fränkische Waldhufe). Dem Beispiele der karolingsischen Könige folgten später die im Osten kolonisatorisch tätiaen Grundherren. Wenn wir die Art und Weise der deutschen Dorfgründung ins Auge fassen und die Flureneinteilung Haindorfr) zu einem Ver- gleiche heranziehen, drängt sich der Gedanke auf, daß auch die Anlage unseres Ortes uranfänglich planmäßig vor sich gegangen sei. Das Ausmaß der Siedlung, ihre Tage, Art und Teülung waren an- scheinend von bornherein gegeben. Das Ortsbild um 1500 (11 Güter in geschlossener Reihe am linken Uufer der Wittig, das Ebscholzen- gut, das Lehen mit der Pfarrwidmut am rechten Ufer der Wittig), entspricht in dieser Hinsicht jenem vomn Jahre 1800; die Zinsung von 1409 ungefähr jener des Jahres 1560. Einen sicheren Anhaltspunkt zur Feststellung des Ursprunges und der Zeit eines Ortes bildet der Na me desfelben. Um das Ende des ersten Jahrtaufend tritt der familiäre Charakter des Dorfes zurück. Die Bennung nimmt nun Bezug auf den gründenden Stamm, den Anführer oder auf die Eigenschaft der Oertlichkeit: lage, loh, ha i n, horft — Wald. Die Kirche als Dorfgründer ist kenntlich an Endungen wie „kirch, kirchen, zell, kappel.“ Der Name unseres Gebirgsstädtchens besagt, daß seine Ent- stehung auf einer Waldblöße vollzogen oder überhaupt „aus wilder Wurzel“ hervorgegangen ist. Noch um 1600 war Haindorf von Wald umgeben. Die Schreibweise des Namens änderte sich im Laufe der Zeit mehrmals: 1346 Hainzdorf. 1409 Hahndorff, 1594 Haindorff. 1634 Heindor (die mundartliche Form), 1685 Heundrf. 1763 Hahndorf. Das Wort „hain“ leitet man von dem mitteldeutschen „hagen“ ab und heißt soviel wie: Gebüsche Verhau, Einfriedunge " Stehe Ortsplan. 27 Die Grundherren. Da die Entwicklung einer Landschaft, das Wohl und Wehe seiner Bewohner im Wesen seiner Beherrscher lag, ja bielfach den Ausdruck ihrer Geistesart darstellt, gehört auch zu unserem Gegen- stande das engumrissene Bild des jeweiligen Gehieters, da ohne ihm manches Geschehen verständnislos bliebe. Aus der Zeit der Zugehörigkeit des Friedländer Gehietes zum Bistum Meißen werden bielfach die Herren von Michelsberg als Be- sitzer dieses Teiles des Hinterwaldgaues genannt, eine Angabe, die mit Recht bestritten wird, da hiefür jeder glaubwürdige Nachmeis fehlt; dies gült auch von der Mutmaßung, das Zittauer Burggrafen- geschlecht der Czastolotitze habe Friedland besessen. Die Herren von Viberstein. 1278—1551. Vollständige Klarheit in der Besitzfrage bringt erst die im ehe- maligen Hof- und Staatsarchive zu Wien aufbewahrte Kaufurkunde Rudolfs II. von Biberstein über Burg Friedland samt Zubehör vom 7. Feber 1278. "Ich, Rulko v. Uberstein, mache mit dem Inhalte dieses Plattes bekannt, allen sowohl Gegenwärtigen ebenso wie den Künfti- gen, daß ich die Burg Friedland mit allen Rechten und Zugehörungen dieser Burg gekauft habe von meinem erlauchtesten Herrn dem Otakar, erhobenem Könige von Böhmen um achthundert Mark Freibergen Gewichtes in Silber als erbliches Besitztum, jedoch unter der Be- dingung, daß ich und meine gesetzlichen Erben die besagte Burg für den Kaufpreis nach den Rechten und Bedingungen des Königreiches Böhmen von dem Herrn Könige Böhmens innehaben und besitzen und daß ich und meine Erben besagter Burg dem genannten Könige und seinen Erben treu dienen und Gefolgschaft leisten und alle, wie immer gearteten Rechte nach der Gepflogenheit des Köwigreiches Böhmen erfüllen und daß ich und meine Erben sich zu den Kriegs- zügen dieses Herrn Königs und seiner Erben einfinden und dazu einzufinden verhalten sein sollen, mit Waffen, Pferden und sonstiger Ausrüftung, wie es sich gebührt, so oft jener König oder seine Erben solche Kriegszüge unternehmen gegen Lande oder Leute, kurz daß ich und meine Erben dem besagten Könige und seinen Erben alles andere, was immer in Rechtssachen, Steuer und Kriegszügen sowie unter sonftigen Bedingungen, welcher Art immer, nach der Ge- 28 pflogenheit desselben Königreches auferlegt oder von anderen Va- fallen desselben Königs geleistet wird, eben dasselbe auch im Einzel- nen leften und zu leisten gehalten werden. Die Zeugen aber, welche zugegen waren, sind diese: Nikolaus, Sohn das besagten Herrn Königs, Domazlaus, Rämmerer Böhmens, Mstidrusius, Burggraf von Brag, Theodoricus, Kämmerer Böhmens, Hnko von Lichten- burg, Hinko Truchseß, Thenco von Lippa, Wilhelm von Lutitz, Hinko ben Duba, Jerko von Waldemberg, Gregorius, Kämmerer der Frau Köwgin, und andere mehr. In dieser Sache Zengnis und Bekräfti- gung habe ich das gegentwärtige Schriftstück ausfertigen und mit meinem Siegel versehen lass n. Gegeben Brag 1278, am 7. Februar. Das aus der Schwez stammende Geschlecht der Bibersteine hefaß Friedland durch 273 Jahre. Zwölfmal wechselte letzteres im Laufe dieser Zeit seinen Besitzer. Nach unseren Begriffen waren es, mit einzelnen Ausnahmen, Gewaltmenschen, rauf- und raub- jüchtig, habsüchtig, machtstrebige Kinder einer rauhen Zeit, die aber immerhin noch im Vergleiche zu anderen Machthabern jener Tage mit sichtlichen Vorzügen in die Erscheinung treten. „Sie waren große und mächtige Herren, die vor anderen viel Gewalt hatten und standen dabei mehrerenteils bei den Kaisern und Königen in großem Ansehen. Rudolf II. von Biberstein, der Erwerber Friedlands, war eine mächtige und einflußreiche Person, um dessen Gunst sich sogar der König von Böhmen bewarh. Er hatte ausgedehnte Besitzungen im Meisnischen und in der Causitz- Ueher seinen Einfluß auf die Geschicke der Herrschaft Friedland ist so viel wie nichts bekannt. Man weiß nicht einmall, ob er hier über- haupt seinen Sitz hatte. Er starb um das Jahr 1304. In sein Erbe teilten sich drei Söhne: Johann I., Günther III. und Heinrich I. Der Aelteste von ihnen, So han n I., leitete die Verwaltung der Herrschaft. König Wenzel II. von Böhmen befreite 1304 die Gebrüder u. Uberstein von der Gerichtsbarkeit des Landesgerichtes Zittou. Einen weiteren Bemeis ihrer Machtfülle bekundet das eifrige Bemühen des Luzemburger Johann I., der 1310 zum König von Böhmen gewählt worden war, sie für seine Sache zu gewinnen, sowie diesruchtlosigkeit dieses Strehens. 1326 zieht Johann I. von Viber- stein als General des Herzogs Heinrich von Grokpolen und Glogau von seiner Burg Friedland aus mit Hecresmacht gegen diesen, nimmt die Stadt Rimburg ein und vernichtet sie zum großen Teile. Er- starb vor Ende des Jahres 1327. Sein Nachfolger ist der Sohn Friedrich l. Er war von stattlichem Körperbau, ausgerüstet mit einer für jene Zeit seltenen Geistesbildung, ein Meister im Gebrauche der 29 Waffe, ein Ritter, dessen Hochsinn und Edelmut sich die Gunst der Könige Johann von Luzenburg und Karl IV. erworben. Die Chronisten bezeichnen ihn als eine der hervorragendsten Erscheinung in der Reihe seiner Ahnen. Er erreichte die Loszählung vom Land- gerichte in Görlitz und die mit der Grrichtung eines Hochgerichtes in FFriedland verbundene Obergerichtsbarkeit über seine Vafallen. Daß Friedrich der I. seiner Kraft bewußt war, bezeugt ein Waffengang, den er zufolge eines Besitzstreites kurz entschlossen gegen Heinrich V., den Gifernen, Herzog von Glogau und Sagan unternahm, um zu seinem vermeintlichen Rechte zu gelangen. Als jedoch seine Mannen ohne W.derstand plündernd und verwüstend die Grenzen Sagans überschritten und die Stadt Schtibus wehrlos in ihre Hände gelangte, kannte ihr Uebermut keine Grenzen mehr. Da aber fam dem eifernen Herzog, dessen Reiter in der benachbarten Heide lagerten, eine andere Gewalt zu Hilfe: der kräftige Gerftensaft der Schwibußer Stadt- brauerei, der weit und breit sich des beften Rufes erfreute und nun in Strömen floß, sodaß die maßlosen Zecher sinnlos den herbeige- rufenen Feinden in die Hände fielen. Bei diesem „Schwibußer Bier- siege“ konnte sich Friedrich von Viberstein mit einigen Getreuen nur mit dem Schwerte in der Hand und durch die Schnelligkeit der Rosse vor der Gefangenschaft retten. Friedrichs Eigenwille trotzte selbst dem mächtigen Bischof zu Meißzen in Dingen, die ihm als seiner Macht zu eigen erschienen. sodaß ihn dieser 1350 mit dem Banne drohte, sofern er nicht seine Uebeltat an gehöriger Stelle rechtfertige. An die Pfarrer und Seel- sorger der Probstei Bautzen und Zittau erging der Befehl „falls es ohne Gefahr möglich, auf die Burg Friedland zu begeben, andern- falls in ihren Kirchen Friedrich von Biberstein öffentlich vorzuladen, binnen 15 Tagen vor dem geiftlichen Gericht zu stehen, um sich zu verantworten. Falls er nicht Folge leiften sollte, mögen sie ihn an drei Sonntagen bei ausgelöschten Kerzen und Glockengeläute mit dem Banne belegen.“ Noch eines Vorkommnisses sei gedacht, der die Kehrseite des Charakters dieses hervorragenden Mannes, damit aber auch die all- gemeine sittliche Anschauung jener Zeit beleuchtet. Friedrich v. Biberstein hatte den Görlitzern Hilfe versprochen gegen Nitsche von Rakwitz, der in das Weichbild der Stadt feindselig eingedrungen war. Als sie jedoch auf der Verfolgung dieser Schelmen bis nach Friedland gerieten, überfiel sie Friedrich mit Waffengewalt, Da sie sich unterstanden hatten, ihn bis in seiner Veste aufzusuchen. 7 Görlitzer wurden dabei erschlagen. Für diese Tat mußte der Fried- länder 200 Grofchen Sühnegeld erlegen, womit die Görlitzer den Bau- der Frauenkirche begannen. Friedrich starb angeblich im Jahre 1360, den Besitz übernahmen seine zwei Söhne 30 Johann IIl. und Ulrich II. Von den beiden stand Johann III. dem Geiste nach seinem Vater am nächsten. Sie werden im Gefolge Kaiser Karl IV. zu Tangermünde genannt, als er die Mark Brandenburg mit der Krone Böhmens vereinigte. Unter ihrer Regierung erhob sich Besitz und Macht des Hauses zu höchstem Glanze. Durch die Ertwerbung der Lehen Beskon- und Starkon 1386, gerieten sie mit dem Böhmenkönig Wenzel IV., dem Oberlchensträger, in offenen Kampf, da dieser gegen die Besitz- nahme Einspruch erhoben hatte. Sie fielen von Norden her mit Waffengewalt in die Oberlausitz. Des Königs Sache betrieb der Landvogt von Duba, welcher 1387 über Lauban ins Friedländische zog und das Schloß im Sturnn nahm. Der Friede beließ abier Johann vom Biberstein das Besitzrecht auf Beskow und Starkon. Sein Reichtum und sein Einfluß waren aber auch für die Untertanen ban wohltätigem Einflusse. Er förderte das Gewerbe der Bürger, regelte das Zunftwesen, führte die Tuchmacherei in Friedland und Reichenberg ein und erweiterte seinen Besitz durch Gründung bieler Ortschaften um Reichenberg wie: Machendorf, Neundorf, Schwarau, Ratschendorf, Wittig und Schönborn, wo er deutsche Bauern an- siedelte und erhob Reichenberg zur Stadt. Auf seinen ausgebreiteten Besitzungen in der Lausitz saßen bereinzelt noch Wenden. Um ihr Fortkommen zu fördern, befahl er 1424, in die Geburtsbriefe einzu- setzen, guter deutscher Nation“, damit die Handwerksgesellen außer- halb seiner Herrschaften ungehindert wandern können. Johann III. ftarb am 3. Feber 1424 inn 82. Lebensjahre (fein Bruder Ulrich II. war ihm bereits 1406 im Tode vorausgegangen), mit ihm einer der Besten dieses Geschlechtes. Seine Ländereien hatte er schon bei Lebzeiten an seine drei Söhne Johann IV., Wenzel l. und Ulrich III. abgetreten, die 1416 eine Erbteilung vornahmen. Wenzel l. erhielt Friedland mit Hammerstein. In die ruhige Zeit einer ge- dechlichen Fortentwicklung griff vorderhand der Hussitenkrieg ein. Wenzel I. erfreute sich nicht lange seines Besitzes. Er ging bereits 1427 mit denn Tode ab und hinterließ drei Söhne Ulrich IV., Wenzel III. und Friedrich III. wovon jedoch nur Ulrich IV. (f 1463) und Wenzel III. (I 1487) die Nachfolge sicherten. Die Söhne Wenzel I. erhielten 1454 gemeinsam mit ihrem Vetter Wenzel vom König Ladislaus das Lehen über Friedland, Hammerstein und über die Güter in Schlesien und der Causitz. Ulrich V., der Sohn Ulrichs IV. und Mathias, der Sohn Wenzels III. begründeten jeder eine besondere Linie, ersterer die 31 Friedländer und letzterer die Forster. Im Jahre 1492 waren sie noch die einzigen Mitglieder dieses einst so zahlreichen Geschlechts. Ulrich V. war ein treuer Hüter seiner Habe und eisig darauf bedacht, das Ansehen seines Haufes zu erhalten. Er war trotz seines Reichtumes genügsam und schlicht in seinem Gehaben. Als er einft in einfachem Gewande in der Landtafel erschien, erregte er das Miß- fallen seiner Beisitzer. „Es solle keiner, meinten sie, an der Tafel sitzen, er hätte denn eine Schaube von Marder- oder Fuchspelzwerk an. Einem Herrn in schlichtem grauen Habit gezieme es nicht, in Gesellschaft so vieler großer und vornehmer Herren zu sein.“ Worauf Ulrich zur Antwort gab, es wäre besser, daß feiner ant der Landtafel sitzen sollte, der nicht 100 ungarische Dukaten im Beutel hätte, wie er sie gottlob bei sich trüge und deren noch zuhause hätte. Ulrich V. starb im Dezember 1519 und hinterließ fünf Söhne und 2 Töchter: JoachimI., Johann VI., Hyronimus, Diegmund, Christoph (ein Sohn namens Andreas war bereits 1518 verftorben), Elisabeth und Katharina. Die Herrschaften Friedland und Reichenberg erhielt Joachim I. Gr 309 mit dem Herzog Friedrich von Liegnitz nach Preußen und fehrte krank zurück, um schon das Jahr darauf mit dem Tode abzu- gehen. Im Besitze folgte ihm sein unmündiger Sohn Joachim II. Vis 1542 verwaltete die Besitzungen sein Onkel Johann V. auf Kost. Joachim II. wird als gelehrter und verständiger Mann geschildert. Unter ihm fand die Reformation Gingang auf seinen Besitzungen. Er starb am 4. September 1544. Sein Erbe erhielt der Bruder Hyronimus, der Reiche, auf Vorau. Er wird als der bestgehaßtefte und verkommenste Sprosse seines Geschlechtes bezeichnet. Seine Härte lastete schwer auf den Unter- tanen, denen er alle Grechtsamkeiten entzog, sie mit neuen Lasten überbürdete. Er führte bis ins höchste Alter ein zügelloses Leben und war die Plage seiner Umgebung. Mit Weibern und Töchtern der Bürger trieb er Unzucht und erfreute sich an unflätigen Gefängen. So war 1536 gegen ihn beim König- Klage geführt, daß er trotz strengen Verbotes auf seinem Gehiete Vicarde dulde. Man nannte diese auch Adamiten oder Brüder des freien Geisies. Sie waren eine schwärme- rische Sekte, deren Anhänger unter der Vorgabe, zu paradiesischer Un- schuld zurückgekehrt zu sein, der schrankenlosesten Unzucht fröhnten. Hyronimus war zweimal verheiratet. Seine erste Gattin wnr die schöne Prinzessin Ursula von Münsterberg, die er 1521 als Sechzehnjährige ehelichte, nachdem er sie, die zur Nonne bestimmt, 32 schon im Kloster zu Freiberg eng eingeschlossen war, auf ziemlich romantische Art befreit hatte. Er starb am 30. Juni 1549. Der Besitz überging an seine beiden Brüder Johann VI. und Christeph. Johann starb aber schon ein Jahr darauf ohne Erben, sodaß nun Christoph den Besitz allein erhielt. Er war die Güte selber und machte vieles wieder gut, was sein toller Bruder Ehronmuis ver- brochen hatte. Seine Lebenstage waren jedoch zu knapp bemessen, um die große Schuld sühnen zu können. Mit seinem, am 15. Dezem- ber 1551 erfolgten, Tode erlosch das Geschlecht der Bibersteine auf Friedland. 1552, am 8. Feber, früh, ward den Bürgern, Scholzen und Bauern der Herrschaft Friedland in der Kirche zu Friedland von einer daselbst eingetroffenen k. u. f. Kommission der Wille Seiner Majestät kundgetan, demzufolge die Güter des verstorbenen Christoph von Biberstein de in Kaifer anheingefallen. Die Verwaltung der Herrschaft ward einem vom Kaiser Ferdi- nand bestellten Hauptmanne, und zwar dem Hans von Oppeln zu Rinderode anbertraut. Die Herren von Redern. Am 1. April 1558 verkauft Kaiser Ferdinand die Herrschaft Fried- land, Reichenberg, Seidenberg, sowie das „öde" Schloß Hammerstein „zu einem etwigen altväterlichen Stamm- und Erblehen männlichen Geschlechtes“ an den kasserlichen Rat und Kammerpräsidenten in Ober- und Niederschlesien. Friedrich von Redern zu Ruppersdorf in Schlesien um 40.000 Reichstaler. Er war seit 1. November 1554 Hauptmann dieser im Pfandbesitze des unmündigen Markgrafen Geera Friedrich von Brandenburg befindlichen Herr- schaft gewesen, welches Amt für ihn der vorgenannte Hans Oppeln von Tinderode in Friedland ausübte. Mit dem neuen Besitzer zog ein vielverheißender Glücksstern über unsere Gegend herauf, die in geistiger und körperlicher Knecht- schaft schmachtete, wo Recht- und Gesetzlosigkeit des Mittelallers mit schrankenlojer Gewalt herrschien, wo stumpfer Gleichmut brütete, Gaub und Mordgier das Tagwerk des armen Mannes umschlich. Der Name Redern steht in kultureller Hinsicht mit goldenen Lettern in der Heimatgeschichte eingegraben. Ihn kann selbst die Zornestat. das blutige Unrecht einer Katharina, eines Christoph von Redern den Frichländern gegenüber nicht tilgen. Das warmfühlende Herz- dieser Männer, ihr Geistesadel, Bildungsdrang, ihre strengen siti- lichen Gundsätze waren mit hervorragenden wirtschaftlichen Jähig- keiten gepaart, die Wohlstand verbreiteten und die gesante Lehens- führung der Untertanen auf eine höhere Stufe hoben. Ihre Maß- nühmen als begeifterte Anhänger des Luthertums, atmeten, im Vergleiche zur Gegenreformation, Freisinn und Duldsamkeit in einem Grade, der für jene Zeit als rühmliche Ausnahme bezeichnet werden muß. Ihre segensreiche allgemeine Schulordnung, ihre handelspolitischem Unternehmungen zur Hebung der Leinenindustrie, der Tuchmacherei, des Handwerks, ihre strenge Obsicht auf Zuch- und Ordnung in den Gemeindewefen, dieses alles war von nach- haltiger und weittragender Bedeutung. Doch schon nach 67jährigem Besitze machte ein düsteres Schicksall dieser dem Wohle des Volkes- gewidmete Regentschaft derer von Redern ein jähes und unheilvolles Ende. Friedrich von Redern besaß sieben Söhne: Hans, Georg, Friedrich, Fabin, Sebastian, Christoph und Melchior, ferner drei Töchter: Katharina, Anna und Judith. Von den Söhnen blieb aber nur der zweitjüngste Melchior von Redern (geb. 6. Jänner 1555, f 20. September 1600). als Stammhalter am Leben. Er hatte eine sehr gute Ausbildung genossen, beherschte außer der deutschen, die lateinische, tschechische, französische und italienische Sprache und betrat schon frühzeitig die militärische Laufbahn. Seine außergewöhnlichen Erfolge als Kriegs- mann in den Kämpfen gegen die Türken, Russen und Polen ver- schaften ihm uneingeschränkte, Anerkennung. Rudolf II. erhob ihn in den Reichsfreiherrnstand und zum Hofkriegsratpräsidenten und er- nannte ihn schließlich noch nach der Groberung von Papa zum Generalfeldmarschall. G3 waren dies Auszeichnungen, die doppelt einzuschätzen sind, da er als eifriger Protestant der herrschenden An- scharung zuwider lief. Ueber allen diesen, die ganze Person in An- spruch nehmenden Berufspflichten, fand er noch Zeit, seine Fürsorge dem Fortschritte und Gedeihen seiner Besitzungen, seiner Unler- tanen zu widmen. Er erlag einer durch die Kriegßstrapazen zuge- zogenen Kranfheit am 20. September 1600 in Deutschbrod, auf der Reise zu den Seinen. Sein Erbe überging an den einzigen, erst neun Jahre alten Sohn Christoph von Redern (geb. 17. Auguft 1591 auf Schloß Friedland). Die Regentschaft führte bis zu seiner Großjährigkeit die Mutter Catharinavon Redern. Als zukünftiger Standesherr erhielt der junge Edelmann neben der ritterlichen auch eine vorzügliche wissenschaftliche Ausbildung. Er- besuchte nach Verlassen den Lateinschule die Universität Heidelberg, 34 woselbst schon sein Vater dem Studium obgelegen hatte. Dort, so heißt es, sei er am Hofe der Kurfürsten Friedricht zu der Pfalz bekannt geworden, ein Umstand, der nachmals sein Unglück befördert hibe. Am 6. August 1612 wurde ihm das väterliche Erbe, die Herr- schaften Friedland, Reichensberg und Seidenberg, zu einem „etwigen altväterlichen Stamm- und Erblehen“ gereicht. Um den Heimf.ill der Herrschaften an die Krone wie im Falle der Freiherren von Biber- stein zu vermeiden, wurde Georg, der Sohn Georgs von Redern auf Tost und Großstrehlitz, mit denselben Gütern formell zu gesamten Hand belehnt. Als Grundherr wirkte Christoph von Redern im Geiste seines Vaters, doch lud er den Schandfleck seiner Mutter auf sich in der fluchwürdigen Behandlung der Friedländer Bürgerschaft, der sie eine der wichtigsten Gerechtsamkeiten, das Vierbrauen samt dem Vienschank gewaltsam zu entreißen suchte und sich hiebei Mittel be- diente, die an Grausamkeit nichts zu wünschen übrig ließen. Ihrem teuflischen Nacheschwur den Friedländern gegenüber, die sie „angrei- fen will bs auf die Seele, daß ihnen das Herz im Leibe knacken soll“, ward nun durch den Machtspruch dis Kaisers Matthias vor- übergehend ein Damm gesetzt. In diesem fluchwürdigen Vorgehen treffen wir Mutter und Sohn eines Sinnes. Dafür schenkten Beide der Stadt Reichenberg alle ihre Huld und Zuneigung. Sie verkehrten dort mit der Bürgerschaft in der herzlichsten Weise, statieten sie mit vielen Privilegien aus und sorgten in außerordentlicher Weise für die Ausgestaltung und für das Aufblühen dieser Stadt. Als sich die Friedländer in offenem Aufruhre gegen ihre hoch- mütigen Widersacher stellten, zog Katharina nach Reichenberg, wo zwei ihrer Schwestern schon seit Jahren gelebt hatlen, um ihren Lebensabend zu vollenden. Sie starb am 29. Juli 1617 und wurde am 20. März 1618 nach Friedland in die Familiengruft überführt. Inzwischen zogen die Wetterwolken des 30jährigen Krieges herauf; die relgiösen Stürme brauften über das Land. In dem Streite zwischen Ferdinand II. und den böhmischen Ständen, war es für den glaubenstreuen Christoph von Redern kein Zweifel, auf welche Seite er sich zu schlagen habe. Als entschiedener Anhänger des Winlerkönigs beteiligte er sich tatkräftig an dem kriegerischen Rüstun- gen der Stände. Am 4. Juni 1618, kurze Zeit nach dem Brager Fenstersturze, reiste er als Fähnrich zu Roß von Friedland nach Brag in das Tager der ständischen Arnee. Nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berge (8. November 1620) brach über die evan- gelischen Bewohner Böhmens das Verhängnis herrin. Das Urteil, welches der Kaiser wider die Rebellen am 16. April 1621 bestätigte, lautele auf Verlust des Lebens und der Güter. Ueber Einschreiten des Statthälters Fürsten Karl Lichtenstein, Vorsitzender des Rebellen- 35 gerichtes, erklärte sich der Kaiser bereit, die ver. riehenen Edelleute wieder in ihren Besitz einzusetzen, für den Fall, als sie sich rechtzeitig zur Huldigung einfinden sollten. Dem kaiserlichen Generalparden hatten 26 Personen keine Folge geleister; unter ihnen befand sich auch Christoph von Redern. Sie wurden zum Verluste ihres Lehens, ihrer Ehre und ihrer Güter verurteilt. Redern entzug sich im Herbste 1621 durch die Flucht den Häschern des Kaisers. Am 10. Oktober 1621 befetzte ein faiferlicher Deutnant mit 17 Knechten und 6. Pjerden Schloß Friedland. Um den schönen freigewordenen Besitz bewarb sich der kaisertreue Oberst Albrecht von Walbstein. Er schr.eb- im Mai 1622 dieserhalb eigenhändig an den Kaiser Ferdinand II. „Allergnedigster Kahser vndt Herr. Nach dem sich Fuer Maje- stät gnedigst resolbirt haben, mir die Herrschaft Fridland undt Reichenberg zu verkaufen, als ift an Guer Majestät mein vn’er- thenigst bitten sie wollen mir dieselbige in abschlag meiner liquidir- ten schuldt welche sich albereht üher die 90 mille fl. erstreckt, auch vor anderthalb jahr hat mir sollen bezahlt werden undt teglich mehr interesse drauf laufen thuet gehn, undt da dasselbige gutt was meher austragen solte, so bin ich erbittig solches alles in paren gelt zu er- legen mich benebens in dere Rahferliche gnat unterthenigst em- pfehlendt. Euer Majestät unterthenigsten Diener Albrecht von Waldstein. Das Schreiben läßt bereits die Macht dieses Mannes er- kennen, der den Kaiser zum Schuldner hatte. Auf sein Ansuchen hin- wurde der Shatthalter Fürst Carl von Lichtenstein beauftragt „eine Schätzung der Güter vorzunehmen.“ In dessem Berichte heißt es: „Friedland und Reichenberg des Rebellen von Rhedern Güter sind dem Kaiser ex crimine laesae maj. heimgefallen. Sein (Lichten- stein3) Gutachten geht dahin, Redern nicht zu restituiren, sondern dem sich darum bewerbenden Obersten Albrecht von Waldstein „weil ein anderer schwärlich so viel darumb geben möchte“ käuflich hinzulassen. Die Lehensherrschaft Friedland hatte einen Schätzungzweri von 100.872 Schock Meißnisch, Reichenberg 59.000 Schock Meißnisch. Am 16. Juli 1622 verkaufte Kaiser Ferdinand II. die Herr- schaften Friedland und Reichenberg als böhmisches Erblehen an Albrecht WenzeliKusebius von Waldstein R. k. Kämmerer und Ohristen (geb. 14./9. 1583 zu Herschmaniß, gest. 25./2. 1634 zu Gger) für die Summe von 150.000 fl. rheinisch. Mir ihm trat ein gewaltiger und strenger Regent in die Reihen der Friebländer Grundherren, dessen Willensstärke und unheimlich- Tatkraft ein welterschütterndes Geschehen zu beeinflussen vermochte. 36 und den Namen Friedland für immer mit der Weltgeschichte ver- knüpfte. Der rasche Aufstieg seiner Macht, seine Taten im dreißig- jährigen Kriege, trugen ihm nicht nur die Bewunderung seiner Zeit- genossen ein, sondern auch den Tadel und den glühenden Haß seiner Widersacher. Am 7. Dezember 1622 ward der aus den einfachsten Verhältnissen hervorgegangene Edelmann zum Fürsten von Fried- land ernannt und schon wenig Monate darauf (1624 12. März) seine Besitzungen zum Fürstentume und am 4. Jänner 1627 gar zum Herzogtum Friedland erhoben. Als rücksichtsloser Anwalt des Katholizismus betrieb er mit militärischer Gewalt das Werk der Gegenreformation auf seinen Be- sitzungen. Die Herrschaften Friedland und Reichenberg verloren dabei fast die Hälfte der Bevölkerung, die im nahen Schlesien und in der Cherlausitz eine neue Heimat fand. Die tüchtigsten Handwerker, die fähigsten Köpfe verließen unser Gebiet. Seine Gütter betrachtete der gewaltige und herrschjüchtige Kriegsmann nur als Quelle, die ihm die Mittel zu den kühnen Plänen zu gehen hatten. Das gesamte Erwerbsleben diente mili- tärischen Zwecken, der Herstellung von Kriegsmaterial. So lieferte der Eisenhammer zu Raspenau sämtliche Huseisen für seine Reiterei, auzerdem Geschütztugeln, Schanzwerkzeug und Bestandteile zu seinen Vauten. Zur Sicherung der wirtschaftlichen Verhältnisse schuf er eine eigene Münzstätte. Der Kaiser gab ihm das Recht, goldene und silberne Münzen zu prägen. Schon das Nennen seines Namzus erregte Furcht und Schrecken auf seinen Besitzungen, die ihm nichts sonderliches zu verdanken hatten. Die Abgaben und schweren Kontributionen trieb er mit aller Härte ein und vergaß dabei niemals den geharnischten Zusatz: „Schickt mir die ganze Contribution, wofern ihr nicht wollet, daß ich zu- börderst den Hauptleuten und hernach Euch (den Kammerherren) die Köpfe abschlagen lasse. Unter seinem Eisentritte ächzte das Land. Im Geheimen wuchs der Widerstand. Immer höher gingen die Wogen der Empörung, immer lauter scholl der Groll um des Teufels Acker, muchs die Wut gegen den kaiserlichen Zwingherrn. Um die Grenzen seiner ver- lorenen Heimat aber ritt ein Geächteter, Christoph von Redern, mit der Brandfackel des Aufruhres, mit dem heißen Verlangen, Friehland wieder an sich zu reißen. Sein Anschlag wurde berraten. Am 9. Juni 1625 schrieb Wallenstein an den Schloßhauptmann zu Friedland, „daß der leichtfertige Schelm Christoph von Redern umb Friedlandt soll reiten umb daß Landtholk zu rebellieren“. Er möchte beim Kopf genommen und zu Händen gesbracht werden, toh oder lebendi9. Wallenstein ließ deshalb seinen Vetter Maximalian von Waldstein mit „fünf Fähnlein Knecht undt drei Companien Reiterei“ dahin marschieren, um de Widerharigen nach Verdienft zu bestrafen und der 37 mit ihm Gemeinschaft habe, soll Lehen und Gut verlieren, der ihm aber lebendig oder tod einbringt, jofl 5000 Taler Belohnung erhalten. Christoph von Redern kam bei diesem mißglückten Unternehmen um sein letztes Habe, um die Herrschaft Se denberg und um seim sicheres Obdach in der Oberlausitz. Am 13. März wurde gegen ihn das Achturteil erlassen, durch welches er für vogelfrei erklärt. „Auch ver- luftig leib Ehr undt Guths —, also daß er aus dem Frieden in den Unfrieden gesetzt, undt sein leib undt leben, nicht allein wie eines Vogels in der Luft jedermann gemein undt in diesem Markgraftumb Oberlausitz erlaubet seh, daß er ohne alle Straffe entleibet vndt vom Leben zum Tode gebracht werden, auch niemand sich derentwegen an ihme irgen5s verbrechen, sondern auch alle seine Lehen undt Erbgüter aus seinem Eigentumb gessetzet.“ Der Unfriede nistete aber auch um Sie alt- Burg Friedland und ließ ihren mächtigen Besitzer nicht zur Ruhe kommen. Erst als Wallenstein fah, daß die einft blühende Landschaft allmählich zu einer Ginöde wurde, Dorn und Disteln auf den Zinswiesen wucherten, Hansel und Wandel darnieder lag, ward es ihm zur Gewißheit, daß er eigentlich sein eigenes Hab und Gut in alle Winde verftreut hatte. Er verfichte nun die bertriebenen Bewohner durch Ver- sprechungen zur Rückkehr zu bewegen, förderte das Zunftwesen, den Verkehr, belebtz den Vergbau und ließ alle Sie verlassenen Fund- gruben und Tagerstätten im ganzen Ffergebirge untersuchen. Den untergebenen Adel aber trachtete er durch Hebung des Schulwesens zu bilden. Er trug sich sogar mit dem Gedanken, in seinem Herzogtume eine Hochschule zu errichten. Die Resihenz hatte er in Gitschin auf- geschlagen. Friedland sah ihn eigentlich nachweisbar nur etwa vier oder fünf Mal in seinen Mauern. Wallensteins grenzenloser Ehrzeiz trachtete nach den höchsten Würden. Seine Maßnahmen erweckten Argwohn. Man z.eh ihn schließlich offen bei Hofe des Hochberrates und suchte sich des gewalti- gen Herrn zu entledigen.*) Ein Vorhaben, das am 25. Feber 1634 zu Gger vollzogen wurde. Er ward nachts in seinem Schlafzimmer, nur mit einem Hemd bekleidet, erstochen. Die Herrschaften Friedland und Reichenberg erhielt am 8. August 1634 der Feldmarschall und Hofkriegsrat-Präsident Matthias Graf von Gallas, (geb. 16./9. 1584, f 25./4. 1647) als Dank für seine Treue vom Kaiser Ferdinand II. geschenkt. Das Geschlecht der Gallas stammt vom Schlosse Campo bei Trient in Tirol. Matthias Graf von Gallas kam 1632 als Feldmarschall unter 4) Durch den Zusammenbruch des alten Reiches sind die Archive geöffnet und 2 Waggon Urkunden von Wien nach Prag überführt worden. Bei deren Sichtung hat mani zwei Schriften gefunden, die ein- wandfrei darlegen sollen, daß Wallenstein Hochverral begangen habe, um sich in den Besitz der böhmischen Krone zu setzen. 38 Wallensteins Kommando, der ihn für seine selbstfüchtigen Zwecke zu gewinnen suchte. Gallas blieb unzugänglich, obwohl bereits der größte Teil der Offiziere insgeheim sich auf dessen Seite gestellt hatten und berriet dem Kaiser den geplanten Abfall. Nach Wallensteins Tode erhielt Gallas das Generalat über die kaiferliche Armee. Aber auch er blieb nur kurze Zeit im unbestrittenen Besitze des kaiserlichen Geschenfes. Die Schwedenherrschaft. Am 10. Juli 1634 nahmen einfallende Schweden Friedland in Besitz und behaupteten es mit kurzen Unterbrechungen durch 14 Jahre. Im Jahre 1635 ward es von den Kaiserlichen zurückerobert, aber schon im Herbste 1636 nahm es ihm General Baner, genannt der „schwedische Lötve“, wieder ab, mußte die Veste jedoch im Früh- jahr 1638 den Kaiferlichen räumlen, um bald darauf mit stärkerer Truppenmacht zurückzukehren. Mitte März 1639 fand es das Regi- ment Schlick für ratsamer, Burg Friedland wieder zu verlassen bis auf eine schwache Besatzung, die sich über Aufforderung des bei Zittan lagernden schwedischen Generals Torstensohn am 24. Mai 1639 denmn schwedischen Oberst Wirtenberg von Debern ergab. Mit den Schwe- den kehrten viele Erulanten aus der Verbannung zurück. Selbst der geächtet, Ehr isto ph von Redern schrieb am 3. August 1639 bier Briefe aus Hermsdorf in Polen, worin er seine Heimkehr be- kanntgab. Sie wurden von den Kaiferlichen bei Groß-Glogau auf- gefangen und dem Grafen Gallas übersandt. Bekannt ist nur der Inhalt zweier Briefe. In jenem an den Schloßkommanhanten Leutnant Senfen vom schwedischen Regimente Osterlingen gerichteten Schreiben, bittet er, die ihm treugschliebenen Untertanen zu schützen, den ehemaligen Schloßhauptmann Grießel aber, einen prote- stantischen Renegaten und den Verräter Rodewitz von Allersdorf, einen Friedländer Vasallen die beide mit den Paptisten in Liebenthal in Verbindung standen, in Eisen zu schlagen und bis zu seiner An- kunft in Verwaltung zu halten. In dem Schreiben an die Scholzen dir Herrschaft Friedland beklagt er sich bitterlich über ihre Treu- loigkeit „ —Ich will es ob Gott wolle, an jenem großen Tage, da das gerchte Gerichte Gottes wird gehalten werden, vor Gott und allen seine Heiligen, ja vor dem ganzen himmelischen Heer, mit guten unbesecktem Gewissen freudig Bezeugen, daß ich euch — ohne Ruhm zu nehen — als meine Untertanen, in meinem gehabten Regiment, nicht dlein mehr als ein Vater seine Kinder geliebt. Euch Recht und Gerechtkeit, nach meinem mir von Gott verliehenen Verstande wiherfahen lassen, Eure rechtmäßige, von Gott Euch bescherte gute wohlhabnde Nahrung, Euch von Herzen treulich gegönnet und nicht mit dem Geringsten Euren saneren Blut und Schweißz mit Unrecht an mich gzogen, sondern ist mir von Ohr und meiner Seele herzlichen lieb sewesen, wenn ich wohlhabende, reiche und gehorsame Unter- 39 tanen unter mir gefehen. So habe ich gleicher maßen dem Armen nicht sein Brod entzogen und einem anderen geben, sondern einem Jeden der Billigkeit nach Recht verschaffet, wie mir denn Euer- eigenes Gewissen (wofern es noch unbefleckt ist) solches Zeugnis ge- ben wird.“ .Im Spätherbste weilt er bereit3 in Reichenber. und schreibt von hier aus an den Rat in Friedland, den gewessenen Schloßhauptman Grießel sowie den Bürgermeister Michael Behni sch als „leichtfertige Schelmen“ in Eisen und Bande zu legen und hinter Schloß und Riegel zu setzen, Grießel, der nichts Gutes ahnte, war rechtzeitig entwichen. Mit Anfang des Winters befindet sich Ehrist of von Red ern wieder im Besitze seiner Herrschaften. Sein Glück währte aber nur kurze Zeit. Die kaiserliche Heerezmacht hatte neue Kräfte gesammelt, sodaß sich Bauer genötigt sah, den Rückzug aus Böhmen anzutreten. Ende Feber 1640 erfolgte der Ab- zug der Schweden von Friedland, mit ihnen die Herrlichkeit Ehristofs von Redern, der nun abermals de Flucht ergreifen mußte, um nie mehr wiederzukehren. Am 17. März 1640 besetzte ein Regiment Kroaten unter Oberft Tofh Schloß Friedland. 1643 am 29. September zieht Torftenfohn nach vorhergegangener siegreicher Schlacht gegen Herzog Albrecht und Ocktabio Viccolomini neuerlich in das eroberte Schloß Friedland ein, um es im Dezember darauf wieder zu verlassen. Erst jetzt nach 6 Jahren ist es Graf Mathias von Gallas vergönnt, des Kriegslebens müde, sich in Friedland niederzulassen, wo er mehrere Monate verblieb. Daraufhin wurde sein Besitz noch zweimal von den Schweden mit Waffengewalt einga- nommen. Nach Abschluß des westphälischen Friedens, Ende Ot- tober 1649, verließen die feindlichen Truppen das Friedländer Gehiet. Noch kurz vor seinem Tode thatte Mathias von Gallas gegen Erlag von 32.000 Talern beim schwedischen General Wirtenberg von Debern den Schutz seines Schlosses Friedland und seiner verwüsteten Be- sitzungen erwirkt. Er starb 1647 am 25. April zu Wien an den Folgen einer Operation im 63. Leben3jahre. In den Besitz teilten sich seime zwei unmündigen Söhne Franz Ferdinand und Anton Pankraz von Gallas (geb. 1635, 7 4./1. 1697.) (geb. 1638, f 1690.) Die Regierung übernahm als Vormünderin die Witwe Dorotsea An na Mar ia Gràjin bon G al la3, die ſich in der Dlge mit dem Fürsten Ferdinans von Lichtenstein wiederber- mählte. 1650 wird daher neuerlich die Vormundschaft berordnn und Graf W. M. Waitzenhofen und Stefan Rathmüller von Rafmühl bestellt. Unter ihrer FuchtI wars das von Wallenstein begnnene Werk der Gegenreformation zu Ende geführt, das Los derarmen Untertanen bis zur Unerträglichkeit verschlimmert, die jetzt en Gid der unbeschränkten Leibeigenschaft ablegen mußten. Im Japr 1159 40 übernahmen die Söhne Franz unß Anton von Gallas die Regent- schaft des väterlichen Erbes. Jedoch schon 1660 wird Franz Ferdinand Graf von Gallos als alleiniger Besitzer von Friedland genannt. 1661 am 10. Oktober kam es zu einer neuerlichen Teilung, wonach Fr.edland an den Bruher Anton Pankraz Graf von Gallas fiel. Graf Franz von Gallas übernahm die Herrschaft Reichenberg. Ersterer verkaufte am 17. März 1674 die Herrschaft Friedland für 330.000 fl. feinem Bruder Franz Ferdinand Graf von Gallas, (geb. 1635, + 411. 1697.) In ihm erstand der Haindoufer Kirche ein großmütiger Gönner. Er erbaute 1680 den Kreuzgang, ließ 1692 gemeinschaftlich mit seiner Gemahlin Emerentiana von Gallas, geb. Gaschin, „mit Be- willigung Ihro Hochfürftlichen Gnaden H. H. Joannis Friderici Prager Erzbischoffs bey dem Kirchl des Gnadenbildes unser lieben Frauen in Hahndorf, an der Causitzer und Schlesischen Gränzen, ein ordentlich-s Gloster vor die Wohlerwürd gen Patres Franziscaner errichten. In der alten Vibersteinischen Marienkapelle und zwar unter dem damaligen Hochaltar, auf welchem das Gnadenbild gestan- den, errichtete er 1696 eine Familiengruft. Schon ein Jahr darauf, am 4. Jänner, starb er und wurde als erster hier beigesetzt. Sein Nachfolger war der Sohn Johann Wenzel Graf von Gallas, (geb. 23./5. 1669, f 25./7. 1719.) Er widmete sich der politischen Taufbahn und erreichte schon im 25. Lebensjahre die Würde eines kaiserlichen Kämmerers. Als gewandter Diplomat ward er 1703 zum Reichshofrat erhoben und 1704 von Kaiser Leopold als Gesandter an den englischen Hof beordert. 1707 erfolgte seine Berufung zum Oberst-Landmarschall von Böhmen und 1713 wurde er Botschafter beim ppäpstlichen Stuhl in Rom, u. zw. „in Anfehung seyner grossen Vernunft, stattlicher Erfahrenheit, vndt fürtrefflicher Gemuths-Gaaben“. Die höchste Ehrung seines Wirkenz empfing er 1719 durch die Erhebung zum Vizekönig und General- kapitän des Königreiches Neapel. Am 4. Juli übernahm er die Regierung, erkrankte aber schon am 15. Juli und starb. 10 Tage später im 50 Leben3jahre. Sein Leichnam ward geöffnet und ein- balfamiert und am 28. Juli mit großem Brunke in der Kirche al Carmine zur letzten Ruhe bestattet. Sein Herz aber wurde in die Eamiliengruft nach Haindorf überführt. Seinem Entschlusse ver- dankt Haindorf die prächtige Kirche, mit deren Bau drei Jahre 41 später begonnen wurde. In die Erbfolge trat der jüngst geborene Sohn aus zweiter Ehe. Karl Graf von Gallas. Dieser folgte aber schon 1721 im Tode seinem Vater. Den Besitz erhieli- sein Stiefbruder Philipp Josef Graf von Gallas, (geb. 24./8. 1703, f 23./5. 1757.) Die Vormundschaft über den unmündigen Erben übte die Groß- mutter SohannaGmerentiana von Gallas geborene von Gaschin aus. Sie legte 1722 den Grundstein zur Kirche in Hain- dorf, 1725 übernahm die Verwaltung seiner Güter ihr Enkel selbst. Er wird als ein mildtätiger und gerechter Herr geschildert, der ohne Leibeserben am 23. Mai 1757 mit dem Tode abging, mit ihm der Lehzte aus dem Haufe der Grafen von Gallas. In sein Lebenzende fällt der Beginn des siebenjähhrigen Krieges, unter dem auch seine Be- sitzungen viel zu leisen hatten. Sämtlche Güter fielen erblich an die Familie des Freiherrn Johann Christof von Glam, dem Schwager des Erblafsers, mit der Bedingung, Namen und Wapspen derer von Gallas anzunehmen und zu führen. Der erste Besitzer aus dem Ge- schlechte Cl a m Galla 3 war Christian Philipp Graf von Clam-Gallas, (geb. 29./4. 1748, f 8./2. 1805), der älteste Sohn des Freiherrn Johann Christof von Clam, welcher während der Minderjährigkeit seines Sohnes den Besitz als Vor- mund vertaltete. Am 9. Oktober 1770 übernahm letzterer die Re- gierung. Ihm verdankt Liebwerda die Anlage des Bades, eine Schöpfung, der er mit dem ganzen Einfflusse seiner Persönlichkeit zum Aufstiege verhalf. Sein Wirken als Grundherr leitete Menschen- freundlichkeit und Herzensgüte. Seine Fürsorge, die er der Ausge- staltung des Schulwesens angedeihen ließ, war von den wohltätigsten Erfolgen begleitet, wie sein ausgesprochener Kunftsinn manchem Talente uneingeschränkte Förderung zuteil werden ließ. Einer der bedeutendsten Historienmaler Aleösterreichs, Ritter von Führich, ein Kratzauer Bürgerkind, verdankte ihm Ausbildung und Sicherung der Gristenz während der Reife seines Genies. Sein Besitznachfolger war der älteste Sohn Christian Christoph Graf von Gallas, (geb. 1./9. 1771, f 21./8. 1838,) dem wiederum der Sohn Eduard Graf von Gallas, (geb. 14./. 1805, f 17./3. 1891), 42 folgte, dessen Wesensart sich offenherziger Zuneigung der Untertanen erwarb. Als die Stürme des Rebolutionsjahres 1848 durch die Lande brauften, kämpfte er in Stalien für den Erhalt der Monarchie. Von dort her richtete er in jenen bewegten Tagen an seine Untertanen die zuversichtlichen Worte: „Gurer Treue und Redlichkeit bertraue ich mein Hab und Gut, während ich in fremden Lanßen für die Erhal- tung der Monarchie gegen Treulosigkeit und Verrat kämpfe. Ich weiß, es kann nicht besser geschützt sein und möge bald wieder Ruhe und Frieden eintreten, damit ich in Gure Mitte zurückfehren und persön- lich für Euer Wohl Guch mit Rat und Tat beistehen kann“. Sein Vertrauen richte auf festbegründeter Gegenseitigkeit. Die Loslösung von aller Untertänigkeit vollzog sich nach dem bekannten Reichstags- beschlüsse vom 7. September 1848 auf seinen Besitzungen in Ruhe unter wohlwollendem Entgegenkommen. Er verschied am 17. März 1891. Ihm folgte in Besitze sein einziger Sohn Franz Graf von Gallas, (geb. 26./7. 1854). Ihn rühmt kein Stein, nur die blühenden Fluren, die rauschenden, grünen Vergwälder, de vom Geist des Fortschrittes angelegten Betriebsstätten legen Zeugnis ab, von raftloser friedlicher Arbeit, von reichem können und einem werktätigen Wirte. Abier in den Herzen der Bevölkerung sproßt frisch und freudig als Immergrün Verehrung und Dankbarkeit für ihn, den Gdelmann in des Wortes schönster Be- deutung. Unvergessen wird bleiben seine großmütige Unterstützung in den Tagen der Not und Bedrängnis, seine Hilfsbereitschaft für öffentliche Wohlfahrt und Bildung, nicht zuletzt seine Volkstreue. Und wenn einst „onser Grof“ nicht mehr sein wird, werden sich die Enfelfinder erzählen von seinem ehrenwerten Geschlechte, von ihm, als dem letzten Sprofsen des Hauses der Grafen Clam-Gallas, als Opfer einer rauhen Zet, die ihm alles entrissen, was ihm lieb und teuer war, die ihm nichts ließ als den guten, lieben seelentvollen Menschen. Das Recht. Bis zu Beginn des 14. Jahrhunderts unterstand die Grund- Herrschaft Friedland betreffend Jurisdiktion dem Landgerichte in Zittau. Um diese Zeit wurde den vielvermögenden Bibersteinen die Gerichtsbarkeit über ihre Untertanen zuerkannt und 1357 von Kaifer Karl IV., die herrschaftliche Gerichtsbarkeit über sämtliche Vafallen (Lehensadel).") Der Untertane war mit Leib und Seele, mit Gut und Blut seinem Grundherrn verfallen. Mit dem Richteramte war die politische Verwaltung verbunden. Zur Durchführung der Patri- mon algericht3barkeit war ein Burggraf, später ein rechts- kündiger Beamter bestellt. Die Verwaltung oblag einem Hauptmann- oder einem Amtmann, wie dieses Vollzugsorgan später genannt wurde. Unter diesen Machthabern gab es Thrannen von ausgesuchter Teufelei und Brutalität, unter deren Geißzel das arme Volk schmachtete und litt, bis die menschenfreundlichen Bestrebungen eines Kaiser Josef II. diesem Tun einen Schranken setzten. Die patrimonale Gerichtsbarkeit wurde unter staatliche Kontrofle gestellt, diesem Gerichten 1784 ein staatlicher Justitiär beigegeben, die fortan nur noch die niedere Gerichtsbarkeit auszuüben hatten. Am 1. Nobember 1786 ward das erfte bürgerliche Gesetzbuch, das für alle Stände galt, herausgegeben bzw. in Kraft gesetzt. Auch die Kriminalgerichtsbarkeit erhielt eine neue Einrichtung. In Böhmen wurden 15 Priminal- gerichte aufgestellt. Für Friedland war das Kriminalgericht Jung- bunzlau maßgebend. Diesse waren wieder dem Appellationsgerichte in Brag unterstellt und dieses wieder dem Obersten Justizstabe. Im Jahre 1786 wurde auch in Friedland das Patrimonalamt einer Neuordnung unterworfen, in das Justiz- und Oberamt zer- gliedert. Die Halsgerichtsbarkeit) mit Galgen und Martergrube ward für unser Gehiet durch den Gerichtshof in Friedland, mit einem Stadtrichter an der Spitze, ausgeübt. Die Untersuchung geschah auf ") G. Wabst, histor. Nachr. v. d. Churfürstenth. Sachsen p. 135. „Wobei zu merken, daß obwohl die Gerichtsbarkeit mit dem dominio directo eines Lehensherrn ordentlicherweise nicht verbunden, gleichwohl die Herren von Biberstein in Ansehen der im Königreich Böhmen und Marggrafthumb Oberlausitz innen ge- habten Herrschaften von Kaiser Carolo IV. Anno 1357 das Privilegium erhallen, daß seine Bafallen vor ihm zu Recht stehen solllen, welche Gerichtsbarkeit auch folgenden Successoren bestätigt und von denselben von Zeit zu Zeit die herrschaftliche Gerichtsbarkeit über sämtliche Vafallen excuciret auch nicht allein in Lehens- sondern auch in Civil-, Criminal- und Militärfällen mit einerlei Tikulatur, Auflagen und Befehlen erteilet worden. "") Auch in Neustadt befand sich ein Hatsgericht. 44 Grund der „Peinlichen Halsgerichtsordnung Kaiser Karl IV."1 welche unter Josef I., durch de „Neue Halsgerichtsordnung vom Jahre 1707 ersetzt wurde und die mit geringen Aenderungen 1768 Maria Theresia weiter in Kraft setzte. Ein Vertrag, zwischen dem Friedländer Scharfrichter Georz Betsch und dem Stadtrichter Gabriel König am 17. Juni 1630 abge- schlossen, enthält eine grauenvolle Zergliederung der „Peinlichen Frage“, dessen Wortlaut die beste Erklärung gibt. Was in künftig von jeder Person, welche wegen Uebelthaten vom Leben zum Tode verurtheilet, soll gegeben werden: 1. Von gütlichen Fragen, sie geschehen an der Person 1 Schad drei- oder viermal, soll gegeben werden. 2. Von peinlichen, scharfen Fragen (Torturen), sie geschehen an der Person drei- oder diermal 3. Vom Stäupenschlagen, zu dem bizweilen nach Ver- brechen der Person erkannt wird, Zeichen zu brennen, Ohren abschneiden, Hand oder Finger abzuschlagen Mit dem Schwert den Kopf abschlagen und nach Er- fenntnis des Urtells den Kopf auf die Stange (stecken), oder einen Pfahl durch den Leib (treiben), 10 oder tod aufs Rad zu legen. 5. Wenn aber der Körper verbrannt wird, dazu noch 6. Vom lebendig verbrennen, entweder aufs Kreuz setzen oder auf der Erde schlesen oder auf dem Scheiter- 10 haufen verbrennen. Vom Zangenzwicken auf dem Platz oder Markt und auf der Schädelstätte, Riemen schneiden und lebendig aufs Rad legen 8. Vom lebendig Begraben und einen Pfahl durch (den 10 Leib) schlagen. Von einem, der sich silbst entleibt, entweder mit dem 109 Strange, im Wasser, oder mit Waffen Weiter dem Scharfrichterknecht von jeder Person- Trinkgeld 10. Vom Henten mit dem Strang, allhie allezeit geben 10 worden! Wenn solche Personen wieder abgenommen werden. von jeder Diese Tarim erfuhren 1683 unterm 5. Feber zufolge eines Gut- achten3 der königl. Appellation eine Verbesserung. Dem Stadtrichter gebührten für die Begletung des Verurteilten zum Richtplatz 2 Schock. 45 Dem Gerichtsbeamten für das Ausrufen des Delictes und für das Läuten der Armensünderglocke je 35 fr. Dem Henkerknecht bei Haupterekutionen ebenfall3 35 fr. Dem Scharfrichter vom Ausstreichen und Stäupen, vom Ohren- und Nasenabschneiden, vom Händeabhauen und Fingerabgwicken, und vom Ausstechen der Augen je 2 Schock. Vom Zeicheneinbrennen 1 Schock. Von Hinrichtungen mit dem Schwert oder dem Strang, vom Ent- haupten, Vergraben und Pjäthllen einer Weibsperson, vom Lebendüg- begraben und Pfählen, je 5 Schock. Vom Verbrennen einer hingerichteten Person auf dem Scheiterhaufen oder vom Nädern derselben, vom Lebendigberbrennen, vom Rädern und Vierteilen eines lebenden Deliquenten und vom Ausschneiden der Zunge „aus dem Nacken“, je 6 Schock. Bei verschärfter Strafe, d. h. wenn eine Person vorerst geschleift oder mit Zangen gezwickt, oder das Riemenschneiden angewendet und sie dann erst verbrannt oder gerädert wurde, 8 Schock. Eine genaue Beschreibung des ersten Foltergrades enthält der Gerichtsakt über den verschiedener Verbrechen angeklagten Gottfried Scholtze aus Reichenau, dem in der Friedländer Frohnbeste die „pein- liche Frage gestellt wurde. Zuerst sollte es mit der gütlichen Frage versucht werden, falls die erfolglos ausfiele, ihn in der Martergrübe mit Vorstellung aller zur peinlichen Frage gehörigen Marterwerk- zeugen „bei angezündeten Lichtern“, blieb die ebenfalls fruchtlos, so wurde zur Durchführung des ersten Foltergrades geschritten. „Statt der gewöhnlichen Schnürung oder Bindung soll die in Mähren üb- liche angewendet werden, welche darin besteht, daß beide Arne mit hanjenen Stricken eingeschlungen, dann die Hände unter dem Bauch mit kleineren Hanfstricken fest zusammengezogen werden, worauf der Torquirte auf den Leib gelegt wird. Sodann soll der Scharfrichter mit dem Gehilfen die an den Armen eingeschlungenen Stricklein hart aneinander ziehen, nachgehends bei schon nicht möglicher Zu- sammenziehung die berz.t3 ziemlich conftringierten Stricklein mit einem hölzernen Knebel fepiel als tunlich angreifen und mit größter Schutsamkeit, Allermaßen eine solche Bindung ordentliche Tohes- ängsten dem Schein nach herauspresset, anziehen, sodann auf sothane Stricklein und den bloßen Rücken ein faltes Wasser tropfenweise fallenlassen, nach solchergestalt vollbrachten ersten Grade aber mit den Daumstöcken, Folterung und Feuer zu wahrem Geständwis anftrengen.“ Die Kosten des Friedländer Stadtgerichtes wurden durch eine allgemeine Abgabe, genannt „Diebsgeschoß“, geseckt. Mit der Verwilderung nach dem 30jährigen Kriege hatte sich auch das Strafverfahren verschärft. Zur weteren Kennzeichnung 46 des Vorganges seien aus der aktenmäßig dargestellten Reihe der Urteilsfällung einige, unsere nächste Umgebung betreffende, mitgeteilt. In Liebwerda hatte sich die Frau des Bauern Georg Köwig, namens Anna, in einem, ihrem Sohne gehörigen Virkenwälschen erhängt. Ueber amtlichen Auftrag erschien am 29. August 1696 am Tatorte eine Gerichtskommission mit Stockmeister und Scharfrichter und nahm über den Vorgang ein Protokoll auf, wobei der Mann und der Sohn der Selbstmörderin, der Scholz Hans Keil und die Ge- schworenen Glias Neumann, Christoph Ulrich und Michel Rößler die Aussagen leisteten. Die Leiche, welche an einsem Grastuchzipfel hing, wurde am nächsten Tage vom Scharfrichter abgenommen, auf den Gemeindefiebig gebracht und hier nach Abschlagen des Kopfes ver- scharrt. Wegen Blutschande und Kindesweglegung wurden im März 1730 die Witwe Sembdner aus Weißbach und ihr Schwager Melchior Sembbner zum Tode verurteilt. „Auf verführte Inquisition wider die Elisabeth Sembdnerin, des hel. Hans Sembdner, Feldgärtners in Weisbach nachgebliebenen Witib und ihren Zuhalter, ihres verstorbenen Mannes leiblicher Bruder Melchior Sembdner, freiledigen Burschen von erstbesagtem Dorf Weisbach, in der hochreichsgräfl. Gallas'schen Herrschaft Friedland gelegen, und darauf beiderseits gleichkörmig vor Gericht abgestattetes, gütliches und freiwilliges Bekenntnis, daß die- selben sich mit einander fleischlich vergangen, sie von ihm geschwängert und am 5. Februar. a c. von ihm (mit Vershehlung ihrer Schwanger- schaft) ein Kind weiblichen Geschlechtes zur Welt geboren habe und folgsam dieses neugeborene Kind in etlichen Stunden nach der Geburt von sich verstoßen und ohne jemand Anders Vormerken bei Nacht durch ihren Zuhalter, dem Melchior Sembdner wegtragen lassen, wie auch dieses Kind noch selbigen Abend nach 10 Uhr in dem obrigkeit- lichen Wirtshause (Nr. 86) zu Handorf auf der Stelle, allwie es her Melchior Sembdner hingelegt zu haben bekannt, durch des Wirths Magd noch frisch und gesund gefunden nus folgenden Tages zur heil. Taufe befördert worden, in folgenden aber, als der Verdacht wider diese Gl.sabeth Sembdnerin hervorgekommen, sie nach 10 Tagen bei dem ersten Gramen freiwillig bekennet, daß dieses gefundene Kind ihr eignen Fleisch und Blut wie auch folgsam der Melchsor Sembdner dieses Kindes leiblicher Vater zu sein, sich bekennent haben. Die- weilen nun vermöge Allergnädigste kaiserl. Josephinische Halz- gerichtsordnung Fol. 43, § 11, in Aussetzung des Kindes, wie in- gleichen Fol. 75, § 21, wegen verübter Blutschande die Todesstrafe durch das Schwert ausgemessen ist: als thuen Wir Bürgermeister Richier und Rathmanne der hochreichsgräfl. Gallassischen Stadt Friedland (jedoch mit Vorbchalt der königl. Appellat on) für und zu Recht sprechen unß erkennen, daß die Elisabeth Sembdner und Melch er Sembdner wegen gedoppelten schweren Verbrechens halber 47 Be de durch das Schwert hinzurichten wären, wie ihnen dann auch das Schwert hiermit zuerkannt wird, alles von Rechts wegen. Actum Rathaus zu Friedland, den 31. März 1730.“ Nach erflossenen Appellations-Missiv wurde das Todesurteil zu einjähriger Arbeit in Gisen umgewandelt. Die Rechtsverhältnisse wurden im Siaate immer unhaltbarer, die Gärung im Volke allgemein und nur mit drakonischen Mitteln zurückzuhalten. Im Staatsrate kämpften die Reformen einer Maria Theresia und eines Kaiser Josef II. mit der Macht des besitzhabenden Adels. Am 6. Feber 1770 ward die Leibeigenschaft aufgehoben. Schon bei der Ausarbeitung des neuen Strafkoderes sprach der Staatsrat Faunitz sein Bedenken aus. Dem neuen Gesetzbuch fehle Deutlichkeit, zu bieles sei der Willkür der Richter überlassen. Es werde noch von Zauberei und ähnlichen abergläubischen Dingen gesprochen, die bei „unseren aufgeklärten Zeiten vielmehr zum Gelächter dienen als Gegenstand der Strenge einer peinlichen Vorsehung abgeben können; unßd sendilich bleibe noch die Solter aufrecht und erscheinen zu allem Ueberflusse die hiebei nötige scharfrichterliche Manspulation graphisch in Vildern dargeftellt, und das in einem Werkz, das die verehrungs- würdigsten Namen Ihrer Majestät an der Stirne trage.“ Und der reformfreundliche Staatzrat Krefel wies in einem Berichte an die Kaiserin, darauf hin, daß 1775 von 35 Gefolterten nur 9 gestanden, also nach den Verteidigern der Tortur 26 Unschuldige gefoltert worden seien. Am 2. Jänner 1776 wurde die Folter abgeschafft. Mit der neuen Gerichtsordnung vemn Jahre 1784 gelangte das Richteramt ausschließlich an juridisch vorgehildete und geprüfte Richter. Bis zum Jahre 1849 blieb dieser Zustand aufrecht. Dem Grundherrn oblag nach den neuen Bestimmungen die Rechtspflege auf seinen Gütern, dasselbe galt für den Magistrat der Städte. Erst die neue Zeit brachte die zeitgemäße Wandlung, das staatliche Gerichtswesen. Ebenso interessant als lehrreich für die Auffassung der ganzen Zeitrichtung sind die rechtlichen und sozialen Einrichtungen, welche Melchior von Ned-rn seinen Herrschaften in folgender Ordnung vom Jahre 1598 gab: Des Wohlgeborenen Herrn Herrn Melchiors von Redern Freph Herr auff Friedlandt, Sehdenbergk undt Reichenbergk, Nöm. Papj. Majcst. Hoff Kregs Nat: vnsers Gnädigen Herrn: Wie eß in etzlichen Punkten künftig Hinfurten auff Ihr Gnad. gnedigen Bieftelch zu undt bey der Stadt Friedlandt undt Reichenbergk solte gehalten werden. Folgender Bericht: Gs haben Aber S. Gnad. zuvor- Anno 1592 denn 20 Februar In Erfellenn Etzliche Constitutiones durch enen doktor Wels von Görlitz (oder Magister) wegen der Erh- felle stellen undt der Stadt zu halten übergeben. Weil aber diesselbenn rkzliche dunkel undt disputirlich gestellt befunden, auch stritte daraus erfolget haben S. Gnd. 6 Jahr hernach dieselben mit Mehrem vndt 48 bessern Nachsinnen vndt bedenken neben Andern Mehr Punktenn einen ehrbaren Rahtt zu haltten übergeben, wir folgett: dann zum dritten Mahhl Anno 1599 nach der sterbensgefahhr, das wunderbar- liche Felle geschehtenn, Unnser gnädiger Herr S. Gnd. zum dritten Mahl wieder sich erkleret Wie Man sich im künfftig darinn haltten soll. Ggschehenn 1600 die Mittwoch nach Ostern zu Reichenbergk denn 5. Apr.Il. Wie hernach zu befindenn. Von Gheverlöbn is. Erstlich: demnach 2s allen Göttlichen undt Weltlichen Rechten gemäß, daß die Verlöbnus zwischen julngenn Leutten mit gutten Willen vndt Rahtt der Eltern vndt Vormündern oder die Freunde An Stadt der Eltern sein hffentlich Vorgenommer, berathschlaget undt beschlossen worden: Als salten die Heimbliche Verlöbnuß damit sich Personen ohn wissen vndt willen der Eltern undt Vormündern miteinander vorreden vndt verbindenn, gäntzlich verbotten undt onkwäfftig sein. Undt sollen Forthin die verordnete Vormundenn undt Nehesten Bluttfreunde In Verlobung Ihrer Unn- mündigen Wahsen Zuvor vndt ehe die Endtliche Zusage geschiehtt, dem Herrn S. Gnd. Alß dem obersten Vormunden gehorsamblich er- suchen undt Al3 dem mit Ihr Gnd. Consens solch Ehegglübnuß voll- ziehen. Da aber Jemandt darwieder handeln würde, oder auch zu solchen heimlichen Verlöbnuß dienen vndt förderenn sollen vom Herrn S. Gnd. mit ernster straffe andern zur Abscheun eingenohmenn werden. So solcher Gestaldt ein Junger gesell oder freher die Zawortte undt Consens erlangt, soll nochmals von der Brautt Elttern oder Vormunden ein gewisser Tag angesezt werden, auff welchenn Jedes Theil zween Männer zu sich erbitten, die Ehegelöbnuß vollziehen undt wegen der Morgengaabe vergleichen sollen Nachmalß der Brautt Eltern oder Vormündenn sollen behderseits denen Erbettenen Vier- Freundenn nur eine einzige speiß von Fleisch oder fisch zweh Gericht, undt dann für 12 gr bier undt nicht mehr geben. Sollen aber ferner keine geste eingeladen werden, bey der Poen 1 Schock geldes. Ben Armen undt Unvermögenden soll das essem gäntzlichen Vorbleiben. Von Hochzeitten. Ein jeder geladener Gast, wenn er auffm Freitag wirdt zur Hochzeit gehettenn, soll ab oder zusagenn, undt folgendenn Sonntag für der Hochzeitt, soll durch einen sonder- lichen Lauffer, welchenn ein Rahtt dahin bestellet, ein Jeder Gaft noch sonderlichen ersucht werden ob er Brantt vndt Bräutigam zu Ehren erscheinen will, vndt wieviel aus seinem Hause Personnen sich ein- stellen wollen, An Zeigen, darnach Man sich zu richten hatt. Der Cauffer soll neben die in der Kuchen, oder wo Man ihn sonsten he- darff, Handtreichen Thun, sich Nüchtern Eingezogn undt in seinem Dienste fleißig erzeigen. Soll von einer Vermögenden Mannes Hoch- zeitt 9 Groschen, vndt von einer Unbermögenden Mannes hochzeitt 4 Gröschen zu Lohn haben. Gs foll auch Niemnandt kein andern Laufjer d.n welchen ein Rahtt ordnen wirdt, brauchen bey Poen 30 gr. Auff dem Hochzats Tag so baldt der Letzte Bulsz zur Brautt Messe geleutt, soll ein Jeder geladener Gaft Neben seinem Weibe ohne ferner Ermannung Un- jeumlichen einftellen, damitt der Kirchemgang zeitlich vndt schleunig gefördert, vndt hernach desto Eher die Malzeit undt Tantzes vorbracht werde, undt demnach soll auff Niemandts gewart werden, Sondern es feindt viel oder wenig Leutte, Soll der Kirchengang mit dem letzten Pulsz gefördert werden. Die Brauttmeß soll in allewwege, also Ange- stellt werden, daß vor Ostern bis auff Michaelis Brautt vndt Bräutt.- gam umb 11 Uhr,, dann von Michaelis bis auff Ostern vmb 10 Uhr in der Kirch erscheinen. Auff ein Vermögendenn burgers Hochzeit sollen Fünffe oder Sechs Tische undt nicht mehr gesetzt, Es Seh dann daß Frembde gehetten sehndt, soll der Sechste oder Siebende Tisch vergeinnet werden. Einen Tagelöhner undt andern Unvermögendenn -wirdt zwgene Tische geste zu sezenn vergunst, vndt sollen im solcher Anzahl der Tische Manneß undt Weibes-Personen auch die Jung- frauen mit eingerechnet werden. Zue eines vermögenden Maumes Hochzeit, der aufft 6 Tische geste bittet, sollen Sechs Jungfrauen, zu eines Taglöhners zwo, der aber off duch, Ver oder fünff Tische geste- bittet, foll auch soviel Jungsrabem, vndt Allemahl ein Weib zu Sia lz m e ft a bitten, vndt follen die Jungfern mitt ihren gesellen wie sie geordnet undt verliesen werden, ohi all Verwiederung, Schleunig undt gleich hinter-iander Nachgehen, denen Männern zu Nehest folgen. Würd sich aber ein oder die Ander Widerwertig erzeigen, undt wie geordngt Nicht folgen, soll enen Rath Allweg 30 Gr. werfallen sehn. Nach gehalten Kirchgang Sollen die Geste Nach, gebühr Jehes Standes wiederumb verlesen undt gessetzt werden undt mitt dem Wirthe Vorlieb nehmen. So lange die Malzeiit wehret, soll Niemandt Äußerhalb der geladenen geste, Von Knächten, Mägden, gefindt undt Kindier viel weniger andere Müssiggänger oder Bettler für den Tischen geduldet werden. 12.2212 Undt weil anher ein vnhöflicher gebrauch vndt übelstandt einge- rissen, daß die geste, sonderlich aber die Weibck Perssonen, von denen Tischen Speiß undt Tranck weggeschickt, dadurch der Würth Merklich beschweret werden, soll forthim kein Kindt gesinde in die Hochzeitt kommen, biel weniger was von Tischen heimschicken bey Voen 15 gr. 3 d. So soll sich auch kein Tischgaft unterstehen, den Tischdienern das geringste von Speise zu geben, Viel weniger soll ein Tischgaft vom Tischgeldt den Dienern was geben, wer darwider lebtt, soll dem Rathtt verffallen 24 gr. Nach der Mahlzeit so den ersten abgedankt, sollen alsbaldt die Jungen gefellen undt Spielleutt gespeift, damit sie zum Tantz geferttiget, zeitlich Feherabendt gemacht würdt. 50 Wann dann die Brautt sambt den Zucht Jungfraben auff den Tanzboden kommen, soll der eine Brautdiener des Rahts Artickel, wie die Angeschlagen verlesen undt dann die Täntzer zur Zucht vndt Ehrbarkeit ermnahnen undt für schaden verwarnem Die Brautt Suppe am Dienstag soll gantz undt gar abgeschafft sehn, Wenn aber frembde Personen zur würtschafft gelaben, soll ein FFrühstückh, nichts überflüssig gegeben werden. Wenn Man aber der Jungfern undt Jung-gefellen des Andern Tages bedörffent sehn würdt, sollen sie durch den Leuffer in die Hochzeit Erfordert werden. Der Bräutigam mag, da es seinem Vermögen, eine Abendt Collation anrichten, vndt soll vher 3 Tische nicht sezenn. Die Tisch- digner sollen, wenn Man zum andern Mahl leuttet, zeltlich in die Hochzeit kommen, damit sie vor dem Kirchgang gespeist werden mögen undt nicht Nachmalß von Tische undt Schüfselm sich selbst Speisen- Daß Fruestückh soll ihr gegeben werden wie von Alters, Auff eines Vermögenden Manneß Hochzeltt soll in zum Trankh 12 gr., Auff eines Unvermögenden Sechs gr. Bier gegeben werden. Wer was mehr geben würdt, soll 24 gr. zur straffe erlegen. Die Jung gesellen sollen sich vernünftigk, stille, bescheiden vndt züchtig halten, mit wortten undt geferden, Ihrß dienstes vndt haruff, ben Tische, undt da sie hingeordnet, fleißig abwarten, sich mit Trinken nicht übernehnen, wir Ihr viel dien höfen Brauch haben, daß sie Ehe dann andern geste voll uindt Trunken sehen. Undt alß Brautt undt Bräuttigam mehr zue Bnehhrn, denn zue Ehrem dienen, sollen sich vielmehr Nüchtern vndt Mäßig haltten. Würdt sich aber genannt solchen zwe wider vngebührlich halten, dem wil ein Rahtt nicht vngestrafft lassen. Aufin Dienstag sollen die Jungen gesellen, sewohl als den ersten Taag vor den Tischen fleißig auffwarten, soll seiner sich daß verwidern, sollen hernach wie den ersten Tag gespeisi werden. Von Sechswöchern undt Kimdelbrod. Am einem Jedem Kindt Tauffen sollen sich die gefattern zuer Kindtbetterin, Wenn es Zeit ist zu Tauffen verfügen undt für Ihre Person kein Web noch Jungfrabe zum Kindelbrod bitten, Sondern die Sech3- möcherin soll die Negste freundschafft, vndt wehn sil haben will, von Weibern undt Jungfrawen doch nicht mehr als 12 Personen erbitten lassen, welche zur Sechswöcherin ins Hlauz khommen, sollen die ge- fattern fein ordentlich In Par undt Par zur Kirchen begleitten. Da sich aber Jemandt unterstündie, mehr Weiber zu bitten, oder andern Vversucht, wegen des Trunks undt Kndelbrod herzulieffe (Wie zuvor offt geschehen), Soll einen Rath Unnsachlessig 30 gr. verfallen sehn, oder in Ansehung des Armuths mit dem gefeugniß gestraffet wrden. Sech3 wöcher in Kirchgang. Wenn die Sechswöcherin ihren Kirchgang haltten, soll keine Collation, oder essen angestelldt 51 werden, soindern gänkzlich abgeschafft seyn, den gesattern, den Weibern soll nach gehaltener Vesper Predigt Zweene Kuchen vndt Sechs kannen Vier undt nichts mehr auffgetragen werden. Würdt aber Jemandt sich waß mehr unterstehen, soll in Allwege 10 Schock erlegen, dem Hern S. Gnd. fünff Schack vndt einem Rath fünff Schock gegeben werden. Vom Groß Strützln. Weil auch mit dem gesattern Groß- Strützl faft bnnütze Unkoften auff die Bürgerschafft getrieben, soll forthin der Teuerste gefatter Strützl nicht höher denn vmb 24 kleine groschen gebacken werden. In Leichterem Wehrt wirdt Jedermann vergünftet, da aber Ergendt ein Becke in höher Werth einen backhen wirdt, soll er den Rahtt 1 Schock „undt der in backen Last auch 1 Schock geben.“ Hieran schließt sich noch eine längere Darlegung über die Ab- fassung von Testamenten, über die Erbfolge und ihre Durchführung. Der Gang der Prozesse war immer sehr schnell, man hörte die eine Partei und nach ihr sofort die andere, rief Zeugen vor, nahm Gide ab und entschied ohne Aufsscharb. Meist war ein Prozeß, wenn er nicht einen Mächtigen traf, der sich widersetzen konnte, in wenigen Tagen oder Stunden zu Ende gebracht. Ebenso rasch ging man in Kriminalsachen vor. War der Verbrecher überführt, oder der Richter auch nur von dessen Schuld überzeugt, sp ward die gewöhnliche Strafe, welche fast immer hart und grausam war, ohne Verzug vollzogen. Die hhöheren Gnade von Schuld und Mtschuld zu untersuchen und zu unterscheiden, daran dachte man wenig. Bekannte ein Beschuldigter nicht bald, so spannte man ihn auf die Folter, die manchen Unschul- digen so gut als dem Schuldligen Bekenntnisse abzwang, die aber auch nobuste Verbrecher überstanden, ohne ihre Uebeltaten einzugestehen. 4 Ehebrecher topfte mam, Diebe und Räuber wurden mit einer Rette oder der Weddie (die wie eim Strick gedrehte weidtne Rute) gehenkt, Mörder gerädert und gespießt. An ausgesuchten Martern fehlte es nicht. So ward. 1543 ein Verbrecher in Sorau vor dem Stockhaufe und ebenso an allen vier Ecken des Marktes mit glühendem Zangen gezwlckt, dann zum Gerichte geschleift und ihm endlich langsam durch den Leib ein Pfahl geschlagen, daß er zum Munde herauskam- Kindesmörderinnen wurden lebendig begraben oder es ward ihnem ein Pfahl durchs Herz geschlagen. Gnade war es, wenn man sie einfach köpfte. Einzelne Fälle kamen auch bor, in denen sich Mörder mit der Familie des Ermordeten berglichen, ihr eine Summe Geldes aus- zahlten und von jeder weiteren Verfolgung losgesprochen wurden. War der Mörher vermögend, so mußte er vor der Reformation außer- einem Kreuze noch eine steinerne Kapelle aufrichten, einen oder mehrere Dreissigste bestellen, ein ewwiges Gedächtnis für den Ermor- deten, ein Seelbad und dergleichen stiften. Ein Dreißzigster waren 30 Messen und ein Seelbad ein Vermächtnis, aus dem Arme gebadet 52 werden und eine Erquickung erhalten konnten; weil das gute Werk der Seele eines Umgebrachten oder sanft wie Verunglückten zu statten kommen sollte, erhielt es diesem Namen. Die Sache hatte auch ihre schöne Seite, bei der hohen Bedeutung der Waschungen und Bäder für die Gesundheit sorgte der Wohltätigkeitssinn der Altvordern auch liebend für die Armen in dieser Hinsicht und daß an ihren Todies- gedächtn 3tagen sowwohl Seelenmessen für sie in den Kirchen gelesen würden als auch den Armen an diesen und anderen für die Hinge- schiedenen denkwürdigen Tagen freie Bäder gereicht, ihnen unentgelt- lich zur Ader gelassen, zugleich auch etwas Butterbröt mit Ingwer- und ein Labetrunk gereicht wurde, wodurch die Beteiligten sich an- getrieben fühlten, für die Seelen ihrer Wohltäter zu heten. Während der Nedernzeit wurden außer den Ortsgerichtstagen noch sogenannte „Jahrding") abgehalten, auf welchen jährlich einmal über Ordnung, Untertänigkeit und Bestimmungen der Verwaltung des Herrschaftsgebietes den Hörigen in Erinnderung gebracht, wobei auch Streitigkeiten und B-sitzfragen zur Erledigung kamen. Um nun das Volk auf den Ernft des Tages, vor gehegter Bank“ entsprechend vorzubereiten, wurden bei der Eröffnung gewisse feierliche Förmlich- keiten vorgenommen; es war dies ein Frage- und Antwortspiel zwischen dem Dingrichter und dm Schöppen. Die dabei zur Verlesung gebrachten Jahrdingsartikel, eine Art von Strafverzeichnis, waren auch noch nach dem dreißigjährigen Kriege gebräuchlich, doch in einer etwas anderen Fassung. Das im Schloßarchib zu Friedland aufbe- wahirte Original behandelt folgende Punkte: Sonn- und Feiertageheiligen. Während des Gottezdienstes darf in den Schenken kein Getränk berabfolgt werden. Das Schwätzen, Lachen oder Unfugtreiben in der Kirche wurde mit Strafe belegt, ebenso das vor der Kirche Herumstehen und die Nicht- einhaltung der Somntagsruhe auf den Feldern. Vom 3aüber m. Gs sollen Scholzen und Aelteste gut acht geben auf jene, die mit Abgöterei oder Vielwißerei behaftet und selbe zur Anzeige bringen, desgleichen die Wuchertreibenden. Respektierung der Geistlüchkeit. Die Kirchkinder sollen die Geistliche ehren und nicht verspotten und den schuldigen Decem zur Zeit pünktlich abführen. Von der Obrigkeit. Allen Schaden abwenden, die Scholzen sollen fleißig darauf sehren, daß alle Giebigkeiten zur Abfuhr kommen und nichts verheimlicht wird, was den Nachteil der Obrigkkeit beinhalten würde. Mörder und Räuber, falls sich solche im Orte auf- halten sollten, sind diese sofort im Amte zu melden. Ghebrach. Ehebruch, heimliche uneheliche Bühlerei, mit leichtfertigen Weibern außer der Ehe hauszuhalten sind straffällig. ding stammt von dingen, germanisch Berichtsversammlung. 53 Falsche Kundschaft und Verbreitung unwahrer Gerüchte zum Nach- teil eines Änderen wenden im Ante nach Gebühr geaüntet, ebenso Ehrverletzung und mündliche Bedrohung. Bei Strafe verboten ist das Tsschen und Krebsen, die Ent- fremdung von Holz aus den Waldungen, das Laubrechen und Ab- äften. Untersagt war das Vogelstellen ohne herrichafttliche Berechti- gung, das Ausnehmen von Giern so wie das planlose Abholzen in den eigenen Wäldern. Zur Jagd sollem nur Erwachsene kommen. Wer aber mutwillig dinen Wolf, Fuchs oder Hafen laufen läßt, der soll von einem Wolf eine Rufe Salz, von einem Fuchs einen Schöffel Hafer und von einem Hafen einen halben Scheffel Hafer in das Amt erlegen. Die Bauern sollen ihne Hunde an die Kette legen oder ihnen einen halben Fuß abhauen, damit sie dem Wildstande keinen Schaden zufügen. Wer einen Wolf oder Luchs fällt, soll die Haut in3 Amt brünglen. Die Dorfschaft hat auch fleißig Ausschau zu halten, wo die Wölf- ihr Genist halben, nicht zu Harzen und mit dem Büchsen ins Feld gehen, dem Gesinde der Herrschaft keinen Unterschlupf geben, einander das Gefinde nicht abhalten. Auf den Märkten ist auf rechtes Maß und Gewicht zu sehen. Das Stehlen von Obst und Feldfrüchten wird mit Halsesen und Gefängnis bestraft. Besonderer Schutz wurde den Waisen zuteil, denen nichts entzogen werden durfte. Sie durften ferner kein Geld verabfolgt er- halten und nicht in andre Dienste gegeben werden. Der Weberzins war rechtzeitig einzuzahlen, webei kein Stufhl verheimlicht werden durfte. Die Bäcker waren verpflichtet, ihr Hand- werk nur gegen ämtlichen Nebers und gegen die übliche Zinsung auf den Dörfern auszuüben. Diesen ffolgte eine Anordnung über das Spalten des Floß- und Rohlholzes und das Flößen und Zutragen, solie über Größe und Länge der Scheite, desgleichen die Versorgung der Kalköfen mit Holz. Die Brettklötzer sollen zu rechter Zeit gefällt und zur Brettmühle ge- führt und fleißig darauf sehen, daß kein Eisen darin stecken bleibt, wodurch die Säge Schaden leiden könnte. Den Förstern wurde Umsicht und Rechtschaffenheit aufgetragen. Den Bauern war es untersagt, Ziegen oder Kühe in3 Gebirge auf die Weide zu treiben. Aus der noch folgenden Artikelreihe seien schließlich nur noch zwei Paragraphen mitgeteilt. „Rockenstuhen, Scheideabende, unehrliche Tänze und verdächtige Leichtfertigkeit betreffend. Es sollen auch hiermit die Rockenstuhen, Scheideabende, unehrliche Tänze, und dergleschen leichtfertige Zusam- 54 nuenkünfte, wobei mehr Uebles als Gutes zu geschehen pflegt, gänzlich obgeschafft und verboten ssan, wbei Voen 6 fl. der Obrigkeit, der der- gleichen Convente in seinem Hause gestattet, und 3 fl., der der sich dabei befunden hat.! Aus dieser Verordnung schaut die Sittenverderbnis des droißig jährigen Krieges heraus und nötigt zum Vergleiche mit der Setztzeit und ihrer Vergnügungssucht. Wir wollen diesen ernsten Abschnitt mit einem heiteren Punkte beenden und zwar mit dem Paragraphen 115. Strafe des Mannes, der sich sein Weib schlagen läßt. Welcher Mann sich sein Weib schlagen läßt, der soll in Jahr und 2a9 sein Gut verkaufen und das mit einem tauglichen Manne, der sein Weib regieren kann, besetzen. Noch ein Rechtsfall von trefflicher Anschaulichkeit mag hier Raum finden. Er betrifft die Bestrafung eines gebrochenen Cheber- sprechens und den hierüber zustande gebrachten Vergleich- Heunt untengesetzten Dato ist zwischen Michael Augsten in Raspenau und seiner Tochter Apolonika als Kläger, dann Hans Richter, Bauer in Mildenau und seinem Sohn Hans Christoph als Beklagter in punkto einiger Eheversprechungen folgende gutwillige unwiderruflicher Vergleich abgehandelt worden und zwar: 1. Michael Augsten in Raspenau bringet vor, daß Hans Christoph Richter in Mildenau selbe seine Tochter Apolonika die Eho- versprochen, wo er mit ihr auch 5 Jahre lang „umbgangen, jetzt aber täte derselbe sein Versprechnus negieren und wäre selber keines- wegs zu heuraten gesonmen. Nach dem aber er Richter diese seine des Michael Augstens Tochter so lange herumb geführt, selbe in der Leuth Reden gebracht, ihr anderweitiges Glück verhindert, und selbe unter- während dieser Zeit eine andre heurath hätte bekommen können, ver- langet er Michael Augsten deswegen die Satisffaktion wegen dieser seiner Tochter angetanen Beschimpfung. 2. Nach dem aber dieser Hans Christoph Richter die Versprech- nis negieret und vorgibt, das er zwar zeithero ehrlicher Weise mit ihr umbgangen ihr aber keineswegs die Ehe versprochen (da er vor den Raspenauer Herrn Pfarrer sich hierzu bekennet) sondern sie Augustin ihme Richter selbsten freiwillig losgegeben hätte, welches sie aber leugnet, dahero er auch keineswegs Sie zu heirathen gesonnen wäre. Hat auch dessentwegen nehst seinem Vater den Arrest erlitten und Bürgschaft gestellt, diese Sache innerhalb 14 Tage auszumachen, nicht mahlen aber das mindeste befolget sondern ist in seiner Hartnäckig- keit beharret und hat keineswegs sich resolbiren wollen zu heiraten. 3. Also und weilen man betrachtet, daß diese gezwuntzene Ehe- nichts Gutes nach sich ziehen, sondern zwisschen ihnen beeden ein übles Leben stiften und Gott und seine heiligen beleidiget werden möchten, 55 hat man vor rathfander zu sein erachtet, ihm Christoph Richter dahin zu bereden, womit er gedachter Apolonika Augstin vor diese ihr ange- thane Beschimpfung und daß er durch so viele Jahre ihr anderwätiges Glück beshindert 30 fl. an baaren Gelde erlegen folle, fo er auch qui- willig eingangen, auch er Augsten nebst seiner Tochter Apolonika zu frieden gewesen, daß beede Partheien auch in der Sühne auseinander gegangen und daß selbe weder eines noch daß andre, immerdar nichts als liebes und Gutes nachzusagen wissen, eine christliche Abbitt mit Hand und Mund persönlich im Hochgräfl. Amte getan, auch daß weder eines noch das andere wieder diesen Vergleich handeln, oder einem dem anderen etwas vorrücken noch darwider leben will, haben selbe mit Hand und Mund angellobet und seind bis 10 fl. Straffe in die obrigk. Renthen und 10 fl. zu der Rafpenauer Kirche zu erlegen ver- gönnet worden, welcher Vergleich auch zur besseren Sicherheit, sowohl beim Amte als in dem Schöppenbuch eingetragen werden follen. Datum Schloß Friedland den 8. July 1733 Joh. Adam Tscherwenka, Hauptmann. Das Orisgericht. Der patrimonalen Gerichtsbarkeit unterstand das Orts ge- richt, das mit der Scholtisei oder dem Kretscham dauernd verbunden war und von Besitzer zu Besitzer übengeken uder bererbt wurde. Das Ortsrichteramt war mit einer Machtvollkommenheit ausgestattet, die dem Dorfschulzen fast uneingeschränkte Gewalt über seine Gemeinde gab und wodurch er einzig und allein dem Amtshauptmanne verant- wortlich war. In der Regel war das Verhältnis so, daß der Scholz als Untergebener das Bestreben hatte, die Schraube der Hörigkeit noch fester anzuziehen als es die Herrschaftlichen Beamten in ihrer Willkür- taten. Er ahmte das Gehhaben und Gesaren dieser Allmächtigen nach, u. zw. oft mit den brutalften Mitteln. Auch unter den Haln- dorfer Scholzen gab es solche Despoten, aber auch Männer, die den Orteinfassen manche Erleichterung verschafften. Er hatte im Dorfe für Ruhe und Ordnung zu sorgen, sämtliche Steuern, Zinse, Abgaben und Leistungen für Staat, Kirche und Grundherrn einzufordern (Schultheiß — die Schuld zu heischen). Dafür war er robotfrei und nur mit geringen Abgahen belegt und erhielt von jedem Steuergulden für se.ne Mühewaltung 1 Kreuzer, ferner Sie auflaufenden Gebühren der Gemeindegerichtsbarkeit. Dazu kamen noch verschiedene Gerecht- samkeiten, wie das ausschließliche Recht im Orte zu schänken, backen, schlachten und die Mahlbefugnis, wie sie auch der Haindorfer Scholz befaß, dem weiter noch 10 auf seinem Lehengute befindliche Häusler robot- und zinspflichtig waren.*) Bei Münderjährigkeit, Krankheit oder Unfähigkeit wurde auf Kosten seiner Besitzer ein tauglicher Richter aus den Reihen der Bauern vorübergehend von amtswegen bestellt. ") Nr. 15, 16. 17. 18, 18, 20, 21, 25, 26 und 40. 56 Als Gerichtsbeisitzer berief der Ortsrichter einige Schöppen, die ihm genehm waren. Einzig und allein den Gemeindeältesten, den Gedenfs- mann war die Gemeinde berechtigt, ins Ortsgericht zu entsenden, der gewöhnlich die Gemeinderechnung zu führen hatte. Am Gerichtstische saß schließlich noch der Gemeindeschreiber. Dieses Geschäft oblag dem Schulmeister. Das Wahrzeichen des Ortsrichters war das Jurament, das ihm in feierlicher Weise vom Amtshauptmann überreicht worden war und das seine Macht versinnbildlichte. Es war dies ein kurzer, zepterähnlicher Stab, der im Kretscham über dem Richtersitze hing und an Gerichtstagen im Namen der Obrigkeit den Befehlen und Er- klärungen unüberwindlichen Nachdruck verlieh. Im Verhältwisse zu den Berechtigungen der heutigen Gemeinde- (3. ämter, war das alte Ortsgericht bei weitem freier und mächtiger. erinnert in seiner Art an die alte germanische Gemeindeffreiheit. In vielen Dingen des Personenrechtes, des Verkehres, der Verwaltung, für Kauj-, Erb- und Pachtverträge, Erbsonderungen, Vergleiche u. dgl. m. gab es ein rasches und einfaches Verfahren, das im Ortsgericht mit ämtlicher Genehmigung vollzogen wurde, wozu das heutige Staatswesen eines koftspieligen, zeitraubenden und umständlichen Apporates bedarf. Das Gerichts- und Grundbuch der Gemeinde war das Schöppen- buch, in das auch die ämtlichen Verordnungen eingetragen wurden. Das in Gemeindearchibe in Haindorf befindliche Buch ist ein starker Foliant in Leder gebunden, mit 649 Blatt. Die Seiten sind bis pt 1270 numeriell, die Schrift zumeist gut leserlich. Nach dem Titel „Schöppenbuch der Gemeinde Heundorff“ sind einige Blatt leer ge- lassen worden, dann folgt nachstehende Einleitung: Demnach Von Scholtes und Geschwornen in der Gemeinde Heundorff, im Hochgräffsl. Amchte Vorgebracht, Welchergestalten das dem 8. Novembris A. 1659 durch dem damahligen H. Haubtmann Johann Friedrich Grüttern Confirmierte Schöppenbuch Von Käuffen, Verträgen, Erbforderungen, Schuldeneintheillung Als anderen der- gleichen Zur Wissensschaft dienliche nachrichten, Von Anfang Bis Zum Ende Voll geschrieben Worden Wehre. Und Nun umb damit die künfftig etwa ein- und Vorfallende Käuffe- Verträge- Erb- und Schulden Eintheillung, als Auch all andern ins künfftige Zur nach- richt dienen Gedächtnissen, Vorigen Brauche nach, und Zur Besseren nachricht der nachkomntenden ferner eingeschrieben werden mochten, Sie ein neues Schöppenbuch zu dergleichen nachrichten im Hochgräfl. Ambte zur gehörigen Confirmation eingereihet haben, Als wirdt solches hiermit von mir Endeserwehnten der Zeit der Hochreichsgräfl. Gallassischen Herrschafften Friedlandt und Reichenberg Verordneter Hauptmann, Von Ambtswegen Confirmieret, Jedoch gnädigster Herrschafft anders habenden gerechtigkeiten undt Frehheiten Se- und allewege Unpräjudicirlich. So geschehen Schloß Friedlandt den 20. 57 Feber 1731. Damahlen waren Johanns Peuter Lehen Scholtes und Gerichtshalter in Heundorff. Henrich Scholze, Gottfried Augsten, Christoph Krause und Christopth Stompe Geschworne, Schöppen und Eltiften daselbst. — (Das vorerwähnte Schöpppenbuch vom Jahre 1659 ist leider in neuefter Zeit verloren gegangen). — Die zweite Eintra- gung betrifft die Gerichtsgebühren, wie sie damals im 18. Jahrhundert auf der Friedländer und Reichenberger Herrtschaft üblich, u. zw.: „Und Sollen, spwohl Von Einen als Anderen“ nachbeschriebene gebührnüssen obferuriret und gefordert werden, als: Von Frembden Außländischen Leuthen, so 14 Kreuzer gerichtliche Hülfe begehren. Von Einem gange Zum Beklagten zu schicken. Von Einen Einheimbisch gerichtsgebühr Von Einen VerUhrfachten Schaden Zur 35 besichtigen denen gerichten gebühr Von setzung eines Neuen strittig gewesenen Rainsteines Von Summer oder Arresteinlegung aufgeldt als andere Sachen einschreibegeldt 14 Denen Gerichten so dabey sitzen Von jeden Gulden so durch die gerichte Klagweise außgetrieben und eingemahnet wird 3 Von jeden in die gerichte bringend und auf den Schaden Ertapptes Ründ- Ziez und 7 dergleichen Viehes auslößegeld Von einer ganns aber 3 Pfennige " Von Besichtigung eines Ulutrünftigen 14 Schlages 2 Schock Und der gnädigen Obrigkeit Von Besichtigung eines geschlagenen Viehes 14 Kreuzer Leinkauff und gerichtsgebühr zum Ver- schreiben als: 4 Gulden Von Einen Bauern Kaufje. Einen gartten Kauf Von Einschreibung eines Kauffs in3 Schöppenbuch, dem Schreiber 7 Kreuzer Stem von Einer Grbsonderung 9 9 Von Einer Schulden und Erbttheilung 14 Und denen gerichten 3 Pfennige Denen gerichten Von einen Kinder Vertrags 58 Von einen Zanke als anderen Vergleich. ohne eine andere Bestrafung Diese aber Von Einprotokollirung Von Einer Loßsage gerichtsgebühr Von Auffschlagung des Schöppenbuches Von der Schöppenlade aufzuschlüssen. Von Einen Testament oder sonsten was Einlegung in die Schöppenlaade Von Kleinern und Schuldscheinen, oder dergl. aber Von jeden gange, so die geschworne zu abhollung Der Ungehorsamben anwende müssen. Von Einen Schmähworthe, obrigktl. straffe Und denen gerichten Von dessen aber nicht erweißung toppelte straffe. Denen Gerichten Von überweisung Einer Lugen gnäd. obrigk. straffe. Von Anderer überweisung Denen gerichten die VerUrsachten Unkoft. Von drohungen und heimbtl. Nachstellung der gnäd. Obrigkeit Und Denen gerichten Von Tazirung eines Gutes oder Grundes, denen gerichten. einer Verlassenschaft, Von Inventirung denen gerichten. Von anhörung einiger Zeug, denen gerichten Von einen schock loßgeschriebenen Geldes, denen gerichten Von Visitirung eines Verdächtig, in Schalck- stücken oder Dergleichen Argwohn gehal- ten Haußes und Würths, denen gerichten Von Besichtigung gestohlener Sache Von Frembten Unterthanen so arretirt werden, gerichtsgebühr Von jeden Tag eines darbeh Wachenden Von übergebung denen anderen Gerichten solchen Unterthanns oder Verbrechers 22 Kreuzer 3 Pfennige 4 " 14 3 " 3 " 14 1 Schock 20 Grofchen 2 Schodt 30 Groschen 1 Schadt 2 Schock 2 Schodt 30 Groschen 1 Schadt 1 Schock 30 Groschen 1 Kreuzer 30 Groschen 15 Grofchen 2 Schodt 15 Kreuzer. 1 Schort Und was sonften darbey an Unkoften aufgehen. Dieselbe müssen aparte bezahlt werden. Actum Schloß Fredlandt den 20. Feb. 1731 wie Obengedacht Siegel. Johann Wentzl Siegel, Hbtm. Ueber die Führung des Schöppenbuches herrschten genaue ämt- liche Vorschriften, ebenso über das Gebaren des Ortsgerichtes in Be- zuz auf die Abfassung von Urkunden; sie lauten: Erftlich soll der Scholtes, die Gerichtsgeschworenen und Eltisten, ihrer Pflicht gemäß fleißig darauf sehen; damnit kein Kauff tractiret werde, welcher etwas wieder Ihro Gristenz (titl) Gnähigen Obrikkeit Regalien und Intraden: es sehze an Zunßen, Steuern, Contributionen, Grantzen, Hoffe-Diensten und dergleichen, wie es immen nahmen haben mag, handle; 2. Daraufst Bedacht sehn, daß dem Käuffer oder Verkäuffer, feineswegs einiges unrecht oder Verkürzung geschehte oder sonsten mit Verdächtigen Practiquen Entergangen werde; 3. Sollen alle Erb- und andere Gütter Käuffe in Gerichten nicht länger als binnen Vierzehn Jahren zu zahlen zugelassen seyn mit gewisser Poen und Verkürzung der Baaren gelder, Hernacher ins Ambt gebracht und auff desselben Consens, nicht andersten, als wie der Kauff Verfasset und Confirmiret, dieses Schöppen Buch einge- schrieben werden; 4. Soll Scholtes und Eltisten auff kein Geldt in dieses Buch schreiben oder legen lassen, es sehe dann der Kauff anvor ratificiret, ingleichen sollen auch bey jedem Kauff die Schulden in dieses Buch eingeschrieben und angemerket werden. Gs soll auch nicht Verstattet werden: da etwann einer Haußer, Gärten, Aecker, Wiesen und der- gleichen Versetzen undt Verpfänden wollte, ein solches in das Buch einzutragen, es habe dem zuvor das Amt darein gewissigt, Welches auch zu Verstehen ist auff Wittwen-, Wahßen- und andere gelder und was ansonsten immer gehandelt wird. Ingleichen soll 5. Nichts anderes als wie es der Wahsheit gemäß, in dieses Buch eingetragen werden; 6. Sollen den Gerichten bei einem dergleichen Kauff nicht über drei Stunden sietzen und Handlen, Vor deren Bemühung Käuffer und Verkäuffer nicht mehr als Acht- und Zwantzig Kreutzer zu erlegen schuldig ist. Was aber 7. Darüber Verzehret und Vertrunken wird, soll der Schultes, Schöppen und contrahirende Parthehen au3 ihrem Beutl zahlen und dieses aller Beh Ernstlicher Straff, Wie ssolche das Ambt erkennen wird. Da die Häusser erst 1773 numeriiert worden sind, wurden in den Kaufbriefen stets die Besitznachbarn mit angeführt, sowie die 60 Tage der Realität und ihre Art; weiters finden wir darin den Kauf- preis, die Zahlungstermine, die Bürgen für die richtige Einhaltung der Vertragsbestimmungen, stwie die Strafe (Pönale) für einen et- waigen Vertragsbruch und die Unterschrift der Richter und der Ge- schworenen. Da die Schöppenbücher wichtige Kulturdokumente darstellen, für eine Gemeinde von unschätzbarem Werte sind und oft die einzige Fundgrübe über das Bestehen und Werden eines Ortes bilden, soll- ten diese den besonderen Schutz der Gemeindeverwaltungen genießen. Der Ortsrichter sowie sein Beisitzer hatten einen Eid zu leisten, vor ihrem Amtsantritte. Die Angelobung der Schöppen und Aeltesten lautete: Der Aeltesten- und Schöppeneid. Ich schwöre zu Gott dem Allmächtigen und der heiligen Dreifaltigkeit nachdem dermich zu einem Schöppen oder Gemein Eltesten in dero Ihr Gerichte zu ... erkoren, daß ich in solchem meinem Amte einen Jeden, Arm und Reich Recht und Gerechtigkeit will erteilen helfen, so viel in meinem Verstande und Vermögen ist will nicht an hothe Freundschaft nach Feindschaft Geschmack oder Gaben nach um keine andre Sache wegen sondern dasjenige vor Ge- richt tun und leiften, was einem treuem Untertanen eignet und ge- bühret — So war mir Gott helfe durch seine lieben Heiligen. In Eid und Pflicht wurden ferner noch genommen: Kirchväter und Kirchschreiber, Förster, Schützen und die Müller. Der Müllereid hat folgenden Wortlaut: Ich schwöre und gelobe bei Gott dem Allmächtigen der .. mich zu einem Müller in die Mühle zu ..... um die bierte Metze auf und angenommen, daß ich schuldig die Getreide laut der Pacht der Obrigkeit dar vertraulich und recht verrichten will, daß auch im die Metzen von denen Leuten alle vom Schock eine Metze und nicht mehr denn sich zu Recht gebührt ein nehmen mich an dem gedachten Teile 3 Metzen begnügen will und der Herrschaft nicht vervorteilen, nicht das wenigste den Leuten dann entwenden, sondern jedermann arm und reich gleich und recht und seinem Getreide und Mehl, Kleie, tun und handle, daß ich auch meiner Obrigkeit schaden im wenigstens eine Miene, solche auch niemanden verschweigen (ingleichen auch mit dem Malzmehl getraulich umgehen, viel weniger jemand andrem etwas darvor zu tun oder zu beruntreuen) an der Herrschaft oder im Amte offenbaren sowahr mir Gott helfe mit seiner Gnade. Bei allen diesen Amtsgeschäften des Ortsgerichtes spielte der Tr unk eine große Rolle. „Und der Gemeinde ein Faß Bier“ war ein Zusatz, der selten in einem Vertrage fehlte. Bei Käufen war der Richtertsch zechfrei, auch den beiwohnenden Zeugen und Gästen wars 61 Vier verabfolgt. Diese Sitte entsprang wohl zu einem guten Teile dem Drängen der Grundherrschaft in der Abnahme Hherrschaftlichen Dieres „fleißig anzugehen“. Neben dem Vollzuge d.r Gemeindeverwaltung besaß der Ortz- richter auch ein gewisses Straflrecht über Vergehen und Uebertretun- gen, wobei gleichfalls Marterwerkzeuge in Antwendung kamen; das "zur Bank hauen“ war noch nicht das schlimmste. Da standen dem Peiniger noch Hand-, Hals- und Fußeisen sowie die Fiedel, ein In- strument aus Holz, in das Gals und Deine eingezwängt wurden, zur Verfügung. Für kurze Freiheitsentziehung stand im Kretscham ein dunkler Raum bereit. Doch kam es öfter vor, daß ein zahlungst fähiger Delinquent nur zum Scheine arretiert, in Wirklichkeit aber die Zeit theimlich bei den Seinen zubrachte, wobei dem Scholzen ein entsprechendes Sühnegeld zufloß. Der Arbeitssklabe, der zum Fußhader der Gesellschaft er- niedrigte Bauer, bewahrte trotz jahrhundertelanger Knechtschaft in seinem Innern etwas von jenem stolzen Gefühle des Selbstbestim- mungsrechte3 sener Urahnen, die einst die Scholle urbar gemacht, die Sehnsucht nach diesem heilgen Gute, um das man ihm betrogen, die sich oft in wildem Aufschrei Luft machte. In seiner Brust glühte noch ein Junke der Freiheitsliebe fort, der pft zu hellen Flammen des Auft ruhres erwachte und die Zwingherren bedrohte. Durch alle die bluti- gen Jahrhunderte wälzte sich dieser Kampf fort. Aber erst die ent- fesselte Gewalt des Rebolutionsjahres 1848 löste die Fesseln des armen Mannes, fegte den Druck von Herz und Hirn, beseitigte den Absolutismus. Das probisor'sche Gemeindegesetz vom 17. März 1849 hob den bisherigen Herrschaftsverband auf. Die Ortschaften wurden auf Grund der bereits 1843 vollzogenen Grundvermessung zu Gemeinden bereinigt. An die Stelle der von der Grunßobrigkeit bestimmten Scholzen und Ortzrichter trat die freie Gemeindevertre- tung mit dem Vorstcher — damals Bürgermeister genannt — an die Spitze. Reihenfolge der nachweisbaren Haindorfer Ortsrichter, bzw. Lehensscholzen; über deren Werken in der Geschichte des Lehensgutes ein Mehreres zu lesen ist. Jakob Lindner, Vater Adam Lindner, Sohn Hans Lindner, Enkel (Dieser wird bereits 1540 als Lehensmann in Haindorf genannt.) Christoph Lindner, Urenkel (— bis 16. März 1580.) Christoph Scholz (16./3. 1580—1607.) Vartel Scholz (24./4. 1607. 29./4. 1608.) Hans Hübner I. (29.4. 1608. 1619 14./7.) Hans Hübner II. (14./7. 1619. 1651.) 62 Gottfried Hübner (23./5. 1651. 10./6. 1675.) Georg Spöt, Burggraf (10.16. 1675— 2. Mai 1677.) Johann Benker l. (2./5. 1677. 10./12. 1697.) Johann Beuker II. (10./12. 1697. 912. 1748.) Johann Anton Worf (20./11. 1748—7./7. 1772.) Anton Worf I. (9./9. 1772. 104/8. 1808.) Anton Worf II. (10./8. 1808,— 15./2. 1848.) Anton Worf III. (15./2. 1848—1850.) Am 13. März 1848 wurde die Konstitution für Oesterreich ge- geben. In Haindorf verliefen die denkwürdigen Tage in aller Ruhe. Verbotene Druckschriften waren wohl schon Monate vorher heimlich von Hand zu Hand gegangen, mit Schmähworten auf Regierung und Kaiserhaus, auch fürchterliche Gerüchte lügnerischer Schwarzseher fanden gläubige Seelen. Am 1. Febser 1850 wurde die k. k. Bezirks- hauptmannschaft errichtet und zum Bezirkshauptmann Wilhelm Dach ernannt. Air 2. Juli desselben Jahres fand die Aktibierung des Bezirksgerichtes statt und 14 Tage später die Einführung der Gendarmerie in Friedland. Beids Aemter wurden 1855 am 26. Mai vereinigt. Am 5. September 1850, wurde unter dem Vorsitze eines herrschaftlichen Beamten im Kretscham die erste Wahl der Gemeinde- vertretung vollzogen. Zum ersten Bürgermeister — so nannte man damals die Gemeindevorsteher — ward der Gastwirt Josef Effen- berger in Nr. 86 berufen. Die neue Vertretung wurde in der Kirche zu Haindorf in Eid und Pflicht genommen. Vom 20. Oktober 1860 datiert das Ottandiplom, welches das Recht, Gesetze zu geben, abzuändern und aufzuheben zwischen Krone und den Landtagen bzw. dem Reichstage teilte. Die erste, 1848 ge- gebene Verfassung zerschwllte gleich im Beginn der repolutionären Bewegung. Der vom Kremsierer Reichstage ausgearheitete Ver- fassungsentwurf blieb ein Traum, da der Reichstag auseinander gesagt wurde. Die unterm 4. März 1849 herausgegebene Verfassung trat gleich ihrer Vorgängerin ebenfalls nicht ins Leben und auch die nach ihrer Sstierung am 31. Dezember 1851 publiz. Grundzüge des Reichsorganismus gannen niemals Fleisch und Blut. Erst als nach d.r Niederlage der Jahre 1859 in Stalien und Ungarn die Erregung wuchs, kam endlich die langersehnte Verfassung. 1864 am 26. Juli ward das Gesetz über die Bezirtsbertretun- gen angenommen. Am 24. September 1865 fand im Schlosse zu FFriedland die gründende Sitzung statt. Zum Bezirksobmanne wurde Gduand Graf Glam-Gallas gewählt. Im Oktober darauf fand in seiner Amtskanzlei die erste Sitzung statt. 1867—1872 wurden die Vorarheiten zur Neuanlage des Katasters und der Grundbücher durchgeführt; laut fayferl. Verord- 63 nung v. S. 1851—1863 die Gerechtsamkeit der Gemeinden mit der Grundherrschaft endgültig geregelt und die Ablösungsbogen lt. Graf Clam Gallasschen Quittungsbuches gelöscht (Abt. IX., Fasc. 12—18 Statth.-Archiv). Die Entwicklung Haindorfs hemmte die Gebundenheit der Güter, wohl auch der Umstand, weil der größte Teil des Gemeinde- gebietes auf herrschaftliche Wallung entziel, der aber auch zufolge seines ausgessprochenen Gebirgscharakters für Neufiedlungen nicht in Betracht kam, selbst wenn die Grundobrigkeit den Willen hierzu- gezeigt hätte. Nach dem Gesetze vom 20. Oktober 1790 durften die zu einem Bauerngute bestifteten sogenannten Hausgründe nicht zerstückelt werden. Der Bauer besaß nicht das Recht, mit seiner Wirtschaft unter Leblenden zu verfügen. Das Gut fiel dem ältesten Sohne zu. Er- erhielt es in der Regel zu einem niedrigen Betrage, damit er es be- haupten konnte, wodurch aber die anderen Geschwister so viel wie nichts erhielten. Gs war dies der Ursprung und die Quelle der Armut auf dem Lande. Erft das Gesetz vom Jahre 1869 hob diese Beschrän- kung auf. Eine Ausnahme bildete seit der Jofefinischen Zeit der Ge- meindgrund (die fogenannte Au entlang der Wittig), der für Vau- stellen zergliedert und veräußert werden konnte. Die Nachbargemeinde Weißbach war in dieser Hinsicht unge- bundener, hier brachten es die Erwerb3berhältnisse mit sich. Der Feldbau spielte hier nur eine untergeordnete Rolle. 1773, zur Zeit der Häusernumerierung, zählte Haimdorf 119 und Weißbach 101 Nummern; letzteres hatte aber 1786 bereits 131, Haindorf 135 Häufer. 1846 hatte Weißbach unsere Gemeinde in der Entwicklung überholt. In diesem Jahre zählte Weißbach 277, dagegen Haindorf nur 229 Nummern. Das Bezirksamt beschäftigte sich damals damit, Haindorf durch Angliederung an eine Nachbargemeinde als selbständige Ortschaft aufzulösen, stieß aber damit auf Widerspruch bei unserer Vertretung, die unterm 16. September 1859 an diesk Behörde berichtete: „Daß die Gemeinde entschlossen sei, auch fernerhin als eigene Ortsgemeinde zu bestehen, sich keiner anderen Gemeinde anschließe und auch nicht den Wunsch hege, daß die hiesige Gemeinde einer anderen zugeteilt werden möchte, indem sie der Ueberzeugung ist, daß sie auch fernerhin die betreffenden Lasten und Verpflichtungen allein zu tragen im Stande fei“. Die wackeren Gemeindeväter hatten denn auch nicht zu viel ver- sprochen. Mit der Einführung der Industrie und der dadurch erfolgten Förderung des Gewerbes und des Handels, stieg die Bautätigkeit von 64 Jahr zu Jahr. Das Antachsen ersehen wir am besten an folgender Labelle: 1773 hatte der Ort 119 Nummern Zuwachs 1786 26 "135 1834 68 "203 1846 26 229 1880 14 "343 1890 30 "373 1900 53 426 1910 440 14 465 1920 25 Wie ärmlich um unsere Gemeinde zu Beginn der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts aussah, beweist der Jahres- voranschlag von 1861: Eigenes Einkommen. 347 fl. Erfordernis 600 fl. Abgang 253 fl. Die Giebigkeiten beliefen sich im Jahre 1859 auf: Grundsteuer 3541 fl. 10. Fr. Gebäudestener 527 fl. 33. Fr. Zinssteuer 39 fl. 351/3 fr. Erwerbsteuer 970 fl. 72 fr. Einkommensteuer 461 fl. 807/5) fr. Zum Vergleiche diene nachfolgende Abrechnung des Gemeinde- haushaltes vom Jahre 1922 und ein Ertragsausweiz der Jahre 1919, 1920, 1921 und 1922, sowwie die Steuerleiftung der Gemeinde im Jahre 1823: 3 Stadtamt Hainder Rechnung über die Einnahmen und Ausgaben der Stadtgemeinde Haindorf im Jahre 1922 65 Einnahmen Kassastand am 1. 1. 1922. Feldpachtzinse Zinsen von Kapitalien . Hundesteuer Getränkesteuer. Plakatierung. Totenbeschaugebühr Custbarkeitssteuer. Ersätze Mietzinse Werfzuwachsabgabe. Steuerüberweisungen. Gemeindeumlagen. Darlehen Verschiedene Einnahmen.. Stadtamt Haindorf, am 21. Jänner 1924. S 9 2122 4238 1240 2092 4418 1257 188 50210 5338 1680 58787 202930 109127 5550 476567 9 82 20 96 — 30 09 49 96 Ausgaben I. Umtserfordernis. Kanzleierfordernisse: Reinigung, Beheizung Gesetze und Drucksorten. Kanzlei-Miete Kanzleibedürfnisse. Porto und Spesen. Beleuchtung. Telephonwesen. Baulichkeiten an Gebäuden Diverses Steuern und Abgaben Versicherungen Aquivalent III. Sicherheit der Pers. u. d. Eigentums (Gehalte) Feuerwehrwesen. Diverses IV. Kommunikationen (Straßen und Wege).. Straßenbeleuchtung. Stammkapital. Brückenerhaltung. Sanitätswesen. VI. Armenwesen.. VII. Schutwesen VIII. Verschiedenes: Darlehen Darlehens-Rückzahlung. Dem Kino geliehen. Spenden und Subventionen. Pensionsfond. Reisespesen. Pensionsbeiträge. Patronatsauslagen. Lustbarkeitssteuer Gemeindebücherei Zinsen. Unvorhergesehenes Verschiedenes Kassastand am 31. 12. 1522 Für die Richtigkeit der Abschrift: S 35390 1597 1741 3571 2781 880 513 838 16432 765 150 898 340 30398 2950 30 35754 16576 2000 6284 6242 4500 101643 20671 35000 36771 5915 2000 1468. 3194 213 314 3830 1060 6558. 4351 22901 476567 Der Bürgermeister: Josef Augsten. 95 80 05 64 40 52 48 09 14 80 75 42 80 72 80 83 60 40 94 91 45 96 67 Ausweis über den Ertrag der übrigen Gebühren und Abgaben während der letzten 4 Jahre in der Stadtgemeinde Haindorf: 351749 1919 Getränkesteuer: 451110 1920. 495533. 1921 441896 1922 160.- 1919 Hundesteuer: 76560 1920. 1209.- 1921. 2092.- 1922 1096630 1919 K. Wasserzins: 1102690. 1920. 1074110. 1921 2102650. 1922 497.— 1919 Wertzuwachsabgabe: 59528 1920 120061. 1921. 228549 1922 396390 1919. Lustbarkeitsabgabe: 4962.85 1920. 946343. 1921 5021040. 1922 36. 1919 Totenbeschau: 11040. 1920. 140— 1921 188 1922 1052- 1919 5 Plahatierung: 400.— 1920. 1547— 1921 1257- 1922 Die Richtigkeit des Ausweises bestätigt. Stastamt Haindorf, am 6. Feber 1924. Der Bürgermeister: Josef Augsten. 68 Steuern der Gemeinde im Jahre 1823: Grundsteuer 714350. Hausklassensteuer 6117. Idealsteuer 219- Haurszinssteuer 786535 Bdealsteuer 3935 Konting. Erwerbsteuer K 26318- Grwerbsteuer nach dem II. Hauptstück 65966 Hausierer Erwerbsteuer 40 Kentensteuer 248658 Dazu kommt noch die Perston.-Eink.-Steuer und Umsatz- und Lurussteuer. Die Gemeindeumlagen betrügen: 1918 Gemeinde 80%/ Schule 45%/ 1919. 50 1920. 90 80 1921. 557 „ 151 1922 130 „ 170 „ 1923 326 „ 140 „ 1 Die Fortschritte der Gemeinde auf wirtschaftlichem und kultu- reslem Gebiete führten 1913 am 19. November zu dem einstimmigen Gemeindevertretungsbeschlusse, die Erhebung unseres Ortes zur Stadt anzustreben, ein Wunsch, der durch das tatkräftige und ver- ständnisvolle Wirken des damaligen Gemeindevorstehers Reg. Rat Gustab Effenberger nach einer Audienz beim Kaiser mit allerhöchster Entschließung vom 31. Juli 1917 und zufolge Erlaß des k. k. Minist. des Innern vom 7. Augest 1917, Zahl 45.429/16, seine Erfüllung fand. In welchem Entwicklungsverhältnis Haindorf im Jahme 1890 zu den anderen Gemeinden des Bezirkes stand, besagt das nach- folgende Verzeichnis: der zugetellten Häuser Summe der Einwohner direht. Steuern unbe- Ortschaft bewohnt. in Gulden. wohnt Arnsdorf 145 713 2411-- Bärnsdorf 208 1113 3536.— Berzdorf Nieder- 1819.— 312 Verzdorf Neu- 52 383— 213 Berzdorf Ober- 116 491 1156.— Bullendorf 294 1476 4107.- Buschallersdorf 206 1312 Philippsgrund 271 Christiansau 86 455 731. Hohenwald 202 169. 69 Summe der Häufer der zugeteilten. Direkt. Steuern Einwohner unbe- Ortschaft in Gulden bewohnt wohnt 7062 219 1403 10. Dittersbach 1356. 454 86 11. Dittersbächel 328 1234 12. Dörfel 3670-- 1042 142 13. Ebersdorf 3439. 1519. 14. Einfiedel. 488 3221- 109 15. Engelsdorf 330- 183 Tautsche 16. 167. Philippsthal 17. 148.— 138 33 Zahne 18. 31696.— 693 12 5282 19. Friedland Jäckelsthal 898. 46 9 264 20. Göhe 2919. 371 12714. 21. Haindorf 2268 281 22. Heinersdorf 1910.- 580 104 Hermsdorf 730 4077- 24. Kunnersdorf 3197-- 780 151 Diebwerda. 3351- 1080. 204 26. Eusdorf 1505. 9185- 206 Mildenau 1797 390 28. Mildeneichen 54 442.— 347 Karolinthal 4499 601 30. Neustadtl. 1567- 357 83 31. Nieder-Allersdorf 571 1247. 32. 107 Olbersdorf 151- 179 35 33. Philippsberg 2945.— 399 85 Priedlanz 34. 2 2024 11881- 310 35. Raspenau 391 65 Ferdinandsthal 774 115 1122 105 36. Ringenhain 5528: 1432 270 Rückersdorf 37. 370 58 1526. 38. Hegewald 4263 1150 13 39. 222 Schönwald 1760.- 244 40. Tschernhausen 571 2946. 114 41. Weigsdorf 23 268 47 42. Minkwitz 1907. 10 345 43. Weißbach 7217 334) Withelmshöhe 1480. 311 44. Wiese 219 1794.— 41 45. Bunzendorf 638 1963. 46. 135 Wünschendorf 2040— 360 47. 66 Wustung Reihenfolge der Gemeindevorsteher und Bürgermeister. Er befaß das 1850, 5./9.—1858. Sofef Effenberger. Gafthaus Nr. 86 in Haindorf, das er 1859 dem Florian Reißer aus Weißbach verkaufte. Diesen nannte man Bürgermeister, seinen Nachfolger dagegen Gemeindevorsteher. 1858—1864. I lor ian Rr a u fe, Bauer in Nr. 50, geboren am 29. Feber 1808 in Gaindorj. Gr war zweimal verehelicht, das erste Mal mit Franziska Lange aus Weißbach Nr. 15, das zweite 470 Mal mit Theresia Elstner aus Bullendorf. Seine Mutter, Theresia, war eine Tochter des Haindorfer Lehensscholzen Anton Worf. Krause hatte mit vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfen, ein Mal war e3 die Ungunft der Zeit, das andere Mal bitterer Undanf. Gr starb am 29. März 1895 und hinterließ aus erfter Ehe 3 Kinder u. zw. Florian Krause, Landwirt und Ziegelei- besitzer in Haindorf Nr. 6, Karolina, verehelichte Scholz in Haindorf Nr. 98 und Julie verehelichte Effenberger in Haindorf Nr. 47, aus zweiter Ghe: Adolf Krause, Schlossermeister in Haindorf Nr. 182, Gustab Krause, Fachlehrer in Wal. Meferitsch und Marie, verehelichte Augsten in Haindlorf Nr. 83. 1864, 13./9.—1890. Friedrich Kret ichmer, Kretschambe- sitzer in Haindorj Nr. 5, geboren am 13. September 1829 in Buschullersdorf. Er ehelichte 1851 Antonia, die Witwe nach dem 1850 berstorbenen Lehensscholzen Anton Worf, geborene Riedel aus Haindorf Nr. 175. Nach 29jähhriger erspprießlicher und ver- dienstvoller Tätigkeit legte Kretschmer am 22. September 1890. das Amt nieder. Während der Verwaisung dieses Amtes führte der 3. Rat Florian Krause die Geschäfte. Aus der bald darauf erfolgten Neutwahl ging als gewählt hervor: 1890. 1894. Franz Pfeiffer, Besitzer des Gasthauses „Zum Kaiser von Oesterreich“ in Haindorf Nr. 85, geboren am 5. Jänner 1847. Glechzeitig wurde das Gemeindeamt aus dem Kretscham in das vorerwähnte Gasthaus verlegt. Bei der am- 14. Juli 1894 ftattgefundenen Neutahl wurde. 1894, 14./7.—1898. Ir iedrich Kretichmer, abermals an die Spitze der Gemeindevertretung berufen. Ein hartnäckiges Leden zwang ihn am 21. Jänner 1898 sein Amt wieder niederzulegen. Schon am 8. März 1898 darauf verschied er. Sein Sohn Wil- helm, der einzige Erbe, stand ebenfalls eine ganze Reihe von Jahren im Dienste der Oeffentlichkeit. 1838 am 16. Feber wurde Franz Pfeiffer wieder gewählt, Er über- siedelte jedoch kurz darauf, nach dem Verkause seines Gasthauses an Josef Franz Scholz, nach Johannesberg bei Gablonz a. N., worauf der langjährige Gemeindesekretär 1898—23./5.—1912 16./6. A n to n Wo r f aus Haindorf Nr. 102. zum Gemeindevorsteher gewählt wurde. Er ist geboren 1846, von Veruf Lebzeltner und Zuckerbäcker, den er aber nur kurze Zeit ausübte, um sich dem Verwaltungsdienste zu widmen. Er war ein geschickter und erfahrener Beamter, Eigenschaften, die ihm als Oberhaupt der Gemeinde sehr zu statten kamen. Mit seinem Amtzantritte wurde d'e Gemeindekanzlei in der Volksschule untergebracht; der Turnsaal daselbst als Beratungszimmer eingebaut. Die erste Sitzung darin fand am 1. September 1898. statt. Während seiner Amtstätigkeit erhielt Haindorf Achtilen- 171 beleuchtung sowie die Knabenbürgerschule. Worf verzichtete aus Gesundheitsrücksichten am 16. Juni 1912 auf das Amt. An- seine Stelle trat. 1912 1.17.—1919 1./7. Regierung3-Rat Guftab Effen- ber ger, Gymnafialdirektor i. R., geboren am 31. Dezember 1849 in Neuftadt a. T. Er wirkte an den Gymnafien zu Brag- Altstadt und Landskron, war einige Jahre Bezirksschulinspektor in Reichenberg, sowie Referent im Landesschulrate in Brag und zuleßzt Direktor des Staatsgymnasiums in Böhm.-Ceipa. Im Jahre 1910 trat er in den Ruheftand und berlegte feinen Wohn- sitz nach Haindorf, von wo seine Ehegattin Wilhelmine (geborene Uflrich) stammt, wo aber auch die Wiege seiner Väter einst ge- standen hat. Die Errichtung der Wasserleitung, die Erreichung einer Mädchenbürgerschule und die Erhebung Haindorfs zur Stadt sind zu einem großen Teile sein Verdienst. Sein Wirken galt dem Fortschritte und einier zeitgemäßen Ausgestaltung. Er- war der erste Bürgermeister der Stadt Haindorf. 1919 am 1. Juli wurde zum erftenmale nach, den neuen Wahl- bestimmungen der Tschechoflowakischen Republik gewählt.*) Als Bürgermeister ging. Sosef Augste n, Besitzer der mechanischen Holzwarendrechslerei in Haindor, Nr. 443, herbor. Er wurde am 28. Oktober 1871 in Haindori Nr. 143 geboren und ist mit Antonia, geborene Verg- manw aus Haindorf Nr. 31, verehelicht. Augsten gehört seit 1899 der Gemeindebertretung an und wurde bei der letzten Gemeinde- walhil (1923) neuerdings an die Spitze der Vertretung berufen. In die Zeit seines Wirkens entfallen: die Einführung des elektr. Lichte3, die Errichtung des Kinos, der Kauf des Riedelhauses und die Verbesserung der Gemeindewege. Wenn Volkesstimme Gottesstimme ist, so wäre das Ergebnis der Wahl in die National-Versammlung vom 18. April 1920 ein getreues Spiegelbild der Zeitanschauung nach dem Kriege, nach den Zusammenstürze des alten Reiches. Gesamtzahl der Wahlberechtigten: 806 Männer und 921 Frauen; zufammen 1727. An der Wahl beteiligten sich: 709 Männer und 813 Frauen; zufammen 1522. Trok des Wahlzwanges zingen nicht zur Urne 205. 4) Damals zogen zum ersten Male zwei Frauen mit in die Gemeindevertretung: Anna Einke aus Nr. 225 und Marie Buchell aus Nr. 62, und zwei Vertreter der lschechischen Minderheit: Arnold Wagner, Arbeiter, Haindorf Nr. 379 und Franz Schimuneh, Korbmacher Nr. 55. 72 Von 1521 abgegebenen Stimmen waren gültig 1510, sie ent- fielen auf die einzelnen Parteien wie folgt: Deutsche sozialdemokratische Arbeiterpartei 897 Stim. Deutsche Wahlgemeinschaft 268 (Deutsche Nationalppartei, Gewersbepartei) Deutsche christl. Volkspartei 132 Deutschdemokratische Freiheitspartei Vund der Landwirte 58 Ces. strany socialni 60 Ces. soc. dem. strany Celnické Närodny demokracic. s. ugr. Soc. strany ces. lidu prac. Ces. strany lidové Rep. str. ces. venkova a domoviny Ungültig waren. 11 Zettel. 1521 Angeblich habt man dem allgemeinen und direkten Wahlrechte die Wahlpflicht vorangestellt, um alle Staatsbürger zur Mitarbeit am öffentlichen Leben zu erziehen, bzw. um das gesamte Volk zur Willensäußerung aufzurüfen. Die neue Wahlordnung aber zwingt jeden Wähler, sich für eine Partei zu entscheidten, das heißt, die von ihr aufgestellte Bewerberliste in Bausch und Bogen anzunehmen, jodaß Parteilose den vorthin angeführten Volksspruch: Volkesstimme ist Gottesstimme“ als nicht mehr zutreffend bezeichnen, wodurch sich aber auch ausgesprochene Parteileute in der freien Meinung stark beeinträchtigt fühlen. Die gegenwärtige Stadtvertretung wurde am 11. September 1923 gewählt. Abgegeben wurden damals 1579 Stimmen, davon entfelen auf die Deutsche sozialdemokratische Arbeiterpartei 515 Stimm., 10 Mand. Wahlgemeinschaft (Deutsche Nationalspartei, Bund der Landwirte, deutsche christliche Volkspartei und deutschdemokratische Frei- heitspartei) 460 " Kommunistische Partei, erscheint das erste Mat 372 7 " Nationalsozialistische Partei, erscheint das erste Mal. 179 11 Tschochische Partei 53 1 Die Stadtvertretung setzt sich nach den cinzelnen Parteien zer- gliedert wie folgt zusammen: Deutsche sozialdemokratische Arbeiterpartei: Augsten Josef, Drechsler, Nr. 443, Auft Franz, Tischler, Nr. 427, Linke iFranz, Klempner, Nr. 225, Seliger Karl, Stationsvorstand, Nr. 421, Köhler Adolf, Maurer, Nr. 368, Knirsch Gduard, Maler, Nr. 343, Effenberger Josef, Oberdreher, Nr. 362, Dörnig FFerdinand, Maurer, Nr. 356, Augsten Anton, Drechfler, Nr. 415, Schiller Jofef, Maurer, Nr. 145. Deutsche Wahlgemeinschaft: Sohn Karl, Dr., Arzt, Nr. 445. Schiller Anton, Landwirt, Nr. 211, Neumann Rajetan, Zimmermann, Nr. 43, Augsten Rudolf, Daufmann, Nr. 352, Leukert Alfred, Müller, Nr. 297, König Anton, Drechfler, Nr. 286, Weber Alfred, Fabriksbeamter, Nr. 8, Stams Franz, Vorzellanmaler, Nr. 122, Mieth Josef, Brettsägenbesitzer, Nr. 285, Kommunistische Partei: Neuhäuser Raimund, Vorzellanmaler, Nr. 420, Jäger Stefan, Buchhalter, Nr. 387 Görtlich Gustab, Fabriksarbeiter, Nr. 16, Pfeister Franz, Weber, Nr. 265, Tschiedel Franz, Lagerhalter, Nr. 314, Neumann Rudolf, Tagarbeiter, Nr. 331, Kratzer Franz, Bäcker, Nr. 320. Deutsche nationalsozialistische Partei- Riedel Josef, Oberlehrer, Nr. 417, Klamt Alfred, Gaftwirt, Nr. 89, Kraufe Rudolf, Fabriksbeamter, Nr. 317. Tschechische Partei: Krecek Jan, Tischler, Nr. 404. Den ersten Bürgermeister stellth die Deutsche sozialdem. Arbeiter- Partei mit Josef Augsten, Drechsler, Nr. 443; den zweiten die Deutsche Wahlgemeinschaft mit Rudolf Augſten, Ra uf man u, Nr. 352; den dritten die kommunistische Partei mit Reimund Neuhäufer, Porzellanmaler, Nr. 120. 74 Gegenwärtige Beamte der Stadtgemeinde Haindorf: Gdmund Seidel, Sekretär, Haindprf, Nr. 144a, Augsten Hermine, Kanzlistin, Nr. 188, Rubsolf Scholz, Oberwachmann, Haindorf, Nr. 328, Rudolf Neumann, Wachmann, Haindorf, Nr. 153, Alfred Augstem Kinooperateur, Haindorf, Nr. 394. be Untertänigkeit. Reibeigenschaft, Roboi, Abgaben. Wie der römische Geschichtsschreiber Tacitus berichtet, „machte sich schon bei den alten Germanen die Herausbildung eine3 Adels bemerkbar, entstanden Rangunterschiede, deren Fortentwicklung jene ungeheuerlichen Abhängigkeitsverhältnisse für den ehemals freien Bauern zur Folge hatten, die persönliche Leibeigenschaft, die Unfrei- heit seines Besitzes. Das Jahrtausend deutscher Bauerngeschichte gleicht einer gewaltigen Tragödie, mit derem kataftrophalen Schluß- akt der Bauer aus der Reihe der eigenkräftigen Kulturfaktoren herausgedrängt wird und das deutsche Volk für Jahrhunderte ein gesundes selbständiges Glied verliert, das es mit seinem eigenen Urfprung lebend'g verband. Der Bauer sinkt sozial und kulturell immer tiefer. Im dreißigjährigen Kriege ist er nur noch das hilflose Hetzwild der entmenschten Kriegsscharen, durch deren wüste Haufen das Land verheert, entbölkert und in eine troftlose Ginödk berwandelt wird und zu Anfang des 18. Jahrhunderts gilt er der Gefellschaft, die den Gipfel der Zeitsultur darstellt, als halbtierischer Trottel“. Die Städte schüßzten sich durch Wall und Mauern, dort blühte das Gewerbe, vollzog sich der Handel. Wehrlo3 dagegen lag draußen am Lande das Gehöfte des Bauern. Alle seine Kämpfle gegsen das Ueber- maß der Knechtung verschlimmerten nur seine Lage. Als Leibeigen-r verlor er mit der 3et die Kraft, sich selbst zu befreien, er ward unfrei auch im Geifte und berlor die Erkenntnis seiner Tage, das Bewußtsein von Menschenwürde; er empfand die Schmach uneingeschränkter Bot- mäßigkeit nicht mehr. So bestimmte die gewältige Macht dier Grund- Herrn den inneren und den äußeren Menschen über den Trümmern einer zerschlagenen Seele. Die Landtage von 1472, 1474 und 1479 beschränkten Sie Frei- zügigkeit von einer Herrschaft zur anderen und untersagten 1477 den verwtweten Bäuerinnen auf einen anderen Grund zu heiraten. Ohne Los- oder Wieglaßzettel durfte kein Untertane feine Heimat verlhffen,*) ward ihm dieseer erteilt, so hatte er hiefür, einen für die damalige Zeit hiehhen Betrag als Lösegeld, zu zahlen (1684 einen Taler —1 Sch. 1 gr. 5 d). Starb ein Untertane, so nahm man ihm im *) Wahrscheinlich gab es gleich wie den Einrichtungen auf den übrigen Besttzungen der Bibersteine, auch auf Friedland „Leibeigene“, unter der merkwürdigen Benennung der „Tieglitze“. Diese hatlen ihren Namen davon erhalten, daß sie in den Gegenden, wo die Vienenzucht stark betrieben wurde, auf die Stöcke acht haben und die Bienenmeise (tiglicza) abwehren mußten. Die Bezeichnung mochte sich erhalten, auch nach- dem die Beschäftigung dieser Leute längst eine andere geworden war. Alte Gesetze sagen von ihnen, daß sie sich ohne Vorwissen der Herrschaft nicht von ihrem Grund und Boden entfernen durften, weil sie mit ihrem Leibe des Herrn waren. Auch mußten sie von ihrem Leibe, wenn sie sonst nichts besaßen, dem Herrn zinsen. 76 16. Jahrhundert die beste Ruh, das beste Pferd aus dem Stalle. Bis ins 18. Jahrhundert hinein konnten Bauernkinder gezwungen wer- den, unentgeltlich der Gutsherrschafst sich jahrelang zur Verfügung zu stellen. Aber nicht bloß die Kinder dsr Bauern mußten sich es ge- fallen lassen, ihne „Waisseljahre“ der Herrschaft abzudienen, auch viele hörge Bauern waren verpflichtet, zu gewissen Zeiten im Hofe Dienstbotenarbeiten zu verrichten. Alle ihre verkäuflichen Produkte waren sie verpflichtet, nur auf dim Wochenmarkte in Friedland aus- zubieten. „Befehl an die Schulzen 1629 vom 28. September, daß sich kein Untertane unterstelhsn solle, einzigen Scheffel Korn durch diese Herrschaft aus dem Land zu führen, er habe denn das Getreide zuvor- am Markt in Friedland öffentlich feilgehalten oder abgeladen.“ Der Bauer Christoph Sembdner in Haindorf Nr. 59 hatte einem fremden Fleischer unter Greissenstein eine Ruh verkauft und mußte für diese Uebertretung des Patentes 30 ar 6 d Strafe erlegen. Das Auzführen von Getreide wurde sogar mit „Höchster Leibes strafe“ belegt. Unzählige derartige Bestimmungen engten das Leben das Dörflers ein. Viktualien sind einzig und allein in Friedland auf offenem Markte feil zu hhalten. Gs soll auch keiner auf Dörfern zu seilem Kaufe backen oder schlachten. Schlachtrich erst im Amte und dann nur den Fleischern zu FFriedland anbieben. Die Leder von geschlachteten Vich sollen nirgends anders als bei den Schuftern zu Friedland angemeldet werden. G3 soll kein Bauer den Schneider oder Stör bei ihm arbeiten lassen, noch etwas zu arheiten geben. Deinwand sollen auch in dieser Herrschaft so wer rechte Weifen gehalten werden und welcher Garn zu Markt bringt und zu kurz ge- weift hat, oder zu wen9 Faden eingsbunden, soll öffentlich an die Staubfaule andern zur Abschen gestallt werden. Und wie sah es im 18. Jahrhundert aus 2 Alle Gebildeten hatten Ursache zu klagen. Sie wurden behandelt wie kleime Kinder. Eine strengd Zensur schrieb ihnen zu Mtternichs Zeit genau vor, waßs sie lesen, schreiben, was sie studieren durften. Wenn sie heiraten wollten, wurden ihnen viele Schwierigkeiten gemacht, ebenso auch selbst wenn sie eine Reise von wenigen Meilen ins Land machen wollten. Alles, las aus der Fremde kam, wurde mistrauisch untersucht. Dichter und Schriftsteller mußten answwandern, um ihre Werke drucken zu lassen. Der Adel war die herrschende Klasse vor allen und zu allem privilegiert. Das Wort Staat war dem Landbewohner vor 1848 völlig fremd, 1947 ebenso das Gefühl der Zusammengehörigkeit mit einer Nation. Die herrschaftliche Obrigkeit füllte sein Denken vollkommen aus. Nur aus weiter Ferne, über den Wolken, erschien ihm der Kaiser und die Regierung in Wien. Durch die Rekrutierung kam der Bauer mit dem Staate in Be- rührung. Der Adel, die Geftlichkeit und alle Gebildeten waren bom Militärdienft befreit. Der Bauernstand mußte die Mannschaft liejern. Mit Trommelschall zogen die Werber von Ort zu Ort, um durch aller- lei Bift und Gewalt das nötige „Material“ einzuziehen. Sobald es ruchbar wurde, daß die Rekrutierung im Anzuge sei, verschwanden viele Bauernburschen bei Nacht und Nebel, um wochenlang umherzu- irren, in irgendl einem Verstecke zu hünhern. Mit Stangen und geschliffenen Eisenhaken zogen die Häsher, Gemeindegeschworene und Militär aus auf die Suche. In M.ldeweichen hat ein Mann namens Scholz deshalb zwanzig Jahre im Kaller zugebracht. Der Soldat diente damals 14 Jahre, kam er nach dieser Zeit lebend zurück, dann war er für die Landarbeit und für das Dorf zumeist verdorben. Ge- wöhmlich kam er als Trunkenbold zurück, als Laft. Einen Sohn zum Militär verlieren, wurde nächst dem Sterben für das größte Familienunglück gehalten. Der mit der Untertänigkeit verbundene Frondienst nahm die schönste Zeit des Jahres in Anspruch, sodaß der Bauer zur Bestellung seines Grundes die Nacht zu Hilfe nehmen mußte. Wenn der Fron- vogt rief, mußte die eigene Sache im Stiche gelassen werden. Nach einem Robotverzeichnisse vom Jahre 1631 waren die Pauern zu Haindori schuldig: die Ackerarheit auf den Hellen verrichten zu helfen, alles G-treide mit nach dem Gegewald zu führen und auf diem Schloßvorwerk das Gras mähen zu helfen. Sie waren ferner schuldig, gemeinschaftlich mit Lebwerda und Milde- neichen den Jin fen Ilu 9 zu Br i edla nz zu mähen, außer- dem am Schloßvorwerk den Flachs zu jäten und 4 Zasspeln Grobgarn umsonst zu spinnen. Weiters mußten sie Lehm zuführen, wo er ge- braucht wurde und Schindeln machen, wofür sie von 60 Stück 1 Schock Groschen bekamen. De Gärtner und Hausleute mußten spinnen fo- viel man ihnen gab und erhielten von jedem Stück 6 Groschen. Seher Erbgärtner mußte 3 Stoß, jeder Auengärtner 2 Stoß und jeder Hausgenosse 1 Stoß Kohl- und Flöhholz machen und hekam von jedem Stoß Rohlholz 24 Groschen und von jedem Stoß Flößholz 16 Gro- schen. Zur Robot waren die Männer vom 18.—55. und die Weiber vom 17.—50. Leben3jahre gezwungen. 1748 hatte Haindorf allein jährlich 520 Zug- und 3016 Handrobottage zu leiften. Außerdem waren die Untertanen verpflichtet, das Malzgetreide zu dem Friedländer Bräu- hause zu zuführen, 3—8 Klaftern Holz zu spalten und zu Hofe zu führen und jeder 3 Tage mit auf die Hasenjagd zu gehen. Fiel die Jagd aus, so wurde ihnen eine andere Arbeit zugewiesen. 78 Erst die menschenfreundlichen Reformen der Kaiferin Maria Theresia und ihres unvergeßlichen Sohnes Josef II. brachten eine Wandlung zum Bessern. 1769 schrieb der Staatsrat Gebler an die Kaiserin: „Mit Er- stannen, ja mit wahrem Grausen und peinlich innerster Rührung ersieht man das äußerste Glend, in dem der arme Untertan durch die Bedrückung seines Grundherrn schmachtet. 1771 wurde mit der Robotregulierung in Böhmen begonnen und ein Jahr zuvor wurden eine Reihe gutsherrliche Uebergriffe beseitigt. Die Anmaßung, daß Niemand Bodenerzeugnisse eher verkaufen oder kaufen dürfe als der Gutsherr, daß die Grundhulden diesem ihre Erzeugnsse unter den Marktpreisen überlassen, oder seine Er- zeugnisse ihm teuer bezahlen, bestimmte Mengen Vier, Wein u. b. a. ihm abnehmen mußte, die zwangsweisen Dienstleistungen der jungen Leute, die Gebühren für die Erlaubnis, sich als Knecht außerhalb der Güter zu verdingen, ein Gewerbe zu betreiben, die Ehe zu schließen, Robotfuhren und Botengänge auf weiten Strecken, mit der Verpflich- tung, alle Koften selbft zu bestreitem Nötigung der Eltern gegen ihren Willen ihre Anfässigkeit den Kindern abzutreten, willkürliche Geld- strafen und Abstiftungen. So wurde durch Kaiser Josef die Robot auf 3 Tage in der Woche als Höchstmaß beschränkt, das heißt, der Bauer mußte 3 Tage in der Woche mit 2 Pferden die nötigen Arbeiten auf dien Feldern, Höfen, in den Wäldern und Teichem verrichten, u. zw. ohne jehes Entgeld. Er mußte sogar sich das Essen mitbringen, ebenso das Futter für die Pferde. Der Häusler, der nur ein kleines Häuschen aus Holz, Brettern, Lehm und Stroh besaß, dieser arme Teufel, der seinen Unterhalt als Professionist oder Taglöhner fuchte, mußte eben- falls roboten. Sie hatten 40 Tage zu leiften. Sogar die ganz Unbe- mittelten mußtem jährlich 13 Tage roboten. Eine kaiserl. Verord- nung vom 18. September 1787 bestimmte ferner: Daß von nun an und in Hinkunft der Handkuß von Männern und Weibern gegen den allerhöchsten Landesherrn und alle höchsten Personen von durch- lauchtigsten Erzhaufe solwe die kniegebogenen Referenzen und das Niederknien selbst von jedermann und in allen Fällen gänzlich unter- lassen werde, folglich auch niemand wer es immer sei, der um etwas zu bitten oder sonst etwas anzureichen hat, künftig nicht mehr nieder- fnien soll, weil dies „von Mensch zu Mensch keine passende Handlung sei, solches gegen Gott allein vorbehalten bleiben müsse. Am 24. Juli 1777 trifft in Friebland eine staatliche Kommission ein, um die Robotverhältnisse zu untersuchen und 6 Tage später wird die Roboterleichterung laut kaiserl. Befehl verlautbart, wornach die Robot zum Teil in eine Geldabgabe untgewandelt und gekürzt wurde. Nach der protokollarischen Aufnakhne der Herrschaft Friedland, unter- lag Haindorf folgender Verpflichtungen: 75 Herrschaft Friedland. Robotverzeichnis. Haindorf. Hat allwöchentlich zu Steuerte im Nr. des roboten mit Ochsen 2 sp. Name des dermaligen Jahre 1773 Hauses Tage Grund-Inhabers 36 17/31 11 30 Fahrbauer: Anton Kraufe 17/2 36 11 Josef Neumann 17/3 36 71 11 Christian Finke Josef Augsten 17/5 36 11 59 Josef Sembdner 11/ 36 36 Hans Gh. Augsten 11/ 36 11 50 Josef Krause 11/3 36 11 86 Anton Kraufe Hans Gh. Krause's. 11/ 88 11 36 Witib 17/ 36 11 89 Josef Richter 17/ 11 36. 98 Anton Scholze 36 17/3 11 52 Gottfried Augsten allwöchentlich durchs ganze Jahr Handrobot Tage 97/2 7 15 Anton Finke Handbauer: 49 Gottfried Finfe. 2 6 467/3 28 Josef Augsten 42 Anton Naase Häusler: Welche im Kataster Grund besitzen: Christian Effenberger 12. 11 Franz Neumann 26 jährlich 521/ 37 Gottfried Naase 26 jährlich 38 521/3 Anton Effenberger Jährlich Handrobol Tage Welche im Kataster Häuzler: nicht enthalten und auf Gemeindegrund stehen. 13 32 Franz Jäger 13 33 Franz Appelt 13 34 Michel Effenberger 13 66 Gottfried Stomspe 27 Anton Jäger Auf Lehnscholzens Grund, welche im Kataster Probinc. enthal- Diese 10 Häusler, die hier aus- tem, hat Scholze statt ihnen gesteuert. zu Heindorf vermög desselben gemessene Robot beim Lehenscholzen von der Obrigkeit in Händen habenden Lehensbriefes zu entrichten. 80 Steuerte im Name des dermaligen. Nr. des Jährlich Handrobot Jahre 1773 Grund-Inhabers Hauses Tage Hans Ch. Fiebiger 26 12 26 Hans Effenberger 12 26 Hans Ch. Neumann 21 12 26 Wenzel Lindner 20 12 26 Anton Neumann 19 12 26 Anton Kraufe 18 12 26 16 Hans Ch. Augsten 26 12 Heinrich Weber 17 26 12 Josef Brager 15 26 12 40 Wenzel Hübner 12 26 Inleute: Insgesamt außer denen in dem allerhöchsten Robot-Patent de anno 1775 gänzlich von der Nobot befreiten. Ein Jeder zu verrichten schuldig13 Handrobottage jährlich. Alte Robot. Leshen- und Gerichtsscholze Johann Anton Worf hat nomine Lehenweinfuhrverschonungsgeld jährlich zu erlegen 9 fl. 40 fr. Im übrigen genießet die völlige Freiheit der Naturalroboten, weil derselbe das Richteramt samt allem darein schlagenden abrigkeitlichen Rentgeldern, Einmahnungen und Robotbeförderungen, dann Vier- und Branntweinschank so er auf seine Klosten zu führen und zu bejorgen halt, daher von der Robotwahl ausgeschlossen ist. Mit der Anmerkung. wenn selber die Richterei zu verrichten untauglich, derselbe einen Gerichtshalter nach obrigkl. Erkenntnis allenffalls er- sich selbst mit ihm nicht abfinden täte, zu belohnen schuldig ist. Vergleich auf dritte Art. Hans h Slererte im 3.1773 hr. Handbauern: 50 10 24 Josef Kraufe) verrichten beide mitsammen auf eine 24 Anton Kraufe) dritte Art allwöchentlich 21/3 Handt. 54 10 24. Josef Augsten, niedere, auf gleiche Art. 73 10 24 Wenzel Efjenberger. Häusler: 81 41/3 Josef Efenberger, jüngere 43 1 371/3 Hans Ch. Nafe Verrichten eine dritte Art. 79 6 jährlich 39 Handtage. Anton Stompe. 35 1 371/3 Josef Effenberger 81 Sleverte tm 3.1773 Haus Nr. Gottfried Finke 1 51 83 Verrichten eine Franz Effenberger, jüngere 48 2 18 dritte Art. Anton Kratzer I 51 44 jährlich 39 Melchior Neumann 2 18 45 Handtage Josef Kratzer 2 18 46 Anton Rößler 2 18 41 Gottfried Eifenberg-r. Vermög Kaufs hat in Robot- 3 Reliution3-Geld jährlich auf immerwährende Zeiten zu er- legen 2 fl. und statt ein Stück nicht spinnendes Garn 10 fr. Josef Finke 42 Wenzel Jäzer 42 10 Verrichten Josef Effenberger 54 23 auj eine Hans Ch. Jäger 42 53 dritte Art. Heinrich Schindler 42 55 jährlich 18. Andreas Krabzer 42 56 Handtage. Anton Jäger 42 57 Anton Neumann 42 58 Josef Knobloch 42 61 Notandum: Sämtliche Untertanen verrichten die Robot ohne alle Ergötzlichkeit. Am 1. November 1781 hob Kaiser Josef die Leibeigenschaft voll- ständig auf und setzte an ihre Stelle eine erträgliche Untertänigkeit. Das mag ein Jubel gewesen sein, als am 17. Jänner 1782 die Er- lösung von der fürcherlichen Last am Schlosse zu Friedland den Unter- tanen bekannt gegeben wurdte. Trotzdem die meiste Zeit dem Grundherrn geopfert werden mußte, hatte der Grunßholde noch „Mlutgeld“ in Form verschiedener 3infe und Abgaben zu sentrichten. Ursprünglich erhielt der Landesherr den Zehnten von den Untertanen, der von allem, was der Mensch zum Leben nötig, hat, ab- zuführen war. Er ward aber teils an Stifte und Klöfter, teils an die im Lande erbautem Kirchen verschenkt, teils fiel er später an dir- jenigen, welchen die Landesherren die Güter zum Lehen gaben. Außer- dem hatten die Bandesherren auch die Zölls und Gerichtsgebühren, sowie alle übrigen regelmäßigen und unregelmäßigen Einkünfte. Alle diese Gelder flossen aber in den herrschaftlichen Säckel, als die Landez- Herren die Güter beräußerten, nur der Decem blieb seiner früheren Bestimmung gemäß bei dier Kirche. Erst in der letzten Hälfte des 15. Jahrhunderts führte König Mathias eigentliche Steuern ein. Zwar 82 hatte schon Kaiser Sigismund im Hussitenkrieg (1424) verlangt, daß alle Einwohner, geistliche und weltliche, in den Städten und auf dem Lande den 10. Pfennig von ihrer Habe zur Hilfe gegen die Hetzer an ihn abgeben sollten; da aber das Land ohnehn schon sehr durch den Krieg gelitten hatte, so ließ es der Kaiser, dabei bewenden, daß bloß das Vermögen eines sehen aufgeschrieben wurde und die Abgabe erst dann erlegt werden sollte, wenn es disa größte Not erfordern würde. Nach einem Zinsverzeichnisser) aus dem Jahre 1409 (Bl. 21b) hatte „Hahndorff" folgende Abgaben zu leisten: Merke. Hayndorff gebet czu czinse i schok eychoerner vnd vi Eichhörner. Sie geben“i B5 gr. vnd ij. gr. uff walpurgis czins vor dy ech horner. ltem di bret moel XV gr. vnd XV bret of. iczlichen tag. Item czur Erunge of WeynachtenToj gr. Item der Richter czur Erunge vj gr. ltem uff Pfingsten XXIIIj gr. kue gelt. Darnach zinste der Ort jährlich: 66 Eichhörnchen und zu Wal- purgis für die Schhörnchen 1 Schock und 2 Groschen und eine Ehrung von 6 Groschen, die Brettmühle 15 Groschen und 15 Bretter auf jeden Zinztag. Der Richter gab zur Ehrung 6 Groschen und zu Pfingsten 24 Groschen Ruhgeld. Nach dem Geschichtsforscher Seeliger waren die Eichhörnchen ehedem ein beliebter Leckerbissen, die wir 1389 fast täglich auf der Tafel des Herzogs Johann von Görlitz finden. Das Stück wurde hier mit 1 Groschen oder ein wenig darunter bezahlt. Da die Eichhörner im Frühjahr aus Mangel an Nahrung abgemagert und deshalb kaum genießbar waren, mußten die Haindorfer am Walpurgstermine an ihrer Stelle 62 Groschen entrichten, was ziemlich, gemau dem für Görlitz geltenden Marktspreis der Naturalleistung entsprach- Nach dem genannten Urbar hatte in Ginfiedel Nycel Vögeler vom „Wehdewerke“ gleichfalls Eichhörnchen (30 Stück) zu zinsen. Der bekannte Wallensteinforscher und Historiker Dr. Her- mann Hallw ich veröffentlichte 1905 unter dem Ttel „Fried- landvor 500 Fahren einen Auszug aus diesem, die hussitischen Stürme überlebten Buche, und fügt bei Haindorf hinzu, daß es her- inmitten dichtesten Waldks noch keine Ackerbauer gegeben zu haben scheint. Wenn wir die gesamte Zinsung der Gemeinde in Geld ver- wahßeln, so waren es 2 Schock und 8 Groschen; ungeffähr denselben Betrag (2 Sch. 4 Gr.) zinfte Haindorf im Jahre 1560, zu einer Zeit, wo es urkundlich erwiesen ist, daß der Ort außer dem Leshengute 7 Bauern und 4 Gärtner sewie 11 Häusler hatte. Daraus ist wohl der Schluß zulässig, daß Haindorf bereits um 1400 denselben Umfanz hatte. ) Jett im Beste des Friebländer Lehrervereines. 83 Zins-Register? vom 27. März 1560—27. März 1561. Haindorf. der Scholtze vom Lehenaut auf W. ihnachten 1 Sch. 12 9. 20 zu Ostern. Vom Backen auf Michaelh 8 Silbergroschen 2 Sch. 49. Die Gemeinde zinft sämtl. Eine besondere Abgabe bildete die 1564 vorgeschriebene: Hochzeitssteuer. Von zwei Schocke — dreizahn Pfennig kommt aufs Tausend 15 Sch., 28 9 und 4 d. Schätzung: Sch. 100. Der Scholz Haindorf. 20 Paul Neumann (Nr. 30) 18 Simon Neumann (Nr. 36) 14 Maz Sembtner (Nr. 59) Vartel Riemer (Nr. 71) 10 Georg Effenbergk (Nr. 77) 10 Hans Biberstein (Nr. 50) Donath Augustin (Nr. 73) Gärtner: 14 Ham3 Schindler (Nr. 52) 10 Georg Römer (Nr. 42) Jacob Reißer (Nr. 49) 9 Ambrosio Ulrich (Nr. 54) Auenhäusler: Baul Leybner Hausleute: 2 Vartel Sperling Merten Lindner Maz Neumann Christophh Hofmann 4) Liebwerda. Hans Scholz vom Lehengut auf Weihnachten 36 g. auf Ostern 29 9. 8d Georg Neumann 129 Jacob Neumann 10d. Walter Wöllen. 12 § 12d. Georg Bredtschneider 28 10d. Clement Wildner. 49 8d Hans Kindner 6d 69 Hans Wolkenstein 88 4d Gregor Wöllen. 12 d. Simon Schelerin. 48 8d Maz Wildner 6d 68 Maz Ulrich 16 § 8d. Maz Neumann 12d. Lehnhard Wildner 2d 109 Thomas Wolkenstein 10 d. Lorenz Neumann 12d. Hans Rösler. 28 108 Simon Wildner 6d. 68 Maz Rösler Raspenau. Merten Stracke, Richter, gibt vom Lehengut auf Weihnachten 1 Sch 12 g, Ehrung 6 9 auf Ostern 26 9. «4) 1627, am 8. August ergeht von der Wallenstein'schen Regierung in Sitschin, an den Hauptmann zu Friedland Heinrich von Grießel, der Befehl: „Aus Anlaß der für den 11. August 1627 zu Prag einge- setzten Hochzeit des jungen Herrn Trezha mit Gräfin Harrach, Schwester der Fürstin Waldstein, solle an Wild- bret etz. eingesandt und von jedem Untertanen im ganzen Herzogtum innerhalb acht Tagen 7 kr. abgeliefert werden. 84 Simon Vop Sch. Adam Römer Georg Auzustin- Glement Wenig Bartel Effenbergk. Summa 243 Schock, davon vom Sch. 13 d. An die in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts wütenden Türkenkrieze erinnert ein Verzeichnis vom Jahre 1565, demzufolge die Untertanen der Schätzung nach von 1000 Schock 12 Schock Abgabe leisten mußten. Einnahmen der bewilligten Türkensteuer: Haindorf. Der Scholz 100 Paul Neumann 20 Simon Neumann 18 Maz Semtner 14 Bartel Römer. Georg Effenbergk 10 Hans Viberstein 10 jetzt Jakob Knöfe. Donath Augustin Gärtne Hans Schindler Georg Römer 10 jetzt Christoph Lindner Jacob Reiße Ambrofius Ulrich Auenhäusler: Paul Leibner Hausleute: Bartel Sperling. 2 jetzt Merten Neumann hat sein eigenes Haus. Merten Lindner 1 gestorben. Maz Neumann Christoph Hoffmann Simon Pop Adam Sammer Georg Augustin. Glement Wenig. Bartel Effenbergk wird sich selber versteuern. Vom Tausend 12 Schock jährlich. Noch einige weitere Zinsherzechnisse sollen als Hinweis dienen, wie es mit den Abgahen während der Redernzeit beschaffen war. Eine trockene, doch vielsagende Lektüne. 85 Ruhzinse 1577. 42 gr. zu Friedland Die Hübner 44 " 2d. Schönwald 48" Luzdorf 24 „ Liebwerda 1 Sch. Heinersdorf 24 „ Haindor 48 Mildenau 46 4d Kaspenau 48 Dittersbach 48 Ringenthain. 48 Runwerzdorf Ehrung Lehen und Schultergeld auf Weihnachten 58 gr. Liebwerda 1 Sch. 32 „ Haindorf Georgy Zins 1 Sch. 46 81 Haindorf 2d. 57 " Liebwerda 11 26 „ 3 " Mildeneichen Erbzins 1591. 3er Haindorf. Michel Neumann (Nr. 30) 6" Simon Neumann (Nr. 36) 1 " Christoph Lindner (Nr. 42) Jacob Reißer (Nr. 49) Martin Neumann (Nr. 50) 4 d. Jacolb Lindner (Nr. 52) Jorg Ulrich (Nr. 54) 4d. Maz Sembdner (Nr. 59) Bartel Riemer (Nr. 71) Christoph Augsten (Nr. 73) Paul Neumann d. j. (Nr. 77. Christoph Scholz, von den Stücken Mehn vom kleinen Erbe Erbgärtner 2" Hans Delfner Auenhäuzler: 8" Caspar Pfeiser Casspar Schmidt Jorge Augsten d. 1. Vartel Effsenberger Gregor Neumann 6" Caspar Lindner 86 Hausleute: Hans Biberstein, Christoph Hofmann, Gregor Biberstein, Gregor Riemer, Mathes Neumann, Hans Neumann, Alte Ulrichin, Gregor Biberstein, Michel Offenberger, alte Jörg Augstin, Hans Krause, Hans Schindlerin, Christoph Neumann je 2 gr. Grasegelder von den verlassenen Zinzwiesen. 408r Liebwerda, Lorenz Jäckel 30 6d Gregor Scheler aus Wiese in Hellen 30 Gregor Sperling seinen Plan in Hellen Für Hutung des Viehes 1591. 12 g1. Haindorf. Michel Neumann zu Michaeli 12 S.mon Neumann Christoph Lindner Mathes Semtner Jacob Reiser 12 Jacob Lindner Jorg Ulrich Paul Neumann 10 Christoph Augusten 10 Bartel Rienverin Hans Eliner Brettmühlzins: Haindorf die Gemeinde zinst 1 Sch. 36. von der Brettmühle Erb- und Silberzins 1614. 81 Haindorf. Michel Neumann Paul Köhller Georg Reißer Georg Neuann Jacob Brettschneder 3d 15 Item vom Radebessern Jacob Kinder Georg Ulrich Christoph Sembdner Hans Scheld Marten Augsten Paul Neumann d. 1. Hans Hübner, der Schultes von Stücken 9 mehr vom kleinen Erbe. Erbgärtner: Michel Elfner 2" 87 Auengärtner: Gregor Augsten 81 Christoph Ulrich Gregor Diberstein Christoph Krauske Gregor Neumann. Ehrstoph Hoymann Hans Viberstein. Michel Effenberger Jacob Sembdner Hans Neumann Hausleute: Walter Schmiet 2" Vartel Neumann Magdalena Neumann Gregor Neumann Christoph Offenberger Grafegelder: 36 Jacob Schindler Caspar Pfeifer 30 " Jacob Lindner 30 Christoph Effenberger, Brett- schneider 1 Sch. 12 „ vom Kirchelgartel bei m. Sauhirten. 1 Sch. 12 „ Brettmühlzins 1614. Weißbach die Gemeinde Sch. 36 gr. Liebmerda Christoph Wolkstein 36 " Haindorf die Gemeind- 36 " 1 " Waberzins. 30 gr 6d. Haindorf. Hans Neumann 1 Stuhl Hans Biberstein. 30 " Lehenzehrung. 1 Sch. Haindorf der Schultes vom Aehen 12 gr. Ehrung. 12 „ auf Ostern 2 Schultern. 20 " vom Schlachten und Backen 20 „ Der dreißigjährige Krieg brachte außer den Abgaben an den Grundherrn, Kontributionen, Erprefsungen, Blünderungen und Steuern unter den verschiediensten Titeln, sodaß das Volk verarmte, verschuldete, Haus und Hof verließ und sein Heil in der Fremde suchte. 88 1630 erhöhte Wallenstein die Abgaben. Daraufhin baten die Bwohner Weißbachs und Haindorfs um Linderung „sintemalen nicht einer unter uns ein einzig Körnel Getreide im Vermögen hat und dergestalt wir elende Leut in höchstem Hunger und Not samt den Angehhörigen in diese gebirgichte Orte unser mühselges Leben zu- bringen müssen." Unterm 1. Jänner 1632 schrieb Wallenstein von seiner Residenzstadt Sitschin aus „daß die zu Friedland und Reichen- berg ihre Contribution wie andere ohne alle Ausrede abführen; solches befehl ich euch (den Kammerrätten) ernstlich und endlich; seht so lieb euch euer Seelen Seeligkeit ist, mich nicht bei der Nasen um zu ziehen, denn so walhr Gott lebt, ihr werdet mirs mit ennen Köpfen zahlen müssen“. Außer der bereits angeführten Robot gab es noch folgende Zinfungen: Se 1 Kapaunter zinsten jährlich die Bauern: Michel Neumann, Hans Köhler, Georg Reisser, Christof Killmann, Christof Sembdner, Hans Albricht. Michel Lindner und Hans Riemer waren davon be- ireit. Nun folgen die Zinse: neuer Zins alter 3ins 2 fl 24 kr. 1 fl 36 kr. Brettmühlzins 3" 30 „ 1 d Silberzins (Termin Georgy) 2 20 Erbzins (Termin Galli) 2" 6 „ 4/2 d 3 „10 „ 23 " 17/2 d Schmiedezins (Termin Georgi) 15 „ 3 „ 2„51 „ 3 d Vom neu erkauften Grundstück 46 " 3 „ Weberzins für 1 Stuhl (Termin Galli) 30 " 6" 2„36 „ Lehenehrung. 44 " 36 „ 24 " Alter Kuhzins Wiesenzins 3„54 „ 6 „4 „34 „ Schultergeld für 2 Schultern zahlt der Scholz 2" " Bevor wir die Verhältnisse in Bezug auf Abgaben und Dienste weiter verfolgen, wollen wir einer Schätzung aus dem Jahre 1634, die der Friedländer Obrigkeit zur Richtschnur diente, unser Augen- merk schenken. Wir erfahren daraus nicht nur „wie eine jede Sache am Lande und Gebürgk taxiert“, sondern auch „wie eine jede Sach in steigend und fallenden Zins „eingerechnet“ wurde. Ein Hof nach dem er gebaut 200—300 auch 500 Sch. 200 Eine gutgebaute Mühle Das andere Gebäude was es ist, gut oder schlimm gebaut, kann nach jeder Erkenntnis taxiert werden. 100 Sch. 1 Brettmühle. 200 „ An Orten so gutes Wasser ist In beständig Zinz wird jede Sache taxiert. Erstlich wind aller- hand Zins tariert als St. Georg und St. Gallh, dann allerhand Bins, Getreide wird taxiert, wie man solches auf dem Markt zu kaufen. kommt. 89 Als Zinfe: Rapauner 15 Ktreuzer Eine Henne 7 Kreuzer, Junge Henne 5 Kreuzer, Alte Gans 15 Kreuzer, Junge Gans 2 Kreuzer. Und also eine jede Sach wie sie zu bekommen, wird taxiert. Die andere Robot mit dem Pjerd die wird vor bestendigen Zinz angerech- net benobst, was jedes Dorf zu tun schuldig. Welche schuldige Dienste wie oben beschrieben können taxiert werden: Als 1 Tag zu Acker 20 Kreuzer, Wird es aber auf Beete gerechnet, von jedem Beete 1 Kreuzer, 1 Tag zu Eggen 11 Kreuzer, Mist zu fahren 4 Kreuzer, Getreide einzuführen für jeden Tag 6 Kreuzer, Mist zu werfen von 1 Zeile 6 Kreuzer, Heu zu Jahren vom Wagen 6 Kreuzer, Holz zu führen vom Wagen 6 Kreuzer, Korn schneiden 1 Tag 6 Kreuzer, Heu rechen 1. Tag 4 Kreuzer, Hafer binden 1 Tag 4 Kreuzer, Von einem Beetle Gerste oder Hafer hauen 1 Kreuzer und des Tags nach Erkennung, wie viel Beete auf eine Gewinde könnte gehauen werden, kann gessetzt werden 8 Kreuzer, Flachs Kauffn 1 Tag 4 Kreuzer, Hopfen zu rupfen 1 Tagi 4 Kreuzer, Schaf scheeren 1 Tag 4 Kreuzer, Flachs jäten 1 Tag 4 Kneuzer, Hirse jäten 1 Tag 4 Kreuzer, Kraut setzen 1 Tag 4 Kreuzer, Pflanzen behacken 1 Tag 4 Kreuzer, Hanf rauffen 1 Tag 5 Kreuzer, Flachs riffeln 1 Tag, 4 Kreuzer, Von Hecheln, Brechen des Hanfes oder Flachs von jeder Elle (eine zu 10 Ranten gerechnet), 2 Kreuzer, Ein Stück Garn zu spinnen 10 Kreuzer, Von einer Klafter Holz zu spalten 10 Kreuzer, Zins vom Handwerk wie eine jede Sache nach jährl. Zu- Von Acker sammenrechnung gemessen werden. Fischwasserzing kann zu setzen, Nutzung von 1 jeher Ruh 2 Sch. Von gelden Vieh 1 Sch. Von jedem Stück Schafvich 2 Gr. 90 Von Ziegen 6 Gr., Schweine 20 Gr. 1654 Steuerrolle. Nach Beendigung des 30jährigen Krieges beschloß der Landtag des Königrelches Böhmen, ein Verzeichnis aller steuerpflichtigen Reali- täten anzulegen. Gs wurden Untersuchungskommissionen bestimmt, welche die Besichtigung und Einschätzung jeder Ortschaft des Landes vorzunehmen und die Steueranfässigkeit zu bestimmen hatten. Der Neinertrag eines 50 Strich umffassenden Besitztumes galt als Einheit oder Ansässigkeit. Diesest das ganze Land enthaltende Verzeichnis, kam im Jalhre 1654 zustande. Man nennt es gemeinhin die Stenver- rolle. Alle 10 Jahre fanden Grgänzungen statt. Sie wird im Lan- desarchib zu Prag am Wenzelsplatze aufewahrt und ist in alttschech. Sprache abgefaßt. Die Kommission schätzte ganz willkürlich. Haindorf hatte 1654 darnach 26 Häuser — 4 Bauerngüter, 4 Chaluppen, 4 Gärten. 2 Bauerngüter, 2 Chaluppen und 6 Gartenwirtschaften lagen wüst. Den 26. Wirt, das sogenannte Effenbergerische Gärtl, hat das große Wasser weggerissen. Weißbach bestand 1654 aus 58 Häuferm, darunter eine Mühle, hievon waren jedoch nur 30 bewohnt, 28 lagen wüst. Die meisten Besitzer der leerstehenden Häuser hatten des Glaubens halber ihre Heimat verlassen, da sie nicht katholisch werden mochten. 1716 fand man 38 Besitze in Haindorf, unter diesen 13 Häusler. Rulturen: 154 Strich Acker, 68 Strich wüstes Feld. Die Wiesen trugen per Jahr 25 Fuder Heu und 2 Pfund. Vichstand: 2 Pjerde, 17 Ochsen, 25 Milchkühe, 16 gelde Rühe, 6 Ziegen. Das Lehen hat eine eigene Abteilung. Der Scholz besaß 2 Pferde, 8 Kühe, 3 gelde Kühe, 100 Schafe, eine Mühle, welche von der Steuer beffreit, 8 Teiche, worin allerhand Fische sind und 1 Stallung, Wald. Letzterer war durch einen großen Sturm teilweise ruiniert worden. In den nächsten Jahren herrschte in Haindorf eine große Bau- tätigkeit, denn bei der Nachvisitation im Jahre 1722 hatte der Ort 56 bewohnte Häuser, , von denen sind 10 Häusel am Lehen, welche dem Scholzen gehören und nur die Wohnung haben. Kaisser Karl IV. regelte die Steuerverhhältnisse; eine Erleichte- rung brachten seine Reformen nicht. Der auf der vertauschten Pfarrwidmut nach 1726 erbaute Orts- teil „Neu-Haindorf“ später „Neuhäuser“ genannt, hatte nach Ablaui der Freijahre jährlich zu entrichten, bzw. zu roboten: 91 Erbzins zu St. Georgh 6 Groschen und zu St. Michaeli 6 Groschen. Flachsrobotgeld 30 Kreuzer. Die Vorwerksrobot leisten sie wie die anderen Häusler in Natura oder zahlen hiefür 4 fl. 40 fr. Sie waren ferner verpflichtet, 3 Tage auf die Hasenjagd zu gehen oder hiefür 6 Kreuzer in die Renten zu entrichten. Außerdem hatte Jeder einen Stoß (—4 Klaftern) Holz zu spalten oder statt diessen zu St. Johann 30 Kreuzer zu zinsen. Und da die Häufer auf „purem freien Grunde erbauet,“ waren sie „bis auf fernere gnädige obrigkeitliche Refolution aller Ein- quartierung Durchmärsche, kaiserliche Kontributionen und dergleichen Schuldigkeiten, auch aller Nahrungssachen“ befreit. Für diese Be- freiung hatten die Neuhäusler jedoch jährlich 2 fl. Verschonungsgeld zu geben. Wie groß selbst nach den Josefinischen Rejormen die Lasten noch waren, ersehen wir aus einem Kaufe p. S. 1795 betreffend die Bauerntrtschaft Nr. 71 (Ausmaß 20 Soch), darin heißt es: „Ab- gaben als f. f. Steuern, Liejerungen und andere landesherrlichen Abgoben wie solche nach der Repartition ausfallen, dann obrigkeitliche Schuldigkeiten als ganzjährig 52 Zugtage, nebft 7 Kreuzer Georgh- 7 Kreuzer Gallizins, für Kapauner 131/ Kreuzer. Ferner die bor- fallenden Gemeinbegiebigkeiten repartitionsmäßig zu tragen wie auch Dnzimation und Gebühren dem Raspenauer Pfarrer, so auch dem Haindorfer Schullehrer die jährl. gewöhnlichen Brote und Colleda- gebühren abzureichen.“ 1803 wurde die sogenannte Ropj- oder Personalsteuer einge- führt. Darnach hatte jede Person über 15 Jahre jährl. 30 Kreuzer zu zahlen. 1820 folgte die Gebäudefteuer, die 1821 verdoppelt wurde. 1816 schrieb ein biederer Haindorfer in seinen Kalender: Die Steuerftiege wird von Jahr zu Jahr immer höhher und in diesem Jahr mußte gezahlt werden: von der Obrigkeit fl. 39,885, 291/3, Kreuzer und von den Untertanen fl. 76,616, 514 Kreuzer in Einlöfungs- scheinen. Das Kommen einer neuen, besseren Zeit zog wie ein frohes Ahnen durch die Gemüter des unter der Knute ringenden Volkes. Die Zuversicht auf eine endliche Erlöfung war so groß, daß die Untertanen der Friebländer Herrschaft 1844 das Anerbieten des damaligen Grundherrn Gduard Graf Glam-Galla3, wonach sich jeder von der Robot loskaufen konnte, unbewüßt ließen. Der Sturm von 1848 braufte durch das Land. Am Reichstage zu Wien bringt der Sprofse eines schlesischen Bauers, Hans Kudlich, den Antrag auf gänzliche Be- freung und Ablösung der Bauernschaft ein. Am 4. März 1849 langte das Grundentlaftungspatent h-rab. Dem Häuslern und Inleuten wurde die Ablösung der ihnen zustehenden jährlichen Robot von 13. 92 Tagen geschenkt. Die Gärten mit 39 Tagen erhielten 13 Tage ge- löscht. Der dritte Teil von den restlichen 26 Tagen mußte abgelöst werden, u. zw. wurde der Tag mit 6 Kreuzer C. M. angesetzt. Den Bauern wurde ebenfalls ein Nachlaß gewährt. Von der übrigen Zeit wurde ihnen ein Drittel zur Zahlung vorgeschrieben. Der Tag eben- falls zu 6 Kreuzer gerechnet. Die Hälfte der ermittelten Beträge deckte dier Staat, die andere hatten die Untertanen vom 1. Jänner 1853 an ratenteife in Abfuhr zu bringen. Das vor ungejähr hundert Jahren begonnene Werk der Bauernbefreiung wurde erst durch den Willen des Volkes zur Tat. Der Bauer war nun sein eigener Herr, losgelöft von allen Fesseln der mienschenunwürdigen Knechtschaft. Die neue Zeit behob jedoch die Steuerlast nicht, sie wuchss im Gegenteil zu unerschwinglicher Höhe, während das Erwerbsleben stockte. 1854 wurde eine Nationalanleihe eingehoben, wozu alle Grund- besitzer beitragen mußtem, u. zw. den 7sachen Betrag seiner Grund- steuer. Die Regierung wollte dadurch den schlechten Kurs beseitigen und das verschwundene Silbergeld wieder in Umlauf bringen, teils die großen Kriegsrüftungen gegen Rußland decken. Um die säumigen Steuerzahler — deren mag es recht viele ge- geben haben — gefügiger zu machen, ge iff man 1853 am 25. Juni zu einer Maßregel, die bereit3 1749 unter der Regierung Maria Theresias gepflogen worden war, zur Einführung der Erekutionsfoldaten he- hurfs Eintreibung von Steuern an Ort und Stelle. Der Steuerrück- ständler wurde vom zuständigen Steueramte mit Grefution belegt und hatte ihr Obdach und die Mittagskoft unentgeltlich zu geben. Außer- dem hatte er für den Militärsmann die Erekutionsgebühr von 3 Kreuzern pro Tag zu entrichten, wofür ihn dieser täglich an seine Schuld zu erinnern hatte. Für den Soldaten war der Erefutions- dienst nichts weniger als eine Fettkur, er war auch nicht darnach an- getan, freundschaftliche Gefühle auszutauschen. Der Glaube im Wandel der Zeit. Die fürchterlichen Glauhenskämpfe, die Fanakismus und Irr- wahn entssprangen, habsüchtiger Gewaltsucht der Mächtigen, die den Untertansen die Religion vorschrieben, mit Folter und Scheiterhaufen das Wort Gottes predigten, da3 Volk inhaltlos aus einem in den anderen Glauben hineintrieben, diese Geißel der Menschheit gehört der Weltgeschichte an. Nur in Kürze sei hier der für unsere Gegend in Betracht kommenden Wandlung gedacht. Alle Geschichtsschreiber der Oberlausitz sagen, daß die Gegend um Seidenberg bis ins 10. Jahrhundert n. Chr. von Heiden be- wohnt war „und hhaben in ihrer Finsternis den stummen Götzen ge- dient. Unter diesen war bei den alten Sorben-Wendsen der Göte- Flins der vornehmste. Bei den alten deutschen Völkern aber wurde vornehmlich die Göttin Ssis berehret, als welche um die Gegend Görlitz ihren besonderen Hain gehabt, den hernach Chrillus und Methodius zerstöret haben4) die den armen Heiden in diessem Lande im 9. Fahrhundert zuerst das Christentum gebracht und unter- anderen in einem Dorfe nächst Görlitz, damals Tachau genannt, die i i erste christliche Kirche errichtet; die aber bald wieder zerstört wurde. Einer der besten Geschichtsforscher der Oberlausitz, Richard Secht, wendet sich im seiner „Geschichte der Stadt Görlitz“ gegen die Annahme, daß Mährens berühmte Aprftel Chrill und Method die Heilslehre in diese Gegend gebracht. „Nach allem, was wir wissen schreibt er — sind sie nie und nimmer die eigentlichen Begründer des Christentumes in Böhmen gewesen, noch viel weniger kann das für die von Mähren noch entferntere Oberlausitz der Fall gewesen sein.“ Darnach würde ihnen irrtümlich die Errichtung der Peterskirchte in Görlitz, der Kirchen in Jauernik, Schweidnitz bei Kamenz und einer in Bautzen zugeschrieben. Im Jahre 970 wurde das Vistum Meißen gegründet, um die heidnischen Wendlen zu bekehren, aber erst nach 200 Jahren konnte das Befehrungswerk zuende geführt werden. Als die ältesten Kirchen der Oberlausitz gelten: Jauernik, Rittlitz, Bautzen, Göda, Kroftwißz, Nieda und Seiden berg. Sie follen schon be- standen haben, als um 1100 die Nikolaikirche im Dorfe Görlitz er- baut wurde. Zur Sicherung ihrer geistlichen Oberhoheit und Macht legten die Bischöfe von Meißen befestigte Burgen und Schlösser an und *) Wenden neben uransässigem Deutschtum, dies entspräche der Brettholz'schen Annahme. 4) Nach H. Christian Gottlieb Kiretschmarts Dilqu. Histor. de religionis Christianae, Dresden 1759. 94 unter deren Schutz verschiedene erzpriefterliche Stühle oder Sedes, deren Verwaltung ein Erzpriester inne hatte, welcher die Aufsicht über die zugeteilten Kirchen und Pfarreien führte. Dem Stuhle zu Seidenberg unterstanden 1346 21 Kirchen, dazu gehörte auch die Altarftation in Hain dorf. Der erste dem Namen nach be- kannte Erzpriefter von Seidenberg hieß Johann Gottfried; er unter- fertigte 1467 eine Urkunde mit dem Zusatze: „Pjarner zu Seidenberg, Pfaffe des Meißnischen Stuhles, von hehliger keiserlichen gewald und macht offenbarer Schreiber. In den Grundsätzen der Lehre und des Gottesdienstes stimmte man mit den heutigen Gepflogenheiten überein, doch herrschte unter dem Volke eine religiöse Ueberzeugung, die zwischen Heidentum und Christenglauben noch lange hin und her schwankte und aus dem Zwielichte nicht heraus fand. Eine Eigenart jener Zeit war es, daß man den armen Seellen die Aualen des Gegefjeuers durch Stiftung sogenannter „Seelengeräte“ zu erleichtern trachtete. Im Jahre 1483 zu wurde Jakob Richtel zu Seidenberg verbindlich gemacht, Bartl Bau- mann folgendes Serlenzerät zu hhalten: „nämlich eyn Leichtzeichen zcu haldin vndt eyn zelbath allhy zcu Seydenberg vndt eyne eichin capelle unsir libin frawin bilde dorcyhn, auch drey zel messin lossin lessin der elendenden zelin, auch eynen dreissig off dem obin lossin lessin, vndt allhy eynen dreissig.“ 1495 wurde in Seidenberg Philipsp Hefter erschlagen. Die Ver- söhnung dieses Todschlages übernahm Konrad Seybt mit folgenden Bedingungen: „Eynen ochfart, vndt eyn dreissig ondt eyne vigitia undt eyn leichtzeichen zcu Weigsdorff vndt eyn zelebath armin levt- hin vndt eyn halb schog vor weyss Broth vndt eyne tonne byr, wy man dy kouft vndt tzwe tuch mittel gewant armin levthin zcu schney- din ondt eyne steinerne capella onsir libin fravyn bilde mit eynem kinde doreyhn sy dy zcu setzin zu Weigsdorff wie iss ehm bestin- ist, vndt eyn ewig Gedechtniss philipp Hefftirn eynzeuschreibin in das fottinbuch czu Weigsdorff vndt tzwe Kertzin 3cu tzwegin vor tzwe schog groschin ouch zcu Weigsdorff in die Kirche. Ein Seelenbad (Zelbath) war eine Stiftung, einer gewissen An- zahl armer Leute ein Bad zu berabreichen und ihnen dabei etwas Bier und Brot zu geben. Unter dem Scheine der Heiligkeit erschienen 1349 in unserer Gegend de sogenannten Büß r, die vorgaben, durch Selbstzüchtigung und Geißlung ihre Sünden zu tilgen in Wirklichkeit aber trieben sie großen Unfug mit Uebertretung des 5., 6. und 7. Gebotes, sodaß sich Friedrich v. Biberstein gezwungen sah, sie mit Gewalt zu entfernen. Zu Anfang des 15. Jahrhunderts fing Johann Huß an, zu Prag seine Lehre zu verkünden. Damit begann eine Kette der unheil- vollsten Geschehnisse, deren furchtbare Bedeutung durch vier Jahr- hunderte die Menschheit nicht mehr zur Ruhe kommen ließ. Hundert Jahhme später schickte der Erzbischof von Mainz seine Mönche im Lande umher, den vom Papste zu Günsten des Baues der Enterskirche in Rom gegebenem Ablaß zu verkaufsen. Einer der be- rüchtgsten dieser Sendboten war der Dominikanermönch Johann Tetzel, „ein Mann von frecher Stirn und ärgerlichem Wandel.“ 1508 predigi dieser habfüchtige Zellot zu Görl h. Der Zulauf war so groß, daß er binnen 3 Wochen für die ausgeteilten Ablaßhriefe 45.000 Taler zusammen brachte. Dieser Ablaßhandel wird als Anlaß bezeichnet, demzufolge der Augustinermönch Martin Luther am 31. Oktober 1517 feine 95 Stret-Sätzg an die Schloßkirche in Wittenberg schlug und damit den ersten Schritt zur Reformation unternachm. Der Protestantismus fand rasch einflußneiche Förderer und Aufnahme im Volke. Bereits 1521 predigt der Magifter Lau- renti us Geid e nre ich in 3 it t a u den evangelischen Glauhen, 1522 M. Franc. R up er t u 3 in Gör lib; 1525 fand die neue Lehrg in Seidenberz und 1534 in Friedland. Eingang. Ungehindert4) schlug das Luthertum hier seine Wurzeln und fand in den Herren von Redern mächtige Förderer. Melchior von Redern er- hob das Friedländer Pastorat zur Superintendentur und berief den Magister Martin Nußler in Friedland zum Susperintendenten über alle Kirchspiele der Herrschaft Friedland. Für die k rchlichen Angelegen- heiten war nun Friedland, losgelöft vom kathol. Brager Erzbistum, zum Hauptpunkte der Gegend geworden. Alljährlich fanden hier Sy- noden statt, die in Glaubenssachen die erforderlichen Vorkehrungen und Entscheidungen trafen. Der Superintendent führte nicht nur die Auffsicht über alle Prediger der Herrschaft, sondern auch über die Schulen seiner Diözese. Wie es um die religiöse Anschauung jener Tage bestellt war, ist aus der bekannten Leichenpredigt des Superintendenten Nußler zu ersehhen, die dieser bei der Beerdigung Melchiors b. Redern hielt und die nachher im Drucke verbreitet wurde. „Er (Melchior b. R.) befand, daß in diesen Herrschaften allhier in Kirchensachen noch allerlei Un- ordnung und Mißbräuche, auch in Germonien große Ungleichheit war, derer etzlich gankz abgöttisch hinterstellig waren, solches auch ohne Aergernis deß gemeinen Mannes, wenn sie ohngeföhr in eine andere Kirche kamen, nicht abzing. Gewaltsam scheint anfänglich der Uebertritt zum Protestantis- mus nicht betrieben wordem zu sein; denn ein großer Teil der Hain- dorfer Insassen leistete dem Bekehrungswerke noch lange Widerstand, worin sie von auswärtigen Gönnern des Gnadenbildes unterstützt wurden. Schließlich aber trat die Grundherrschaft den fremden 4) 1567, am 3.(3. fand unter König Marimitian ein allgemeiner Landtag statt, auf welchem die Ver- träge mit der Baseler Kirchenversammlung aufgehoben und Böhmen die Freiheit erhielt, sich zu einem Resi- gionssystem zu bekennen, das ihm am besten erschien. 96 Pilgern dadurch entgegen, daß sie die Kirche in Haindorf sperrte und das Gnadenbild in einen der Seitenaltäre verschloß. Dies geschah vor- 1575. Alle Klagen und Beschwerden dagegen blieben erfolglos. In- zwischen war die Reformation auch in Haindorf zur Gänze durchge- führt worden. Nach der für die Protestanten so verhängnisvollen Schlacht am Weißen Berge (8./11. 1620) gelangte auch in Böhmen der fatholische Glaube wieder zu der einft verlorenen Herrschaft. Nachdem Wallenstein die Redernschen Güter übernommen hatte, ließ er es nicht daran fehlen, mit allem Nachdrucke der Gegenreformation auf seinen Besitzungen zum Durchbruche zu verhelfen. Zu seinem Vollzugsorgane bestellte er den Brager Domherrn Jolhann Tiburtius Rottwa von Erefeld, welcher alle auf seinem Gehiete befindlichen lutherischen Pfarrer abzuschaffen hatte. Am 4. Mai 1624 erhielt der Hauptmann von Friedland, Hans von Gersdorf, den Befehl,*) allen lutherischen Predigern bekanntzugeben, daß sie sich, bei Vermeidung höchster Ge- fahr, eilends aus ihren Kirchsprengeln zu entfernen hätten, ein Ge- bot, dem er am 6. Mai nachkam. Am 12. Mai erschien in Frießland der Domherr Rottwa mit etlichen kath. Priestern und 500 Muste- tieren und am 14. darauf wurde die Kirche nach kathol. Brauche einge- weiht und der neue kathol. Dechant Sebaftian Valthasar, ehemaliger Pfarrer von Königshain, eingesetzt. Schon am andern Tage verliek der Superintendent M. Wolfgang Günther die Stadt. Zu Begleitern hatte er die ganze Bürzerschaft und viel Landvolk. Auf der Kunnersdorfer Anhöhe angelangt, hielt er vor mehr als 2000 Ver- sonen die Abschiedspredigt. „Wobei viel taufend Thränen vergossen wurden." An dem Orte, wo solches geschehhen, setzten die Friedlänher nachmals eine Linde, insgemein die „Pfarrlinhe“ genannt, die über hundert Jahre gestanden. Mit Günther zogen damals noch 17 eban- gelische Priester ins Gril: Andreas Heisch, Pfarrer zu Reichenberg. der 83 Jahre alt war und 53 Jahre im Predigtamte gestandem- G. Wandalus zu Bullendorf, Paul Breuer zu Einfiedel, Gabriel Diertiegel zu Schönwald, Daniel Bürsche zu Heinersdorf, Zacher Andrae zu Verzdorf, Martin Crufius zu Lusdorf, Jakob Riehel zu Ullersdorf, David Senitleben zu KunnerHorf. Friedrich Moriz zu Raspenau, Caspar Grusius zu Neustadt, M. Christ. Stercke zu Arns- dorf, Onuphrius Gerstmann zu Röchlitz, Melchior Neumann zu Reichenberg, Michel Leubner zu Wittig, Joh. Majus zu Wiese und Pafilius Cartorius zu Reinowikz. 4) 1624 hob der Kalser die in Böhmen eingeführte Toleranz auf, verbol allen Gottesdienft, der nicht römisch-katholisch war. Es kam ein Befehl nach dem andern in Prag an, wodurch die Ausroktung aller un- katholischen Glaubenssysteme und die Einführung der kath. Kirchengebräuche auf das schärffte verlangt wurde und gebet, alle Nichtkatholischen aus dem Lande zu treiben. Viele Protestanten zogen aus den Dörfern Cusdorf. Diebwerda, Haindorf, Weißbach, Raspenau u. a. über die Grenze nach dem damaligen Kurfürstentum Sachsen, wo ihnen der derzeitige Besitzer von Gebhardsdorf, ein Herr von Uchtritz, am Fuße der Tafelfichte Land und Holz zum Unbau gab. So entstand das Dorf Schwarzbach. Andere Ortschaften, wie Gebhardsdorf, wurden durch diese Auswanderung erweitert. Auch die Besitzer von Meffersdorf, die Herren von Gersdorf, gaben den Grulanten Grund und Boden zur Ansiedlung. Durch Letztere sind die Ortschaften Meffersdorf, Grenzdorf, Wi- gandsthal, Bergstraß, Straßberg, Volkersdorf, Scheibe und Heide entstanden oder erweilert worden. 97 Die Grefution v. S. 1624 scheint aber nicht den gewünschten Erfolg gehabt zu haben, denn 1628 bejahl Wallenstein, daß alle Protestanten innerhalb 6 Wochen sein Herzogtum zu räumen hätten. Viele verließen damals unsere Gegend. An jene Zeit erinnern noch die verbotenem Kirchsteige, auch der Trauersteig, der in Haindorf seinen Ausgang nimmt. Obschon 1642, als die Schweden das SchloßFriedland im Besitze hatten, wieder 2 ebangelsche Prediger eingesetzt wurden, u. zw. M. Vartholomäus Trautmann und Heinrich Bartsch, so mußten diese 1649 mit den Schweden wieder abziehen. Auf der Friedländer Herrschaft hatten die Gewaltmaßregeln des Herzogs Wallenstein wenig genütt; der größte Teil war prote- stantisch geblieben. Die katholischen Pjarrer durften sich nicht hervor- wagen. Schon der Friedländer Dechant Sebastian Valthasar schreibt: „daß im ganzen Königreiche Böhmen nirgendes so halsstarrige Lutheraner als zu Friedland wären, welche die Vermahnungen ihres Prädikanten (dem ebangelischen Glauben treu zu bleiben) trefflich Acht genommen, dannenhero kaum der zehnte Teil an Sonn- und Feiertagen in seinen Predigten erscheint. Sie wurden von den Glaubensgenoffen der nahen Oberlausitz gestützt und dann durch die langandauernde Schwedenherrschaft vollend3 wieder in ihrer Sache gefeftigt, sodaß viele der Erulanten in ihre Heimat zurückfehrten. Nach Beendigung des 30jährigen Krieges wurde das 1624 be- gonnene Werk der Rekatholisierung mit allem Eifer endgültig zur Durchführung gebracht. Am 9. Oktober 1649, am Samstag vor dem 9. Oktober, vormittags 10 Uhr, wurden die Stadtkirche im Zuchland und die 17 Dorfkirchen, die während der Schwedenzeit evangelische Pastoren gehabt, gespperrt und versiegelt. Alle Wirte welche die ebangelische Lehre nicht ablegten, mußten das Land verlassen. Vorerst fanden 1651 Versuche gütlicher Unterweisung im katholischen Glau- ben statt. Darüber befindet sich im Friedländer Stadtarchibe eine Verhandlungsschrift mit dem Titel: „Protokoll, welchergestallten die Dorfschaften in der Herrschaft Friedland der Reformation halben von Tag zu Tag zu Unterweisung im kristlichkatholischen heiligen Glau- ben vorbescheiden worden sind und was etwa dabei vorgegangen. 210. 1651.) Auf der zweiten Umschlagseite ist eine Abschrift jenes Aufrujes vermerkt, wie er aus vorberanntem Anlasse an die Ortägerichte ge- fandt worden war — Er lautet: „Schulz zu R. auf .... wollet Ihr auch nebst unten be- nahmste aus Eurer Gemeinde ., unfehlbar in den Gerichten bei ein- ander enfinden, es wird Jemand aus den Herren D. amt allhiier- samt einen Vater aus der hochlöbl. Societer Sesu zu Guch himaus kommen. Ueber die Zeit follet Ihr nicht aufgehalten: und an Guerer Handarbeit und Nahrung gehindert werden. Verlasse mich auf Eueren 98 schuld gen Gehorsam und tue uns anbei den Gnaden Gottes befohlen. Datum Amt Friedland d. 1. Mai Ao. 1651. Von einem Dorf zum andern, von einem Tag zum andern, auszufertigen angestellt. Laut diesem Verzeichnisse hatten Nachstehende, behuss Relig on-- lehre durch den Jesuitenpater Adam Lindner am 23. Mai 1651 nach- mittagss 1 Uhr im Ortsgerchte Haindorf zu erscheinen: Hans Hiebner, Scholtes Micht Schindler, Bauer (Nr. 30), Hans Köhler, Bauer, Hans Neumann, Gärtner. Ist zu Briedlanz, das Weib erschienen. Caspar Haschke, Gärtner, Christof Sembdner, Bauer, Martin Sembdner, Hausgenosse, Christoph Grause, Erbgärtner (Nr. 73), Christoph Grause, Gärtner. Ist zu Lissa Holzmachen, das Weib erschienen. Hans Lindner, Häusler, Urfula Ulrich, Häusler, Henrich Scholz, Häusler, Christoph Unger, Häusler, Christoph Hocke, Häusler. Ist betteln gangen. on Christoph Effenbergel, Brettschne der, Hans Neumann, Häusler, Christoph Miehles, Häusler, Christoph Pannig, Häusler, Christoph Elöner, Häusler (Nr. 42), Christoph Schindler, Häusler. Ist zu Bissa Holzmachen, das Weib erschienen. Mathes Hiebner, Müller, Görge Amende, Schreiber, Christoph Kielmann, Erbgärtner (Nr. 50), Michel LinGner, Bauer (Nr. 52), Christoph Geisler, der Niedere, Michel Elöner, Erbgärtner (Nr. 54). Ist blind, das Weib erschienen. George Kösler, Bauer (Nr. 71), Georgk Buchelt, Hausgenosse. Gregor Glöner, Hausgenosse, Martin Augst, Bauer (Nr. 77), Anna Neumann, Häuslerin, Hans Neumann, Häusler, Jacob Sembdner, Häusler, Christopph Weber, Häusler, Görge Rindner, Häusler, habig Lindner, Häusler, Jabig Lindner jr. Häusler, Valz Effenberger, Häusler, Jacob Ziegler, Häusler. Es betraf dies wohl Sie gesamten Familienoberhäupter des Ortes. Die beigesetzten, kurzen Erklärungen, wie ist zu Lissa usw., sind im Protokolle mit Bleistift aingeführt. Ueber das Ergebnis be- richtet eine Fußnote: „Sind gute Zugehör gewesen.“ Welchen Erfolg die Tätigkeit des Vaters in Haindorf hatte, be- weist uns weiters eine Spezifikation vom 10. März 1652 (Friedlän- der Stadtarchib) über „aller in Graf Gallas'schen Herrschaft Fried- land belehnten von Udel und Untertanen, als Bürger, Inwohner, Bauern, Gärtner, Häusler und Hausgenossen, samt Ihren Weibern, Kindern und Dienshgesinde, welche sich dato katholisch befinden.“ Ratholische, beziehungs- Darnach befanden sich in Haindorf weise waren zum katholischen Glauben übergangen: Anna Rösler, George Rösler (Bauer), Scholz — Richter Helena Schindler, Jacob Bindner Gara Geißler, Christof Krause sen. Dorothea Killmann, Christof Krause jun. Marta Krause, Christof Geisler, Rosina Sembdner, Michael Schindler, Gara Kraufe, Balzar Effenberger, Catharina Weber, Michael Glöner, Anna Bindner, Michael Lindner, Michael Halbig (war 1651 noch in Liebwwerda Anna Sembdner, Häusler), Anna Gläner. A. D. Das sind im ganzen 21 Personen. Die hier fehlenden Wirte finden wir auf nachstehendem "Verzeichnis derjenigen Personen so entwichen und wo sie sich aufhalten.“ In Mlefferzdorf: Hans Nrumann, Erbgärtner, Weib, 1 Sohn, 1 Tochter, Christoph Pannig, Häusler, Weib, 1 Tochter, Christoph Mieles, Häußler, Weib, 1 Sohn, bei Christoph Knobloch, Jakob Ziegler, Häusler, Weib, Christoph Elöner, Häusler, Weib, 1 Tochter. Hans Neumann, Häußler, Weib, 1 Sohn, 1 Tochter, bei Hans Schütz, Michel Rößler. In Scheibe: Martin Sembdner, Hausgenosse, Weib, bei Christoph Knobloch, bei Christoph Knobloch, der obere. Urfula Sembdner, 100 In Herzdorf- Hans Lindner, Häusler, Weib, 1 Sohn, bei Christoph Haschek, Henrich Scholz, Häußler, Weib, 2 Töchter, bei Christophh, Neumann. In Erzdorf, dem Johann von Trebschitz gehörig: Gregor Glöner, Hausgenosse, bei Christoph Knebel, Georg Röpler. Marklissa: Casper Haschke, Gärtner, Weib, 1 Sohn, 1 Tochter, bei Georg Haschke, Georg Buchelt, Hausgenosse, bei der Caspar Nicolausin. Görlachsheim: Mathes Hübner, Müller, Weib, 1 Tochter, beim Schreiber. Seiden ber g. Freiherr von Nostitz gehörig.*): Christoph Weber, Weib, 1 Tochter. (Geht betteln, hat ein einge- fallenes Häufel in der Auen hinterlassen, welches niemand um- sonst mag). Dichtenau: Hans Hübner, Scholz, 2 Söhne, 1 Tochter, 1 Jungen, 1 Magd; hat ein Gut gekauft. Reichenbach: Christoph Unger, Häusler, Weib, 1 Sohn, 1 Tochter; hat einen Garten gepachtet. Klein-Reudorf unter Bergstadel: Hans Neumann, Häusler, Weib, 1 Sohn, 1 Tochter; hat ein Haus gebaut. Benk: Wöchel Kindner, Bauer, aufn Penker Hammer, der Stadt Görlik gehörig. Hans Köhler, Bauer, der Kirchvater, hält sich zum Sohr-Neudorf auf, hat das Pfarrgut gemietet. Mit Schaudern wenden wir uns von einem Thema ab, das, von bielen verkannt, mißbraucht, die Welt ein Jahrtausend den Dämonen auslieferte. Gebsihse von Gedenberg. Den stärhsten Zuwachs bekam wohl das Städtlein von den nochmals wegen der Religion exulierenden Böhmen; deren kamen schon in den Jahren 1623 bis 1626 eine große Menge hier an und bauten die Ebersdorfer Gasse weiter aus. Darnach geschah ein Weiteres um die Jahre 1648 1651 und um diese Zeit wurde die Neugasse angelegt. 101 Die Wallfahrt. In der phantasievollen Symbolik des Katholizismus wurzelt die Romantif, die Blüte des mittelalterlichen Lebens. Das Wort- Mar i a ift romanisch, aber die Seele hat ihr das Germanentum en- gehaucht, sie ist das romantische Liebesideal, welches das Weib zum Mittelpunkt des Lebrns machte. Die Strahlen dieser neuen Lehens- sonne gingen zunächft von dem Marienkultus aus, welcher von den Germanen mit Begeisterung aufgenommen wurde, weil er der urdeutschen Verehrung des Weibes entsprach. Nach der frommen Ueberlieferung ward die Wallfahrtsstätte Maria Haindorf schon in alter Zeit von b elen Vilgern aus weitem Umfreife befucht. So schreibt Manlius, ein Görlitzen in seinem Buche „Nerum Lusat. 6. Cap., daß „Maria, die Holdselig zu Haindorf schon 1350 in großem Ruje gluefen sei," in welchem Jahrz gegen den über- mäßigen Zulauf des Volkes ein landesfürstliches Verbot erlassen wurde. Nach den Görlitzer Ratsrechnungen vom 28. September 1408. „zogen heimgekehrt von einer Heerfahrt Polag und Stange nach Frau dem Gnadenbildse." Zur Zehrung erhielten Haindorf zu unsere sie vom Stadtrate 18 Groschen. Die Kirchenfürsten förderten eifnigst die wundertätige Stätte. Am 20. Feber 1469 erteilte der apoftolische Stuhl, Rudolf, Bischof von Breslau allen Gläubigen, die die Kirche zur seligsten Jungfrau zu Haindorf in der Meißner Diözese besuchen, einem Ablaß von einem Jahr und falls sie zur Erhaltung der Kinche etwas beitragen, an jedem Feste einen Ablaß von 100 Tagen. Dieser Ablaß wurde 1474 am 27. Mai vom Bischof Dietrich III. von Meißen um 40 Tage erweitert. Aus 20—30 Meilen weiter Entfernung, aus Böhmen, Schlefien, Lausitz, Meißen, ja sogar aus Polen kannen die Kranken, Blinden, „mühselig Beladenen bathter, um ihre Gefunßheit wieder zu erlangen. Die laufitzischen Städte Zittau, Görlitz, Bautzen und Löbau hatten daselbst einen Altar errichten lassen und ihre Wappenschilder und Votibtafeln waren noch 1732 vorhanden. Fromme Stiftungen er- flossen allenthalben. So berichtet das älteste Gerichtsbuch der Stadt- Friedland: „Stem dos ist geschehen Im XCIIIj. (— 1494) iore das der Boht do Vernssdorif ist kome vor unßern G. H. vndt hot mithm brocht Nickel pinon undt sein Votter die danne bekannt haben, das Nicol 102 Rudiger, pawel Heyncke, peter czweiffen vndt michel Dolkelt mit rechte dabezu gebrocht seyn unht die hhaben bekannt, vor ehne gehegete banck, undt vor unßern gn. H. wie recht ist, das off dem guthe doroffe sehn i schock undt ilij Pfenig vndt das selbige gelt hot beschenden die Hahn Dornhehn schoc zu Heindorff der Kirche undt ehn schogk lehn Fridlant zene der kirch- undt iiij Bj. vndt stetten gnad gelt hot Nicol Dolkel beyden kirchen geben. Am 6. November 1508 bestimmte ein Görlitzer Bürger in seinem Testamente, daß man mit einem Lichte von einem halben Pfund Wachs nach Wils n ak und nach Haindorf eine Fahrt ausrichten solle. Beim Hereinbrechen der Reformation kam der Gnadenort in Mißachtung. 1522 wurde im Görliß ein Vierschank vors Gericht ge- zogen, weil er „etliche die gegen Haindorf gelaufen, darum angerebet und in Bierhäusern unter anderem gesagt: was soll euch die schwarze Helfe Zu Pfingsten 1515, an einem vielbesuchten Kirchtage, hatten wie sonst viele Händler aus Görlitz, Zittau, Bautzen, Leipa und Äussig in Haindorf ihme Krännersbrden aufgestellt, mit Handschachen auf der Stange, roten Gürteln, Reitgürteln MannTheuteln, Mönchz- beuteln, gefenkelten Deuteln, seidenen Borten, Schleiern, schwarzen und blauen Hauben. Hornkämmen, Schermessern, böhmischen Messern, Messinggerät, Sancennäpfchen, Weinkänmlein Karten, Vaternoster u. A. Von allen Seiten strömten Vilger herbei. Wie wir in der Folge noch weiter hören werden, kamen bei diesen Massenansammlungen von Menschen allerhand lasterhafte Dinge vor, ja selbst dad haben war nicht sicher, nicht allein die Bestien des Walldes, die Bäten und dlie Wölfe in den Schluchten des Iser- gebirges zwangen die jrommen Pilger, auf ihrem Büßergang die Waf- fe mitzunohnen, sondern auch die Buschklepper, die Hinterhälter, die Weißkäufer. Ueber ein diwart des Vorkommnlis an dem abem ange- führten Pfingsttage berichtet den Geschichtsforscher Seligser in an- schaullicher Wesse. „Unter den vielen Wallfahnern befanden sich auch Wenden aus der Oberlausitz mit Spießen bewöffnet und mit Bratfleisch in Rohenm und wenig Geld in der Tasche am Niemlem. Zugleich traf aber schon Freitag und am Sonnabend vor dem Feste eine abgeseimte tschechische Diebshandle von 15 Köpfen ein, die sich venlburndem hastten, die Deutschen nach Kräften zu bestehlen. Im Falle einer erwischt wurde, sollte er auf die Anderen nichts außssapen. Frech genug briefen sie ihr Handwerk. Alle oben genannten Waren stahlen sie den Wall- fahrern und aus den Krambudem unß reichten sie nasch einer dem andern zu (es müssen da schom Massenbesuche gewesen sein), sodaß die Krämer nie den ertappten Dieb zu überführen vermochten, zumal 103 einer von ihnen überdies „auf der Schkard“ stand, sofort vortrat und den Bezichtigten berteidgte. Einem wendischen Bauern riß man die Tasche ab, fand aber nmir einem Pfenhnig darrin, einem andersen entwand man dem Spieß uns prügelte ihm damit. Das gestohlene Gut lief imden Händen der Margarethe Rofsowa zusammen, einer jungen Vettel, die eine gange Bürde Diebagut davon tuug. Da er- eilte am Pfimgsttage fünf der Spitzbuben die Gerechtigkeit. Sie wur den gefangen nach Erehlanß gebwascht, hier im Hlen Turm geworfen, auf der Follter vem Ullrich von Biberstein verhört und am Donners- tag alsefamt gehenft. „Sie starben in ihmem Glasuben als Retzer“ waren also Utraquisten. Die Hingerichteten hießen den Jenda aus Vallanvitz, Mastthia aus Plata mesth und drei Brüber: Merten, Bartsch und Jersig von ebenda. Bartsch und Jersig waren Zwillinge und erst 16 Jahre alt. Alle fünf und das Weiib waren Untertamen des Herrn von Neucr und Mathia hatte ihm als „Holungk“ gedent. Einer der Entkommenen, Prokop Botschena, war mit der Mlagß des Richters von Hainsdorf verheiratet, ein anderer, Habel, trachtete die Frichlänßer zu schädigen, weil sie seinen Bruder gehenkt hattem. der in Herrn Ulrich von Bibersteins Wassern gefischt. Eine Abschrift des Geständnisses wurde von Friedland nach Görlitz gesandt, wo sie noch vorhanden ist. Im Jahre 1519 bekannte Urban Hanke aus Bremerhain auf der Folter: als er gesessen, haben ihn viel Frandem gen Haindor, ge- lobt und als er auskommen unß von ihnen gfragt, ob er, nicht dahin gehen wollte darauf er geantwortet, er wäre da gewesen, das nicht gesehen. Die Reformation brachte die Wallffahrt ins Stocken. Die Herren von Nedern verschlossen sogar die Kirch, wie schan erwähnt und leßlem es sich aungallegem sein, diem Zurzug ganz zu unterbinden. Selbst dem königl. böhhmischen Appellationspräsidenten Georg von Lobkowitz und dem obersten Landrichter Georg von Malrtinitz, welche die Herrten von Nedern dir ntnbd batem, diese Kirchse eingen ber- nehmen und königl. Offizianten aus Brag zu öffnen, verweigerten sie dies unter mancherlei Vorwande, und als Kaiser Rudolf II. selbst ihnen diese Intoleranz schalf verwies, entschuldigten sie sich zwar, alleim die Kirche blicb verschlossen. Der Grundherr schmieb u. a. „daß vor längst verflossenen Jalhren an den Pfingstfeiertagen ein zulauf dahin gewesen, da sich allermeist das fremde Volk und gemeine Pöhel, darunter auch viel berdächtige Personen zusammengehallten und sich bei solchen Versammlungen in der Oebe unß Gebirden da wenig auf- merksam sein kann, offtmals schwere Fälle, als Mord, Unzucht, Dieb- stahl und andere öffentliche Caster zugktragen, deshallb abgestellt war- den sei und bei Veränderung der Religion oshinie große Gefahr des Friedens zwischen den Benachbarten nicht wieber aufgerichtet werden fann.“ 104 Die Wallfahrer kamen aler trotz aller Gefahren und Verbote und warfen ihre Opfer durch die offenen Fenster der Kirche. Sie verrichteten ihre Anßacht auf dem umliegenden Hügeln. Nach der ersten Gegenreformattion, in den Jahhren 1625—1631 hab sich de Wallfahrt wieder. Viele Geld- unß Silbermünzen, Ge- fäße und andere Kostbarkeiten wurden geopffert. Die Schwehenzeit brachte abermals eine Stockiung. Ins Umgennessende stieg der Besuch der Kirche nach der Errichtung des Klosters, was aus nachstehenden Zahhllen zu ersehen ist. Anzahl der Beichtleute: 1692 18.000 1705 36.485 1695 26.000 1708 47.740 1698 28.366 1714 52.109. 1699. 29.466. 1718 70.008 1701 36.780 1719 73.699 1702 34.022 1720 79.688 1704 33.640. Viele vom Adel pilgerten nach Haindorf, darunter die Herren von Hain-Balthafar, de Hain, Phillippi de Hein, Johanne de Hein. (1715 18./4.) Herr von Ottenfeld und Jakeb von Orttmar aus Löwenthal, Herr von Biberek, (1718 11./5.) Barron von Rottwitz mit Frau und Tochter aus Schlesien, (1735 20./10.) Graff v. Hirschau; (1707 28./8.) Grnft Graf von Uhneflo mit Gatten aus Verthels- dorf in Schlesien (1737 9./10.) Johann Anton Graf Schafgotsch- 1738 am 7.111. waren, ihner die jungem Grafen Anton und Gmamuel Schafgutsch zur Wallfahrt. Sie gingen von da nach Brag ins Stuhi- um. 1741 besuchte die Wallfahrtsstatte Baronesse von Nimptsch aus Falkenhain, 1742 am 23./7. Graf von Karwat aus Schlefien, 1807 die Großfürftin von Rußzland Anna Teodoromna unter dem Namen einer Gräfin von Rosenau. 1889 am 17. September besuchte Erz- herzog Carl Ludwig Kirche und Kloster." Der Neichemberger Kalender vam 1850 schreibt wie es vor 100 Jahren war. „In der schönen Jahreszeit fanßen damals fast an jedem Sonnabende Wallfahrten zu dem einige Stunden vom Reichen- berg entfernten Gnadsenbilde in Haindorf statt; aber nicht einzelne Waller, in der einen Hand das „Höckell“ mit dem Quarktopf und Brot, n der anderen den Rosenkranz und den Stock zur Stütze über- schritten damals die Bergkette „zwischen Reichenbergg und Haindorf, sondern nur düchtgedrängte Propessionen vor wirklichen und einge- hilbeten Gefahrmn zitteruß, magten es, die enßlos scheinende Wälder- masse, die von Rupperzdrf bi's Haindurf jeden Gippfel, jeden Abhang, jedes Tall bedackte und durch deren dichten grümem Mantel das Tages- 4) 1754 erließ der König von Preußen ein Verbot gegen die Wallfahrt nach Haindorf, 1785 wurden alle Pilgerfahrten mit Ausnahme Fronleichnam und Bittgänge in Oesterreich untersagt. Dieses Gesetz hatte nur vorübergehend Bedeutung. 105 licht sich spänlich Bashm brach, zu durchziehen; denn in der dunklen Einsamkeit dieses Urwaldes hauste noch dier blutgicrige Woli und der furchtbare Eber. Auff dem Wege von Reichensberg bis an din Wald hinter Ruppersdorf sah die Priegession zuweillen ganze Kudel Hirsche oder Wildschweine, die ruhig im gilhenden Getreide ästem oder die Grbfen- und Krautfelder des Landmanns zerwühlten; denn der Abel Böhmens fröhnte damalls noch sener wilden Tagbluft, und wehr dem Baner, den es magte, das Will aus seinem Eigentumm zu verscheuchen, schwere Strafe wäre ishm zuteill gewordien. Zogen dann die friedlichen Waller hetnß und singend drrch den dunklen Forst, so fuhr oft ein jäher Schwecken durch ihre Glieber, wenn einige Schritte vor ihnen ein Kapitallhirsch (ein 8 jähriger Hirsch) über den Weg setzte oder ein Rudel Willdschweine mit laut schallendam, denn Ohre des Menschen sich so schlecht empfehllendem Grumz-in aus dem Dickicht brach und sich oft mitten durch die Prozession, einen Weg balhnte. Aber auch Gefahren anderer Art, nicht bloß die Furcht vor reißenden Tieren hielt die Menge beisammen. Damals erzählte man sich noch vom Hemmerich- walde wunderhare Geschichten von Gespenstern und Bushweibern, von vergrabenem Gelde, von spuckrenden Bäumnlen und Bächen, vom wilden Nachtjäger und vom reichen, hösen Inspektor Platz, der zur Strafe seiner Misssetaten im Sammerichskengk Steine sägen müsse; (Chriftian Barl Ritter von Platz und Ehremthall, Herr auf Skriwan und Mschtiowes war durch 30 Jahre Oberinspektor der gräfl- Gallas'schen Herrschaften und soll ein Thrann seiner Untergebenen gwesen gewesen sein; er stard am 5. Auguft 1722) unß jung wie alt, Weiber wie Männer glaubten fest daran und es gab damals gewiß Niemanden, der nicht zu seiner Zeit Gespenster gesehen oder den es- nicht öfters schon geäfft shätte. Nicht munder als das Geheul eines Wolfes in der Ferne oder das Wetzen eines Reilers mit seinen Hauern an den Zähnen des Oberkiefers in der Nähe erschreckte sie daher der fnorrige Stamm einer uralten niesigen Buche, im welchem sie das Gespenft eines Buschweibes zu erblicken wähnten, es überriefelte sie mit eigenem Schauer und überzeugte sie von der Cristenz des wilden Jägers, wenn die Kantlose Stille in dem unheimlichen Walde von dem plötzlichen Flügelrauschen und von ber dem heiseren Hundegebell ähnlichen Stimme eines aus seinem Schlupfwinkel aufgeschreckten lhu untershmochen wurde, und hörten sie das ächzende Knarren der von einem Windstoß bewegten und sich reibenden Aeste, so rief Einer dem anderen erschreckt zu: Deses Mariand und Josef! hiert Plotzen Steine fach'n! Niemand getraute sich, über feine eigene Schulter zurückzuschauen aus Furcht, das Gespenft des hösen Inspektors hinter sich zu erblichen und sich bekreuzigend und „Alle guten Geister ufw.“ rufend, oder ein leises Vaterunser vor sich murmelnd, zogen sie be- flügelten Schrittes weiter, um recht balb das Ende des spukhafften Waldes zu erreichen, wo jedes zufällige Geräusch ihrer erregten Phantasie das Erscheinen seltsamer Gestalten verkündete. Sie fühlten 106 sich daher auch wie nengeboren, wenn sie nahe dem Ausgange des Waldes das Geklingel der Glucken weidendter Kimder oder das „Horei rufen“ der heimtrebendem Hirtenknathen vernahmen, und allen wirklichen und erträumten Gefahren setzte der ersehnte Anblick der von dem hinscheidenden Tagesgestirn erglänzenden Türme des Gotteshauses zu Haindorf ein Ziel. In dem gastfreundlichen Hain- dorf angelangt starkten sie ihre Kräfte mit denn, was das „Höckel“ entikielt und pflegten dann der Ruhe, die sie auch auf duftendem Heuluger bald fanden. Am anderen Tage verrichteten sie an den Altären der Kirche ihre Andacht labten sich an dem nahen Liebwerdaer Säuerling, dem man dammals wegen des angenehmen, erquickenden Gschmackes des Wassers und wegen der gelblichen, dem Viere ähn- lichen Farbe den Namen „Vierborn" gegeben hatte und traten den Rückweg unter Zagen und Baigen vor ähnlichen Gejahren, wie die auf der Hinreise waren. Für Haindorf war der Zuzug von Wallfahrtsleuten von hoher wirtschaftlicher Bedrutung, zumual im Verlaufe des verflossenen 19. Jahrhunderts, in welcher Zeit der Ort seine Hausptentlcklung durch- gemacht hat. Die neue Zeit hat dem Vilgertum hart zugesetzt, doch erscheinen noch immer Scharen Wallfahrtsleute, die singend oder hetend Maria- Haindorf zustreben. Verzeichnis derer, welche in Haindorf katholisch wurden. 1751, am 29. Juni, Georg Anders, Schmied aus Brandenburg (Lutheraner.) 1751, am 7. Juli, Johann Philipp Schmaltz aus Langendorf (Zuth.). 1752, am 28. Auguft, Christina Braun, ledig, aus Verlin, 20 Jahre alt (lutheriich). 1754, am 6. November, Christian Friedrich Winsche aus Eiben (Gibau), Sachfen (lutherisch). am 8. Feber, Johann Georg Austen aus Gören in Sachsen. 1755, am 29. Juli, Anna Katharina Schultz aus Brischwitz in Sachsen. 1755, am 14. Oktober, Anna Rosina Bartel, Witwe, 26 Jahre alt, 1755, aus Löwenberg in Schlefien. am 22. März, Gmerich Balenick, 24 Jahre alt, aus Klein- 1758. Wosokan. am 31. Sänner, Christoph Schwartzbach, 31 Jahre alt, aus 1760, Barnoe? Lausitz. am 2. November, wurde der Jude Töwel getauft, erhielt den 1760 Namen Josef, Patthse war Josef Efsenberger, Kauimann in Hainddorf. am 28. November, Rosina Zimmermann aus Agentomantana 1760, (Silberberg), Schlefien. am 1. Dezember, Premier-Deutnant Daniel von Rulapka aus 1760, Moskau. am 20. Jänner, Jäger-Leutnant Daniel Wolter aus dem 1761, Herzogtum Glogau. am 20. Sänner, Jäger Josef Martin aus Gürsdorff in Sachsen 1761, (Soldat). 1761, am 2. Auguft, Susanna Haller, Witte, aus Herschdorf, Sachsen. am 12. Juli, Heinrich Lutz aus Breslau, 55 Jahre alt; vor 18 1765, Jahren als Soldat von den Türken geffangen, war er 17 Jahre in der Gefangenschaft, wurd- vor 13 Monaten von den Trini- tariern befreit. Zeugen: Anton Worff, Scholtes, und Jakob Beck, Bäcker in Haindorf. 108 1768. am 13. Feber, Jüngling Gottlob auch Lauban. Zeugen Anton Worff, Scholtes, und Jakob Zimmermann. 1768. am 10. Appril, Anna Rosina Hausmann aus Maffersdorf, Tausitz. 1770. Jüngling Gottlich Reichenstein aus Seidlitz bei Dresden. 1770 am 17. August Jungfrau Anna Theresia Mayer aus Magde- burg, 30 Jahre alt. 1771, am 23. Oktober, Christian Gger aus Halbau in Sachsen. 1772. am 10. Auzust, Anna Rosina Trisin aus Gerlachsheim in Schlesien. 1772, am 12. August, Anna Rosina Klaus. 1772, am 30. November, Andreas Wagner und seine Frau Rosina aus Lichtenberg in Sachsen. 1773 am 8. Jänner, Glias Scholtz, geboren in Friedersdorf und se ne Frau Anna, geb. in Reichenau. 1773 am 2. April, Jungfrau Johanna Scholz, geboren in Zittau in Sachsen. 1773 am 16. August Jungfrau Friederika Rößler aus Blauenthal in Sachsen. 1775 am 1. Feber, Karl Krause, Revierjäger, aus Großburg in Schlesien. 1776 am 18. März, Johanna Christiana Hamp aus Birna in Sachfen, verehelicht, 24 Jahre alt. 1770 am 20. April, Johann Gottfried Brendl aus Schönwald in Schlesien, 19 Jahre alt. 1777, am 24. Oktober Johann Georg Brickner aus Schönau in Sachsen, 26 Jahre alt. 1777, am 15. Auguft, Friederike Metzler aus Hrschberg, Schlesien, 33 Jahre alt. 1777 am 10. September Anna Rosina Förster aus Erdmannsdorf in Sachsen, 40 Jahre alt. 1778. am 29. März, Johann Georg Richter aus Oblertimensdorf in Schlesien. 1781, am 12. Juni, Gottfried Linke aus Maffersdorf in Sachsen. 1783 am 22. April, Johann Georg Eckert aus Neudorf bei Glogau in Schlesien, 31 Jahre alt. 1785, am 17. Jänner, wurde die Jüdin Margarethe Brandeiser aus Jungbunzlau getauft, sie erhelt den Namen Maria Theresia. Patin war: Jungfrau Theresia Scholz aus Haindorf, Franz Herbig, Synd. apost. Friedland. Zeugen: Josei Güntzel, Fleischer und Bürger in Friedland, Jakcb Köbs, Bäcker in Haindorf. 109 am 14. Feber, Friedrich Wollschläger aus Schönau in Sachsen, 1799. 23 Jahre alt. am 1. Mai, Joh. Ludwig Bande, Tuchmachergeselle aus Rep- 1787, pen bei Frankfurt a. O., 23 Jahre all, ledig. am 28. April, Maria Rosina Nikdorff, Witwe, aus Dundori 1791 in Sachsen, 34 Jahhme alt. am 24. Juli, Gottfried Gzernke aus Sametz bei Goldberg, 1791, Schlesien, 21 Jahre alt. am 13. Auguist, Gottfrieß Engmann mit seiner Frau Elisabeth, 1791, seinen Kindern Gottlieb und Maria Rofina aus Neindorf bei Liebenthal. am 24. Juli, Johanna Magdalena Müller aus Schönfließ in 1797, Brandenburg. am 26. Feber, Gottfried Fintsch aus Kratzdorf in Schlesien, 1813 70 Jahre alt, auf dem Krankenbette in Weißbach Nr. 13. am 25. Mai, Ludwig Gräf aus Buntzlau in Schlesien, k. k. 1817 Grenzzollaufseher in Haindorf, 38 Jahre alt und seine Fran Katharina Karolina, geborene Güldenfalf aus Heffendarm- stadt, 36 Jahre alt. am 30. November, Gottlieb Wander, Maurer, aus Weißbach, 1819, geboren in Schwarzbächt in Preußen, Laubaner Kreis, 28 Jahre alt. am 2. Feber, Gottfried Hofmann, Häusler und Steinmetzer in 1821, Haindorf Nr. 58, 45 Jahre alt, stammend aus Sorau in Preußen. am 19. August, Susanna Gleonora Haase aus Schmottseifen. 1821, am 30. März, Karl Hirt, Häusler und Tagarbeiter in Hain- 1823 dorf Nr. 191, 44 Jahre alt, gebürtig aus Hermsdorf in Schlesien. am 7. Oktober, Johann Christoph Eckert, Schneidermeister in 1825, Haindorf Nr. 195, 35 Jahre alt, geboren in Langvorbwerk Schlesien. am 23. Feber, Karl Traugott Wildner, Inwwohner und Mau- 1829 rergeselle in Weißbach Nr. 13, ledig, 24 Jahre alt, aus Volkers- dorf, Preußen. 1845, am 6. Mai, Johanna Friederika Müller, aus Birna, Sachsen, 44 Jahre alt. am 3. März, Johann Gottlieb Glaser, in Weißbach Nr. 116. 1846, Inwohner und Taglöhner, 71 Jahre alt, aus Grozdorf in Schlesien. am 12. August, Johann Gottlieb Pfützl, Inwohner und Tag- 1846, löhmer in Weißbach Nr. 36, 57 Jahre alt, geboren in Krobs- dorf. Schlesien. 110 1853 am 27. März, Gottfried Reich, Häusler und Taglöhner in Haindorf Nr. 61, 65 Jahre alt, geboren in Schwarzbächel, Schlesien. 1857, am 30. Oktober, Friedrich August Reißmann, Modelleur aus Patla in Sachsen-Altenburg ledig, 22 Jahre alt, wohnhaft in Haindorf Nr. 154. 1853. am 24. März, Julianne Ernestina Müller aus Röhrsdorf in Schlesien, Dienstmagd in Haindorf Nr. 217, 26 Jahre alt. 1861, am 28. August, Karl Gotthold Hermann Vertheyer aus Löwenberg in Schlesien, Holzdrechsler in Haindorf, 35 Jahre alt. 1864, am 3. Feber, Johann Friedrich Müller, aus Ullerzdorf in Sachsen, Häusler u. Hufschmiedemester in Haindorf Nr. 217, 66 Jahre alt. 1864 am 1. März, Gottlieb Frietsch, aus Greifenstein in Schlesien, Taglöhner in Liebwerda Nr. 62, 64 Jahre alt. 1865, am 28. August, Christiana Bauline Schwlz, Schneidermelsters- gattin aus Dresden in Sachsen, wohnhaft in Liebwerdal Nr. 127, 41 Jahre alt. 1868, am 2. Jänner, Carl Ehrenfried Scholz, Schneidermeister in Lebwerda Nr. 127, 73 Jahre alt, aus Göppersdorf in Schlesien. 1875, am 7. Dezember, Johann Gottlieb Römisch, Maurer in Lieb- werda Nr. 19, geboren in Hain in Schlesien, 71 Jahre alt. 1880, am 30. Oktober, Johann Gottlieh Ehrenfried Scholz aus Schwarzbach in Schlesien, Zimmermann in Weißbach Nr. 191, 87 Jahre alt. 1885. am 25. März, Anna Verta Reißzer, Tischlersgattin in Weißbach Nr. 3, geboren in Gidrisch bei Leipzig, 30 Jahre alt. 1893, am 20. Feber, Elisabeth Margarethe Matthes, Private in Händorf Nr. 119, geboren in Liegnitz, Preußen. 111 Das erste Kirchl. Die Linde, ein den heidnschen Germannen geheiligter Baum, spielt her wie in Albendorf bei der Gründung der christlichen Kirche eine Rolle. Oppit schreibt: „Was ansbelangt die Lindlenbäume in Hain- dorf seind derselben damals drc, gewesen, der zwei die mit ihren Aesten das Gnadenbild und die alte Kirche etliche hundert Jahr gleichsam als mit lebendigen Armen bedecket und vor Sturmwinden beschützet, haben müssen. 1722 Gndie Mlai wegen Erbauung des neuen Gottes- haufes abgehauen worden. Der Mittlerste hat aber schon 1211 beim Baue der hölzernen Kapelle weichen müssen. Bei ihr hatte der erste Gottesdienft stattgefunden. Wenn wir die Lags unserer Kirche betrachten und die Ge- pflogenheit des Kirchenhaues im allgemeinen zum Vergleiche heran- ziehen, zeigt es sich, daß in Haindorf alle die Voraussetzungen zu- treffen, die anderwärts als Richtschnur dienten: die sorgfältige Wahl des Platzes, der höchstgelegenste Punkt, das Ganze überschauend. Wieder drängt sich der Gedanke auf, daß hier nicht der Zufall, son- dern die Absicht das Werk leitete. Nach der im Jahre 1655 schriftlich festgehaltenen mündlichen Ueberlieferung ward 1211 die erfte hölzerne Rapelle errichtet. Oppitz spricht in seinem Buche „Schattenreicher Lindenbaum“ von einer Er- weiterung im Jahre 1252 und von einer steinernen Wölbung, die das Jahr 1211 getragen habe. Der Geschichtsforscher Julius selbig wendet sich in seiner Geschichte der Haindorfer Kirche dagezen und sagt in Bezug auf den von jenem angegebenen Herrscher Johann von Viberstein und die Kunft des Wölbens, daß der Bau der ersten steinernen Rappelle 1311 und dje Vergrößerung 1352 der Wahr- scheinlichkeit entspräche. Hiefür zeuge auch der Baustil der Johannis- kapelle. Tatsächlich errichtet man bis gegen Ende des 13. Jahehunderts die Kirchen im byzantinischen oder Kundbogenstile, der gotische Spitz- bogenstil wird erft von dieser Zeit an vorherrschend. Noch einer dritten Erweiterung im Jahre 1472, der Kinche gedenkt Oppitz.") Um die Kürche lag der Frießhof und der- Vorhof, der die vielen Pilger oft nicht fassen konnte und viele dem Unbilden des Wetter ausgesetzt waren. 1679 entschloß sich daher Graf Franz Ferdinand 4) Nach D. Geverin Wibeganshg. 112 Sellas um die Kirche ein zirfelrundes Vogenwert von Abraham Leitner, Bürger und Mauermeister herstellen zu lassen. Es wurden dazu verwendet: 69 Stamm Rüftholz. 17 fl 15 fr. 505 Faß Kalf à 54 fr. 378 fl. 45 fr. 9300 Ziegeln, das Taufend 6 fl. 55 fl. 48 fr. 31/5 Bentner Nägel 35 fr. 10 Schock 48 St. Breiternägel. 4 fl. 6 fr. 183 Schoff 20 St. Schindelnäget 9 fl. 9 fr. 2381/3 Bentner Gifen 11 fl. 55 fr. 2 Schock Latten. 2 fl. 15 fr. 63 Schock Schindeln à 7 fr. 7 1t. 21 fr. Die Klöster Liebenthhal, Marienthal und andere Wohltäter trugen zu den Baukosten bei. Im Klostergedenkbuche mird bei Beschräbung der alten Kirche folgendes erwähnt: Um den Fr. edchpf befinddet sich ein Gang, der von Kirchengeldern erbaut wurde; dieser bietet an Feiertagen dem an- dächtigen Volke besonders zur Zeit großer Hitze, Nagens oder Un- wetters Platz und G-legenheit, ihre Andacht zu verrichten. In diesem Gange ist eine geräumige Gruft als Begräbnisstätte für Wohl- täter der Kirche, dann sind daselbst 4 gewölbte Kapellen, welche 4 Ellen h nausgestreckt sind. Der Gang ist gewölbt; in ihm stehen 9 eichtstühle. Gegen den Eingang ragt die Refidenz, gewöhmlich Abtei genannt hervor, auf welche sich das volle Recht der Herr- Graf bewahrt; ein Gebäude, für Empfang von Gästen und für Wohnungen sehr passend, ausgerüftet mit Küche, Gewölben und anderen Lokalen. Der Säwlengang zu diesem Gehäude ist aus je- meißeltem Stein meisterhaft verfertigt und zeichnet sich aus durch Säulen und andere Kunftwerke nach den Gesetzen der Architektur verfertigt und koftet über 300 fl. Johanna Gmerentiana Gräfin Gallas zierte diesen Gang mit den Statuen ihrer Patrone, 24 am der Zathl. Weil der Gang um die Kirche wegen schlechter Grundmauern einzustürzen drohte, hielt es der Herr Graf für nowendig, daß dieser befestigt wurde. 1696 am 28. Feber, ward ein Kontraft mit M. Anton Ganivale (dem Vaumeister des Klofters) geschlossen. Folgendermaßen: der Baumeister hat an allen Orten, wo es nötig ist, den Kreuzganz zu untermauern, Pfeiler zu machen, die inwendi- gen Pfeiler einzufassen, wo nötig Schließen einzulegen, die von ein- ander getrennte Mauer ausfzuzwicken, zu polieren, dann 3 neue Kapellen gleich der bereits bestchenden von Grund aus neu zu machen, kurz die Mauer des Kreuzganges fest herzustellen. 1698 berichtet P. Januarius Schildlo: um den Kreuzgang stehen 4 Bilder, Bildhauerarheit 1. der Hl. Anna. 2. des Hl. Franzis- kus, 3. des Gl. Antonius, 4. des hl. Josef. Von den blinden 133 Fenstern, Schwiebogen bleiben noch 19 leer; ebenso in den 4 Kapellen sind keine rechtschaffene Altäre, nur Vilder, die zu Altären dienen aufgerichtet, nämlich 1. der hl. 14 Nothelper, 2. des Hl. Kreuzes, 3. Jesus Maria Jofof, 4. die Schutzmantel unserer liebten Frau. Am 29. November 1691 wurde die Kirche vom Brager Erz- bischof Johann Frieduch als Klosterkirche erklärt unter Vorbehalt der Rechte des Dechants in Fricbland und 1692 am 12. Feber den Franziskaniern feierlich übergegeben. 1696 wurde der baufällige Kreuzgang, dessen Fundament dem Einftürze nahe, vom Erbauer des Klosters M. Anton Canibale gegen Beistellung dees Baumateriales wieder hergestellt. In das Jahr 1699 fällt die Erbauung eines neuen Turmes an der Klosterseite mit 2 Kusppeln, 26 Fuß hoch, und 1703 wurde der füdöstl. Teil dees Kreuzganges durchbrochen und die Weißbacher Stiege angelegt; diese ließen die Gemeinden Haindorf und Weißbach herstellen. Nach einer Beschreibung im Klastergedenkbuche v. S. 1722, war die alte Kirche ganz unförmig gebaut, nach altem Gebrauche, hatte aber durchaus ein jestes Gewölbe, welches zwei Säulen in der Mitte stützten. Im Jahre Christi 1498, 2. Sepptember nach dem Feste des hl. Apoftels Vartholomäus, ist diese Kirche konfekrirt worden zu Ehren der Heimsuchung der fröhlichen Jungfrau Matzia und Heronhmus. Der Hochaltar zu Ehren der Heimsuchung Mariens u. der Hl. Anna, ihrer Mutter, der hl. Glisabeth und aller hl. Jungfrauen, der 2. Altar zu Ehren des hl. Laurentius, Christophorus, Wengeslaus, Hermolaius und seiner Genossen und aller Hl. Marthrer, der 3. Altar zu Ehren des hl. Wolfgang, Valentin, Nochius und aller Hl. Bekenner. „Das Presbhterium derselben bis zum eisernen Gitter im kleinen Schiff war 16 Ellem lang und 10 Ellen breit. (10 GHen — 5 m 30 cm.) Das große Schiff der Kirche vom Gitter und Presbyterium angefangen war 40 Ellen lang und 18 Ellen breit. Die Kirche war (m alten Stile gebaut, doch durch und durch mit einem guten und jesten Gewölbe versehen, welches durch zwei Säulen in der Mitte gestützt wurde; sie hatte 10 enge Fenster und war wenig hell, teils wegen der geringen Anzalhl der kleinen Fenster, teils wegen der vielen Winkel. In dieselbe gelangte man durch 6 Türen von 3 Seiten, wenn die Türen durch die beiden Sakrsteien, durch welche man aus- und einglihen konnte, dazu- gerechnet werde:n. Die Bänke und Ghöre waren kunftlos aus einfachem Holz gearbeitet. (2I. Latere.) Seitwärts gegen Osten stieg man, über 3 Stufen zu einer Kapelle hinab, zwischen derselben und der eigent- lichen Kirche befand sich eine starke Säule; in dieser Kappelle war ein 114 Ultar) mit Kommunionbant und 3 Reichtstühlen. Von da stieg man auf zum weltlichen Musikchor, in welchem sich ein altes Positiv ohne Redale befand. (Cieh- Klester ad 2 Wallfahrtshaus). Dieses Chor, wie auch der untere Teil, war 10 Ellen lang und 10 Ellen breit und hatte Fenster. Die Kirche hatte 6 kunftlose, kleine, nicht geweihte Altäre mit Altarfkeinen; der Hochaltar war etwas erhöht; in der Mitte befand sich ein hölzernes Pästchen, vorn mit einem gläsernen Zürchen versehrn; in diesem Kästchen stand das Gmaldenbild, welches gegen das Volk schaut, auch von Allen gesehen werden konnte. Außer- des Altertums war an dem Hochaltare nichts besonderes zu sehen; er war von den Städten der Tausitz Bautzen, Zittau, Görlitz, Löbau und Lauban, als sie noch katholisch waren, erbaut worden, und zwar durch ein Gelübde, woran die angethrachten Wosppen zur Genüge Zeugnis ablegter, Auf der Ostseite befand sich die alte Sakristei, 20 Ellen lang, 7 Ellen breit, mit einem kleinen Fenfter. Aus d: eser Sakrister stieg man hinauf zum herrschaftlichen Chor, das dieselbe Größe hatte wie die Sakrstei. Von diesem Chore in die Kirche waren 2 Fenster, nach außen ebenfalls zwei Fenfter mit Gittern versehen, wie in der Sakristei. Auf diesem Chor wurden die sülbernen Geräte und der Kirchenschatz aufbewahrt. Auf der anderen gegen Norden, befand sich die neue Sakrishei. Sie wurde 1697 mit neuer Einrichtung versehen. Sie hatte 2 proportionierte Fenfter mit Gittern, 10 Elen lang, 10 Ellen breit. Uaber dieser Sakristei befindet sich das gräfliche Chor, zu welchem man im Turme auf einer Wendeltreppe hinauffsteigt, der Turm ist 5 Ellen bret und lang, das Chor 16 Ellen lang und 10 Ellen breit. Auf diesem Chore befindet sich ein Orgelpositiv mit 8 Registern, 8 Fuß und doppeltem Bedale aus Gichenholz. Das Chor- hat 4 große Fenster, zwei davon geshen in die Kirche.! Die Residenz oder Abtei, Pfarrhof genannt. Der Friedländer Dechamt Schastian Balthafar von Waldhausen, ein großer Gönner des Handorfer Marien-Bildes, der auf seine Kosten hier einen Altar erbaute, tasselbst er auch begraben liegen soll, ließ hier im Jahre 1626 das sogenannte Walllfahrtshaus, Residenz oder Äbtei genannt, zwischien dem Eingange die Kirche und dem hölzernen Kreuze errichten. Das Haus hatte den Zweck, geistlichen Personen Unterkunft zu gewähren. Es bestand aus 6 Stuben und ebensoviel Kammern. Dem vielen Bauholze nach zu schließen, muß es ein umfangreicher Halzbau gewesen sein. Später behielt sich die Be- nützung des Hauses die Herrschaft vor. 1722 wurde es beim Kirchen- bau weggewissen. Vor diesem Wallfahrtshause hat hier bereits ein „Pfarr- hof" bestanden, der im alten Grundbüchern genannt wird und wahrsche nlich 1626 der umfangreichen Residenz weichen mußte. ) Don Sabelia Waldstein. Siehe Watsahrtshnus (Kiloster) ad 2.) Vielleicht ist dies der jetige Waldsteinaltar im Fireusgange129 115 Das alte Kirchel wurde zum Kirchenbaue 1722 bis auf die Gwadenkapelle und wahrschenlich den östlichen Turm, der erst 1699 er- baut worden, weggerissen. Die alte Marienkapelle bildet heute den linken Teil der Kreuzform, die Johanneskapelle mit der gräfl. Gruft. An ihrem gotischen Gewölke sieht man heute noch das Bibersteinsche Wappen, sowie das kleine steinerne Denkmal an der Außenseite dieses Teiles, welches einen Herrn b. Biberstein vor dem Marienbilde fnieend darstellt. Wahrschenlich wird ihr Erbauer hier begraben liegen und ihm jentes Monument gesetzt worden sein. 6d 175 Die neue Kirche. Schon 1703 schrieb Graf Johann Wenzel Gallas an den erz- bischöflichen Kanzler in Brag „wegen Bau der Kirche, zu der ich den Abriß verfertigen lasse“. Aber erst 18 Jahre später, nach ungezähltem Drängen, gab dessen Mutter, die Witwe Emerentiana Gräfin von Gallas die Be- willigung zur Erbauung der Kirche aus den vorhandienen Kirchen- mitteln. Am 8. Mai 1722 erfolgte der Abschluß dies Baukontraktes mit dem Brager Baumeister Thomas Hafenecker. Am 4. Mai 1722 wurde mit dem Baue begonnen. Die Grundsteinlegung fand zur rechten Seite des Hauptportales am 8. September 1722 statt. 1725 war der Neubau unter der Leitung des Poliers Johan wes Eogen au er soweit vorgeschritten, daß am 14. Juni d. S. der für den Turm auf der Klosterseite bestimmte vergoldete Knopf mit silbernem Kreuz vom Quardian P. Nikodemus Kurtz eingeweiht und vom Dachdecker Breher aus Grottau aufgesetzt werden konnte. Am 1. Juli 1725, fand die Weihe der Kirche durch denselben Kloster- vorsteher statt, sowie der feierliche Einzug in die Marianische Baselika- 1729 war der Bau boflendet und am Feste Maria Geburt die zanze Kirche mit dem Hochaltar für den Gottesdienst eröffnet. Das erste Hochamt hielt Josef Hincke, Pfarrer aus Neustadt, der an diesem Tage eine zahlreiche Prozession hergeführt hatte. Während des Baurs war ein einziger Unfall vorgekommen- Am 27. Juli 1724 ftürzte der Arbeiter Gottfried Linke aus Liebwerda von einem 36 Ellen hohen Gerüft herabi kam aber mit einer leichten Verrenkung des linken Fußes und einer Verletzung des Augenlides davon. Die den Kirchenbau betreffenden und noch vorhandenen Urkun- den enthalten wertvolle kulturhistorische Nachrichten und seien daher nachstehend wiedergegeben. Uns hochlöbl. Erzbischöfl. Prägerische Consistorium. Hochwürdige, Hochgeehrteste Herrn et Einem Hochlöbl. Erz- bischöfl. Consistorio solls hiermit behbringen, wie daß auf Friedland meiner Pupilar Herrschaft, u. zw. zu Heumdorf in einem allhortigen Uralten fürcht ein gnadenbild der allerhehligsten Mutter Gotts sich befndet, wohin schon vor 700 Jahren sehr große Wohlfahrten von 117 viel 1000 Personen geführet worden, und zwar also, das wegen Mänge der Ankommenden Wohlfahrter, das kürchl bey weitem nicht herfficient auch sehr eingang, das darinnen Alle ihre Andacht mit Verehrung besagten Gnadenbildes geziehmet verrichten können, son- dern nichts als Unordnung zum öftern zu entstehen Pflegen. Wann nun aber mehrgedachtes Kirchl ohne diem seines Alters halber repariret werden muß, auch sonften dasselbe mit Schönen Sapitalien war von bch der Herrschaft allein unter Verinteressierung 5700 fl. an Vermögen, ohne was an Interressen und Paarengelde lauth der Inlage lit. A. auch beh gutten Zeiten Immerhin von denen Wohlfahrtern einig Almosen im Opferkasten eingelegt wird, worauß die Kirchenausgaben und Nothwendigkeiten bestritten werden können: Als habe mich entschlossen, die in Bereitschaft Liegende und zu dato außer deren Reuthen zu zahlen habende Interessen, auch da solche nit Erflecklich mit Zuziehung des Abgangs von Capitale wehlen solche hernach von einkommenden Opfenalmosen wieder erfüllet werden kann, zur weiteren beförderung der Ehre Gottes und seiner allerge- benedehtesten Mutter benöttigtermaßen anzuwenden, und lauth an- schlüssig Abriesses daßs Kirchl in gebend erweitern zu lassen, mit Ver- bindnus, das zur leichtiger Bestreitung der Unkosten, mann von seiten der Herrschaft Urbött g sehe, etwas an Materialien von Kalch und Ziegl nur so viel die Unkoften ertragen, wie ingleichen das Holz und Andere in gantz gerngen Preis benennen und spassieren lassten werde. Und süntemahlen nun Mein diesfällig- gutte intention ledigl. zur Ehre Gottes anziehlet. Solchen nach En hochlöbl. Erzbischöfl. Consistorium dienstl. bitte. Selbtes geruhe zur Erbauung und Erweiterung mehr er- wehnten Kirchts bey unser lieben Frauen zu Heundorf zur Ver- mehrung der Andacht und kommender Wolhlfahrter nach anzeuge Jec Übrisses zu verwilligen und, das diesfahls gewöhnl. an seine Behörde ergehen zu lassen, wessen mich getröfte und bleibe Eines hochlöbl. Ergb. Confist. (ohne Unterschrift). Hoch- und Wohlgeborene Graffin. HochgeEhrte Frau. Deroselben zu diesem Prager Ertzbischffl. Consistorio vater heutigen praesentato eingereichtes anbringen hat Unß des mehrern Vorgestellet, welchergestalten dieselbe das auf ihrer pupilar-Herrschaft Friedland zu Heindorf befindliche alte zimbl. en je und bereits balufällige Kirchel worinnen ein gnadenbild Unßzer Lieben Shraben Von Vielen Jahren her mit sonderbahrer VerEhrung auff- behalten wirdt, auf Vorgehende Unsere erlaubnis nach anzeugung des angeschlossenen abrisses im gebäu ermeitern zu lassen sich entschlossen, mit dem an Uns unt-reinstem gestellten ersuchen damit die übrigen bauten koften, welche über den an seithen der Herrschaft mit etwa 118 materialien guttwillig thuenden Behtrag .. erfordert. werden und in deme man die materialien Von Kalch und ziezeln nur umso Viel, als die unkosten ertragen, anschlagen, wie ingleichen das Holz in gantz geringem preiß zu sothanen Bau überlassen wurde aus denen Vorräthigen Kirchenmitteln, und zwar Benandtlichen Von- denen in Bereithschafft und theils auß denen Rendten noch zu zahlen habenden interessen, da aber solche nicht erklecklich, auch mit Zu- ziehung das abgangs Von dem Capital, weilen solches hernach Von einkommenden Opfer allmosen wiederumb zu ergäntzen wäre, her- genomben werden könnten. Gleichwwie nun der Frauen Graffin dießfälliger zu Beförderung der Ehre Gottes, und der Hehligsten Gottas Gebehrerin tragsnder ehffer billich zu beloben kommet. Also thuen Wir auch Jahin Ver- willigen, auff daß dem Dahier erlagten abrieß gemäß der Bau Voll- führet, und die über den Vorh-rgehenden Herrschaftlichen behtrag er- jorderliche Unkosten auß denen Kirchen Mitteln erwehnter maßen ge- nominen werden mögen, damit jedoch ordentlich Verrechnet, folglich aber derleh Berechnung Unß zugestellet werde. Die Wir unter all- seithiger Göttlich. obhuttempfehlung Verharren. Unser HochgeEhrten Frauen Graffin dienftbereithwillige. Des hochwürdigst Hochgeborenen des Hehl. Röm. Reichsfürsten Herrn Herrn Ferdinand Ertzbschoffens zu Brag (titl.) Victrius in Spiritu alibus Grälis et Officialis, dann Ein gesambtes Ertzbischoffl. Brager Consistorium. Brag in der Ertbischopfl. Daniel Josepho Mahern Cantzlah den 28. Martij, Erzb. Vicaris Gis. undt Offlis. 2. 1721. Francis. Ant. Langer, Gancelarius. Der Fr. Johanna Graffin Gallassin gebohren v. Gaschin- Zur auferbauung der Heundorfer Kürchen ist heünd dato bis auf Ihro Excellenz hochgräfl. fernene Vormundschaftliche Confir- mation folgendes verahredet worden; Und zwar: 1. Soll dieser Kirchenbau nach dem von Ihrer Excellenz Approbir- ten Rissen tauerhaft, und wohl Proportioniert durch Herrn Tomas Hafenecker Bürzern und Baumeistern in Brag (titl.) als welchen dieser Bau anvertrauet, auf die Kirchen unkosten mit den darzugegebenen und von Ihme tauglich befündenden Mauerrern als andern welche dabeh nöttig aufgebaueth werde. 2. Vor dessen Bemühungen sollen demselben jährlichen Einhundert gulden, auf zweh termins bezahlt undt die gewöhnlichen Gefellen- gröschen gefolget werden. 119 3. Verspricht er selber jährlichen dreymahl, als im Anfange des Baues, andermahl bey Sohannhzeit, das drittemahl aber um Maria Geburt auf seine unkosten Herauszukommen, den Bau wehl- zuebetrachten, die nöthige Veranstalten undt Sttads zu Endern, solches allemahl verbessern und Einzurichten, da Ime vor die Reisekosten tägl. zweh gulden zue reichen schn würdt, und gegeben werden solle. Wrd er einen iauglichen Ballier herausschücken, welcher dem Bau- ichlvisiehet undt der Kürchen unnothige unkosten nicht verur- sache sonderm seine untergebente gesellen zur fleißigen arbeith, auhs Gottesfurcht anhalte, damit der Bau ohne unglück möchte bejör- dert und fortgeführet werden. Sollen Ihme die nothürftigen Bezunfte Mauerer von denen Unterthanen, waß man aber nicht bekommen könte, von frembden verschafffet, dennen Unterthannen soll tägl. 27 f. Worvon der Groschen dem Herrn Baumeister kämpt, 24 fr. aber Ihnnen ge- sellen gegeben werden. 6. Vor heuer sindt 10 beständige Handlänger, übers Jahr aber die nothdurft, zur verschaffen. Undt jeder mit 12 kr. tägl. zue be- zahlen, Weihlen Ghender nicht ails umb georgh anfangs, undt umb Gallh wegen der Kelte und Nauhigkeit wördt aufgehöret werden müssen. 7. Zu andren Kleinigkeiten, wenn es die zeith leidet, werden einige Personen Robotweise mitgegeben werden. Dem Baller ist wochentl., es sein fehertage oder nicht, dier Gul- den 15 fr. 9. Dem Kalkstößer aber tägl. 13 kr. zue geben. 10. Ein Bauschreiber ist zue halten, der erstl. mit dem Pallier was aus die neücochen anzustellen, es überlegen, undt fodahnn wochentl.ch. Und wenn cs bonnöten mit dem ambts zusamen trette. Und die Zufuhr undt Benöthiegungen Herbeh zu schaffen, Verabreden auch die wochentlich Bezahlungszettel, unter des Pallieres undt seiner Unterschrieft aufsetze das Geldt im Ambte Petschinter erhebe, und sodann im Behsein des Palliers einem jeden das seine auszahlt, vndt beh Verlust seiner Ehre keinem Gintzig umn Kreußer unrecht thue, nochtweniger das Verdünte Lohn auffhalten solle, welcher so offts ein Bedünter hinauskometh, bei denen Arbeitern Graminieren und untersuchen solle, dessen Lohn wöchentlichen fomit inn die Wochenzettel jedesmahl neün zuseten zu zweh Gulden fehn folls, würde derselbe aber sehn be- kanntes Leben nicht lassen und liederlich seyn, so würdt er nicht allein abgesetzt, sondern auch bestrafet werden. 11. Ferner versieht sich der Herr Vaumeister mit zeitl. herbeyschaffung aller benöthegten Materialien, undt will hieran inn deren Er- 120 manglung keine Uhrsach noch Schuldt tragen sondern es denen jenigen überlassen, die solches zue verordthnen halben. 12. Undt wann Er nun mit allobig nach Genügen vorgehen würdt, also verspricht er auch und stehet darvor, diesen Kürchenbau in der rechten Propportion und Bestandt laut der approbirten Ab- rüsser zu verfertigen. 13. Die niedern Zockel thuet der Steinmetzer fallomon Brückner von den harten Steinern umb die Heundorfer Berge/, lang und 24 hoch verfertigen und bekomet von jeden stückh Einen gulden, hin- gegen aber muß Er sich allen Zeug, selbsten beschaffen. 14. Der Meister Steinmetzer verlanget vor seine arbeith und zwar: von Einer Ellen zockel, wie solcher Herr Baumeister mit ihme mündl. abgeredet undt aufgezeuchnet, benentl.6/ Ellen hoch undt 1 Ehlen lang, 52 fr. 3 Pfen- Von 1 Ehllen Fat. 34 Ehln hoch und 1 Ehln lang mit einen verbohrten Carnis 20 Zohl breite fl. 45 fr. Vor Einen schaftgesimbs 1 Ehln, 3 Zohl hoch, 20 Zohl stark von der Ehlen 1 fl. 15 fr. Vor 1 Ehln Capitel von dieser Maß fl. 15 fr. Vor 1 Ehin Archidraf, 1 Ehln hoch 34 Ehln stark sambt den benäthigten Trilipen (Triglyphen 1 fl. -- fr. Von 1 Ehln Garnis sambt den Henge-Platten in die Mauer hinein, Eines dem Andern zu Hälfte /, die Höhe zwesamengeg. 1 Ehln, zuesamen Ge- rechneter von der Ehln. 1 fl. 24 fr. Von jeder Ehln Fensterkopf 34 ime Quadrat stark, 1 Ehln hoch sambt dem was darzue gehört. fl. 36 fr. Obbeschriebene Steinmetzarbeith würdt und soll von gutten und tauerhaften steinen gebrochen, und auff die Kürchen Unkosten auf dem steinbruche nach Heundorf zuegeführt werden. Anmerkung. Waß Elion sonsten an kleinen sachen von dortigen Verrach zur Verfertigung komen möchte, daß würde dem Meister Steinmetzer Apparte dem werthe nach bezahhlet werden. Daß übrig- alles waß zue diesem Bau nöthig wie ober gedach würde von dem sambte jeederzeit zeitl. zue geführt u. mit nichtem jeemandes inn der arbeith aufgehalten werden. Dieser ist nun von unns Endtes benenten bieß zue gnädig Confirmation Fr. Ercellenz der Hochgrfl. Frauen Frauen Vormünderin pl. Titul. Entworfen undt umb ordnungdwegen, vermerket worden auffm Schloßz Friedlandt den 8. Mah 1722. Platz von Ehrenthall m. p. Thomas Haffenecker m. p. 121 Die Verabredung wird hiemit von Uns aprobiert undt vor genehm gehalten. Prag den 14. Mai 1722. Johanna Gräfin- Gallaß m. p. V. „Zu dem Heundorfer Kirchenbau ist dem Steinmetzer Hannz Chr. Zümmern auf Grottau zu fernerer auf, nbt außführung der Thürnen fernerweither, vor sein zu machen angedungen Steinmetzer- arbeith, die Steiner selbften zu brechen, auf daß feinzierl. undt Sauberfte außzuarbeith. u. zu fertig- folgendes beraccordirt worden: 1. An die 2 Thurne aufs Häuptgesims das parpaetge- 34 fr. simbs von 1 Ehln lang u. 1/3 Ehln ins gefierte breithe 2. Das Folgende Schaff-gesimbs jedes Stück 2 Ehlen 3 fl. lang, 34 Ehlen Dücke u. 22 Zohl hoch, vom ftückh- 3. Die Capitellen jedes durchschntl. 14 u. 3 Zohl hoch 9 1. 2 Ehlen und 6 Zohl lang, vor jedes stückh 4. Archstrafe von jeder Ehlen lang, 22 Zohl hroch u. 3. 1 fl. 15 fr. Ehlen Dücke. 5. Daß Hauptgesimbse ist Blatten u. Carnis 22 Zohl Dücke, die untere Platten auf der Mauer aber Ehln lang undt die Garnisblatten 5/„ lang, von die 1 fl. 30 fr. Ehin zusammen gearbeitheter. 6. Die Fenster in die 2 Thürme undt zwarth 34 Ehlen- 39 fr. stark ins gefierte gebrochen von jed Ehlen Das gesimbs auf die Fenster mit der Verdachung u. 1 fl. 30 fr. zwarth 1 Ehlen 3 Zohl hoch 5/, breith. Vor 4 große Graksteiner zu denen 2 Fenstern an die Vacaden jeder 1 Ehlen lang, 1 Ehlen, 3 Zohl breith, 4 fl. 21 3ohl Dücke, vor jedes stückh 9. Zwei kleine Graksteiner zue den großen Fenstern in die Vacaden, jeder 1 Ehlen lang, so breith u. 34 Ehlen 3 fl. Dücke, vor jeden 10. Vor der Frontispitz nach dem Formular der Ab- 100 fl. rießen überhaupt 11. Das Vortall nach mehr außzreißung der Rießn mit sambt dem Dath zu 3 Mahl aufeinandergelegten 155 fl. Stafeln von festen stein ingleich überhaupt Hiermit wird der Contract conjirmirt Johanna Grafin Gallasin Notiert Schloß Friedland Johann Christoph Führich, d. 23. September 1723. Bauschreiber. 122 VI. Specification deren Unkosten über den gemachten Abrieß zu der Hehndorfer Kirchen wie folget: 1600 Erstlich Mauer-st. in Kuppische (Rubik) Klafter 550000 Item Ziegel bies 6000. Ttem Kalchfässer 12000. Gandt-Fuhren 1300. Holtz zum Gerist-stammen 70 Brätter zum Gerüften und zum Bogen oder Bockstell, Schock Holtz zum schlessen, weilen kein Sichen zu bekomen von besten Khüfern 30 Erstlich zue 24 Ehlen lang stuckh 28 zue 14 Ehilen lang stuckh 224 Item Gißen zue denen schliessen waagen Zum Geriset Klammern undt Nägel werd vonnöthen sehn 30 waag Gißzen Die höchst benöthigste stein Metzer-arbeith wird sich be- 1500 ff. tragten bieß. 7500 fl. Arbeiths-Lohn, Maurerei undt Handtlangern zum Klein u. Großen Thurn das Blech von alten Thurn zuthilf wird noch neües Blech vonethen seyn 30 Fässl, das Fässl 24 fl. Thuet. 720 ff. Von das anderthen dem Klambtner vor jedes Fässl 8 fl. Thue 240 fl. Specification der Zimmer-Arbeith Stamm: Erstliche zue 24 Ehlen lang 70 Mehr zue 18 Ehlen lang. 70 auf stiel-fäulen zue 11 Ehlen lang. 72 80 zue Kehl-Valkhen undt Brustriegel zue 22 Ehlen lang auf pfetten u. Geschwällen zue 24 Ehilen lang 40 Item zue Sparrn-Holtz zue 22 Ehlen laug 130 Tachwandt zue verbinden zue 20 Ehlen lang 80 Mehr zue 18 Ehlen lang Thram 30 Dann sparn-holtz zue 22 Ehlen lang 40 wiederumb zue Thramm 8 Ehllen lang in Thurm 10 Stem spparn-holtz zue 12 Ehlen lang 20 Dann Säülen zue den kleinern Thürnl zu 20 Ehln lang Mehr zu 13 Ehlen lang sparn. Tramm zu denen gesimbsen zum Thurne 12 Ehlen Mehr zu 17 Ehlen lang Säülen zum Thurm Dann zu mauer Latten zue 20 Ehlen lang 40 Stem Thramen zu 11 Ehlen lang 15 Ttein pfosten zu 10 Ehhlen lang zum Thurn 21) Ttem 17 stuckh Tatten 123 Stem 4 Schockh Bretter zu Einschalen der Thürn Mehr 24 schockh anschueb-Nügel Tätin 290 schockh Latten Nägel Mehr 200 schockh Brett Näg-! mehr pfoften zu denen schneckhen-stiegen 11/ Schockh Von aller obgemelter Zimmer-Mans Arbeith-Lohn wird 1300 fl. sich betragen auf das Genauefte (Ohme Datum und Unterschrift.) VII. Heundorffer Neüe Kürchen Betreffend. Legung des grundsteines Einweihung der Kürchen undt waß fensten Lohwürdiges gedacht. Als die Hochgeborene Frai Frau Johanna Emerentiane Lud- milla Veruittibte Reichsgräffin Von Gallas zum Schloß Sampo undt Frehenthurn, Herzegin zu Lucera, Gebohrne graffin Von Gashin undt Roßenberg über die Sämmt. Hochgr. Gallässischen Herrschaften- und güther, Constituirte Landttafl. Ge-Vollmächtigte. Anno 1722 gnädigst Resolbiret, (den allerhöchsten Gwtt, und Unser lieben Frauen Zue Marias Heundorff alß Fundatorin, des dorthigen Löbl. Schiff3- und ordem des tiehlig. Francisch wegen der alldorthigen Marianischen Anhacht so Von Jahr zu Jahr sich der gestalt Ver- mehret, daß di- alte Kirchen wegen der großem Menge, aus Böhmen, Schlesien und Oberlausitz Ankommenden Wahlfahrtsleuthen, Beh weithen nicht zulänglich sehn wollen): Eine Neue — undt weith Größere Kirche — undt Gottes-Haußz zubauen; Vorzu Hochgedachte Ercellenz an Tage Mariae Geburth des abbesagten 1722ten Jahhres unter gewöhnlichen Kirchen Cermoniales, durch dero Hohe Pershon und gegenwarth, den Grundstein, glücklich geleget Vormit der Bau- auch seinen ferneren Fortgang gewonnen. Undt durch den Bau- meister Thomas Haffenecker Bürger der Königl. Stadt Brag, auf der Klein Seiten oder an Stadt dessen durch dessen Pollier Johannes Tögenauer Continu iret und durch die Von mir alß Oberhauptmann, der Sämmtlichen Hoch Reichsgräffl. Gallasschen Herrschafften, Ge- machte möglichste Veranstaltung Bnnen solcher Zeit ungeachtet den grundt Veh denen Beyden Thürmen, Biß 22 Ehlen Tieff, undt 14 Ehlen Starck, Aufgeführet, ausgemauert, und außgeschlagen werden müssen. Eß (Gott lob) Rißz anhero so weith abnviret, daß Beyde Thürme, und die halben Kirchen von denlen Mauer Zimmerliethen fertig, auch der erste Thurm mit Blech undt aller Zubehörigkeit, Ein- gedecket, auch mit den andern der anfang continuiret, daß mehrste Mauerwergk zu der Anthontz-Capelle außgeführt, zu der übrigen Helffte der Kirchen der halbe Grund allbereits ausgemauert. Alß ist daß ersteres Theil der Kirchen Worinnen Interim Ein Klein hohes Altar, nebst 4 Capellen Altäre auß der alten Kürch-, 124 hierin gesetzt, biß die von Ihro Ercellenz Hochgedachte Frau Funda- torin etc. gnädigst zu verfertigen und Refolvirete 4 Altar so Sie- dahien Offerieren, fertig sein werden, am Ersten July alß Sonntag- Vor Marie Heimsuchung (in margine) (Anno 1725) durch dem Wohl Erwürdig. In Gott geistl. und Hochgelahrten Herrn P. Nicodemus Kurzen, der Zeit Quardan zu Heundorff, unter Assistenz der Sämmbtl. aldorth Befindenden Franciskaner, frühe umdb 5 Uhr nach gewöhhnlichen Kirchen Germoniales, Iiterim sambt allen 5 Altaren, Gingeweihet, welches biß 2 Stunden getauert, und umb 7 Uhr hatt Obgedachter S. P. Quardian, die Erfte hehlige Meeß, am hohen Altar, unter Ministrirung Zweher geistl. Patters, undt Einer- angenehmen Müßic gehalten, worauff durch Ihro Wohl Ehrwürden, den H. P. Vitalis Zimmermann alß Sonntags-Prediger, in gegen- warth Ville Taußende Wohlfahrts-Beüthen, die Lob und Dank Pre- digt, welche biß 5/, Stunden, zu großer Vergnügentheit aller an- wesenden getauert Gehalten, Nach Voll Gndigung diessen, auf dem haubt Ghur, in Zweh Chören Trompeten undt Baukten, den introy gehalt. Undt 5 Stück abgefehert worden. Nachgehents wurde durch Ihro Wohl Ehrwürden H. P. Ficarh Nebst darben affistirter Geistl. daß hohe Ambt, unter Schöner Musie 2 Chur Trompeten undt Pauken, in abermahliger gegenwarth der gantz. Kirchen getruckt Voller Wohlfahrthsleüchen Gehalten Auch Bey dem Gloria Sanctus, undt gegebenen Seegen, Jeedesmahl 5 Stück abgefeiert, undt alles (Gott ssey dank glückl. Vollzogen worden. Deß anßren Tagses, alls an den Haubt Fest Heimsuchung, ist ungeachtet, bey den in 3 wochen hero tägl. Regenwetter, die Wehlfalhrt undt Christl. Andalcht, so wohl böhmisch, Schlesisch alß Oberlaußitzischen Catollischen in Einer so starken anzahl Befindenden Wohlfahrtsleithen, dergleichen beh- Menschengedenken niecht so Viel gesehen, Verrichtet vndt sehndt der Beichtkinder so Viel gewesen, daß auch 26 Geistl. Briester, mit an- hörung der Reicht undt hehlig. Communion unsgeachtet, Sonntags Vorhero Einige Briester zu 11 bis 12 Stunden Beicht gesessen, unht frühe drauff Von halb 4 Uhren, an 4 Verschiedt. Orthen, Vorzu auch die alte Kürchen Amploirgt werden müssen, Communiciret wor- den. Es ist daß Thehl der Neuen sahmt der alten Kirche, sowohl Beh der frühe Meß alß Früth Bredgt, wie auch Hohen ambt, undt druckt Voller Leuth Gewesen, Undt haben Beyde Prediger sehr schöne. Predigten gethan, (in margine) Undt waß das Schönste darbeh, so giebt die Krchen sowohl wegen der Mußzic alß auch den Predigern (ungeachtet daß Haubtfenster übern Mußigalischen Chur, wegen des an denen Thürmen, annoch befindtlichen Hausht gerüfte) E'n unver- gleichlich Resonanz, worben sich auch die Friedländer in Ihrer ange- stellten Procession undt Auffgeführten 4 Schaubühnen, Auf welchen die hleben kommende Carmina. Von der wohl Instruirten vndt sauber meubllirten Zugendt, welche durch Ihre Gestes sehr wohl agirt undt recetirt, die anwesende In Viel Taußend Bestandener Wohl- 125 fahrtsleithen, dern Hertze so bewegeten, daß Vell Taußendt trännen darüber Vergossen worden. Bey allem diesen war zu verwundern, daß die große Menge der Beichtiger undt Communicirenden Ehe es 12. Uhr geschlagen alle Versehen und Versorget worden. Undt kann nicht anders sagen, alß daß die gute Anstalt des Herrn P. Quardians, denen ohne die Benachbehrten Weltgeistl. noch 2 Vater Franciskaner Von galdt Berg, und Einen Von Thurnau kommen lassen, worbeh sich auch noch der H. Pater Glector von Prag sambt noch Einnen seines ordens Vater von Ehbernern Eingefunden, durch Ihren Fleiß- und guthe Vorsorge, alles wohl Erpedirt haben. 21.009 In dieser ocrabe seindt Communicanten gkwesen Binnen der Zeit alß die Franciskaner in Heundorff sein 1,381.167 haben allda gebeicht und Communicirt Undt binnen solcher Zeit sendt hehl. Messen alldorth 140.984 gelesen worden. 3295 Predigten gehalten. (In margine nebst einen gekaufften türcken Keczer Bekeret 175). Bey allen dießen Finde Ich daß die Andacht und Frequenz der Wohljahrter, Von Jahr zu Jalhr, größer und wann auch die gantze Neue Kirche, welches Gott Baldt geben, fertig sein mechte, so glaube doch daß die Zur itzigen Zeit moch meith Zu klen sein dörffte Undt würde sehr Wohl gethan sein word-n wenn der Greutzgang, hinter den Neuen kommenden hohen Altar umb 8 Ehlen besser hinaußz ge- rückt worden mehhre welches Ebeir so gar Vel nicht mehr gekostet hätte. Nun wirdt mit ferner Fortsetzung dieses Baues, nach möglich- keit fortgefahren. Der allerhöchste Gabe, nur ferneres glück, undt Seegen, damit treuhertzige Gemüther, zu Gottes-Und Unfer lieben Frauen größeren Ehrel sich f uden, welche durch dero Milden, Beh- steuer dießen armen undt gantz am Vermögen Erschöpften gottes- haufes, gnädig und Huldtreiche Assistenz S.cundiren mechten. Der allerhöchste und Uunser liebe Frau, würden alles Tausendfälltig Belohnen, Ich aber Vor meine Persen, unendtlichen (in margine und demüthhigen Danck abstattem. Schloß Fr. edland den 5. Juli 1725. Ressler von Sprengseisen. Die neue Kirche ist in Fierm enes Kreuze3) gebaut, der in- n.ie Naum der Kirche ift 50 i lang und 37 in breit; die Rupppel ist im Grunde 15 m meit, mit der Laterne mißt fie 35 in Höhe. 66. Fenster sorgen für Lcht, außerdem enthält die Kirche als Hauptein- gang drei Tone, im ganzen 47 Zugngstüren, über dem gwoßen, in 4) Die Kreuzesform der Kirche wurde durch einen besonderen Umstand bedingt. Man wollte das Ge- mäuer des alten Kirchleins nicht gänzlich vertilgen und die Schönheit der Form wahren, somit ließ sich der neue Bau nicht anders anlegen. Des weiteren mußte auch Bedacht genommen werden, die Gruftstätte Stifters des Klosters ungestört zu erhalten. So kam es, daß der Hochaltar stalt wie üblich gegen Osten, nach Westen zu gerichtet werden mußste. Wie aus den täglichen Berichten des Bauschreibers hervorgeht, wurde die neue Kirche förmlich über die alte errichtet, sodaß der Gottesdienst keine nennenswerte Unterbrechung erfuhr. 126 der Mitte befindet sich das Gallas'sche Wappen, auf beiden Seiten 2 Engel den oberen Teil der Front ziert die Statue des Gnadenbildes, welches ein, lutherischer Bildhauer in Zittau verfertigt haben soll, u. zw. in demselben Hause, wo enst der Siebmacher das Gnadenbild für Pfennige gekauft (2). Zu beiden Seiten stehen die aus Stein ge- hauenen Figuren des hl. Franziskus und des hl. Antonius. In den beiden Türmen befinden sich Doppeluhren. Ein künftlerisches Schloß, von dem ins Wiener Hofmuseum eine Photographie einverleibt wur- de, birgt das Haupt wder, Mittelpportal. Die Kirche wurde nach den Plänen des berühmten Baumeisters Fischer von Erlach (geb 15. März 1656 in Graz, gest. 5. April 1723. in Wien, bildete sich in Rom, aus), von dem Brager Baumeister Tumas Hafenecker erbaut. Den Urheber dieser zu Stein gewordenen gen alen Gedanken nennt keine Urkunde, nur das Werk selbst, seine barocke Eigenart, die persönlichen Beziehungen des Wiener Hofbau- direktors zum Gallas'schen Hauser) legen Zeugnis davon ab. Nicht einer mündlichen Ueberlieferung im Volke entsprang diese Nachricht, dieses wußte von den Plänen des Meisters nichts. Nach dien damali- gen allgemeinen fulturellen Zuständen ist solche Unkenntnis eine Voraussetung. Dem Volke kam einzig und allein der Zweck des Ge- bäudes, ins Bewußtsein. Selbst dort, wo man zur damaligen Zeit so viel Wissen und Bildung voraussetzen kann, im Haindorfer Kloster, schweigt das Gedenkbuch, das mit peinlicher Sorgfalt jeden Nagel meldet, der geschlagen wurde. So enthalten auch die Urkundten über den Bau nur die Bemerkung „nach den von dem Grafen approbierten Riffen“. 1732 erschien das Werk „Frucht- barer und schattenricher Lindenbaum“ von P. Edmundus Appitz, Quardian des Haindorter Franzisfanerklosters, also drei Jahre nach Vollendung des Baues; aber auch er nennt dem Namen des geistigen Urhebers nicht. Dasselbe gilt von Rohn, dem Verfasser der „Ehronik vormals Vöhmischer Cron-Lehen, nun- mehro ins Allodium gezohemer zweher Städten Friedland und Reicheübberg, Altstadt Brag, Anno 1763", die 1753 geschrieben worden ist. Er schöpfte aus der Oppitz'schen Schrft und weiß ebenfalls nichts von Fischer von Erlach zu sagen. Erst P. Jaroslaus Schaller (Briester der frommen Schulen in Brag) führt in seiner „Tospographie von Böhmen (Pragi 1786, 4. Teil, Dunzlauer Kreis, Seite 298) den „berühmten Arch tekten Fischer von Erlachen" als Erbauer der Hain- dorfer Kirche an. Auff Schaller fußzen die Angaben von N.methn, Gzör- ner Hoffmann, Sommer, Hermann, Jäger, Hallich, Selbg. Hübler; Nessel u a. Schaller zitiert mehrmals Rohn in sein in Werke. Seine Mitteilung stammt gewißz aus einer zuverläss gen Quelle, denn sein Gnfluß war ziemlich weitreichend, zumal in adeligen Kreisen Prags ") 1712 erbaute er das Gallassche Balais in Prag. 127 hatte er viele Förderer. Hören wir auch die Meinung eines hervor- ragenden Architekten, der Neuzeit, Albert Flg, dessen grundlegen- des Werk „Fischer von Erlach, Leben und Werke Johann Vernhard Fischer vam Erlach, der Vater, Wüen, Verlag von CarlKonegen, 1893“ (Seite 735, 736). „Herr k. k. Confervator A. Brausewetter, Professor an der Staatsgewerbeschule in Reichenberg, sagt in einem Reifeberichte bom 25. Oktober 1885 in den Uften der f. f. Gentral-Kommission: „Die Haindorfer Klosterkirche ist in ihrer jetzigen Gestalt die Schöpfung Fischer's von Erlach aus dem Jahre 1722, in Kreuzform gebaut, edel in ihren Verhältnissen, doch ohne hervorragende künftlerische Ausstattung durch Stuccos oder Frescenl der alten Wahlfahrtskapelle, mit einem gothischen Sakramenthäuschen, dieses östlichen Teiles, wurde die westliche von Fischer von Erlach beim Baue der jetzigen Kirche durchgeführt, zwar auch im gothischen Stile, doch mit anderem Rippenwerk, das auf Renaissance-Consolen aufsitzend, wohl den Widerwillen erkennen läßzt, mit dem derselbe einer ihm fremden Bau- weise Concessionen machte, andererseits aber die Meisterschaft in der Massengruppierung bekundet, durch die die einzelnen Teile schließlich doch mit dem gänzen in Ginklang gebracht sind. Ily kannte die Haindorfer Kirche nur dem Bilde nach, diesem zufolge bemerkt er- „Daß das Aeußere viel mehr Carlonesk als Fischerisch aussieht. Die beiden Türme an der Facade mit ihren Deckenspitzen, passen schlecht zu dem Uebrigen, die Seitenfronten machen sich nüchtern, aber die Facade ist imposant. Hier denkt man wohl an den Künftler. Ueber dem Portale erhebt sich ein mächtiges Tympanon mit einem bei Fischer allerdings sonst nicht üblichen Korbbogen, sehr ähnlich wie bei der Rochuskirche auf der Landstraße und bei der Maria Treukirche in der Jofefstadt in Wien. Im ganzen scheint es, daß anläßlich des auch am Aeußern manches verändert worden sein. Brandes ( 11 dürfte. Ilg zitiert eine Reihe von Urfunden über den Kirchenbau, wie sie ihm Professor Rudolf Müller in Reichenberg in Abschrift aus dem Friedländer Schloßarchive vermittelte und urteilt nach Erwägung aller Umstände: „Daß in allen diesen Urkunden der Nanie Fischers nirgends genannt wird, darf nicht wunder nehmen und beweist keines- wegs etwas gegen feine Urheberfchaft an dem Entwurfe. Gs über- rascht uns das ja auch durchaus nicht und wiederholt sich in so vielen Fällen in jenen Tagen. Die trockenen Burcaufeelen, deren Federn derlei Akten abfaßten, hielten sich strikte an das Geschäftliche, um was es sich vorliegendenfalles eben handelte; an den ausführenden Ban- meister, dessen Poliere und Steinmetzen, und hatten natürlich weher Veranlassung noch Bedürfnis, des geistigen Urhebers der Erfindung dabei zu gedenken. Es ist wohl kein Zweifel, daß auch eine Correspon- denz der Gräfin mit Fischer existiert haben muß, aber sie ist diesen Geschäftsstücken längst voraus gegangen, war offenar eine private und ist leider, wie in hundert anderen Fällen, verloren gegangen. 128 Der große Architekt hatte eben nur den Riß geliefert, von dem in den Urkunden so häufig gessprochen wird; um das Watene, welches Sache der untergeordneten, ausführendem Kräfte war, kümmerte er sich nicht, aber trotz dies Verschwindens der ihn betreffenden Dokumente, ist die Tradition gehlieben, w.lche ihm das Werk zuschreibt. Dasselbe haben wir ja bei einer ganzen Reihe der hier besprochenen Bauten- gesehen! Als seine ausführenden Kräfte nennen die Urkunden den Bür- ger und Bammeister aus Prag, Thomas Hafsenecker, welcher nur mehrmals im Jahre den Bau inspizierte, dann den Steinmehen Salonion Brückner und dem Sleinmetzen Hans Chr. Zümmern, end- lich den Polier Haffeneckers, Johann Zögenauer, welcher nach diesem die Arbeit fortsetzte. Von den Genannten ist nur der Erste ein be- kannter Name, und zwar durch einen Verwandten wahrscheinlich seinen Sohn, den kaiserlichen Hof-Architekten Anton Haffenecker. „Das Wichtigste und Interessanteste an der ganzen Sache, schreibt Ilg weiter, ist und bleibt Fischers Betätigung als Gothiker. Leider kenne ich die Kirche in Haindorf nicht aus Autopsie, vermag also nchts über die gewiß wunderliche Erscheinung des Seitenarmes des Auerschiffes mitzuteilen, welches er analog dem anderen, alten, echtgothischen Aste, wo sich die Wunderkapelle befindet, in jemem mit- telalterlichen Stile errichtet hat. Fischer war kein einseitiger Kopf. sondern seiner Zeit gewaltig voran. Die Laufbrücke zum Kirchenbau soll bis zur Säule beim Riedel- hause gegangen sein, von wo mit Ochsen die Steine zugeführt wurden. Aus diesem Rüstholze ist nachh-r das Haus Nr. 67 erbaut worden. Am alten Friedhof- bei der Volfsschule waren die Kalkgruben und in der „Lehmgrube“, „in den Birken“ b.fand sich die eigens für den Kirchenbau errichtete Ziegelbrennerei. Die Durmuhren. Die erste Turmuhr für Haindorf baute 1666 der Uhrmacher Christoph Baier in Lauban für 60 Reichsthaler. Nach dem Kauf- kontrafte sollte das „Uhrwerk ganze und viertel Stunden treiben“, Die Lieferung, welche auf sich warten ließ, geschah unter Umständen, die den Caubauer Uhrmacher nicht ins befte Licht setzen. Am 23. August 1666 schrieb der Schulmeister zu Haindorf, Christesph Effen- berger, an das herrschaftliche Amt: „Es saget aus Christoph Krauje, Kirchvater zu Haindorf, so den 10. August bei dem Uhrmacher zu Lauban selbsten in seinem Hause gewesen und die Arbeit gesehen, daß an der Uhr noch nichts verfertigt als nur der bloße Stuhl und 2 Näder, jedoch ohne Rahmen und Wellen, wie sie aus der Schmiede kommen. Er hat sich auch beklagt, daß das ihm gegebene Geld gar ausgehändigt und vertan sei. Hat wieder um noch 3 Reichsthaler begehret, damit er ihn Eisen kaufen könnte. Diese Uhr diente bis 129 1702, in welchem Jahre „mit Wissen und Willen des Herrn Christian Garl von Platz und Ehrenthal eine neue Uhr von Johann Christoph Lägler aus Neustadt zum Preise vom 150 fl. und gegen Uebernahme der alten um 20 fl. durch den geistlichen Vater dem Pfarrer von Neustadt Johann Paul Genta gekauft. 1750, am 16. Oktober, schloß die Obrigkeit mit Franz Hampel, Schlosser in Friedland, wegen eines nach Haindorf in den 2. Turm zu erbauenden Uhrwerkes einem Ver- trag ab. „Demnach das vor einigen Jahren auf dem anderen Turme aufgerichtete Uhrwerk nur von hölzernen mit eingesetzten eisernen Kämmeln gefertigte Radl“. — 1760 lieferte R. Franz Lichtner in Kratzau eine neue, große Turmuhr auf den Turm neben dem Klofter. Sie Foftete 400 fl. und die alte Uhr. „Sie ift 21/3, Ellen lang, 174 Gllen hoch, 134 Elen breit. Das Steigrad und alle Tager find von Messing. Sie ist ein sehenzwertes Werk." 1845 ward ein neues Zifferblatt zur Turmuhr auf dem östlichen Turme angeschafft und von Wdalbert Planer in Reichenberg staffiert und 1884 von Josei Bergmann in Reichenberg eine neue Uhr gebaut und aufgestellt. Die Glocen. Das alte Kirchl verlor in der Reformationszeit seine Glocke. Melchior von Redern ließ sie 1595 entfernen und in die Friedländer Stadtkirche überführen. 1614 am 31. Oktober beschwerten sich Se Haindorjer Kirchenväter, daß sie nie eine allein hätten. Sie könnten nichts hören, wenn in die Kirchen geläutet wird. Daraufhin wurde ihnen folgender Bescheid zuteil: „Weil die Glocke auf Bericht des verst. Herrn sel. Gedächtnis 1595 von Haindorf anher nach Friebland geführet worden, als soll solche allhier zu Friedland gänzlich verbleiben. Weil aber die beiden Gemeinden sehr gewachsen und viel unterschied- lich um Grfetzung solcher Glocken angehalten als ist es dahin geraten, daß die Friedländer ihnen zur Verbesserung einer anderem Glocke auf Weihnachten des ausgehenden 1615. Jahres 100 Schock erlegen sollen.“ Im Jahre 1699 erbauten die Kirchenväter mit Bewilligung des Grundherrn einen neuen großen Turm mit 2 Kuppeln an der Klofterseite, wohin die im alten Turme befindlichen Glocken überführt wurden. In den oberen Teil kam die kleinere, etwa einen Zentner schwer, darauf stand in gotischer Schrift: „Aoe Maria gratia plena Dus tecum benedicta, aloa O, bnedo cenns Do.“ Die große Gloce wurde im unteren Teile aufgehängt. Sie trug am oberen Teile in gotischen Lettern die Inschrift: J. H. S. Nazarenus Rex Indacorum Lucas, Marcus, Joannes, Matheus, biet vor Jorge Werner. Amen. In der Mitte stand: O. Rex Gliae Kpe veni cum Pace. Amen. Anno Domini ein tausend fünfhundert XIII. Jahr; auf dem Glocken- franze: Ave Maria Cyrtia plena, Dominus tecum Benedicta tu in mulieribus et benedictus fructus ventris tui Ihr. — Diefe beiden Glocken wurden 1725 am 21. Auguft auf die Türme der neuen 130 Kirche gehängt, die in dem Türmchen über dem geistlichen Chore eben- falls zwei Glocken hatte; die größere trug die Inschrift: ZUR EIIR S. Philip S. Joseph B. J. N. JCII GEGOSSEN WorDEN 1728, eine Seite zeizte daß Gallas'iche Wappen, die andere die Heili- gen Philppp Nerius und Josef. Die kleine Glocke hatte keine Inschrift, trug aber in erhabenem Guß das gräfl. Wappen und das Haindorfer Marienbild. Am 1. Mai 1761 brach im Klofter Feuer aus, das auch die Kirche erfaßte, wobei die Glocken zersprangen und schmolzen. An 11. März 1769 wurde mit Johann Christian Schunke, königl. Alt- städtischer Glockengießer in Brag ein Kontrakt über die Lieferung drei neuer Glocken im Gewichte von 16, 10 und 5 böhmischen Zentnern abgeschlossen. Sie wurden am 27. September auf den Turm beim Kloster gehängt und waren vom Weihbischof Andraas Kaiser in Brag geweiht worden. Die größere Glocke trug auf einer Sete das Bild des Gekreuzigten mit der schmerzhaften Mutter und dem Gbangelisten Johames, ferner die Inschriften: „Anno 1769. Durch Feuer und Flammen bin ich geflossen, Johann Christian Schunke in Brag hat mich gegossen“. „Geschenkt von Christian Clam, dem frommen Erben. Die andere Seite zeigte daß Haindorfer Marienbld. Auf der mittleren Glocke befand sich vornse das Bild des thil. Christoph mit dem Tesukinde, rückwärts das der Mutter Gottes, in der Mitte von Sternen umgeben, die Inschrift: „Anno 1769 goß mich Johann Christian Schunke in Brag, am unteren Rande die Worte: „Gott und den hl. Patronen feierlich errichtet, als Christoph regierte. Die fleinere Glocke hatte dieselben Insignien wie die größere, ohne In- schrift. Weiters erhielt der Turm an der Wittigseite eine noch größere Glocke, die am 5. September 1787 durch den Zimmermann Josef Breher aus Kratzau aufgezogen wurde. Sie trug, vorne das Bild des Gekreuzigten und die Inschrift: „Goß mich Johann Christian Schunke in Braz. Anno 1784.1 Durch die Bemühungen d-s Pfarrers P. Dominik Denemark wurde mit Hilfe vieler Gönner 1914 ein neues Geläute, bestehend aus 4 Glocken angeschafft. Das Gcläute hatte D-Durstimmung (D-fs-A-d) und ein Gefamtgewicht von ungefähr 2905 Rg. Die Glocken trugen die gleichen Verzierungen und Inschriften wie die alten, außerdem hatte jede Glocke das Wasppen des Franziskaner- Ordens, die große Glocke weiters das Bild des Hl. Franziskus. Der Rostenpreis betrug einschließlich der Vergütung, für die alten Glocken, 11.000 K. Die Weihe vollzog am Pfingstsonntag P. Roger Kohnheir. Probinzial aus Brag im Beisein eines großen Teiles der Ortsbereine des Kirchsprengels, der größeren Schuljugend und einer nach Tausen- den zählenden Menschenmenge. Gegossen hatte diese Glocken Richard Herold in Romotan. Der furchtbare Weltkrieg, der so vieles verschlang, was dem Menschen lieb und teuer, ergriff 1917 auch noch 4 unserer Glocken, 131 die am 19. Dezember abgenommen und zerschlagen wurden. Hören wir den Bericht hierüber, aus dem die Stimmung des Volkes spricht- Haindorf, 19. Dezember. (Unserer Glocken „Schwanengesang“.) Ein Grabgefang war cs, ein Schwanengefang, den bier, bzw. fünf unserer Glocken heute sich selber gesungen, bevor sie ihrer neuen Be- stimmung. d. i. Kriegszwecken zugeführt werden sollten. Freilich, nachdem Missionen blühender Menschenleben durch dem furchtbaren Weltkrieg zermalmt sind, besagt es wenig, daß Kirchenglocken beschlaz- nahmt und eingeschmolzen werden. Nichtsdestoweniger rief der Glockenabschied, der jetzt gekommen, in allen ein Gefühll tiefer Trauer wach. Denn unser schönes Geläute, auf das wir Haindorfer mit Recht stolz waren, — unfere lieben Glocken, welche die hohen Festtage ein- läuteten, den Beginn und Verlauf des Gotteedienstes kündeten, feierlich die vielen Wilger und Waller empfingen und verabschiedeten. die jubelnd ihre ehernen Stimmen erhoben bei freudigen und fest- lichen Anlässen und traurig klagten den Hinscheid eines müden Erden- pilgers und ihn noch grüßten auf seinem letzten Wege und ins Grab- hinein — unfere lieben Glocken sind verstummt! Abschied genommen auf Nimmerwiedersehen halben: 1. dad „Sterbeglöcklein“, (Durchmesser 68 Zentimeter), welches auf der einen Seite ein Kreuz- bildnis, auf der anderen ein Muttergottesbild trug. Die zwei In- schriften lauteten: „Gegossen hat mich Rich. Her old in Romotau, durch Fleiß und Gottes Gnade“ und „Ues Deo sancisque solemni ritec refectum est“; 2. die sogenannte „Sanctusglocke“ (Durch- messer 70 Zentimeter) mit dem Bildnisse Mariens und der Jahres- zahl 1762; 3. die „Abe Mariaglocke“ (Durchmesser 56 Zentimeter), ebenfalls mit Marienbild und der Jahreszahl 1762; 4. die große oder „Fr anz13ku39locke (Durchmesser 136 Zentimeter) mit dem Bilde des hl. Franziskus auf der einem und dem Ordenswappen auf der anderen Seite. Die Glocke hatte folgende Inschrift: „Dieses Geläute wurde angeschafft unter dem Patronate Sr. Erzellenz, des Hochgeborenen Herrn Grafen Franz Glam-Gallas, unter dem Pro- binzialate des Hochw. Herrn A. N. P. Roger Konhefer und unter dem Quardinate des Hochw. Herrn N. P. Dominik Denemark, —Zu diesen hier Pfarrers in Haindorf, im Jahre des Heiles 1914“, Todeskandidaten gesellte sich noch ein fünfter, nämlich die „größere von den zwei Glocken in Weißbach. Sie hatte einen Durchmesser von 73 Bentimeter, trug das Bild des hl. Johannes des Täufers und da- runter die Anrufung: „Hl. Johannes, bitt für uns1" Die zwei In- schriften auf dieser Glocke lauteten: „Gewidmet von Johann und Agathe Weiß, zuständig nach Radl: ansässig in Weißbach Nr. 312' und „Es goß mich Peter Hilzer, k. u. k. Hof-Glockengießer in Wiener- Neustadt 1890". Die zusammengeschlagenem Glocken hatten ein Ge- wicht von 1911 Kilogramm. — §ft do3 Opfer, das wir gebracht, auch schwer, so war es doch für einen wahnhaft heiligen Zweck: für die Not- des Vaterlandes. Und wenn auch die letzte Glocke wandern müßte, 132 werden wir sie gerne dem Vaterland- geben. Gott, der Herr, wird das Opfer segnen! Gott, der Herr, wird uns schützen! Möge das Glockenopfer dem Vaterlande Sieg, uns allen aber Gottes Gegen- bringen! Darnach ist daß Geläute bis auf eine Glocke dem Kriege zum Opfer gefallen. Nun soll es durch neue Glocken ersetzt werden. Der Pfarrer P. Hopfinger will sie schon kommendes Jahr (1924) am Palmsonntage der Weihe zuführen. Die Orgel. Nach der Kirchenrechnung setzte 1654 der Organist von Greifen- stein 2 Pfeifen ins Regal und der Organist von Friedland 2 Pfeifen ins Positiv. Diese Orgel scheint also schon sehr alt gewesen zu sein. 1664, am 29. Juli, berkauft der Orgelmacher Georg Weindt in Schlucanau der Kirche zu Haindorf ein von ihm verfertigtes neues Orgelwerk mit allem Zubehör um 100 Reichstaler. Im Jahre 1695 lieferte der Orgelbauer im Hohen- elbe für das geistliche Chor eine neue Orgel. 1696 wurde sie in Gegenwart des Kirchvaters Mathi a3 Sch midt und des Orga- nisten Heinrich Effenberger aufgestellt. Sie kostete 106. Reichstaler. Die Orgel am geistlichen Chor wurde 1750 gänzlich ausgebessert und mit einer neuen Klaviatur versehen. Durch einen protestantischen Ergelbauer, der außer der Verköftigung nur 8 fl. forderte, welche das Kloster zahlte „da der Graf nur immer versprach" 1778 wurde diese Orgel durch eine newe ersetzt, zu der das alte Positio zum Teil mit verwandt worden war. Sie kostete 450 fl. Erzeugt hat sie der Orgel- bauer Anton Tauchmann in Sohenelbe. Die große Orgel wurde 1795 vom geistlichen Chor auf das weltliche übertragen und am 4. Oktober zum ersten Male gespielt. Diese Umgestaltung steht zweifellos mit der im selben Jahre erfolgten Anschaffung einer neuen Orgel, die der Orgelbauer Denja min En g ler aus Zittau gebaut im Zufam- menhange. Das Gehäuse hierzu verfertigte Franz Heier aus Frieh- land, bergoldet wurde sie von Michael Candler aus Kratzau. 1840 besserte die Orgel der Orgelbauer Friedrich Reis aus Gersdorf bei Rumburg aus und fügte eine neue Mutation ein. Zu den Koften von 86 fl. spendete der Graf 20 fl., der Rest wurde durch eine Ver- anstaltung der Kirchengemmeinde und durch das Erträgnis einer musikalischen Unterhaltung gedeckt, die der Schulgehülfe Wenzel Posselt veranstaltete. Eine weitere Ausbesserung der Orgel nahm 1860 der Orgelbauer Carl Fröhlich aus Alt-Seidenberg gegen eine Entlohnung von 96 fl. vor. Musikinstrumente. Den Bemühungen des Schulgehilfen Laurenz Mann gelang es durch Sammlung die Mittel zur Anschaffung neuer Musikinstrumente für das Kirchenchor aufzubringen. Gekauft wurden: 133 5 fl. C. M. 1 Flöte mit Zug. 15 „ 11 2 Waldhörner mit Zug. 5" 1 1 neuen Klappentrompet. 1 Violoncello. Hüttel aus Reichenberg. vom Instrumentenmacher Organisten, so weit sie bekannt sind: Heinrich Effenberger, ein Sohn des Schulmeisters Christoph Effenberger, er wird 1695 als Organift genannt. 1718 12./10. ftarb P. Martius Cyprian, Organift, 1722 war P. Anton Robert Organift. 1741 11./9. ftarb P. Serbandus Gutter, Organift, 1788 29./12. ftarb P. Jaroslab Tugsmann, gewef. Regenschori. Später versah den Regenschoridienft bis zum Jahre 1898 stets der jeweilige Oberlehrer und von da an verfieht den Dienft Albert Ullrich aus Haindorf. Altäre. Inschriften der Altarsteine (im Jahre 1731). 1. Gochaltar. 1726, am 28. März, fonfekrierte diesen Altarstein Herr Graft, Graf von Schrattenbach infulierter Venediktiner-Abt bei Gmaus in Bralg und Dombo in Ungarn, k. k. Rat des Kardinals von Olmütz und des Fürsterzbischlafs von Salzburg, kgl. Hofkasplan und Ordenz- bisitator zu Ehren Gottes des Allermächtigsten, der hl. Jungfrau Maria und aller Seiligen und schloß die Reliquien, der hil. Märthrer Christoph, Benedict und Throdor ein. 2. Gnadenkapelle. 1730, am 20. Juni, weihte diesen Altarstein der infulierte Bene- diktinerabt Herr Maximilian Pach zu Gmaus in Brag, k. k. Hof- faplan und Ordensbisitator und schloß die Reliquien des hl. Christoph und Wilhelm ein. 3. Franziakusaltar. 1679, am 26. September, fonfefrierte diesen Altarftein Herr- Johann Ignaz Douheweskh von Longabilla, Weihbischof in Brag, zu Ehren des allmächtigen Gottes und der Hl. Jungfrau Maria und schloß die Relquien der Hl. Märthrer Fellicissimus etc. ein. 4. Capiftranaltar. 1719, am 22. April, konfefrierte diesem Altarstein der Bene- diktinerabt Herr Martin Zetlitz zu Gmaus in Brag und schloß die Reliquien des hl. Gordian und Fortunatus ein- 134 5. Un toniu3altar. 1730, am 20. Juni, weihte diesen Altarstein der infulierte Benedikt nerabt Herr Marimilian Bach zu Gmaus in Brag, k. k. Rat, Hofkaplan und Ordensbisitator und schloß die Religuien des hl. Christoph und Wilhelm ein. 6. Un naaltar. 1724, ani 23. April, konfekrierte diesen Altarstein der Bene- ditlinerabt Herr Ernst Graf von Schrättenbach zu Gmaus in Brag und schloß ein Tcilchen des hl. Kreuzes Christi und die Reliquien des hl. Veremundus, Innozenz und Desiderius ein. 7. Johannesaltar. 1691, am 9. April, konfefrierte diesen Altarstein der Braher Weihbischof Johann von Longabilla uid schloß die Reliquien der hl. Märthrer Felicssimus und Gemimanus ein. 8. Marienaltar im Ghore. 1667, am 9. Dezember, konfefrierte diesen Altarstein der Deit- meriter Bischof Rudolf Freiherr von Schlenitz zu Ehren Gottes, der hl. Jungfrau Maria und aller Heiligen und schloß die Reliquien der hl. Märthrer Julian und Verus ein. 9. Krankenkapehle im Klofter. Auf dem Altarsteine ist der Name des Konsekrierenden nicht enthalten. Dieser Altar der unbeplecktem Empfängnis Mariens stand in der alten Kirche schon 1704. angeschafft vom Reichemberger Pjarrer Mathäus Schmidt, der stets bei diesem Altare zebebrierte und zur Stapulirbruderschaft einkleidete, besonders am 14. August. 1752, am 12. Juni, wurde in der Sakristei ein neuer zinnerner Waschbecken aus 18 Pfd. Zinn aufgestellt von Johann Friedrich Höff- lichen, Zinnarbeiter in Zittau für 13 fl. 52 fr. 3 Pf. Arbeitslohn. 1752 wurde das Bild des hl. Betrud von Alkantara für den Unnaaltar von 2 Wohltätern für 30 fl. gekauft. 1753 wurde das Bild der Hl. Barbara für den Franziskusaltar des hl. Josef für den Kapistranaltar gekauft. 1756 schenkte Graf Philipp von Gallas einen silbernen, äußem und innen vergoldeten Kelch, die Gräfin Anna Maria von Gallas einen neuen Baldachin für das Allerhiligiste. Im Kreuzgang. Die 1. Kapelle ist die des gegeißelten Heilands. Der gegeißelte Heiland stand an einer Säule angebunden auf dem Altare in einem Glaskasten. Doch wurde derselbe später in die 3. Kapelle übertragen 135 und eine Statue: Christus im Kerker sitzend, von Friedrich Reißmann, trat an dessen Stelle. 1889 las früh am Tage der Kirchenkonfekration der Bischof in dieser Kappelle die hl. Messe. Die 2. Kapelle ist die der 14 Nothelfer, errichtet 1770 von Franz Effenberger in Haindorf. Die 3. Sapelle ist die des gekreuzigten Heiland2. 1891 wurde statt der Gittertüre daselbst eine Glastüre angebracht. 1892 wurde der gegeißelte Heiland aus der Kaptelle wieder weg- genommen und das ursprüngliche Kreuz thingesetzt. Der „Wallenstein'sche Feldaltar“, der sich früher in einer Kapelle des Kreuzganges befand und der von kunftverständigen Hän- den erneuert wurde, ist jetzt in einer Seitenkapelle der Haindorfer Kirche selbst aufgestellt worden, und zwar in der schönen gräflich Glam-Gallas'schen Gruftkapelle, welche noch den frühgotischen St.l des ersten Haindorfer Kirchleind zeigt und durch ein prächtiges schmiedeisernes Tor abgeschlossen wird. Uaber die Herkunft und die frühere Bestimmung dieses Flügelaltars ist kein urkundliches Zeugnis vorhanden. Der Mangel einer schriftlichen Nachricht über die Er- werbung deses zweifelloe wertvollen Kunftwerkes läßt vermuten, daß die Erwerbung schon zu einer Zeit erfolgte, aus der wir nur lückenhafte Ueberlieferungem Erfikzen. Das Mittelstück des Altars stellt ein schönes Mariah. Abild dar, worunter die sichtlich sehr alte, aber doch deutlich lesbare Inschrift steht: „Sta. Maria ora pro nobis! Auf den Flügeln befinden sich die Bildnisse der heiligen Katharina und Margaretha. Diesem Altare, der nach der Ueberlieferung ein „Wal- leustein'scher Feldaltar“ gewesen sein soll, messen Altertumsporscher den hohen Wert e nes Kunftwerkes der Kölner Schulle aus dem End- des 15. Jahrhundert bei. Der wefentlichste und älteste Teil des Altara ist jedenfalls das höchst eigenartige Mittelfeld und diesem kommt unstretig ein Alter von mindestens drei Jahrhunderten zu- Vielleicht ist in diesem Altare der Hauptaltar der alten Kirche in Haindorf erhalten. Ausstattung der Kirche. Gnadenbild. „Das Gnadenbild im Handorf, welches in Zittau um 7 Oboli (Pfennige) gekauft wurde, ist aus Holz geschnitzt; seine Länge samt dem runden Stocke, worauf es steht, bleträgt über eine halbe Elle 38 cm. Das Hlaupt der seligsten Jungffrau ist mit einer vergoldeten Krone geziert; in der rechten Hand hält sie einen roten Apfel, auf der finken trägt sie das Gefukind. Dasselbe ist oben ganz nackt, unten mit einem weißen Schürzlein umgeben, seine kleinen Händlein um- fassn den Apfel. Das Antlitz der Jungfrau ist schön und holdselig (daher Maria formosa gewannt), wie auch das des Kindleins, doch ein 136 3 8 e3 wenig brünett. Der Leib der Jungfnant ist geziert mit einem goldenen Mankel, dessen Vordirteil, welches wir das Futter neuwen, blau ist; der Rock der Jungfrau ist gelb und bleich und hängt herab bis auf die Füße; cin Gürtel umgibt den ganzen Leib. Der linke Fuß geht ganz vor, der rechte nur halb. Das Bild steht auf einem rundien Stocke, in Zhlinderform gedrechselt mit grüner und roter Farbe überzogen. Der erzbischöfliche Vikar und Dechant in Friedland Dr. theol. Christian Aujustin Bjaltz, dier zugleich Pfarrer von Haindorf war, ließ das Gnadenbild in Kupfer stechen, um dadurch die Andacht zu vermehren. Ebenso ließ dieses Gnadenbild in Kupfer stechen Gr. Erzellenz der Herr Graf, dann der erzbischöfliche Vikar und Dechant in Friedland Melchier Heinrich Riesner. Im Jahre 1691, als den Franziskamern die Kirche zu Haindorf übergeben wurde, ist das erwähnte Bild ebenfalls in Kupster gestochen worden, und zwar auf einen großen Bogen und auf ein kleines Vlatt, auf der Rückseite war die Beschreibung von dem Ursprunge des Gnadenbildes amt einem deutschen Gebet zu Maria, der Mutter Gottes gedruckt. Eines der ältesten Bilder davon dürfte dasjenige sei-r das sich an der Innen- seite der Tür befindet, Sie aus dem Kreuzgange in das Kloster führt; auf diesem ist das Graf Gallas'sche Wappen zu sehen. Den größten Schmuck im Innern der Kirche bildet der Haupt- altar, ein E re3 fo ge mà lde und dals Altarbild, gemalt 1787 von dem früheren Defuitenpater Josef Kramolin), nachmals Bürger und Senator in Karlshaß und seinem Gchilfen Ignaz Tatschner aus Liebeschikz. Am 24. März 1853 schenkte Josef Riedel Glas- meist er in Antoniwald und Besitzer der Glashtte in Wilhelinshöhe (genannt der Glaskönig), gebürtig aus Hainhorf Nr. 175, der Kirche den großen Glasluster in der Kirche. Er ist von der Firma Josef Helzel & Co. in Steinschönen angefertigt worden, ist 8 Elle.1 hoch, 5 Ellen breit und hat 54 Aumleuchter von Bronze und versülbert und hatte einen Erzeugungzwert von ungefähr 2000 fl. Die Gürtler- arbeit allleim kostete 650 71. In der Karwoche wurde er in der Kirche zusammengesetzt. Zum ersten Male wurßen die Herzen am 26. März 1853 bei der Auferstehungsfeier angezündet. Das Tabernakel auf dem Hochaltare wurde 1787 am 5. Gep- tember durch dem Tischler Egnaz Breuer von Reichenberg und dem Schnitzer Johann Hajek von Gradisch angefertigt und aufgestellt, wurde 1889 von Karl Klein aus Landeshut in Schlesien für 500 fl. neu staffiert und vergoldet. 1819 lieferte der Kirche Johannes Lahn, Goldarbeiter in Reichenberg ein neues Pacificale aus Messing mit Edelsteinen, geziert 4) Der Maler Josef Siramulin, S. S. war ein Meister in der Perspehtive; Er malte u. a. auch die Greshen hinter dem Hochaltar der Pfarikirche in Auscha. 137 mit den Vildern des Gekreuzigten und des Haindorfer Gnadenbildes für 130 fl., ferner 1824 eine neue Monstranz l.14 Ellen hoch- 1752 wurde am 12. Juni für die Sakustei ein neues Waschbecke.1 aus 18 Pfund Zinn für 13 fl. 52 fr. 3 Pf. von dem Zinnarbeiter Johann Friedrich Höfflichen im Zittan gekauft. 1787 wurde der neue Taufstein mit dem Zin-Wecken aufgestellt und von Franz Heffter ans Friedland staffiert. 1825 wurden die Knöpfe von Krolop reu vergoldiet. 1863 wurde ein neues Altarbild, für den hl. Franzskuzaltar für 80 fl. von Josef Frömmter, Maler aus Liebthal in Br.-Schl. gekauft. 1860 schnitzte der in Haindorf wohnhafte Modelleur Friedrich Reismann die Statue „Schriftus im Herker“, die in der ersten Kapelle im Kreuzgange aufgeftelft wurde. Mit vielen Koften wurde infolge der unermüßlichen Werbe- arbeit des dalmaligen Pfarners P. Dominik Denenark in dem Jahre1 1900—1903 von Grund auz vollständig ausgebeffert, die Innenein- richtung aufgefrischt und 1904 und 1905 von dem Historientaler 4) Andreas Grofl, 7 Professor an der Kunftgewerbeschule des Oesterr. Museums für Kunft und Inbustrie aus Wien und seinlem Gehilfe.1 Professor D. Brosick"4) mit herrlichen Deckengemälden geziert. Grüfte. Am 4. Jänner 1697 ftarb zu Brag der Stiftec des Haindorfer Klosters Graf Franz Ferdiianß Gallas, welcher den Wunsch geäußert, in Haindorf bestattet zu werden. Sein Leichnam wurde, am 12. Tän- ner hinter dem damaligen Haupkaltar (Johannes-Altar) begraben. Damals würde der Vau einer gräflichen Familiengruft und einer Gruft für die Franziskaner beschlossen. Anjang September 1698 wurde mit dem Baue begoien. Sie bestand, aus drei Teilen in der Mitte der Kirche zwischen der Gnadenkapelle und der Hl. Antonius- kapelle mit nur einem Eingange, der mit einer Platte von Rafpenauer Marmor bedeckt war. Alls erste Leichte in gräfl. Gruft wurde Graf Franz Ferd. Gallas überführt, in die Franziskanergruft der am 17. Mai 1705 verstorbene Fr. Inozenz Kilek, Gärtmer. 1730 wurde die Gräfl. Gruft erweitert und 1819 wurde die zweiteilige Franziskaner- Gruft zur herrschaftlichen Gruft genommen, da diese zu klein gewor- den war. Die Geheine der, Franßziskäimer wurdem in der Nähe der Antoniuskapelle beftattet. 1843 erhielt die gräfll. Gruft einen neuen Zugang, u. zw. unterm Oratorium außerhalb der Kirche. Für Gönner der Kinche befalnd sich im Kreuzgang eine Gruft, die aber mit Auflassung des um die Kirche liegenden altem Friedhofes gesperrt wurde. *) Gestorben in Wien am 23. Dezemb. 1907. 44) Zur Zeit an der Kunftgewerbeschule in Gablonz a. N. 138 Unglücksfälle. 1746 schlug der Blitz in den Turm auf der Wittigseite, tötete den Uhrsteller Anton Eifenberger und betäubte einen Müller aus der Grafschaft Glatz. 1761, am 1. Mai (Fefttag der Apoftel Philipsp und Jacob), ent- stand während der vormittägigen Predigt im Kloster Feuer, das sich durch den Kirch-ngang auf das geistliche Chior, und da keine Lösch- nequisiten") vorhanden waren, vom Winde angefacht, halb auch auf das Dach der Kirche antshehnste und von da Kuppel und Türme er- reichte; letztere brannten gänzlich aus. Die Bebachung brach zusam- men, sowohl die Glocken im kleinen Turme über dem geistlichen Chor, wie jene im Hauptturme auf der Klosterseite zersprangen und schmol- zen und das meute Uhrwerk wurdie zugrunde gerichtet. Vom brennen- den Tache drarigen die Flammen durch die Fenster des Preabhteriums ins Innere der Kirche und verzehrten die Holzbestandteile des Haupt- altares samt den Standbildern unß dem Antspendiums. Auch durch die Oeffnungen der Gewölbe fiel das Feuer herab und vernichtete Sie Treppen und die Einrichtungen der Shiöne sowie das herrschaftliche Oratorium. Verschont blieb die Sakristei mt den Ornaten und den sonftigen darin aufbewahrten Paramenten, sowie das Gnadenbild, welches noch rechtzeitig gerettet werden konnte. Der Schaden war enorm, wurde jedoch sofort wieher aus Kirchenmitteln und mt Unterstützung des Grajen Johann Christoph Glam-Gallas durch den Baumeister Jolhann Jedliczka unter Wahrung der alteit Form des Gehäudes getilgt, schaß 1762 im Herbste jehe Störung beseitigt war. Die Kosten beliefen sich auf 7000 fl. 1766, am 29. Nobember, verurfachte der Sturmwind großen Schaden an den Bedachungen und warf eine alte Linde um. Am 26. Jänner 1784 um 2 Uhr warf der Sturm das am Frontispice angebrachte Auge Gottes auf den Kirchenplatz herab, und am 6. April desselben Jahres beschädigte heftiger Wind bis auf sechs, sämtliche Kirchenfenster und deckte das Dach teilweise ab. 1833 warf der Sturm K.ropf und Kreuz vom westlichen Turme herab. Das Kreuz war vollständig zertrümmert. In der Nacht vom 6. zum 7. November 1845 schlenderte der- Sturm den Knopf der Kirchenkuppel auf das Dach der Antonius- fapelle und beschädigte hieses. Am 21. Mürz 1887, abends, warf heftiger Sturm die Birne über der oberen Durchsicht des westlichen Turmes herab. 1782 schickte der Graf von Prag für 8 Duhalen eine Doppelspritze, die in dem Häuschen am Sitchenplag untergebracht ist. 139 Die Tiefen vor der Kirche wurden 1731 ausgefüllt und geebret, die große Quermauer gegen die Wittig zu errichtet und die hohe steinerne Brücke erbaut. Einige Besonderheiten. 1693, am 2. Juli, wurde auf dem Friedhofe eine tschechische Predigt für die Bilger aus Böhmen gehalten. am 10. Juni, wurde hier getraut Adolf Ar wold, Burg- 1705, graj in Grafenstein mit Jungfrau Anna von Neundorf. am 25. März, wurde ein Hochamt mit Te Deum gehalten zum 1716, Danke, daß die Best erloschen. 1720 wurde die Fronleichiamsprozession durch den Garten geführt. am 3. Nobember, also am Tage bed hl. Hubertus, ließ der 1734, gräfliche Waldpräfekt wie in den früheren Jahrem ein feierliches Hochamt halten, bei welchem alle Jäger, 50 an der Zahl, kom- munizierten. am Fronleichnamstage standen die Mltäre wie folgt: 1. beim 1735, Kreuze, 2. bei der Mlauer des meien Friedhofes, 3. beim Gasthaufe, der 4. im Garten beim Brunnen. am Fromleichnam standen, die Altäre: 1. beim Kreuze, 2. bei- 1737 der Schule, 3. beim Gafthaufe, 4. im Kloftergarten an der Mauer gegen den Scholzen zu. Stand der Altäre am Fronleichmamstage: 1. zwischen zwei er- 1739, richteten Linden beim Kreuz. 2. am Ende des Gartens, 3. im Garten beim Brunnen, 4. im Gange neben dem Refektorium. 1740, am 1. Juli hielt der Ostritzer Kaplan eine Predigt unter den Linden. 1741 war in Hähndorf die Kirchenweihe im Juli, Weißbach feierte sie dagegen am 3. Oktober und ließ ein Reguiem für seine Ver- storbenen halte.1. 1807 wurde die Christnacht nach landesfürstlicher Verordnung das erste Mah früh um 6 Uhr gehalten. 1859 wurde vom 22. bis 26. August für dem Klerus des Friehländer und Rechemberger Vikariates und vom 28. Auguft bis 1. Gep- tember für die Lehrer vom Jefuitenpater Johann Oehler vom Mariaschein Grerzitien gehalten. Anwesend waren 29 Briester und 33 Lehrer. Friedhöse. Es war eine Gepflogenheit der alten Zeit, die Begräbnisstätte der Kirche anzugliedern. So umgab auch in Haindorf die Kirche ur- sprünglich der Gottesacker. Noch heute erinnert daran eine im west- 140 lchen äußeren Teile der Kirche losgelöste Grabtafel. Sie trägt die Inschrift: „Ao 1731, den 23. Oktober, ist in dem Herrn entschlafen der achtbare H. Johann Bencker, gewesener Lehm, Erb- und Gerichts- scholtz zu Hainhorf der PP. Franziskaner. Darunter „Anno 1723, den 4. Oktober Entschliefi in gott Frau Anna Beuckerin Seeligen Herrn Johann Beucker geweste Ehrwirthin im 84. S. des Leben?.- Auch nach Auflassung dieses Friebhofes fanden hier noch Beerdigungen statt, es waren dies aber nar auserlesene Personen. Im Mai 1717 baten die Gemeinden Haindorf und Weißbach um die Herstellung eines neuen Friebhofes auf der Pfarrwidmut hinter der Klostermauer. Ihr Ansuchen lautete: Kirchhofbau betreffe.nd. Bericht an den Grasem wegen des alten, bei der hiesigen Kirche befindlichen kleinen Kirch- oder Frehdshlof nunmmehr so überfüllt, daß weitre Begrabung unmöglich sintemalen die Gräber jedesmal in einer gleichen Gbene gehalten werden müssen und daß wegen der Enge und besagter Ebene dieses Oertels, man die Reihen der Toden so genau nicht wissen kann, mithin also die frischen Gärge nebst den Körpern zerschmettert werdem müssei Unß wenn nun weiter betrachtet wird, daß viele Wallfahrer der großen Menze wegen, Tag und Nacht auf dem Kirchhofe verbleiben, und auf den Gräbern sonderlich zur warmen Zeit viel üble Gerüchie und ungesunde Dünfte erstehen müssen auch weilen sich hiesige Kirchkinder zeithero merklich verstärkt und das nötige Contagion (wofür Gott gnädig sein foll) bei uns grassieren sollte, nicht einmal ein Ort zum Begraben vorhanden wäre, ein anderer und größerer Ort zu einem Fried- oder Kirchhof höchst nötig ist, darzu sich denn untertänigst ein Stückl von der allhiesigem Pfarr- widmuth hinter der Klostermaner bei der sogenannten weißen Kapelle gelegen gar füglich schicken täte. Die gehorsamen Untertanen Haindori und Weißbach. Gegen die Anlage erhob der Friedländer Dechant Hertelt Ein- spruch, da ihm die Pfarrw damt zurr Nutznießung zugewiesen war. Durch den Neukan der Kirche wand der Raum des Kirchhofes noch mehr beengt und so drängten die Verhältnisse zur Erbauung eines neuen Friedhofes bei der Schulle, welcher am 16. Oktober 1732 vom Pfarrer Ignaz Berndt aus Raspenan eingeweiht wurde. 1819 ward das Friebhofstreuz neu aus Stein errichtet und vom Pfarrer P Vernhard Westermaher geweiht. 1834 wurde das Gottesackertor neu von Stein auf Anordnung des Oberamtesverwesers Karl Uchath errichtet und mit einer Gittertür versehen. Es erhielt die Aufschrift „Friede Allen!“ Die nasse Beschaffenheit des Bodens und gesundheit- liche Brdenken führten 1850 zu dem Beschlusss, einen neuen Friedhof zu errichten,. So rasch sollte das aber nicht von statten gehen. Ueber die Platzfrage entstanden Meiniagsberschiedenheiten zwischen den Ortsinfassen einerseits und der betreffenden Grundbesitzerin, Antonia 141 Kretschmer, andererseits. Unterm 29. September 1855 schrieb die politische Behörde an den Gemeimdevorstand in Haindorf: „Mit dem Grlasse der bestandenen k. k. Bezirkshauptmannschaft vom 5. Oktober 1854, 3. 4183 find die Ortschaften Saindorf, Liebwerda, Nieder- Weißbach und Ferdinandstal verppflichtet worden, mit Friedrich Kretschmer respective dessen Gattin in Haindorf den Kaufvertrag über den für die Errichtung eines neuen Leichenhofes nach dem be- stätigten Vauplane auszuführen unmittelbar vor Beginn des Baues, welcher auf das Frühjahr 1855 feftgesetzt war, aber um kommissionelle Ausstattung des Licheahofes anzusuchen. Ungeachtet der allgemeinen anerkannten Notwendigkeit dieses Leichenhofbaues, ist selber bis heute noch nicht in Angriff genommen worden. Es wurde in dem Schreiben die sofortige Kaufdurchführung und der schleunige Bau- von Amts wegen verlangt. Auch das hatte gute Wege. Der Streit unter den Ortsinfassen ging weiter. Petitionen an den Landtag gingen ab, Majestätzg-suche, die Kretschamsbefitzerin stellte unentgeltlich Grund bei der Faulen Brücke zur Verfügung, auch die Entwässerung wollte sie aus eigenem deckem. Schließlich wurde der hiefür geeignete Grund im Ausmaße von 900 Klaftern, da er durch freiwilligen Ver- kauf nicht zu erlangen war, enteignet. Die Ausführung wurde dem Bauer Gottfried Blumrich in Rafpenau Nr. 105 lübergeben.*) Er. erhielt für die Grrichtung der Umfassuinsmauer und die Aufstellung des Kreuzes vom gräfl. Patronatsamte 3550 fl. C. W. A m 31. Of tober 1869 als Sonntags früh 1/10 Uhr wurde der neue Friedhof vom 5. Pfarrer P Cajetan Hahm unter Assistenz des H. P Quardian Nikolaus Neberth und der 55. Copperatoren P Vernardin Mandch und P Leo Suochh und unter Begleitung des hiesigen Veteranenbereines und einer Menschenmenge bom circa 2000. feierlichst eingeweiht. Als k. k. Commissär fungierte H. Bezirks-Ak- tuar Jung und als Patronatskommissär H. Verwalter Jung beide aus Friedland. As 1. Leicht wurde die 16jähr. Franziska Kraufe, Tochter des Anton Krause von Haindori Nr. 18, am 3. November 1869 begraben. Der alte Friedhof wurde im November 1869 gänzlich aufgelassen. Als letzte Leiche ward begraben daselbst der 541/4 Jahre alte Ignaz Augsten, Iimann und Tagarbeiter aus Ferdinandthal Nr. 29, am 19. Oktober 1869. Am 11. Dezember 1872 wurden sämtliche Gebeine der Verstorbenen aus der Totenkapelle des alten Friedhofes auf den neuen Friedhof in drei großen Särgen übertragen und beigesetzt. 1888 wurde die Totenhalle erbaut und ein Beichenwagen angekauft. 1893 wurde eine Leichenbestattungsanftalt errichtet, die der Handelsgärtner Wilhelm Bergmann zur Zeit inne bat. Abermals ward der Naum zu enge. Gs entstand 1893 auf der Liebtwerdaer Anhöhe der noch be- *) Weisbach hatte 1865 unterdessen einen eigenen Friedhof erbaut. 142 stehende interkonfessionelle Friedhof. Der Grund wurde von Jofef Nedel, Fabrikant in Polaun erworben, zum Preise von 1004 fl. 50 fr., die Erhauning vollzog der Friehländer Baumeister Josef Reisser. Am 22. Dezember 1893 ward daselbst die erste Leiche (Theresta Offenberger aus Haindorf) beerdigt.*) 1923 schenkte Marie Scholz, Vorzellanfabrikantensgattin in Haindorf-Mildeneiche:i, der Friedhofskaspelle an Stelle der im Kriege geopserten Glockein eine neue im Gewichte von 70 kg, die aus der Glockengießerei des Franz Herold in Komotau stammt. Sie wurde Samstag, den 6. Oktober 1923, aufgehangen. Standbilder und Kapellen. 1629 ließ der Friedländer Schloßhauptmann Heinrich von Grüßel auf Lautsche neun Kapellen oder Martersäulen von Friedland nach Haindorf errichte.1. 1693 stiftet Johhanne Emerentiana Gräfin v. Gallas zu Ehren der 15 Geheimnisse des hl. Rosenkranzes 15 Kapellen auf dem Wege von Friedland nach Haindorf. Davon sind noch zwei vorhanden, die eine in Mildenau beim Steinsweghauer Nr. 114, die andere in Mildeneichen gegenüber dem Mühlgraben an der Bezirksstraße. Auf den inneren Kirchenplatze steht eine Steinfäule mit der Muttergottesstatue. Das Postament trägt das B.I Christus am Oel- berge mit der Inschrift: „Vater, wenns möglich ist, so nimm diesen Kelch von mir. Gott und seiner Hl. Mutter errichtet im Jahre 1714.: Der Stifter ist unbekannt. 1866 ließ diese Säule der Kaufmann Josef Kratzer in Hainddorf Nr. 174 und 1885 Pjarrer P Cajetan Hahn aus Anlaß seines 50jährigen Priesterjubiläums wieder auffrischen. Auf dem äußeren Kirchenplatz hinter dem östl. Tore befindet sich ein Kreuz mit dem Glam-Gallasschem Wapspen. Die Stelle nahm früher ein starkes Kreuz aus Sichenholz mit Chriftus, Inschrift und Wappen aus Eisenblech ein. Gs war 1709 errichtet und geweiht wor- den. Da es umzufallen drohte, ließ der Graf das jetzige steinerne Kreuz 1815 aufstellen. Zwischen den Buden auf der Westseite besteht eine Kapelle aus massiven Bau, die sogenannte „Weiße Kapelle“, die mit der Friedhofkapelle im Verbindung stand. In derselben befindet sich ein Altar mit dem Bilde Maria Krönung früher Christus am Oel- berg. 1890 ließ sie die Glaswavenhändlerin Anna Schmirler ausbessern. Eine Steinfäule vor dem Stadtamte (Riedelhaus Nr. 175) ent- hält am oberen Teile auf einer Seite das Bild der schmerzhaften ) 188s baute Ferdinandstal auf Hanndorfer Grund hinter Nr. 74 einen eigenen Friedhof, ebenso Tiebwerda. 143 Mutter Gottes, auf der anderen Christus am Delberg, auf der dritten ein Wappen mit der Enschrift: Maria von Nonnkel, Wittib, geb. von Frintrop genannt Camotin. Der Säulenkospf soll früher eine Büchse mit Münzen und die Gedenkschrift enthalten haben. Die Besitzer des Hauses Nr. 175 haben die Säule im Bau gehalten. Von her aus soll die fromme Stifterin auf den Knieen bis zur Kirche geruticht sen und ihre Gefundheit wieder erlangt haben. Maria A.igela verehelichte von Nonnkel war die Tochter des Peter Anton de Lamotta, Wallen- steinscher Kapitän. Er erwarb 1624 die Friedländer Lehe.güter Wustung und Bunzendorf und entstammte einem alten französischen Adelsgeschlechte. Ihr Schwager, Oberst Gwardus de Puteani, starb 1668 und wurde in die Haindorfer Kirche beerdigt. Maria Angela- von Nonnkkel, Herrin auf Nawarow und Tessenh, hhatte eine Tochter mit Namen Maria Margarethe, die im Jahr- 1665, am 13. Oktober, Paul Ritter von Ehrentburg ehelichte. Da ihr Vater bereits vor 1627 mit dem Tode abgegangen, dürfte das Standbild wohl das älteste des Ortes sein. Die beim Gafthaus „zur Sonne“ (Nr. 73) befindliche steinerne Rapelle enthält einen Altar und trägt ober der Türe die Jahreszahl 1686. Die Johannesstatue unweit davon ist 1727 wahrscheinlich von dem damaligem Besitzer des Hauses Nr. 73, dem Bauer und Kirchen- vater Christoph Krause, errichtet worden. An Stelle des heutigen Hauses Nr. 339 befand sich ehedem ein von mehreren Kinden beschatteter Hügel auf welchem im Jahre 1775 der Kauf- und Handelsherr Friedrich Kratzer ein Kreuz errichten ließ. Die Fundation befindet sich im gräfl. Patronatsamte, 1828 wurde es renobiert und am 7. Dezember vom Pfarrer P Wester- maher geweiht. 1880 wurde es an die Liebwerdaer Straße nehen das neuerbaute Haus Nr. 339 übertragen. Man nennt es „Riedels Kreiz" Beim Hause Nr. 110 errichtete Anton Neumann, Neuhäufler, 1820 an der Straße ein Kreuz bo1 Gisen auf einsem st-imernen Sockel, mit dem Bilde „Abschied Tefus vom Maria“ und der Inschrift- „Sieh! mein lieber Wanderer! stell sich mit mir unter das Kreuz Chrifti an, beherzige den Tod des Erlösers, was er für Menschenhel hat getam. Errichtet von UntonNeutmann im Jahre 1820". Rens- biert am 24. April 1843, dann 1891. Der Besitzar von Nr. 110 ist zur Instandhaltung verppflichtet. Bei der Einmündung des alten Wallfahrtsweges in die Ferdinandstaler Straße befindet sich ein Kreuz, das die Urelterm des Christian Finke, Bauers im Haindorf Nr. 71 errichtet haben sollen. Laut Kaufkontrakt vom 14. Feber 1828 haben die Besitzer des Hauses Nr. 71 das Kreuz instand zu halten. 144 Am 30. Juni 1819 errichtete der Halbhauer Anton Bergma.i in Nr. 74, bei seinem Hause ein eisernes Kreuz auf einem Stein- postamente. Es stand bis zum Jahre 1892 gegenüber dem Hause Nr. 14, jenseits des Jahrweges, auf einem Hügel zwischen Bäumei, der Christus dem Hause zugewandt. Beim Bau der neuen Straße, wurde es an die Wegkreuzung gestellt. Laut oberamtl. Bewilligung vom 30. Juni 1819 liegt die Instandhaltung dem jeweiligen Besitzer von Nr. 74 ab. Im sogenannten „Liebsgründel" (Ortsteil) errichtete im Jahre 1775 der Jurggeselle Jof. Sembdner Nr. 59 auf seiner Wirtschaft, nahe am Walde, ein Kreuz. Das Fundationskapital befindet sich im gräfl. Patronatsamte. 1890 wurde das Kreuz venobiert. Josef Augsten, Bauer in Haindorf Nr. 36, errichtete auf seinem Gute 1808 ein Kreuz. Laut oberamtlicher Vewilligung vom 20./8. 1808, ift die Verbindlichkeitzurfunde, daß der jeweilige Besitzer des Gutes Nr. 36 das Kreuz in gutem Zustand zu erhalten hat, in die Friedländer Kirchenkasse eingelegt worden. Im Jahre 1805 am 20. Juni errichtete der Bauer Josef Krause in Nr. 30, auf seinem Gute eine fteinerne Säule mit dem Bilde der schmerzhaften Mutter Gottes. Ein Kapital zur Erhaltung dieses Standbildes ist nicht vorhanden. Auf dem ehemaligen Bauerngute des 7 Anton Augsten in Haindorf Nr. 28, am Winkelwege, steht zwischen zwei Linden ein Kreuz, das von dem gemannten Besitzer laut Verbindlichkkeitzurkunde vom ihm und seinen Nachfolgern im Bau zu halten ist. Das Jahr der Grrichtung ist unbekannt. Neben dem Hause Nr. 24 steht zwischen zwei Linden ein von Anton Krausse, Bauer zu Haindorf, Besitzer der Realität Nr. 24, er- richtetes Kreuz mit der Inschrift: „Steh still mein Wanderer und be- tracht, was Tefus hat für dich getan Sieh auf sein blutgen Schweiß, dann geh, und verrichte deine Reise im Namen Jesu Christi unserm Herrn. 1824 wurde das Kreuz renobiert. Eine Verbindlichkeit ist ncht vorhanden. An der Liebwerdaer Straße, neben der Ortsgrenze, befindet sich zwischen einigen Buden eine steinerne Säule mit dem Mutter- gottesbilde, die Errichtung ist unbekannt. Eine Stiftungsurkunde liegst lnicht vor. 1890, ließ die Frau des Reichenberger Fabrikanten Anton Demuth, Villentbesitzer in Liebwerda, die Säule renobieren. Oben ist jetzt das Haindorfer Gnadenbild, darunter der hl. Antonin als Ein- siedler. Um die Statue wurden steinerne Bänke errichtet. Das am Nußstein befindliche Kreuz ist unbekannten Ursprun- ges und wurde schon einigemale ersetzt, das letzte Mal am 29. August 10 145 1853. Eines derselben erhielt die Weihe durch den P. Blasius Prosser, Gooperator. Im Jahre 1838 wurde von dem Ghepaar Vernard und Mag- Dalena Bergmann in Haindorf Nr. 74, an der FerdinanbAtaler Straße einse Statue des hl. Johann v. Nepomuk errichtet und am 19. August desselben Jahres von P. Vernard Westermaher feierlich eingeweiht. Im Jahre 1863, wurde der Niederhauerberg mit einem Kreuze geschmückt. Ein Gremit Namens Paul Stelzig aus Lusdorf, erbaute sich hierher eine Kaspelle. Stelzig, verfiel nach und nach der Weiber- sucht und dem Trunke. Die Einfiedelei, die hart an dem kreuzge- schmückten Felsgipfel stand, wurde zerstört. Der Gewannte, welcher ursprünglich als Taglöhner sein Brot suchte, trieb sich noch lange als Hausierer in dier Gegend, umher. Das alte Persolbirungsbuch berichtet im Jahre 1695 schon von einer Predigt außenhalb der Kirche bei der Säule, ein Zeichen, daß schon vor 1714 am inneren Kirchplatze eine Bildfäule gestanden haben muß. Im Jahre 1697 berichtet das Klosterbuch vom Begräbnisse des Stifters des Klosters: Der Leichnam wurde von der letzten Kapelle von den Franzisfanern auf den Schultern in die Kirche ge- tragen. Dies bestätigt eine alte Angalbe, nach dier von Haindori gegen riedland zu mehrere Kapellen gestanden hhaben. 1923 im Frühjahr ließ der Vorzellantwarenfabrikant S. F. Scholz, Besitzer des „Hotel Scholz“ (ehemals „Kaiserhof“) das Kreuz, welches am alten Friedlhofe bei der Volksschule stand von geschickter Hand neu herstellen und auf seinem Grunde nächst des neuen Fried- hofes am Wege aufstellen und mit zwei Linden umgeben, Scholz war der erste, der die Fahrt zur letzten Ruhestätte am ihm vorüber machte. Pfarrei. Zu welcher Pfarrei die Bewohner von Haidorf seit dem Ent- stehen des Ortes bis zum Jahre 1545 gehörten, ist unbekannt. War vor dem Jahre 1545 schon eine Pfarrei in Rafpenrau, so gehörten sie sicher nach Raspenau, war dies nicht der Fall, so waren sie nach Friedland eingepfarrt. Doch urkundlich sichergestellt ist, daß sowohl Raspenau als Friedland unter dem Erzpriefter oder Vikar zu Seiden- berg standem; Seidenberg aber gehörte zur. Diözese Meißen. Daß dir Bischof von Meißen auch rechtmäßiger Bischof oder Ordinarus von Haindorf war, erhellt aus dem Ahlaßbriefe vom Jahre 1469. Anfang des 16. Jahrhunderts breitete sich nicht nur in Sachsen die lutheri- sche Confession aus, sondern sie drang auch nach Böhmen, um das Jahr 1525 auch in die Friedländer Gegend. Wir finden in Raspenau im Jahre 1545 Johannes Wylandt als Pastor. Zu dieser 146 Zeit gehörte dann Haindorf in die Pfarrei nach Raspenau. Die Pastoren standen unter dem Superintendenten im Friedland. Daß in der Haindorfer Kirche von einem Raspenauer Pastor je eine kirchliche Funktion wäne abgehalten worden, davon ist nirgends etwas zu fin- den, wohl aber, daß zu dieser Zeit die Herren von Nedern die Hain- dorfer Kirche schließen ließen. 1546 war Melchior Knauth, Pastor in Raspenau. 1549 Jacob Dornbach. 1551 Gregor Simon. 1503 Martn Schultheis aus Züllichau. Er schrieb in das Kaspenauer Gedenbuch: Hilf Gott, du ewwiges Wort, im Leibe hier, der Seele dort; fromm bin ich nicht, das ist mir leid, Bekenn mein Sünd, ich Gnade bitt, an Chrift glaub ich allein, sein Blut allein macht rein. 1568 und 1569 Johann Asch. 1575 Johann, Aliaeus. 1576 David Biertigel. 1583 Jacharias Mauerer, Meuer oder Mauermann aus Görlik. 1591 Gabriel Biertigel, fenior. 1612—1618 Gabriel Biertigel, junior. 1610 und 1619—1624 Friedrich Mloritius (Morit). Bei Beginn der Gegenreformation wurden, wie schon gesagt, die ebangelischen Pastoren ihrer Aemter verluftig erklärt und falls sie nicht konvertieren wollten, aus dem Lande verwiesen. Dieses Schicksal- traf auch den Pastor Friedrich Moritz in Raspenau. Nach seiner Ver- treibung war die Kaspenauer Pfarrei wegen Mangel an katholischen Geistlichen nicht mehr besetzt. Haindorf wurde mit Raspenau dem Deca- nalamte Friedland zugewiefen. Nach Friedland, waren Sahals 32 Ge- meinden eingepfarrt worden. Die Betältigung der Seelsorgsobliegen- hriten eines so ausgedehnten Sprengels ist dadurch erklärlich, daß die Herrschaft damals durch die Pest und in der Folge durch die Massen- auswanderung der Protestanten entvölfert wurde und daß die Be- wohner der Grenzortschaften ihren religiösen Obliegenheiten trotz aller Gegenmaßregeln in dem ebangelisch verbliebenen Kirchen der benachbarten Lausitz nachkamen. Der erste katholische Dechant in Friedland war 1624—1632 Gebaftian Valthafar von Waldhaufen; er war seit dem Jahre 1617 Pfarrer in Königsthain und Archidiakon des Zittauer Kreises gewesen. Da am 20. Oktober 1581 der Meißner Bischof sich vom kathplischen Glauben lossagte, so gehörten von dieser Zeit an die Kirchen der Herrschaft Friedland zur Erzdiözese Brag. 147 Sebastian Balthafar hatte bloß einen Kaplan, nur 1729—1731 war ein 2. Raplan in Haindorf angeftefft. I 62 7, am 15. September, er- ließ die fürstliche Regierung von Eitschin aus sehr strenge Befehle gegen die Protestanten, denen zufolge diejenigen, welche eine ebange- liche Kirche befuchen würden, mit einer Geldbuße von 10 fl. und Gefängnis gestraft werden sollten; Tausen und Trauungent sollten nur durch den kathplischen Dechant vorgenommen werden, die Kinder nur katholische Schulen besuchen, die adeligen Vafallen in ihre Kirchen nur katholische Priester zulassen. Widersetzlichkeiten dagegen hatten Einziehung des Vermögens und einjährige schwere Kerker- strafe zur Folge. 162 5 berübte der protestantische Lehensträger Joachim von Kühau auf Arnsdorf ein Attentat auf den Dechant auf offenem Markte, brachte ihm mehrere schwerer Verletzungen bei und würde ihn getötet haben, wenn dies nicht din protestantischer Fleisch- hauermeister verhindert hätte. 1631 refignierte er auf sein Amt. Dieser Dechant war ein eifiger Verehrer des Haindorfer Gnaden- bildes, führte die Wallfahrtsprozession am Feste Maria Heimsuchung wieder ein, ließ in Haindorf einen Altar errichten und auf seine Anregung ward von 1626—1628 das Walljahrtshaus in Haindorf erbaut. Ihm folgte 1632—1 633 Cornelius Erlemann, fürftlich Waldstein'scher oberster Feldprediger und Hof-Beichtvater. 1633 nahm der erzbischöfl. General-Vikär Florian Gremoina die kanonische Visitation in Friedland vor. Dieser Dechant ging entweder 1633 von Friedland fort oder fiel der zrassierenden Pest zum Opfer. Sein Nach- folger war 1633—1634 Marimilam Rudolf von Schleinitz aus dem alten Meißnischen Geschlechte Schleinitzth, geboren 1605 in Schluck-- nau. Als nach dem Tode des Herzogs von Friedland die Schweden in die Herrschaft eindrangen, wurde 1634 Jakob Riedel, chemals Pastor im Niederullersdorf als Bjarrer in Friedland eingesetzt, mußte aber bald wieder fliehen und starb 1654 in Seidentberg im Alter von 76 Jahren. 1635—1641 ift Valthafar Ludwig Gütler, 4. Dechant in Friedland, geboren zu Liebenthal in Schlefien. Er starb 1641 in Friedland. Als fünfter Dechamt wurde installert 1642 Throl. Dr. Felir Georg Zeidler, geb. in Brür. Er war Minorit und kam aus dem Kloster Könniggrätz nach Friedland und kehrte 1645 in fein Klofter zurück. Ihm folgte 1645—1648 Christoph Johann Reinsholt, geb. in Habelschwert in der Grafschaft Glaß. Am 16. Dezember 1645 ging das Friedländer Schloß mittels Accord in den Besitz der Schweden über, die dann auch die Stadt besetzt hielten. Am 14. September 1616 erhielt. Dechant Reinholt von dem kommandierenden General Erwed- Wirtenberger von Debern den schriftlichen Befehl, Friedland hin- nen 8 Tagen zu verlassen. Reinholt reiste am 20. September 1646 148 ab, kam aber nach Abzug der Schweden am 12. Ottober 1649, wie- der nach Friedland zurück und verblieb hier bis 1. Jänner 1650. Als dieser Dechant den Schweden weichem mußte, wurde an seine Stelle engeseht 1647—1649 Mag. Vartholomäus Trautmann als Pastor, geb. in Greifenberg Im Oktober mußte er mit den Schweden wieder ab- ziehen. Von Mitte Oktober 1649 bis zum Schlusse dieses Jahres haltte Friedland zwei Dekane und vom Jänner bis Oktober des- selben Jahres gleichzeitig einen katholischen und einen protestan- tischen Seelsorger. Das ging so zu: Dechant Reinholt hatte im Herbst 1646 dem schwedischen Ausweisungsbefahl Folge gegeben. Beim erzbischöflichen Ordinariat scheint daraufhin seine Stelle als erledigt betrachtet wordem zu sein, denn der Kardinal-Erzbischof Graf Harrach bestimmte im Jahre 1648 die Witwe des Grafen Mäthigs Gallas, Dorothea Anna als Vormünderin der Gallas- schen Pupillen und Verweserin des Patronats, das Dekanat neu zu besetzen, und zwar mit dem von ihm vorgeschlagenen Rechtskandi- daten und erzbischöfl. Vikär des deutschen Teils des Bunzlauer Kreises. 1649—1650 Maximilian Jogger von Bellenburg, der von 1638 bis 1643 Pfarrer in Ostritz und seitdem Pfarrer in Wartenberg war. Er soll nach den Ostritzer Kirchenbüchern aus der Bodenseegegend stammen. Seine Ernennung erfolgte nach Abschluß des West- phälischen Friedens (Anfang November 1648), als sichere Aussicht auf den Abzug der Schweden und die Möglichkeit der Wiederbe- setzung des Friedländer Dekanats mit einem katholischem Seelsor- ger vorhanden war. Die Schweden verließen aber erst im Oktober 1649 die Stadt Friedland, deshalb blieb der evangelische Pfarrer Trautmann so lange im Amte und hatte Stadtkirche und Pfarr- haus inne. Wo der katholische Dechant wohnte und Gotttesdienst hielt, ist unbekannt. Am 12. Oktober 1649 fehrte auch Dechant Reinholt nach Fredland zurück und machte seine Ansprüche auf das Venefizium unter Hinweis auf dem Umstand geltend, daß er seines Postens noch nicht enthoben sei. Die daraus hervorgegange- nen Diferenzen fanden endlich ihren Abschluß durch die Verzicht- leiftung beider Dekane. Reinholt ging nach Brag und Fogger von Vellenburg soll 1650 Pfarrer in Wartenberg, nach anderem in St. Georgenthal gewesen sein, im Jahre 1655 aber in Brag gelebt haben. Der nächste Dechant 1650—1657 Laurenz Felir Figarollus von Frehporth, italienischer Herkunft und Petriner, kam 1650 nach Friedland und befleidete die Würde eines erzbschöfl. Vikars. Unter ihm wurden von den Tesuiten P. Adam Lindner und P. Kaspar Hildabrand in Wiese, Schönwald, Rückerzdorf, Neustadtl, Luchorf, Raspenau usw. Mis- sionspredigten gehalten. Für die Teilnakhme an den kirchlichen 148 Prozessionen, namentlich jener nach Haindorf am 2. Juli jedes Figaroflus einem Amtsbefehl des herr- Jahres, erwirkte Dichant schaftlichen Hauptmanns Johann Friedrich Geutter vom 27. Juni- 1657, womit angeordnet wurde, daß sich daram aus jedem Hauje der Staßt, der Vorstadt und der eingepfarrten Dörfer „des Bei- spiels wegen mindestens eine Person zu beteilgem habe. Doch die Gewähr eines nachhaltigen Erfolges weihmte dieser Verfügung nicht inne. In der Nacht des 6. September 1657 verließ dieser Dechant Friedland, ohne irgend eine Nachricht über das Ziel seiner Reise zu hinterlassen. Das erledigte Dekanalbenefizium erhielt 1657—1665 Chriftian Augustin Pfalz, geboren 1629 in Ostrit, Di- zentiat der Theologie und Philosophie, von 1653 bis 1657 Pfarrer in Seitendorf, darauf kurze Zeit Pfarrer in Grottau, am 30. Sep- tember 1657 in dem jugenddlichen Alter von 28 Jahren als Techant in Friedland installiert und gleichzeitig mit dem erzbischöfl. Defa- nat betraut. Gr fam 1666 nach Brag. Er veröffentlichte über die Haindorser Kirche und das Gnadenbild eine Druckschrift. Nr. I 1666—1668 war Otto ban der Velde aus Weftphalen Dechant in Friedland. Gr foll am 8. Mai 1668 Friedland während der Nacht verlassen haben. Drei Wochen nach seinem Abgange trat 1668—1683 Melchior Heinrich Riediier das Dekamat an. Derselbe war zu Neiße in Schlefien gehiren, Baccalaurens der Theologie, von 1657 bis 1668 Pfarrer in Grunau und Königshain, wurde am 5. Auguft 1668 von dem Brager Kanonifus Christian Augustin Pfalz, seitem Amtsvorgänger, installiert und erhielt gleichzeitig die Ernennung zum erzbischöfl. Vikar. Er machte den Vorschlag, die bestehende Anordnung, nach welcher nur Katholiken Ghelizetzen erhalten folltem, unbedingt und ausnahmzlos durchzuführen, be- fehrte Protestaiten, die wieder abfielen, mit durchgreifender Stren- ge zur Rückkehhr in die Gemeinschaft der katholischen Kirche zu zwin- gen und in den Dörfern keine lutherischen Amtsperfoten zu dulhen. So, meinte er, würden die alten Proteftanten allmählich ausfterben zum katholischen Be- u1d die jüngeren, um heiraten zu können; fenntnis übertreten. Gegen das obrigkeitliche Amt aber erhob er- die Anklage, daß von demselben die Arbeit an gebotenen Feiertagen gestattet und dadurch der Gottesdienft versäumt werde. Von Seite der Obrigkeit wurde dagegen geltend gemacht, die Feiertagsheili- gung sei überall publiziert worden, in den Dörfern fehle es aber nicht nur an katholischen Kalendern, sonder-« auch der Religions- unterricht sei mangelhaft. Zur Erleichterung des Dechants sei die eitlegene Bjarrei in Einfiedel errichtet, auch in Hain dorf ein eigener Kaplan angestellt worden ufw. Er starb am 13. Feber 1683. und wurde vor dem Altare der schmerzhaften Mutter Gottes in der Friedländer Kirche begraben. — Nach seinem Tode wurden 150 Neustadtl und Wiese als selbständige Pfarreien von Friedlaid ge- trennt. — Unter Dechant Riesner war noch die Verabreichung des Kommunionweines an Laien üblich, ein Gebrauch, welcher seit dem Jahre 1682 aufgelassen wunde. Am 22. April 1683 wurde als Nachfolger ernannt: 1683—1684 Phil. Dr. Johann Franz Lucerna von Lichtenthal. Er- starb am 30. Dezember 1684. Sein Nachfolger war 1685—1688 Phil. Mag. Johann Christoph Ernst Atmann, er kam am 7. Feber in Friedland an und refignierte 1688. Nach ihm er- hielt das Dekanal Venefizium 1688—1717 Gottfried. Franz Grieger, Baccalaurus der Theologie, der schon 1683—1685 Kaplan in Friedland gewesen. Er stammte aus Hausdorf in der Grafschaft Glatz. Der Dekamalsprengel um- faßte damals außer Friebland und Kunnersdorf noch die Krchorte Kaspenau m.t Haindorf, Schönwald und Dittersbach. Im Jahre 1689 erfloß ein strenges Fastengebot, infolgedessen am 17. Eeber den Fleischern vom Nate im Friedland verboten wurde, während der Fastenzeit Fleisch zu verkaufen. Im März 1713 wurde vom Rat eine besondere Ordnung für die kirchlichen Opfergänge vorge- schrieben, die jeder Katholik, Gehilfen und Dienstboten nicht aus- genommen, jährlich biermal, und zwar zu Ostern, Pfingsten, Michaelis und Weihnachten zu verrichten hatte. Etwaiges Aus- bleiben mußte in der Ratskanzlei aingezeigt werden. Bei den Opfergängen war folgende Kangordnung zu beobachten: dem Rate folgten die Gemeindeälteften, diesen die Zünfte, u. zw. Tuchmacher, Schuhmacher, Leinweber, Schneider, Bäcker, Fleischhauer, Schmiede, Töpfer, Tischler und Binder, Strumpfwirker, den Schluß machten die übrigen Gemeindeangehörigen. Vernachlässigungen wurden nicht geduldet, vielmehr die Zünfte zur Beteiligung an der Oprer- gängen wiederholt angehalten und das Erscheinen in Mänteln an- geordnet. Zuwiderhandelnde wurden bestraft. Wer keinen Man- tel hatte, mußte 14 fr., wer einen; befaß, aber nicht trug, 7 kr. Strafe zahlen. Auch für die Feier der Fronlzichnamsfeste wurden damals spezielle Anordnungen erlassen. Das Aufrichten der Altäre hatteir 30 Personen aus der Bürgerschaft zu besorgen. Für die Ffeier selbst beorderte der Rat, sauber gekleidet, mit Ober- und Untergewehr versehen, 24 Jüngfte aus den Zünften und weitere bier als Führer, Korporal Fähnrich und Tambour, nebst 10 Taz- löhnern zum Tragen der Kirchenfahnen. Die Ablegung der öster- lichen Reicht unterlag strenger Kontrolle. Die Reichtzettel mußten in der Ratskanzlei abgegeben werden. Daß diese Bestimmung nach- drücklich gehandhabt wurde, geht aus einer Aufzeichnung im Ratz- protokall dies Jahres 1717 hervor: in welchtem aus 245 bewohnten Häusern 916 Beichtzettel zur Abgabe gelangten. 151 Von 1685 bis 1689 war ein Friedländer Kaplan ständig in Haindors, versah hier die Seelsorge (siche Berufung der Franziskanerkloster), im Jahre 1689 bekam derselbe eine Pfarrei. Im Jahre 1690 be- riej Erzellenz Graf Franz Ferdinand Ignaz Mathias von Gallas Franziskaner nach Haindorf. Von diesen wurde ein Vater als Sa- fristan angestellt. Derselbe hatte die Krankengänge in Haindori und Weißbach zu besorgen, die Taufen aus diesen zwei Gemeinden, wahrscheinlich auch einfache Begräbnisse vorzunehmen. Bei Be- gräbnissen von Leuten aus besserem Stande, z. B. vom Scholzen, kam ein Geiftlicher aus Friedland felbft. 1691, am 29. Novemtb-r, wurde die Saindorfer Kirche als Ordens- kirche vom Prazer Erzbschofe Johann Friedrich erklärt, jedoch unter der ausdrücklichen Bedingu-19, daß die Rechte des Friedländer Dechants in Allem aufrecht erhalten bleiben. Letzterer hatte von der Gemeinde Haindori zu bekommen: an Dezem 3 Scheffel und 1 Viertel an Geld 3 fl. 4 fr. 2 Pf. von der Kirche daselbst 12 Schock von der Gemeinde Weißbach an Dezem 7 Schoct für die Begräbnisse 2 Kälber für die gewöhnlichen Opfergaben. von jedem Einwahner 3 fr. 1 Pf. Hinsichtlich der Begräbnisse in Haindorf wurde folgende Ver- einsbarung getroffen: Bekannt werde hiemit Allen, daß durch die vom Erzbischofe Jahann Josef von Brag festgestellte Kommission zwischen P. Gott- fried Grieger, Dechant von Fr.edland und Vikär einerseits und dem Franziskanerprobinzial P. Anton Hartmann und dem Haindorfer Kloster andererseits Folzendes festgesetzt wurde: 1. Da die FranzSkaner den Opjerkasten in der Haindorfer Kirche und dessen Beaufsichtigung sowie 4000 fl. vom 7 Grafen Franz Ferdinand gänzlich und wiederholt von sich gewiesen haben und von sich weisen, abwohl sie die Schlüssel von diesem Opferkasten haben und der Patron der Kirche im Jahre 1692 von da 250 fl. herausnahm und dadurch Schuldner der Haindorfer Kirche blieb, wurde beschlossen, daß der genannte Opferkaften beständig in der Haindorfer Kirche ver- bleibe. Drei Schlüssel sollen dazu angefertigt werden. Dem einen soll im Namen des Erzbischofs der Ostritzer Pfarrer, den andieren der Patron oder dessen Hauptmann, den 3. aber der Dechant von Friedland haben, so daß der eine ohne den andern nicht öffnen, kann. Jährlich soll er geöffiret und über dem Befund Rechnung gelegt wer- den. Die Verfüzung über das Kapital von ungefähr 4250 fl. soll auch fernerhin dem Ordinariate zustehen. 152 2. Ein für allemal sollen die Eranziskaner nicht dagegen sein, wenn Jemand aus dem Haindorfer Kirchspiel in der Haindorfer Kirche be- graben werden will, daß der jeweilige Friedländer Dechant und seine Nachfolger nicht bloß den Kondukt bis zur Kirche führen, sondern auch das Nequiem und Leichenreden daselbst abhalten können, jedoch so, daß immer dem P. Quardian die Zeit des Begräbnisses zur Var- nchrichtung angemeldet werde, damit nicht dadurch der Chor oder dergleichen verhindert oder gestört werde. Wenn ein Auswärtiger und nicht zum Kirchsspiel Gehöriger in der Haindorfer Kirche be- graben werden will, so wird der Friedländer Dechant zwar den Kon- dukt führen, aber die Franziskaner übernehmen den Leichnam vor der Kirche und vollziehen das Uebrige allein, auch das Begräbnis in der Kirche. Die Begräbnisse außzerhalb der Kirche und auf dem Fried- hofe selbst abzuhalten, steht dem jeweiligen Friedländer Dechant zu, sodaß er nicht nur die Leiche in die Kirche einführen, sondern auch die übrigen Funktionen, wie Requiem und, Leichenrede, nach vorherge- gangener Anmeldung beim P. Quardian oder seinem Vikar, inner- halb der Kirche und nicht in der außerhalb der Kirche gelegenen Kapelle, halten kann, wozu ihm die Franziskaner auch den Ornat, als Meßgewand und Plubiale zur Feier der hl. Messe leihen werden. Ferner wurde bedungen, daß an Stelle der alten, niederge- risseiren Schule in Haindorf eine neue und für den Schulmeister, der für den Unterricht der zahlreichen Schuljugend und zu den Begräbnis- funktionen äußerst notwendig ist, eine neue Wohnung errichtet werde, und daß ihm für den Platz, auf welchem das Kloster mit dem Garten sich befindet, eine hinreichende Entschädigung gegeben werde, ebenso daß dem Schulmeister erlauht werde, die früheren Einnahmen und Felder, welche von der ursprünglichen Einsetzung eines Schulmeisters ihm als standeagemäße Erhaltung gegeben wurden, beizubehalten. Dazu ist der jeweilige Herr in Friedland vom Erzbischofe anzuhalten. Diese Vereinbarungen wurden 1699 am 25. Mai von seiten des Probinzials H. Anton Hartmann mit dem Friedländer Dechant Gott- fried Franz Grieger getroffen. Nach einem Amtsstücke der erzbischöflichen Kanzlei in Brag vom 26. Juni 1708 wurde mit Kommissären des erzbischöflichen Kon- sistoriums und dem Bevollmächtigten der Gallas'schen Herrschaft Christian Karl von Platz und Ehrenthal und dem Dechant in Fried- land neuerliche, bezüglich der Seelsorge und der Kirche in Harndori und dem dortigen Frangiskanerkondente Verkinlbarungen getroffen. Darin heißt es unter anderem: „Was die Erweiterung der Heundorfer Kirche betrifft, so soll beim erz- bischöfl. Prager Konfistorium ein ordentlicher Grundrißn ebst einem Kostenüberschlag über die Erweiterung verfertigt werden, wobei man hofft, daß die jetzige Friedländer Obrigkeit zu 153 diesem Bau durch Materialien und zufuhren freiwillig beitragen werde. Unter diesem Dechant reichten die Gemeinden Raspenau, Mül- denau, Mildeneichen, Haindorf und Weißbach um einen eigenen Pfarrer in Raspenau ein und gaben dem Brager Konsistorium folgende Gründe au- 1. in dieser uralten Kirche wird kaum in 3 oder 4 Wochen Gottes- dienft gehalten. 2. Die Jugend wird nicht in gebührender Zeit unterrichtet, viele von den 1300 Seelen können dem fonn- und festtägigen Gottes- dienfte nicht beiwohnen. 3. Die Einkünfte in, Feld, Aecker, Wiesen, Zinsen, Zehent, langen zu, einen eigenen Pfarrer zu halten. Sollten die Einkünfte nicht zulangen, so ist das Kirchspiel er- bötig, eine Zulage zu machen. Von der gnädigen Herrschaft wird gar nichts verlangt, (wenn jeder bei der hhl. Reicht und Kommunion ein Groscherl oder einen Kreuzer auf den Altar opfert, so entgeht der Herrschaft nicht3). Im Gegenteil wird der herschaftliche Vierschank durch d'e Hoch- zeiten, Taufessen, Gevatter- oder Kinderfeste bedeutend vermehrt. 6. Die Stahtkirche zu Fricdland und die Haindorfer Franziskaner- kirche sind eine gute halbe Meile von unserem Gotteshause ent- legen; überdies ift dahin ein harter böfer Weg. Bede Kirchen sind gewöhnlich überfüllt, sodaß kein Platz zu bekommen ist. 7. Im Winter müssen Täuflinge, Brautpaare, Sechswöchnerinnen nach Er adlanß, was oft mit großen Gefahren verbunden, oft nicht möglich ist. Dieses Gesuch unterstützte durch ein Schreiben an das Brager Erzbischöfl. Consistorium der Bezirksvikar in Seitendorf, Pfarrer Martin Vernard Fust am 27. März 1697. Am 24. April 1697 verbot der Patron diesem Gemeinden, ferner- hin ein solches Ansuchen zu stellen, doch die Raspensauer setzten ihre Bitten durch dien Vikar keim Brager Konsistor um fort. Dieses hatte die Raspenauer Bittschrift zur Begutachtung am 19. April 1697 an den Friedländer Dechant geschickt. Er antwortete darauf- daß alle 3 Wochen in Raspenau Gottesdienft abgehalten werde, daß die Oberen nach Haindorf, die Unteren nach Friedland nahe haben, daß er in Haindorf einen Franziskaner als Kaplan ernähre, daß die Ratochofen in der Kirche regelmäßig abgehalten werden, daß die Ein- fünfte für einen eigenen Pfarrer in Rafpenau zu gering, Viele den Dezem schuldig seien, vielweniger daß sie einem selbständigen Pfarrer mehr geben werden, daß in Raspenau Taujen und Kopulationen ab- gehalten, Wöchnerinnen eingeführt werden, die nahe bei Friedland, 154 seien stets nach Fradland gekommen daß die Begräbnisse um 8 oder 9 Uhr daselbst abgehalten werden und bittet, daß die Dechantei nicht geteilt werde? Diese Bitte wurde auch rfüllt, und das Kaspenauer und Milde- nauer Ortsgericht versprachen, sowohl das Consistorium als auch die Herrschaft ncht mehr mit einem Bittgesuche um einen eigenen Pfarrer zu beläftigen. (Rasp. Mem.) Seit dem Jahre 1698 bekleidete Dechant Grieger das Amt eines erzbischöft. Vikars. Bald darauf erlangte er die Domhernenwwürde von Budissin und das Jahr 1709 brachte ihm die Ernennung zum Kaiser- lichen Hoffaplan. In dieser Eigenschaft bezog er einen Jahresgehalt von 800 fl., nehst vier Faß Wein, hatte freie Wohnung in Wien und erhielt zum Gebrauche bei den Aufwartungen am kaiferlichen Hofe ene Domherrn Glerik. Am 27. April 1692, fand in Haindorf die jeierliche Grundsteinlegung zum Baue des Franziskanerklofters statt. (Siche Kloster.) Dieser Dechant starb am 29. April 1717. Von dieser Zeit ist eine Spezifikation der Uhgaben der beiden Gemeinden Hain- dorf und Weißbach vorhanden: 1. Die Wiedmuth in Ha i ndo r f wird jährlich verpachtet um 9 fl. 2. Die Haindorfer Bauern geben als Decem an Korn jährlich 3 Schock 1 Meßel und zwar die Nummern Nr. 2, 30, 36, 42, 49, 50. 52, 54, 59, 71, 73 und 77. Gaber O. Weißbach. Die Weißbacher geben jährlich statt des Dezem 8 fl. 10 fr. In Haindori sind 13 Häusler, die jeder jährlich einen sogenannten Tischgroschen zahlen i. l. 7 d der Haindorfer Scholz gibt jährlich Silberzins 2 Schock 24 Kgb. 3. Vor einen Täufling ist die Gebühr 22 fr. 3 d. Ebenso gibt jeder Pathe 3 fr. 1/3 18 Wenn ene Wöchnerin zur Kirche geht, Opfer- 12 fr. Bei einem Begräbnis mit einem gefungenen Ambt 1 fl. 30 kr. von einem Begräbnis mit einer stillen hl. Messe 30 fr. Weißbach mit einer stillen hl. Messe -O Fr. Hingegen geben sie jährlich für das Uebrige 2 Kälber. Von ein Paar Ehelent aufzubieten 22 fr. 3 d. Von der Ropulation 1 fl. 30 fr. 6. Befinden sich in Haindorf und Weißbach Beichtkinder ungefähr 500 als in Haindorf 171 329 in WeiBbach Diese gaben jetzt nur den halben Theil Opfer und gibt jährlich jedes Beichtkind (weil sie nicht zum Opfer gehen) bei Abführung der Deichtzettel 1 fr. 3 d. 155 die andere Hälfte hat ihnen Hochwürden Herr Dechant aus Gutwillig- keit bisher geschenkt und nachgelassen. Actum Haindorf, den 26. Mai 1712. Johann Beuker, Scholz, Georg Augsten, Gemein. Eltefter, in Haindorf. Christoph Kraus, Scholz Gottfried Kraus, Gemein. Gltefter, in Weißbach. Nach Dechant Griegers Tode wurde zum Dechant in Friedland ernannt: 1717—1727 Phil. Mar Johann Georg Franz Joachim Hertel, geh. in St. Georgenthal. Er starb im Alter von 44 Jahren, am 2. Maii 1722. Sein Nachfolger war 1722—1751 Phil. Masp. Johann Friedrich Leubner. geboren in Reichenberg Unter ihm wurde Rassenau mit Handorf auf neuerliches Bitten der Rafpenauer von Friedland getrennt. „Am 25. Jänner 1726 wurde vom hochw. erzbischöfl. Prager Konfistorium den Richtern Geschworenen und sämtlichen sowohl Rafpenau als anderen dazu ge- hörigen Gemeinden auf ihr vor geraumer Zeit demüthig eingereichtes Gesuch gelegentlich der Trennung der Rafpenauer Filiale vom der Friedländer Mutterkirche und Einsetzung eines eigenen Pfarrers da- selbst, angezeigt, daß aus der von dem Reichstäbter Dechant und erz- bischöflichen Vicar angestellten Untersuchung und beigelegten Spezi- fication der Einkünfte zu ersehen war, daß zur Einsetzung eines eigenen Pfarrers, um die kanonische Portion zu erreichen, wenigstens 100 fl. beigetragen werden müff-n. Bald darauf folgte ein Schreiben des hohen Patrons, welches lautete: „Auf das unterthänigste Bitten der Gemeindem Raspenau, Müldenau, Müldeneichen, Haindorf und Weißbach wegen eines eigenen Pfarrers in erst besagter Gemeinhe wird auf die gegebene Erklärung eines hochw. Pragerischen erzbischöfl. Confistor-ums ddto Prag den 25. Tännter laufenden Jahres hiemit zu größerer Erbauung und Vermehrung der Ehre Gottes und des Seelenheils der Unterthanen gnädig die Entscheidung ertheilt, daß ihnen ein Pfarrer eingesetzt und von und an en hochlöbl. Confistori- um nächstens präfentiert und die Präfentation ausgefertigt werden soll. Jedoch haben sich gnannte Gemeinden, mit einander dahin zu einigen, daß sie zu dieser Einfetzung eines eigenen Pfarrers zur Er- gänzung, der kanonischen Portin noch dem Betrag von wenigstens jährlich 100 fl. aufbrinsgen und nach Fertigstellung einer Urkunde von unserem Amte im Friedlands, dieses Quantum außer der sonst abzu- führenden Stolataren und dem gewöhnlichen Dezem in hier verschie- denen Quartalen in Zukunft an den neeen Pfarrer als auch dessen Nachkommen getreulich abführen. Wozu wir aus Gnaden dem Pfar- rer jährlich gegen gewöhnlichen Zuschutt und Erlegung der kaiserl. 156 Tranksteuer aus unseren Brauhause zu Friedland 6 Faß Bier mit der Bedingung verabfolgen lassen wollen, daß er uns jährlich drum ge- bührend ersuche gleich anderen Pfarrern (jedoch zu keiner Konsequenz). Philippp Graf von Gallas. Bräg, am 31. Mai 1726. Rebers der gesamten Raspenauer Kirchkinder. Da auf unser oft geschehenes untertäniges Verlangen und Bit- ten wegem Einsetzung eines eigenen Pfarrers in Rasp-nam und den dazu gehörigen Gemeinden Mildenau, Mildeneichen, Haindorf und Weißbach von Einem Sochw. Pragerischen Konfistorium vom 25. Jänner laufenden Jahres die Erklärung erteilt wurde, daß zu unserer Auferbauung und Vermehrung der Ehre Gottes und der Seelen Heil zu dieser Einsetzung eines eigenen Pfarrers und Erschwingung der fanomschen Portion ein Beitrag, von wenigstens jährlich 100 fl. über die sonst abzuführende Stolatare und den gewöhnlichen Dezem künftig für den neuen Pfarrer wie auch dessen Nachkommen unausbleiblich abgeführt werden müssen und hierauf von Sr. hochreichsgräflichen Gnaden unseren gnädigen Grafen und Herrn am 31. Mai dieses Jahres die gnädige Entscheidung auch der Vorschlag und die Ein- setzung eines eigenen Pfarrers in Raspenau gnädigst erfolgte, so ge- statten wir gesamten Frchkinder hochgedachten gräflichen Gnaden- und Herrn für solche Gnade nicht nur unsern untertänigsten Dank ab, sondern verpflichten und auch hiemit aus reinem freien Wilen- und versprechen, daß wir gesamten Kirchkinder sowohl zu Raspenau, Mldenau und Mildeneichen als auch zu Haindorf und Weißbach nach dem Befunde eines hochww. erzbischöfl. Konsistoriums uid in Anb-- tracht dessen, daß wir einen beständigen Pfarrer haben, der die Kran- fen versieht und alle Sonn- und Zeertage Gottesdienft hält, einen Beitrag mit einhundert Gulden jährlich in vier Quartalen geben und abführen, welche 100 fl. eberwähnte 5 Gemeinde.1 der Anfässigkeit nach jährlich aufzubringen haben und zur Genüge dartun werden, daß dieser jährliche Beitrag ihnen im Geringsten nicht schwerfalle, sondern für alle Zukunft fortgesetzt werden könne. Hiezu gibt nämlich: Die Gemeinde Kaspenau von 14 Angesessenen 41 fl. 11 fr. 10 Mildenau „ 23 " 25 " Mideneichen „ 5"53 " Haindorf 8" 49 " Weißbach„ 14 „ 42 „ Obgedachte 100 fl. (1 fl. — 60 fr.) Urkund und zur Fefthaltung alles dessen haben wir uns im Namen und anstatt der gesamten Kirchkinder des Kirchspiels Kaspenau nicht nur eigenhändig unterschrieben, sondern auch die uns anbertrauten Gzrichtssiegel hiemit beigedruckt. So geschehen in nachbananntenn Ge- richten am 25. Juli 1726. 157 Friedrich Anton Worf, Scholtes in Raspenau, Hans Wildner, Gemein-Gltefter, Hans Christoph Gutbiar, Scholtes in Mildenau, Gottfried Jäger, Gemein-Gltefter, Gottfried Neumann, Scholtes in Mildeneichen, Hans Gearg Shllmatin, GemeintGltefter, Hans Pehker, Scholtes in Haindorf, Christoph Effruberger, Gemein-Eltester, Christoph Krause, Scholtes in Weißbach. Diese Erklärung obgenannter 5 Dorfgemeinden als seiner leib- eigenen Untertanen beftätige Graf Philipp von Gallas. Schloß Friedland, am 13. August 1726. 1726—1730 war Anton Ropich erster Pfarrer in Raspenau, geb. in Krakzau. Solange die Errichtungsurkunde der Rafpenauer Pjarrei nicht fertig war, blieb Anton Kopick, früher ältesten Kaplan in Reichenberg, bloß Administrator bei der Kirche in Raspenau. Diese Urkunde wurde erft am 15. Jänner 1727 ausgeftellt und am 31. März 1727 vom hochww. erzbischöfl. Konfistor um bestätigt. Am 26. April 1727 erhielt Anton Ropsch die Begünftigung, die Angelobung statt in Brag, bei m erzbischöfl. Vikar Tobias Hironimus Kolle in Reichstadt machen zu können. Nach der Errichtungzurfunde der Pfarrei in Kaspenau haben die Gemeinden Haindorf und Weißbach Folgendes zu zahlen: 9 fl. 1 fr. 4 d. Haindorf von 3 Angesessenen 14 fl. 35 fr. Weißbach " 5 Jene zu Haindorf befindliche und gleichfalls zur Raspenauer Pjarrei gehörige und bisher jederzeit per 9 fl. jährlich verpacht ge- wesene Wiebmuth, weil selbe allzuweit vom der besagten Pfarrei ent- legen, und damit die Rafpensaner Wiedemuth desto besser in Stand ge- setzt, erhalten, und wegen der Hutweide benützt werden könne, sollte mit des Matthes kriffiges halben Baur-Gute, soglech an der Pfarren zwischen dem Mildenlanrer Kretscham situiert, am Ende aber mit obrig- keitl. Gliebes Bische grenzt, auch fünfzehn Strich Feldhau und dazu gehörigen Wiesenwuchs nebst danauf befindlichen lebendigen Holz, von allen Gabem Zinf-n unß, oneribus ganz frei verwechselt und abge- treten werden. An Zehent sind abzuführen von Haindorf an Korn 3 ß 14 Metze, statt des Zehents vom Weißbach 8 fl. 10 kr. Btalagebühr 22 fr. 3 d. von 1 Paar aufbieten. 1 fl. 30 fr. Ropulieren 15 fr. vom Schrupstuch 158 Braut und Bräutigam Opfergröschen 6 tr. von 1 Täuftinge 22 fr. 3 d. jeder Gevatter gibt. 3 fr. 41/3 d beim Kirchgang von der Wöchnerin 3 fr. jede Gevatterin gibt. 3 fr. von 1 Danksagung und Fürhitte 3 fr. von einem Begräbnisse ohne hl. Messe 30 fr. mit stiller hl. Messe. Requiem oß. Engelamte 1 fl. 30 fr. vom Abholen und Begleiten der Leiche 30 fr. von 1 hl. Messe, wenn der Geistliche aufs Dorf zu kommen verlangt wird. 30 fr. von solcher Verkündigung 3 fr. Weißbach von stellen der Begräbnisse, zwei Kälber. Der Haindorfer Scholz gibt jährlich Silberzins 2 fl. 48 fr. die 13 Häusler in Haindorf jeder enen Tischgroschen idest 78 weil die Haindorfer und Weißbacher die Opfergänge nicht halten, so güht Jeder zur österlichen Zeit 1 fr. 3 d. 1728, am 4. Feber wurde vom erzbischöflichen Konsistorium entschie- den, daß den Schlüssel zum Opferkasten in der Haindorfer Kirche der Friedländer Dechant abzugeben und der Raspenauer Pfarrer zu erhalten und aufzubewahren habe. Anton Kopsch kam im Jahre 1730 als Pfarrer nach Bratzau, wurde erzischöfl. Vikar, kam dann als Dechant nach Reichensberg und starb daselbst als 80jähriger Greis im Jahre 1775. Uls 2. Pjarrer wurde vom Grafen 1730—1741 Ignag Verndt, geb. im Kratzau. Er war früher Kaplan in Frichlanß und Pfarrer in Kriczdorf. 1731, am 17. Juli, er- hielt er vom Brager erzbischöfl. Conssistorium die Vollmacht, den neuen Friedhof in Haindorf enzuweihen. 1741 kam Ignaz Berndt als Pfarrer nach Seiferadorf und zuletzt nach Grottau, wo er starb. Sein Nachfolger war 1741—1753 Johann Georg Pohlen, geb. im Köwigswald in der Grai- schaft Glatz, war Pfarrer in Wittig und kam im Juni 1741 nach Raspenau. Da er an Blutsspucken litt, so galb er den Franziskanern in Haindorf jährlich 40 fl. für die geistliche Aushilfe in Kaspenau und Haindorf und vermachte ihmen in seinem Testamente 20 fl. Nach ihm wurde 1753—1755 Anton Schneider Pfarrer in Raspenau. Er war geboren in Rumburg in der Leitmeriher Diözese, war, bevor er nach Raspe- nau kam, Pfarner in Wittig und Einfiedel, 1754 erhielt er die Pfarrei in Grottau, dann die Dechäntei in Friedland und ward Sefretär des Reichenberger Vikariates. Ihm folgte als 5. Pfarrer 1755—1759 Sgnaz Luno, geb. in Böhm.-Romniß. Gr war Raplan- senior in Reichenberg unß wurde Anfang des Jahres 159 1755 für Rafpenau präferaticrt. Am 9. Juli 1759 kam er als Pfarrer nach Röchliß, woselbst er starb. Nach seinem Abgange versah die Seelsorge in Raspenau der Haindorfer Franziskaner P. Methud Hoffrichter, bis der nächste Pfarrer kam. 1759—1774 Adam Josef Kuffer, zuvor Pfarrer in Kriesdorf, geb. in Simmlischehbna in der Könggrätzer Diözöse. Unter diesem Pfarrer wurde in Weißbach eine öffentliche Kapelle von dem Häusler und Bäcker Franz Prager errichtet und von der Gemeinde Weißbach mitt 50 fl. dotiert. Der Graf gab dazu 10 ffaß Galf, 1000 Stück ziegeli und 10 mittelmäßige Stämme Bauholz- Am 14. März 1774 staleb Pfarrer Wdam Josef Ruffer. Als 1. Pfarrer kam nach Raspenau der Einfiebler Pfarrer 1774—1786 Johanm Chhristoph Just, welcher vom Grafen Christian Philipp von Glam und Gallas als Pfarrer sräfentiert, am 12. April nach Raspenau kam, am 25. Sepstember, als am Kirchweih- feste vom Friedländer Dechant Josef Tolbias Schöpfer installiert wurde. Derselbe war geboren in Politz, war durch 12 Jahre Rap- lan in Reichenberg, 4 Jahre in Dobern, 7 Jahre Pfarrer in Ein- fiedel (f 13.XI. 1792), dieser Pfarrer schrieb folgende Verhaltungs- maßregeln in das Raspenauer Gedenkbuch: 1. Der Pfarrer kauft zum neuen Jahr 2 Direktorien, das eine für die Kaspenauer, das andere für die Haindorfer Kirche. Die Franziskaner schicken ein Direktorium nach Raspenau, damit sich der Pfarrer mit den Funktionsen nach den Ordensfesten rich- ten kaum damit der Ghor nicht gestört werde. Begräbnisse, Trauungen und andere pfarrliche Funktionen in Haindorf sind zuver dem Klostervorsteher anzuzeigen. Der Pfarrer zahlt für die Auchilfe in der Saelsorge in Haindori und Rafpenau jährlich 33 fl. in einer Nate dem Haindorfer Konbent im Anfang Juli, und dann ein gemäftetes Kalb. 7. Der Haindorfer Lehrer bekommt 1 fl., die Ministranten 24 fr. als Kolleda vom Pfarrer in Raspenau. Der Raspenauer Pfarrer bekommt aus dem Opferkasten, in Haindorf. der jährlich nach dem Feste Maria Geburt geöffnet wird, 14 fl., wie früher der Dechant in Friedland. 10. Der Parrer hat in der Sakristei zu Haindorf eine Spparbüchse für das Opfergeld von Begräbnissen, Wöchnerinnen und Hoch- zeiten. Von diesem Opfergelde bekommt dir P. Sakristan für seine Arbeit die Hälfte und Fr. Cakristan ein halbes Quart Wein- Für das Fronleichnamsfest pflegt vom Pfarrer der P. Quardian 11. zum Abhalten dies Sochamtes und der Prozession eingeladen zu werden zugleich mit dem Prediger. Der P. Sakristan führt die Jugend vor dem Asserheiligsten. Das Hochant wird mit Assi- stenz gehalten, der Ornat wind von Haindorf ausgeliehen. Das 160 Essen gibt der Pfarrer, zu welchem auch die Schulzen eingeladen werden. Am Sonntage in der Oktan pflegt der Pfarrer nach Haindorf eingeladen zu werden zum Abhalten des Hochamtes und der Prozession. 12. Die Audrtalgelder werden am Dreifaltigkeitssonntage in den Wohnungen des Schulzen in Haindorf und Weißbach in Gegen- wart des Haindorfer Schulmeisters zugleich mit den Beichtzetteln eingesammelt. Jedes Kirchkind zahhlt 3 Kreuzer. 1784, am 17. Feber, wurde der Bunzlauer Kreis von der Brager Erz- diözöse getrennt und kam zur Leitmeritzer Diözöse. 1785, am 21. Oktober, wurde die Haindorfer Kirche durch Gubernial- verordnung als Pfarrkirche erlärt, und zwar auf Befehl Kaiser Josefs II. 1786 wurde in Haindorf selbständige Pfarrei und ein Geistlicher aus dem Franziskaneworden als Pfarrer eingesetzt. Der erste Pfarrer in Haindorf war 1786—1791 PPhilipp Baherlein; derselbe war 1735 am 14. April in Haindorf geboren. Er wurde am 20. November inftalliert. Der Haindorfer Pfarrei wurden die Ortschaften Haindorf, Weißbach und Ferdinandstal zugeteilt, welche ebenfalls zu Kassenan gehört hatten, ferner Liebwerda, das dier Neusstädter Pfarrer abtrat, letztere Gemeinde gehhörte vorher zur Filiale Luadorf. Die Kranken waren schon früher von den Franziskawern in Haindlorf mit versehen worden, wofür sie vom Neustädter Pfarrer jährlich 1 schönes Kalb. erhielten. Bei Neustadt verblieben der Dezem an: Korn 8 Strich, 1 Viertel und 2 Achtel altböhmisches Maß, Hafer 7 Strich, die Stola- und 4 Quartalopfer blieben bei Neuftadt. Als Rooperatoren wur- den angestellt: P Floreitinus Schramek und P Caftulus Sommer, ersterer war geboren in Wien, 40 Jahre alt, letzterer war geboren in Friedland und 35 Jahre alt. Pfarrer Baherlein erlag am 5. Feber 1791 einem Schlagflusse und wurde am 12. Feber auf dem iFriedhofe vor dem Kreuze beerdgt. Sein Amts nachfolger war- 1791—1806 Caftulus Sommer, geboren in Friedland, 40 Jahre alt. Als 2. Cooperator wurde angestellt P Vernlard Rimpler, welcher 1731 in Seitendarf im Sachsen geboren, 1802 Pfalrrer in Ringels- hain wurde und am 14. Juni 1804 daselbst starb. Er war der Sohn des Glias Rimpler, Schulmeisters in Seitendorf und der Anna- Maria, geb. Tre.ikler aus Friedland. 1797 am 17. Mai erhielt die Pfarrgeistlichkeit in Haindorf gleich den übrigen Franziskanern vom Grafen die Erlaubnis, in Liebwerda gratis zu baden. 1796 am 21. Auguft hielt der Leitmeritzer Bischof Ferdimand Nitter von Schulstein in Saindorf die bischöfliche Visitation und Schul- prüfung ab und firmte 693 Firmlinge. 161 1806, am 26. Oktober, starb im Alter von 57 Jahren Pfarrer Castu- lus Sommer. Er wurde von Philipp Bahrl, Ehrendomherrn aus Leitmerit, Konfistorialrat, Dechant in Reichenberg und bischöflichen Vikar beerdigt. Anwesend waren: dkr Friedländer Dechant, Vikariatssekretär und Schulinspektor Franz Hungar, der Raspe- Nauer Pfarrer Thaddäus Knobloch, der Neustadtler Pjarrer An- dreas Wittmeßer. Der 3. Pfakrer in Haindorf war von 1807—1817 P Bawl Wolf; er war 1737 zu Mifromora in Mähren geboren, also 70 Jahre alt, bekleidete die Stelle eines Quandians in Haindorf, wurde am 9. Juni 1807 vom Grafen Christian Glam Gallas präfentirt und am 22. Juni in Leitmerik konfirmirt. Als Kooperatoren wurden vom Grafen präfentiert und it Deitmeritz konfirmirt P Vitus Leibschütz und P Hieronhmus Hörmann. 1809, am 8. Juli wurde vom Bischofe bestimmt, daß die Seelsorgs- Zeistlichkeit in Haindorf im Kloster und außzerhalb desselben kein anderes Gewand tragen solle als die Franzisfaner-Rurta, näm- lich so, wie sie die Franziskamer Feldkapläne tragen, doch sollen sie die Ordenstonfur beibehalten. 1809 wurde an Stelle des P Heronhnus Hörmann als Rooperator P Johann Josef Kausler erwannst. 1811 wurde als Pooperator P Lucius Rüul angestellt. Er war ge- boren in Butte.splanl. Als Pfarrer P Paul Wolf durch einen unglücklichen Fall aui einem Krankengange nach Weißbach urfähig wurde, die Seelsorge weiter zu führen, versah dieselbe von 1813—1817 P. Vitus Leibschüß als Administrator, und zwar vom 4. Sänner angefangen. 1814 erfraifte P Lucius R ü n l, an deffen Stelle P Succeffu3 Kraft trat, welcher zu Wildstein in Böhmen geboren war. 1815 wurde statt des P Johhann Kausler, als Roosperator P Vernard Westermaher, geboren in Gger, und 1817 ftatt des P Succefsus kraft P Konrad Rachler, geboren in Ruttenplan, bestimmt. 1817 am 11. Juni starb der Pjarrer und Quardian P Baul Worf und wurde vom Friedländer Dechant und bischöfl. Vikar Andreas Wittmeßer beerdgt. Antwesend waren alle Pfarrer des Vikariats. Hierauf wurde vom Grafen Christiam Glam Gallas am 3. Dezem- ber als Pfarrer in Haindorf präsentiert und am 17. Dezember 1817 konfirmirt. 1819 5. S. wurde die neue Schule in Liebwerda vom Schulinspehtor und Dechant Andreas Wittmeßer aus riedland eingeweiht und am 6. Oktober desselben Jahres die neue Schule in Weißbach. 1826 schenkte ein Wohltäter der Gemeinde Diebwerda eine Glocke, sie wurde am 3. Dezember vom Pfarrer Westermayer geweiht und in das Türmchen am Schulhause gebracht. 162 1817—1842 P Vernard Westermaher, geboren in Gger. Dieser war der erste Pfarrer, welcher installiert wurde, und zwar vom bischöfl. Vikar, Schulinspektor und Dechant von Frehland Andreas Wittmesser, im Beisein des Patronatskommissärs Raber Nemeths, des Kaspenauer Pfarrers Franz Peuker, des Bullendorfer Pfarrers Andreas Leubner, des Vikariatssekretärs und Pfarrers von Wiese Franz Legler. Der Dittersbacher Pfarrer Johann Rotter hielt die Predigt. 1839 wunde P Ozmund Kummerer Qulardian in Tachau und p. Cajetan Hahn als Rooperator für Haindorf bestimmt. Derselbe war geboren in Eger. 1841 am 15. August feierte P. Julian Seydel, Franziskanerordens- priester, Sohn des Herrn Alerander Sehdel, Wundarztes und Geburtshelfers zu Haindorf in der hiesigen Pjarrkirche seine Primiz. Er wurde unter Glockengeläute und Pfalmengesang aus dem Kloster in die Kirche geführt, Pfarrer und Quardian P Bern- ard Westermaher hielt die Festpredigt, worauf der neugeweihte Briester nach angestimmten Veni Ercator Spiritus, das erste hl. Mesopfer Gott darbrachte, während desselben seine Elterm und Geschwister kommunizierten und zum Schlusse dem antwesenden Priestern, den Eltern, Geschwisterin und Verwandten und nachher von der Kanzel dem zahlreich erschienenen Volke den priefterlichen Gegen erteilte. 1842 am 1. Dezember, 1 Uhr nachmittags, starb an Nervenschlag der Pfarver und Quardian P Verward Westermaher und wurde am 5. Dezember vom Marientaller Prospst P Hilarius Hiecke beerdigt. Zu diesem Begräbnisse waren erschienen: Franz Sallomon, Vikaratssekretär und Dechant von Friedland, Franz Beuker Pfar- rer und Personaldechant von Raspemau, Gottfried Menzel, Pfarrer von Neustadtl, Maximilian Hölzel, Pfarrer von Wiese, Josef Serbt, Pfarrer von Bullendorf, Anton Ullrich, Pfarrer von Einfiehel, Franz Hoffmann, Pfarrer von Dittersbach, Hofrichter, Pjarrer von Friedeberg, Schubert, Pfarrer von Langwasser, Ambros Ressel, Ropperator von Neustadtl, Franz Simm, Rooperator von Wiese, Josef Knesch, gräflicher Oberdirektor und sehr viel Volk. Sein Reichnam ruht in Mitte des Frieshofs vor dem Kreuze. Nach dem Tode des Pfarrers wurde vom bischöfl. Konsistorium P Hermann Thum als Administrator bestimmt. 1843 am 21. Juni wurde vom Grafei Gdatard Clam Gallas als 5. Pfarrer ein Haindorfer präsentiert und am 20. Juli vom Bischofe konfirmirt. 1827 schenkte Sgnaz von Leitenberger, Kattunfabrikant in Reichstadt, nach Ferdinandsthal eine Gloche im Werte(von 150 fl W. B., die am 12. August 1827 zum ersten Male geläutet wurde. Ferdinandsthal brachte die Baukosten auf und Bernhard Appelt ließ ein Türmchen aufseinem Hause errichten und übernahm die Verpflichtung, dreimal täglich zu läuten. 163 1843—1885 P Cajetan Johann Ebglist. Hahn, geboren am 27. Juli 1812 in Gger. Derfelbe wurde am 9. Sonntage nach Pfingsten, d. 1. am 6. Auguft 1843, vom bischöfl. Vikariatssekretär und Dechant in Friedland feierlich inftalliert. Der Feierlichkeit wohn- ten bei: Josef Knesch, gräfl. Oberdirektor, Franz Beuker, Personal- dechant und Pjarrer von Raspenau, Gottfried Mengel, Pfarrer von Neustadt, Anton Ullrich, Pfarrer von Einfiedel, Josef Heher, Pfarrer von Heinersdorf, Heinrich Haufner, Pfarrer von Schön- wald, welcher die Festpredigt hielt, Franz Hoffmann, Pjarrer von Dittersbach, P. Georg Nuschel, Quardian von Turnau und der 80jähr. Vater Kaspar Hahn. 1884, famen nach Versetzung des P Athands Moser als Klostervikar nach Tachau, P Reinhard Seifert, geboren in Seiten- dorf in Sachsen und P. Theobald Stikar, geboren im Oujezd in Mähren als Roosperatoren hieher. Sie durften nicht mehr in der Pfarrei wohnen, soiwdern im oberen Stock des Klosters. 1885, am 2. August feierte Pjarrer und Superior P Cajetan Hahn sein 50jähriges Pr.esterjubiläum. Am Vorabende wurde von dem Veteranmenbereine, der freiwilligen) Feuerwehr, dem Turnbereine und dem Gefangbereine ein Fackelzug veranftaltet, letzterer brachte mit der Haindorfer Musikkapelle dem Jubilar ein Ständchen dar- An der Feier des Tag-s selbst nahmen die Gemeindevertretungen, sämtliche Vereine und die Schuljugend der Gemeinden des Kirch- spieles teil. Im großen Refektorium des Klosters wurde der Jubi- lar von der Geiftlichkeit, den Gemeindevertretungen, Vereinsbor- ständen, dem Lehrkörper und den Frauen Haindorfs begrüßzt, die Frauen über eichten einen prachtvollen Kelch, die Gemeindevorsteher die Diplome dls Ehrenbürger der drei eingepfarrten Gemeinden, einige Vereinsvorstände übergaben ihm ebenfalls Diplome als Ehrenmitglied. Ernestine Röfller begrüßte den Fubilar im Namen 1850 wurde im großen Zimmer der Pfarrwohnung ein neuer Fußboden gelegt. 1850 am 2. September sfarb der bischöfl. Vikariatssekretär, Personaldechant und Pfarrer zu Raspenau Franz Benker, worauf Pfarrer P. Cajetan Sahn beim bischöfl. Consistorium ansuchte, daß die Stolagebühren, Zehent, Opfergelder und andere Giebigheiten, welche bisher von den Gemeinden Haindorf, Weißbach und Ferdinandsthal an den Pfarrer zu Raspenau entrichtet wurden, der Klosterpfarrei zu Haindorf zugewiesen werden. 1851 am 6. Mai bewilligte die h. k. k. Statthalterei die Exrindirung des Stolaeinkommens derPfarret Raspenau von den Gemeinden Haindorf, Weißbach und Ferdinandsthal und wies dasselbe der Fran- ziskanerklosterpfarrei in Haindorf zu. Z. 12076. 1850 am 28. Dezember hatte die Gemeinde Weißbach auf Anregung und Aufforderung ihres Gemeindevor- stehers Ignaz Lange der k. k. Bezirkshauptmannschaft und dem bischöfl. Consistorium angezeigt, daß sie die dem jeweiligen Raspenauer Pfarrer geleisteten Jahresgiebigkeiten (bestehend in dem für Be- gräbnisse reluirten Stolabetrag per 5 fl, anstatt des Zehents 8 fl 10 kr., Pfarrbeitrag 14 fl 35 kr.1 einstellen wolle. 1857 am 14. Juni wurde in Ferdinandsthal die Gloche in das Türmchen auf dem Hause Nr. 1 aufgezogen. 1858 am 23. Ungust kam Bischof Augustin Bartholomäus Hille zu einer Wallfahrt von Friedland aus nach Haindorf, las hier unter Assistenz des anwesenden Clerus die heil. Messe. 1859 am 29. Auguft kam Kardinal Fürst Friedrich Schwarzenberg, Erzbischof in Prag, von einer Zukreise über das hiesige Gebirge von Neuwelt in Begleitung seines Geremoniärs nach Liebwerda, wo er im Traiteurhause übernachtete. Am nächsten Tage früh 1/29 Uhr las er in der Haindorfer Kirche unter Assistenz der gesamten Klostergeistlichkeit die heil. Messe, besichtigte Kirche, Kloster, Kreuzgang und die gräfliche Gruft. 164 der Schuljugend vor der Pforte des Klosters. Hierauf wurde um den äußeren Kirchenplatz zur Kirche gezogen, wo nach den üblichem Beremonien Oberkaplan Hermann Bietschmann von Reichenberg die Festpredgt und dann der Jubillar unter zahlreicher Assistenz das Hochamt hielt. 1885, am 20. September, trat Pfarrer, C. Sahn in den Rühestand. Er staub am 4. Mai 1889 und wurde auf dem Haindorfer Friedhose beerdigt. 1885, vom 20. September bis zum Auguft 1886, leitete die Pjarrei P. Bruno Schachinger, geb. am 9. Juni 1850 in Andorf, O.-O. 1886, im Auguft wurde vom Ordeiskapitel zum Pfarradministra- tor ernannt. 1886—1890 P. Florian Ferdimand Brezina, geb. 4. Mai in Deutsch- brod. Seitdem werden die Pfarrer im Hainddorf nicht mehr von Grafen eingesetzt, sondern vom Orden selbst. Pfahrrer ist der je- weilige Probinzial und der nominelle Pfarrer Pfarradministrator. P. Prezina kam am 7. August 1890 als Quardian nach Zasmuck. Ihm folgte als Pfarradministrator 1890—1896 P. Reinhhard Josef Seifert, geb. am 8. Mai 1853 in Seitendorf i. S. Er starb am 7. Feber 1896. Im Amte folgte ihm 1896—1914 P. Dominik Deinemarf, geb. 1867 in Neuhaus i, B. Durch seinen Eifer um die würdige Ausgestaltung der hiesigen Kirche hat er sich ein dauerndes And-nken gesichert. Er brachte mit einem bedeutenden Koftenaufwände die gründliche Renobierung der hiesigen Pfarr- und Klosterkirche zur Durchführung. Sein letztes Werk war die Beschaffung eines neien Geläutes, das 2 Monate vor- seinem Ableben vollendet wurde. Er starb Mittwoch, den 27. Juli 1914, im 47. Lebensjahre. Seine Nachfolger waren 1914—1917 P. Theobald Stikar. 1917—1920 P. Innoceinz Firatef. 1920—1921 P. Method Tumbera. 1921 P. Josef Hopfinger. Cooperatores. 1786. + 3.4. 1788 D. Glorentius Schramek (geb. in Wien). 1786. -1791 D. Castulus Sommer (geb. in Friedland). 1788 1797 P. Nicafius Winkler (geb. in Kaaden). 1791—1802 P. Bernardus Rimpler (geb. in Seitendorf). 1806—1807 D. Marcus Weis. 1807—1817 D. Vitus Leibschütz. 1807—1809 D. Sieronymus Hörmann. 1809—1815 P. Joannes Jofefus Kausler. 1811—1814 D. Lucius Künl (geb. in Kuttenplan). 1814—1817 P. Succefsus Kraft (geb. in Wildstein). 1888 am 27. Mai legte P. Reinhard Seifert den Grundstein zur neuen Kirche in Weißbach, die 1890 am 28. September von ihm geweiht wurde. Nach dem vom Pfarrer Seiserl gesammellen Quellenmalerial verfaßte Julius Selbig die Geschichte der Haindorser Kirche und des Klosters. 165 1815. 1817 D. Bernardus Westermayer (geb. in Eger). 1817 1827 D. Conradus Rachler. 1819- 1839 D. Osmundus Kummerer (geb. in Gger). 1827 1828 D Bruno Fuffik (geb. in Mähren). 1831 D. 1828. Gugenius Langer (geb. in Komotau). 1831. 1836 P. Venantius Fischer (geb. in Sandau). 1836- 1842 D. Hermannus Thum (geb. in Gger). 1843. 1848 D. Ambrosius Neuberger (geb. in Gger), 1863. 1865 1844—1848. D. Cornelius Fischer (geb. in Komotau). 1849 1864 1863 1848. Blasius Prosser. 1848. 1849 Autoninus Weis. 1848 Gregorius Römisch. 1864. 1869 Nicolaus Neberth (geb. in Kuttenplan). 1865- 1867 Bertholdus Radl. 1867. 1869 D. Uthanafius Moser. 1884 1873. 1869. 1873 D. Deo Suchy. 1869 1872 Bernardinus Maudry. 1873 P. Andreas Hüttisch. 1874 1873- P. Florianus Brezina. 1878 187 1874. B. Sonoratus Bovolny. 1878—1881 Silverius Garvalik. 1484. 1890 Reinhardus Seifert. (geb. in Seitendorf). 1884- 1886 Theobaldus Stikar (geb. in Mähren). 1890. 1891 Norbertus Warta (geb. in Blan). 1891 Michael Findra (geb. in Wittingau). 1891—1892. Quido Kirsch (geb. in Kaaden). —1893 1892. Deo Götzl (geb. in Mähr. Kunzendorf). 1893 Alphons Tichy (geb. in Oswietimenu). 1894 D. Dominik Denemark. (geb. in Neuhaus). 1896. D. Albin Glawatsch (geb. in Hinter-Ehrendorf). 1914 1896. Alsons Tichy. 1904 Ananias Wantke. 1905. Gebaftian Sebeftik. 1907 Augustin Juzek. 1911 Vincenz Nälevka. 1914 Paul Maräsek. 1914. Anton Maräsek. 1916. Razimir Zapletal. 1917. Adalbert Chvojan. 1917. Bius Konupcik. 1917 Unastas Beer. 1920 Stanislaus Kolek. 1920. Method Sumbera. 1921 Ildefons Radlec. 1922 Adalbero Stiftinger. 1923 Ildesons Trompitsch. 1920 P. Jaroslaus Bürger. Auszüge aus der Kirchenrechnung. Der große Zulauf nach Haindorf bewirkte schon frühzeitig die Bildung eines namhaften Kirchenvermögens. Die Kirchenväter, 166 als Verwalter, forgten für eine entsprechende Anlage des Bar- geldes und fanden in der Folge Gelegenheit, die ganze weite Umgebun- zum Schuldner zu machen. Zahlreich sind die Darlehen, die schon die Zeit vor der Reformation meldet; zumeist wurden diese nur gegen Verpfändung von Grund und Boden erteilt. Selbst zur Zeit der Kirchensperre unter der Regierung Katha- rina von Redern: erflossen Opfergaben, die durch ein geöffnetes Ffenster von den frommen Pilgern eingeworfen wurden. 1604 den 9. Juni wurde im Beisein des Pfahrers, Kirchen- schreibers und Schulzen zu Haindorf nebst Caspar Pfeifer ein Ge- schwonener und Paul Neumann, Kirchvater, dasjenige so die Bohemen und Pilgerzleute in die Kirche geworfen mit Fleiß collegiret und allenthalben befunden worden an Geld, 14 kleine Grofchen 5 Pfennige. Mehr etzliche kleine Wachslichtlein, welche in allen ongefähr ein viertel Pfund Wachs austragen; Item etliche alte Hembichen und geringe Tücheln.“ Inhaltsschwer ist die Sprache der Haindorier Kirchenrechnung nach dem 30jährigen Kriege, aus den Tagen der zweiten Gegen- reformation. „Rechnung beh der Kirchen zue Häundorff das 165tigsten Jahres. Michel Simon, Christopth Krause, Kirchenväter. Vor einem Jahhr, als am Matini 1653 ist dieser Kirchen gantzes Vermögen an Haupt Summe Undit Ziensen. So allhier in Empfang genomme 1 wirdt: 2761 Schock 6 gr. 1/3, d. Hierzu wirdt geschlagen so dieses jahhr im Kirch Seckel Undt am Opfer von Wohlfahtrs Leuthen ein kommen Im Kirch Seckel ist dieses 1654igfte jahr ein kommen. 2 Sch. 19 gr. 3. Opfergeldt so dieses jahr ein geopfert 54 " 11 Wachs so denen Kirchvattern in Lusdorf verkauft. 1 "17 „ 1 Zu obiger Summe geschlatzen thut. 2818 „ 42 „ 42/2 „ Was nun dieses jahr Zinsen also 42 " 47 " 172 " Wie in den Zins Register zu ersehen. allhin in Empfangk genommen wirdt. also thut das gange Empfangssummen 2861 „ 29 „ 6 " 1654. 20. März Umb Kirchtein voer die hl. Messen undt kommen 12 Seidel das Seidel 5 fr. " 51 „ 3 10. April Christoph Krause so einen Hardt im Ofen gemacht. 3 " 6 " 1 Mehr hat der Herr Dechant mit Glias Effenbenger gedinget die Bvorkirchen 167 zu erbauen mit Zimmer- u. Tischler- arbeit auf 37 fl. 30 fr. Mehr hat er gearbeitet muß er die Ge- dinge in der Kirche und Schulhaus mit einem Gefellen 5 Tage, jeden Tag- 48 fr. thut 5 Tage 4 fl. 7. Juni George Augsten in Weißbach umb 2 Schock Tischler- undt Spindt bradt thut. Dem Schmied in Häundorff vmb 21. Klammern, die Klammer 4 fr., thut 1 fl. 23 fr. Mehr 24 vndt ein halb Schock bradt Nagel das Schock 100 thut 4 fl. 5 fr. Vor Airrichtung 2 blechen an der Sacri- steithüir 4 fr. Vmb ein Schock große Nagel mit breiten Koppen die Sacristeithür beschlagen. thuet Vor Anrichtung des Kleppels in der fleinen Glocke so entzwei gebrochen 7 fr. Umb 2 Angelhaken im Schulhaus 5 kr. Den 16. Juni dinget der Herr Dekanus mit dem Maurer Hans Hönig soll allendhalben im der Kirche das Pflaster aus bessern ein neun Altar aufmachen, ein Doch durch die Mater und ein Stiegen abbrechen, gibt ihm 17. Juli Chriftopih Wildner in Lieh- werda um 60 Schock Schindeln, das Schock 7 fr. thuet 7 fl. Umb 1 Pfund leimb 12 fr. 31. Juli dem Herrn Decanus sein ge- bührend Kirchenzustandt auff das 53igfte iahr entrichtet. Dem alten Scholz für etliche Stück Holz zur Vorkirchen zu schneiden geben. 10. Oktober Jacob Köhler in Milden- eichen für 3 Faß Kalk, Messerlohn geben fürs Faß 3 kr. thuet Mehr umb ein triegel worin die Kirch- vatter das Geldt aufbewahren können 168 32 Sch. 8 Jr. 4 d 3 " 25 „ 5 „ 6 " 25 „ 5 „ 1 " 11 „ 12 3 " 30 „ " 3 " 3 " - " 13 " 5 " " 4 " 2 " " 12 " 6 " 6" " 10 " 2 " 12 „ — " — " - " 25 " 5 " " 7" 5 " " 15 " 3 " Christoph Krause so ein Toch zu gedeckt, welches der Windt auf der Kirche aufgewisse. Sch. 5 gr. I d Umb 3 Par neue Zinnleuchter, welche gewagen 45 Pfund, das Pfund 22 fr. 3 d thuet 16 fl. 52 fr. 3 d. 14 " 27 „ 1 " 1 Weihbrunnenkessel. 2 " 15 " - " Mehr von Anrichtung des Ofentopf im Schulhauss " 10 " 2 " Forderungen. Christoph Vlrich in Friedlandt ist eine wüste Brandstelle undt hat die Kirche in Friedlandt 278 fl. 58 fr. 1 d da- rauf zufordern undt stehet im 1643. unser ohne Zins 56 26 " 7/2" Michel Scholz in Friedlandt ist eine wüste Brandstelle. 154 „ 38 „ 6 „ Christoph Schneider ein Leinweber im Friedlandt, so ver lengst entloffen, soll eine Brandstelle in Friedland hinter- lassen halben. Der Herr Stadtrichter hat hier kein Wissen wo diese seine soll 22 " 54 " 2 " Christoph Waber in Häundorff ist ent- wichen undt hält sich zu Seidenberg auff dem Frehherrn von Nostiz ge- hörig. Geht betteln hat ein eingefallen. wüstes Häufel in der Aben hinter- lassen, welches Niemandt umsonst will 47 40 " 413 " Georg Finke, gewesener Kirchenschreiber ist vor 15 Jahren weg. 17 " 38 " 6 " Hans Neumann, Erbgärtner in Häun- dor ff ist entwichen, den Garten hat erkauft Greger Elftner, ift auch ent- wichen undt hält sich auf zu Erzdorf dem Johann Georg von Trebschitz ge- hörig undt stehet solches Geldt ohne Zins 64 „ " " Christoph Kraufe in Hah-dorff ist ge- storben undt hat ein Haus in der Auen mit einem Garten hinterlafsen 37 „ 11 „ 2 " Christoph Hübner in Mildeneichen hat ein Bauerngut hinterlassen ist ent- wichen und hält sich zu Görlitz auf, ist ein Taglöhner 101 " 29 " 212 " 169 Michel Lindner, Bauer in Haindorff ist entwichen und hält sich auffn Pentzer Hammer auf, der Stadt Görlitz ge- hörig Martin Niediger zu Weißbach ist gestor- ben, der Sohn Christoph, hat den Erbgarten erkauft, ift entwichen undt hat ein Haus zum Schwarzbachel er- baut unterm Jul. v. Uchtritz gehöri- Michael Ressel zu Kaspenau ist blutarm, sein Gütl und ganzes Vermögen ist nicht 80 Schock wert, ist sonsten auch viel Waisengeldt schuldig 1654. Hauptsumme undt Ziensgelder bey der Kirche zu Hähndorff, welches gewisse Schulden undt die Kirche ihr Geldt zue erwarten hat. Christoph Krause, Scholz zu Weißbach Georg Ressel, Bauer zu Hähndorff Hans Kehler, Kirchvater in Haindorf ist entwichen und thält sich zum Sohr Neundorff auff, hat das Pfarngut ge- mittet. Michel Springholz in Friedlandt ist schuldig an Capital und Zinfen Müchel Augsten, der obere in Wäispach ist schuldig an Caspital und Zinfent Bartel Schaffer in Wäispach ist ent- wichen, hat einen Gartem hinter- lassen und halt sich zur Scheibe auf, dem Herr Julio v. Uchtritz gehörig, Friedrich Wagner in Friedlandt ist schul- dig an Caspital Fabian Lindner in Hähndorff Michel Augsten, der niedere in Wäispach ist entwichen, der Garten liegt wüft Martin Augsten, Bauer in Hähndorff, ist schuldig Hans Neumann in Hähndorff Jacob Sembdner in Hähndorff Christoph Effenberger, der niedere in Wäispach, ist schuldig 170 225 Sch. 57 gr. 5. 18 13 „ 29 „ 5 „ 277 „ 16 „ 21/3 „ 66 47 " 29 28 „ 6 „ 58 " 5 " 17/2 " 57 4 " 27/2 " 53 " 5 " 32 „ 6 11 „ " 50 36 „ 4 25 41 " 4/2 " 14 „ 12 " 613 " 157 " 23 „ 172 " 22 „ 17 „ 572 „ 2 „ 18 „ " 38 " 4 Thomas Krause von Wäispach 12 Sch. 51 gr. d Christoph Sembdner, Bauer in Häyndorff 49. 29 „ 42" Christoph Effenberger, der obere in 10 Wäispach 4 21 „ 39 Der Scholz zu Kaspenau 40 42" Georg Scheller in Wäispach ist schuldig 24 Georg Krause in Wäispach ist schuld9 17 Michel Simon in Wäispach 58 21/3 Michel Rieger in Wäispach 38 3 Christoph Dur in Meldenau zahlt ab Ausgangk Dem Schneider Georg Hanschel, Neu- 3 stadt von einem neuen Hadipenidium 15 „ Christoph Lindner, Dachausbessern 1 Tag 15 „ Dem Schlosser in Neustadt, welcher am den Glocken gearbeitet an der großen Glocke neue Hämmer, die Zappen er- leget und gestählet und mit einem Schraub eingebunden. 12 fl. Auch die kleine Glocke mit starken Schrauben eingebunden. 6 fl. Dem Herrn Richter auf der Neustadt, welcher die Glocken vom Stuhl genom- men Dem Goldschmied in Friedland Ver- goldung eines Kelches 9 fl. Dem Organisten in Greifenberg 2 Pfei- fen ins Regal gemacht 40 fr. Dem Organisten in Friedland 2 Pfeifen ins Positio " 25 " 5 " 1656. Eingangk Im Kirchseckel eingekommen. 3 Sch. 33 gr. Wallfahrtsleuthen Opfer 82 „ 40 „ 31/3 „ A u 5 qa w.9f. Dem Glaser zu Hermsdorf, welcher in der großen Stube und Herrn Decan. Stübel die Fenfter aus gebessert so der Wind zerschlagen. " 38" Dem Schmied in Hähndorff die kleine Glocke repar. so entzwei gebrochen. 171 Dem Kirchenvater zum Seiffersdorf zur 18 — Sch. 15 gr. 3 Erbauung der Kirche Ein Vote so zu Lauban gewesen. Dem Maurer Hans Hein so die Thür durch die Mauer in die Sakristei ge- 18 fr. brochen. 41 " Das Schulhaus gedeckt. 30 „ 6 " Glias Effenberger eine neue Sakrifteitür Dem Kirchschreiber anstatt seines Opfers so er von Wohlfahtsleuthen bekom- men, solches Opfer abgeschafft worden. und hergegen ihm von geistl. und weltl. Obrigkeit verordnet jährlich zu 8" " geben. 1657. Christoph Finke Dach ausgebessert Dem Kirchschreiber Besoldung für das 8 " - "—- Jahr 1 " -"-" Dem Kirchvater Georg Kraufe in Mildeneichen erleget. 45 , - "-" anstatt Christopih Hübner 1658.4) Georg Augsten in Weißbach um 6 Schock Schwarten zum Zaun auf die Wied- muth und Schulen vor jede Schwarte. ""- 3" Christoph Finke, Zimmermann, Dach auf Kirche und Pfarrhaus gebessert 1 Ranzel. Glias Effenberger 2 Lehnbänke. 1 Tisch im die Sakristei 2 Beichtstühle, 3 Dänke 42 „ 6 „ 4 " Dem Herrn Adjutanten von Friedland- als selbiger am Feft Maria Heim- suchung mufiziert für Vier und Brot " 51 „ 3 „ Dem Scholz 60 Stämme zur Erbauung einer Scheuer. 4) Einkommen 1658: 11 ft An Sechsgroschen, polnische viertel 64 1 Doppell Dukaten An gute Groschen, gule 2 u. 1 Kreuzer 10 „ 2 ganze Thaler 11 „7 kr. 3 Pf. An Brummern und Gröscheln 3 halbe. 17 „16 „ An kaiserlichen Kreuzern 6 vierfel. An Weißen und neuen 3 Pfenigen I, 49 „ 3" 11 Dreigroschen 3" 9 M. An kaiserlichen Groschen 86 fl 52 hr. tut Gulden. An allen Gröscheln zu 3 Pfenigen 3 „ 30 „ 74 " 21 8r. 377. zu Schock 172 1660. Von Jacob Sembtner, Förster in Hain- dorf wegen seiner Tochter Strafe der Kirch 1661. Christoph Finke, welcher auf dem Hause und auf der Kirche gedeckt, was der große Wind geschadet. 1662. Jacob Wolkstein in Liebwerda, welcher die Krchthür und kleine Thüren am Kirchhofe gemacht u. am Hause gedeckt 6 Stück Pferdegrippen in die Scheune gemacht. 1663. Dem Herrn Dechant als er den Kupfer- stich des Wunderbildes machen lassen, geben. 25 fl. Gingangk. Franziskus Cantin, Dra- Jonerhauptmaum, welcher in Fried- land vorstorben und in dieser Kirche begraben wbrßen ist derkirch ver- testiert und vermacht worden. Ausgangt. Dem Zimmermann Hans Niedel, Mil- denau am Halise, auf der Kirche und Kirchenthüre, welcher sehr eingegangen wie auch ein Stück an des Herrn Decan Stübl erbaut. Dem Tischler Hans Bentz von Ostrit, welcher des Herrn Dekam Stühl aus- getafelt, wie Stühle, Lehnbänke gemacht 1665 ein neues Gatter aufs Ghor. 1666. Von den Bänken in die Schule zu machen Dem Maurer Christoph Kraufe von ein Fenster durch die Thüren zu brechen, wofür die Sperrtafel gesetzt worden. 1667. 1 Schock Schwarten zum Schulzaun 17 2 Sch. - 9r. 1 " 51 " 3 " 21 " 2 " d 17 Dem Zimmermann für 2 neue Dach- ftühle und vor 2 neue Pförtld'n vor dem Pfarrhofe zu machen. 1668. Verstorbener Obrift Budiani zu Wustung. so in hiesiger Kirche begraben, be- kommen. Dem Schreiber zu Haindorf für 1 neuen Bachtstühl zu machen. 1669. Almosen zu der drei Mal abgebrannten Kirche des Stiftes zu Neudorf 30 fr. 1680. Dieses Jahr ist auch das Wasser als ein hochnötige Sache, dessen man nicht entraten kann, durch Rohren von Grundt und neuen auf den Pfarrhof ist geführt, darauf angewendet. 27 fl. 30 fr. 3 d. Christoph Dreßler, Bauer zu Raspenau Eingangf. 1719 Vermögen 12.567 fl. 55 fr. 51/3 d. 1722. Von Platz v. Ehrenthal der Kirchen 500 fl. 1732. Uhrsteller Christoph Effenberger er- hält 5 fl. 50 fr. 1733. Dem Heundorfer Wirt neuen Buchelt) sind zu dessen Bau Notthurft die noch in Vorrath ge- wesenen Kirchsteine überlassen worden. Dem Raspenauer Mahler Hans Ehri- stoph Pfeifer, welcher den Vorschlag beim Eingangs-Thore in die Kirche wie auch das Gatter auf der Paraphe Mauer angestrichen. Dem Caspar Hanisch, Glaser in Kratzau Dem Raspenauer Glaser Stumpe 174 20 Sch. Dem Bildhauer in Friedland für einen neugemachten Arm am Hl. Franziskus 2 1735. Dem Hans Georg Lur in Haindorf nebst Conforten, ist schon 1734 voll- lends das Stück Ziegelschener samt allen Zugehör so dabel gewesen, war schon vieles Holzwerk morsch und wandelbar gewesen per 27 fl. verkäuf- lich überlassen worden, so er noch uns bezahlt und hiermit in Empfang ge- nommen 27 fl. Ingleichen ihm Tur nebst Consorten ist die allda noch befindliche Ziegelhütt samt dem Ofen so völlig wandelbar und nunmehr eingegangen auch weiter zu nichten gebrauchet werden kann. 18 Sch. 1735. Einnahme an unterschiedlichen Gramerbauden Zins. Heundorfer Gastvirt Hans Buchelt 1 fl. 30 fr. Hans Georg Augsten, allda 30 Wenzel Eöfenberger 30 Heinrich Kraufe FFranz Stompe 30 Kaspenau, Christoph Augsten 30 Neustadt, Mathes Knabloch 30 Friedländer Pfefferküchler Springsholz, 2 Vänder 30 Andrer Pfefferküchler Spantich, 2 Vänder 30 Kratzau, Mathes Schubert 45 Hans Georg Kindler 45 Feilhauer "45 Reichenberger Drefsler 45 Feilhauer 45 Harzdorfer Pelz 45 Lämberger Grund die Wittib 45 Einfiedler Hans Augsten "45 „ 1737. Ausgang. Laut Oblig. vom 8./4. 1737 dem neuen Scholzen in Mildeneichen Christoph Wildner ge- liehen. 100 Sch. 1. April dem Hans Chr. Herbiz, Tischler zu Raspe- nau, vor einige Baden in der Haindorfer Schule 1 fl. 30 fr. Ignaz Knirsch, Schneider in Fredland 3 fl. 13 d. 175 Dem Grottauer Steinmetz, Josef Rühmer, welcher einen neuen Stein über die Franziskanier-Gruft gemacht. 11 fl. Johann Heinrich Knirsch, Schulmeister in Raspenau schuldet der Kirch 100 Sch. 1739. Dem Franz Christian Herkner, Maler in Friedland, für ein großes Altarbild in die Totenkapelle ge- macht, worauf ein Kreuz von Totenköpfen und Gebeinen und bei jedem Ropf eine Schrift 10 fl. 1740. Dem Glazmeister Johann Josef Vatter aus Fried- richswald für 67 Stück Tafeln zu den Kirchen- fenstern à 15 fr. Dem Maler Franz Herkner in Friedland, 2 große Bilder in die Totenkapelle Profet Grechil, wie er von den toten Gebefien weis- saget, auf den andern König Alerander die Gitelkeit 15 fl. 1742. Uhrmacher Michael Ffrael von Odrowitz die Uhr repariert 1743. Meister Blumrich mit Gefellen auf der Kirche den Boden gelegt, dann auf der Schule eine Seite und- einen Giebel und auf der anderen Seitz ein Stück Dach gemacht und neu gedeckt 15 fl. 34 fr. 1744. Stem ist des Christoph Krauses Eheweib auf den einwändigen Kirchhof begraben worden, zu zahlen. 2 fl. 10 fr. Christoph Gahler, Maurer, welcher auf der Bohr- Kirchen und auzwendig bei der Sakrisici dem Kreuzgang das Pflaster ausgebessert, in der Schule im oberen Stock ausgemeßt, allda den Gerd. ver- bessert in der untern Stube den Heiz Ofen umgesetzt. 1746. An Chor-Instrumenten dem Josef Schmied von Pfaffendor 4 Trompeten, 2 Waldthörner mit 3 paar Krump Bögen, 4 Aufsetzeln, 2 Mundstück gesetzt 16 fl. 45 d Dem Schulmeister, der bei der Kirch allde aufschreibt 35 fr. Für Aufstellung der Kirchenrechnung 35 fr. 176 1748. Jacob Hergesell und Consorten auf der Schule in- wendig des Kirchhofes und wällschen Giebel mit Schindeln neugedeckt. 1750. Josef Stelzig, Glaser, allda, bei der Kirchen wie auch Schulhaus verschiedene Arbeiten gemacht Anton Weber, Bildhauer in Friedland 4 steinerne Statuen bei der Paropet-Mauer gesetzt vor jede Johann Josef Riemer aus Grottau zu den Statuen die 4 Steine gebrochen und gesetzt. 1752. Ignaz Haupt, Friedland, hat einen Heizofen in die Schulstube gesetzt. 1755. Franz Eenberger, Holzbildhauer in Haindorf Repar. Orzelbauer Johann Heinrich Neumann in der Berg Straße Zum Neustadtler Pfarr- und Schulhausbau vorge- liehen. 1757. Contraft mit Johann Franz Lichtner, Uhrmacher in Kratzau, wegen Lieferung einer Thurmuhr 1761. 1./5. Wällsche auf Hängeleitern die ganze Kirche überweiset. 1769. Reichenberger Klemptner Johann Christian Porstendorfer, welcher die obern Thürme mit Blech- bedeckt. Kupferschmied Josef Frank, Reichenberg, für die Thurmknöpfe Glockengießer Johann Christian Schunke in Brag 3 neue Glochen 1770. Gottfried Ressel aus Rückersdorf, hat die Glocken von Prag geholt und die alten mitgenommen 25 fl. 9 fl. 1960 fl. 400 fl. 2274 fl. 2 177 8771 1771. Dem Josef Rößler, der das Sanktus Glöckl beim hohen Altar umgegossen. 1791 im November wurden über kaiserl. Bejehl daß Silber und die Gdelsteine der Kirche aufgenom- men und abgeschätzt. Es wog 84 Pfund 14 Loth. im Werte von 2109 fl. 15 fr. Ueber kaiferlichen Befehl wurde 1789 am 1.111., das Sammeln des Ordens verboten, dafür erhielt das Klofter aus dem Religionsfonde sobiel als die Fassion ausgewiesen hatte. In Handorf waren damals 20 Franziskaner, welche 523 fl. befamen. 1810 mußten die filbermen Geräte der Kirche auf kaiserl. Befehl mit geringer Ausnahme der Statthalterei übergeben werden und zwar von Haindorf: 1. ein silbenes Ostensorium außer der Lunula, 2. vom größeren Ciborium der untere Teil, 3. vom kleineren Giborium der untere Teil, 4. 4 Felche mit Patenen ganz, 5. von 4 Kelchen der untere Teil, 6. ein silbernes Rauchfaß mit Schiffen und Töffel, 7. ein Paar filberne Kännchen mit Teller, 8. ein silbernes Pacificale, 9. von einem Missale den Silberbeschlag, 10. 6 filberne Deuchter mittlerer Größe, 11. 5 filberne Lampen mittlerer Größe und auch größere, 12. 2 ganz filberne Engel größerer Form, 13. 2 Fleine goldene Kronen, 14. 5 filberne Wolfen, 15. 9 filberne Gngelköpfe, 16. ein filbernes Kreuz vom Hochaltar 17. 2. filberne Figuren der hl. Maria und des Hl. Johannes vom Johannes-Altar mit einigen Zieraten. Für die nötigen Gefäße aus Kupfer wurden 250 fl. in Bank- noten gegeben. Das Kloster. Am 9. Jänner 1690 faßte Franz Ferdinand Graf von Gallas den Entschluß, „bei dem durch Wunder berühmten Marienkirchlein in Orte Haindorf ein Kloster zu hanen und zwar für die Obserbanz der böhmischen Ordensprobinz und dieselben auch mit den nötigen Unterhalte zu versehen“. Er ließ deshalb an den damaligen Probinzial P. Amand Hartmann durch den Quardian in Turnau P Heinrich Labe folgendes Schreiben richten: Obwohl diesem Ort Haindorf die PP Capuziner, Augustiner, Carmeliten und auch Gisterzienser ange- strebt und von mir verlangt haben, denen ich ihn teils abgeschlagen, oder die ich teils im Unklaren gelassen habe, so will ich ihn Euer- Hochwürden nicht abschlagen, sondern gern gewähren. Bevor jedoch von beiden Seiten ein festes Uebereinkommen getroffen wird, möchte ich mit dem P Probinzial darüber verhandeln, wie viel Ordensbrüder er hier haben wolle und hieher geben könne und wieviel Unterhalt er- fordert. An demselben Tage schrieb auch Ihre Erzellenz Gräfin- Johanna Emerentia Ludmilla Gräfin von Gallas, geborene Gräfin von Gaschin, Herzozin zu Lucera, Frau auf Friedland, Reichenberg und Rladim an den genannten P Probinzial folgenden Brief: Hoch- würdiger in Gott Geistlicher HochgeEhrter Herr Pater Probincial. Nebst antwünschung eines Gelückseeligen newen Jahr, komm Ich durch diese Zeihlen, dieselbe zu bitten, sie wollen so güttig sein und mir 2 Patres und 1 Frater nach Hehndorff erlauben, indem der alldlortige Kapellan auf eine Pfahr kommen. Also halbe jetzt keinen Geiftlichen dorten; sie werden schon ihr Unterhalt da bekommen; nur daß einer drunter wer, der da thete auch Predigen, und daß sie gegen die armen Reuth wilfährig wären, (nämlch im Ausspenden der hl. Sakramente) damit die Wahlfarth in größer Aufkommen möchte kommen. Der P. Victorin Winter wer nir wohl sehr lieb, wenn Er hinkäm, er ist ein frommer exemplarischer Geistlicher; doch wil Ich nichts vorschreiben; Ich hoffe, Sie werden nur solche schicken, die da sich werden in dach Ginöde Leben finden. Mein Graf ist willig wegen Stieytung de s Kloster allda mit Ihr Hochwürden auf ein Endt zu machen (ein Uebereinkommen zu treffen). Gs wär mir fehr lieb, wenns unter dero Probinicialat Geschehete. Se Ghender, je Beßer, dan wir sehnd alle sterblich Und ich wollte den hehlichen Orth gern sehr wohll versorgen mit Geistlichen, ich hofje, sie werden darzu thun (helfen). Als der P Provinzial diese Briefe gelesen hatte, erwog er, daß durch Errichtung 179 eines Klofters in Haindorf viel für das Seelenheil der Menschen ge- wirkt und die Verehrung Marien3 befördert werden könnte, weshalb er sofort den P Ludwig a Premb in dieser Angelegenheit zum Prager Erzbischof schickte. Der erzbischöfliche Kanzlen versicherte ihn, daß der Fürsterzbischof gegen Errichtung eines Klosters für 12. Brüder nichts einwenden werde, wenn bei Verfafsung der Gr vicht un 9s ur fu n de in gehöriger Weise vorgegangen werde, so daß später keine Schwierigkeiten entstehen, nur soll auch der Graf oder die Gräfin beim Erzbischofe einreichen. Der Graj verfaßte hierauf das Errichtungsinstrument, übergab es dam Probiazial P Amand, welcher dasselbe im Juni 1690 dem Rapitel in Neuthaus vorlegte. Dieses wünschte einge Abändlerungen, welchem Wunsche der Graf am 20. April 1691 nachkam. Hierauf ward dasselbe für gut be- funden und angenommem, vom Grafen und den herbeigerufenen Zeugen unterfertigt. Der Stifter schrieb dann an den Fürst-Erzbischof in Prag folgendes Gesuch: Hochwürdigster Hochgeborener Fürst, Gnädiger Fürft und Herrl Nachdem aus besonderer göttlichen Eimgebung ich mich ent- schlossen habe, PP. Franziskauern in meiner Herrschaft Friedland zu Haindorf bei unserer lieben Frau eine Stüftung zu errichten, wie beifolgende Urkunde auzweist, dies aber ohine Euer fürstlichen Gnaden gnädige Eintilligung nicht geschehen kann, so wende ich an dieselbe meine gehorsame Bitte, Sie geruhen, in Erwägung, daß erwähnte zwölf Patres mit hinreichenden Lebensmitteln versehen, werden, die gnädige Einwilsigung mir hierzu zu erthheilen, welche besondere Gnade ich gegen Gure fürstliche Gnaden durch meine gehorsame Diensthar- keit allezeit erwiderm werde. Guer fürftlichem Gnahen unterthänsig treugehorsamer Knecht Graf von Gallas. Am 24. Appril 1691 erhielten die Vatres Victorinus Winter und austinus Wirfel den Auftrag, sich nach Haindorf in der Herrschaft Friedland zu begeben, daselbst in der Abtei oder Residenz zu wohnen. Im selben Jahre wurde die Kirche als Klosterkirche erklärt. Der Inhalt der Klosterstiftung ist folgender: Wir Franziskus, Ferdinandus, Ignatius, Matthias, des hl. römischen Reichs Graf von Gallas zum Schloß Campo und Freiei- thurn, Herzog zu Lucera in Buglia, Herr der Herrschaften Friedland, Reichenberg und Radim, der römisch käiserl. wie der zu Spanien! königl. Majestät Obrift, wirklicher Kämmerer und Johanna Gmeren- tiaia Ludmilla Gräfin von Gallas, geborene Gräfin von Gaschin, Herzogin zu Lucera, Frau auf Friedland, Reichenberg und Radin etc. Betrachtend die absonderlichen Gnadem und Wohltaten, mit welchen der allerhöchste Gott aus seiner unergründlichen Varmherzigkeit nicht allein unfere beiderseitigen Voreltern überhäuft, begabt und gesegnet 180 auch vor vielen Gefahren in den langwerigem Kriegen und täglichen Gelegenheiten behütet hat, sondern auch über uns gleichfalls seine milde Hand ausgestreckt und ohne unsere Verdienste seinen Segen- ausgegossen hat uid dies unzweifelhaft durch die kräftigste Fürbitte der allerrensten Jungfrau und Gottesgebärerin Maria als einer Mutter der Varmherzigkeit, stärksten Fürbitterin und Zuflucht der Sünder, so haben wir aus schuldigster Dankbarkeit der vielfältig er- zeigten Gnaden, Gott dem Allmächtigen zum Lob, Preis und Dant, zu Ehren der würdigsten Mutter Gottes Maria wie auch aller lieber Heiligen, besonders des hl. Erzengels Michael, des hl. Josef, wertesten Gemahl und Bräutigam Mariens, der hl. Mutter Anna, des hl. Franz Seraph, des hl. Arton vom Badua, der hl. Barbara, der Hl. Katha- rina und der 14 Nothelfer zur Vermehrung der Andacht des Volkes, zur Fortpflanzung des Heiles der irrenden Seelen und zu ihrem Nutzen, zur Grhaftung ferneren Gegen Gottes über unfere beiden Eamilien und zur Erlangung des ewwigen Lehens nach diesem zeit- lichen, wohlbedachter Weise jest beschlossen, den PP. Franziskanern der strengeren Observanz, Reformierten genannt, der böhmischen Prob. des Hl. Wenzel, Herzogs und Märthrers, bei den Kirchlein des Gnadenbildes unserer lieben Frau mit vorhergegangener Einwissizung und gnädiger Bewilligung Ihrer hochfürstlichen Gnaden des Herrn Johann Friedrich von Gottes Gnaden Erzbischof zu Braa, des hl. apostolischen Stuhls zu Rom, titl. ein ordentliches Kloster den PP. Franziskanern und ihrer Profeß gemäß, mit hinreichenden Wohnungen, samt dem dazu gehörigen Hausrat und anderen klöster- lichen näthwwendigen Einrichtungen, innerhalb drei Jahren zu stiften, aufzubauen, den Bau zu erhalten, auch dazu unsere Erben und nachkömmlichen Besitzer der Herrschaft Friedland dazu wollen verbunden haben, damit unverhindert bei Tag und Nacht der Gottes- dienst ständig verrichtet werde auf unten angegebene Weise. Weil aber einige Unerfahrene meinen, der Ort Harndorf wäre vor den Deuten sehr abgesondert, außer unserer Herrschaft wären wenige Wohltäter in der Nähe zu fnden, durch deren Freigebigkeit und Almofen die PP. Franziskaner nach ihrer Profeß, wie sie verlangen, da sie von ihrem Stifter Franziskus in der allerhöchsten Armut ge- gründet sind, allmofenweise täglich ihren Unterhalt suchen könnten, sonft auch kein Hab und Gut besitzen, kein Recht und keinen gerechten- Anspruch auf eine Sache haben, keinerlei Eigentum anweihnen wollen, noch können, so haben wir den reformierten PP. Franziskanern der höhmischen Probinz des hl. Wenzel auf unferer erblichen und allodia- lischen Herrschaft Friedland im Königreich Böhmen ein beständiges und standesgemäßes Almosen zu deren Unterhalt für künftige ewige Zeiten errichten wollen, wig wir es denn hiemit verordnen, stiften, errichten und unsere Erben und nachkömmlichen Besitzer und Inhaber der Herrschaft Friedland, welchen Namens immer, verobligieren, ver- bnden unter Vermeidung der Strafe Gott 3, Verlust des Gegens des 181 Allerhöchsten und Gefahr ihres Selenheils verpflichten und beschwören, den PP. Franziskanern zu Haindorf jährlich darzureichen wie folgt: 1. an Vier wöchentlich 1 Faß von 4 Gimerin abge- 52 Fak legenes Vier, also im Jathme zugeführt Scheffel 52 2. Korn Scheffel 3. Weizen auf Hostien und Mehl Gimer 4. Wein für Notwendigkeit des Klofters Bentner 5. Butter. Zentner 6. Karpfen. 12 fl. und noch zur Beihilfe auf Fische Schock 7. Flußforellen Risten 8. Galz Klaftern 200 9. Holz mit Zufuhr Schock 10 10. Gier- fl. 11. Auf Räfe. 12. Auf Graupen und anderes Zugemüfe 20" 13. Auf Gewürz und Apotheke 12 „ 14. Für den Barbier 4" 15. Auf Infelt zu Herzen. 9" 16. Für die Wäscherin 28 17. Auf Tuch zu Kleidern u.2d. Sandalen 200 18. Auf Fleisch und andere Küchenbedürfnisse An Geld alfio (auferdem was in natura) gegeben wird, 300 fl. Rhein. Wenn ein oder das andere Almosen zu den angeführten Be- dürfnissen nicht gebraucht werden sollte, so sind wir damit einverstan- den, daß es zu einem anderen Bedürfnisse zum Nutzen der Geistlichen angewendst werden kann, daß also zu den Friedländer Renten im je- dem Vierteljahr 75 fl. Rhein. den Gulden zu 60 fr. gerechnet, gewißz und unfehlbar sollen abgeführt werden. Diesen Almosen gegenüher sollen die ehrwürdigen PP. Franziskaner bezüglich der geistlichen Dienste, Meßopjer und anderer guten, Gott gefälligen Werke zu fol- gendem verpflichtet sein: 1. Sollen niemals weniger als 12 Franziskanen im Klofter sein und zwar 8 Briefter, die anderen aber entweder Klerifer oder Laienbrüder, wie es die Obern zum Veften des Klosters erken- nen werden, und sollte es geschehen, daß durch üble Zeiten oder anderen unüberwindlichen Ursachen diese Zahl der 8 Priester über ein Viertel Jahr oder länger nicht da fein follte, so foll das auf eine Person entfallende Almofen, nämlich vierteljährig 10 fl. rhein. ihnem abgezogen werden, also ganzjährig 40 fl. und zur Verschönerung der Kirche oder zum Klosterbau verwendet wer- den. Entgegen diesem soll es auch dem Orden der Provinz frei- stehen, mehr Geistliche anzustellen, wenn sie genuz Almofen zur bequemen Erhaltung haben. 2. Sind die ehrwürdigen Geistlichen verpflichtet, Talg und Nacht fleißig das göttliche Amt zu verrichten, nach der Form und Weise 182 der Hl. römischen Kirche und auch die Tagzeiten unferer lieben Fraue, wie es im Orden und dieser löblichem böhmischen Probinz wirklich gebräuchlich ist oder sein wird. 3. Alle Sonn- und Feiertage sollen sie halten eine gefungene Messe u. Predigt, an den vornehmsten Festen, als Weihnachten, Ostern, Pfingsten und an dem vornghinsten Marienfesten, bei großem Volksandrange auch nachmittags eine Predigt, in denen sie das Volk in Glaubenssachen unterweisen und eifrig ermahnen, das Caster zu fliehen, die Tugend zu lieben, ihren rechtmäßzigen Obrigkeiten treu und gehorsam zu sein. Die Vespern können an den vornehmen Hauspt- und Marienfesten gleichfalls gesungen werden, je nachdem es, die Obrigkeit für gut finden wird. 4. Die ehrwürdigen Patres sollen verpflichtet sein, die Wallfahrts- leute, die da kommen werden, fleißig Beichte zu hhören und zu kommunizieren, damit die Andacht durch ihren Gifer vermehrt, das Volk erbaut und, getröftet werde. 5. Die ehrwürdigen Patres sollen schuldig sein, alle Tage des ganzen Jahres in der Woche eine hl. Messe zu lesen für die Ver- storbenen beider Familien der Gallas'schen und Gaschin'schen, wie auch für die Lebenden dieser, Eamilien, nach gemachter In- tention (Meinung) des Herrn und der Frau Stifterin zur, Ehre- Gottes und unserer lieben Frau wie auch der genannten hl. Patrone: des hhl. Erzeingels Michael, des hl. Josef, der hl. Anna, des hl. Franz Seraph, des hl., Anton von Badua, der hl. Var- bara, der hl. Katharina, der hl. 14 Nothhelfer. 6. An allen Samstagem de3 Jahres aber soll die Messe aus den oben angeführten 7 Messen, von unserer lieben Frau, wenn dieser Tag nicht durch ein befreites Fest verhindert ist, bei dem Altare des Gnadenbildes gefuigen werden. Im Falle der Ver- hinderung soll die Messe von dem einfallenden Feste zu Ehren. Gs folgen nun noch eine Reihe frommer Verpflichtungen. Nachdem durch diese Stiftung für die Geistlichen für immer- währende Zeiten hi-weichend gesorgt war, anerkannte und bestätigte sie der Prager Erzbischof Johann Friedrich am 29. November 1691 und erklärte die Haindorfer Kirche als Klosterkirche. Zwischen dem Grafen Franz Ferdinand von Gallas und dem Baumeister Marcus Antonius Canibale, Bürger in der königl. Neu- stadt Praz, wurde nun wegen des aufzuführenßen Franziskaner- klosters in Haindorf folgender Kontrakkt beschlossem: Es gelobt und verspricht Baumeister Herr Marcus Antonius Camibale bei seiner Ehre und seinem guten Namem bei Aufführung des Klosters zu Haindorf den Bau fleißig gut, nett und dauerhaft auch so viel als möglich ohne Tadel und Mangel aufzuführen und ihm zu bequemen, sauberen Wohnungen, zum wützlichen Gebrauche und notwendigen Bedienung herzurichten wie folet- 183 184 1. verbindet sich der Baumeister des Franziskanerklosters bei unse- rer lieben Frau zu Haindorf die Mauerarbeit nach dem Ent- würfe des sowohl von Sr. Erzeflenz dem Herrn Grajen als auch von dem wohlehrwürdigen P. Probinzial unterschrieben Ab- risses aufzuführen, und zwar dergestalt, daß die Länge des ganßen Klosters vom Eingange der Kirche 62 Ellen, der uniere Teil gegen den Scholzen 71 EIlen, gegen den Garten 60 Glen, die Hauptmauer aber im Grund- in der Dicke 3 Ellen, außer dem Grunde im unteren oder 1. Stocke 2 EIlen oder auch etwas mehr, im oberen Teil des anderen Stockes 11/, Efler, die Höhe der Fassade beim Eingange des Klosters 14 Ellen, die Gesimfe ein- gerechnet, betragen foll; gegen den Scholzen (gegen Weißbach) aber soll die Mainer so hoch sein, als die Proportion d-3 übrigen Gebäudes es erfordert. Wird Herr Baumeister Marcus Antonius Canivale schuldig sein, den ersten oder unteren Stock des ganzen Klofters durch und durch mit festen, starken und dauerhaften Gewölben zu bauen, zwei gute, ftanßhafte Keller einzurichten, unter dem Teile gegen den Scholzen gelegen zwei Schupfen oder Ställe zu bauen. und von dem Sekret die Stollen bis zum Wasser zu führen. foll der genannte Baumeister im anderen oder oberen Stock so- viel Zimmer, als der Abriß aufweist, aufführen, jedoch alle ohne Gewölbe, ebenso soll er zwei Stiegen von unten bis oben unter das Dach führen. Soll Herr Marcus Antonius nicht nur alle Ramine außzer dem Dache aufführen, sondern auch einen Giebel oder eine Fasade, ebenso soll er das ganze Gesimse um und um zu machen schuldig sein. Hat er das ganze Klofter, den Kreuzgang und alle Zimmer im unteren und oberen Stock mit 3iegeln durch und durch zu ppflastern, ebenso eine taugliche Küche samt den gehörigen Ein- richtungen und alle Postamente zu den Oefen in den Zimmern herzurichten. Hat er das ganze Gebäude innen und außen sauber auszu- putzen, zu weißen und innerhalb 3 Jahren, vom künftigem Früh- ling gerechnet, jertig und wohlgebaut herzuftellen. 7. Die hierzu nötigen Materialien, wie Steine, Kalf, Ziegeln und Holz, Bretter und Nägel zum Gerüft werden von Seite des Herrn Grafen durch Führren herbeizuschaffen gnädigst ange- ordnet werden. Nach Vollenbiung des tadellosen Baues sollen dem Baumeister Herrn Marcus Antonius aus den Friedländer Renten 4600 fl. (viertaufend fechshundert) gegeben werden und zwar so, daß er das 1. Jahr 2000 fl. erhält, 500 fl. beim An- fang des Baues, 1500 fl. nach und nach während des Jahres, im 2. Jahre 1500 fl., am Anfang des Jahres 400 fl. von diesen 1500, das übrige nach und nach, im 3. Jahre 1100 fl., anfangs 300 fl., den Reft von 800 fl. nach Vollendung des Baues. Hin- gegen soll Herr M. Canivale schuldig sein, die Maurer und Handlänger auf seine egenen Spesen zu bezahlen. Auf Er- suchen des Vaumeisters erlaubt der Herr Graf zum Anfange des Klosterbaues, aber nur einmal, herbeischaffen zu lassen: 20 beschlagene Harren, 10 Schaufeln, 4 Spitzhauen, 50 Wasser- kannen, 2 Salkkratzen, 1 Veil und 1 Sandgitter, weiter ließ er dem Grund graben und den Schutt auf die Gewölbe führen. Alles Uebrige, das zur Vollendung des Gebäudes nöthig sein wird, soll der Baumeister auf seine eigenen Spesen herbeizuschaf- fen schuldig sein. Sollte ein Theil der beiden Partheien währens des 3jährigen Baues sterben, was Gott noch lange Zeit ab- wenden wolle, dann sollen die hinterbliebenen Erben der mit Tud abgegangenen Parthei schuldig und verbunden sein; diesen Contrakt unverbrüchlich zu halten. So geschehen Schloß Friedland am 9. Oktober 1691. Franz Ferd. Ignaz Math. Gallas. Haindorf, Marcus Antonius Canibale. 1692, am 27. April, wurde der Grundstein zum Kloster gelegt. Auf gräfl. Anordnung hin, schaffte mam zu dieser Feier acht Geschütze vom Schloß Friedland nach Haindor, aus denen während des vormittägigen Gottsdienstes Salben gegeben wurden. 1696 war der Bau voflendet, doch konnte sich der Graf „aus verschiedenen Gründen“ zur Einführung der Franziskaner nicht entschließen. Am 4. Jänner 1697 starb der Stifter. Nach dessen Tode drang die Provinz auf den Nachfolger, damit er endlich einmal das Kloster übergebe. Auch dieser zeigte sich anfangs nicht glleich willig, bis er endlich nach wiederholten Btten unter der Bedingung einwilligte, daß „obwohl unser Kloster im Haindorf auf mehr Personen, als in der Errichtungsurkunde genannt sind, erbant und eingerichtet ist, so soll diese größere Wohnung nicht im mindesten der Herrschaft Friedland und Reichenberg zur Laft fallen, noch weniger sollen die herrschaftlichen Unterthanen von unseren Ordenspersonen mit der sonft gwöhnlichen Sammlung von Haus zu Haus beunruhigt werden! Am 3. März 1698 fand endlich die Einführung der Franzis- fauer in das neue Kloster statt. Größe des Klosters. Gegem Westen ist das Kloster 62 Ellen lang, im Osten gegen den Scholzen 71 Ellen, gegen den Garten oder gegen Norden 60 Ellen, die Fasade bei der Pforte ist 14 Ellen hoch. Das Kloster hat zwei Keller, der Gartenkeller ist 60 Gllen- lang, der andere 20 Ellen lang 10 Ellen breit. Das Refektorium mit 7 Fenstern ist 23 Ellen lang, 13 Ellen breit und liegt gegen Norden. 185 Neben demselben befindet sich ein Zimmer zum Aufbewahren der Geräte, aus dem eine Treppe in den Gartenfeller geht. Aus diesem Zimmer gelangt man in die Sommer-, dann in die Winterküche und in ein Gewölbe oder eine große Vorratskammer. Unter der Küche be- findet sich die Backstube, die zur Tischlerei benützt wird, und daneben ein Vabezimmer, in das durch die Wasserleitung stets Wasser ge- führt wird. Dann kommt man zum 2. Keller. Im äußzersten Eck- neben dem Abort ist ein Gaftzimmer für Weltliche, auf der Sübseite ist ein gemeinschaftlicher Aufbewahrungsort der Sachen, worin auch die Carcer berborgen find. Neben dem Friedhof, d. 1. neben dem Gingang aus dem Kreuzgange ist die erste Zelle ein finfterer Aufbewahrungsort für das hl. Grab und andere Sachen aus der Sakristei. Dann kommt ein Gastzimmer für Welt- liche mit 3 Fenftern, dann die gemeinschaftliche Pforte mit Nr. I. Neben der Pforte ist ein Zimmer für den Prörtner, dann die Schuster- werkstätte, beide haben nur einen Ofen, dann kommt die Stiege zum oberen Stock. Im Gck gegen den Garten ift die Bibliothek, daneben der Gingang in den Garten, dann die Varbierftube mit einem Fenfter und Ofen. Daran schließt sich die Holzkammer und das Zimmer, vom welchem aus das anftoßende Refectorium beheizt wird. Im unteren Teile sind alle Zimmer wie auch der ganze Gang gewölbt. Im erften Stock sind an Zellen, Gaftzimmern 2c, Kranfenzimmern, Kapelle, Provinzialat zusammengerechnet 27 Zimmer. Im Jahre 1698 wurde der Garten mit einer Mauer umgeben. Die alte Wasserleitung, die die Abtei mit vorzüglichem Quellenwwasser versehen, wurde ins Kloster geführt. Das Wasser wird von einer Wiese des Bauerngutes Nr. 59 mittels 200 Röhren dahin geleitet. Die Quellen haben auch in Zeiten der größten Dürre nicht versagt. 1731 wurde die Wasserleitung, neu errichtet. Da die Röhren, welche durch die Wittig gingen, bei großem Wasser häufig, weggewissen wur- den, wurde die Leitung von der Quelle über dlie Felder und über die Brücke zum Klofter und zum Gafthaufe (Nr. 8) geleitet. Zu gleicher Zeit wurde die große Auermauer gegen die Brücke zu errichtet. 1761, am 1. Mai brach in der Küche Feuer aus, dem der ganze Dachstuhl und viel Geräte in den Zellen zum Opfer fiel. 1834 wurden die auf dem unteren Kirchenplatze befindlichen hölzernen, größtenteils schon berfalulten Krämerbuden, in welchen die Haindorjer Infassern dem Wallfahrern verschiedene Waren zum Ver- kaufe feilbieten, weggeriffen und auf Roften der Befitzer dieser Buden neue von Stein erbaut, die erften 37 Bußen, welche in diefenn Jahre erbaut wurden, sind die unter dem Spritzenihause befindlichen, welche unter einem Dache eine Reihe von 19 Buden bilden. Dann wurdien die an der Friedhofmauer sich befindenden alten, halbverfaulten Krämer- buden weggerissen, von der Schule bis zur Ecke und um dieselbe herum bis unter die Totenkapelle, in nämlicher Form 18 Buden 186 unter einem fortlaufenden Sache gebaut. Die Bedingungen, unter welchen diese Buden von den alten Besitzern wieder bezogen werdein konnten, waren folgende: „1. Jede einzelne Bude mußte mit 42 fl. 37 fr. Courant Münze bezahlt werden. 2. Haben die alten Eigen- tümer dieser Buden, das auszeichnende Vorrecht, durch 15 Jahre ohne Erhöhung blos den früher gegebenen Kirchenzins zu leisten, wo dann nach Verlauf dieser Jahre bei vorfallenden Verhältnissen dem gräfl. Oberamte der Herrschaft Friedland es frei stehen soll, diese zu leistende Kirchengebühr zu erhöhen oder zu vermindern. 3. Ist Jeder nur Besitzer der erbauten Bude, nicht aber Eigentümer des Platzes, auf dem die Bude erbaut ist, der stets unveräußerliches Eigentum der Kirche bleibt; was um so notwendiger, damit im Falle lau eingezahlter oder nicht entrichteter Kirchengebühr der Kirche das Recht vorent- halten bleibe, entweder die lau Zinfen zahlenden Eigentümer in 3ie Grenzen ihrer Pflicht zurückzuweisen, oder bei widersetzlich Nicht- zahlenden das Pfändungsrecht üben zu können. 4. Sind alle Zinfun- gen der Kirche, die auf den Buden haften jährlich im Monat Septem- ber nach dem Feste Namen Maria unverzüglich zu entrichten und einzuheben. 5. Hat jeder Eigentümer für die Reinlichkeit und den guten Bauzustand seiner Bude in künftiger Zeit selbst Sorge zu tragen. 6. Die Besitzer neuer Buden sind zur Darnachachtung obiger Bedingungen gehalten, mußten aber ihre Buden im höchsten Lizi- tatio nsausrufe kaufen, wo die teuerste 120 fl. Counant Münze zu zahlen kam, und sind verpflichtet, jährlich der Kirche 4 7l. Conventions Münze oder 10 fl. W. W. zu eben oben benannter Zeit zu entrichten. Die an der Klosterseite befindlichen hölzernen Verkaufsstände wur- den am 18. April 1843 weggerissen und steinerne Buden erbaut. Zu den früher schon bestandenen 19 Ständen kanren nun noch 22 hinzu, sodaß diese Seite unter einem Dach 41 Budeii zählt. Jedie neugehaute Krämerbude mußte mit 86 fl. Conb. Münze, jede von den neuerbau- ten Semmelbuden mit 43 fl. Conb. Münze bezahlt werden. Der Bau- ward am 1. Auguft 1843 vollendet. Da die Buden in den Kloster- garten hineingerückt wurden, erhält das Kloster jährlich 10 fl. 50 kr. von dem Budenzins. Im 18. Jahrhunderte hatte das Kloster eine Apotheke. Sie befand sich in dem Zimmer oberhalb der Bibliothek. Die Zeit der Er- richtung ist unbekannt. 1738 starb der Apotheker Glemens Oswaldt, der in seinem Fache sehr tüchtig war. Als Apotheker nennt das Klostergedenkbuch noch 1781 f Fr. Dismas Drabek, 1798 Fr. Caßiz- lous Langer. 1809 wurde die Klosterapotheke für 400 fl. verkauft. Die Klusterapotheker leisteten auch ärztlichen Beistand. Reihenfolge der Vorsteher des Franziskanerklosters in Haindorf. 1691—1693 D. Ludovicus Zwinner, Proto-Praesidens. 1693—1694 B. Ludovicus à Brem, Praesidens. 187 188 1694- 1698 D. Januarius Schidlo, Praesidens. 1698. 1700 D. Januarius Schidlo, Proto-Quardianus. 1700- 1702 D. Norbertus Schneider, Quardianus. 1702- 1703 P. Joannes Bapt. Porenß, 1703—1704. Januarius Schidlo, 1704 1755 D. Victorinus Winter, 1705- 1706 P. Mauritius Salbiger, 1706- 1708 D. Victorinus Winter, 1708—1709 D. Sebastianus Breiter, 1709- 1710 Vincentius Köpff, 1710—1711 Mauritius Salbiger, 1711- 1714 D. Nicomedes Kurt, 1714—1715 D. Raimundus Gildt, 1715. 1716 D. Petrus Güntzel, 1716- -1717 D. Hieronymus Bauer, 1717 1720 D. Nicomedes Kurtz, 1720. -1722 D. Gdmundus Oppit, 1722. 1725 D. Nicomedes Kurtz, 1725- 29 D. Timothaeus Path, 1730 D. Christophorus Mentzl, 1730—1731. Servasius Haas, 1734 D. Benignus Turba, 1734. 1737 D. Ludovicus Tomiczek, 1737. 1739 D. Sebastianus Gedliczka, 1739. 1742 D. Glorianus Komareh, 1742. 1745 Modestus Schindler, 1745. 1746 Gricus Glafer, 1746- 1747 Christianus Glegeli, 1747 1748 Theodorus Dreyschuch, 1748- 1750 D. Petrus Brentner, 1750 1751 Chrisostomus Müller, 1751- 1754 D. Ioannes Cancius Bohl, 1754- 5D. Glaudius Pauli, 175 1757 P. Joannes Cancius Bohl, 1757- 1758 D. Firmatus Dollhopff, 1759 D. Geslaus Haberhans, 1759. 1762 D. Servafius Hauerhans, 1762 1763 Casparus Geberth, 1763. 1764 D. Leopoldus Schluderbach, 1764 1765 D. Bonagratia Brunner, 1765 1768 D. Servasius Haberhans, 1768— 1769 I. Aegidius Sarer, 1769—1770 D. Serbafius Haberhans, 1770—1771 Beregrinus Pohl. 1771- 1774 Martinus Rutczera, 1774- 1775 Christianus Hütter, 177 1 1776 Bernardius Hauffen, 1776- 1779 Christianus Hütter, 1779- 1780 D. Servulus Schwarß, 1780- 1781 D. Monaldus Kappaun, 1781 1782 D. Philippus Bayerlein, 1782. 1790 Monaldus Kappaun, 1790- 1804 Baulus Wolf, 1804 1806. Adalbertus Choyensky, 1806- 1817 Baulus Wolf. 1817- 1818 D. Alipius Lehmann, Superior. 1818—1824 P. Ulipius Lehmann, Quardianus. 1824—1842 D. Bernardus Westermayer, Quardianus. 1842—1345 D. Germannus Thum, Superior. 1845-1848 D. Ugapitus Graubner, Quardianus. 1848. 1854 D. Richardus Gürtler, 1854 1869 Cajetanus Hahn, 1869. 1834 Nicolaus Neberth, 1884 Reginaldus Glich, 1884 1885 I Cajetanus Hahn, Superior. 1885 1886 Bruno Schachinger, Superior. 1886 Bruno Schachinger, Quardianus. 1902 1914. Dominik Denemark. 1914 1917 Theobald Stikgr. 1917- 1920 Innocenz Tiracek. 19201921 Marian Wilhelm. 1921 Unastas Beer. 1921 P. Josef Hopfinger. be 189 Die deutsche ewangelische Predigi- station in Haindorf. Am 29. November 1903, nachmittags 1/36 Uhr, fand eine Zu- sammenkunft einiger evangelischer Männer des oberen Wittigtales statt, in der beschlossen wurde, in Haindorf eine ebangelische Predigt- station zu errichten. Dieser Beschluß wurde einer Versammlung am 13. Dezember desselben Jahres als Antrag vorgelegt und angemom- men. In den Vorstand wurden gewählt: Mar Auerbach, Fabrikz- beamter, Willibald Hube, Fabriksbeamter, Julius Ehrentraut, Briefträger und Konrad, Götz, Fabriksarbeiter. Die Westliche Ghange- lische Superintendantur A. V. für Böhmen in Äussig a. G., hat so- dann mit Grlaß vom 13. Jänner 1904, 3. 123, die Grrichtung der Predigtstation genehmigt unß hiervon gleichzeitig dem k. k. Gbangeli- schen Oberkirchenrat in Wien und der F. k. Bezirkshauptmannschaft Friedland Mitteilung gemacht. Am 13. Dezember 1903 nachmittags fand der erste ebamgelische Gottesdienft in einem Saale des Gotel „Raiferhof“ statt, wober Pfarrer Georg Bellar aus Friedland über den Adventtert Lucas 3, 12—18 die Bredigt hielt, in der er darauf hinwies, diaß im oberen Wittigtale nun zum erften Male seit der Zeit der zweiten Gegen- reformation wieder ebangelischer Gottesdienft gehalten werde. Seitiher findet mit geringen Unterbrechungen jeden zweiten Sonntag Gottes- dienft statt. Die 20jährige Bestandesfeier der deutschen evangelischen Predigtstation in Haindorf konnte am 9. September 1923, im Gaft- hause „zur Sonne“ bei schönstem Wetter und gutem Besuche fröhlich gefeiert werden. Pfarrer Bäuer le begrüßte im Namen der Fest- gemeinde die erschienenen Gäfte, im befonderen die ebang. Gemeinde und die Ortsgruppe des Ghang. Bundes von Reichenberg mit Herrn Liebs und Herminghaus, den deutschen ebang. Männergefangberein dortselbst, Herrn Oberlehrer Philipp-Dörfel und die Herren Ober- kirchenrat Briesch, Herrn Pfarrer Geher und Herrn Pfarrer Löffler aufs befte. Die tiefgründige und zeitgemäße Gestrade Herrrn Gehers wirkte begeisternd auf die Anwesenden. Die Anssrachen des Herrn Kirchenrats, dees Herrn Bürgermeisters Augsten, der nachträglich er- 190 schien und begrüßt wurde, des Herrn Pjarrer Löffler und Herrn G. Birnbräuer wechselten mit den Gefangsvorträgen des deutschen ebang. Männergesanzbereines, der mit seinem ersten Lied: „In einem tiefen Grunde“ schon sich in die Herzen gesungen hatte, und mit dem Neu- mann'schem Orchester ab, das die Anwesenden zu dem Scharliede: „Haft du dem Lied der alten Gichen“ ebenso vorteilhaft begleitete als es seine Weisen spielte. Ein Gedenksteim der Dankbarkeit wurde ge- setzt durch die Neugrüabung einer Bundesortsgruppe Haindorf. Für die Betirtung sorgten außer der Gastivirtin die einsigem Frauen und Mädchen der Predigtstation, denen ein gut Teil des Dankes gebührt, den Herr Seeliger ann Schlusse Allen zum Ausdruck brachte. Im Anschlusse an diese Feier schrieb Pfarrer F. Bäuerle in der „Friedländer Zeitwag“ vom 15. Dezember 1923: Wenn O3wald Spengler in seinem berühmten Buche „Der Untergang des Abendlandes" schreibt, daß alte Kulturen, Staaten und Völker untergehen, so trifft diese Wahrheit auf Haindorfs Prote- flantismus nicht zu. Er hatte in dem hherrlichen Wallfahrtsort, in dieser Perle des Ssergebirges, 1552 Einzug gehalten. In alter Form und nicht in Fleisch und Blut der Bevölkerung übergegangen, zog er mit den Getreuen fort, die sich jenseits der weiland österr. Grenzen ansiedelten. Aber er kam wieder. Wer sich mit jenen Greignissen der Reformation und Gegen- reformation in unserem Bezirke beschäftigen will, lese in Selbig'3 „Geschichte des Bezirkes Friedland“ und in anderen Werken nach. r überschlagen sie, um auf die Entstehung der ebang. Predigt- station einzugehen. Vor 29 Jahren wandte sich eine Fabriksbeamtens- frau an den damaligen, jetzt in Hermagor-Watschigg in Kärnten wirkenden Pfarrer G. Pellar von Friedland um die Einführung von Gottesdiensten. Ihrer Bitte wurde entsprochen und 1903 entstand die Station. Wenn uns im Krieze jemand gesagt hätte, sie geht unter, wir hätten's geglaubt. Aber heute, nach Wiederwahl eines Kirchenvorstandes und Neugründung einer Ortsgruppe des Ghang. Bundes sowie einer Gruppe des Gbang. Frauenbereines halten wir dafür, sie wird wachsen, blühen und gedeihen. Es ist wunderbar, daß neben dem von G. Opitz, Franziskaner-Ordenspater, im Jahre 1732 beschriebenen „Fruchtbarer und schattenreicher Lindenbaum“ d. 1. "Mürige der wundertätigen Mutter Gottes im Heundorff Ursprung, auch wie die Andacht gegen, dieselbe an gemeldetem Ort von andächti- Jen marianischen Liebhabern verrichtet wird samt etlichen Contro- verstis vorgestellt“, darin die Sage von der Entstehung des Ortes Haindorf wiedergegeben ist, die auch S. Bennesch in seinem Führer durch das obere Wittigtal mit besonderer Berücksichtigung der Som- merfrische Haindorf 1903 bringt: ich sage: wunderbar ist's, daß neben jenem Lindenbaum, in dessen Zweigen jenes aus Zittau um 7 Pfea- nige angekaufte Mariengnadenbild angebracht wurde, in dem eben- 191 genannten Jahr eine deutsche Eiche mit dem Marie isohn am Kreuz und mit dem Bibelbuch gepflanzt werden und trotz der Stürme des Weltkrieges und anderer mitl cher Verhältnisse zu einem 20jährigen Daum von nicht besonderer Höhe, aber doch knorriger Stärke heran- machsen konnte, ein Zeichen uaferer konfessionell uninterefsierten und doch auch hochinteressierten Zeit des Wiederaufbaues und der Sanktio- nen, aber auch der Aera des Protesta-itenpatentes Franz Josef I. Bilhlich gesprochen ist Haindorf eine Tochter der 1899, also vor 25 Jahren gegründeten Pjarrgemeinde Friedland, eine Enkelin der vor 60 Jahren entstandenen Gemeinde Reichenberg und eine Urenfelin von Gablonz a. N., in dem vor 100 Jahren eine eigene Gemeinde er- richtet wurde. Sie ift eben ausstattungsbedürftig, benötigt einen Betsaal mit Glöcklein und Türnchen, besitzt aber bereits eine schöne Ausstattung an heiligen Geräten (Vafa facra) und Einrichtungs- gegenständen. Wie aber eine Haustochter durch ihre eigene Arbeit sich vorwärts bringen muß, so muß auch unsere Predigtstation zu ihrer Erhaltung das meiste selbst beitragen. Steuern müssen im Orte selbst fließen, seitdem die Allmutter, d. i. in diesem Falle das eamgelische Deutschland, selbst unterstützungsbedürftig geworden ist. O daß die Opferwilligkeit aushielte über die Notzeit und Weihnachten hinaus in eine neue bessere Zeit hinein und den Bestandt sichertel- Was für eine Bedeutung die Erhaltung der evanz. Kirche hat, kann in Hofrat D. Dr. G. Loesché's „Deutsch-ewang. Kultur in Oester- reich-Ungarn, 1915 erschienen bei Arwad Strauch in Leispzig, nach- gelefen werden. Hier fann nur folgendes angemerkt werden: „Deutsch-ebangelisch ist der Gedanke der Duldung anderer Religions- befenntnisse; ja, „zum Glauben soll mam niemanden zwingen", schreibt Luther. Deutsch-ewang, ist unsere Sprache, die Sprache der Gebildeten Aldeutschlands durch die Bibelübersetzung. Auf dem Gebiete der Kunft glänzen Namen eines Joh. Geb. Vach, eines Richard Wagner, Händel, Brahms, der Dichter: Goethe und Schiller. Neben religonsgeschichtlichen und kirchenpolitischen Kulturverdiensten treten Werte auf anderen Gehieten auf, die im Verhältnis zu der ge- ringen Zahl, besonders in unserem Heimatlande, ungewöhnlich sind.“ Die Lebensbewegung in dem Zeitraum des Bestandes von 20 Jahren war in Haindorf jering, jedoch so bedeutend, daß sie fest- gehalten zu werden verdient. Sie reicht hier vom 1. Jänner 1903 bis zum 1. Jänner 1923. In dieser Zeit waren alle 2 Jahre 1 Trauung, also 11 Trauungen in Summa, 24 Gintritte in die und 10 Austritte aus der ebang. Kirche, 49 Geburten, und zwar von 1903 bis 1912 der Reihe nach 2, 3, 4, 3, 2, 6, 4, 5, 3, 7; vom 1913—1922 gezählt 10, Sterbefälle O, 2, 2, 1, 3, 4, 3, 0, 4; von 1912—1920 zufammen 11 somnit Summa Sammarum 29. Demnach entfällt auf den Zeitraum von 20 Jahren ein Zuwachs von 30 Seelen ohne Rücksicht auf den Zu- 192 und Wegzug. Außerdem war eine Lebensbewegung in Haindorf be- reits vor der Gründung der Predigtstation in der Zeit vom 1. Jänner 1899 b:s 1. Jänner 1903, und zwar Geburten 9, darunter 7 unehelich, 1 totgeboren, 1 legitimiert, von den Lebendgeborenen gestorben 3, Sterbefälle 10, Trauungen 1 (1902), Gintritte 2 (1899), Austritte O. In den letzten 10 Jahren wurden 12 Kinder konfirmiert. Wer über die Zeit vor 1899 Aufschluß oder einen Matrikelauszug haben will, muß die Reichenberger oder Gablonzer ebang. Matrikbücher in An- spruch nehmen, weil die Friedländer bloß bis 1899 zurückreichen und die ebang. Gemeinde in Haindorf gar keine besitzt. Als Matrikelführer und Prediger waren die jeweiligen Seel- sorger von Friedland und Neustadt a. T. in unserem Zeitraum tätig- Pellar, Bäuerle, Branig, Köppen, Kmorek, Bloschek, Löffler. Im Vorstand waren Hube, Zippel, Ehrentraut, Seeliger, Nöhl, Greiner, Kurz, Seibt, Appelt, Sorgenfrei, Pellar, Bäuerle. Als Organist ist außer den Predigern zu nennen Herr Augsten, als Küster Zippel und D. Geibt. Anläßlich des 20. Bestandesjahres wurde am 9. September ein wohlgelungenes Fest im Garten des Gafthaufes „Zur Sonne“ in Haindorf abgehalten, von dem als Reinertrag u. a. 50 K für die Friedländer neuen evang. Glocken abfielen, die auf Wunsch auch den Haindorfer Protestanten erklingen werden, bis ihnen ein eigenes Ge- läute vollen Ersatz bietet. Möge das nun heraneilende 25. Jahr jene grüßen dürfen, die fast seit Kriegsschluß der Sommerfrische politischer und wirtschaftlicher Umstände halber fern bleiben mußten, und alle Gemeindeglieder ihhren Wünschen näher finden als das 201 Was die Religionsunterrichtsstation dortselbst betrifft, die ge- genwärtig von Herrn Oberlehrer Philipp geleitet wird, ist sowohl be- züglich der Gründung als auch der Schülerzahl in diesem Blatte an anderer Stelle genug berichtet worden. Dasselbe gilt von den gottesdienstlichen Stätten der ebang. Ge- meinde in unserem berühmten Wallfahrtsort, der Perle des Sser- gebirges. 193 Die Wolksschule. Organisten. Den Regenschoridienst besorgte stets der Lehrer, später der Oberlehrer. 1897 legte der Oberlehrer Josef Vorsche den Dienst nieder. Als Organist wirkt seither der Musiklehrer Albert Ullrich. Wann die erste Schule in Haindorf errichtet worden ist, darüber mangelt es zur Zeit noch des urkundlichen Beweises. Bereits die Zeit der Vibersteine weist den Bestand einer solchen auf, dies geht aus einem Kaufkontrakte vom Jahre 1527 hervor, demzufolge Hans Rolle, voriger Schreiber in Haindorf, sein Haus in Friedland verkauft. Ettras mehr erfahren wir durch einen Bericht, dem 1704 am 11. Oktober der erzbischöfliche Kanzler Tobias Alberthi zu Brag an das herrschaftliche Amt in Friedland gelangen ließ. Das Schreiben behandelt den Streit um die Schulwidmut und gibt bekannt, daß die Gründe der Haindorfer Schulmeister schon über anderthalbhundert Jahre im Besitze gehabt habe. Gs soll nun versucht werden, aus den spärlichen Nachrichten der darauffolgenden Zeitläufte den Bestand einer Schule in Haindorf dauernd sicherzuftellen. 1604, am 9. Juni, wird in der Haindorfer Kirchenrechnung des Kirchschreibers Erwähnung getan, der als Zeuge beiwohnte, als der Kirchvater Paul Neumanm und der Geschworene Caspar Pfeifer „dasjenige so die Vilgrimsleute in die Kirche geworfen, henausge- nommen. Damals herrschte die dem evangelischen Glauben ergebene Freifrau Katharina von Redern, deren Gemahl Melchior von Redern die Wallfahrt nach Haindorf untersagt und die Kirche versperren hatte lassen. Die nächste Nachricht stammt aus dem Lehensgutkaufe des Scholzen Hans Hübner vom 14. Juli des Jahres 1619. Das dartn behandelte Ausgedinge bezieht sich unter anderem auch auf den Acker am „Schulraine hinaus bis ans rote Floß“, 194 Wie spätere Zeugen erhärten werden, befand sich das Schul- gebäude an der Stelle des jetzigen Klosters, daran schloß sich die Schultidmat in nördlicher Richtung zwischen der Pfarrwidmut und dem Lehengute. Nach einem herrschaftlichen Zinsregister vom Jahre 1627 übte der Schreiber allda auf Paul Neumanns Gute die Vogelstelleren aus. Gs war dies Georg Finke der 1639 unter Zurücklassung namhafter Schulden entwich. Das oft genannte Reformationsprotokoll vom Jahre 1651 enthält unter den Ortsinfassen auch den Namen des Schreibers Georg Amende, der, wie die Friedländer Matriken bezeugen, den neuen Glauben ab- legte. Ob er der unmittelbare Nachfolger d-s genanntem Georg Finke war, ist nicht festzustellen. Sicher ist nur, daß Amende schon Jahre vorher im Amte war, seines Zeichens ein Schuhmacher, aus Ostritz stammend. Laut Haindorfer Kirchenrechnung liejerte 1658 Georg Augsten in Weißbach 6 Schock Schwarten, das Stück zu 3 d. zum Zaune für die Schule und die Widmut. Am 10. September 1665 verkauft Anna, des verstorbenen Jacob Semtners Wittib, ihr Haus samt Garten zwischen der Schul- und dem Kretscham. In diesem Jahre verließ der Schreiber Georg, Amemde seinen Dienst. An seine Stelle trat der Sohm des hiesigen Brettschneiders Christof Effenberger, Christof Offenberger, von Beruf Tischler. 1666 wurden für die Schule neue Bänke angeschafft. Am 8. November 1676 ehelicht der Schreiber Christof Efjen- berger, genannt Schreiberkristl, zum zweiten Male, und zwar Marie, die Tochter des Gärtners Christof Glsmer in Weißbach. Er erfreute sich eines großen Kindersegens. Soweit die Matriken, Auskunft geben, waren es 16 an der Zahl. Laut Entschließung vom 9. Jänner 1690 des Grafen Franz Ferdinand Gallas, wurde der Bau des Haindorser Franziskaner- 195 klosters ins Werk gesetzt. Hiezu wurde die Stelle der Schule aus- ersehen, die noch im selben Jahre dem Neubaue weichem mußte. Dem Kirchschreiber Christof Effenbenger überließ der Grund- Herr laut Kaufbrief vom 6. März 1690 „eim Planet in der Haindorfer Auen, darauf er ein Häuzl bauen kann, um den Breis von 1 Schock Meißnisch, unter Zusicherung der Zinsenfreiheit." Das Plänlein liegt an der Wittig und an dem Fahrweg unterwärts des altbekannten Weges durch den Wasserfurth anfstoßend. Es betrifft dies das Haus Nr. 9 am Lehn, in dem nun bis auf weiteres der Schulunterricht erteilt wurde. Nach mündlicher Ueberlieferung wurde zum Baue dieses Hauses das Gebälf der alten Schule verwendet. Der „altbekannte Weg“ ist jener, der noch heute über den oberen Gemeindefiebig führt und der b3 in die achtziger Jahre des verflossenen Sahshunderts durch ein Furt an einer seichten Stelle der Wittig, beim heutigen Gafthause „Zum weißen Roß“ (Nr. 133) eine Verbindung mit dem Fahrwege am Lehen herstellte. 1697 erhält Melchior Effemberger, der Sohn des Schulmeisters Christophh Effenberger, das Lehramt. Daß in dem neuen Heime des Schulmeisters die Erteilung des Unterrichtes den Verhältnissen nicht entssprach, ist leicht zu ersehen, wenn in Retracht gezogen wird, daß auch die Kinder der Nachbar- orte Weißbach und Liebwerda mit gelehrt werden mußten und Weiß- bach damals Haindorf in der Entwicklung weit überholt hatte. Die geistlichen Behörden ließen es demnach an ernstlichen Vor- stellungen beim Grafen nicht fehlen. So schrieb der erzbischöfliche Kanzler zu Brag am 12. Dezem- ber 1699 an den Grundherra, daß die Schule unter allen Umständen wieder errichtet werden müsse, „daß zu Haindorf wegen der Menge der Fugend in und allwege ein Schulmeister gewohnt, dessen Wohnung aber und was sonften dahin gebrauchet worden, bei Grrichtung und Erbauung des Klofters dahin einbezogen.“ Das Herrschaftliche Amt gab wohl zu, daß „es billig sei,“ die eingerissene Schule wieder zu erbauen, jedoch lasse mam sich hierzu keineswegs von jemandem dazu verpflichten. So blieb es bordenhand beim Versprechen. Immer neue Verhandlungen, wurden eingeleitet. Am 26. Juni 1708 gab die Herrschaft in der Schulbauangelegenheit und der Nutz- nießung der Schultidmut eine willfährigere Antwort. 196 Punkt 8 dieses Bescheides sagt: ferner haben sich die Bevollmächtigten auch erklärt, daß die Schule zu Haindorf auf die herrschaftlichen Unkostem mit nächsten erbauet. und solchen Umfang hierzu von der Obrigkeit gegeben werden soll, daß der Schulmeister ein Kuchelgärtel vor seine Notdurft darbei wird haben können. Die Zusage ging jedoch auch diesmal nicht in Erfüllung. Da die elterliche Wohnung (Nr. 9) dem neuem Schulmeister Melchior Effenberger den Verhältnissen nicht entsprach, kaufte er am 12. März 1713 von der Gemeinde für 1 fl. 30. „eine kleine Stelle bei der Brücke (Velzbrücke) so über das Wasser geht," zur Errichtung eines Hauses, wozu ihm der Scholz durch Verabreichung von Banholz behilflich war. Das neue Gebäude, welches an Stelle der heutigen Nr. 34 stand, war mit einem Stockwerke versehen, trug also dem Raumerfordernis ent- sprechend Rechnung. Wenn wir nun den Faden unserer Geschichte unterbrechen, so geschieht es, um einer alten Streitfrage zu gedenken, die durch das Vorhergesahte ihre Lösung gefunden hat und wodurch der ange- zweifelten mündlichen Ueberlieferung recht gegeben worden ist: so- wohl in Nr. 9 als auch in Nr. 34 hat die Schule zeitweise Unterkunft gefunden. Daß der noch heute bestehende Name „Schreibermichel“ auf den erwähnten Schulmeister Melchior Effenberger zurückzuführen sei, ist 5 eine irrige Annahme. In unserer Mundart theißt Melchior nicht "Mocht“ sondern „Malcher“. Melchior Effenberger aber nannte man nach seinem Vater „Schreiberkröftl“, wie aus einem Briefe eines Franziskaners an das herrschaftliche Amt vom Jahre 1739 her- vorgeht. Weder Schreibermichel noch Schreibergodl oder Schreibertons haben mit dem Schulmeisteramte eine Beziehung. In diesem Falle handelt es sich lediglich um Abkömmlinge der alten Schulmeister- famuilie Effenberger. Solche Benennungen sind noch heute bei uns gang und gäbe, um die verschiedenen Familien mit ein und demselben Geschlechtsnamen zu unterscheiden. Die Effenberger waren schon im alter Zeit im Orte mehrfach vertretem. Zu einem Schulbaue kam es erst im Jahre 1731. Aus dem vom Kirchenbaue herrührenden Rüstholze war nebst einigen Hünsern auf der vertauschten Widmut die neue stockhohe Schule erbaut worden. Sie stand auf dem Plane des heutigen, Schulhofes mit der Vorderseite der Kirche zugekehrt und enthielt außer einem 197 Lehrzimmer auch die Wohnung für den Schulmeister und ein Zimmer zur Benützung für den Raspenauer Pjarrer. Das Gebäude muß nur von geringem Umfange gewesen sein, denn hart daranf schloß sich das „herrschaftliche Haus“, ein massiver Bau, dessen Hauptseite der W.tlig. zugewandt war. Zugleich mit der Schule ward ein neuer Friedhof, anschließend an diese die steinerne Brücke sowie die hohe Quermauer, die den Kirchenplatz gegen die Wittig zu abschließt, errichtet, und der Platz vor der Kirche ausgefüllt und geebnet. Laut Hasindorfer Kirchenrechnung lieferte 1737 am 1. April Hans Chr. Herbig, Tischler zu Raspenau einige Laden in die Schuule. 1744 nahm der Maurer Christoph Gähler verschiedene Ver- besserungen in ihr vor. So wurde im oberen Stacke gemeißt, der Herd ausgebessert und in der unteren Stube der Heizofen umgesetzt. 1748 wurde von Jakob Hergefell und Konforten auf der Schul inwendig des Kirchhofes d.r Giebel mit Schindeln gedeckt und 1752 ein von Ignaz Haupt in Friedland für 9 fl. gelieferter Heiz- ofen in die Schulftube gesetzt. Wie mündliche Ueberleferungen berichten, wurde das Objekt um 1788 ein Raub der Flammen, nacht einer anderen Mitteilung, wegen Baufälligkeit abgetragen. In dem Werke „die Theresianische Schulreform in Böhmeis von Professor A. Weiß, heißt es im Halbjahresberichte vom 16. Juli 1788 bis 30. Jänner 1780: „In Haindorf hat die Obrigkeit das dortige herrschafftliche Hants zur Schule angewiesen, worin man das obere Zimmer für die Jugend wohl eingerichtet, die untere Wohnung aber für den Lehrer bestimmt hlat. Nach dem Haindorfer Pfarrgedenkbuche wurde am 11. Juni 1788 im Beisein einer großen Menschenmwenge die neue Schule eingeweiht und nach Äbhaltung der kirchlichen Feier, die Schuljugend mit Musik in das neue Schulgebäudie eingeführt. Gs erhielt die Aufschrift: „Bildung für Religion und Wissenschaft" und hatte außer einem Lehrzimmer für den Lehrer zwei uneingebaute Kammern im ersten Stocke. Mit der Zeit wurde der Kaum den einklassigen Schule so über- füllt, daß an eine ersprießliche Lehrtätigkeit nicht gedacht werden konnte. Aber erft dem Lehrer Josey Sembdner (1852—1858) ge- lang es, eine Rammer für Schulzwecke zu erreichen. Unter ihm be- suchten die Schule in Haindorf nahezu 300 Kinder, für die 18 Bänke zur Verfügung standen. Der gewonnene Raum muß wohl dem Bedürfnisse noch nicht entsprochen haben, denn am 4. Mai 1860 richtete die Gemeinde an das Bezirksamt eine Eingabe, worin sie bekannt gübt, daß die nötigen 198 Verbesferungen im Schulhause vorgenommen, doch sei es noch immer trotwendig, daß ein zweites Lehrzimmer gebaut würde, da die gegen- wärtigen Räumlichkeiten die Menge der Kinder kaum fasse und der Unterricht darunter leiden Das Jahr 1863 brachte endlich die gewünschte Erweiterung: eine zweite Klasse und die Vergrößerung der Lehrerwohnung. Auch den Unterlehrer erhielt ein Zimmer. Die durch das Reichsvolksschulgesetz vom 14. Mai 1869 von sechs auf acht Jahre verlängerte Schulzeit erforderte die Errichtung einer dritten Klasse, für die jedoch im Schulhause kein Platz vorhan- den war. Sie wurde deshalb im Hause Nr. 36 des Bauern Antom Augsten untergebracht. Die Gemeinde hatte hiezu das im Stockwerfe befindliche vordöstliche Zimmer gemietet. Die Schülerzahl muchs ständig, sodaß die Gemeinde schon zwei Jahre darauf den Beschluß faßte, das Haus Nr. 303 für Schulzwecke käuflich zu erwerben. Das Vorhaben wurde jedoch wieder fallen ge- lassen, dafür der Bau eines neuen Schulgebäudes an Stelle des alten durchgeführt. Die alte Schule, das ehemalige „herrschaftliche Haus“, Residenz genannt, mit der vielverheißenden Aufschrift „Saatfeld für Zeit und Ewigkeit“, die ihr die Neuze.t an die Pforte geschrieben hatte, wurde 1880 weggerissen und an ihre Stelle von dem Friedländer Baumeister Franz Elstner um die Summe von 20.350 fl. das noch heute bestehen- de Volksschulgebände erbaut. Der Grundstein hierzu wurde am 26. Juni 1880 unter Beischluß einer Denkschrift und den damals gangbaren Mün- zen gelegt. Während des Baues wurde die erste Klasse im Hause des Anton Augsten Nr. 36 und für die übrigen zwei Klassen im Gasthause „zu drei Rinden" (Nr. 89) Unterkunft gschaffen. Die Weihe der neuen Schule fand am 1. Oktober 1881 statt, nachdem bereits laut Grlaß des k. k. Landesschulrates vom 14. Juni 1881 der Kinderzahl entsprechend die dreiklassige Schule in eine fünt- klassige verwandelt worden war. Das neue Gebäude unfaßte 5 Lehrzimmer, 1 Turnsaal, eine Wohnung für den Oberlehrer,, bestehend aus 3 Zimmern und Küche und ein Lehrmittelzimmer. Am 1. Oktober 1883 wurde die fünfte Klasse nach Geschlechtern geteilt und der Turnsaal als Lehrzimmer eingerichtet. 199 Die Expositur. Da außer den Kindern des Ortsteiles Neudorf auch die Kinder des zu Raspenau gehörigen Ferdinandstal nach Halndori eingeschult waren und der weite Weg für die jüngsten zwei Jahrgänge, namentlich zur Winterszeit, mit vielen Beschwerden verbunden, beschloß der Orts- schulrat um die Grrichtung einer ganzjährigen Erpositur dortselbst anzusuchen. Am 14. Jänner 1885 fand die Lokalerhebung statt. Als Unterfunft wurde im Haufe Nr. 285 der erforderliche Raum gemietet ui1d am 1. Oktober 18864) für die erften 3 Schuljahre mit dem Unterrichte begonnen. Inzwischen war in dem neuen Schulgebäude manche Verände- rung, bzw. Verbesserung vorgenommen worden. 1892 wurde der Platz vor dem Gingange gepflastert und 1893 der Schulgarten ange- legt, zu gleicher Zeit die aufsteigende 6. Klasse sowohl für Knaben als auch für Mädchen bewilligt. Dieser Ausgestaltung zufolge wurde die Dienstwohlnung des Oberlehrers zu dem siebenten Lehrzimmer ferner zu einser Danzlei und Schuldienerwohnetnn verswendet. 1898, nach Vollendung der Bürgerschule, kamen vier Klassen der Volksschule dahin, um dem Gemeindeamte und dem Spar- uid Vorschußbereine Unterkunft zu schaffen. Der östliche Dachraum, der lange Zeit als Turnsaal gedient hatte, wurde 1911 zu einem Beratungszimmer der Gemeinde einge- baut. 1919 überfiedelte der Gegenfeitige Spar- und Vorschußzberein in das Haus Nr. 363. In dem freigewordenen Raum wurde die 1. Klasse untergebracht und 1921 fand, die Verlegung des Stadtamtes aus der Volksschule in das Hotel „Kaiserhof“ statt. Wegen Ma.1921 an Kindern wurde im selben Jahre die Paral- lele zur 4. Klafse aufgelassen und zu gleicher Zeit die schulärztliche Visite eingeführt. Im Schuljahre 1923/24 umfaßte die Volksschule nur noch fünf aufsteigende Klassen nebst der Erpositur. *) Eingeschult nach Haindorf waren von Müldeneichen die Häuser Nr. 17, 29, 32, 37, 42, 43, 45, 49 und 52, von Weißbach die Häuser Nr. 118, 120, 221 und 317, von Raspenau die Häuser Nr. 8. 45. 191 und 200. 200 Unterrichtsverhältnisse. Ueber die Unterrichtsverhältnisse unter der Herr- schaft der Bibersteine ist nichts bekannt. Nachweisbar ist nur, daß bereits im 14. Jahrhundert auf den Pfarrdörfern der Herrschaft Schulen bestanden haben. Einen großen Förderer Hand die Schulsache am Friedrich von Nedern, welcher als eifriger Freund der Gelehrsamkeit viel zur Ver- besserung des Schulwesens auf seinen Herrschaften beitrug. So schreibt der Friedländer Diakon, Superintendent Martin Nußler, der im Auftrage der Obrigkeit die Beaufsichtigung über das gesamte Schulwesen in der Herrschaft Friedland auzübte, in seiner Leichenspredigt: „Fleißig forzte auch unser lieber Herr für unsere Schulen, de in die sind rechte Himmelsgarten, worin felige Pflanzen erzogen werden, darum ordnete er allzeit an, daß sie nicht allein mit tüchtigen und geschickten, sondern auch mit treuen und fleißigen Ver- sonen versorgt würden, die es mit der Jugens ernst nehmen; er n klagte oft über der Leute Nachlässigkeit, daß sie die Kinder nicht zur Schule anhielten, jah auch gerne, wenn seine Untertanen studierten. Er verordnete eine Summe Geldes, von deren Zinfen einige in frem- den Schulen und Universitäten studieren konnten. Er legte in FFriedland eine Papiermühle an, unterstützte die Görlitzer Buchdrucker Ambrosins Fritsch und Joh. Rchamba, damit sie sowohl Schul- als auch andere Bücher zum besten der Grlehrten drucken könnte.1. Der Superintendent in Friedland hatte genaue Aufsicht über alle Schulen seiner Diözese zu halten und mußte die Schulkinder und den Fleiß der Lehrer einige Male im Jahre prüfen. Der jeweilige Pastor hatte die ständige Inspektion über die Schule und mußte Sorge tragen, daß darin alles ordentlich zuging. Damals gab es außer den Herrschaftlichen Landschulen noch sogenannte Winkelschulen, die im Verborgenen blühten und verboten waren. Zu jener Zeit nannte man den Lehrer nur Schreiber, er hatte außer dem Unterrichte den Organistendieist, das Läuten und die Kirchenrechnung zu besorgen. Der dreißigjährige Krieg brachte auch die Schule an den Rui-. Die Lehrpersonen dieser Zeit waren zumeist nur Handwerker, deren Kenntnisse sich über die elementaren Begriffe des Cesens, Schreibens 201 und Rechnens nicht erhoben. Sie hatten in der Hauptsache den Kirchendienft und die Schreibarbeit der Gemeinde zu beforgen. Schulzwäng gab es damals nicht. Um Unterrichte nahm nur die männliche Fugend teil. Der Schule in Haimdorf waren, wie schon erwähnt, die Kinder der Ortschaften Weißbach und Liebwerda zuge- wiefen. Groß kani die Schülerzahhl nicht gewesen sein, denn in Haindorf und Weißbach wurden zusammen im Jahre 1662 nur 2 Kinder geboren (eins in Haindorf und zwei in Weißbach), in der Zeit von 1662 bis 1675 zufammen in beiden Dörfern 137 Kinder. Die lange schwere Zeit hatte Stadt uns Land entvölfert. Die Filialschule in Haindorf gehörte anfänzlich zu Friedland, von 1726 bis 1786 zur Rafpenauer Pfarre. In letzterem Jahre wars Haindorf ein eigenes Pfarrsprengel. Um das darnieder liegende Unterrichtswesen zu heben, erlieb Philipp Josef Graf Gallas 1741 am 20. September eine „neue Sch u lor d n u n 9'. Hierauf bezieht fich d.e 1743 am 19. Juni (L. V. Au. Fol. 24) erteilte Swftruftsion vor den Schul- meiftern der Gemeinde-Schule der Stadt Friedland“ mit folgen- dem Wortlaute: Demnach der sowohl geftl. als weltl. bereits zum öfteren ergangenen hohein obrigkeitl. Gesetz, Verordnungen, demn chriftl.-kath. Gebrauch nach, die Jugend im wahren Glauben Articuln gründlich gelehrt auch in anderen guten Uebungen fürderfamft unter- richtet werden foll, damit in ihren zarten Jahren erlernte und gleich- sam wie in Wachs eingedrückte Tugenden, als ein größere Ehren Gottes und Seelerheil auch der chriftl.-kath. Gemeinden, immer zur zue wachfende Sitte volles Fundamentum sein möchte, kraft welchem sodann ein jeder darbei erwachsener Mensch mittelft also gelegter Fundamental Lehr der Chriftlichen Gemeinde und dem Publico zur Einhaltung wünfchender Friedensruhe ein höchft nötige Gmolumen- tum alle ersprießliche Wohlfahrt nicht allein befördern, sondern und nebst deme und andern auch seine eigene Seele in Sicherheit des ewi- gen Glückes und zwecfs feten, und vorgewiffern würde, als hat man zur Folge beobachtet und Erlangung so thaner oberwähnter chriftl.- käth. Schrübung auch wegen eingeschlichener Saumfeligkeit einiger Schulmänner nachstehende Instructions Punkta wie und aus was weise die Jugend von denen Cantoribus und Schulmännern zur Lehr- gehalten und unterrichtet werden folle und fünftige Richtschnur- hiermit zu unterwerfen bor nötig zu fein erachtet, und zwar: 1. Soll ein jeder Schulmann oder Cantor der alleinfeligmachenden Chriftl kath. Religion zugetan fein und laut ergangener Consistor. auch anderen Verordnungen gemäß ein in denen Christl. Cath. Lehrstücken selbsten wohlgegündert und hier- wegen beeidet in Musicallith nach Bedürfnis des Ortes funda- mental erfahren und sonft gottesfürchtig exemplarischer Mann sein, damit die Jugend was sie von selben im Unterichtungen 202 nicht fassen kann oder begreifen, auch denselben in seinen Sitten und tugendhaften Wandel in etwas nacharten möchte, daß also 2. die Eltern ihre Kinder früh um 6 Uhr nach gegebenen Glocken- zeichen von St. Georgh bis Gallh oder Michalh und von denen an durch den Winter um 7 Uhr in die Schule schicken und 3a alle beisammen, die ihnen vorgeschriebenen Schulgebete wie ingleichen auch also nach vollendeter Schule durch einen größeren Schüler andächtig vorbeten lassen, mihi sothanen zum Lesen, Schreiben, Rechnen und Glaubenssachen während der Schule allen Fleißes bei gut obteruirende Ordnung und Polizei ange- halten werdr. Folgbar 3. Von 9 und respective 10 Uhr der Schulmann oder Cantor die frnft gewöhnlichen Privatstunden halten und sie Kinder im Singen, Geigen aufn Glabier und anderen Instrumenten be- stens zu informieren befleißen sein solle. 4. Wird von 1—4 Uhr die Schule in solchen Punkten gehalten wie in Punkt 2 beobachten worden. Ferner 5. Wird der Schulmeister oder Cantor wie bräuchlich und anbefohlener maßen alle Mittwoch und Samstag (an welchen die Kinder da in der Woche kein Feiertag einfallet ohne dem nur einmal des Tages die Schule frequentieren), sie Kinder in Chriftl. Lehren unterichten vermög römisch Kathechismus selbe Eraminieren und Capacib, solchen auswendig lernen lassem, damit kraft solcher eifrig obliegenden Instruirung der alleinseligmachende Glaube wie mittelft dazu gehörigen hauptsächlichen Requisiten ein Shrift unmöglich felig werden kann, je mehr und mehr durch die Jugend fortgepflanzet mithim und also die Christl. Cath. Lehr grundfeste gelegtet werde. Allermassen die wahre Lehr Christi (welche bei der Jugend gleich angefangen sodann auch im hohen Alter annoch einige Affect oder Wirkung erwecket) nicht nur ein Versicherung und Kennzeichen des heils, sondern ein unauflösliches Band zwischen Gott und Menschen ist. Mit denen 6. An Sonn- und Feiertagen die Kinder zur Kirche und Christl. Kinderlehre in aller Ehrer bietigkeit sich fleißig einfinden sollen und da sie nachher aus der Kirchen sondern aus der Schule gehen, der Schulmann ein Theil wegs vom Schwatzen mutwilli- gen abhalten Consequent mit den Verbrechen gemäß Moderat- und mit Bescheidenheit abstrafen wird. Weiters Führet der Cantor allhier in Friedland das Direktorium sowohl in der Kirche mit den Musiculi als auch in dier Schule allwwo seine Wohnung und anbei die Orgel wie erforderlich und ihm anbefohlen wird zu spielen hat, dann allnötige Musicali zu der Kirchen und in die Schule zum Lernem verhhalten ist ohne Ent- geld der Herrschaft zu verschaffen, nicht weniger ihm bestens 203 angelegen lassen sein solle. Die Kinder auch versiren ein Ehr- und Breborfi auf einen Chor oder in der Kirchen zu fingen haben, wohl inftruiren und iehnen die Musicali heraus zu geben. 8. Damit der Cantor besser subsistiren könne, so hat man nicht 2, als einen sonderbaren Schulmeister und Cantor aufftellen wollen, doch aber, daß er Cantor einen freiledigen Menschen zu einem Präceptor auf seine Kosten, welcher eben die Music wohl practicirt und absonder einen Paß singen kann, halten solle, widriges dessen er Cantor einen solchen Bemelten Prä- ceptor nicht beständig haltet, er dieses Dienftes gewiß widerum abgesetzt und entlaffen wurde. 9. Ist der Cantor gehalten per 3 Tag in der Wochen unter während der heil. Messe als am Dienstag, Donnerstag und Samstag die Kinder einen Rofenkranz betem zu lafsen oder den Tag vor einfallenden Feiertag die Litanei musikalisch forderst zur Ehre- Gottes dann zu Nutzen und wegen der Gxcertiti der in Singen und Musiklehre bestehende Jugend verrichten zu lassen. 10. Um damit Sonn- unß Feiertags der Dienft Gottes zur größeren Ehre des Allerhhöchsten und besserer Auferbauung deren Kirchen- kinder könnt verricht und vollzogen werden, foll der Canton besonders und taugliche Schulfnaben ausheben, die felbe mit gebührender Ehrerbietigkeit und geziemender Reberenz dem Briefter zu dem Amt der heil. Messe ministrieren lernen wie dann zum tägl. heil. Messen Ministranten aus den Schul- knaben zum ministrieren schicken und bestellen. Damit nun 11. Um fo viel schleuniger und mit bessern Nachdruck diese In- struction, möge seinen erwünschten Endzweck erlangen, soll aus der Bürgerschaft zwei ehrbare verständige Männer zu Schul- Inspektoren (wie ander Orten gebräuchlich) gesetzt werden, welche alle Viertel Jahr in die Schule gehren, sehen werden, wie die Kinder daselbst gelernt oder ob sonsten etwas zu Verbessern und zu erinnern wäre, diese so dann dem Befund nach wie ingleichen auch dasselbe bei der Bürgerschafft von der Schulkinder Eltern etwa dergleichen erinnerlich und dem Publico in derlei Kinder- Lehrzucht ersprießlicher Vernehmen es ebenermaßen fodann wie obgesacht zur Remedirung der löblichen Geiftlichkeit als I. Instanen Scholarum et lud igistronem wie beizubringen wissen. werden und weiter und 12. wird befagter Cantor, wie erwähnt, sowohl der Zugend als an- deren Erwachsenen Kirchleuten zum Grempel friedfam einig und gegen die geistl. und weltlichen Vorstehern ehrerbitig mit gebührendem Respect sich aufführen, damit er durch seinen unermüdlichen Fleiß wie bei der kristl. Gemeinde einen Nutzen rühmlichen Nachklang also und bei Gott durch wohl gefruchtet 204 Lehr einen ewigen Lohn sich erwerben möchte wonach sodann und schließlich da er Cantor vermög obhabender Pflicht seinen Fleiß nicht sparen folgsam vorbeschriebener Maßen, in allen traulichen nachkommen, wird derselbe vor seine Lehre, Mühe und Arbeit die Belohmung wie eine sonderbare Consignation ausweiset tarmäßig nach welcher sich zu richten und bei Vermeidung des Dienstes darüber die Leute nicht anzuhalten sein, genüssen solle. 1. mit welchen jedoch die gnäd. Grundobrigkeit hierinfalls weiter gnädigst zu disponieren, hiermit geziehmend überlassen vorbe- halten wird (nalch welcher Taxa sie sich richten und bei Ver- meidung des Dienstes darüber die Leute nicht anhalten wer- den), zu genüssen haben sollen. Demnach hat unser Haupt- mann diese Instruction nicht allein dem Bechant dann dem Magistrat zu Friedland (gleich bei Instalsierung), dessen sondern aber denem Schulzen alle Viertel Jahr einmal bei dem gewöhnlichen Amtstag sich darnach halten und richten zu können zu publizieren. Schloß Friedland, 19./16. 1743. Phil. v. Gallas. Diese Vorschrift läßt an Klarheit über die Stellung des Lehrers und die Unterrichtsverhältnisse nichts zu wünschen übrig. Wie aus dem Schlußsatze hervorgeht, war diese Instruktion nicht nur für die Stadt, sondern auch für das Land bindend. Der Anfang gedeihlicher Schulverhältnisse begann erst durch die Schöpfungen der volksfreundlichen Kaiserin Maria Theresia und ihres unvergeßlichen Sohnes Josef II. Durch kaiserlichen Erlaß wunde die von dem Abte Ignaz Fel- binger entworfene Schulordnung am 6. Dezember 1774 zur Ein- führung befohlen, die mit Gubernialverordnung vom 31. Auquit 1775 am 11. Dezember desselben Jahres in der Herrschaft Friedland zur Durchführung gelangte und die Haindorfer Filiale zur Trivial- schule erhob. Sie hatte dem Kindern das Tribium: Lesen, Schreiben und Rechnen zu lehren und der der Schule entwachsenen Zugend an Sonntagen nach dem Nachmittagsgottesdienste in der Schule Wieder- holungsunterricht zu erteilen. Gs gab nun einen gewissen Schulzwang. So verordnete das Gubernium unterm 3. September 1787 „daß künftig die Landes- kinder nicht eher zu Handwerk sollen aufgedungen werden, als bis sie sich mit Zeugnissen ausweisen vermögen, daß sie die Normalschule wengstens durch zwei Jahre besucht haben. Da den Religionsunterricht stets ein Geistlicher jenes Kirch- spieles, zu dem Haindorf jeweils zugeteilt war, besorgt hatte, war es der Wunsch der Franziskaner, einen Katecheten aus ihrer Mitte stellen zu dürfen. Christian Phil. Graf Glam-Gallas schrieb dieser- halt 1780, am 24. Feber: „Die Haindorfer PP. Franziskauer be- 205 13. treffend, so werde schon hier aus eine hochlöbliche k. k. Schulkommission gehörig belangen, den P. Probinzial dathin anzustrengen, womit der- selbe jederzeit aus dessen Ordensmännern, in Haindorf einen vor- schriftsmäßig geprüften, tüchtigen und eifrigen Katecheten bestimme, welcher alld die Schule in Haindorf und Weißbach frequentieren, auch die dortige zahlreiche Jugendi wenigstens wöchentlich zweimal in- den Religionswahrheiten und in den Vaterlandspflichten unterrichte, ein welches sich nicht nur allein auf die k. k. allgemeine Normalschul- ordung § 6 gründet, sondern so ist es auch in Bechin unlängst einge- führt worden. Den Unterricht in den nun bestehenden Winterschulen in Weiß- bach und Liebwerda erteilte dir Lehrer in Saindorf mit. Am 30. Oktober 1781 wurdk der Schulzwang für Kinder beider- lei Geschlechtes ausgesprochen und gesetzlich geregelt. Seit der Grrichtung des Haindorfer Kirchspieles im Jahre 1786 beforgte Sen Religionsunterricht ein eigens hierzu geprüfter Ordensmann des Haindorfer Franziskanerklosters. 1796, am 21. Auguft, hielt in Haindori der Leitmeriker Bischof Ferdinand von Schulstein Kirchenbisitation und Schulprüfung ab- Einrichtung und Ergebnis der Schule erfuhren sein ungeschmälertes Lob. Zum ersten Male wurde damals in Haindorf die Firmung holfzogen. Wie so vielen Neuerungen der josefinischen Zeit erging es auch den Verbesserungen der Schuile. Die am 11. August 1805 herausge- gebene „Politische Schulordnung“ versetzte dem aufstrebenden Vil- dungswesen einen harten Schlag. Alle Ordnung und Straffheit zerfiel wieder. Die alte Saumfeligkeit im Schulbesuche gewann wie- der die Oberhand. Sie konnte auch durch Aufklärung von seiten der Lehrer und der Geistlichkeit durch Schulpredigten nicht beseitigi- werden. Ueber das Wesen des Unterrichtes in jener Zeit gibt ein Ent- lassungszeugnis Auskunft: Schulattest. Dem Johann Tschiedel, gebürtig aus Weißbach, Schüler der Haindorfer dritten Pfarrschulklasse, welchem zufolge der allerhöchsten Verordnung die Schule durch 6 Jahre gehörig und fleißig besucht; sich daselbst fleißig und sittsam betragen, sa zwar: daß er sich durch seinen Fleiß und gute Sitten so viel erworben, daß er im Stande war, sich bei finer letzten Prüfung nicht nur in Kenntnis der währen christkatholischen Religion vorzüglich, sondern auch im Lesen und Schreiben gut ausgezeichnet; wurden daher bei seinem Austritt aus der Schule folgende Verdienstklassen erteilt: 1te In Ansehung des bezeugten Fleißes die Ite) Klasse Des erprobten Fortganges die ite) Der sittlichen Aufführung die 206 Haindorf, am 30. April 1805. Kastulus Sommer, Pfarrer. Joseph Köhler, Schullehrer. Philipp Neumann, Schulgehilf. Siegel. Daß es auch die Grundherrschaft an dem nötigen Nachdrucke nicht fehlen leß, wenn es galt, saumselige Eltern an die Schulpflicht zu erinnern, beweist folgender oberamtlicher Bescheid vom Jahre 1826. „Karl Knirsch ist zur Zeit nicht dagewesen, nachdem er bereits zweimal geruffen worden ist, er auf seine Unkosten hierher gestellig zu machen, daß ihm seine Liederlichkeit wegen Vernachlässigung des Schulbesuches seines Sohnes durch ganze 120 Tage verhoben und er- noch mit einem 24stündigen Arreft bestraft werde. Oberamt Friedland, am 19. November 1828. Fritsch, Oberamtmann. Wegen Mangel an Zeit und wegen zu großer Entjernung litt der Unterricht in den auswärtigen Schulen. Erft den Bemühungen des Katecheten P. Conrad Kachler gelang es, daß 1819 durch den Grafen Christian Glam-Gallas in den Ortschaften Weißbach und Liebwenda eigene Schulhäuser erbaut wurden. In Liebwerda wurde sogleich ein Lehrer (namens Josef Hühner) angestellt; die Schule in Weißbach mußte jehoch noch bis zum Jahre 1826 von den Haindorfer Lehrern mit versehen werden. Im Jahre 1830 besuchten die Schule in Haindorf ungefähr 200 Kinder. Durch 3 Jahre hindurch zingen die Kinder nachmittags und die übrigen 3 Jahre vormittags in die Schule. Ueberdies be- stand die Sonntagsschule. Die Kinder über 12 Jahre mußten durch 2 Jahre Sonntag nachmittags in den Wied-pholungsunterricht in die Schule und hierauf zur Christenlehre in die Kirche. Die Schulpflicht erlosch mit dem 12. Lebensjahre, begabte Schüler erlangten dem Aus- tritt jedoch auch früher. Der Schulbesuch ließ nach wie vor noch pieles zu wünschen übrig. Ueber die nunmehrigen Unterrichtsverhältnisse berichten nach- stehende Schulnachrichten. Zeugnis. Wildnern Maria Anna hat dem Schulunterrichte an der Tribial-Pfarrschule in Haindorf 6 Jahre beigewohnt und nachstehen- de Lehrgegenstände folgender Maßen erlernet: Die Relgion in Verbindung biblischer Geschichte gut Das Resen gut. Das Schönschreiben mittelmäßig Das Rechtschreiben wenig Das Kopfrechnen wenig. 207 schwach Die Tafelrechnung Schriftl. Aufsätze Sie ver- Auch hat sich dieselbe in ihren Sitten gut verhalten. dient daher in die zweite Klasse gesetzt zu werden. Pfarrschule Haindorf, den 13. Juni 1837. Vernard Westermaher, Pfarrer. Josef Köhler, Schullehrer. Wenzel Posselt, Gehilfslehrer. Zeugnis. Vorzeigerin Maria Anna Wildnerin hat dem allerhöchst vorge- schriebenen sonntäglichen Wiederholungsunterricht an der Tribial- Pfahrschule zu Haindorf 3 Jahve beigewohnt, sich in ihren Sitten sehr gut verhalten, in den vorgetragenen Lehrgegenständen sich die erste Glasse erworben, wie auch bei der Prüfung aus der Religion und chriftlichen Sittenlehre bestanden. Pfarrschule Haindorf, den 8. April 1847. Josef Köhler, Schullehrer. Eine gedeihliche Entwicklung des Schulwesens im allgemeinen brachte erst das im Jahre 1869 erschienene „Reichvolksschulgesetz“, dessen Einführung sich am Lande naturgemäß nur langsam vollzog. Noch zu Gnde 1870 klagte ein hiefiger Schulmann über den nach- lässigen Schulbesuch und daß bei einem gnoßen Teile der Bewohner noch immer jedes Verständnis für ein geordnetes Schulwesen fehlte, sodaß die Kinder nur einen sehr geringen Teil von dem lernten, was sie lernen könnten. Die Schulverhältnisse im Jahre 1859 schildert der in diesem Jahre nach Haindorf berufene Schulmeister Gd u ar d Tschiedel, der erste Oberlehrer, in düsteren Farben. „Ich fand diese Schule in keinem erhebenden und erfreulichen Zustande. Wegen Ueberfüllung des Lehrzimmers mußte die Kammer, in welcher weder ein Tisch noch ein Stuhl noch sonftige Schulgeräte zu finden waren, benütt werden. Die kleinen Glementarfchüler waren verurteilt, follten ihnen vom Fibelhalten nicht die Arme erstarren, ihre Füße auf die ohne Rücklehne angefertigten Dänfe aufzustemmen und die Rnie als Bult benützen. Erft durch das energische Eingreifen des Friedländer Ober- amtmannes Sofef Rn e fche ward ein zweites Lehrzimmer einge- baut. Eine große Blage für die Kinder war der Mangel eines Abor- tes. Schulfreunde gab es im Orte feine. Der realiftische Unterricht galt als ein venderblicher Popanz und Koboldl Erft der im Fahhsre 1861 ins Leben gerüfene Männergefangberein verhalf durch fleißige Abhaltung von Konzerten der Schule zu den nötigen Lehrgegen- ständen, zur Anschaffung von Lehrmitteln, Landkarten, Globus, Bibliothek 2c.“ 208 Im Jahre 1859, vom 22.—26 August, wurden für den Kleruz des Friedländer und Reichenberger Vikariates u. vom 28. August bis 1. September für die Lehrer vom Befuiten P. Johann Oehler von Mariaschein Erercitien gehalten. Anwesend waren 29 Priester und 33 Lehrer. Nach dem im Jahre 1869 erschienenen „Reichsvolksschulgesetz“ wurde die Schulpflicht auf 8 Jahre erhöht und die Errichtung von egerschulen angeordnet. Schulbesuch. 200 Kinder 1830 300 1853 300 1815 429. 1881 526 1885 503 1886. 504 1887 1888 520 1 22 1889 505 1890 509 1891 516 1892 475 1893 be 209 Die wirtschaftliche Rage des Lehrers. Die wirtschaftliche Tage des Lehrers der alten Zeit war trotz seiner mannigjachen Obliegenheiten eine recht fümmerliche. Außer- dem Unterrichte mußte er den Meßnerdienst verrichten, die Kirchen- rechnung führen, die Kirchenmusik besorgen, zu Gebatter und Hoch- zeit bitten, im Wirtshause zum Tanz aufspielen und die vorkom- mende Schreibarbeit dier Gemeinde erledigen. Unter der Herrschaft der Nedern war sein Einkommen ausreichend und am beftem, geregelt. Er hatte zu feinem Genufse ein größeres Ausmaß Gemeindegrund, die Schulwidmut, inne, außerdem erhielt er für das Jahr 12 Schock Meißn. an Gehalt von der Gemeinde, dazu kamen noch verschiedene kleine Nebenberdienfte. Die Not und Drangfal des 30jährigen Krie- ges hatte auch der Schulmeister bis zur Neige mit auszukosten. Wie bereits vermerkt, floh im Jahhre 1639 der uns dem Namen nach be- kannte Schulmeister Georg Finfe unter Zurücklassung namhafter Schulden. Wie es seinem mutmaßlichen Nachfolger Georg, Amende erzing, befundlet eine Beschwerde, die er im Jahhre 1656 unterm 1. Juli beim Schloßhauptmann und beim Dechant zu Friebland ein- brachte. „Hochehrwürdiger, hoch und wohlgelehrter Herr Dechant, Wie auch Wohl Edler Gestrenger Herr Hauptmann beiderseits erbittende Herren. Der Hochehrwürdigen und Gestrengen verwünsche ich von dem Liebreichen Gott alles erfreuliche Wohlergehen, hierzeitlich dem Leibe nach und den dort ewig an der Seelen in untertänigstem Gehorsam und tiefster Demut. Dienstschuldigst. Und kann bei Guer Hoch- ehewürdigen wie auch bei Euer Gestrengen Supficando einzukom- men und dieselben in aller Demut anzuflehen, aus höchst dringender und unumgehender Not vor dieses Mal nicht unterlassen und ge- ruhen Euer Sochehrwürdigen wie auch Euer Gestrengen in Gnaden zu vernehmen, daß ich hinfüro mich mit meinem Weibe und kleinen unerzogenen Kindern außer göttlicher Erbarmung und Euer Hoch- ehrwürdigen wie auch Euer Wohl Edlen Gestrengen Hilf und Bei- stand bei meinem schlecht und geringen, doch sehr unruhigen Dienst, da die Arbeit groß, der Lohn aber sehr schlecht, nicht länger zu erhal- 210 ten weiß, sintemalem die Mühe von Tag zu Taz größr wird, hin- gegen aber das Einkommen je länger je mehr abnimmt, weilen ich sogar von den Walljahrtsleuten fast nichts mehr außer meiner gro- ßen Mühe und Arbeit mehr genießen kann, da doch mein Antezessores bei den sehr schweren, unruhigen und betrübten Kriegsläuften, ihre gewisse Accidentia und Einkommen hievon genossen habe wie ihnen denn das Opfer so hinter unser lieben Frauen Altar auf die Tafel verrechnet worden, eigentlich zugestanden und passiret wordlen, sinte- malen mir dasselbe auch das erste Jahr ohne alle Einrede verblieben ist. Hernach aber das Reformationswerk vorgenommen wordlen und der nunmehr selige Herr Vater Casparius Hildenbrand dasselbige in den Herrschaften treiben heljen, ist mir mehr ermeltes Opfer hinfüro weiter nicht zu nehmen durch ihn abgeschafft worden, so mir auch seit derselben Zeit noch bis dato ausständig verblieben, mir auch statt desselben einige Ergötzung nicht widerfahren, wiewohl ich von Euer Hochehrwürdigen wie auch Titl. Ihro Gestrengen Herrn Ober- hauptmann Strauchen vertröftet worden, mir eine gewisse Befoldung von dem Kircheneinkommen zu machen, oder aber Titl. Ihwo Hoch- gräfl. und Freiherrlichen Gnaden denen gnädigen Herrn Vormündern meiner im Besten zu gedenken, so aber bis dato noch nicht eifectuiret und ins Werk gerichtet werden wollen. Wann ich dann meinen ganzen zwar schlechten und geringen Vorrath nebens meinem Haus und Schuhbank so ich zu Ostritz vor 120 fl. verkaluft auch die Be- zahlung schon gänzlich dafür erhoben, allhier zugebüßet und ver- zehret auch hinfüro mit nichts weiter zu retten weiß als hable ich mein Hülf und zuflucht zu Euer Hochehrwündligen wie auch zu Guer- Gestrenzen nehmen wollen, dieselbe in aller Demut und gehorsam Schuldigkeit bittend, sie geruhen sich meiner im Gnaden zu erbarmen und mir ein gewisses was ich bekommen soll zu verordinen oder aber mich anderwärts zu accomodiren und in der Grafschaft mit einem anderen Schuldienst zu versehen, damit ich meine kleinen unerzogenen Kinderlein, nach Notdurft zu erziehen weiß, in Betrachtung, daß mein Einkommen so ich alljährlich zu fordern sahr schlecht und gering ist. wie den Euer Hochehrwürden und Euer Gestrengen beiliegend zu er- sehen haben, lebe also der größt und unzweifelhaft Hoffnung Euer Hochehrwürden und Euer Gestrengen werden aus oben angezogene Urfacht meine Armut ansehen und derselben sich in allen Gnaden erbarmen, welches der allmächtige Gott ihnen hierzeitlich an dero Ginkommen und den hernachen in der unendilichen immerwährenden ewwigen Seligkeit reichlich zu ersetzen wird, und ich verschulde ein solches um Euer Hochehrwürdigen und Euer Gestrengen göttliche Gnaden ergeben und verbleibt Euer Hochehrwürden und auch Euer Wohledel Gestrengen dienstschuldiger Kneht Georg Amende, Kirchenschreiber daselbst.“ 211 Daraufhin wurde dem Schulmeister Georg Amende eine jähr- liche Besoldung von 8 Schock M. zugesprochen. Sein Amtsnachfolger. Christoph Eifenberger bekam als Gehalt vom Scholzen undi 6 Bauern jährlich 3 fl. 39 kr., am Gründonners- tag und hl. Abend 2 fl. 45 fr., als Unterrichtsgeld von jedem Kinde wöchentlich 1 Kreuzer 3 d, von der Taufe eines Kindes 3 fr. von Dder Reiche mit gesungenem Amte 1 fl. 55 fr. für eine Copulation. 21 fr. 3 d. von der Einführung 3 fr. von der Einschreibung der Vermeldung 7 fr. 2fs 1690 die Schule dem Klosterbaue weichen mußte und der damalige Schulmeister Chriftoph Eifenberger die Schulwidmut als Gigentum reflamierte, entstand zwischen Der Gemeinde und dem herrschaftlichen Amte einerseits und dem Friedländer Dekanalamte und dem Schulmeister in Haindorf anderseits ein Streit, da die Gegner behaupteten, die Widmut sei Gigentum der Gemeinde Hain- dorf und sei dem jeweiligen Schulmeister nur freiwillig zum Genusse überlafsen worden. Eine Behaulptung, die durch mehrere Gedenfs- leute als begründet hingeftellt wurde. De Ginbernahme dier Zeugen fand 1692 am 16. Auguft statt. Das hierüber verfaßte Protokoll lautet: Verhör wegen des Gemeinde-Viehweges. Untenstehende Ver- sonen bezeugen was sie wissen und von ihren Vorfahren gehört von wegen des Gemeinde-Viehweges zu Haindorf nächst der Widmut (jemeint ift die Pfarrwidmut) und an des Scholzen Acker angrenzend nicht zur Schul sondern der Gemeinde Haindorf zuzehörig ausge- sagt haben. Hans Beuker schon 16 Jahre Scholz habe von vielen alten Leuten vernommen, daß der Gemeinde-Viehweg sie und halben den Schiümeister aus Gutwillen wegen Bemühung bei der Kirch und Ge- meinde ob seinem schlechten Unterhalt jährlich nur nutzbar chinge- lassen. Ingleichen ist dier Schulmeister vor etlichen Jahren zu mir gekommen und gesagt (als ich habe eine Eich zwischen meinem Grund- und diesem Vichweg wollte umhauen, worwieder der Herr Dechant- damals an Hochw. P. Francis Lucerna protestiret und mir nicht ge- statten wollen als gleichfam zur Widmut gehörig), die Gemeinde Handorf sollte dem Herri Dechant berichten, daß es ein Viehweg sei und nicht zur Schul erblich gehhrig, und nach empfangenen Bericht der H. Dechant weiter nichts gesagt sondern ich habe die Eiche umge- hauen. Dies sage ich aus bei meinem guten Gewissen. Ich Gottfried Hübner, voriger Scholz, 64 Jahre alt, bin auf diesem Kretscham geboren und erzogen, habe von meinen Vorfahren öfters erzählen gehört, daß dies ein Viehweg sei, welchen die Ge- meinde dem Schulmeister aus guten Willen überlassen bevor das 212 Dorf Weißbach erbaut gewesen und schlechte Einkünfte hatte. Michael Schindler, 73 Jahre alt, berichtet, daß er als Schul- junge dem Schulmeister habe helfen Steine ablesen auf dem Felde und daß er zu Acker und Gras gemacht habe und die Gemeinde habe es nur aus Güte überlassen. Georg Pelz, 30 Jahre in Haindorf, berichtet im selben Sinne. Weiter haben insgesamt zugleich ausgesagt und bekannt, daß allda kein Wirts-oder Schankhaus hier erbauet und die Herren Vater Franziskaner haben ein Stück Garten von des Scholzen Grund und Boden zu einem Gartl angerichtet. Die Aussagen bestätigen Vielkind, Stadtrichter, Johann Henrich Springsholz, Ratsfreund. In derselben Angelegenheit wurden 1703 am 5. Juli abermals mehrere Ortsinfassen einvernommen, ohne zu einem anderen Er- gebnisse zu gelangen. 1708 am 26. Juni endlich schrieb das herrschaftliche Oberamt an die erzbischöfliche Kanzlei in Brag, daß die Schule demnächst er- baut werden würde und zwar in einem Umfange, daß der Schul- meister „ein Kuchelgärtl vor sein Notdurft dabei wird haben. Die Wisdmuth wird jedoch nicht eingeräumt. Dafür macht sich die gnäd. Obrigkeit erbötig, jalls er nicht auskommen sollte, wird sie für das Nötige sorgen. Laut Haindorfer Schöppenbuch wurden die Dienste des Schul- meisters folgendermaßen entlohnt: (1712.) Vom Scholzen und 6 Bauern 3 fl. 39 fr. Am grünen Donnerstag und hl. Abend 45 „ 2" 3 d Wöchentliches Schulgeld für 1 Kind. I" Monatliches Tintengeld 3" " 3 Von der Taufe eines Kindes 55 Leichenbegleitung mit gefungenem Umt 30 Leichenbegleitung mit stiller Messe Fürs Ausläuten 31 Für eine Trauung Für einen Versehgang Einschreibegebühr bei Trauung Lebenslaufschreiben Einschreiben eines Klauses ins Schöppenbuch Von einer Erbforderung Von einer Schuldeinteilung Von einem Kauf schreiben. Von einem Protokoll schreiben Von Gebatterbitten Gevatterbrief schreiben. Hochzeitsgaft bitten. 213 — fl. 3 kr. - d. Sockzeitsbrief schreiben " 12 " — " Fürs Brautwerben. Wie es zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts um das Ein- kommen der Lehrer und um die Schulverhältnisse beschaffen war, läßt eine Vereinbarung über den „Unterhalt des neuen Schulmeisters bom 30. Sänner 1720 (LV. 270) in der Ge mein de Ditteré- bach erkennen. In düeser dankt die Gemeinde vorerst für die Spende von 50 fl. zur Erweiterung und meistens Neuaufbauung des hiefigen S. Anna-Kirchels und berichtet dann wörtlich „daß wire einige Pfahrkinder massen zu Dittersbach über 700 und Olberadlorf bis 400 Seelen deren bei Kunnersdorf kaum die Hälfte find, auch die Kirchkinder ein Orgelwerk beftellt um die Andacht zu vermehren, wir aber leider mit einem schlechten Kirchendiener zu Kunnerzdorf eine halbe Meile wegs darzu von hier wohnenden Personen massen, solche gedachter Kunnersdorfer Schulmeister, welcher weder in der Musik noch in der Rechenkunft noch weniger rechten Schreibart gar keine Wissenschaft hat. Die Kinder verwildern“. Sie ersuchen daher um die Erlaubnis, einen Schulmeister aufnehmen zu dlürfen, eine Bitte, die ihnen auch unterm 30. Jänner 1720 gewährt wurde. Nach diefer Abmachung hatte der neue Schulmeister zu Dittersbach jenen zu Kunnersdorf jährlich 2 Strich gutes Korn in Natura und in Bar- Guldlen zu entrichten von feinen Einnahmen in der Gemeinde Dittersbach, die sich wie folgt zusammensetzten. Hiezu gibt die Gemeinde den neuen Schulmeister den Gemeinde- fiebig, ferner hat er von Dittersbach zu fordern: Korn Korn in Haber in Garben Brot Bauern: Garben. Maß Georg Kauffersch 4 Hans Vorkert Ch. Hillebrand Hans Riemer Georg Kraufe Hans Friedrich Kretschmer Hans Ch. Riemer Hans Gh. Kraufe Henrich Scheffer und Friedrich Kraufe Hans Kretschmer und 31/3 Lobias Funke 41/3 Christof Weikert. Die Hans Frömbterin Gottfried Aelger Chr. Hübel und Chr. Rühmer 214 Brot Korn Bauern: Korn in Haber in Garben Garben Maß Hans Fried. Simon Die Chr. Krausin 17/2. Hans Georg Hermann 17/2 Feldgärtner: Hans Riemer Michel Riemer Friedrich Hillebrand Hans Gr. Krause Friedrich Krause Hans Chr. Neumann Georg Hanisch- 2 Ch. Riemer Die Georg Neumannin Christof Aelger Christof Glaser Jedes Ruthmaß 11/3. mz. erträgt jährlich 2 St. 1 mz. 3 mß 1 Korn und dann an Stola oder Accidlentien von Dittersbach als von einem Begräbnis bei einem Alten mit einem gesungenen 45 fr. Requiem stillen Meß. 36 " 36 Kinde ges. Engelmesse. " " 24 stille Messe. " nachmittag " 15 Ferner hat der Schulmeister jährlich 2 Umgänge, als am hl. Abend, einen den anderen am theil. Gründonnerstag, an welchem Umgange nach Belieben gibt ein Bauer 2—3 Kreuzer, ein Gärtner 1—3 Kreuzer und ein Häusler 1 Kreuzer. Die wirklich angestellten Schulgehilfen wurden laut Hofdekret vom 27. August 1787 von der Rekrutenstellung befreit. Ueber Anregung des Konventpriefters und Ratecheten P. Kon- rad Kachler erfolgte die Ausschulung der Schulgemeinden Weißbach und Liebwerda, und zwar im Jahre 1826, obwohl schon 1819 neue Schulgebäude in den beiden Orten errichtet worden waren. Das Einkommen des Haindorfer Lehrers wurdie dadurch bedeutend ge- schmälert. Auch erhielt derselbe einen Schulgehilfen, Präzeptor ge- nannt, den der Lehrer, Josef Köhler aus seinem Einkommen erhalten mußte. Der Gehilfe war notwendig, da der Lehrer durch den Kirchen- dienst und durch die Gemeindeschreiberei oit am Unterrichte gehindert wurde. Später erhielt er zwei Gehilfen, von denen der eine den Unterricht, der andere den Chordienst versah. Der Behrer selbst war vel mit Gemeinde- und Privatschreiberei beschäftigt. Das Schulgeld 215 mit in die Schule bringen. Die mußten die Kinder am Samstag regelmäßigen Rückstände hatte d.r Lehrer selbst einzufassieren. Meist befam er ftatt Geld Naturalien. 1830 betrug das Schulgeld für den Tag 1 d, das Tintengeld monatlich 3 d. Ueber das Schicksal des Lehrers auf dem Lande schrieb der „Wiener Vote“ am 19. April 1849: Wir gewahren, daß sie ihrer eigenen geistigen Ausbildung nur wenig Zeit zu widlmen im stande sind, dal die Sorge und das Mühen, ihr armseliges Schickfal durch Nebenverdienfte zu verbessern, beinahe die koftbarste Zeit ihres Tagwerkes in Anspruch nimmt. Ihr Ge- halt ift so kümmerlich, ihre Stellung der Gemeinde, dem Patronale gegenüber so untergeordnet, klaß sie nur in seltenen Fällen so viel erübrigen, um sich anständig fleiden zu können. Wie herabwürdigend ist es zum Beispiel für einen Volkslehrer, wenn er sich die Gier und das Mehl sozusagen im Dorfe zusammenbetteln muß, oder wenn er am Kirchtweihfeste nach beendigtem Gottesdienfte den tanz- luftigen Mädchen und Bürschen, welche vor wenigen Monaten noch bei ihm zur Schule gingen, im Wirtshaufe einen Hopser auf- spielt. Viele, viele im unferem großen Vaterlande sind auf solchen Er- werb in ihren freien Stunden angewiesen. Es ist daher kein Wunder, wenn sie der Zugend nur flüchtig und mechanisch ahme Geist, ohne weitere Auseinandersetzung und Belehrung das Nötige einlernen und sich um die eigentliche Bildung des Verstandes und Herzens wenig oder gar nicht kümmern. So lange der Volksschullehrer nicht frei von Nahrungssorgen, so lange ihm nicht die Möglichkeit gege- ben ist, durch Anschaffung nützlicher Bücher seine eigenen Kenntnüsse zu vermehren, so lange er mit dem Viehhirten auf einer Stufe des Ansehens steht, und in sehr viel Gegenden ist dies der Fall, so lange wird der Wunsch nach echter wahrer Volkshildung ein vergeblicher bleiben. Erft die Verordung des k. k. Kultusminsteriums vom 8. April 1855 machte die Abforderung des Schulgeldes dr Gemeinde zur Pflicht, die es dem Lehrer auszufolgen hatte. Das wöchentliche Schul- geld für ein Kind wurde auf 3 Kreuzer erhöht. Für jedes mittellose Kindl mußte die Gemeind- jährlich 40 Kreuzer C.-M. dem Lehrer entrichten. Dem Unterlehrer wurde ein Gehalt von 130 fl. G.-M. zugesprochen. Nach dem Haindorfer Pfarrmemorabilienbuche beliefen sich die Einkünfte des Lehrers im Jahre 1861 wie folgt: An Reinertrag von Grundstücken im Flächenmaß von 449 Quadrat-Klaftern fl. 64 fr. An Wetterläutgebühren jährlich 24 Prote à 21 fr. von den Vauern und Gärtnern 5. 15 An Hausbeiträgen von Infassen 10 „ 50 „ 286 An Schulgeldern von 234 zahlenden Kindern durch 47 Wochen à Kind 3 Ktreuzer 577 fl. 3942 r. An Schulgeld für 44 Arme à 40 fr. C M. 30" 371/3 " Für Orgelspielen aus der Kirchenkasse jährlich 84 -1 An Interessen von Stiftungen 5" 721/2" Stolagebühren a) Trauungen 10 „ Stolagebühren b) Sterbefälle. 150 „ Außerdem gab der Herr Graf noch für Beheizung 6 Klaftern Holz. Von diesen kam in Abzug: Besoldung für den Gehilfen 50 136 „ Steuern und Abgaben 5 Schulsäuberungen. 60 12 „ Spalten des Schulholzes 15 11 Erft das neue Rechsvolksschulgesetz brachte dem Lehrer, wenn auch in bescheidenem Rahmen, eine standesgemäße Regelung seiner wirtschaftlichen Interessen. 28t Rehrkräfte an der Wolksschule. Vor 1527 Hans Rolle. 1627 (2) — 1639 Georg Finte. 1665 Ge or q A me n de aus Oftritz, von Veruf Schuh- macher, war schon vor 1651 lange Zeit in Haindorf tätig. 1665—1697 Chrift of Ef fe n ber ger, genannt Schreiberkriftl. 1697—1743 Mel chior Eff e n ber ge r, geb. 3.1. 1680, f 31./8. 1743 (Seine Frau hieß Maria, sie schenkte ihm 14 Kinder. Eine Tochter, namens Veronika, ehelichte 1725, am 26. Nobember, den beim Kirchenbau beschäftigten Maurer Thomas Ehner aus Frauenberg, Bez. Leipa). 1743—1774 Gott7ried Antan Sahn, geb 1699 der den Schuldienft in Haindorf 31 Jahre auzübte. Er kaufte am 30. Nob. 1757 das Haus Nr. 67; feine Frau hieß Apolonifa und war eine geborene Rößler aus Weißbach. Ein Sohn, namens Vernard Sahn, war Lehrer in Gngelzdorf. Dieser kaufte am 11. Feber 1792 vom Josef Rößler das Haus Nr. 95 in Haindorf. Gottfried Anton Jathm starb am 25. Juli 1774. 1774—1804 An ton Röhler, gewefener Zinanzwachaufseher, erbaute 1795 das Haus Nr. 174. Er mußte sich einer Lehr- befähigungsprüfung unterziehen. Röhler ftürzte, am 10. April 1804 von einem „Taufschmauße“ kommend, in Weißbach bei Nr. 1. von einem schmalen Stege in die angeschwoflene Wittig und ertranf. Unter ihm wirkten als Silslehrer fein Schwiegerfohn Sofef Hübner, dieser trat 1800 aus dem Schuldienfte und käuft 1799 das Haus Nr. 106. Außzer diesem wirfte als Aushiljz- lehrer An ton Rr a u fe in Gaindorf Nr. 74. Als Nachfolger des Anton Röhler wurde dessen Sohn 1804—1852 S of ef Röh le r, geb. 1780. Defer legte die Lehr- befähigung im Reichenberg ab und war durch 7 Jahre Schul- gehilfe seines Vaters gewesen. Seine Zeitgenossen rühmen ihn als einen warmfühlenden, äußerst tücht gen Schulmann und vorzüg- (Statthalterei-Arch.) 1788 wird P. Franz Stückler zum Satecheten bestellt, der am h. h. Generalseminar den Vorlesungen, welche zur Bildung angehender Katechelen gehalten werden, wie auch den wirklichen Kinder- unterricht sehr fleißig bezeuget und bewiesen hat, daß er gute Fähigkeiten besitze, den Kalechismus und das Evangelium an jeder Stadtschule vorschriftsmäßig zu lehren. Vor diesem war D. Florian Schramek Katechel. 218 lichen Organisten, der auch außerhalb seines Verufes regen Anteil an dem Geschicke der Gemeindls nahm. Er erbte das väterliche Haus Nr. 174. Als Schulgehilfe dienten unter ihm: Franz Neumann, Josef Fritscher, starb als Cantor und 1. Lehrer in Friedland; Vernard Knirsch, starb als Pfarrschullehrer in Dittersbach; Johann Pfohl, starb als Lehrer in Johannestal; Philipp Prohl, starb als Behrer in Ober-Verzdorf bei Reichenberg. Ignaz Bergmann; dieser war nur kurze Zeit im Schulfache tätig und starb als Kaufmann in Hirschberg. Anton Stickler, ging nach Spahien und starb Sort. Josef Stickler, starb als Lehrer in Göhe. Wenzel Posselt, starb am 2. Juli 1890 als Oberlehrer und war zuletzt in Neundorf bedienftet gewesen. Er besaß in Haindorf das Haus Nr. 174. Laurenz Mann, später Oberlehrer in Petersdorf bei D.-Gabel. Karl Kunze, starb in Banfraz, in feiner Heimat. Joser Vielkind. riedrich Hirschmann. Josef Worm, ward Oberlehrer in Christophsgrund. 18521858 Sofef Semdner, geb. 21./1. 1805, Filialschul- lehrer aus Katharinaberg b. Reichenberg (+ 16. Dezember 1858). Dieser bemühte sich mit Eifer die Ausgestaltung des Unterrichtes durchzuführen. Unter ihm wurde der Glöcknerdienst vom Schul- dienste getrennt. Als Schulgehilfen wirkten unter ihm: Josef Vielkind, starb als Oberlehrer in Wien- Friedrich Hirschmann, ward Oberlehrer in Schönwald. Ullmann. Gduard. Pfohl, starb als Lehrer in Weißbach. Oberlehrer: 1859—1881 1. Gdu ard T fchied el, geboren 1813 in Bärnsdorf, war 1832 Schulgehilfe in Friedland, verehelichte sich mit Mathilde Springsholz, einer Enkelin des Mufterlehrers Springsholz, war dann seit 1836 Behrer in Bärnsdorf. Tschiedel wurde 1859 vom Grafen Gduard von Glam-Gallas zum Schulmeister in Haindori ernannt und vom bischöflichen Konsistorium bestätigt, 1870 als provisorischer und im Jahre 1873 als definitiver Oberlehrer vom f. f. Landlesschulrate angestellt. Am 1. März 1881 trat er in den Ruhestand und starb in Friedland am 27. Mai 1888. Tschiedel war ein vorzüglicher Organist und Tenorsänger und betätigte sich mit Erfolg als Komponist auf dem Gebiete geistl. und weltl. Instrumental- und Vocalmusik und gründete 1861 den Haindorfer Männergefangverein. Sein Sahm Eduard gehörte ebenfalls dem 219 Lehrstande an, wirkte als Oberlehrer in Dörfel und starb am 17. Oktober 1894 in Reichenberg. Schul gehilfen und Un terlehr er: Gduard Pfohl, Gmil Semdner, Gduard Tschiedel, Grnft Dworschak, Josef Efenberger, Beopold Seidel, Josei Porsche, Vernard Wiese, Oswald Kamitz, Reinhold Stärz und Johann Skopal. 1881—1882 2. Sofef Lehmann, geb. 17./8. 1828, gewefener Schufleiter in Bullendorf, starb 12./2. 1882. U n ter lehr er: Reinhold Stärz, geb. 1859 in Einfiedel; seit 1./10. 1880 in Haindorf, kam 1894 als Fachlehrer nach Neuftadt. Johann Skopal. 1882—1919 3. Sof ef Borfche, geb. 1857 in Reuftadt a. T. Trat. 1874 in den Schuldienft; war Lehrer in Haindorf vom 1./10. 1876 bis 1880 und bon da an bis 1919 Oberlehrer. Betätigte sich viel im öffentlichen Leben und war ein warmherziger Förderer der Volksbldung und aller humanitären Bestrebungen. Für sein vielseitiges ersprießliches Wirken erhielt er das goldne Verdienst- freuz. Unter ihm wirfte: Karl Hübner, kam 1882, am 1. März, nach Haindorf und 1886 als Oberlehrer nach Arnsdorf. Karl Jäckel, kam 1882, am 1. September nach Haindorf und am- 1./11. 1882 nach Arnsborf. kam 1./3. 1886. 1882 Ferd. Beuker, geb. 1863 in Münfensdorf, nach Braz, wirkt gegenwärtig als Bürgerschuldirektor in Reichen- berg. 1883 Mar Kleinert, geb. 1864 zu Niedergrund, ging 1884 nach Neustadt. 1883 Albert Hofmann, dann Lehrer in Liebenan. 1884 Paul Übraham, dann Lehrer in Röchlitz. 1884 Anton Gabler aus Petersdorf b. M. Schönberg, später Oberlehrer in Lusdorf. 1885 Josef Ringel, alssolb. Gewerbeschüler, kam 1893 am 1./5. an die Webschule nach Reichenberg. Victor Weigert, geb. 1860, später Lehrer in Göhe. 1887 Karl Bohl aus Lochotin bei Luditz, zurzeit Direktor der 1887 Knabenbürgerschule in Gaindorj. 1887 Jakob Sauer, starb als Oberlehrer in Röchlibz. 1888 Chriftian Bäcker, später Fachschullehrer in Haindorf. 1888 Mojes Fuhrmann, später Oberlehhrer in Liebwerda. 1890 Gleonore Fambor, später Lehrerin in Bärnsdorf. 1895 Sojef Mühlberger, geb. 1873 in Sohenelbe; im Lehrfache seit 1891, wurde mit 1. März 1899 definitiver Fachlehrer in Hain- dorf und mit 1. September 1907 nach Friedland versetzt. Ver- sieht zur Zeit das Amt eines Bezirksschulinspektors. 220 Riedel Josej, geb. 1871 in Mildenau, im Schuldienste seit 1890, als Lehrer in Haindorf an der Volksschule seit 1896. Tschakert Emil, geb. 1863 in Friedland, im Schuldienste seit 1882. von 1888 bis 1904 Lehrer an der Volfsschule, feit 1904 Fachschullehrer an der hiesigen Knabenbürgerschule. Ehrlich Ernst, geb. 1876 in Friedland, im Schuldienste seit 1895; wirkte an der Erpofitur in Ferdinandstal bis 1899, von da: an an der Volksschule in Haindorf bis 1910 und seit dieser Zeit als Fachlehrer an der hiesigen Knabenbürgerschule. Görtler Gmilie, geb. 1862 in Jauern, im Schuldienste seit 1883, als Lehrern in Haindorf an der Volksschule von 1891 bis 1903. Anders Wilhelm, geb. 1877 in Skalka, im Schuldienste seit 1897, war 1901—1902 an der Erpofitur in Ferdinandstal, von 1902—1907 an der Volfsschule in Haindorf. Starb 1919 in in FFriedland, woselbst er als Fachlehrertätig gewesen war. Horn Franz, geb. 1879 in Postrum, im Schuldienste seit 1899, wirkte an der Erpositur in Ferdinandstal von 1899 bis 1901; gegenwärtig Lehrer in Buschullersdorf. Rüffler Rudolf, geb. 1878 in Friedland, im Schuldienste seit 1898, war an der Volksschule tätg von 1898 bis 1900 und von da an bis 1905 an der Erpofitur, hierauf wieder an der Volksschule bis 1918, in welchem Jahre er als Fachlehrer nach Friedland kam. Scholz Gust a b, geb. 1880 in Haindorf, seit 1901 im Schuldienste, von 1906 bis 1910 an der Erpofitur in Fferdinandstal, von da an Lehrer an der Volksschule in Haindorf; ist als Oberlehrer für Lusdorf ernannt worden. Loudowizi Flora, geb. 1877 in Wigstadtl Schl., war Lehrerin an der Volksschule in Haindorf von 1903 bis 1909, war verehelicht mit dem in Haindorf wirkenden Fachlehrer Ernst Ehrlich und starb 1923 in Haindorf. Kaulfersch Johanna, geb. 1881 in Dittersbach, im Schul- dienfte seit 1901, war von 1902 bis 1905 an der Volfsschule. Sie starb in Friedland im Jahre 1918. Hau2dorf August in, geb. 1884 in Varzdorf. Im Schuldienste seit 1903, von 1904 bis 1905 ah der Gxpofitur in Ferdinandstal u. von 1905 bis 1906 als Lehrer an der Volfsschule. Ist gegenwärtig Oberlehrer in Nieder-Verzdorf. Weileder Hildegard, geb. 1881 in Brag. Im Schuldienste seit 1901. War Volksschullehrerin in Haindorf von 1905 bis 1906. Ist gegenwärtig Fachlehrerin in Turn bei Teplitz. Bregler Franziska, geb. 1888 in Friedland. Trat in den Schuldienft 1906. Wirkte in Haindorf von 1906 bis 1913, nunmehr verehelichte Streitiz. 221 Raich Benno, geb. in Friedland 1887. Im Schuldenste seit 1906. In Haindorf tätig, von 1906 bis 1910, gegenwärtig Lehrer in Weißbach. Effenberger Wilhelm, geb. 1885 in Einsiedel. Im Schul- dienste seit 1904, in Haindorf von 1907 bis 1910, gegenwärtig an der Volksschule in Wustung. Porsche Rudoli, geb. 1882 in Haindorf. Im Schuldienste seit 1907, von 1908 bis 1915 an der Erpofitur in Ferdlinandstal. Ging als Freiwilliger im Weltkriege (LG. Reg. Nr. 10) ins. Feld und fiel 1916. aus mann Margaretha, geb. 1889 in Neustadt a. T. Im Schuldienfte seit 1909, in Haindorf von 1909 bis 1920, gegen- wärtig Lehrerin in Neustadt a. T. Ott Gifela, geb. 1880 in Zams (Tirol). Im Schuldienst seit 1900, in Haindorf von 1910 bis 1919, gegenwärtig in Friehland an der Volksschule. Siagmrund Wilhelm, geb. 1888 in Dittersbach. Im Schul- dienste seit 1908, von 1911 bis 1919 in Haindorf, gegenwärtig in Bullendorf. Schicetanz Adolf, geb. 1889 in Buschullersdorj. Im Schul- dienste seit 1909, wirkte an der Erpofitur in Ferdinandstal von 1911 bis 1913, von da bis 1914 an der Volfsschule in Haindorf. Ist gegenwärtig Fachschullehrer in Raspenau. Welzl Mar garete, geb. 1889 in Friedland, nunmehr berehe- lichte Köhler. War von 1913 b:3 1914 Lehrerin in Haindorf. Köhler Heinrich geb. 1890 in Buschullersdorf. Im Schul- dienste seit 1909. In Haindorf von 1913 bis 1914. Ift gegen- wärtig Fachlehrer im Heinersdlorf a. T. Ge le 3 fe Mar z a r e te, geb. 1890 in Reichenberg. Im Schul- dienste seit 1914, in Haindorf, im Schuljahr 1914. Ist verehelicht und hält sich in Wien auf. Jäger Verta, geb. 1889 in Bullendorf. Im Schuldienste seit 1908, in Gaindorf von 1914—1916 und von 1919 wiederum daselbst. Hornischer Gduard, geb. 1898 in Wipplarsdorf in Schl. In Haindorf von 1919—1920 und von 1921 bis:1923 und wirft gegenwärtig als Fachlehrer in Heinersdorf a. T. Wori Bruno, geb. 1889 in Haindorf, im Schuldienste seit 1909, an der Erpositur in Ferdinandstal seit 1919. Schuhmann Karl, geb. 1900 in Kloftergrab, im Schuldienste seit 1919. Wirkte in Haindorf von 1919 bis 1920. Ist gegenwärtig Lehrer in Heinersdorf a. T. 222 Neumann Martha, geb. 1892 in Heinersdorf a. T, im Schuldienste seit 1911. War in Haindorf von 1920 bis 1921. Ist. gegentwärtig als Lehwerin in Heinersdorf a. T. Herbig Gust ab, geb. 1888, Buschullersdorf. Im Schuldienste seit 1907. Uls Lehrer im Haindorj von 1920 an. Krause Ida, geb. 1901 in Friedland. Im Schuldienfte seit 1920. Von 1920 bis 30.11.1920 in Hainsdorf. Franke Heinrich, geb. 1881 in Röhr3dorf. Im Schuldienste seit 1900. In Haindorf seit 1920. Riedel Franz, geb. 1878 in Kunnersdorf. Im Schuldienste seit 1898. In Haindorf seit 1923. Pfeiffer Franz, geb. 1894 in Kaspenau. Im Schuldienste seit 1920. In Haindorf von 1920 bis 1921. Wirkt gegenwärtig als Lehrer in Friedland. 4. Oberlehrer: 1919 Jofef Riedel, wirkte als Lehrer in Haindorf seit 1890. An der Erpositur in Ferdinandstal wirkten: Hoffmann Albert, vom 1. Oktober 1886 bis 1. März 1887. WeikertViktor, vom 1. September 1887 bis 1. März. 1888. (später Lehrer in Göhe). Ringel Jofef, vom 1. März 1888 b 3 1. Mai 1893 (dann Web- schuldirektor in Asch und Kochlitz). Weber Josef, vom 1.Mai 1893 bis. 15. August 1893 (t. k. Professor in Komotau). Daum Anton, vom 1. Oktober 1893 bis 1. Oktober 1895. Ehrlich Ernst, vom 1. Oktober 1895 b:s 1. September 1899. (geb. in Friedland 1876, jetzt Fachlehrer). Horn Franz, vom 1. September 1899 bisl 1. September 1901. (aus Postrum). Anders Wilhelm, vom 1. September bis 1. Oktober 1901. Rüffler Rudolf, vom 1. Oktober 1901 bis 15. Juli 1905. Hausdorf Augustin, v. 1. September 1905 bis 15. Juli 1906. Scholz Gustab, vom 1. Oktober 1906 bis 1910. Schicket anz Adol7, vom 1910 bis 1. Feber 1913. Porsche Rudolf von 1913 bis 1914. Im Schuljahr 1914 bis zum Schuljahr 1919 wurden infolge des Krieges die Schüler der Erpositur in die erste und zweite Klasse der Volksschule in Haindorf verteilt. Worf Bruno seit 1919. Handarbeitslehrerin. Semdner Marie, geb. 1846 in Katharinaberg. Wirkte in Hain- dorf von 1878 bis 1916. Sie starb am 7. Jänner 1916 in Haindorf. 223 Thiem Marie, geb. 1887 in Weißak, Schl., verehelichte Kratzer. War in Haindori vom 15. Septemiber 1916 bis 1. Oktober 1916. Menzel G m ma, geb. 1889 in Bärnsdorf. In Haindorf bedienftet gewesen vom 13. September 1916 bis 1920. Rüf f ler GIf a, geb. 1887 in Haindorf. Versah den Dienst für die auf Krankenurlaub befindliche Emma. Menzel vom 13. Septenüber 1916 bis 1. Mai 1917. Raaz Ottilie, geb. 1893 in, Neuftadt a. T., verchelichte Herbig. War in Haindorf von 1920 bis 1921 und vom 6. April 1922 bis 1. Oktober 1922. Kretschmer Hilde, geb. 1900 in Nieder-Verzdorf. Wirkte tn Haindorf vom 13. Feber 1921 bis 21. Feber 1922. Reu mund Glif a beth, geb. 1894 in Lautsche. In Haindorf seit 1. September 1922. 6e 224 Fachschale. Die Fachzeichenschule mit Lehrwerkstätte. Der einst hier bestehende Industrielle Bildungsberein, dessen Seele der Großindustrielle Herr Gustab Richten, Gdler von Wittbach war, befaßte sich in der Hauptsache mit der Hebung des heimischen Gelverbes. Als die Vorarbeiten zu der im Jahre 1873 in Wien, abge- haltenen Weltausstellung begannsen, verwirklichte der rührige Verein den Beschluß, der aufblühenden Holzindlistrie des oberen Wittigtales auf dem Weltmarkte einen Platz zu sichern und begann dieserhalb mit der Handels- und Gewerbekammer in Reichenberg Unterhandlungen. Die Kammer entsandte ihren Cekretär Herrn Dr. Hermann Hallwich nach hier, um am Ort und Stelle Informationen einzuholen und zweckdienliche Ratschläge zu erteilen. Dr. Hermann Hallmich war es, der dem Vereinsvorstande als erster riet, sich um die Errichtung einer Fachzeichenschule zu bewerben und stellte hiezu seine werktätige Mithilfe in Aussicht. Das war am 1. November des Jahres 1813. Das Vorhaben fand vonseite der Regierung eine für öster- reichische Verhältnissse verblüffend rasche Durchführung sodaß schon im Jänner 1873 die Aufforderung zum Beitritte der zu grünbenden Fachzeichenschule erging. Der Industrielle Bildungsberein eröffnete zu diesem Behuse eine Subskriptionsliste, die einen sehr günstigen Erfolg hatte. Wenn es einer Ortschaft oder Gegend gelingt, nicht bloß allmählig, sondern mittels eines bedeutenden Schrittes nach vor- wärts zu kommen, so kann und soll sie solches in gebührender Weise, und dann umsomehr würdigen und hochschätzen, wenn ihr eine solche Begünstigung durch wohlwvollenden Einfluß von außen her zuteil wirkl, und ohne diesen Einfluß die Errungenschaft sowohl, als bei deren Ausbleiben auch die gesicherte Gristenz fraglich geworden wäre. Eine solche Grrungenschaft für das obere Wittgtal war die in Hain- dorf ins Leben gerufene gewerbliche Fortbildungsschule und Lehr- werkstätte. War schon die Berührung des ibenen Wittigtales durch die Reichenberg Görlitzer Eisenbahn ein Faktum, welches den Wünschen der größeren Industrieflen und den im Gebirge erschwerten Transportverhältnissen befriedigende Rechnung trug, so war es die angestrebte Verwirklichung einer Fachzeichenschule für das kleine Ge- 15 225 werbe unserer Gegend, welches sich damals vorherrschend mit dier Ver- arbeitung von Holz zu verschiedenen Glegenständen beschäftigte, nicht minder. Die vom Industriellen Bildungsberein für diese Angelegen- heit gesammelten ftatiflischen Daten wurden von der k. k. Bezirks- hauptmannschaft in Friedland mit diesfälligen Anträgen den f. f. Statthalterei vorgelegt, von diefer an den f. F. Landesschulrat geleitet und von letzterem kem Handelsminister unterbreitet. Gs galt zunächst eine geeignete Lehrkraft zu gewinnen, ferner zwei Männer aus dem Gewerbestande unferer Gegend einer Jach- männischen gewerblichen Ausbildung zuzuführen, um nach Beendi- gung derselben zur Lebendigmachung desjenigen, was die Fachzeichen- schule den Beteiligten bieten würde, mitzuwirken. Zu diesem Zwede hatte der Handelsminister dem Drechfler Anton Scholz und dem Modelleur Friedrich Reismann,*) die in Vorschlag gebracht worden waren, eine erweiterte Ausbildung in der Kunftgewerbeschule des Oesterreichischen Museums im Wiem zuteil werden lassen und den- selben auch den freien Besuch der Weltausstellung zugängig gemacht, damit sie durch das Studium der einschlägigen Obljekte ihre Kennt- nisse bereichern konnten. In einer Sitzung des Industriellem Bildungsbereines vom 4. November 1873 wurde die erfreuliche Tatsache verkündet, daß der Leiter der neuen Anstalt, sowie die beiden Werkmeister Scholz und Reismann bereits ernannt seien, daß die Gehalte und die Koften der Reife derselben sowie deren Ausbildung, dann auch die Lehrmittel, die Werksborrichtungen, Handwerkszeuge und, das zu verarbeitende Holz von der Regierung bestritten worden, sowie die geeignetem Lokale im Gafthause,zur Sonne“ des Florian Wildner, auf drei Jahre gemietet worden seien. Die Fachschule wurde am 16. November 1873 feierlich eröffnet. Sie verfügte über einen Zeichenfaal, eine Drechflereiwerkstatt und eine Holzarbeittrerkstätte. Der Unterricht wurde am 17. November 1873. mit 110 Schülern begonnen. Der zum Leiter der Anstalt berufene Fachlehrer Franz Rosmanl lehrte gewerbliches Zeichnen und Malen, Friedrich Reismann Modellieren und Schnitzen und Anton Scholz unterrichtete in der Drechflerei. Unter den Schülern befanden sich eine Menge Vorzellanmaler, worauf im Zeichenunterrichte ent- sprechend- Rücksicht genommen wurde. Die vielversprechende Lehrstätte fand aber nur zu bald am un- begreiflicher Teilnahmslosigkeit und Mangel an Einsicht ihr Ende. Am 1. September 1776, nach Schluß des dritten Jahrganges, hörte die Fachschule auf zu bestehen. Dadurch erhielt die heimische Holz- industrie einen harten Schlag, der sich allerdings erst in der Folge in seiner ganzen Tragweite geltend machte. *) Friedrich Reismann starb 1914 am 22. August. 226 Gewerbliche Fortbildungsschule. Wegen Errichtung einer gewerblichen Vorthildungsschule wur- den wiederholt Schritte unternommen, so in den Jahren 1883, 1886 und 1888, jedoch erfolglos. 1892 traten abermals einige Männer zu- sammen, denen die Forthildung der gewerblichen Jugend am Herzen lag und denen es endlich vergönnt war, das, angestrebte Ziel zu erreichen. Am Sonntag, den 1. Oktober 1893, vormittags 9 Uhr, fand in der Volksschule die Eröffnung der gewerblichen Fortbildungsschule statt. Alljährlich am Schulschlusse, findet eine Ausstellung der Schülerarbeiten statt, die von der Zweckmäßigkeit dieser Einrichtung mit ungeahntem Erfolg wiederholt Zeugnis ablegte. Erwähnenswert erscheint auch, daß der nach Mildenau zu- ständige und in Wien lebende akademische Bildhauer, Heinrich Scholz, ein Künftler, der sich nicht nur in Oesterreich, sondern auch darüber hinaus bereits einen guten Namen geschaffen hat, die An- stalt durch 2 Jahre besuchte. Hier legte Scholz die ersten überraschen- den Proben seines vielversprechenden Könnens der Oeffentlichkeit vor, die Anlaß zu seiner ferneren künftlerischen Laufbahn gegeben haben. Als Lehrkräfte wirken gegenwärtig: Bürgerschuldirektor Karl Pohl, als Teiter, Bürgerschullehrer Ernft Ehrlich, als Lehrer, Oberlehrer Josef Riedel, als Lehrer. 227 Die Knabenbürgerschule. Mit der fortschreitenden Entwicklung des Ortes wuchs auch die Erkenntnis des Wertes einer guten Schulbildung, die den Ruf nach Schaffung einer Bürgerschule zeitigte. G3 bedurfte freilich langer und unausgesetzter Bemühung, ehe der k. k. Landesschulrat mit seinem Erlasse vom 4. Oktober 1894, 3. 28.971, der dringenden Forderung seine Zustimmung gab. Mit 1. September 1895 wurde mit dem Unterrichte der ersten Klasse begonnen, nachdem zuvor die 6. Knabenklasse der Volksschule aufgelassen worden war und der gewonnene Naum hierzu benützt. wurde. Der Anfang geschah mit 49 Schülern. Die 2. Klasse wurde am 1. September 1896 in der zweiten Volfsschulflasse und die dritte Klasse am 1. September 1897 in dem Hause des Fleischers Florian Reisser (Nr. 359) untergebracht. Kurz nach Eröffnung der Bürgerschule hatte sich der Orts- schulrat eingehend mit dem Baue eines eigenen Bürgerschulgebäudes befaßt, der endlich im Jahre 1897 zur Ausführung gelangte. Der Bau wurde nach den Plänen des k. k. Professors an der Staats- gewerbeschule im Reichenberg, F. Daut, den Baumeistern Appelt &. Hampel in Friedland übergeben. Die Kosten beliefen sich auf 55.916 fl. 84 fr. Der Grundstein wurde in aller Stifle im April 1897. gelegt und am 4. September 1898 fand die Weihe und feierliche Uebergabe des Gebäudes statt. G3 enthält 3 Bürgerschul- und 3 Volfs- schulklassen, einen Zsichensaal, 3 Lehrmittelzimmer, ein Direktorat, eine Schuldienerwohnung und eine Turnhalle, die gegenwärtig auch vom hiesigen Deutschem Turnberseine benützt wird. Lehrkräfte an der Knabenbürgerschule: 1. U n to m Ha u mer, I. Fachgruppe, geb. 23. Tzember 1838 zu Grof-Körbik, Bez. Romotau, war angestellt in Gidlitz, Brießen, Georgswalde, als Direktor in Weipert und zuletzt von 1895 bis 1904 in Gaindorf, starb 1906 in Romotau. 2. Nikolaus Bohhl, II. Gruppe, 32b. 31. Mai 1871 zu Philippsberg. Bez. Friedland, war angeftellt in Ultharzdorf, von 1896 bis 1898. in Haindorf. kam von hier an die Uebungsschule in Reichenberg. 3. KarI Bwth I, III. Gruppe, geb. 6. Feber 1861 zu Lochotin, Bez. Ludiß, war angestellt in Dittersbächel, Dittersbach, Lusdorf und 228 Haindorf. Vom Jahre 1896 an wirkte derselbe bis 1920 an der hiesigen Knabenbürgerschule als Fachlehrer und ist gegenwärtig Direktor dieser Anstalt. Adolf Stärz, I. Gruppe, geb. 12. November 1860 zu Einfiedel, war angestellt in Raspenau, seit 1997 als Fachlehrer an der hie- sigen Bürgerschule und vom Jahre 1904 bis 1920 als Direktor. Lebt gegenwärtig in Handorf i. R. Josef Mühlbergkr, II. Gruppe, geb. 22. Jänner 1873 in Hohenelbe, war angestellt in Pommerndorf, Hohenelbe, Ober- langenau, Niederhof, Haindorf. seit 1899 als Fachlehrer an der hiesigen Bürgerschule und seit 1907 in Friedland; ist gegenwärtig Bezirksschulinspektor unseres Bezirkes. Gmil Tschakert, I. Gruppe, geb. 8. März 1863 zu Friedland, war angestellt in Raspenau, Arnsdori, Haindorf, von 1904 am als Fachlehrer an der hiesigen Knabenbürgerschule, von 1920 bis 1922 int. Direktor an der hiesigen Mädchenbürgerschule. Ernst Ehrlich, II. Gruppe, geb. 8. September 1876 zu Fried- land, war angeftellt in Haindorf, Friedland, vom Jahre 1912. an als Fachlehrer an der hiesigen Knahenbürgerschule. P. Unast. Beer, Rat., geb. 4. Feber 1894 zu Znaim, seit 1923. def. Ratechet an der Knabenbürgerschule. 9. Jofef Funke, III. Gruppe, geb. 20. Mai 1882 zu Aber-Wittig, war angestellt in Neundorf, Böhm. Aicha, seit 1924 an unserer Knabenbürgerschule. Vorübergehend prob. wirkten an der Knabenbürgerschule die Fachlehrer: Friedr. Hoffmann von 1907—1911, jetzt in Wien; Karl Unger von 1911—1912 gefallen inr Weltkriege am 20./11. 1914; Heinrich Vater von 1919—1920, jetzt V.-D. in Heinersdori- Gduard Hornischer von 1920—1921, jetzt in Heinersdorf; Adolf Schicketanz, von 1921—1922, jetzt in Rasspenau und Josef Nicht, von 1921—1924, jetzt an der hiefigen Mädchenbürgerschule. 229 Die Mäschenbürgerschule. In der Sitzung der deutschen Sektion des Landesschulrates, die am 13. Mai 1919 unter dem Vorsißze des Min.-Rat Dr. Theodor- Tupet stattfand, wurde die Errichtung einer Mädchenbürgerschule unter eigener Leitung zu Haindorf beschlossen und am 6. September d. F. mit der 1. und 2. Klasse eröffnet. Mit der prov. Leitung wurde Fachlehrer Kar I. Bohl betraut (16.19. 1919—31./8. 1920), vom 1./9. 1920—3118. 1922 wirkte als probiforischer Direktor Gmil Tschakert (siehe Knabenbürgerschule). Definitibe Direkorin: 31./8. 1922—1924 f a m illa Br ei ch a, geb. 1864 zu Rakonitz, war kürzere Zeit angestellt in Mies, Tuschkau, Staab, Dohrzan, dann 27 Jahre Fachlehrerin in Pilsen. Trat 1924 in den Ruhe- stand und übersiedelte nach Napajehl in Mähren. Lehrkräfte: Malwine Hoffmann, Fachlehrerin der III. Gruppe, geb. 1884 zu Friedland, vorher angestellt in Neustadt a. T., Einfiedel, Raspenau und in Haindorf seit 6. September 1919. Martha Böhm, geboren 1891 in Buschullersdorf, stellvertretend für die II. Gruppe, vom 1. September 1920—31. Auguft 1924; erhielt in diesem Jahre eine definithe Stelle in Niemes. Gmilie Betermahr, I. Gruppe, geb. 1873 zu Mistelbach in Niederöfterreich, wirkte erst 8 Jahhre als Volksschullehrerin im Landbezirk Brünn, 1900—1921 als Fachlehrkerin im Bilfen, seit 1./9. 1921 in Haindorf, seit 1./9. 1924 ift sie ftellvertr. Direktorm. Als Handarbeitslehrerin wirfte zuerft C m m a Me n z21 (fiehe Volksschule), dann Ottilie Raaz (ebenda), gegenwärtig (5 li j a be th Re u m u n d, geb. 1 894 in Lautfche, feit l. September 1922 bis heute, früher in Friedland, Neuftadt, Buschullersdorf, Wustung, Niederberzdorf, Dörfel, Wißse, Engelsdorf, Tschernhausen und Tautsche. Vorübergehend: Gu stab Her big (iehe Volksschule), wirkte vom 15. Septmber 1919 bis 31. Auguft 1920, Lud wi ga Gör- la ch, vom 1. September 1920 bis 1. April 1921, Mar ie SiB, vom 230 1. April 1921 bis 31. August 1921, Elfe Gläfer, vom 9. April 1923 bis 1. Juli 1923, I r a wz i3 fa IIln er, bom 1. April bis 31. Mai 1924. Seit 1. September 1924 wirken an der Schule als stellvertre- tende Lehrer Jofef Nicht (siehe Knabenbürgerschule) für die Gegenstände der I. Fachgruppe, Joseff Tandler, II. Gruppe, geb. 1900 zu Katharinberg bei Reichenberg, Böhmen, vorher ver- wendet in Ebersdorf, Weißbach und Ringenhain, 3 Gemester Univer- sitätsturs für Lehrer. 231 Die tschechische Schule. Der für das gesamte Deutschtum so unglückselige Friede von Versaille verhalf dem tschechischen Volke zu einer Machtstellung, deren Auswirkung auch unser Bezirk in mehrfacher Hinssicht zu spüren be- kommt. Namentlich auf dem Gebiete des Schulwefens wird der fulturellen Entwicklung 3wang angetan. Aus diesem Empfinden heraus entsprang ein Gefühl der Vitterkeit, als der Landesverwal- tungzausschuß in feiner Sitzung vom 27. Juli 1919, nach einem Be- richte des Beisitzers Sokol die Errichtung einer tschechischen Volkz- schule in Haindorf zum Beschlusse erhob. Mit Einbeziehung der hechischen Kinder der Nachbargemeinden Weißbach, Liebiverda, Mildeneichen, Rafpenau und einer Anzahl deutscher, konnte Montag, den 13. Oktober 1919, mit dem Unterrichte begonnen werden. Als Naum hierzu hatte die Behörde ein Zimmer der Volfsschule ange- forderl. Im Frühjahre 1923 erwarb der Staat für die Minderheits- schule eine Baustelle, an der Bahnhofsstraße gelegen. 232 Der Ort und seine Flüren. Wer um das Jahr 1564 Haindorf von einem der malerischen Vorberge betrachtet hat, der würde es heute kaum wieder erkennen, wenn es nicht der Kranz der Berge mit der gleichen stillen Pracht und Größe umgäbe. Damals beherrschte noch dunkler Wald rinzsum die Kämme des Tales, die blühenden Fluren Weißbachs und des Stolpichtales und verbarg die vielbegehrte Gandenstätte in feinen grünen, heil- samen Mantel, dessen Zipfel da und dort das Dörflein streiften. Auf felsigem Hügel erhob sich das mit einem Turme gezierte einfache Dorfkirchlein, mit dem Friedhofe im Schatten mächtiger Linden, umrauscht von dem wanderfrohen Waldkinde, der Wittig, unter ihr, dem Kretscham zu, der bescheidene Pfarrhof und anschließend daran die Schule mit ihrer Pfründe. Ins alte Dorf hinüber führte über die Wittig ein schmaler Laufsteg. Auf jenem Teile, der heute dem Orte das städtische Gepräge verleiht, den sogenannten „Neu- häufern“, zog noch der Pfarrbauer seine Fürchen, dahinter lag der zum Teil mit Gestrüspp bewachsene Gemeindesiebig. Das andere Gebiet am rechten Ufer der Wittig, mit Ausnahme eines schmalem Streifens Gemeindeau, war dominikaler oder herrschaftlicher Grund, der dem Ortsrichter zu Lehen gegeben worden war. Der Bestand von acht Teichen, die der Fischzucht dienten, kennzeichnen sein Gebiet. Die eigentliche Dorfgemarkung, der rustikale oder bäuerliche Besitz, lag auf dem linken Ufer der Wittig, auf der magern Winter- seilse mit seinen vielen Steinrücken. Sieben Bauern undi vier Erh- gärtner teilten sich in die mühsame Habe. Dazwischen verstreut auf ödem, unwirtlichem Grunde standen zehn Hütten der Waldarkeiter. Unterhalb des Kirchels beim Kretscham erscholl das Klappern einer Mühle, das Kreischen einer Säge. Am äußersten Ende des östlichen Dorfes trieb die Wittig das Werk einer zweiten Brettsäge, hinter ihr gegen die Saubrücke zu befand sich ein herrschaftliches Schweinehaus. Noch lange war der Wald, das einstige Tätigkeitsfeld eines großen Teiles der Ortsbevölkerung, auch im Tale vorherrschend. Selbft um 1820 rauschte noch der Tannenwald auf der Schwarzen Erde, wo zur Winterszeit das Hochwild stand und im Sommer Err- lichter den Moorgrund nächtlich bellebten. 233 Zuwachs des Ortsgebietes. Eine Vergrößerung des Gemeinheausmaßes, beziehungsweise der Bauerngüter, vollzog sich nach dem 30jährigen Kriege. Graf von Gaflas Am 10. und 11. Juni 1665 verkaufte Anton Güter 139 Ruten. etlichen Bauern in Haindorf zur Erweiterung ihrer des an sie angrenzendsen herrschaftlichen Grundes (Wald), und zwar: Jede zu tr. Ruten 30 16 (Nr. 30) Christof Neumann, der obere 30 18 (Nr. 26) Scholze Friedrich 30 15 (Nr. 42) Gregor Glener, wüfte 30 15 (Nr. 49) Caspar Haschke, wüste 30 15 (Nr. 50) Christof Lindner 30 20 (Nr. 52) Teremias Rießler 45 15 (Nr. 54) Christof Neumann, der niedere 1 71. 15 (Nr. 59) Christof Semtner und (Nr. 71) Georg Rießler 1 fl. 15 tr. 10 (Nr. 73) Christof Krause Grund am Gebürge Am 6. Auguft 1673 erwarben „obrigkeitl. hinter Georg Röffels zwischen der weißen und schwarzen Stolpich, Gut zu Rasspenau, allwo neuerlicher Zeit das, Holz weg gescheittert“, und zwar erblich: 9 Maß (1 Maß 90 Eflen lang) Glias Rößler zu je 11/3Schock— 13 Sch. 30 gr. 12 Maß „ „17/2 „ —18 „ Christof Krause Christof Sembdner 534 "" "17/2 " 8 " 37 " Die Gemeindeau war inzwischen zu Baustellen verkauft wor- den. Das Schöppenbuch vom Jahre 1731 führt als Gemeindebesitz lediglich zwei Fiebige an. Nemblich Der ober Fiebig. Hat Seine gräntzen Zehn schritt hinter dem so Genannten bobft Flosse, Vor dem Ersten Nainstein biß zum Untern Reinstein, welcher stehet an des Michel Neumanns Erbgutt, ist er 80 fchritt breith, alf- dan Reinet Untterwerths Daß Genandte floß, Bey dem andern Rain- stein ist er 106 schritt, wo die Zweh gräntzen Dar zu Kommen, Hans Augstens undt Hans Jägers undt deß Gemein Liebiges, ist er breit 55 Schritt. An der Wittig wo er ausgehet ist er breitt 30 schritt. Die Länge Dessen gedachten Fiebiges ist 340 schritt. Der unter Fiebig. Welcher seinen anfang nimbt, An der Kloster Mauer undt sich begräntzet mit dem Heundorffer Löhn Kretzam, undt der Vertauschten Withmuth, aiß hinter der gartten Mauer ist er in der breithe 39 234 schritt hinter der schenke ist er breith 81 schritt, Alß dann gehet er gleich auß biz zu der steinernen Wohlfahrts Cappelle, Weillen nun die gedachte Vertauschte Withmuth herrei leufit, so ist er 57 schritt, Wo- Dessen ein tredender Grund aus geht, Wirdt er breith 212 schritt Von Dannen 100 die Wiesse an geht, bis zu deß George Hermanz in Mildeneichen seiner gräntze ist er breith 203 schritt, Von Dannen gehet ein stückel Feldt Vetter werths bis an die Withmuth, so spitzig ist 120 fchrtt lang. Die Länge dessen gemein Fiebiges ist bis an die gränßze des George Königs zu Liebierda 995 schritt. So geschehen vor Johannes Beuker diesser Zeiten. Scholtessen undt gerichts halter, nebst ihm Hans Neumann, Henrich Scholtze, Gottfried Augsten und Christoph Stompe geschworene. Aus seiner Enge heraus trat der Ort durch den Zufall der Pfarrwidmuth, die im Jahre 1726 von den Haindorfer Kirchen- vätern gegen das Griffigsche Gut in Mildenau vertauscht, da sie dem Raspenauer Pfarrer zu entlegen und bislang von den Haindorfer Bauern gegen einen Pachtbetrag von jährlich 9 fl. zur Benützung überlassen worden war. Sie umfaßte den Ortsteil „Neuhäufer", also das Gehiet zwischen der Wittig und dem unterem Gemeinde- fiebige, beginnend am Kirchberge bis an die Mildeneichener Grenze. Hierauf erstanden in rascher Reihenfolge die Häuser Nr. 84 bis 119. Die Kaufbücher bekräftigen die mündliche Ueberlieferung, daß sie bis auf wenige Gedinghäuser sämtlich naH Vollendung der Kirche (1728) von den Kirchenbauleuten errichtet worden feien, und zwar aus dem übrig gebliebenen Holze und Baumaterial. Laut amtlicher Kontrakte hatten die „Neuhäusler“ auf dem gegenüber liegenden Fiebige das Recht der Hutweide. Die hierauf bezughabende Urkunde, welche im Haindorfer Schöppenbuche (pag. 868) verzeichnet erscheint, ist vom 18. Mai 1780 datiert. Die Anfiedler von „Neu-Heundorff“ scheinen die Gunst der „Erbgesessenen“ im alten Dorfe drüben keinesfalls gehabt zu haben. Trotzdem sie 1/, der Bevölkerung ausmachten, waren ihre Rechte in der Gemeinde gleich Null. Sie wurden mit hohen Abgaben belegt und sahen sich daher des öfteren bemüssigt, die Hilfe der „gnädigen Obrigkeit“ anzurufen. Ihre Beschwerden hatten aber lange Zeit keinen wesentlichen Erfolg. Andauernde Mißachtung, Kränkung sowie maßlose Anforderungen von Seite der alten Gemeinde zeitigten 1796 einen geharnischten Proteft an die Obrigkeit, der ihnen denn auch laut folgenden amtlichen Bescheides endlich im wefentlichen die ge- wünschte Beachtung und Förderung einbrachte. (Schöppenbuch pag. 895). „Ämtlicher Bescheid den Heundorjern Neuhäußlern, über die eingebrachte Beschwerden wegen Gemeinde-Ausgaben, so nach der Mannschaft angelegt worden. 235 Nachdem sich die Neuhäußler allgemein beim Amte erklären, gegen die auf sie anrepartirte Gemeindeauslagen kein Klage zu haben, worzu selbe auch den Beitrag willig zahlen wollen, Jedoch nur Winschen, in der Mannschaftszahl herabgesetzt zu werden, so wird den Bittlegern zum Bescheid gegeben: Mann habe nach der Revidirung Jener Posten der Gemeindeauslagen, worzu selbe zum Beitrage bei- gezogen worden, weder was unbilliges noch übertriebenes befunden und da die Einrichtung der Zahlung nach der Mannschaftsaus- gleichung schon vor sehr vielen Jahren bestehet, folglich hierin falls nicht so leicht eine Abänderung fügen läßt, außerdem auch diesen Neithäußlern ao. 1788 von 4 Mann auf 3 Mann schon herabgesetzt worden, so wird die dermalen bestehende Einrichtung auch auf ferneres sein Verbleiben haben und Verstehet sich von sich selbst, daß die leisten- den Veiträge nicht alle Jahr gleiche und so hoch sein werden, wie es ao. 1696 wegen aufgelafsenen Recrouten-Unfoften geschehen. So mit werden Bittlegern dahin angewiesen, sich ferners nach der Zeithero bestandenen Einrichtung zu benehmen, so wie denen Gerichten auf- getragen wird, diesen Neuhäußlern keine übertriebenen Beiträge zu- zueignen, noch weniger selben unnötigerweise zu bekränken; auch wird Eingestanden, daß sich die Neuhäußler, unter — und für sich selbst einen Gemeindeältesten wählen und bestimmen können, der von Amte bestätiget werden wird. Wornach sich zu richten ist. Friedland, am 13. Feber 1797. Johann Andreas Paul, Amtsverwalter. Von Nr. 144a bis 178 — hohe Seite der Kirchgasse — erstreckte sich ehedem das wüste Gerölle einer Sandgrübe. Nach 1785 wurde auch dieses zur Errichtung von Wohnstätten nutzbar gemacht. Eine weitere Entwicklung der „Neu-Seit“ hatte 1808 der par- zellenweife Grundberkauf vom unteren Gemenbefiebige, im Aus- maße von je 200—300 Quadrat-Klaftern zur Folge, die zumeist für Bauftellen angekauft wurden und nur zum geringen Teile für Urbar- machung bestimmt waren. Im Ganzen gelangten ca. 8000 Quadrat- Klaiter zum Verkaufe. Die Preife der Parzellen schwankten zwischen 25—150 fl., je nach Beschaffenheit des Bodens. Als Merkwürdigkeit sei noch einer Bestimmung gedacht, die den Kaufverträgen beigesetzt wurde, und zwar: „Wenn diesen Grund der Käufer einft an einen Ffremden wieder verkaufen wollte, so darf dieser Verkauf unter keinen Vorwande an Jemand außer der Gemeinde, sordern an einen dasigen Gemeindeinfassen geschehen. Das alte Dorf blieb nach 1800 in der Entwicklung zurück und hat bis heute feine nennenzwerte Aenderung erjahren. Die Ausge- staltung des Ortes vollzog sich zur Gänze auf der „neuen Seite“, Gin getre u e3 Bil d der heimatlichen Gefilde vermittelt das Protokoll der Landesvermessung vom Jahhre 1785, ge- 236 nannt der josef inische Kataster. Die Fassion zerteilt den Ort in 29 Fluren, deren Umfang genau umschrieben wird. Unnütz- barer Grund ward nicht gemessen. Die Urkunde besagt uns sehr viel. Ginmal nennt sie den Umfang der Gemeinde, die Anzahl der Wohn- stätten, ihre Besitzer, das andere Mal kennzeichnet sie die Beschaffen- heit der Fluren. Wir sehen, wie der Wald das Tal bis zur Wittig durchschneidet, die vielen Steinrücken, Hauknochen im freien Felde, die Gestrüppe, Sümpfe, Oedkare, wo der Roder halt gemacht, die mit Steinmauern umgebenen Besitze, das harte Arbeitsfeld der Alt- vordern. Ein Vergleich mit der fruchtbaren Gemarkung von heute, gibt Kunde, wie b.el wir dem unermüdlichen Fleiße, dem Schweißze jener deutschen Vorväter zu verdänken haben, die im steten Kamppfe um ihr karges, körperliches und beengtes geistiges Leben blühendes Land, lachende Auen der wilden Wurzel mit zäher Kraft und Aus- dauer abgerungen. Nach dieser Landvermessung entfielen auf das Ortsgebiet: 153 Joch 100 Quadratklafter A c er mit einem Jahresertrage von 336 Metzen Korn und 193632/„ Hafer; 297 Doch 1119 Quadrat- klastern Wiefen mit einem Jahresertrage von 63368 Zentner Heu und 7989 Grummet und 2429 Doch 1423 Wald mit einem jährlichen Abwurf von 2062e 6, Klaftern hartes und 1587teser Klaftern weiches Holz. Die Original-Fassion berichtet über das Ergebnis der Ver- messung in Bezug auf Tage, Einteilung und Beschaffenheit: „Orts- platz ist keiner, weil die Gemeinde in zerstreuten Häufern besteht, von nutbaren Gründen befinden sich in derselben 3 stückl Gemeind Auen, so unter der Topogr. Nr. 258.270 vorkommet. „1. F lur beim Mühl gr aben genannd, dieser Platz fangt an beim Mühlgraben und endigt sich bei der Kappell an Lieb- werdaer Granit hintern Schwartzen Teich.! In dieser Flur lagen die Scholzerei, bestehend aus der Mahl- mühle Nr. 5, den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden Nr. 2, 3 und 4, der Mühlgraben, Mühlgarten, Fahrweg, Obstgarten, Kälber- garten, die zum Lehen gehörigen Gründe: Feld unter den Ste in rücken, kleines Wiesel neben „Leichtl“ bis ans Kreuz, Liebwerder Straße, Feld unterm Weg beim Kreuz am Fiebig an- ligend, Wiese im Gründl genannt, Feld hintern Gründl an siebig anliegend, schlechte Wese unterm Weg an der Liebwerdaer Grenze. 2. F lur an Liebwerdaer Granit hintern Schwarzen Reiche genannt, wo dieser Platz anfangt bei der Kapell und endigt sich beim Dorf-Weg. Sie umfaßte die Gründe des Lehen: Feld vorn Abschlag. Trischfeld hintern Abschlag, genannt in der Wiesen, Feld vor der Kapell hntern Abschlag, Wiese von der Liebwerdaer Grenze bis 237 ans „Rothe Floß" nächst der Hutweide, Trischfeld bei der alten Gi che genannt, Gefumpfe, Wiefe obern Weg am Rothen Floß, Hai nw e g, Wiese unterm Weg am Rothen Floß, Feld beim Rothem Floß am Weg, Wiese in der Lahn beim Rothen Floß, Feld bei der faulen Brück bis zur Steinrück, Stein- rücken und Steinplätze, Feld hinter der H di n b u ch, Feld bei der Hainbuche, unnütbare Steinriegel (nicht gemefsen), Gänfe- Gartl, Sa nd lahn, unnützbar, Pyla n zy artl. „3. E lur am Wege genannt, dieser Platz fangt an am Dorfweg- und endigt sich bei der Hutweide an Liebwerdaer Granik.“ In dieser lagen das Anwesen Nr. 6 des Anton Finse und die dazugehörigen Gründe: der Garten beim Haufe, Steinrücken, Feld vorm Berge unterm Steige am Lehen anliegend, kleine Wiese am Bergl, Feld unterm Steig, Feld am oberen Rein an Scholzes Viehtreibe, Wiesel vorm Steige, Fußsteig, kleine Wiese hinterm Fußsteige, Feld vorm Hainweg, Wiese hinterm Weg, schlechte Hutweide bis hinters „Pusch-gesträup an Gesumpe“. „4. F lur an Liebwerdaer Granitz genannd, dieser Platz fangt an bei der Hutweide und endigt sich am Hahnweg. Zu ihr gehörten die Lehensgründe: Feld, Hutweide der ge- ringsten Gattung wegen Hübl und Gesumpf, Anton Krauses (Nr. 86) Feld auf der „Gy d le g' am Lehen anliegend, schlechte Wiese bis am Auerweg, Auerweg, Feld vorn Auerweg an Anton Worfs Hutweide, kleine Wiesse, Feld am Hahnwege und unnütbares Vergl. „5. F lur an Hahnweg genannd. Diejer Platzt fangt an an Hahnweg und endigt sich wieder auf der Hahdleg an Liebwerder Granik.“ Sie enthielt mehrere unnützbare Hügel, die nicht vermessen wor- den waren, ferner: Anton Scholzes (Nr. 98) Feld am Sainweg an Anton Kraufes Feld anliegend, schlechtes Wiefel, Feld vorm Auerweg, schlechte Wiese hinterm Auerweg bis an die Viehtreibe, Viehtreibe, Feld auf der „Hahdlege“, „6. lur auf der Hahdlege an Liedwerder Granitz genannd. Dieser Platz fangt an auf der Hahdlege und endigt sich wieder auf MäuBels Berge“. Sie begrenzte Anton Kraufes (Nr. 88) Feld an, Anton Schol- zes anliegend, schlechte Wiese hintern Querweg, Steinriegel, Feld vorm Querwege, das Gründl, Feld auf Mäußels Verge. „7. lur auf Mäußels Berg genannt, dieser Platz fangt am aufn- Berge und endigt sich wieder auf Hemh übl.“ Sie umfaßte: Anton Kratzers (Nr. 89) Feld am Sainweg, kleine Wiese, Feld vorm Auerweg an Anton Kraufes Feld, Wiese hinterm Querweg, Feld auf der „Heyd“ an der Liebwerdaer Grenze. 238 „8. Flur aufn Hemhübl genannd, dieser Platz fangt an aufn Hemhübl und endigt sich wieder auf der „Hehdleg an der Lieb- werdaer Grenze.“ Sie bestand aus: Josei Krauses (Nr. 50) Feld an Anton Kratzers anliegend, Wiese, Steinrücken, Feld vorm Auerweg, schlechte Wiese hintern Auerweg, Feld auf der „Hehdleg“ neben Anton Kratzers Feld. „9. F lur auf der Heheg genannd, dieser Platz jangt an an der Liebwerder Gränitz und endigt sich an Hahnweez. Dazu gehörte: Christopph Augstens (Nr. 36) Feld, sehr schlechte Hutweide, Wiese, Feld vorm Auerweg, Wiesel an Josef Krauses Feld, Feld hint er der Mau er neben Gottfried Augstens Feld. „10. Flur an Hainweg, dieser Platz fangt an an Hohnweg und endigt sich an Tiewerder Granitz bei der Steinrückmauer.“ Sie betraf: Gottfried Augstens (Nr. 52) Feld am Weg neben Chr. Augstens Feld, schlechte Wiese, Feld vorm Auerweg, Weg- und Steinrücken, Trischfeld hintern Querweg, schlechte Wiese mit Gestrüpp, Hutweide mit Gestrüpp hinter der Wiese, Trischfeld an der Liebwerdaer Grenze, Weg und Steinrücken. „11. Flur vor der Diewerder Graniß aufn Hahn genannd, dieser Platz fangt an aufn Hahn bei der Mauer und endigt sich beim Innererbe.! Diese umfaßt einem Teil des Lehengutes: Feld vorm W.g. neben Christian Effenberger, Steinrücken, Feld hintern Weg, Hut- weide, wegen Hübeln und Gestrüpp sehr schlecht, Trischfeld neben Gottfr. Augsten, Erl-Hutung, sehr hüblig, steinig und mit Ge- strüpp verwachsen, Trischfeld hinter der Erlwiefe neben Gottfried Augsten, Steinrücken, Trischfeld beim „Bürcklen" ge- nannt, Steinrücken, Hutweide beim Innererbe. „12. F lur beim Innererbe genannt, dieser Platz fangt an an- Innererb und endigt sich an Weisbacher Granikz. Umfaßt: des Lehenscholzens Busch, Innererbe genannt, wei- ters: Josef Krauses (Nr. 50) schlechtes Wiesel auf dem Innerbe, Chr. Augstens Haus Nr. 124, Garten zu dem Hause nebst an- liegender steinigen Lehne, Anton Kraufes (Nr. 24) Trischfeld am Hainweg neben Anton Worfs Feld, Trischfeld hintern Hanweg, Steinrücken, Feld beim Büschl, Wiese am Innererbe, Trischfeld am Büschl, umschlagbares Büschl auf dem Bergl, schlechte Hutweide, Feld am Hain herein nehen Wenzel Wüldners Grund, Trischfeld am Fahrweg. Haus Nr. 24, Garten, Wenzel Wildners Haus Nr. 146, das Feld beim Hause hinaus neben Anton Krause, Feld am Weg, Liebwerdaer Fahrweg, sändige Lehne am Bergl, unnützbar, Chr. Effenbergers Haus Nr. 25, Hausgarten nebst anliegender Lehne, Feld am Bergl am Liebwerdaer Fahrweg, Chr. Fiebigers 239 Haus Nr. 26, Hausgarten am Bergl, unnütbare Sandlehne (nicht gemessen), Anton Worfs: Feld am Weg neben Wenzel Wüldners, Steinrücken, Trifchfeld an der Viehtreibe, die Viehtreibe am Liebwerdaer Weg, unnütbar, nicht gemessen, Wailchlwiese am Innererbe Busch, zum teil (vorwert3) unschlagbar, Wege, Straßen, Steinplätze und Sümpfe. „13. F lur an Weißbacher Granitz genannd, dieser Platz fangt an an Weißbacher Granitz an Wittigfluß und endigt sich an obern Tiebig beim Bobstflöffel.! Zu ihr gehörten: Josef Eifenbergers Haus Nr. 23, das Brett- mühlstübl Nr. 22, der Klötzerplan, Mühlgrabenwasser, Wiesel übern Mühlgraben an der Wittig, Garten am Weg, Jahrweg, Feld auf dem Vergl, Unterplan genannt, Wiese unterm Verge- neben der Wittig, Sandlehne, Wiesenfleckl an der Wittig neben Ghr. Neumanns: Feld neben Wenzel Lindners, Wiesel mit Lehne, Haus Nr. 21, Auengartl beim Haus, Wenzel Lindners Haus Nr. 20 famt Gartl, We h ri9t (nicht gemefsen), Anton Neumanns Haus Nr. 19 samt Gartl, Wehrigt „in Wäffern" genannt, Josef Krauses Haus Nr. 18 samt Garten, Christoph Augstens Haus Nr. 16 famt Garten, Josef Bragers Hats N. 15 samt Garten, Josef Webers Haus Nr. 17 famt Garten, dazu Feld neben 5 Weg, Josef Bragers Feld am Wege, kl. Wiese, Anton Worfs. Wiese am Weg, kleines Gartl bei Anton Webers Häufl Nr. 128, Anton Webers Haus Nr. 128, Christian Effenbergers Haus Nr. 12 und Gedinghaus Nr. 13 famt Gartl, Hutweide an der Wittig, Wehrigt „zwischen Wässern“ (nicht gemessen), Feld an der Wittig, Feld am Berg neben Hahnweg, dazu die Lehne, Wiese beim Hause unterm Berge, Steinrücken, Feld obern Haus am Wege, Franz Neu- manns kleines Fleckl am Hainweg neben Chr. Augstens, die Lehne am Bergl mit Gestrüpp, Wiese unterm Berg neben Christian Effenberger, Feld obern Hause am Weg, Steinrücken, Haus Nr. 11 famt Gartl, Feld unterm Haufe am Weg, Steinrücken, Christoph Effenbergers Haus Nr. 127, Chr. Augstens Haus Nr. 129, Chr. Kraufes Haus Nr. 130, Anton Worfs: Gärtl bei diesen drei Häufern (127, 129, 130) Feld an der Hutweide zwischen den Wegen, Viehtrieb und Sa n d b er 9, Ge m e in de a u, die wegen Steinen und Weg nicht gemessen, Franz Augitens Haus Nr. 126. samt Gartl, Chr. Junges Haus Nr. 125 famt Gartl, Philipp Effenbergers Haus Nr. 120 famt Gartl, Josef Kraufes Haus Nr. 10 samt Gartl, Gottfried Effenbergers: Haus Nr. 9 samt Garten oberm Haus an der Wittig, Wehrigt „zwischen Wittigen“ mit Gestrüpp, Gartl unterm Haufe am Wege, Josef Finkes. Haus Nr. 8 famt Gartl, Gemeindeau „am, Wasser liegend, ist wegen Wasserreissen und Steinern unnützbar“, Anton Salbigs Haus Nr. 133, Wittigfluß, Jahrweg zum obern Fiebig, Philispp Offen- bergers Feld am Weg unterm Bergl neben oberen Tiebig zu Nr. 240 420 gehörig, die Lehne am Bergl, Feld auf dem Bergl am Kirchweg. „14. Flur am oberen Fiebig beim Pobstflössel genannd, dieser Platz faugt an, an obern Gemeinde Fiebig am Pobstflössel und endigt sich an Weißbacher Granitz, an obrigktl. Grund beim Tägerhaus. Diese umfaßte: Pobstflössel, Gemeindefiebig anliegend vorne am Wege und hinterm Weze am Pobstflössel und Anton Krauses und Josef Augstens Feld, Steinmauern, Josei Augstens: (Nr. 28) Feld auf dem „Pobst" genannt, neben der Wittig, Steinrücken, der alte Wasserlauf neben der Wittig mit Gestrüpp. Feld in den Erlen, die Lehne am Bobftberg mit Gestrüpp und Steinen, Haus Nr. 28 das Gedinohäusl Nr. 29, Trischfeld auf dem Bergl an der Hutweide, unnützbarer Steinriegl, Gartl beim Stübl Nr. 28, Trischfeld am der niederen Mauer, Steine, Feld hinter der Scheuer Wehrigt „zwischen Wässern, Hutweide ober dem Hause nebst Lehne an der Weisbacher Grenze, Feld bei der „Absche“ an der Weißbacher Grenze, Feld beim Kreuz am Kirchwweg, Wiese hinterm Kreuze, die Lehne an der Weißbacher Grenze, Florian Jägers Haus Nr. 27 nebst Gartl beim Haufe und der Lehen am Bergl neben dem Pobstflössel, Chr. Klamts: Lehne am Bobstflössel neben Florian Jäzers, Feld zwischen Steig neben Josef Schindler, Steine, Gartl beim Hause, steinig, sehr schlecht, Haus Nr. 137, Dorfweg, Josef Schindlers Haus Nr. 131 samt Gartl, steinig und schlecht, Fußsteig, Josef Schindlers Feld „zwischen Steigen“, Steine, Fußsteig, Josef Schindlers Lehne am Bergl neben Ehr. Klamt, Chr. Kraufes: Lehne am Pobstflössel neben Josef Schind- lers, Feld zwischen Steig neben Josef Schindlers (Nr. 131), Steine, Gartl beim Hause, schlecht und steinig Haus Nr. 135. „15 F lur am Weißbacher Granitz, dieser Platz fängt an am! Weiß- bacher Granitz an obrigktl. Grundlbeim Jägerhaus und endigt sich an der Wittig beim Mühlwehr". Dazu gehörte: obrigktl. sehr steinige mit Gestrüpp bewachsene Hutweide, obrigktl. Jägerhaus Nr. 136, Anton Kraufes (Nr. 30): Busch, Hutweide, sehr schlecht, Hüb lw iese samt „Schlu ng- an der Hutweide Feld, das Hint er stück genannt, Steinrücken, Feld, das lan ge Ge màn de genannt, Steinrücken, Löh n e n- wiese auf der „„Varleg“ an Chr. Augstens, Trischfeld auf der Barleg, Hutweide neben Chr. Augstens, Feld bei „Peltze Virken, Steinrücken, Gründl am Niederain, Wiese in der „alten Heide“ mit Gestrüpp, Buschweg, Wiese am Pobstflössel samt anliegender mit Gestrüpp bewachsenen Lehne, Feld auf der Pferdebrach, Steinrücken, Steig, Feld bei Jäckels Steige, Feld hintern Gründl neben Weg, Gründl vor dem Berge, Feld hinter der Scheuer, Feld am Bergl neben Chr. Augstens, der Berg 241 vorm Hause mit Gestrüpp bemathsen, Feld auf dem Berge neben Chr. Augstens Bauernhof Nr. 30, Gemeindeau neben Anton Krause, davon 1 Stück wegen „Wasserreißen“ unnützbar und nicht gemessen, Feld im Garten gemannt neben der Gemeinde Au, Gar- ten an der Wittig. „16. F lur an der Wittig, dieser Platz fängt an an der Wittig beim Mühlwehr und endigt sich an obrigktl. Granitz.“ Sie umfaßte: Anton Neumanns Gartl an der Wittig (zu Nr. 31), Doriweg Anton Neumanns: Haus Nr. 31, die Lehne hinterm Haufe am Vergl, Josef Neumanns Stübl Nr. 14, Franz Jägers: Gartl beim Haus, Hdus Nr. 32, Franz Appelts Haus Nr. 33, Anton Effenbergers Haus Nr. 34, Gemeindeau, Fleine Ecke, Josef Effenbergers: Haus Nr. 35, Gartl beim Haufe, Ober- gartl an der Wittig, Josef Eifenbergers Mühlgartl zu Nr. 35 ge- hörig, Chr. Augstens: Bauerngebäude Nr. 36, Gedinghaus Nr. 144, Garten famt Lehne am Berge beim Hause, Buschweg, Feld auf dem Berge, Steinrücken, Feld vor dem Büschel am Wege anliegend, Steinrücken, Feld, der lange Streifen gemannt, Stein- rücken, Feld bei m Sohlen ftein, Stein, Viehtreibe (nicht gemessen), Hutweide der Heidelbeerberg, sehr steinig, Ge- strüppe am Heidelbeerberge, Trischfeld an der Hutweide, Feld hinterm Berge, Steinrücken, Trischfeld an der hintern Hutweide, Steine, die hintere Gutweide, Busch bis an die obrigktl. Grenze, Steinrücken, Bläßze und Wege. „17. F lur an obrigktl. Granitz. Dieser Platz fängt an an obrigktl. Granitz und endiget sich an Dorfweg.“ Gs betraf dies: Anton Nafes: Busch zu Nr. 42 gehörig, Stein- riegel, Plätze und Wege, schlechte Wiese am Büsche mit Gestrüupp, Feld hinterm Berge neben Anton Finkes Hutweide, steinig, Ge- strüppe, Steinriegel, Feld unter der Viehtreibe neben Anton Finke, Viehtreibe, unnützbar, Trischfeld am Heidlberg, Steinrücken, Feld am Berge, Garten beim Hause samt Lehhne am Bergl, Weg, Haus Nr. 42. „18. F lur an Dorf-Wegg zgnannd, dieser Platz fängt an am Dorf- wege und endigt sich an obrigktl. Granitz. Dazu gehörte: Anton Finkes: Garten samt Lehne am Vergl, Bauernggbände Nr. 49, Feld hinterm Hause neben, Anton Naase, „Steinfnicht“, Feld zwischen „Knöch1“, Steine, Steinriegel, das mittlere Knöchl genannt, unnütbar und nicht gemessen, Trisch- feld auf dem He.delbeerberge, Steine, Steinriegel bei der alten Wachhütte, unnütbar, nicht gemessen, Grasgründel beim Spibe Stein, Steinriegel bei d’er alten Tanne, unnützbar, nicht gemessen, Trischfeld, hinter der alten Tanne, Steine, Gründl am Weg neben Josef Krauses, Hutweide am Busch- wege, Busch, Steinplätze und Weg. 292 „19. F lur. Dieser Platz fängt an an der obrigktl. Granitz und endiget sich anf Dorfweg in Gottfried Augstens Bauernhof.! (Nr. 52). In diese Flur fielen: Josef Kraujes (Nr. 50): Busch, Stein- plätze und Wege, Hutweide am Büsche, Trischfeld hinterm Bar- fnochl an Gottfried Augstens Viehtreibe, Steinrücken und Steine, Viehtreibe unnütbar, Wiese an der Viehtreibe nebst dem Barkmöchelberge, Feld vor dem Barknöchel am Flössel, Steine, Feld vorm Gründl, Wassergraben, Weg und Steine, Steinbergl, unnütbar, nicht gemessen, Garten beim Hause, Bauerngebäude Nr. 50, Gottfr. Augstens Gedingstübel Nr. 51 zu Nr. 52 gehörig. „20. F lur an Dorfwege genannd, dieser Platz fängt an an Dori- weg beim Gottfr. Angstens Bauernhof und endigt sich an der obrigktl. Granik. In dieser Flur lagen: Gottfried Augstens: Bauerngehäude Nr. 52, Garten beim Haufe, Feld hinter der Scheuer neben Anton Neumanns, Wiesel zwischen Wegen, Feld hinterm Wiesel, Steine, Steinriegel, der Bräm str auch genannt, unnütbar, nicht ge- messen, Feld hinterm Brämstrauch, Stein, Hutweide, Feld heim Apfelbaum, Steine, das kleine Gründl, Trischfeld im Graz- hain, Steinrücken, Trischfeld hinterm Grashain, Hutwelde mit Gestrüpp, sehr steinig, Busch, Weg nicht gemessen, Steinplätze, Steinriegel. „21. F lur an obrigktl. Granitz genannt, dieser Platz fängt an an der obrigktl. Granitz und endigt sich am Buschweg. Darin lagen: Anton Neumanns: Busch, Weg, Steinfelsen, Plätze und Riegl, Trischfeld hinter der Hutweide an Josef Sembd- ners, Hutweide mit Gestrüpp, Trischfeld hinterm Vorn neben Josef Sembdner, Stein, Feld auf dem Berge, Steinrücken, Steine, Feld auf dem Keil, Steinrücken, Viehtreibe (nicht gemessen), Grünßl an dei Treib-, Feld zwischen Knöcheln, Steinrücken, Steine, Wiese zwischen Knöcheln, Steinknöchel unnützhdr, Feld vorm Knöchl, Steinrücken, Feld an der Viehtreibe, Stein, Röhrw iefe, Garten beim Hause, Bauerngebäude Nr. 54, Buschweg. 99 "22. E lur an Buschweg. Dieser Platz fängt an am Buschweg und endiget sich beim Brethmühilplane. Darin lagen: Josef Sembdners: das obere Gartl neben dem Buschweg, Gedinghäufel Nr. 60, der Niedergarten, Bauerngehäude Nr. 59, schlechte Wiese mit Gestrüpp, schlechte Wieje am Oberrein, Feld hinterm Vornhäwfel auf der Quir, Steinrücken, Vieh- treibe, nicht gemessen, Feld hinterm Wiesenrand nehen Christian Finke, Stein, Hutweide beim Hohen Stein, Steinriegel unnütz- bar, nicht gemessen, Feld beim Hohen Stein, Feld beim Hohen Haine, Steine, Trischfeld beim Kreuze neben Ant. Neumann, Steine, Gründl hinterm Kreuze, Trischfeld hinterm Gründl an 243 der Hutweide, Hutweide, sehr schlecht, Busch, Weg und Steinplätze, Schwarz stolpichi laß, Brettmühlplan, Brettmühle Nr. 145. „23. Flur an Brethmühlplan genaund, fängt an, an Brettmühl- und und endiget sich an Uu e n w e g.“ Sie bildete: Christian Finkes (Nr. 71): Busch, Steinplätze, Wege, Hutweide, Gründl hinterm Wiefebergl, Trischfeld, der Wiefe barg, Auerweg neben Josef Sembdner, Steine, Feld die Quiere, Steinrücken, St e in qr i et, unnütbares, Feld in der Vornwiese, Feld vor der Quire, Steine, die Vornwiese, der Nieder Dorfweg, die Wiese vor dem Wege, Garten beim Hause, Bauerngebäude Nr. 71, Garten hinter der Scheuer neben Wenzel Effenberger, Brettmühlweg, Häufel Nr. 72, Gartl beim Haufe Nr. 128 dem Josef Finke gehörig, dessen Haus Nr. 128, Auenweg. 24. F Iur auf Auenweg genand, diefer Platz fangt an Auenwege an und endigt sich an obrigk. Granitz beim Schwarzstolpig Floß.“ Bezog sich auf: Franz Neumanns Haus Nr. 138 samt Gartl, Kirchstrig, Wenzel Efjenbergers: Wiese zwischen Steige und Auenweg, kleines Wiesel obern Kirchsteig neben Christian Finke, Garten unter der Scheuer, Bauerngebäude Nr. 73 nebft dazu- gehörigen Stübel Nr. 74, Wiefe a m Brett m ühlwe g, Feld beim kleinen Knöchl, Steine, Feld vorm Knöcht, Steinriegel, Hut- weide beim großen Knöchl, Feld auf dem langen Streifen zwischen den Knöchln, Steinknöchl mit Gestrüpp, Weg nach Fer- din an d3 th a l, Gründel am Wege, Trischfeld oberm Weg an Chr. Finke hinterm Gründl, Trischfeld neben Josef Neumann am Niederrain, Hutweibe bis an Schwarzstolpichtloß, Busch, Weg und Steinplätze. „25. Flur an Schwartzstolpichfloß genannd, dieser Platz fangt an bei der Schwarzstolpich an obrigkltl. Granitz und endigt sich an Rafpenau Ganitz bei der Wittig i m Lo che genannt.“ Dazu gehörten: Busch zu Nr. 77 gehörig. Weg, Josef Neu- mann3: die obere Wiese, Hutweide, Trischfeld, der Vornhübel genannt neben Wenzel Effenbergers, Steine, Feld auf dem Plitz erberge neben Wzl. Effenberger, Feld, Peltze Lahde gemannt neben Wenzel Effenberger, Weg, nicht gemessen, steiniges Knöcht mit Gestrüpp, Feld beim Knöchl neben W. Effenberger, Steinrücken, Feld der Keil, die Hübelwiefe, Feld hinterm großen Stein neben Wenzel Effemberger, Steine, Feld, hinterm Hofe, Viehtreibe, nicht gemessen, Trischfeld unter der Viehtreibe am Berge, Steine, Hutweide unterm Berge, sehr steinig, Busch an Raspenauer Grenze Steinplätze, Feld unter der Scheuer neben Weg, Steinriegel, Steine. „26. F lur an der Wittig, dieser Platz fangt an an Raspenauer Granitz bei der Wittig in Toche genannt und endigt sich bei der Stenern Drüdte. 244 Umfaßte: Währigt zwischen Wässern, unnützbar, nicht ge- messen, Josef Neumanns (Nr. 77): kl. Wiefl an der Wittig, im Loche, samt Lehne am Berge bis an, den Weg mit Gestrüpp. Bauerngebäude Nr. 77, dazugehöriges Gedingstübl Nr. 76, Garten unterm Haufe, Wenzel Neumanns Haus Nr. 75 zu Nr. 77 ge- hörig, Josef Stompes Haus Nr. 132, samt Gartl, Gottfr. Finkes Garten neben der Wittig zu Nr. 83 gehörig, Anton Stompes Haus Nr. 79 famt angebauten Stübl Nr. 78, hierzu Gartl neben der Wittig, Anton Stompes: kl. Gartl zu Nr. 80 gehörig, Sanz- Nr. 80, Josef Effenbergers: Gartl neben der Wittig beim Haus (Nr. 81), Haus Nr. 81, Anton Neumanns: Gartl, Haus Nr. 82, Gottfried Finkes: Haus Nr. 83 samt Gartl an der Wittig. „27. Flur bei der Steinern Brücke, dieser Platz fangt am bdi der Steinern Brücke und „endiget sich an Mildeneichner Granitz an der Gemeindef ebig.“ Sie bildeten: Schulgartl. zu Nr. 84 gehörig, Schulhaus Nr. 84, Kirchhof, Jahrstraße nach Mildeneichen, Lorenz Hübners Haus Nr. 85 famt Garten vom Haus bis zur Wittig. Andreas Jäckels: Garten von der Wittig bis zum Haus, Haus Nr. 87, Anton Krauses Haus Nr. 88 samt Garten bis zur Wittig, Anton Krauses: Garten bis zur Wittig, Haus Nr. 86, Anton Knatzers Haus Nr. 89 samt Garten bis zur Wittig und kl. Gartl beim Hause, Josef Sembdners Garten bis an die Wittig und Haus Nr. 90, Chr. Elstners Haus Nr. 91 samt Garten bis, anf die Wittig, Josef Krauses Garten an der Wittig und Haus Nr. 92, Daniel Sehdels Haus Nr. 93 samt Garten bis an, die Wittig, Josef FFriedrichs Garten an der Wittig und Haus Nr. 94, Josef Rößlers Haus Nr. 95 samt Garten bis zur Wittig, Anton Kraufes Garten und Haus Nr. 96, Lorenz Reissers Haus Nr. 97 und Garten bis an die Wittig, Anton Scholzes Garten und Haus Nr. 98, Franz Knirsches Haus Nr. 99 samt Garten, Franz Finkes Garten und Haus Nr. 100, Magdalena Effenbergers Haus Nr. 101 und Garten, Wenzel Wüldners Garten und Haus Nr. 102, Wenzel Hübners Haus Nr. 103, Josef Stompes Haus Nr. 119. samt Garten am Fiebig, Friedrich Kratzers Garten und Haus Nr. 118 Jakob Röbses Haus und Garten, Josef Stelzigs Haus Nr. 104 nebst angebauten Stübl Nr. 105 und Garten bis zur Wittig, Wassersteg, Josef Benkers Garten und Haus Nr. 106. samt angebauten Stübel Nr. 107, Anton Augstens Haus Nr. 108. samt Garten, Anton Kraufes Garten und Haus Nr. 109, Chr. Stompes Häufl N. 121, Josef Naases Haus Nr. 110 und Garten, Jakob Lindners Garten und Haus Nr. 111, Chr. Kratzers Haus Nr. 112 und Garten, Chr. Kratzers Gedinghäufel Nr. 113 zu Nr. 112 gehörig, Anton Scholzes: bergige Lehne mit Gestrüpp zwischen Kaspenauer Chr. Scholze und in Haindorf an Josef Neumanns Gründen vom Wege bis an die Wittig, Wehringt an der Wittig 245 mit Gestrüpp, Steingeriet an der Wittig, unnütbar nicht ge- messen, Elisabeth Scholtzes: Garten neben der Wittig beim Haufe Nr. 114, Feld an der Wittig neben dem Wege, Haus Nr. 114 famt angebauten Stübl Nr. 115, Scheuer famt kl. Gartl, Chr. Scholzes Baustelle, Franz Stompes: Garten und Haus Nr. 116, fleines Fleckl Feld oberm Hause nehen Ziebig, Leh in gr uben, unnütz- bar nicht gemessen, Dorfweg am Tiebig, Ignaz Kaulferschs Gartl und Haus Nr. 147. „28. F lur an Mildeneichener Graniß, diefer Platz fangt an, an Mildene chener Granitz mit Gemeindefiebig und endigt sich am Kirchenplatz.“ Diese Flur umfaßte: Hutweide auf dem Gemeindefiebig. Neuer Kirchhof, schlechte Wiese auff dem Gemeindefiebig zwischen Mildeneichner Grenze und dem Lehengute, Feld auf dem Gemeindefiebig neben der Gutweide, Steine Trifchfeld dm Gemeindefiebig neben dem Lehengute, Steinrücken, Liebwerdaer Frchweg, Feld am Gemeinbefiebig zwischen den Wegen beim Kreuz, Feld am Gemeindefiebig beim „Schän ce n" genannt, Anton Scholzes: Scheuer zu Nr. 98 gehörig, Planel, Bauftelle, Anton Heidrichs Haus Nr. 139 famt Gartl, Gottfried Haus- manns Haus Nr. 122 famt Gartl, Weg an der Kloftermauer, obrigktl. Grund, Kloftergarten, Franzisfanerklofter, Kirche, Kirchensplatz. „29. F lur, dieser Platz fangt an am Kirchenplatz und endigt sich mit Scholzes oberen Mühlgärtl an Mühlgraben.“ Sie enthielt: Wassersteig, Josef Knoblochs Haus Nr. 68 samt Garten, Caspar Knoblochs Haus Nr. 142, Wenzel Jahns Haus Nr. 67 famt Garten an der Platzmaurr, Gottfr ed Stompes Haus Nr. 66 famt Garten, kleines Stück Gemeindeau famt Kirchberg, unnükbar, Dorfsteig, kleine Lehne an der Wittig bei der Wittig am Dorfsteig, Friedrich Junkes Haus Nr. 70 famt Gartl, Anton Nichts Haus und Bartl, Anton Nichts Haus Nr. 69, Georg Streits Haus Nr. 65 famt Gartl, Wenzel Eyfenbergers Haus Nr. 64 samt Gartl, Ignaz Effenbergers Haus Nr. 63 samt Gartl, Anton Augstens Haus Nr. 62 samt Lehne am Vergl, Anton Neumanns Haus Nr. 61 famt Gartl, Anton Neumnanns Haus Nr. 58 famt Gartl, Anton Jägers Haus Nr. 57 und Lehne am Vergl, Josef Kratzers Haus N. 56 samt Gartl, Chr. Jägers Haus Nr. 53 famt Gartl, Lehne am Vergl, unnützbar, Heinrich Schind- lers Haus Nr. 55 famt Gartl, Wittigstein, Josef Kratzers Haus Nr. 46 famt Garten, Franz Effenbergers Haus Nr. 48 samt Garten, Anton Neumanns Haus Nr. 45 famt Garten, Anton Krakers Haus Nr. 44 samt Garten und Obergartl an der Wittig, Christoph Naases Haus Nr. 43 samt Garten, Anton Rößlers Haus Nr. 41 samt Garten, Kirchsteig, Umbros Hübners Haus 245 Nr. 47, Wenzel Hübners Haus Nr. 40, Anton Naases Haus Nr. 37 famt Gartl, Anton Effenberg-rd Haus Nr. 38 famt anliegen- den kleinen Stübl Nr. 39 und Gartl, Hans Georg Mäufels Haus Nr. 134, Anton Worfs oberes Mühlgartl am Mühlgraben, obrigktl. Haindorfer Forst, Weze, Flöße, Felsen und Moraste. Das Vermessungsprotokoll bezeichnet als Zugehör zum Orte Haindorf das neuerbaute Dorf „Ferdinandus-Thalf“ das heute zu Raspenau gehört, es bestand aus zwei Fluren, 26 Wohnhäusern und einer Papermühle. Da es sich um die ersten Anfiedler handelt, seien auch diese Besitze namentlich angeführt. „1. F lur Ortsplatz besteht in lauter Fuhrwegen, mithin hat nichts nuhbares. Sie erstreckte sich auf: den Dorfweg, Heinrich Webers Haus Nr. 27 samt Garten, Weißstolpigfluß, Franz Stampes Haus Nr. 2 samt Garten, Franz Neumanns Haus Nr. 3 samt Garten, Christian Ullrichs Haus Nr. 4 samt Garten, Anton Jägers Haus Nr. 5 famt Garten, Josef Finkes Haus Nr. 6 samt Garten, Am- bros Kratzers Hous Nr. 7 famt Garten, Anton Kraufes Haus Nr. 8 famt Garten, Chr. Schillers Haus Nr. 9 famt Garten, Anton Phil pps Haus Nr. 10 fahnt Ganten, Anton Streits Haus, Nr. 11. samt Garten, Buschweg. Josef Jägers Haus Nr. 12 samt Garten, Anton Kaulferschs Haus Nr. 13 samt Garten, Anton Glautzes Haus Nr. 14 samt Garten, Caspar Ressels Haus Nr. 15 samt Garten, Josef Buchelts Haus Nr. 16 samt Garten, Wenzel Philipps Haus Nr. 17 famt Garten, Chr. Augstenss Haus Nr. 18. samt Garten, Anton Scholzes Haus Nr. 19 jamt Garten, Wenzel Jägers Haus Nr. 20 samt Garten. „2. F lur beim Wehr, fängt an beim Mühlwehr und endigt sich an Dorfweg bei der Rasspenauer Granitz.! Dazu gehörten: Anton Wüldners Haus Nr. 21 samt Garten, Mühlgraben, Josef Scholzes Haus Nr. 22 samt Garten, Micht Klamts Haus Nr. 23 samt Garten, Karl Schütze, Plam vor der Papiermühle zu Nr. 1 gehörig, Mühlgraben, Karl Schüßzes: Papiermühle Nr. 1, Plan bei der Papiermühle, Mühlgraben, Anton Reissers Haus Nr. 26 samt Garten, Anton Neumanns Haus Nr. 25 samt Garten, Franz Reissers Haus Nr. 24 samt Garten. Die Dorffinden. Nordböhmen ist das Land der Dorflinde. Unsere Urväter haben mit Vorliehe ihre Anwesen unter den Schutz von Linden- bäumen gestellt. Tnaulich beschatten sie das alte Bauerngehöft, den stillen Friedhof, aus ihrem grünen Blätterdach ragt der Kirchturm himmelwärts. Wie ehrwürdig grüßten uns die Dorffinden, die Riefenbäume, die die Dorfstraße von Friedland kommend bis um das Jahr 1896 zierten. 247 Freilich gilt auch von diesen prachtvollen Naturdenkmälern bas Dichterwort: „Das Alte stürzt, es ändern sich die Zeiten. Viele dieser stammesmorsch gewordenen Hünen wurden des Alters halber abgesägt, Unberstand und schnöder Eigennutz haben bei der Fällung der Bäume die Hand im Spiele gehabt. Die vielgerühmte, herrliche Haindorfer Lindenallee wird schon 1692 beim Bau des Klosters erwähnt. Von den Kirchlinden schreibt Oppitz: „Drei Linden standen nebeneinander und die mittlere war die erfte Herberge des Gnaßen- bildes. 2ls das Kirchleim erbaut wurde, mußte die mittlere abge- schlagen werden. Sie ftand dort, wo der Sauptaltar der alten Kirche stand, jetzt des hl. Sohannes-Altar steht. Die anderen beiden Linden standen noch 1722 und Seckten gleichsam mit lebenden Armen die Kirche und spendeten Scharten den Pilgern. Sie standsen einige Schritte von der Kirchk entfernt. Was Höthe und Umjang betrifft, standen sie den andern nach. Viele Aefte sind teils wegen Alter, teils durch Stürme gebrochen und abgeschlagen worden. Auch diese letzten zwei Linden wichen dem Kirchenbaue. Aui dem vor ihr geebneten Raume wurden um 1731 gegen die Wittig zu die heute noch bestehenden drei Linden- bäume gepflanzt. Die am Kirchenplatze befindlichen Linden wurden nach Ab- schlagung der alten im Jahre 1897 gepflanzt. Hören wir nun noch einige Stimmen der Vergangenheit, was sie über unseren Ort zu sagen wissen. Festschrift des Riesengbirgs- bereines, Ortsgruppe Breslau 1906: „Hofers Reise in das Isergebirge“. Mit Behauern stellt Hofer jest, daß das Isergebirge so wenig erforscht und selbst in Gelehrtenkreifen nur dem Namen nach bekannt mar. „Dieser ganze beträchtlche Strich gehört bis jetzt (1794) aus gleichen Urfachen, wie die furchtbaren Wildnifse des Böhmerwaldes unter Sie am wenigftens bekannten Gegenden meines Vaterlandes, denn äußer dessen Bewohnern, die ihres Nahrungsstandes und nachbarlicher Verhältnisse, vorzüglich aber des mit den anliegenden schlesischen und lausitzischen Handelsplätzen bestehenden Verkehrs wegen dasselbe öfters zu durchwwanderm genötigt sind, konnte seit den Zeiten, Sa die abenteuerlichen Gdelstein- und Schatzgräber im Riefengebirge sich verloren haben, der unfreundliche Anblick diefes rauhen, pfadlofen und unwirtbaren Waldgebirges, das ohne den Reichtum an Schönheiten der Natur, worin das eigentliche höhere, fühoftwärts sich ausdehnenhe Riesengebirge nach den Alpen alle anderen Gebirge Deutschlands übertrifft, zu besitzen, dem Auge keine andere Abwechflung, als etwa die traurigen Bilder bemoofter, vom Sturm zertrümmerter Fichten, finfterer das Herz berengender Täler, wilder über herabgerollte Felsmassen dahinrauschender Bäche und sumpfiger von schwarzen Wäldern umdüsterter Auen, nur selten die 248 Neugierde eines Naturforschers reizen, in ihr Inneres einzudringen und aufs Geradewohl bei der elendsten Beschaffenheit der Wege seine Gesundheit in Gefahr zu setzen. Daher sind denn auch die Nachrichten, die wir über diese Gegend bis jetzt besitzen, äußerst beschränkt und erstrecken sich fast nur auf das Pflanzenreich. Hofer, der am 12. April 1794 von Brag aus mit einem Fühwer die Reise in unsere Gegend unternommen hatte, um Herrn von- Geradorf in Mefjersdorf (O. L.) einem Besuch abzustatten, langte am 14. April in Vrzichowitz, dem ersten deutschen Orte an. Er näch- tigte hier und ging am andern Tag früh unter Mitnahme eines wegkundigen Mannes aus dem Orte den allgemeinen und einzig ganghären Kommerzsteig über Polaun nach dem Buchberge, über die Iserwiese und den Iserkamm weiter nach Schlesien. Nur unter großen Schwierigkeiten gelangten sie vorwärts. Hofer mennt das Gebirge rauh, traurig und unwirthar und glaubt die fürchterlichen Wirrnisse des Böhmerwaldes wieder gefunden zu haben. Die häufigen Windbrüche und verfaulten Stöcke, sowie große, von Flechten und Uftermoosen abgezehrte Waldstöcke und das sicht- bare Absterben der Vegetation, machen leinen beängstigenden Anblick und die Todesstille, die in diesen Gründen herrscht, vermehrt das Grauenbolle. Den Rückweg von Meffersdorf nimmmt Hofer an dem unbe- deutenden Neustadter Vergwerk, in dem ehemals auf Zinn undt Kupfer gebaut wurde, vorbri und schlug die Richtung über Luzdorf nach Liebwerda ein, einem Kurorte, der, wenn die zur Bequemlichkeit u. zum Vergnügen der Brunnengäste von dem Besitzer Grafen Glam- Gallas erbauten Wohnhäuser und angelegten Spaziergänge den ge- hörigen Grad von Zweckmäßigkeit werden erhalten haben, nicht nur ein sehr angenehmer Aufenthalt, sondern auch für Flinsberg ein viel gefährlicher Rival sein wird, als er es bisher gewesen ist. Er- kommt weiter nach Haindorf „einem der schönsten Gebirgsdörfer am Wittigbache, der aus den wildesten Gebirgsgegenden herabschäumt“. Die schöne Klosterkirche, zu der eine hohe ehrwürdige Lindenallee führt, die zerstreuten Häuser von Haindorf und Weißbach, die wilh- romantischen Ufer des Wittigbaches, voll ungeheuerer Granitmassen, zwischen denen er sich schäumend und brausend hindurchzwingt, die steinerne Brücke über ihn und die vielen Laufstege, hohe mit Nadel- und Laubholz bekleidete Verglehmen, der Hemmerich genannt, alles das wirkt zusammen, um Haindorf in seiner Erinnerung fiest zu- halten. Gern hätte er den hohen Fall, eine Kaskade des Wittigbaches (soll wohl heißen, Schwärzbaches2) und das ünstere Loch oder die finsterk Grube gesehen, den tiefen Stollen eines ehemaligen Verg- werfs, abber der Klosterbarbier, der allein um die Wege Bescheid wußte, war nicht zuhause u. so setzte er seine Reise über den Hemirich fort. Hier hatte er die letzte Mühseligkeit auf seinem Ausflüge zu bestehen. 249 „Ic befand mich ungejähr in der halben Höhe des Verges, als ich die traurige Entdeckung machte, daß ich unter den p.elen Holzwegen, die die Waldung durchkreuzten, die ordentliche Straße verfählt und mich in umwegsame sumpfige Gründe verirrt hatte. Mittelft der Maguntnadel und Karte konnte ich bei diesem Mißge- schicke freilich genau die Tage der Oerter wifsen, in die ich kommen wollte; allein das half im Grundse fehr wenng, da es hier nicht ums bloße Wissen wohin, sondern um einen gangbaren Pfad und die Art, wie dahin zu kommen fei, zu tun war. Die Höffnung dien Rücken, des Berges zu erreichen und von da aus vielleicht einen Wieg zu entdecken, trieb mich höher empor; allein sie vermehrte auch die Gefahr mit jedem Augenblick, denn nun fah ich mich allenthalben von dräwenden Granitkolofsen, die häuferhoch übereinander lagen, umgeben, zwi- schen Dickicht und verfaulten Baumstämmen. Mit Lebensgefahr mußte ich nun über mehrere derselben hinklettern, und, indeß ich das Varometer, das mir miin Träger zulangte, festhielt, kroch er mir wieder nach; so gelangten wir endlich über den Kamm auf einen Weg, der uns zum Rothlenhend eines Aschenbrenners, diren es viele in diesen Wäldern gibt, führte, von welchem wir dann erfuhren, daß wir uns gleich unten vom Fuße dies Berges mehr links hätten halten sollen. Nachdem wir so zwei Stunden, in der Irre abwechselnd mit Ermattung und neuem Streben zugebracht hatten, erraichten wir endlich am jenseitigen Fuße des Berges, äußzerst müde, Buschullers- dorf." Abends waren die Reisenden in Reichenberg. S. A. Reusz, Mineralogische Geographie. 1797, Dresden, S. 261. (Fürstlich Lobkowitzscher Arzt in Bilin.) „Haindorf hat wirklich eine romantische Zage. Die schöne Kirche und das Kloftergebäude, zu welcher eine hachstämmige Lindenallee führt, der an der Südseite befindliche, mit Nadelholz bedeckte Hemm- (gemeint ift der Nußftein, d. Verf.), die ungeheueren Granit- rich felssen in seiner Nähe, die Granitblöcke in dem Flußbette selbst, das hohe mit dichter Waldung bewachseme stail abstürzende Isergebirge, die mit bieler Beschwerlichket der Natur abgetrotzten einzelnen Felder verschaffen der Gegend eine Abwechslung, die sie bei allem Ansehen von Wildheit schön macht. Ein schmaler und sehr steiler Bjad führt von Haindorf gegen Südoft zu einigen Wasserfällen, die die in einer engen Schlucht herab- stürzende Stolpige bildet. Der kleine Fall gewährt dem Auge ein viel schöneres Bild, da ja der Gebirgsbach wegen der geringen Höhe des Falles in einem Strome ununterbrochen herabfällt. An dem hohen Wasserfall wird die Wassermasse wegen des großen Raumes, den sie zu durchlaufen hat und wegen den hervorragenden Felsen- massen einigemale unterbrochen, sie stürzt in abgebrochenem Strahle von Granitmassen zu Granitmassen, zerstäubt an denselben zu einer dichten Dampfwolke, die alle nahen Gegenstände benetzt. Bei beiden 250 brechen sich die Sonnenstrahlen in dem mit Geräusch herabfallenden Wasser mit Regenbogenfarben. Erhaben und majestätisch muß der Anblick des großen Falles sein, wenn der Gebirgsstrich durch Regen- güsse oder den geschmolzenen Schnee angeschwollen in einem mehrere Klaftern langem Strahle über die Granitmassen herabstürzt. Dieser schöne Anblick war mir aber nicht gewährt, da alle Gebirgsbäche wegen des vorhergegangenen ziemlich trockenen Sommer sehr klein waren. Nemethy, Geschichte der Kirche und des Klosters zu Haindorf, 1818. „Das Dorf selbst liegt am Wittigflusse, der hier über Felsen- stücke herabrauscht. eine Viertelstunde von dem Badeorte Liebwwerda entfernt, diessen Säuerlingsquellen (Sauerborn. Vierborn), in der alten Zeit wegen der Nähe des Andachtsortes Haindorf unter dem Nannen „Das heilige Wasser“ bekannt war. In der Nähe öftl. liegt das Gebirgsdorf Weißbach, aus 218 Häufern bestehend, mit einer Bevölkerung von 1280 Menschen; füdlich das einsanne Dörfchen Ferdinandstal, von der daselbst befindlichen Papiermühle auch das Papierdörfel genannt. Die Gegend umher ist romantisch schön und erinnert an die Täler der Schweiz. Unter dem Titel „Bruder Thom 43" schrieb der Reichen- Wilh el m Gärtn er eine Erzählung, die im Jahre berger Dichter 1845 in Wien erschiewen, deren Schauplatz das Kloster in Haindort und das heimische Gebirge darstellt. Er schreibt darin: „Lieber Leser, wenn du wirklich eein lir ber Leser bist, und wenn in der Gemäldegalerie deines Geiftes noch eine leere, eines Bildes gewärtige Stelle ist, und wenn du noch nicht in dem freund- lchen Dörfchen Haindorf warft, so triff doch ja, so bald du kannst, Anstalten zu einer Sommerreise bahin, daß du mein Haindorf als dann auch gewiß auf der weiten Erde auffindest, so will ich Dir dieses Bethlehem meiner Kindhit nach Tage und Beschaffenheit möglichst treu beschreben. Denke Dir, du und ich, wir steckten unsere Köpfe in eine der Tospographien und läsen da Folgendies: Haindorf liegt im nördlichen Böhmen, unwweit: der preußzisch- schles. Grenze, in dien Vorwerken des Riesengebirges, an dem Berg- flusse Wittig, in einem Talle, das nur gegen Westen hin offen ist (2) So also sieht Haindorf aus und somit schlagen wir die Topographie wieder zu. Ich schweige aber bein seinem Himmelblant und Alpen- grün und von dem Safrangold, seiner Abendheleuchtung und vor seinen Aromen und fallenden Wassern, damit Du durch eigene An- schauung die Chiffren lieft, die dlort Mutter Natur an die Menschen schrieb! In dem illustrierten Familienblatte „Die Heimat“ (4. Thrg., Heft 3; 1878, Manzscher Verlag, Wien) schildert der Reise- schriftsteller Siegfried Kapper seinen Aufenthalt im Sfer- gebirge von Friedland kommend. 251 „Ich aber hänge jetzt Feldflasche und Fernrohr um, greife nach dem wohlbeschlagenen, Bergstocke und aufwärts geht'3 in die Vergel Da ist denn auch gleich Liebwerda, die freundliche Sommer- frische im Wittigtal, nicht bledeutend zwar als Quelle und Bad, dafür um so köftlicher und kräftigender als Luftnektar, den denn auch, die Brager, Reichenberger, Görlitzer, Vreslauer, Verliner, fleißig zu schlürfen nicht unterlassen, anderer Landsskinder nicht zu gedenken, die dem alten Rufe bis aus noch ferneren Gemarkungen chieher nach- gehen. Und brächt ich's über' 3 Herz, mich da durchzuschleichen, ohne wenigstens in der gastlichen Scholzenmühle für ein Weilchen vorzu- sprechen, und unter m schaltigen Apfelbaum im Hofe eine Tasse des landeskundig trefflichten Kaffee's mir munden zu lassen? Was würde „de ole Frau Müller'n dazu sagen, wenn sie es erführe? „Ia, so sah'n. Se! So sein hoit zo Tage de qun Freundel" Neinl Undank ist meine Sache nicht, ich bleibe schon eine Weile! Nun aber: „Ei Gott's Nom!“ Und hinüber, nach Haindorf! Da aber gibt's wieder Ausent- halt. 3 ist Sonnabend- Auf weite, weite Meilen von schlesischer wie von böhmischer Seite sind die frommen Pilger herbeigekommen (die aber in weitaus überwiegender Mehrzahl Pilgerinnen sind), natür- lich barfuß (,denn fuscht wier'sch keen Verdienft nel") um der wundertätigen Gnade des dasigen Himmelsköniginhildes, welches dermalen in Hut eines kleinen Franziskaner-Konpents steht, teil- häftig zu werden. Durch ganz Haindorf, im Schatten der alten prächtigen Linden lagerten ehemals zu beiden Seiten der Straße bis hinauf zur Kirche die Gnadenbedürftigen. Die Krämer in den Buden zu beiden Seiten des Platzes vor der Kirche hatten bereichern- den Absatz, zumal die Erzeuger wächsener Herzen und Füße. Ein wächsernes Herz — hab ich; ein Zug lebkuchener Reiter ist bald in die Rocktasche gepackt, und fort geht's durchs Wittigtal aufwärts gegen Weißbach, dann durch dichten Forst anf den Wittig- steinen vorüber zum Wittighaus hinauf, nach labendem Trunk so- dann am mittleren Fferkamm hin, dem Taufe dier hier anhebenden kleinen Ffer folgend, dem Buchberg hinab und danm auf bequem geebneten Pfad über Wazelbrunn und Polaun nach Wurzelsdorf. Es ist ein gut Stück Wez, das ich da hinter mir habe, aber auch eine wahre Erquickung! Ununterbrochen durch gründämmerigen Forft, zwischen moosbekleideten Granithlöcken und über wellumschlängeltes Vachgeröll hin. Oeffnet sich wo eine Lichtung, so ist es ein Austhau, in diem die Stämme umherliegen, eben erst gefällt. Von Ferne schon, vervielfältigt durch dem Wiederhall, hörst Du den Schlag der Art und die Musik der teilenden „Saiche“ (Cäge).“ 252 Das Isergebirge. „Du bist mir Lehrer, du bist mir Freund, bist meine Heimat, meine Kirche, du brau- sender Eflüsternder, tiefer, stiller Wald." Mag uns auch manchmal die Ferme gelockt und mögen wir ge- wähnt haben, draußzen muß alles schöner und großartiger sein, der Iferwald war letzten Endes doch immer wieder unsere zuflucht und spendete aus seinem unerschöpflichem Vorne immer wieder neue Freuden. Der Name unseres Gebirges, der dem gleichnamigen Flusse entlehnt, taucht erst mit dem Ende des 18. Jahrhunderts auf- Früher hieß es gemeinhin das böhmische Riesengebirge, da, es als nordwestlicher Ausläufer galt. In alten Urkundeni heißt es kurzweg nur das Gebirge, eine Gepflogenheit, die sich beim Volke bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Den Haindorfer kamm nannte man im 18. Jahr- hundert das Friedländische Gebirge, einen Teil desselben das Vogel- gebirgk, wovon die Vogelkoppen die volkstümliche Form zu sein scheint. Der Schwarze Berg ist der höchste Punkt des Wälschen fa m mi3, eines Vergrückens, der keim Wittighause beginnt und bei Ober-Polaum endet und, der seinen Namen Stalienern (Wälschen) verdanken soll, welche in früheren Zeiten in einem vom Schwarzen Berge herabkommenden Vach- Sasphire gesucht und gefunden haben. Der Bach heißt seitdem Saphirflössel (Wilhelmshöhe.). Der Wälsche kam m bildiet den West- und Südalbshang der Tafelfichte, er wird im Norden vom Riegel und Sauberg, im Süden vom Hegebachtal und der Sferquelle begnenzt und im Volkä- munde der „Palsche Koamp genannt, da einst die Grenzen des alten Polenreiches über dem Tafelfichtsattel lies. Auf der kleinen Sferwiese (Klein Iser, Wilhelmshöhel wird 1549 die erste Hütte für Vergleute erwähnt. Im Jahre 1570 wurde hier das erste Haus errichtet. Als erster Anfiedler wird Elia3 Lin fe genannt. Die altem Karten nennen die Giedlung „Baude Glia3" oder „Link Elias". Zur Zeit der zweiten Gogentreformation flüchtete ihr Besitzer. Am 7. November bewarb sich darum C af p ar E e ist aus Schreiber- hau, „demnach daß der Ffermann von der Iser entwichen und er- solche beziehen will, als ist ihm das Fferhaus verpachtet worden (für) jährlich 12 fl. und auf das Brauchen des Wassers 1 Schock geräucherte Forellen entrichten und allzeit 14 Jahr vor Ablauf des Pacht- termines wieder anzusuchen“. Die Einschicht Neuwiese, unsere herrliche Waldidylle, mit Jagdschloß und Forsthaus, das bis zum Jahhre 1899 auch ein den 253 Touristen beliebtes Einkehrhaus war, soll seine Entstehung Wallen- stein verdanken, der zur Hebung des Wildstandes alle erdenklichen Maßnahmen, traf. Der Reichenberger Hauptmann Jung von Jungenfeld schrieb dieserhalb 1632 an seime Residenz in Gitschin: „Demnach bei hiesiger Herrschaft Reichenberg ein ziemlich groß und wildes Gebirge, so wenig Nutzen bringen tit, als habe auf gnädigen Befehl Ihr fürstl. Gnadem den vergangenen und vorher- gehenden Sommer über in dem fichtig Holz (Fichtenwalde) an dem Wasser, „die Plätnitz" (Blattnei) genannt, da eine schöne Ehene ist und darüber zieen Wasserflüsse laufen, vor das Wild und, zur Ver- besserung der Viehzucht einen Platz, so die Länge 350 Klaltern und die Breite 230 Klaftern halten tut, beräumen lassen, davon den Ar- beitern nach der Schnüre, welche in die Gebierte 15 Klaftern gehalten gezalhllet worden. Weiter dann gemeldete Ehene noch so weit in sich halten tut, als erwarte Ihr fürstl. Gnaden gnädigen Befehl, ob auf künfftigen Sommer ferner mit diesem Bau und Räumung fortge- fahhren werdien soll. Nun hierzu ist dann ferner dieses Jahr onge- fähr in die 180 Schnüne, deren jede 15 Klalstern in die Gevierte hal- ten tut, weiter geräumet wordien, auch dabei ein Haus gebaut wor- den, darinnen nicht allein die Arbeiter und wer datrauf zu tun hat, ihre Herberge haben können, sondern auch, da ins künftige Ihr fürstl., Gnaden gnädig beliebte, eine Viehzucht an diesem Ort aufzu- richten, solches Haus hiezu mit guter Bequemlichkeit zu gebrauchen wäre. Actum Reichenberg den 19. Okt. ao 1632.“ Während, des 30jährigen Krieges mag wohl der geordnete Plan- wieder verwildet sein. Im Jalhme 1756 erbaute der aus Kreibitz stammende Johann Josef Rittel daselbst eine Glashütte und Glaz- meisterwohnung. 1844 erwarb das Anwesen die Herrschaft und er- haute daselbst, das Sagdschloß. Die Tafelfichte, Tafelstein, Teufelsstein, Teufelfichte, Heidelberg, Höhe am Heidelberg, Dresslertanne oder Zichte genannt. Auch sie soll Wallenstein den Namen zu verdanken haben. Sie ist innerhalb der Grenzen Böhmens zwischen dem Riesengebirge und dem Erzgehirge die höchste Erhebung der Sudeten. Vor Zeiten stand auf diesem Gipfel eine großr, weit über den niedrigen, Baumwuchs hinausragende Fichte, welche als Grenzmarfe der drei hier zufammen- treffenden Länder Böhhmen, Sachsen und Schlesien galt. 1628 wurde infolge eines Grenzftreites eine Tafel daran angebracht. Die hierauf Bezuz habende ämtliche Nachricht lautet: „Vom kleinen Heidelberg geht die Grenze ungefähr auf eine halbe Meile Weges bis zur Taffel- fichte, bei welcher die Mieffersdorferr Grenzen enden und die Schaff- gotsche nach der Herrschaft Greifenstein gehörigen mit- Friedland der- gestalt anfangen, daß die rechte Hand Friedland und die linke Greifenstein hält. Wir rekonoszierten, vorgedachte Tafelfichte daher 254 mit: Fleiß, weil wissend, daß sich daselbst vor wenig Jahren ein Streit ereignet hat, indem sie die Grenzen um ein großes weiter in die Friedländische Gebirge herein, angebracht lhaben, hiernächst aber, wie Schützen und Förster einstimmig berichten, ein anderes erwiesen und die Schoffgotsche ihres vermeintlichen Ansspruches verlustig worden. Dannenhero der Herzog deer Friedland sein Wappen auf eine Tafel malen, die Jahreszahl 1628 darunter setzen und an gedachte Zichte anheften lassen, dahero auch die Tafelfichte genannt wird.“ Schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts ließ der berühmte Naturforscher Adolf Traugott v. Gersdorf, Herr von Mefsersdorf, zur Hebung des Verkehres zwei hölzerne Schutzhütten hier errichten sowie eine Steigleiter für den Ausblick, die später vom Feuer verzehrt wurde. Die Schikzhütten verfielen mit der Zeit wieder.1 Den heutigen 18 m hohen Turum erbauten am 21.. August 1892 der Anpflanzungs- und Verschönerungsverein in Neustadt a. T., der Deutsche, Gebirgs- verein und der Riesengebirgsberein gemeinsam. Am 15. August 1809 besuchte die Tafelfichte der Freiheits- dichter Theodor Körner. 255 Alte Flurnamen. Gs ist eine bedauerliche Tatsache, daß unserer raschlebigen Zeit der Sinn für das Althergebrachte immer mehhr und mehr abhanden kommt und mit ihm Stück um Stück bedeutsamen Volksgutes. Dazu gehören die alten Flurenbezeichnungen, die, für die Geschichte unferes deutschen Gebietes von hohem Werte sind und mancherllei Aufschluk in Bezug- auf Besiedlung, Volk und Kultur, zu geben imstande sind, wenn sie der wissenschaftlichen Forschung erhalten bleiben. Der Fritschberg, im Volksmunde der Fritschbusch genannt. 1628 erwirbt der Haindorfer Scholz Hans Hübner käuflich von Wallenstein ein Stück des Fritsche-Berges. Die Franzofemsteine am Wohlischen Kamm. 1813 sollen hier französische Kundschafter gesichtet worden sein. Nach, einer anderen Ueberlieferung seien die Talbewohner zu jener Zeit hierher geflüchtet. Die Kreuzbuche, da wo der von Liebwerda kommende Tasel- fichtweg den Trauersteig schneidet, gegenüber der Hubertus- Haude. Der Katzenstein, am Fritschberg, ist von der Haindorfen Orts- gruppe des Deutschen Gebirgsbereines 1924 mit Stufen und Geländer versehen worden. Streits Bild. Hier ist vor Jahren ein Bauer Namens Streit bei der Holzabfuhr um3 Leben gekommen. Körtelt3 Bild. Alte Buche mit Kreuz, unweit der Einmün- dung des Weges aus dem Schöler lache in den Trauersteig. Um 1850 hatte ein Bafcher namens Körtelt aus Liebwerden mit Finanzern einen Kamppf auf Leben und Tod zu bestehen. Er- entkam seinen Häschern unter Zurücklassung eines Ohres und stiftete für den glücklichen Auszang dieses Bild. Keulicher Berg, 1627 erwähnt. Scheibstein, ein etwa 20 m hoher, breiter Felfen, dessem Gipfel einen Wackelstein trägt. Im Volfsmunde auch Studentenstein genannt. Die Ueberlieferung berichtet von flüchtigen Studenten, die hier zu Kriegszeiten Unterschlupf gesucht. *) Die fachgemäße Erklärung aller heimischen Flurenbezeichnungen wird von berufener Seite in der durch den Friedländer Lehrerverein zur Herausgabe gelangenden „Heimatkunde des Bezirhes Friedland“ erfolgen, 256 Nußstein, wird schom, 1580 genannt. Wahrscheinl'ch hat er seinen Namen von den Vergleuten erhalten. 1819, im Sommer, wur- de in feierlicher Weise, auf seinem Scheitel ein neues Kreuz, er- richtet, das in der Folge noch einige Male ersetzt worden ist. 1898, wurde er mit einem Schußgeländer versehen. Nu m mrich, wird schon 1580 erwähnt. Schöne Mavie, hat seinen Namen vom. Bergbau. Beim Toden Weibe am Haindorfberge, östl. vom Selberge Ein Kräuterweib, soll hier um 1840 ihhren Tod gefunden haben. Weitere Flurnamen aus den hemischen Bergen: 3 Schmied- hötschl, Koampfloß, Brechstein, Schweinzgusch, Feuereß, Sandflaik, dahinter das Polaknloch, bei der Ahl Gött neben dem Gmausbilde, Seibts Hött unterm Brechstein, Koarls Hött bei der Gruß-Riefer, Habchtschhorsch bei den Reitsteinen, Schleußenstein, beim Drschloin, Fong unweit dem Vernehübel, bei der schönen Birke an der scharjen Lehne, a dr Schwuart bei der alten Schießhhütte, Kindskop, Tschachtlhau, 8 Vienwiesel hinter den Nesseltiesen, Baslers Mill, unwweit davon der Sarg vor der Mutter Gottes beim Frischen, Floß am Oelberg, Beimls Tud, Hauptmoannsgoaß, ei a vorzn Bargn am Haindorsberge, Zwantscherstein, Rölps Sabloger, ben Burgstein, Reißers Koapall, unterhalb den Rutn. Stenni, an Freierwinkel in den Waldwiesen, beim Gefrurn Floß. Flurnamen aus, dem engeren Orte, die im Josefinischen Ka- taster nicht enthalten: Leh i grub. Zum Kirchenban wurden hier die Ziegeln gebrannt. Pf o af fnkappel. Hügel mit dem Häusern Nr. 332, 202, 220, 221, wo der Weg nach Mildeneichten von der Bezirksstraße abzweigt. Für die Ueberlassung dieses Hügels zur Pfarrwidmut hat einst der Friedländer Dechant vor der Gemeinde sein Kapppel gezogen. Kuuaterkröftlbang, Kruakerhübel, bei den Häusern Nr. 111, 112 und,113. Schullbrooch, wo jetzt die Häuser Nr. 116, 117 und 118 steksen. Schenkbjet, bebaut mit den Häusern Nr. 190, 299 und 300. Böldbuch, eberhalb dem Kretscham am Kälberberge. Schwuarz Aar, sumpfige Wiesen am Lehengute. Faul Bröck über das Erlwieswasser am Hainwege. An Winkel,, Ortsteil, füdöstliches Gebiet am Schwarzbach, Pobst- flössel und Saphierflössel mit dem Forsthause. Fascherbauersbarg, Heidbarg oder Birkelbeerg genannt, zu Nr. 36 gethörig. Steinstuad. Teil des alten Dorfes. Um eine Wiederholung zu, ersparen, sind jene alten Benennun- gen, die in den anderen Abschutten angeführt erscheinen, hier nicht mit aufgenommmen worden. 257 t 7. L. a au Die Geschichte der Hose. Gliederung des Grundbesitzes in früherer Zeit. Die Bewohner der Dorfschaften gliederten sich vor 1848 in Freibauern, Fahr- und Handbauern, Erbgärtner, Gärtn er, Hausleute und Hausgenossen. Sogenannte Freibauern, wie wir sie in anderen Gemeinden des Bezirkes vorfinden in jener Zeit, gab es im Haindorf nicht, es sei denn vor 1560. Bis zu diesem Zeitpunkte reichen dietherrschaftlichen Grundbücher zurück. Die ländliche Stänbezliederung des frühen Mittelalters weist noch beträchtliche Reste der alten Freisassen auf, die unter den Unfreien eine bevorzugte Stellung einnahmen und von der Robot befreit waren. Der Fahrbauer war der nächst bessere, er hatte in der Regel ein größeres Anwesen, das ihm das Halten von 1Pferden er- möglichte, hatte jedoch mit dem Gespanne zu roboten. Haindorf besaß nur ein Fahrgut, es war dies Nr. 36. Der Handbauer hingegen mußte der Grundobrigkeit Handdienste leisten. Durch Erbteilung und Verkäufe entstanden mit der Zeit auch Halbbauern, Drittel- und Viertel- bauern. Die Erbgärtner unterschieden sich je nach der Tage ihres Be- sitzes in Auen- und Feldgärtner. Sie nannten nur wenig Grund ihr 298 eigen, mußten daher auch anderem Erwerbe nachgehen. Die Hamn- dorfer Erbgärter fanden im Walde hinreichende Beschäftigung. Hau3 le u te waren jene, die nur ein Häuschen, hie und 3a mit etwas Gartengrund, besaßen. Die „armen Leute" bildeten die Haus genofsen, welche zur Miete wohnten. Nr. 77. Erbgut. Wir betreten den Ort von Raspenau kommend und gelangen auf dem alten Reichenberger Wallfahrtswege am Fußze des kreuzge- schmückten „Niederbauersberge“ zum „Niederbauer. Der Hof erhebt sich an einem sanften, Abhange des linken Ufers der Wittig, hart an der Einmündung der Auengasse in den Wallfahrtsweg. Er besteht aus dem ebenendigen, Wohnhause mit Ruhstall, ein hochgiebeliger Blockwandbau, welcher gen Osten in neuerer Zeit einen stockhohen Anbau erhalten hat, und einer im Dreieck erbauten, den Hof bilden- den Scheuer mit Pferdestallung in nörblicher Richtung. Den Hof- überschattet eine mächtige, alte Linde. Südöftlich umgibt das Wohn- haus der Obstgarten, aus dessen Schoße eine unversiegbare Quelle guten Trinkwassers entspringt und als Rinnfal der Wittig zweilt. Bis um 1800 stand rechts vom Hof-Eingange das Gedinghaus Nr. 76, das abgetragen und von einem Sohne des damaligen Besitzers an der heutigen Stelle errichtet wurde. Das Gut umfaßte ehedem ein Ausmaß von 60 Soch, zum größten Teile Wald, und erstreckte sich bom linken Ufer der Wittig südwestwärts entlang der Ortsgrenze, bis an die schwarze Stolpich, stromaufwärts bis zur Einmündung des Haindorfer Weges und von da flureinwärts, grenzend an dien Erbgarten Nr. 73, hinab bis wieder ans Ufer der Wittig. Aus dem Gute stammen: Die Bauernwirtschaft Nr. 207, die Feldgarten Nr. 76 und 230, ferner die Häuslerrealitäten Nr. 75, 171, 222. 270, 386, 297 (Mühle) und 405. Das Anwefen Nr. 77 umfaßt heute noch eine Fläche von 21 Hektar 90 Ar 48 Quadratmetern, bestehend aus 2 Hektar 2 Nr 38 Quabratmeterm Wiese, 11 Gektar 74 Ar 62 Aug- dratmeter Acker, 8 Hektar 9 Nr 42 Quadratmeter Wald: unnd 4 Hek- tar 6 Quadratmeter Gartengrund. Der erste uns bekannte Besitzer ist Si mon Effenberger, 1558 übernimmt das Gut der Sohn Lorenz Effenberger von den Geschwistern und seiwer verwitweten Mutter, für 400 Schock Mark. (Die Mark zu 20 weißen Groschen, den weißen Groschen zu 14 kleinen Pfenhig.) Das Gut be- grenzt sich mit Donat Augsten zu Haindorf (Nr. 73) und Vartel Wildner zu Kaspenau (Nr. 1). 1563, am 10. März, verkauft dieser das Erbgut um denselben Preis seinem Bruder Geory Effenberger. (H. Gb.) 259 1584, am 17. Geben, erwirbt das zwischen Christoph Augsten, Haindorf und Bartel Wildner, Raspenau liegende Gut Ehristoph Neumann für 200 Schock. Beilaß: 1 Bjerd, 1 Wagen, Gage und Pflug, 3 Mandeln Schneide-Futter, 2 Gänse, 1 Ganfer, 1 Henne, 1 Hohn, 2 Mistgabeln, 1 Futterbank, 1 Schneide, 1 Handsäge und 1 Spieß. Ausgedinge: 8 Ruchelbeete auf dem nie- deren Garten, einen Wiesenplan an der „Wittiche“ und 2 Rühe. Zeugen- Simon Neumann, Jakob Neisser und Hans Schindler, sämt- lich Geschworene. 1587 am 28. Dezember verkauft dieser das arg verschuldete An- wesen für 116 Schock 22 Groschen dem Baul Neumann GG. Gb. 80). Dieser kauft 1596 am 23. Feber 1 Stück Acker von seinem Bruder Christof Neumann zurück, der als Ausgebung aus seinem Antwesen stammt, für 100 Schock. 1628, am 16. Sänner, überläßt dieser das Gut, welches liegt zwischen Melchior Augsten zu Haindorf und Jakob Wildner zu Raspenau, dem Gidam Han3 Hein rich Scholz für 300 Schock Mark. Beilaß: 15 Scheffel Samhaber, 6 Viertel Samenforn, 2 Ziegen und 1 Kalbe. Ausgedinge: 1 Fleckl Acker bis an die Wittig und an Jacob Wildner's Rain sowie 1 Wiesenfleckl im Kessel. 1629 verkauft es dieser dem Han3 Olbrich für dessen Auenhaus und 183 Schock Vargeld. Das Häusl liegt zwischen Georg Gichlen und der Wittig, das Gut aber zwischen Melchior Augsten, Haindorf und Jacob Willer, Raspenau. 1639, am 9. März, verkauft Hans Ullrich (foll heißen Ulbrich) sein zwischen Melchior Augsten zu Haindorf und Christoph Neißer zu Raspenau liegendes Gut dem Maz H üb n er für 280 Schock M. Beilaß: 1 Pferd, Wagen, Pflug und das sonstige Gerät. Bürgen: Hans Heinrich Scholz und Georg Neisser zu Haindorf. Schulden: Der Kirche zu Haindorf 91 Sch., Maz Hübner zu Halndorf 28 Sch- Hans Heinrich Scholz zu Haindlorf 9 Sch. Friedrich Scholz, Raspenau 9 Sch., Hans Neumanns Wittib zu Halindorf 3 Sch., Georg Bieber- stein. Haindorf 5 Sch. u. die Mutter des vorigen Verkäufers: 14 Sch. 1643, am 10. Auguft, verkauft dieser das Gut, in feimem Grenzen zwischem Christof Krause zu Haindorf und Christof Reisser zu Raspenau, dem Schwager Merten Augsten für 300 Sch. Käufer verpflichtet sicht Paul Neumamin's Wittib das Ausgedinge laut alten Raufes zu halten. Beilaß: 1 Kirchenständ wie ihn der alte Paarl Neumann besessen. Bürgen: Hans Köhler und Fabiaw Lindner zu Haindorf. 1651 ift Martin Augsten noch (Reform. Protokoll); dessen hinterlassene Waisen verkaufen 1674, am 9. Dezember, das zwischen Christof Krauses Erbgarten in Haindorf oben und Christof Reisser, Raspenau, unten legende Erbgut für 120 Schock samt Gebäuden dem Gidam 260 Gregor Luz und Rosina Äugsten von Raspenau. Bürgen: Christof Thomas, Mildemau und Ch. Lur in Raspenau. Schulden auf dem Gute: der Kirche in Haindorf 80 Schock. Beilaß: 3 Ochfen, 1 Ruh, 1 Wagen, 1 Pflug, 2 Paar Eggen, 1 Rohrhaken, 2 Retten, das 1674 eingeerntete Getreide, Sommer- und Wintersaat, 1 Art und 3 Hacken. 11678, am 23. Mai, erwirbt das Erbgut von diesem für 110 Schock sein Schwager Christoi Offen berger von Mildenau- Bürgen- Thomas Christof, Erbgärtner zu Mildenau und Hans Äugsten, Auenhäusler zu Raspenau. Beilaß: 1 Zugochse, 1 Wagen, 1 Pflug, Eggen, Rohrhaken, 2 Retten, 6 Scheffel Haber, 2 Viertel Sommerkorn; Heü- und Mistgabel. Ausgedinge des Verkäufers: 1 Jahr freie Herberge im Hausgemach, 2 Fleckel Winterkorn, 5 Veete Sommerkorn, 12 Beete ausgesäten Haber 11/5 Viertel Lein auf ein Jahr zu säen, 1 Ruh einen Sommer mit zu Felde; item Martin Augsten's Waisen Helena und Dorothea auf 3 Jahre, 1 Viertel Lein zu säen. 1686, am 16. April verkauft Chriftvf Effenbergers Wittib nebst ihrem Beistande Christof Blumberger von Raspenau ihr Erbgut, an Christof Krauses Erbgarten oberseits und Christof Reissers Erbgut zu Rassenau unterseits, dem Ehhristof Neu- mann (wurde der Niedere genannt), von Rafpenau für 150 Schrck M. Bürgen: Georg Neumann und Chriftof, beide von Raspenau. Beilaß: 2 Zugochsen, 1 Wagen. 1 Pflug, 2 Eggen, 1 Rohrhaken 2 Retten 1 Mist-, 1 Heu-, 1 Ofengabel, 1 Muthaken, 8 Scheffel Haber und 2 Viertel Gerste. Ausgedinge für die Verkäuferin: 14 Jahre Herberge, 1, Fleckel Acker an der Scheuer, 14 Lein zu säen, 1 Wiesen- planel an der Grenze bis zu der benannten Erle, 1 Grasfleckel an Christof Reissers Rein, 1 Beet im Garten, 1 Apfelbaum, im Schlop- pen den halben Teil, 1 Ruh, 1 Ziege zum Futter und auf dem Hause 2 Kammern. Schulden: der Kirche zu Hanndorf 9 fl. 57 Kreuzer 2 Pfg. Martin Augstens Erben: Gregor Lur, Christof Täckel und Gottfried Augsten, Heinrich Auft und Helena Auftin 23 fl. 10 Pfa- und Christof Effenberger's Wittib 121 fl. 52 Kreuzer 4 Pfg. 1707, am 12. Oktober, kauft das Erbgut famt Gebäuden, zwischen Christiof Krauses Erbgarten und Christof Reissers Erbgut in Rafpenau, für 115 Schock der Sohn Han3 Neum an n. Bür- gen: Christof Krause und Michel Neumann in Haindorf. Beilaß- 2 Stück Zuzrieh, 1 Wagen, 1 Pflug und Eiden, 1 Kalbe, 1 Sechfel, 1 Rodhacke, 1 Art, 1 Veil, 1 Misthrcke und 2 Mistgabeln. Ausgedinge für den Verkäufer: ein Fleckel Acker um die Scheune, 1 Fleckel Wiese an Christof Krauses Raine, an der Wittig 1 klein Fleckel zum Grafen, 6 Ruchelbeete, 1 Apfelbaum beim Ruchelgarten, den halben Teil von den Früchten und den Rand darunter zum Grafen; Apfelbaum beim Schupfen, 1 Rih und 1 Ziege frei im Feld zu 261 gehen, und eine Kammer auf dem Haus. (Anna Marie Kraus aus Nr. 73.) 1750 ift nach Hans Neumann. Nach dessen Ableben übernimmt das Erbgut dessen Witwe An na Maria Neu mann, geb. Ar au je aus Nr. 73. Von dieser übernimmt es der Sohn Josef Neumann, der es im Jahre 1793 seiner Witwe Apolonika Neum ann hinter- ließ, die es 1807, am 3. März, dem Sohn Anton Neumann für 1420 fl. überläßt. Die Gründe liegen zwischen Franz und Wenzel Effenberger. 1834 übergeht es an den Sohn Anton Neumann. (Gattin Apolonika Augsten aus Nr. 36.) 1858, am 28. Juli, kauft es dessen Sohn Anton Neu- mdn n. (Gattin Theresia Scholz aus Rasspnau Nr. 19.) 1902, am 26. Mai, übernimmt es dier Sohn und gegenwärtige Besitzer F r an 3 Neum ann (Gattin Julie Nicht aus Schönwald). Nr. 73. Wir folgen dem Wallfahrtswege von Nr. 77 ungefähr dreißig Schritte und erreichen den ehemaligen Erbgarten, dessen Gehöft zu Anfang des 19. Jahrhunderts aus einem stockhohen Bindwerkhause mit Stallung und den gegenüberliegenden Wirtschaftsgebäuden be- stand. Das Anwesen umfaßte 1860 mit Nr. 74 ein Ausmaß von 8 Hektar 65 Ar 94 Quadratmetern und begrenzte sich ursprünglich gen- Süden mit dem Erbgute Nr. 71, im Westem mit den herrschaftlichen Gründen, in nordwestlicher Richtung mit dem Erbgute Nr. 77 und im Osten an die Auengasse. Um 1770 erbaute der Sohn des damali- gen Erbgärtners Wenzel Efjenberger, namens Franz Effenberger, auf der Ferdinandstaler Anlhöhe das Haus Nr. 74 und erwarb 1800. am 9. Juni die obere Hälfte der Gründe. 1840, am 17. Juli, brannte das Bauernhaus Nr. 73 ab und wurde im selben Jahre neu erbaut. Der aus Rafpemau Nr. 1 stam- mende Besitzer Florian Wildner errichtete daselbst 1849 die moch heute bestehende Gaftwirtschaft „Zur Sonne“. Hierzu gehören 4 Het- tar 64 Ur 39 Quadratmeter Gründe. Aus dem ehemaligen Erb- garten stammen außer dem Feldgarten Nr. 74, die Häuslerrealitäten Nr. 162, 193, 154, 138, 262, 216, 132, 245, 296; 239 (Brettmühle); 283, 291, 238, 285, 432. 212 (Mühle), 219, 232, 227; 233; 273; und 265. Donath Augsten, erster bekannter Besitzer: dieser war schon 1549 Kirchvater der „Capell zu Haindorff“, 1577, am 23. März, verkaufte Margarete, des alten Donath Augsten hinterlassene Wittib samt ihren Kindern das „Erbgüttl", 262 welches liegt in den Grenzen zwischen Georg Effenberger und Bartel Nemer's Erbgütern, wie es von altersher ausgesagt, für 120 Schock dem jüngsten Sohn Christof Augsten. 1608, am 14. April, verkauften Gregor Augsten der Aeltere zu Mildeneichen und Caspar Schindler zu Weißbach in Vormundschaft des 7 Christof Augstens hinterlassene Wittib und Waisen, dessen Erbgüttl zwischen Paul Neumann und Hansen Schölers Erbgütern, dem Sohn Merten Au gsten für 190 Sch. Dieser ließ das Gut verwildern und entwich mit Weib und Kind unter Zurücklassung namhafter Schulden. 1620, am 21. Juli, verkauft die Herrschaft die „Ginöde und Wüstenei“ dem Melchor Augsten für 144 Schrock. 1641, am 8. Jänner, verkauft dieser das „Erb-Handgut“ zwischen Maz Hübner und Hans Riemers Erbgütern für 144 Schock dem Christof Kraufe. Nachlaß: 6 Viertel Korn, 1 Scheffel Haber, sowie das Ackergerät. Bürgen: Michel Lindner und Christof Ryllmann. 1651 ift Christof Krause Besitzer. 1679, am 16. April, verkauft dieser den Erbgarten für 60 Schock dem Sohn Christof Krause. Ausgedinge: weil Verkäufer alt und bresthaftig, Frei Herberg und jährlich zwei Schock Hühnereier und 20 Pfund Butter. Bürgen: Christof Lindner, Erbgärtner und Chri- stof Finke, Erbgärtner, beide in Haindorf. 1710, am 16. März, übergeht es an den Sohn Christof Krau f e. Das Gut lag zwischen Hans Neumanns Erbgut und Görze Nicht. Beilaß: 1 Zuzochse, 1 zweijähriges Sechsel, 1 Ziege, 1 Pflug, 1 Egge 1 Rohrhaken und 3 Strich Haber, Bürgen: Hans Lindner und Gottfried Augsten. 1746 erbt das Gut dessen Wittve Apolonika Krause (Tochter des Johann Jof. Tschiedel). 1748, am 21. Dezember, kauft es ihr zweiter Gatte Tobias Herbig um 60 Sch. Beilaß: 2 Zugochsem, 2 Kühe, 1 Ziege, 1 Wagen, Pflug, 1 Egge, 1 Rohrhaken und kl. Hausrat. 1768, unterm 29. Dezember, übergibt es sein Schwiegervaten Johann Jof. Tschiedel dem Enkel (Sohn der Marie Tschiedel, ver- ehelichte Effenberger), für 150 Sch. 1/800, am 9. Juni, kauft die Hälfte des Gartens der Sohn FFranz Effenberger (Gattin Selena Kratzer aus Haindorf Nr. für 500 fl. Die andere Hälfte, numeriert mit 74, übernimmt der zweite Sohn Wenzel. 4833 erwirbt es der Sohhm Franz Effenberger (Gattin M. Anna Semtner aus Haindorf Nr. 59). 1840, am 17. Juli, brannte das Gehöft ab und wurde neu aus Stein errichtet. 283 1847 geht es in den Besitz des Ignaz Wildner, Bauer in Raspenau Nr. 1, über. 1848 erhält es sein Sohn Florian Wildner. Derselbe errichtete das Gasthaus und baute den Tanzsaal an (Gattin Jul'e Sommer- aus Ringenhain). 1874 empfängt es dessen Witwe Julie Wildner. Von dieser kauft es 1875 Josef Maier, Bäcker in Mildenau. Dieser vergrößert das Gehäude. 1901, am 26. Juli, erhält es der Sohn Ferdinand Maier, Gaftwirt (Gattin Antonia Eifenberger aus Haindorf Nr. 117). 1902, am 22. September, erhalten es defsen Kinder Jofei, Otto und Alfred Maier zu je ein Drittel des Wertes. Nr. 71. Der Wallfahrtsweg führt uns durch das Gehöfte Nr. 73 noch einige, Schritte gegen Süden, wendet sich dann östlich, zum Taufe der Wittig. Hier, am Gingange zur Steinftadt, befand sich das Ge- höfte des ehemaligem Erbgutes, bestehend aus dem Wohnhause Nr. 71 und dem gegenüber liegenden Gedinghause Nr. 72. Die Wirt- schaftsgebäude standen an der Stelle, wo sich heute die Realität Nr. 277 befindet. Bis zum Jahre 1736 war der Hof geschlossen, nach dieser Zeit waren die Besitzer verpflichtet, einen freien Jahrweg in die Au gehen zu lassen, aus dem sich in der Folge die heutige FFerdinandstalerstraße gebldet hat. Das Gut umfaßte 1828: 5 Doch 807 Klaftern Acker, 5 Soch 1103 Klaftern Wiesen, 2 Doch 676 Klaf- tern, Hutweide und 5 Soch 1032 Klaftern Wald. Die Gründe lagen gegen Morgen an Anton Sembdners Gründen, gegen Mittag an der herrschaftlichen Grenze, gegen Abend an der Jahrstraße und gegen Mitternacht an Franz Effenbergers Gut. Die Wirtschaft ist zur Gänze parzessiert worden. Darauf befinden sich die Häuslerreali- 13 228 256 263 264 274 276 277 280 282 284. 35 täten Nr. 128 151 2 298 306 309 318 320 326 327 331 336 337 340 (Bapierfabrif) 345. 346 347 348 350 357 358 402 410 411 417 420 437 438 439 440. 441 442 446 und 449. 1559, am 29. April, überläßt der altz A d a m Re m er sein Erb- gut, welches liegt zwischen Peter Sembdners und Donath Augsten's Erbgütern, famt Zugelegenheit an des Paul Neumanns Gute, dem Sohne Bartel Remer für 200 sittisch Mark. Ausgedinge: 3 Scheffel Korn, 1 Scheffel Haber, 34 Teimen zu säen, 4 Küchenbeete im Garten und 2 Krautbeete. Geschehen vor Christof Lindner, Erbrichter und Donath Augsten und Bartel Ullrich, Geschworene. 1590, am 5. März, verkaufen dessen Erben und zwar der junge Bartel Riemer (statt Remer) als der ältefte Sohn für sich und seine Geschwister das väterliche Erbgut zwischen Mathes Sembd- 264 ners und Christof Augstens Erbgütern samt Zugelege, so zwischen Müchel Neumanns und CChristof Lindners Gütern liegt, für 240 Schock seiner Stiefmutter Walburg Riemer. Beilaß: 2 Pferde, 2 Wagen, Pflug und Eggen. Im Beisein: Christof Scholz, Erbrichter samt 5 Geschworenen und Hans Augst, Scholz zu Raspenau und Melchior Schrötter, Geschworene zu Liebwerda. 1595, am 7. April, verkauft Hans Scheler, ihr 2. Gatte, seine Zugelegenheit an Aeckern und Wiesen zwischen Michel Neumanns und Christof Kindners Gütern dem Michel Neumann für 102 Schock, weil es ihm zu ungelegen ist. 1620, am 11. April, verkauft Hans Scheler das zwischen Christof Semtner und Martin Augsten liegende Erbgut dem Stief- sohn Hans Riemer für 168 Schock. 1643, am 10. Auguft, verkauft dieser das Gut, welches liegt zwischen Christof Krauses und Christof Sembdners Gütern, für 136 Schock dem Georg Rießler von Weißbach. Von dem Gute ist vor et- lichen Jahren ein Stück Acker auf Christof Neumanns Gut verkauft worden, gedachter Neumann hat zu allen Fuhren den 3. Pfennig zu Hilfe zu tun. 1669, am 22. Jänner, übernimmt das Erbgut der Sohn- Glias Rößler für 60 Schock M. samt Zugelegenheit und Ge- bäuden zwischem Christof Sembdners Erbgut oben und Christof Krauses Erbgarten niederseits; die Zugelegenheit an Georg Eleners Erbgarten zu Haindorf, Georg Augstens zu Weißbach und Christof Neumanns Erbgarten zu Haindorf. Beilaß: Winter- und Sommerfaat, sobiel als jedesmal ausgesät worden nach einger. Schock Korm, 31/3 Schock Haber, 1/. Schock Sommerkorn; 2 Ochsen, Ruh und diverse Ackergeräte. Bürgen: Georz Rießler und Christof Sembdner. 1677, am 1. Auguft, verkauft Glias Rößler die zu seinem Gute gehörige Zugelegentheit, welche liegt an dem Weißbacher Gärten und Christof Neumanns Erbgut und Gottfried Augstens Zugelegenheit zu Haindorf, für 20 Schock dem Heinrich Hübner, Müller. Käufer ist verpflichtet, zu den Abgaben des Stammgutes den 3. Teil beizu- tragen. Bürgen: Martin Nicht, Mildemau und Gottfied Hübner, ge- wesener Scholz zu Haindorf. 1695, am 27. Juli, überläßt das Gut Glias Rößler für 55 Schock dem Georg Nicht von Mildenau. Das Gut liegt zwischen Melchior Semtners Erbgut und Chr. Kraufes Erbgarten. Bürgen: Mathes Krause von Raspenau. Beilatz: 2 Zugochsen, 1 Wagen, 1 Pflug. 1 Rohrshaken, 2 Eggen, 1 Jagdspieß, 1 Dünger- und 1 Heugabel. Ausgedinge: freie Herberg bis zu St. Jakob, 14 Lein zu säen auf 5 Jahre, 5 Rüchenbeete und den Vordergarten an der Au- und weil vor der Zeit der 3. Teil des Gutes berkauft (jetziger Besitzer Friedrich Neißer) als ist erwähnter schuldig, in allen Diesem Käufer den 3. Teil zu Hilfe zu tun. Schulden auf der Wirtschaft: 265 Der Gemeinde an Kontribution 6 fl., der Kirche zu Haindorf 17 fl. 70 fr., der Elisabeth Lindner in Raspenau 6 Il., dem Michael Alt- mann in Kurinersdorf 6 fl., Michel Schindler 2 fl. 54 fr., Christof Finke 3 fl. 45 fr., Christof Krause 8 fl., Melchior Sembdner 6 fl. 30 fr., Chriftof Altmann 48 fr., letztere sämtlich in Haindorf, dem Dechant zu Friedland 52 fr. 3 Pf. Als nächster Besitzer erscheint dessen Witwe Rosina Nicht, die das Gut 1719, am 1. Oktober, für 80 Schock dem Henrich Scholz, a u 3 R a fpe n a u Nr. 19 überläßt. Schulden: Christoi Nase für Brot 54 kr. Andreas Menzel, Schmied, 45 fr. 1722 befaß- der Bauer: 2 Zugochsen, 2 Kühe, 2 Kälber und 1 Ziege. 1736, am 22. Dezember, übernimmt das Gut famt den da- raufstehenden Gebäuden für 50 Schock dessen Eidam Ehristi an F in ke. Das Gut liegt zwischen Chr. Kraufes Erbgarten und Fried- rich Semtnsers Erbgut. Beilaß: 2 Zugochsen, 1 Ruh. Aussaat: 3 Strich Wintersaat. 1 Strich Sommersaat, 5 Strich Haber, 1 Wagen, Pflug, 1 Rohrhaken, 1 Ggge und 2 Retten. Hans Chriftof Augsten, so die Zugelegenheit hat, ist schuldig, zu den Abgaben den 3. Teil zu Hilfe zu tun. Der Käufer ist schuldig, zum Tor hinaus in die Auen einen Fahrweg gehen zu lassen. 1781, am 1. Mai, kauft das Gut der jüngste Sohn Chrifti an in ke (Gattin Johanna Richter aus Haindor Nr. 89) für 100 Schock. Beilaß: 2 Zugochsen, 1 Ruh, 1 Wagen, 1 Pflug, 1 Rehr- haken, 3 Gggen, 3 Retten, 3 Unterwürfe, 1 Art, 1 Rodehacke, 1 Ofen- gabel, 1 Dungergabel und 1 Düngerhaken. 1828, am 14. Feber, erwirbt das Gut der Sohn Josef Einke (Gattin Barbara Storm, Einfiedel) für 1200 fl. fahnt Wohnhaus Nr. 71 und Gedinghäusel Nr. 72, dann die Scheuer und Schuppen. Beilaß: 2 Zugochsen, 1 Ruth, 1 Wagen, 1 Pflug, 1 Rohnhaken, 1 Rodehacke, 3 Retten, 1 Futterbank, 1 große Wäschemangel, 1 Tisch, 1 Ofengabel, 2 eiferne Ofentöpfe, 1 Düngergabel, 1 Dünzerhaken, 1 Heugabel, 1 Holzart, 1 Blechröhr im Ofen und ein Brettmühltag auf der dasigen Brettmühle. Ferner ist Käufer schuldig: das auf seinem Grunde aufgerichtete eiserne Kreuz im Bau zu halten, in- gleichen in seinem Hofe zum Tore hinaus einen freien Fahrweg bis in die Auen, wie derselbe jetzt ist, zu gestatten. Der Besitzer der Zu- gelegenheit ist verspflichtet, den 3. Teil zu den Abgaben beizutragen. Auch hat Josei Hausmann in Nr. 151 jährlich 50 kr. Konb.-Münze zu entrichten, weil dessen Grund aus der Wirtschaft stammt. 1858, am 30. Oktober, übergeht das Gut durch Kauf an den Sohn Josey Fin ke (Gattin Helena Neumann, Haindorf Nr. 82). 1884, am 26. Juli, kauft es der Sohn Josef Finke (Gattin Emile Finke-Zahn, Haindorf Nr. 57). 1905, am 8. April, übernehmen die Realität käuflich Franz und Hermine Krause (aus Nr. 268, die Gattin aus Hemmrich). 266 Nr. 59. Das bierte Gehöft und einstige Erb- oder Jahrgut liegt im alten Dorfe, am Auenwege, zu Füßen des Nußsteines. Es besteht aus dem stockhohen Bindwerkhause mit Stallung, der Scheuer und dem gegenüberliegenden Gedinghause Nr. 240. Hinter dem Bauern- hause in nordöstlicher Richtung befindet sich der Obstzarten. Zwei alte Raftanien beschatten den Hof. 1833 umfaßte das Gut 7 Doch 88 Klajtern Acker, 13 Soch 1099 klaftern Wiefe (davon waren 6 Toch Hutweide) und 13 Soch 1091 klaftern Wald. Die Gründe liegen zwischem den Gütern Nr. 71 und Nr. 54 und erstrecken sich in süd- westlicher Richtung bis an die Schwarze Stolpich. Aus dem An- wesen stammen die Feldgarten Nr. 257, die Häuslerrealitäten Nr. 60 63 65 69 139 (Brettfäge) 210 218 365 414 und 444. Die Wirtschaft besteht heute, noch aus 23 Hektar 47 Ar 25 Quadvatmeter Gründen. Der Inhaber kann auf eine stattliche Reihe Ahnen zurückblicken, um die ihn manches adelige Geschlecht beneiden würde. Nachweisbar hat sich der Besitz seit vierhundert Jahren in ein und derselben Familie vom Vater auf den Sohn bererbt. Erster bekannter Besitzer ist Cas par Sem bdn er, der das Erbgut 1561, am 14. März, für 238 Schlock 36 Groschen dem Sohne Mathes Sembdner verkauft. Das Gut begrenzt sich mit Brüsell Ullrichs und Bartel Riemers Erbgütern. Beilaß: 2 Kinder, 6 Hühner und 2 Gänfe. Ausgedinge: Fünf Fleckel Acker hinter der Wiese zwischen dem Graben, die vordere Wiese bis an die Erle und Graben, 1/3 Viertel Dein, 7 Obsthäume, 6 Küchenbeete und, 2 Rühe auf die Weide. 1597, am 18. April, überläßt dieser das, Gut seinem Sohne Ehristof Sembdn er für 200 Schock, in seinen Grenzen zwischen Georg Ullrichs und Hans Schelers Erbgütern, wie es vor Alters aus- gesetzt. Beilaß: 3 Brettmühltage, 2 Pferde, 1 Ruh, 1 Kalb, 3 Hühner, 1 Hahn und das sämtliche Ackergerät. Ausgedinge: 1 Wiesenfleckel hinter dem Flosse. 1641, am 13. Jänner, verkaufen seine hinterlassenen Erben, die Witwe nebst den beiden Schwiegersöhnen Christof König und Michel Benesch, Müller zu Mildeneichen und ein Enfel des berftorbe- nen Scholzen Christof Benesch daselbst, das Erbgut dem ältesten Sohn Christo Sembdner für 156 Schock. Beilaß: 1 Ruh, 1 Kalb, 3 Gänfe, 3 Hühner und 1 Hahn. Ausgedinge: 2 Aepfel- bäume im borderen Garten, der andere am Wege zunächst dem Hause und ein Wiesenfleckl hinter dem Brunnen. Bürgen: Christof König, Mildeneichen und Hans Riemer, Haindorf. 1651 ift Chriftof Semtner, Bauer (war da schon 80 Jahre). Diesem folgte im Besitze der Sohn Christof Semtner, der es 267 1693, am 2. April, dem Sohne Melchior Semtner (Gattin Marie Lindner Nr. 50), famt Gebäuden für 75 Schock M. überläßt. Das Gut liegt zwischen Glias Rößlers Erbgut und Michel Augstens Erbgarten. Beilaß: 2 Zugochsen, 1 Wagen, 1 Pflug, 1 Egge, die ausgesäte Wintersaat item 3 Scheffel Haber und 3 Mühl- Brettmühl. Bürge: Hans Lindner, Hain- tage auf der Haindorfer dorf. 1728, am 17. April, folgt diesem im Besitze der Sohn Gott- fried Semtner (Gattin Marie Augsten Nr. 54), um die Kaufi- summe von 80 Sch. Zwischen Henrich Scholzes Erbgut und Gott- fried Augstens Erbgarten. Beilaß: 1 Wagen, 1 Pflug, 1 Ggge, Royhalen, 2 Retten, 1 Unterwurj, 1 Strich Sommerkorn und 5 Strich Haber zur Aussaat. 1754 erbt das Gut dessen Witwe Anna Marie Semtner, die es 1757, am 21. September, ihrem Sohne So fe7 Se mt n er für 120 Schock überläßt. Beilaß: 2 Zugochsen, 1 Ruh, 1 Wagen, 1 Pflua, 1 Rohrhaken, 2 Eggen 2 Klötzerketten, 1 Semmkette, 1 Spannkettel, 3 Unterwürfe, 1 Ofengabel, 1 Düngerhafen, 2 Düngergabeln, 1 Holzart, 1 Biegelsäge, 1 Handsägel, Hammer, Zange, 2 Brettmühi- tage auf der Haindorfer Brettsäge. 1794 erbt es die Gattin Veronika Semtner, die es 1795, am 20. Mai, ihrem Sohn A n to n Se m t n er für 408 fl. 20 fr. abtritt. Beilaß: 2 Zugochsen, 1 Ruh, 1 Ziege, 1 Wagen, 1 Pflua, 1 Rohrhaken, 2 Eggem, 2 Klötzerketten, 2 Hemmketten, 3 Unterwürfe und 1 Brettmühltag. 1833. am 30. Jännkr, übergibt er das Gut dem Sohn Anton Se mt ner für 1500 fl. Gs besteht aus dem Wohhnhaus Nr. 59, dem Gedinghause ohne Nr., dann der Scheuer und Schoppen. Das Gut liegt gegen Morgen an Josef Augstens Bauerngründe, gegen Mittag an der obrigkeitlichem Grenze, gegen Abend an Josef Einsses Bauerngründ- und gegen Mitternacht an Philipp Semtners Haus- zarten. Beilaß: 2 Zugrchsen, 1 Nutzkuh, 2 zweisp. Wagen, 1 Pflug, 1 Rohrhaken, 3 Eggen, 1 Holzschlitten, 1 Kriefpel, 1 Wendehaken, 1 Winde, 1 Semmkette, 2 Klötzerketten, 1 Spannkettl, 2 Steuerfetten, 2 Unterwurfketten, 1 Tisch, 1 Holzsäge, 1 Holzart, 1 Veil, 1 Ofengabel, 1 Heugabel, 1 Düngergabel, 1 Düngerhaken, 2 Senfen, 1 drähtenes Mühlsieb, 2 Drechfl, 2 eiserne Ofentopfe, 1 blechenes Röhr, 2 Brett- mühltage auf der Brettmühle beim Gute und auf der hiesigen Brett- mühl. Das Erbgut Nr. 59 ging ichließlich am 11. Feber 1858 käuflich an Anton Semtner, den Sohn des bisherigen Besitzers, über- Nr. 54. Zwischen den Erbgütern Nr. 59 und 52 lag der Erbgarten- Nr. 54. Das Gehöfte bestand aus dem ebenerdigen Wohnhause, ein 268 Blockwandbau mit Strohdeckung, dessen Stirnseite dem alten Dori- wege zugefehrt war, und den Wirtschaftsgehäuden am Hofeingange. Das Bauernhaus brannte im Jashre 1867 am 3. Eeber abends gegen 8 Uhr ab und wurde im selben Jahre auf der Brandstelle das heutige steinerne Haus errichtet. Nach der alten Flureneinteilung umfaßte der Erbgarten 26 Foch 83 Quadratklaftern Gründe, bestehend aus 1 Joch 969 Quadratklaftern Wiese, 8 Joch 741 Quadratklaftern Acker, 270 Quadratklastern Garten und 15 Toch 1303 Quadrat- klaftern Wald. Die Wirtschaft wurde nach 1860 allmählich parzel- liert. Zu der Häuslerrealität gehören heute nur noch 4 Ar 14 Auadratmeter Grund. Ein Jahrhunderte alter Spitzname knüpft sich an die Stätte. Als im Jahre 1651, am 23. Mai, behufs Unter- weisung im christkatholischen Glauben der Sesuitenpater Adam Kindner nach Haindorf kam, befand sich unter den vorgeladenen An- hängern der evangelischen oder lutherischen Glaubenslehre auch der Besitzer dieses Gehöftes mit Namren Michel Gläner. Das aufge- nommene Protokoll trägt bei diesem Namen den Zusatz „ist blind, das Weib erschienen. Aus dem „blinden Micht“ ward „Vlemöcht“. Die Alten und Ansässigen des Dorfes gebrauchen den Namen heute noch. 1580, am 21. Dezember, verkauft der alte Broßig (Umbrofius) Ullrich sein Erbgut, welches liegt zwischen Hans Schindler und Mathes Sembdners Erbgütern, dem Sohne Hans Ullrich für 144 Schort. 1586, am 24. April, verkaufen Nicol Bredtschneider in Milden- eichen als Vormünder Hans Ullrichs nachgelassener Wittib Ursula, und Bartel Riemer und Hans Delfner, beide zu Haindorf, in Vor- mundschaft Hans Ullrichs nachgelassenen Kindern Christof und Michel, das zwischen Christof Schindler und Mathes Sembdners Erbgütern liegende Gut dem Miterben Georg Ullrich für 90 Schock 42 Groschen. Beilaß: 3 Scheifel Haber, 3 Viertel Sommerforn; 1 Hahn, 1 Henne und das Ackergerät. Schulden: Michel Sembdner, Haindorf 12 Schock, der alten Hans Ullrichin 9 Schock, Merten Neu- mann 6 Schock, Hans Oelfner 2 Schock, Caspar Schindler 1 Schock und Christof Ullrich zu Raspenau 2 Schock, Hans Diebius, Kne- bei Tomas Bredtschneider 3 Schock, Georg Ullrich, dem Bruder Erb- geld 6 Schock, Melchior Richter zu Schönwald 1 Schock, Martin Schesser, Briedlanz 22 Schock, Christof Scholz, dem Richter zu Hain- dorf 4 Schock, der Reisser „orthen zu Haindorf 20 Schock. 1617, am 29. September, verkaufte Michel Röhler zu Rafpenau und Christof Wildner zu Mildenau in Vollmacht des verstorbenen Georg Ullrich hinterlassener Wittib Katharina, das Erbgut, liegend zwischen Jacob Lindner und Christof Sembdmer, dem Michel Elöner für 240 Schock. Beilaß: die Ernte: 14 Scheffel Haber, 4 Scheifel Gichelhaber, 10 Scheffel Grauer, 81/ Scheffel Winterkorn, 6 Man- deln Sommerkorn; 1 Kalbe, 2 Hühner und 1 Hahn. 269 1656, am 30. April, verkaufte der Besitzer den „Erbgarten? zwischen Michel Lindner und Christof Sembdner, dem Christof Neu- mann für 18 Schock. 1673 berkaufte Chriftof Neumann seinen Erbgarten in alten Grenzen zwischen Feremiak Rößler und Christof Sembdners Erb- gut, samt darauf stehenden Gebäuden mit obrigkeitl. Robot, Zinsen und Hofdienften, wie allwege Brauch, dem Hans Jäger von Fried- drichstald für 19 Schock. Verkäufer dingt sich aus: 1 Jahr jreie Herberge im Hausgemach und Dammer. Bürgen: Feremias Riesler (Rösler) und Chriftof Buchelt, beide zu Haindorf. Schulden auf der Wirtschaft: Obrigk. Renten 9 fl. 57 kr. 41/2 Pf., dem Rentenschreiber in Friedland 1 fl. 22 fr. 3 Pf., George Glener in Haindorf Erbegeld 2 fl. 20 fr. Christof Augsten in Haindorf 1 fl. 10 kr., der Melchior Effenbergerin 1 fl. 10 fr., Christof Sembtner 4 fl. 30 kr., Christof Lindner 1 fl. 30 fr. 1688, am 11. April, erhält es von diesem für 20 Schock samt Gebäuden Michel Augsten daselbst. Grenzt an Christof Sembtners und Feremias Rößlers Erbgüter. Beilaß: 1 Wagen, 2 Gygen und 1 Pflug. Bürge: Gottfried Augsten aus Haindorf. 1707, am 27. Oktober, übergeht der Besitz an den Sohn Gott- fried Augsten für 75 Schock. Das Gut liegt zwischen Melchior Sembdners und Feremias Rößlers Erbgütern. Beilaß: 1 Ochje, 1 Wägen, 1 Pflug, 2 Eggen, 1 Rohrhaken, 1 Heu- und 1 Mistgabel, Ausjedinge: 1/ Schock Korn, 1 Ruh, 1 Ziege, 14 Lein und 1/ Schock Gerste, sowie Wohnung. Bürge Gregor Gne, Haindorf. 1728, am 4. Feber, kauft ihn der Sohn Gottfried Augsten für 55 Sch. Der Hof mit Gründen liegt zwischen Gottfried Sembdner und Gottfried Augstens Erbgütern. Beilaß: 2 Strich Wintersaat, 3 Strich Haber, 2 Viertel Sommerkorn zur Aussaat, 1 Zugochse, 1 Wagen, 1 Pflug, 1 Rohrhaken, 1 Paar Eggen, 1 Rette, 1 Mistgabel, 1 Heugabel. Ausgedinge: Ein Graspläwel zwischen dem Rechen und dem Graben, 1 Birnbaum unterm Fenster. Bürge: Michel Kößler, Bauer zu Liebwerda. Von Gottfried Augsten erbt das Gut dessen Wittwe Anna Rosina Augsten. 1760, am 8. Dezember, übergeht der Besitz an den Sohn Josef Augsten um die Summe von 135 Sch. Das Gut begrenzt sich mit Gottfried Augstens und Josef Sembdners Erbgütern. Beilaß: 5 Strich Wintersaat, 1 Pferd, 2 Ochsen, 1 Ruhr 1 Wagen, 1 Pflug, 1 Paar Eggen, 1 Rohrhlaken, 1 Klötzerkette, 3 Unterwürfe, 1 Holz- art, 1 Brettsäge, 1 Veil, 1 Rodehacke und kleiner Hausrat. Ausge- dinge: freie Herberge im Hausgemach, die Stubenkammer zur „Bett- und Liegerstatt“, 1 Ruh und 1 Ziege frei zu hüten und zu bestellen, 1 Fleckl zwischen Knöcht zum Heu machen, 1 Fleckl bis zum Steige 270 zum Grafen, 2 Krautbeete und 4 Ruchelbeete, 1 Dein säen, 2 Strich Korn, 2 Viertel Gemeng, 1 Schock Stroh und den 4. Teil vom Obst. Bürgen: Anton Kraus, allda und Josef Nicht, Bauer in Mildenau- 1777, am 26. Mai, verkauft des verstorbenen Josef Augsten Witwe Magdalena (geb. Neumann), den Erbgarten, so zwischen Gott- fried Augsten und Josef Sembdners Bauerngütern lieget, dem Anton Neumann, des verstorbenen Hans Michel Neumann, gewesenen Bauers in Raspenau nachgelassener Sohn, für 135 Schock. Beilaß: die Winter- und Sommeraussaat, 3 Zugochsen, 4 Kühe, 1 zweijährige und 2 einjährige Kalben, 2 Wagen, 1 Schleppwagen, 1 pflug. 1 Rohrhaken, 3 Eggen, 3 Klötzer- und 2 Spannketten, 3 Un- terwürfe, 2 Holzärte, 2 Veile, 2 verschiedene Gabeln, 2 Rodehacen, 1 Holz- und 1 Spannhägel, 2 Senjen, 1 Grabscheit und das übrige Wirtschaftsgerät. Bürgen: Josef Sembner und Gottfried Augsten, beide Bauer allda. 1791, am 10. Juni, überläßt dieser sein bisher innegehabtes Wohngebäude nebst Scheuer und dazu gehörigen Bauerngrund dem Stiefiahn Anton Augsten um 136 Sch. oder zu 158 fl. 40 kr. Ausge- dinge: das Gedinghäusel, welches Verkäufer sich selbst erbaut hat. 1830 erhält die Wirtschaft der Sohn Josef Augsten (Magda- lena Sembdner). 1860, am 16. Mai, erbt es dessen Sohn Ferdinand Augsten. 1880, am 20. Feber, kauft die Realität der Sohn Ferdinand Augsten, von dem sie 1897, am 19. Dezember, der jetzige Besitzer Ferdinand Brosche, erwarb. Nr. 52. Ebenfalls am alten Dorfwege, in nächster Rühe von Nr. 54, lag das Gehöfte dieses ehemaligen Erb- oder Jahrgutes, bestehend aus dem ebenerdigen Vauernhause mit Strohbedeckung und dem Ge- dinghause, welches heute die Nr. 211 trägt und vor 1848 mit Nr. 51 bezeichnet war. Die Nr. 51 erhielt 1848 das um 1800 non einem Sohne des damaligem Gutsbesitzers erbaute Haus, welches bis zum Jahre 1848 keine Hausnummer besaß Im Jahre 1861, am 27. Nobember, wurde das Gehöft ein Raub der Flammen und ward nicht mehr aufgebaut. Die Wirtschaftsgründe lagen zwischen den Gütern Nr. 54 und 50 und erstreckten sich in südlicher Richtung bis an das Gefälle des Nußsteines. Ihr. Ausmaß belief sich auf 32 Foch 491 Auadratklaftern, bestehend aus 21 Soch 1309 Quadratklastern Wald, 763 Quadratklästern Wiese, 452 Quodratklaftern Weide und 9 Soch 1167 Auadratklaftern Acker. Die Wirtschaft ist zergliedert worden. 271 Auf ihr befinden sich die Häuslerrealitäten Nr. 51, 241, 247, 292 und 293. 1564 ift bereits Hans Schindler Besitzer. 1584, am 29. Tänner verkauft er fein Gut für 200 Sch. dem Sohn Christof Schindler. Beilaß: 2 Pferde samt Geschirr. 1587, am 11. Juni, verkaufen die verordneten Vormünder Caspar Schindler und Christof Augsten, beide zu Haindorf, des verstorbenen Christof Schindlers, d. j. Waisen und Mathes Stracke anstatt der Witfrau, dessen Erbgut zwischen Martin Neumann und Sörg Ullrich's Gütern samt dem Ackerstitck zu nebst dem Gericht und Simon Neumann's Aeckern gelegen, an Jacob Lindner zu Haindorf, welcher die verlassene Wittib ehelicht, für 179 Sch. 1597, am 10. Dezember, verkauft dieser sein Zugelege, welches an des Scholzen Gut lieget, dem Chriftof Scholz, Schultes, weil es aus dem Lehen rühret, auch der Grenzen halber oft Streit entstan- für 100 Sch. den, 1626 verkauft Jacob Lindner sein Erbgut zwischen Jacob Killmann und Michel Elöner's Erbgütern dem Sohne Michel Lindner für 100 Sch. 1638, am 9. Mai, erfält dieser einen Teil der von seinem Vater verkauften Zugelegenheit zurück. „Es hat Jacob Lindner vor lanzer Zeit ein Stück seines Gutes verkauft, daß nicht allein er in große Not geraten kann, sondern auch sein Sohn Michel Lindner, so solches jetzt in Besitz hat, sich also auch darauf nicht ernähren kann. Also hat Heinrich von Griefel auf Tautsche und Wünschendorf, Hauptmann der Herrschaft Friedland, verabschiedet, daß Schultes und Aelteste, dieses Stück gleich in zwei Teile abmessen und teilen sollen und soll der Inhaber Hans Köller den halben Teil zum alten Preise ihm überlassen für 58 Sch. und bekommt Michael Lindner den oberen Teil an des Schulzen Rain.“ Hans Hübner, Schulz samt Gerichtsgeschworenem und Aelteste. Ferner sind Jabei gewesen: Georg Ressel, Schulz zu Raspenau, Jacob Krause, Schulz zu Mildenau, Michel Neumann, Schulz zu Liebwerda und Maz Bollen, Schulz zu Lusdorf. 1652 floh der Besitzer mit seiner Familie aus Anlaß der Rekatholisierung. 1654 lag das Gut wüft. Um 1660 kauft es Feremias Rößler. 1686 erbt es dessen Witwe Dorothea, die es 1701, am 23. Jänner, samt Gebäuden für 90 Schock ihrem Sohne Geremias Rößler verkauft. Das Gut liegt zwischen Hans Kindner und Michel Augstens Erbgütern. Beilaß: Die ausgesäte Wintersaat, 2 Zugbieh, 1 Wagen, 1 Pflug, 2 Eggen und der kleine 272 Hansrat. Bürzen: Christof Rößler, Mildeneichen und Christal Finte, Haindort. 1716, am 8. März, kauft von diesem das Gut samt Gebäuden für 50 Schock Gottfried Augsten. Das „Erbe“ liegt zwischen Gottfried Augsten und Hans Lindners Erbgarten, die Zugelegenheit zwischen Christof Jäger's Zugelegenheit und Hans Beukers Kretscham. 1731, am 10. Dezember, erhält das Gut für 90 Schock der Sohn, Gottfried Augsten. Dieser soll für den Vater am Fahrwege ein Gedinghaus bauen (Nr. 241). Beilaß: 2 Zugochsen, 1 Ruth, 1 Wagen, 1 Pflug, 1 Rohrhaken, 1 Paar Eggen, 2 Retten, 2 Unter- würfe und der eiserne Ofentopf; dann zur Aussaat 1 Strich Sommerkorn und 10 Strich Haber. Bürgen: Samuel Breußler zu Liebwerda, Käufers Schwiegervater und Heinrich Scholz, Bauer zu Haindorf. 1768, am 21. Dezember, übergeht der Besitz für 120 Schock an den Sohn, Gottfried Balthasar Augsten. Das Erbgut liegt zwischen Josef Krause und Josef Augsten's Erbgarten, die Zugelegenheit grenzt mit dem Haindorfer Lehenkretscham und Hons Chr. Augstens Erbgut. Bürgen: Josef Krause und Josef Semtner. Ausgedinge: das Gedinghäusel nebst dem Planel. 1802 erbt das Gut der Sohn Wenzel Äugsten (M. Anna Eenberger aus Nr. 35), 1852 kauft es der Schwiegersohn Anton Effenberger aus Karolintal (M. Anna Augsten), 1861, am 27. November, brannte das Gehöfte ab und wurde nicht mehr aufgebaut. Der Besitzer des Gutes kaufte daraufhin die Häuslerrealität Nr. 117 (Gafthaus „Zur Stadt Friedland“). Die Wirtschaft wurde, wie schon erwähnt, zergliedert. Nr. 50. An das Erbgut Nr. 52 reihte sich der halbe Erbgarten und ursprüngliche Erbgut, die heutige Wirtschaft Nr. 50. Das Gehöfte liegt am Heidelberge, bestehend aus dem einstockhohen Bindwerkhause und dem gegenüber liegenden Wirtschaftsgebäude. Zum ehemaligen Erbgut gehörte außzer der Realität Nr. 50 das Bauerngut Nr. 24 an der Weißbacher Grenze. 1682 wurde der Besitz geteilt. Das obere f „Erde erhielt der zweite Sohn des damaligen Besitzers Christoph Lindner (ein Nachkomme des alten Haindorfer Scholzengeschlechtes), der niedere Teil, welcher als halber Erbgarten taziert wurde, bildet das heutige Bauerngut, bestehend aus 16 Doch 830 Quadratklaftern Wald, 7 Soch 1072 Quadratklajtern Acker, 65 Quadratklaftern Wiese und 1070 Auadratklaftern Garten. Dazu wurden später noch einige Parzellen (650, 651 und 652) am Hainwege erworben, sodaß sich das Anwesen 1900 auf 15 Hektar und 41 Quadratmeter stellte. 18 273 Das Hainfeld ist jedoch in der Folge im Verlaßwege wieder abge- trennt worden. Erster bekannter Besitzer ist Hans Biberstein, dieser verkauft 1566, am 7. Mai, dem Freiherrn von Redern einen Plan, worauf die Herrschaft eine Brettsäge erbaut hat (Nr. 22). Er verkauft 1571, am 13. Sänner, sein „Ober Erbe“, welches liegt an des Scholzes Gute zu beiden Seiten für 84 Sch. dem Mathes Neumann. Ver- käufer dingt sich aus einen Wiesenplan zu hinterst am Haindorfer Floß auf 2 Jahre. 1572, am 8. Jänner, verkauft Hans Viberstein sein Erbgut zwischen Jacob Reisser und Hans Schindlers Gütern dem Jacob Knirsch für 103 Sch. 1577, am 20. April, kauft dieser von Mathes Neumann, jetziger Scholz zu Liebtwerda, das halbe „Zugelege“ so bemeldeter Verkäufer aus dem Gute von Hans Biberstein erkauft und zwischen des Scholzen niederer und oberen Nain gelegen, wie es vor alters ausgeletzt um 31. Sch. 1580, am 4. Mai, verkauft Jacob Knirsch sein Erbgut zwi- schen Jacob Reisser und Hans Schindler's Gütern samt dem Bei- gute und Zugelege so zwar dem Gerichte dafelbst gelegen, samt Sommer- und Wintersaat für 126 Sch. dem Merten Neumann. Vom Zugelege und Beigute gibt er Erbzins. 1608, am 19. April, verkauften der alte Gregor Neumann so- wohl Baul und Michael Neumann Gebrüder, Merten Neumann's hinterlassene Erben ihres Vaters Erbgut zwischen Georg Reisser und Jacob Kindners Erbgütern samt zugelege zwischen des Scholzen Lehengut und dessen „Wäldtich“ hinaus lieget, für 291 Sch. dem Jacob Killmann. Beilaß: 6 Scheffel Haber, 1 Scheffel Back- getreide, 2 Kinder, 6 Hühner und 1 Hahn. 1629, am 6. Geber, verkauft Jacob Killmanns Wittib, Dorothen ihr „Erbgütchen oder Feldgarten“ zwischen Georg Reisser und Michel Kindner's Erbgütern für 144 Sch. dem Christof Killmann. 1657, am 11. Geber, verkauft dieser seinen „Erbgarten“ zwi- schen Caspar Haschke und Michel Lindner, die Zugelegenheit zw. des Scholzen Lehengut an dem Walde gelegen, dem Christof Lindner für 100 Sch. 1682, am 14. Oktober, wurde der Erbgarten geteilt. Die obere Hälfte an der Weißbacher Grenze kaufte der Sohn Hans Lindner (Nr. 24). 1691, am 9. September, verkauft Christof Lindner's hinter- lassene Wittib den 15 Erbgarten, den niederen Teil samt Gehäuden zwischen Christof Finke's Erbgarten und Feremias Rößler's Erbgut für 40 Sch. dem Sohm Hans Lindner. Bürgen: Chr. Sembdner. Beilaß: 1 Zugochse, 1 Ruh und Hausrat- 274 1714, am 10. Mai verkauften die Erben des verstorfenen Hans Bindner den halben Erbgarten samt Gehäuden mit Feld so zwischen Feremias Rößler's Gut und Christof Finke's Erbgarten, dem jüngeren Sohn Hans Kindner für 40 Sch. Bürge: Gottfried Effen- berger. Beilaß: 1 Zugochse, 1 Pflug, 1 Rohrhaken, 1 Egge, 1 Wagen, Scheffel Wintersaat, 2 Scheffel Haber. 1742, am 10. Auguft, übernimmt ihn von diesem der Besitzer des Hauses Nr. 109 in Neu-Haindorf, Hans Georg Krause. Der nächste Besitzer ist dessen Witwe Elisabeth Krause, die den halben Erbgarten 1749, am 9. März, für 60 Sch. ihrem Sohne Anton Kraufe überläßt. 1762, am 27. April, erwirbt ihn für 200 Schock der Auen- häusler Josef Krause. 1789, am 14. Dezember, kauft den Erbgarten der Sohn Joset Krause für 280 Sch. 1835, am 10. Oktober, übernimmt ihn der Sohn Florian Krause. 1887, am 12. September, erbt das Gut der Sohn Julius Krause. 1910 erbt das Anwesen dessen Wittwe Anna Krause, die jetzige Besiherin. Nr. 49. Das Gehöfte dieses ehemaligen Erbgartens liegt am Heide- berge, einige Schritte östlich von Nr. 50 und besteht aus dem einstock- hohen Vindwerkhause und dem Wirtschaftsgehäude. Von den einst bestehenden Erbgarten war dies der kleinste und nahm auch deshalb in der Zinsung und Besteuerung einen Ausnahmestandpunkt ein- Die Gebäude erstrecken sich zwischen den Gärten Nr. 42 und 50 bis hinan an die Hherrschaftliche Grenze. Nach der alten Flureneinteilung umfaßte die Wirtschaft ein Ausmaß von ungefähr 14 Soch. Später kamen dazu noch Gründe auz heim Feldgarten Nr. 42, während 1873 die obere Hälfte der Gründe als Erbe an den zweiten Sohn.. Augsten, den Besitzer des Hauses Nr. 256, überging, Zu Nr. 49 ge- hören heute noch 2 Hektar 96 Ar 57 Quadratmeter Grund- 1560 ist Jakob Reißer Bsitzer (f 1595). 1599, am 2. April, verkauft dessem Witwe Margarete samt ihren Söhnen Michel und Christoph, den Erbgarten für 120 Schock dem Sohn Georg Reißer. Das Erbgut liegt zwischen Christoph Neumann und Merten Neumann und die Zugelegenheit zwischen dem Lehengut. Ausgedinge: 1 Schaffel Korn, 1 Scheffel Hafer, 3 Veete vor dem „Steinigkt", 1 Kirschbaun heim Steinrücken. Um das Jahr 1646 erwarb das Erbgut Kaspar Haschke, der 1652 des Glaubens halber flüchtete. Das Anwesen lag nun bis 1665 wüst. 275 Der nächste Besitzer ist Christoph Buchelt, welcher 1678, am 21. August, den Erbgarten Schulden halber ohne das Stückel Feld am das Haindorfer Echen anstoßend, samt Gehäude für 31 Schock dem Hans Stumpfe von Gräntzendorf, verkaufte. Dem Käufer ver- bleibt die Sommersaat samt dem Gartengewächs. Ein halber Scheffel Samenkorn und das Heu. Bürgen: Chr. Finke und Chr. Morche. Schulden: Chr. Buchelt von der Kirche entlehnt 22 Schock. Die erwähnte Zugelegenheit verkauft Christoph Buchelt 1678, am 11. September, für 13 Schock dem Gregor Lur zu Haindorf. Bürge: Heinrich Hübner. Obrigkeitl. Schulden stehen noch beim Verkäufer Chr. Buchelt, so von dieser Kaufsumme bezahlt werden sollen: Weizenfuhrlohn 1 fl. 39 Kreuzer 41/3 Pfg. Strafgeld wegen des entfremdeten Holzes 3 fl. Wegen Flößholz 2 fl. 15 Kreuzer. Dem Christoph Finke in Haindorf ist Buchelt schuldig 6 fl. Strafgelder wegen seines Verbrechens gegen die Kirche ist Chr. Buchelt schuldig der Haindorfer Kirche 1 fl. 20 Kreuzer. 1679, am 20. Oktober, verkauft Hans Stumpfe seinen Erb- garten, ohne das Stückel Feld an dem Haindorfer Kretscham, samt Gebäuden für 31 Schock dem Christoph Finke: Bürge: Christof Krause zu Haindorf. Von der Kaufsumme sind folgende Schulden zu bezahlen: Obrigkeitl. altes Erbgeld, von Chr. Buchelt herrührens, 1 7l. 50 Kreuzer. Der Kirche zu Haindorf so Chr. Buchelt entlehnt 22 fl. Strafgeld wegen Buchelts Verbrechen 1 fl. 10 Kreuzer. Christoph Finke ist Buchelt schuldig 4 fl. 10 Kreuzer. 1694, am 3. Jänner, übergeht der Besitz mit der Meinung, daß der Besitzer des anderen Stückel Feldes den 3. Teil zu den Ab- gaben dem Käufer zu Hilfe tun muß, für 9 Schock an den Sohn Christopth Finke. Das Gut liegt zwischen Gottfried Augsten und Hans Kindners Erbgärten. Bürge: Christoph Naase. Ausgedinge behält sich der Verkäufer vor:Für sich und die Tochter Rosina, die lahm und unspäßlich ist, freie Herberge im Hausgemach item die neue Kammer, 1/5 Viertel Lein wo Käufer seinen hinsät, 3 Küchen- beete im Garten, vom Obst ein Drittel und ein kleines Grasplant bei den Stubenfenftern. 1728, am 4. Feber, überläßt die Witwe Marie Finke, geb. Rößler aus Nr. 52, ihren Erbgarten zwischen Hans Kindner und Hans Augstens Erbgarten, ohne das Stücklein Feld an dem Lehen- kretscham anstoßend, samt Gebäuden dem Sohn Gottfried Finke für 40 Schock. Beilaß: 1 Strich Wintersaat, 1 Strich Haber, 1 Viertel Sommerkorn zur Aussaat, 1 Pflug, 1 Paar Eggen, 1 Rette, 1 Unter- wurf, 1 Heugabel und Anderes. Bürge: Christoph Krause, Erb- gärtner und Gerichtsgeschworener. Bemerkung: Weil dieser Erb- garten, wie es den Augenschein hat, etwas geringer und mit anderen Garten sich nicht vergleichet, als hat derwegen die Gemeindie ge- willigt, daß Käufer und seine Nachkommen jedesmal wann ein 276 anderer Gärtner 4 Pfennige gibt, er nur 3 Pfennige geben soll. Sonsten aber Schindeln machen, Holzspalten auf die Einquartierung des Futters und was von der Herrschaft er tun und verrichten soll. 1778, am 13. April, kauft den zwischen Anton Naases und Josef Krauses Gärten liegenden Erbgarten für 60 Schock der Sohn Anton Finke. Von der dazugehörig gewesenen Zugelegenheit, so an Haindorfer Scholzes Lehn Kretscham angrenzend, hat der Inhaber dem Käufer den dritten Teil beizutragen. Ausgedinge: Die Stuben- kammer, 1 Ruh zu freiem Futter und Stallung, alljährlich 11s Strich Korn, 1/3 Strich Haber, 2 Erdäpfel- und 2 Krautbeete und vom Obst den 3. Teil. 1806 erwirbt den Erbgarten Philippp Effenberger, Steinmet- aus Nr. 145 (Gattin Anna M. Scholz aus Weißbach Nr. 26.) Dieser überläßt den Besitz 1829 dem Sohne Karl Eyfenberger (Gattin Barbaral Oertelt aus Bärnsdorf Nr. 24). Von diesem kauft das Anwesen 1860 Auzust Zenkner aus Friedrichswald, von dem es noch im selben Jahhre Anton Augsten aus Nr. 202 übernimmt. (Gattin Therefia Passig aus Nr. 177.) 1873, am 20. April, erbt Sie niedere Häljte des Gartens mit den Gebäuden der Sohn Josef Augsten. (Gattinnen: Julie Leukert, Weißbach, Franziska Efjenberger aus Weißbach und Thekla Leukert aus Voigtsbach.) 1901, am 14. Auguft, erhält die Realität der Sohn und jetzige Besitzer Karl Augsten, Drechsler. (Gattin Anna Scholz, Weißbach Nr. 328.) Nr. 42. Das neunte Gut, der einstige Erbgarten, lag zwischen den Realitäten Nr. 36 und 49, grenzte im Süden an die herrschaftliche Waldung und im Norden an das linke Ufer der Wittig. Das Ge- höfte lag neben Nr. 36, anftoßend an Nr. 188. Das alte Bauern- haus wurde 1855 weggerissen, nachdem es zuvor mehrere Jahre unbewohnt gewesen war. 1861 baute der Besitzer des Gartens Ignaz Passig am Heidelberge das heute bestehende Haus, welches die alte Nr. des ehemaligen Gehöftes bekam. Der Erbgarten halte ursprünglich ein Ausmaß von 22 Soch, hievon entzielen 4 Joch 798 Quabratmeter auf die im Winkel befindliche Zugelegenheit, die 1715 verkauft wurde und aus der sich die Feldgartenwirtschaft Nr. 29 bil- dete. Aus dem Garten stammt ferner die Realität Nr. 188. Die Realität Nr. 42 besitzt heute noch ein Ausmaß von 4 Hektar 43 Ar- 61 Quadratmeter. Erster bekannter Besitzer Adam Riemer, diesem folgte der Sohn Georg Riemer. 1566, am 23. März, verkauft Adam Riemer (oder Remer) als Vormund seines verstorbenen Sohnes Gregor Riemers Wittib sein 277 nachgelassenes „Erbgut“, welches legt zwischen Simon Neumannis Gut und Jakob Neißer, die Zugelegenheit an der Labst, an Paul Neumanns Gut und an der Wittig, für 70 Schock dem Christof Lindner. Ausgedinge: zwei Bseete auf dem Berge hinterm Garten. 1595, am 31. Mai, erwirbt von diesem das „Erbgärtlein“ zwischen Simon Neumann's und Jakob Neißers Erbgütern samt Zugelege am der Wittig und neben Michel Neumanns Gut für 102 Schock Georg Ulrich. Ausgedinge: ein Fleckl Gras an der Wittig bei dem abgehauenen Orte. 1596, am 9. April, überläßi es dieser samt Zugelege für 100 Schock dem Christoph Neumann. Das „Erbgütlein“ liegt zwischen Simon Neumann und der Jakob Neisserin Erbgütern, das Zuge- lege an der Wittig und neben Michael Neumanns Gute „wie es vor Alters ausgesetzt. Ausgedinge: 1 Ruchelbeet im oberen Garten, 1 fauren Apfelbaum im niederen Garten. Bürgen sind die Brüder Michel und Baul Neumann. 1599, am 17. April, tauscht dieser sein Erbgut ein gegen das Erbgut des Gregor Neumann und zahlt 160 Schock zu. 1608, am 26. April, verkauften Michael Eifenberger und seine Schwester, die Witwe des Grezor Neumann, das „Erbgütel“, so zwischen Georg Neißer und Paul Köhlers Erbgütern samt dem Zugelege neben Michel Neumanns Erbgut, für 203 Schock dem Georg Neumann. Ausgedinge: Gs gibt Käufer sein Haus samt dem Ackerstück, dafür zahlt sie ihm 16 Schock. 1636, am 25. Juni, übergibt dessen Witwe das „Erb- und Handgut zwischen Hans Köller und Georg Neissers Erbgütern mit der Zugelegenheit, so zwischen der Wittig und Michel Neumanns Erbgut, für 124 Schock M. dem Sohne Hans Neumann. „Und weillen auf diesem Gut so viel Kirchengeld, steht als die Kaufsumme ausmacht, wurde das Geld der Kirche gezahlt, ohne daß von den auf dem Gute noch stehenden Geldern Zinsen gefallen. Die Mutter, als ein altes, verlebtes Weib, dinget sich freie Herberg im Hausgemach und 1 Rih Sommerszeit unentgeltlich mit zu Felde zichen zu lassen, ferner 1 Viertel Lein zu säen und 4 Küchenbaete im Garten." Bürgen: Christoph Kraus und Hans Köller zu Haindorf. Der nächste Besitzer ist Gregor Eläner. Dieser iloh 1651 mit Weib und Kind, da er der evangelischen Glaubenslehre zugetan war, und ließ sich zu Hermsdorf bei Greifenstein in der Schafgotschlschen Herrschaft nieder. Das Gut lag nun viele Jahre wüst. Der damalige Grundherr Anton Graf von Gallas, welchr die verlassenen Anwesen wieder zu besetzen trachtete, vergrößerte es 1665 um 15 Ruten. 1667 erwarb vom der Herrschaft den Erbgarten Gottfried Augsten. 1716, am 8. Mai, berkauft dieser den Erbgarten samt Ge- bäuden und Zugelegenheit für 37 Schock dem Sohn Johann Auasten. Das Gut liegt zwischen Christoph Jägers Erbgut und Christoph 278 Zinkes Erbgarten, die Zugelegenheit an der Wittig und Georg Nichts Zugelegenkeit. 1735, am 6. Sänner, erhält den Besitz für 50 Schock der Schwiegersohn Hans Jäger aus Nr. 36. Beilaß: 1 Zugochse, I Pfluz. 1 Egge, 1 Rohrhaken, 1 Wagen und 3 Strich Gemengsel. Die Gar- tenwirtschaft liegt zwischen Josef Jägers Erbgut und Gottfried Finkes Erbgarten, die Zugelegenheit an der Wittig und Hans Scholzes Zugelegenheit. 1745, am 1. Oktober, verkauft dieser den halben Feldgarten zwischen Josef Jägers Erbgut und Gottfried Finkes Erbgarten für 60 Schock dem Anton Naase. Die Zugelegenheit hhat Hans Augstem im Besitz und zahlt zu dien Abgaben den halben Teil. Ausgedinge der alte Verkäufer Hans Augsten freie Herberge. Bürgen: Christoph Stampe. 1804, am 3. Oktober, verkauft Anton Raafe seine Gartenwirt- wirtschaft mit Vorbehalt des alten Wohngehändes und eines Stückels unfruchtbaren Grundes, welche Gartengründe zwischen Josef Augstens und Philipp Effenbergers Gründen innen liegen, für 1300 fl. dem Anton Kraufe aus Weißbach Nr. 15. Der Verkäufer behält sich laut obrigkeitl. Dekret vom 19. September 1807 ausdrücklich auf erblich vor, das alte Wohnhaus samt dem niederen bisher unfruchtbaren Grund bis auf den Berg. Um 1829 kauft das Anwesen Philipp Eifenberger aus Nr. 49. Von diesem übernahm es 1855 dessen Bruder Carl Effenber- ger, Holzhändler. (Gattin Barbara Oertelt, Bärnsdorf). Dieser riß das alte Haus, welches neben Nr. 188 stand, weg. 1861 kaufte den Feldgarten Ignaz Bassig aus Nr. 127 und er- baute das heute bestehende Wolhngehäude Nr. 42. 1866 erbt ihn der Sohn Ignaz Passa (Gattin: Mlara Haus- mann aus Schönwald). 1869, am 30. April, erwirbt das Gigentum Marie Anna Teufert geborene Stelzig aus Haindorf Nr. 182. 1881, am 20. Geber, übergeht der Besitz an die Erben Franz Leukert aus Voigtsbach (ihr Gatte) und dessen Kinder: Franz Leukert, Anton Leufert. Mlarie Anna, Leukert, Theresia Kratzer und Antonie Hanf zu je 1 Sechstel des Wertes. 1883, am 21. Jänner, kauft die Realität Franz Semtner aus Nr. 60 (Gattin: M. Anma Stompe) und 1890, am 22. Juli, erbt den Garten der Sohn Franz Semtner (Unna Augsten aus Nr. 149), der jetzige Besitzer. Nr. 36. Das Gehöfte des ehemaligen Erb- oder Jahrgutes liegt am linken Ujer der Wittig zwischen Nr. 42 und 36, gegenüber der Reali- 279 tät Nr. 35 am Fußze des Heidelberges, bestehend aus dem einstock- hohen, massib gebauten Wohnhause mit Stallung, dessen Giebelseite dem Dorfwege zugekehrt ist, den Wirtschaftsgebäuden, welche den Hof bilden und dem dahinter liegenden Gedinghause Nr. 141. Die Gründe befinden sich zwischen den Gute Nr. 30 und dem Gahrten Nr. 42, angrenzend an die herrschaftliche Waldung, und umfassen ein Gebiet von 22 Sektar, 78 Ur, 77 Quadratmeter, wovon 11 Hef- tar, 5 Ar, 52 Quadratmeter auf Wald entfallen. Erster bekannter Besitzer ist Jakob Neumann. 1560, am 17. Mai, verkaufen Thomas, Simon und Maz Neu- mann zu Haindorf samt ihrer Mutter Ursula, des Jakob Neumanns Witwe, dessen nachgelassenes Ebgut zwischen Paul Neumann und Gregor Remers Gütern, dem Sohn Vartel Neumann für 262 Schock. Ausgedinge für die Mutter: 2 Fühe, das ganze Jahr im Futter, jährlich 2 Scheffel Korn, 1 Ruchelbaet im hintern Garten und 74 Lein zu fä-n. Geschehen vor Hansen von Oppelt zu Linderode, Haupt- mann. 1561, am 3. April veräußern Ursula, des Jakob Neumanns Wittib, und ihr Sohn Maz Neumann das Erbgut zwischen Paul Neumanns und Gregor Remers Erbgütern, welches im verflossenen Jahre der nunmehr verstorbene Sohn Bartel Neumann erkauft und durch dessen Todi an die Witwe als seine Mutter verfallen, dem ältesten Sohn Simon Neumann für 262 Schock. 1597, am 10. April, erhält das Erbgut zwischen Michel Neu- mann und Christoph Neumann von Michel Lindner in Vormund- schaft des verstorbenen Simon Neinmanns Witwe und Erben, der Sohn Gregor Neumann für 250 Schock. 1599, am 17. April, tauscht dieser sein Gut gegen das des Christoph Neumann, letzterer zahlt 160 Schock darauf. 1608 ift bereits Baul Köhler Besitzer. 1628, am 2. Juli, verkauft dessen Wittwe das Erbgut zwischen Michel Neumann und Sörge Neumanns Erbgütern samt Zugelege dem Sohne Hans Köhler für 300 Schock. Dieser floh 1651 mit Weib- und Kind vor der Geginreformation ins Ausland. Das Gut lag wüst bis 1667. 1667, am 24. April, verkauft Friedrich Scholz zu Räspenau dem Mich- Schindler von Liebwerda sein zu Haindorf liegendes Erb- gut samt Zugelegenheit mit den darauf stehenden Gehäuden, zwischen Christoph Neumanns Erbgut oben und Gregor Gleners Erbgarten niederseits, die Zugelegenheit an dem Kretscham und Jeremias Rößlers Zugelegenheit, für 43 Schock, weil Verkäufer solches Gut öd- und wüst gekauft und niemals völlig erbauen und beziehen kann. 1686, am 15. September, verkauft Michel Schindler fein Erb- gut mit Gebäuden und der Zugelegenheit zu Christof Neumanns Erbaut oben und Gottjried Augstens Erbgut niederwärts und 280 Feremias Röhlers Zugelegenheit oberseits, für 180 Schock dem Eihan- Georg Kraufe von Mildeneichen. Beilaß: 2 Zugochsen, 1 zweijähri- ges Oechsel, das 1686 geerntete Getreide, 1 Wagen, 1 Pflug, 2 Gz- gen, 1 Rohrhaken, 2 Petten, 1 Unterwurf, 2 Brettmühltage auf der Haindorjer Brettmühle. Ausgedinge: Verkäufer dingt sich aus: freie Herberge, 6 Küchenbeete im Garten, 2 Propfelein, 1 Birn- und 1 Apfelbaum, das vorderste Fleckl Acker am Garten bis an Gottfried Augstens Rain, ein Wiesenplänlein auf der Zugelegenheit die „Blosse“ genannt. Bürgen: Feremias Scholz, Kasspenau, Christof Offenber- ger, Bauer in Haindorf. 1688, am 16. April, kauft von diesem das Erbgut samt Ge- bäuden, zu Christoph Neumanns Erbgut oberseits und Gottfried Augstens Erbgarten niederseits, die Zugelegenheit an dem Kretscham niederseits und Jeremias Nöslers Zugelegenheit oberseits, dem Hans Jäger zu Haindorf um 115 Schock. Beilaß: 1 Pferd, 1 Wagen, 2 Retten, 1 Unterwurf, 1 Egge, 1 Rohrhaken, 2 Brettmühltage auf der Haindorfer Brettmühle. Käufer verwilligt sich auch, dem alten Michel Schindler das zugesprochene Ausgedinge laut vorigem Kauf zu halten. Bürge: Christoph Finke zu Haindorf. 1701, am 30. Oktober, verkauft das Erbgut defsen Witwe samt Gebäuden und Zugelegenheit zu Christof Neumanns Erbgnt und Gottfried Augstens Erbgarten; die Zugelegenheit an Tevemias Rös- lers Raine und Erhiretscham anstoßend, für 118 Schock dem Sohne Christoph Jäger. (Gattinnen: Marie Simon und Rosina Lur, beide Haindorf). Bürgen: Gottfried Jäger, Georg Jäger. Beilaß: 2 Ochsen, 1 Wagen, 1 Pflug, 2 Gggen, 1 Rohrhaken, 2 Petten. 1 Unter- wurf, 6 Strich Haber, 14 Sommerkorn, 14 Gerste, 14 Reisgerste. 1731, am 14. Jänner, erhält das Gut der Sohn Jofef Jäger für 40 Schock. Gs liegt zu Michel Neumanns Erbgut und Hans Augstens Erbgarten. Die Zugelegenheit an Gottfried Augsten und dem Kretscham innenliegend. Bürge: Hans Henr. Keil, Scholz zu Liebwerda. 1748, am 26. März, verkauft dieser das obere Feld (d. i. das halbe Gut) hinter Nr.. 11: Hans Georg Buchelt 4 Teile, Josef Gifen- berger 1 Teil, Anton Krause 1 Teil, Hans Christof Krause 1 Teil und Henrich Krause 1 Teil, mit der Verpflichtung der Vierzufuhr zu den dasigen Wirtshäufern und zum Kloster, desgleichen auch das schuldig zu erziehende hochobrigkeitl. junge Rindrich auf die Hälfte zu erziehen. 1754, am 24. April, kauft das halbe Gubgut für 200 Schock von diesem Hans Christoph Augsten. Beilaß: 1 Pferd, 1 Ziege, 1 Henne, 1 Gans, 1 Wagen, 2 Heuleiterm, 2 Petten, 1 Unterwurf, 1 Schlitten, 1 Pflug, 1 Egge, 1 Rohrhaken, 1 Holzart, 1 Dünger- gabel, 1 Düngehaken, 1 Ofengabel, 1 eiferner Ofentopf, 1 Brett- mühltag. 281 1786, am 20. Juli, übergeht der Besitz auf 12 Jahre für 300 Schock „samt dem oberen Felde (ein Teil des verkauften Feldes) an Michel Neumann aus Weißbach. Beilaß: 2 Pferde, 1 Zugochse, 4 Rühe, 1 zweijähriges Kalbel, 2 theurige Kälber, 2 Ziegen, 2 Wagen, 1 Pflug, 3 Gygen, 1 Futterbank samt Schneide, 1 Schlitten, Krüpel, 2 Klötzerketten, 1 Gemmfette, 1 Spannfette, 4 Unterwürje, 1 Holzart, 1 Rodehacke, 1 Holzsäge, 1 Spannsägel, 1 Schnietmesser, 1 Brettsäge, und 31/ Brettmühltage. Aussaat vorhanden: 5 Strich Winterkorn, 2 Strich Sommerkorn, 16 Strich Haber, 6 Strich Gemeng, 13 Strich Weizen, 34 Stricht Deinsamen. Sieben Jahre später kauft das Gut der Sohn des vorherigen Besitzers, Josef Augsten, u. zw. 1789, am 13. Juli, für 300 Schock samt dem oberen Felde. Beilaß: 2 Pfende, 4 Küthe, 1 dreijähriges Ralbel, 1 dreijähriges Sechsel, 2 Ziegen, 2 Wagen, 1 Pflug, 3 Eggen, 1 Futterbank famt Schneide, 1 Spannkettel, 4 Unterwürfe, 1 Holz- art, 1 Rodehacke, 1 Holzsäge, 1 Spannsägel, 1 Schnietmesser, 1 Brett- säge, 314 Brettmühltagk. 1822 übernimmt das Gut dessen Sohn Anton Augsten. 1860, am 17. Mai, erbt es der Sohn Anton Augsten (Gattin: Amalia Stompe, Mildeneichen Nr. 3). 1885, am 3. Juni, folgt wiederum der Sohn Anton Augsten (Gattin: Emilie Neumann, Lusdorf), der jetzige Besitzer. Nr. 30. In der Reihenfolge der 11 Güter, wie sie von altersher be- standen, ist das ehemalige Erbgut Nr. 30 stromaufwärts der Wittig, das letzte. Das Gehöfte liegt am aberen Gemeingefiebige und zwar am östlichen Abhange des Heid-Werges, bestehend aus dem ehen- erdigen Wohnhause mit Stallung und dem Wirtschaftsgebäude. Da- zu gehörte früher noch die hahinter stehende Häuslerrealität Nr. 204 als Gedinghaus, welche 1904 an Franz Linke, Klempner, verkauft wurde und heute im Besitz- der Anna Kraufe ist. Durch das Gehöfte fließt das Saphyrflüssel. Das Anwesen zählte ursprünglich nächst den Gütern Nr. 36 und 77 zu den größten. Aus dem Erbgute stammt das ganze Gelände des heutigen Ortsteiles Winfel mit den Häusern Nr. 27, 131, 135, 142, 152, 186, 203, 250, 286 290 308 und 443. Gs begrenzte sich mit dem oberen Gemeindlefiebig, den Gärten 29 und 28 gegen Osten, ging, in füdlicher Richtung bis an die Weiy- bacher Gründe, grenzte im Süden an die herrschaftliche Waldung und inr Westen an das Fahrgut Nr. 36. 1300 umfaßte die Bauern- wirtschaft noch ein Ausmaß von 16 Hektar 53 Nr 29 Quahratmeter. Hievon erwarb der Herrschaftsbesitzer Franz Graf Glam Gallas 1908. 5 Hektar 38 Nr 34 Quadratmeter Wald, fodaß bei dem Gute noch 11 Gektar 14 Ar 95 Quadratmeter Grünse verblieben. 282 1559 ist Baul Neumann Besitzer des genannten Gutes. 1588, am 14. Feber, verkauft Paul Neumann sein Erbgut zwischen Simon Neumann und Bartel Rienders Gütern, dem Sohn Müchel Neumann für 250 Sch. Beilaß: 2 Pferde, Wagen und Acker- geschirr, 4 Hühner, 1 Hahn, 1 Ruh und 1 Palh. 1595, am 7. April, kauft dieser zu seinem Gute die Zugelegen- heit des Hans Schöler an Meckern und Wiesen zwischen Michel N. und Christof Lindners Gütern für 102 Schock. 1641, am 6. Jänner, verkaufen des verstorbenen Michel Neu- manns hhinterlassene Söhne und Gidame als Michel Neumann, der Sohn, Melchior Augsten, Michel Lindner als Schwiegersöhne sein verlassenes Erbgut zwischen der Wittig und Hans Köllers Erbgut, dem Sohn Christof Neumann für 295 Schock M. Ausgedinge für die Mutter, alle Jahre: 3 halbe Schrffel Korn, 1 Schock Gier, 2 Kühe, 1 Ziege, 1 Wiefenfleckt, 4 Küchenbeete und 1 Apfelbaumd im niederen Garten, „welcher henget mit den Aesten über den Zaun“, 1647, am 1. Oktober, verkauft Christof Neumann ein Stück Acker und Wiese, welche sein Vater Michel Neumann aus damale Hans Schölers Gut erkauft, dem Gleorg Rösler, dem jetzigen Besitzer genannten Gutes (obzwar es von diesem abgelegen und deshalb 1595 verkauft worden), daß es wiederum in das uralte Gut zurück- kommt, für 60 Sch. 1649, am 15. November, verkauft er das Erbgut zwischen Hans Neumann und Hans Köhler für 144 Schock dem Michel Schindler. Ausgedinge 2 Jahr, dann aber ein Fleckl vor der Gemeinde (Fiebig) und Käufer ist verpflichtet, diie Brücke über die Wittig im Bau- zu halten. 1654 ift Michel Schindler Besitzer. Beilaß: 2 Zugochsen, 3 Kühe, 4 Kälber. Sein Nachfolger ist Christof Neumann, der das Gut bereits 1665 im Besitze hatte. 1708, am 8. Tänner, verkaufen das Erbgut samt Gebäuden zwischen Christof Jäger und Georg Nichts Zugelegenheit wie auch anftoßend an Christof Augstens Erbgarten zu Weißbach für 110 Schock die Erben des Christof Neumann diem Sohne Michel Neu- mann. Beilaß: 4 Zugrich, 1 Wagen, 1, Pflug, Eggen und 1 Ruh. Bürgen: Hans Lindner und Georg Jäger. 1742, am 9. September, übergibt dieser das Gut samt Ge- bänden, grenzend an den oberen Fiebig, Josef Jägers Erbgut und Christof Augstens Erbgarten im Weißbach für 151 Schock dem Sohn Anton Neumann. Beilaß: 2 Pferde, 2 Zugochsen, 3 Kühe, 2 Wagen, 2 Pflüge, 2 Eggen, 1 Rohrhaken. 1762, am 17. März, bringt das Erbgut Anton Krause für 100 Schock an sich. Beilaß: 3 Oechfel, 1 Ziege, 2 Gänse, 2 Hühner 283 und 1 Hahn, 2 Wagen, 1 Pflug, 3 Eggen, 1 Futterbank, 1 Heugabel, 1 Brettmühltag. 1796, am 16. November, erhält es der Sahm Josef Kraufe für 596 fl. 40 Kreuzer. Beilaß: 2 Pferde, 1 Ruh, 1 Ziege 2 Wagen, Pflug, 3 Eygen, 1 Futierbank, 3 Retten, 2 Unterwürtz, 5 Spann- Pettel, 1 Schlitten, 1 Krievel, 1 hölzerne Wanduhr, 1 Bügelsäge, Fulzart. Rudchacke, 1 Sense, 2 Ofentöpfe, 1 Flechernes Möhr, 1 Tisch und der kleine Hausrat. Spähnebank, Hobel, Kraut, Efen- und Büngergabel i Düngerhaken 1 Brettmühltag. 1828 ersteht es Ignaz Ellwiesner aus Gichicht Nr. 14 (Gattin Barbara Scholz, Bullendorf Nr. 48.) 1831 kauft die Wirtschaft von dessen Witwe der zweite Gatte Anton Bergmann aus Bullendorf Nr. 169. 1862 übernimmt sie der Sohn Johann Anton Vergmann (Untonia Augsten, Weißbach Nr. 119). 1907, am 17. Dezember erbt die Realität der Sohn Hermann Bergmann (Gattin Hermine Brosche aus Haindorf Nr. 253). Der Vollständigkeit halber sei noch die Geschichte jener vier Feldgärten mit angeführt, welche vor alters aus den anfänglich bestehenden 11 Gütern hervorgegangen sind. Nr. 6. Die am Lehen befindliche Gartenwirtschaft besteht aus dem ebenerdigen und massiv gehauten Wohnhause an der Bezirksstraße, den anschließenden Wirtschaftsgehäuden und dem dahinter liegenden Gedinghause Nr. 7. Die dazugehörenden Gründe umfassen ein Aus- maß von 7 Hektar 54 Ar 37 Quadratmeter und werden von dem ehemaligen Lehngute umschlossen. Das Anwesen bestand ehedem nur aus 2 Doch 238 Quadratklaftern und bildete bis zum Jahre 1678 die Zugelegenheit zum Erbgarten Nr. 49. Die anderen Gründe stammen aus dem Lehengute. Die dazugehörige Zieglei wurde erst 1875 von Franz Wildner in Nr. 180 erworben. 1678, am 11. September, verkauft Chriftof Buchelt die zu seinem Garten (Nr. 49) gehörige Zugelegenheit, welche der Hain- dorfer Echenkretscham um und um begrenzt, dem Gregor Lur zu Haindori für 13 Sch. Bürge: Heinrich Hübner. Das Vorkaufsrecht blieb beim Stammgute. 1718, am 20. Mai, überging der Besitz mit der abgebrannten Häufelstelle von den Erben des verstorbenen Gregor Lux um 17. Schock an Christof Finke, dien Sohn des Gärtners in Nr. 49 mit gleichem Namen. Schulden: Christof Nasz für Brot 54 Kreuzer und Georg Augsten für 1 Paar Schuhe 45 Kreuzer. 1760, im Dezember, verkauft des verstorbenen Christof Finkes Wittib Magdalena ihr gehabtes Häusel samt dem dritten Teil von 284 Gottfried Fintes Erbgarten dem Sohn Anton Finke, welcher der Stammwirtschaft zu den Abgaben den dritten Teil beizusteuern hat. 1800, am 18. September, erbt den Garten der Sohn Josef Finke für 300 fl. Der Verkäufer behält sich das Gedingstübel Nr. 7, 1 Wiesenfleckl am Hainwege, 2 anliegende Brächel, 2 Krautbeete unterm Berge, 1 Ruh zu freier Stallung und Fütterung und vom Obst den halben Teil vor. 1844 folgt im Besitz wiederum der Sohn Josei Finke (Gattin Theresia, Krause aus Nr. 50.) 1864, am 26. Auguft, erhält den Feldgarten dessen Tochter Franziska Finke, verehelichte Krause. 1880, am 21. Juni, erwirbt ihn deren Gatte Florian Kraufe. Nach dessen Ableben, erhält das Gut 1907, am 4. Oktober, der Sohn Florian Krause, der jetzige Besitzer. Nr. 24. An der Weißbacher Grenze, etwas abseits der Bezirksstraße, steht zwischen Nr. 181, und der Fabriksrealität Nr. 22 das einstock- hohe und massibgehaute Wohn- und Wirtschaftsgebäude des aus dem Erbgarten Nr. 50 stammenden halben Erbgartens. Dazu gehörten 1870 noch 13 Soch 1340 Quadratklaftern Grund; der heutige Stand erstreckt sich auf 72 Ar 3 Quadratmeter. Das in den Kaufzurkunden erwähnte herrschaftliche Schweinhaus, dessen Ursprung noch vor 1560 liegt und daa zu jener Zeit ein Hirte mit bewohnte, stand in unmittelbarer Nähe des heutigen G-hhöftes. 1684, am 10. Oktober, verkauft Chriftof Zindner (in Nr. 50) die zu seinem Erbgarten gehörige Zugelegenheit, das Stücklein Feld liegt bei Weißbach an dem obrigkeitlichen Schweinehaus und wird vom Haindorfer Lohen-Kretscham umfangen, dem Sohn Hans Lindner um 56 Schock. Käufer ist verpflichtet, der Stammwirtschaft zu den Abgaben die Hälfte beizutragen. Bürgen: Christof Semtner, Bauer zu Haindorf. (Siehe auch Nr. 50.) Bemerkung: „Weil auf gnädiger Bewilligung vom 14. Oktober 1682 dieser Garten in zwei- Teile separat und von diesem Besitzer der eine Teil verkaufet werden möge, jedoch mit diesem Resernat, daß er den zu Weißbach habenden anderen Teil verkaufet und darauf bauen auch derselbige Wirt die darauf kommenden Abgaben jedesmal verrichten. 1687, am 18. September, verkauft ihm die Herrschaft das zu Haindouf befindliche Schhweinehaus samt dem dazu gehörenden Gärtlein von der am Breitmühlgraben gezeichneten Erlen und des Brettschneiders Hauzecke bis an die Straßzen zu und. Christof Kindners Zugelegenheit liegend, für 35 Schock mit folgenden Be- dingnissen: Käufer hat der gn. Obrigkeit anstatt der vorher vom Hausmann gezinsten 4 Schock 12 Groschen jährlich auf St. Georgi- 285 6 kleine Groschen und zu St. Michaeli 6 kleine Groschen zu einem beständigen Erbzins. Item das Schweinehaus neu erbauen und all- zeit auf seine Unkosten im Bau halten, dann obrigk. Schweine wie vor der Zeit auf die Buchäcker in den Wald treiben lassen, daß Käufer und seine Nachfolger vor solche Schweine ohne Entgelt ein freien und tüchtigen Stall jederzeit halten, dann auch auf jedes Ver- langen zur Hüttung der Schweine gegen gn. Obrigkeit und vor dieser gebräuchlichen Bezahlung und Unterhalt einen tauglichen Hirten zu verschaffen und in Bereitschaft haben soll; dahingegen ihm ein solcher Hausmann, der den Eirtendienst versieht, frei und ohne weitere obrigkeitl. Dienftbeschwerden in solchen Haus bei sich das Jahr über zu halten erlaubt ist. Bürge: Chr. Lindner zu Haindorf. Von diesem Schweinehaus und Gartl zahlte er keine Steuer und Abgaben, so- lange es zum Gute gehört. 1712, amr 21. März, verkant Hans Bindner seinen halben Erbgarten, so sich grenzet zu beiden Seiten mit dem Haindorfer Kretscham und anftoßend an den Liebwerdaer Kreischam mit dem Schweinehaus an dem Brettmühlgraben und des Brettschneiders Hausecke bis an die Straße, dem Sahn Hans Lindner um 50 Sch- Von ihm emppfängt es die Witwe Elisabeth Bindner, die den halben Erbgarten. 1743, am 4. März, ihrem Gidam Hans Christof Augsten aus Weißbach um 40 Schock mit allen Verpflichtungen wie der vorige Besitzer hinterläßt. 1773, am 12. Dezember, erwirbt von diesem die Realität der Gidam Anton Krause für 130 Schock. 1807 folgt im Besitze der Sohn Josef Krause. 1846, am 26. Juni, kauft der Sohn Josef Krause den Erb- garten. 1884, am 10. November, hinterläßt dieser das halbe Erbgut seinen Erben Franziska König und Antonia Augsten je zur Hälfte. 1887, am 14. Juni, kauft ihn die Firma Franz Wondrak. Baumwollspinnerei Nr. 22. 1894, am 9. Sänner, geht der Erbgarten durch Erbschaft zu je einem Drittel an Josei Wondrak, Franz Wondrak und Marie Simon über. 1901, am 18. Dezember, werden die Teile des Josef und Franz Wondrak dem Besitze der Marie Simon einverleibt. 1906, am 24. Oktober, übergeht der Besitz je zur Hälfte an ihren Gatten und Sohn Gduard Simon und Rudolf Simon. Nr. 28. Die im Winkel liegende Gartenwirtschaft stammt aus dem ehemaligen Erbgute Nr. 71. Das ebenendige Wohngebände, welches 286 1876 durch Um- und Zubau eine Veränderung erfuhr, befindet sich überhalb der Realität Nr. 29. Das dahinter stehende Wirtschafts- gebäude wurd- abbgetragen, ebenso das Gedinghaus Nr. 242, welches in nördlicher Richtung, einige Schritte entfernt, am Hofwege stand. Zu dem Anwesen gehörte auch die Brettsäge Nr. 254. Die Gründe lagen zwischen dem Feldgute Nr. 29, den Weißbacher Gärten und dem Dorfwege und umfaßten 1870 ein Ausmaß von 9 Toch 1151 Quadratklaftern. Der heutige Grundbesitz beläuft sich auf 63 Ar 34 mr. 1677, am 1. Auzuft, verkauft Glios Rößler zu Haindorf) Nr. 71), die zu seinem Gute gehörige Zugelegenheit, welche liegt an der Weißbacher Grenze und Christof Neumann's Erbgut (Nr. 30) und Gottfried Augsten's Zugelegenheit (Nr. 42) zu Haindori für 20 Sch. dem Heinrich Hübner, Müller. Käufer gibt der Stammwirtschaft den dritten Teil zu den Abgaben zu Hilfe. Hübner baut auf dem Grund ein Wohngebäude. Bürgen: Martin Nicht, Mildenau und Gottfried Hübner, gewesener Scholz zu Haindorf. 1692, am 28. Dezember, übergeht das Anwesen für 80 Sch. an den Schwiegersohn Friedrich Reisser. Das Stück Feld samt den da- rauf stehenden Gebäuden liegt an den Weißbacher Gärten und Christof Neumanns Gut zu Haindorf. Verkäufer dinget aus ein Fleckel Wiese, „Wittighaus“ genannt. Bürge Christof Reisser, Käu- fers Vater zu Weißbach. 1702, anr 4. März, verkauft dieser sein daselbst an Georg Nichts Gute vormals ausgekaufte Grundstück nebst den darauf be- findlichen Gebäuden dem Gottfried Augsten für 97 Sch. Bürge: Gottfried Scholz, Bauer zu Raspenau. 1716, am 7. April, verkauft Gottfried Augsten das Grund- stück samt Gehänden, liegend an Michel Augsten's Garten zu Weis- bach und Hans Augsten s Zugelegenheit in Haindorf, für 85 Sch. dem Hans Christof Augsten von Weißbach. Der nächste Besitzer ist dissen Witwe Anna Marie, die den Garten, an Anton Augsten in Weißbach und Anton Naase's Zugelegenheit in Haindorf liegend, 1763, am 24. Feber, dem Sohne Josef Augsten für 90 Sch. übergibt. Ausgedinge: Herberge im Ausgedingstübel und das Gartl beim Ausgedinghäufel und 1 Fleckel hinter der Scheuer. Notandem: und weil auf der Zugelegenheit ein steinern Kreuz gestellt worden, also werden zur ewwigen Instandhaltung von der Kaufsumme 10 Sch. ge- stiftet, die auf der Nahrung haften bleiben. Bürgen: Anton Augsten, Gärtner in Weißbach und Anton, Kraufe, Haindorf. 1800, am 18. Dezember, empfängt die Feldgartenwirtschaft zwischen Wenzel Neumann, Gärtner in Weißbach und Josef Auz- st.n's Erbgartengrund, für 400 fl. der Sohm Anton Augsten. 1818 erbt sie dessen Sohn Josef Augsten (M. Anna Appelt, Haindorf Nr. 33). 287 1853 folgt im Besitze dessen Witwwe Marie Anna, die das Anwesen 1857, am 24. September, ihrem Sohn Josef Augsten überläßt. (Bauline Neumann, Rückerzdorf Nr. 35.) 1885, am 31. Auguft, hinterläßt dieser die Realität seiner Witwe Pauline Augsten. 1898, unterm 18. April, wird das Gigentum je zur Hälfte den Söhnen Franz Anton und Josef Anton Augsten einverleibt, von dienen der Garten: 1901, am 29. Jänner, an Gduard Simon, Fabrikant, über- geht, den jetzigen Besitzer. Nr. 29. Dieser Feldgarten liegt im Winkel am linken Ufer der Wittig und bilhete ursprünglich die Zugelegenheit zum Erbgarten, Nr. 42. Das Gehöfte bestehtt aus dem einstockhohen Bindwerkhaufe und dem gegenüber liegenden Wirtschaftsgehäude und befindet sich unterhalb Nr. 28. Der Garten grenzte mit den Gründen der Reallität Nr. 28. und dem Balbstflosse und umfaßt heute noch 2 Hektar, 58 Ar, 94 m2. 1744, am 19. Mlai, verkauft Hans Jäger im Nr. 42 die Hälfte seines Erbgartens und Zugelegenheit, welche Zugelegenheit an des Käufers Hans Augsten seiner Grenzen und Wittig liegt, für 40 Sch-, dem Gedachten. 1753, am 3. Jänner, erhält den Grund samt dem erhauten Häufel der Sohn Hans Christof Augsten für 40 Sch. NB. Sollte die Zugelegenheit verkauft werden, so hat Anton Naase in Nr. 42 das Vorkaufsrecht. 1763, am 24. Feber, übergeht der halbe Erbgarten an den Bruder Josef Augsten für 60 Sch. 1810, am 28. März, erwirbt den Garten samt dem Wohnhaus Nr. 29 der Sohn Josef Augsten für 500 fl. (Veronika Neumann aus Nr. 77). Die Gründe liegen an der Wittig zwischen Anton Augstens Bauerngründen und dem Gemeindesiebig, mit Inbegriff des mit diesen Gründen vereinigten Stück Wiese, so ehemals vom Gemeinde- fiebig ausgekauft worden, welches liegt zwischen Anton Stejan, Anton Augsten und Käufers übriger Gründe. Ausgedinge: freie Herberge, die Stubenkammer und 1 Kammer im oberen Stock. Mehr das Grundstück zwischen dem alten Wasserlauf und der Wittig. 1845 erbt den Garten der Sohn Josef Augsten (Theresia Bergmann aus Nr. 27). 1869, unterm 15. März, folgt im Besitze dessen Sohn Josei Augsten (Anna Richter, Liebwerda Nr. 92). 1882, am 1. Juli, erwirbt die Wirtschaft die Firma Fritsch u. Go., die jetzige Besitzern. 288 Das Rehengut. Wer das schmucke Vergstädtchen Haindorf die Friedländer Be- zirfsstraße gegen Weißbach zu durchwandert, gelangt hart neben dem Kloster zu dem links an der Straße befindlichen stattlichen Gehöfte der ehemaligen Lehensscholzen, dem „Kratschn" wie der Volksmund sagt. Es bestand ehedem aus den Nummern 2, 3 und 4, einem massigen Häuferkompler, der ins Geviert den geräumigen Hof, durch den einst der Doriweg führte, umschließt. Die Realität Nr. 4, das heutige Gasthaus „Zur Giche“ überging 1792 am 14. März (G. Sch.-Buch pag. 778) in das Gigentum des Handorfer Müllers Johann Christoph Effenberger, dem Schwiegersahne des damaligen Scholzen Anton Worf. Zum Lchen gehörte ferner eine Mahlmühle (Nr. 5) mit Brettsäge, die 1861 Franz Neumann aus Heinersdorf bei Fried- land erwarb, ein Jahr darauf die Brettsäge wegriß und die Mühle zu einer Schafwollspnuerei aushaute, woraus sich in der Folge die mechanische Weberei der Firma Fritsch & Co. A.-G. entwickelte. An diesen Besitz knüpft sich ein gutes Stück Geschichte der alten Wallfahrtsstätte Haindorf. Hier faß-n die gewaltigen Lehensmänner als erbliche Ortsrichter mit dem Juramente im Kreise der von ihnen aus der Bauernschaft gewählten Schöppen oder Geschworenen und einem von der Dorfschaft gewählten Gemeindeältesten, dem Gedenfs- manne. Sie heischten Zins und Abgaben und sprachen mit großer Machtvollkommenheit aus, was Rechtens war, v-rhängten Strajen, schlossen Verträge und Vergleiche ab. Die Scholzen hatten als einzige im Orte das Recht zu schenken, backen, mahlen und zu schlachten. Bis 1730 war der Kretscham das einzige Gafthants in der Gemeind-, wo die Altvordern nicht nur zur Kirmesfeier alljährlich einmal zu frohem Tanze sich versammelten, sondern auch alle ihre Familienfeste, wie Taufen, Hochzeit, begingen und sich zum Reichenschmause eins aufsspielen ließzen. Wie das Wort Lehen schon besagt, ward das Gut als Eigentum der Grundherrschaft dem Scholzen nur leitweise auf Lebenszeit über- lassen, wohl durften sie die Erbfolge walten lassen, falls der Nacz- folger einen tauglichen Wirt abzugeben imstande war. Sie durften aber mit dem Habe nicht eigenmächtig schalten und walten. Es- stand ihnen nur sozusagen das Benützungsrecht zu, daß ihnen bei Vergehen ohneweiters wieder entzogen werden konnte. Bei Krank- 289 heit oder Unwürdigkeit des Ebsikers mußte ein tauglicher Richter aus der Reihe der Schoppen auf ihre Kosten bestellt werden. Für die Auzübung des Richteranntes genossen sie mancherlei Freiheiten und Begünstigungen, so die Haltung eines Reitpferdes, zeitweise das Tragen eines Gewehres, Befreiung von der Rabott und verschiedener Abgalben, wie wohl sie nicht ganz zinsfrei waren. Bei jeder Besitz- veränderung mußte das Lehen eigens wiedeer nachgesucht werden. Die Belehnung erfolgte zumeist erst einige Jahre später und war mit der Ablegung eines Eides verbunden, der unter der Redern'schen Regierung folgenden Vortlaut thatte: „Ich gelobe und schwöre zu Gott dem Allmächtigen Herrn Melchior von Rediern (titl.) meinem gnädigen Herrn und für den Fall nach tödlichem Abgange seinen Erben, in Mangel derselben aber Herrn Christoph der ältere von Redern und seinen Leibeserben in Falle aber derselbe ohne Leibeserhen verfiele, Herrn Jörge von Redern Freiherrn und seinen Leibeserben eine rechte Erbholdung treu, hold, gewärtig und gehorsam zu sein, zu Gnadien bestes zu wer- ben, Arges zu warnen und nach meinem höchsten Vermögen zu wen- den, daß auch ich und meine Erben das Lehten so oft es nötig, be- dienen, vormannen und sonst dem tuen soll und will, wie ein getreuer Lehensmann seinem Behensherrn zu tun schuldig und was ich also gelabet habe soll und will ich stets und unverbrüchlich halten wir einem treuen Lehensmanne gebührt. Also wahr mir Gott holfe mit seiner Gnade durch seinen heiligen Geist.! Von dieser einstmaligen Herrlichkeit gebem heute noch der gegen Weißbach zu am rechten Ufer der Wittig sich erstreckende Orts- teil „Diehn und das Restgut Nr. 2 Kunde. Das Rehengul. Wie die Sage über die Gründung des Ortes berichtet, wurde mit der Erbauung dier ersten Kapelle (1311), unweit davon für die fremden Wallfahrer eine Herberge errichtet. Als baldi darauf die Anlage des Dorfes im Haine, Haindorf erfolgte, ward aus der Herberge das Ortsgericht, der Kretscham, ssäter der Sitz des Lehen- cholzen. Zweifellos ist die älteste Urbarmachung des oberen Wittigtalles das Haindorfer Lehengut. Wann es entstanden, ist unbekannt, ebenso die ursprüngliche Größe, da lange Zeit eine Landvermessung noch nicht möglich war und die Dichte und Größe der Waldungen selbst zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine Schätzung den Landber- messern unmöglich machten. Die älteste urkundliche Nachricht über das Ortsgericht stammt aus dem Jahre 1409, aus einem herrschaftlichen Urbar- oder Zins- register, welches von dassizen Kretschmar oder Richter jährlich 1 Schock 6 Groschen Zittauisch und 6 Groschen zur „Ehrung heischte. 290 Der erstbekannte Lehensträger hieß Jakob Lindner4 Joachim von Bieberstein (III) fonfirmierte am Tage Philippi und Jacobi, das ist am 1. Mai 1540 an Hans Lindner zu Haindorf und seinen unmündigen Brüdern Christoph, Fabian, Joachim und Michel die Befugnis, fremdes Vier (Sittisch, Laubnisch, kammisch) in ihrem Kretscham zu Haindorf zu schenken. „Dieses wird also angesehenen Ihren seligen Vatern Adam Lindner annehmen Dienste so er unseren lieben Herrn und Vater und Vorfahren seligen Gedenkens und uns getan“ und wie es ihren Großvater, dem alten Jakob Lindner von Joach i I von Biberstein begnadet. Diese Besugnis wurde im Beisein Henrich von Maren zu Raspenau, Christoph von Warnsdorf und Hans von Gerädorf erteilt. Von Christoph von Biberstein erhalten die Brüder Hans, Christoph, Fabian, Joachim und Michel Lindner Mittwoch nach Allerheiligen, das ist am 4. November 1551, die Vierschankbefugnis erneuert. „Die alt herko mmene Freiheit und Begnadigung darmit ihren Vorfahren und sie von der Herrschaften — allerlei fremden Vieres einführen und ungehindert schenken sollen und dafür den gebührenden Zins entrichten sollen. Im Beisein Hansen von Oppels zu Anderode, Hauptmann zu Friedland, Sizmundt von Unruhe zu Brodelwitz unser Kanzler und Henrich von Maren zu Raspenau. (Chb. 1/1876/163). Dem vorgenannten Jakob Lindner folgte im Besitze der Sohn Adam Lindner, dem wiederum der Sothm Ehr ist oph Lin d wer- folgte, welcher in große Not geriet, sodaß nach seinem Ableben die Witwe mit Bewilligung der Gebrüder Christoph und Melchior von Redern am 16. März 1580 Lehengut und Kretscham mit allem Zugehör als Gehäuße am Gut, Brett- und Mahlmühle, samt den Mahlrechten, den Wasserlauft, Vierschank, Backen, Schlach- ten, wie es Christoph Lindner und seine Vorfahren inne gehabt, für 1200 Schock Meißrusch dem Ehr ist op Scholz verkauft. Dabei verblieben: 8 Tische, Bänke, 1 Backtrog, 3 Pferde, 1 Wagen, 1 Pflug- 1 Ggge, 6 Hühner, 1 Sahn, 3 Gänfe und 1 Gänferich. Die Brettmühlen weilen sie allerseits nicht fertig, sollen die Verkäufer die Gewehren mit der Brettsäge und Teilen sowohl auch 12 Frettklötzer dabei verbleiben lassen. Als Ausgedinge ward „das Erbiche“ beim Lehen bestimmt, welches wieder zurückfällt. Mit Christoph Scholz erhält das Lehen einen Besitzer zweifel- haften Charakters, dessen Verhältnis zu seinem Gutsherren mancher- lei Schlüsse zuließ. Trotz seines lockeren Wesens ward ihm immer wiederkehrend Gnade zuteil. So ward er 1583 in „Gefangenschaft gezogen, weilen er das erste Jahr, als er gen Haindorf zogen, aufm Felde mit der grünen ") Lehenbuch 1881164. 296 Neun (welches sie in der peinlichen Frage bekannt, auch er dessen je- ständig) fleischlich Unzucht getrieben. Unterm 25. Juli des Jahres 1595, verzeichnet das Protokoll- buch des Amtsgerichtes Friedland einen weiteren Delikt. „Lehens- mann und Schulze zu Haindorf, Christoph Scholz sich vor weniger abgewichener Zeit zuvorderst an Gott und nachmals an Ihro Gnaden als seiner Obrigkeit also verfündigt, daß derselbe Ihm nach Leib und Leben zu greifen und nach Ordnung der Rechte Ihnen zu strafen ge- nugsam Ursache habe, Ihro Gnaden aber ihm solcher allzeit zu Gnaden gewendet, in der Hofinung, er würde seiner Zu- jaje nach, sich in ein ander Lebem gewöhnen. Es wurde ihm nicht nur die Beschädigung der herrschaftl. Waldung zur Last gelegt, son- dern auch die wissentliche Duldung der Holzdieberei durch andere Orteinfassen. Zur Strafe ward ihm die Berechtigung, fremdes Vier- auszuschenken und das Lehen entzogen, das er neuerlich anzusuchen hatte. Am 11. Mai 1600 wird Christoph Scholz von Katharina von Redern als verordnete väterliche Vormunderin ihres Sohnes Christoph von Redern neuerlich belehmt. Als Zeugen fungieren Görg- von Mazen zu Rückersdorf, Hauptmann auf Friedland, Friedrich von Schwanz zu Gbersdorf. Nach dem noch im Originale*) vorhandenen, auf Vergament geschriebenen Lehensbriefe, hatte der Scholtes das alleinige Recht zu backen, zu schlachten und Vier zu schenken, wofür er jährlich 24 Kreu- zer im die Renten erlegte. Die Gerechtsamkeit des Backens und des Schankes befaß er auch in dem „neuerbauten“ Dorje Weißbach. Hie- für war er, verpflichtet, das Richteramt dort zu versehen, bis daselbit ein eigenes Gericht aufgestellt würde. Die Befugnis, fremdes Vier- zu schenken, wie er sie bisher inne hhatte, war ihm nicht mehr erteilt worden. Die Berechtigung bezog sich lediglich nur auf Friebländisch Gebräu. Den Untertanen beider Dörfer, war das Backen bei Strafe verboten. Sie waren verpflichtet, ihren Bedarf an Brot und Vier- beim Scholzen zu Secken. Eine Ausnahme machte das Gebäck aus Friedland, das einzutragen erlaubt war. Ettwaiges Schlachtbich mußte in erster Reihz der Herrschaft angehoten werden, in zweiter Einie dem Scholzen zu Haindorf und sahald dieser auch davon ab- stand, den Fleischhackern zu Friedland. Bei Uebertretung dieses Ge- botes, verfiel das Vieh der Herrschaft. Der Lehensbrief berichtet ferner von dem Bestand einer Hherrschaftlichen Mahlmühle mit zwei Gängen nebst einer Brettsäge, die noch kein Lehensträger befessen und der nunmehrige Scholze auf vieles Bitten mit zu Lehen bekam. Die Untertanden waren verpfflichtet, nur in dieser Mühle mahlen zu lassen. Zu den Begünftigungen des Lehens gehörte ferner das *) Im Besthze des Herrn Oshar Kretschmer, Gutsbesthers in Haindorf. 292 Fischereirecht in dem Haindorfer Floß (Wittig) bis an den untersten Teich. Der Beilaß weist den Bestand von 8 Teichen nach. Schon ein Jahr darauf, am 10. Mai (L.-V. 15), erfährt der Erbrichter Chhristoph Scholz einen neuerlichen Beweis der Gewogen- heit seiner Obrigkeit. An diesem Tage überläßt ihm Katharina von Redern käuflich die Mahlmühle „zu Liebwerda“ auf der Auen für 75 Taler. Da die Mühle arg berfallen, erhielt er zum Aufbaue das nötige Holz, ferner jährlich eine Buche zum Schüphlolz, wie es auch an andere Mühlen gegeben, zugessprochen, desgleichen eine Erweite- rung des Dabei befindlichen Kuchelgartens. Als. Zeugen des Kauf- aktes werden Jörg von Maren zu Rückerzdorf, Hauptmann zu Frieb- land und Wolf von Weißbacht zu Bullemdorf, Hofmeister, angeführt. Am 30. Auguft darauf nahmen die Mauern des gefürchteten Schloßturmes zu Friedland den Haindorfer Lehensmann abermals in Verwahrung. Er hatte etliche Personen in der Wittig und im Mühlgraben fischen lassen, wozu er nicht befugt war. Auch diesmal gereichte ihm die Strafe nicht zum Nachteil. Am 11. Mai 1603 begwadete ihn Katharina von Redern und seinen Erben und Nachkommen mit dem Vierschanke für das neuerbaute Dorf Weißbach. Die Inwohner waren verhalten „keinen anderen Vierzug auf Hochzeit, Kirchmeß oder Kindelbett als in den Gerichten zu Haindorf zu halten und in ihrer Schänke kein, anderes Vier als Friedländer zu schenken, wovon sie dem Haindorfer Scholzen von jedem Fasse 6 Groschen zu zinfen hatten. Außzer der Schankbefugnis war dem Haindorfer Erbrichter auch das Backrecht mit verliehen worden, wofür er dort das Richter- amt zu verfehen hatte. Weißbach muß aber bald darauf sein egenes Gericht erhalten haben, denn am 7. Juni 1606 beklagt sich der Scholz zu Weißbach, Kaspar Krause, bei der Obrigkeit, „daß der Scholz zu Haindorf sie nicht mit Brotbacken versorge. Als Sicherstellung ward diesem eine Bürgschaft von 20 Schock auferlegt. Das benachbarte junge Gemeindewesen bekam es mit dem Haindorfer Gerichtshalter und Lehensmann noch des öfteren zu tun. Ginmal war es rückständiger Vierzins, das andermal „hinterstellige: Vierschuld, die zu Zwistigkeiten führten. So hatten sich die Weiß- bacher in der Haindorfer Kirche auf ihre Kosten eine „Vorkirchen erbauen lassen, wozu sie vom Haindorfer Scholzen das Holz gekauft, jedoch mit der Bezahhlung auf sich warten lassen, sodaß dieser schließ- Iich sein Weib, die über die nötige Zungenfertigkeit verfügt haben mag. zum Weißbacher Scholzen sandte, um die Schuld mit dem gehörigen Nachdrucke einzumahnen. Wie sie ihrer Aufgabe gerecht wurde, mag folgende Beschwerde des Weißbacher Ortzrichters vom Jahre 1606 an Katharina von Redern selbst dartun. 293 Wohlgeborene Gräfin gnädige Fraul Sind meine untertänige freiwillige und pflichtschuldige Dienste in Demut bei G. G. aus erheischender Not anzuflehen nicht umge- hen und an dem daß wir armen Untertanen in die Kirchen zu Haindorf ein Vorkirchen auf unsere egene Kosten haben bauen lassen hierzu uns der Scholz zu Haindorf das Holz verkauft hat. Nun habe ich das Geld für das Holz von den Nachbarn nicht bald können ermahnen, indem schickt der Scholz zu Handorf sein Weib zu mir, hat mich sollen ums Geld mahmen. Als sie zu mir kommt, hat sie mich begrüßzet: So habe ich ihr gedankt, da hat sie mich bals mit Schmähworten angegriffen und zu mir gesprochen: Ei Scholz, er möge auch wohl die Folterwunden han. Ich bin euch viel zu redlich, daß ich euch da soll nachgehen. Werdet ihr mir nicht das Geld geben, so will ich morgen ins Amt gehen und will euch ver- klagen. — So habe ich gesprochen: bim ich euch doch nichts schuldig. daß ihr mir so unnüte Worte gebet, wenn ichs von Nachbarn werde bekommen, so will ichs auch geben. Will mich der Schlolze verklagen, er wirds wohl wissen. Als sie auf dem Kamme herfür lauft, hat sie mich für ein schwarzen Schalk und Schelmen geschol- ten und immerzu geschrien. Weil ich armer Mann nun also er- bärmlich ohne alle Ursachen von ihr bin geschmähet worden, so ge- langet an G. G. mein untertänige gehorfame und gemütige Bitte G. G. wollen mich armen Untertanen in qn. Schutz nehmen, daß ich armer Mann nicht also genommen werde, denn meine zuge- gebenen Schöppen nicht Gerichten bei mir sitzen wollen. Es sei- denn, daß ich mich der Schmähworte entwerfe. Wird die Scholzin- zu Haindorf was Unehrlichs auf mich mit Wahrheit erweisen können, will ich leiden, was mir zu leiden zustehet. Ich bin der ernst- lichen Höffnung G. G. werden mich wegen meinen kleinen Kindern in gn. Schukz nehmen. Solches neben der reichen Belohnung Gottes immer G. Gn. gehorsamer Dienste G. G. untertänigster Caspar- Krause, Scholze zu Weisbach. Christoph Scholz war dreimal verehelicht und starb im Spätherbst des Jahres 1606. Am 8. März 1607 entrichtet dessen Witwe das bereits im Oktober 1606 fällige Lehenschock (1 Sch. 12 g). Unterm 24. April 1607 verkauft dessem Sohn Vartel Scholz für sich, Sörge Döring, Christoph Scholz, der jung- zu Ober-Weigs- dorf und im Namen aller anderen Erben ihres Vaters Erbgut zmi- schen Michsel Neumann und Georg Neumann's Grbgütern samt Zu- gelege so er es von Jacob Lindner erkauft dem Mar Rösseln von Rückersdorf für 250 Sch. Am selben Tage kaufte von den Erben der Sohn Mar Scholz die Mühle in Liebwenda für 100 Schock; Desgleichen verkauften Mar- Rössel zu Rückeradorf, Marta, Christoph sel Wittib, Görge Döring zu Ober-Weigsdorf, Christoph Scholze der junge Weise, Rosina, 294 Dorothea, Hans Blumberg zu Friedland, Christoph Scholz der anderen Ehe Weisen Hans Andreas, Mathes, Michel Neumann zu Haindorf, Hans Beuker zu Raspenau, Merten Luz, Jakob Pfohl anstatt Hans Wildner zu Mildenan, Christoph Scholze der 3. Ehe- Weisen Lobias, Helena, Friedrich, Hans Heinrich und des unge- borenen Vormund das Lehengut und Gericht, Brett- und Mahl- mühle dem Sohn Bartel Schalz für 1400 Schock Meissnisch, dazu das Gubgut nächst dem Kretscham um 200 Schock. Als, Bürgen werden genannt: Hans Richter, Scholz zu Schönwald, Martin Hanisch, Scholz zu Rückersdorf, Nicol Schnabel, Scholz zu Bernz- dorf, Urban Bastian, Scholz zu Allersdorf, Andre Wiedemann, Scholz zu Nieder-Weigsdorf, Christoph Gebauer, Dab.d Wiedemann, Sorge Brendel, Bürger zu Friedland, Paul Neumann zu Haindorf und Merten Lur zu Mildenau. Vartel Scholz verkauft das Lehengut schon nach Jahresfrist (1608 29./4. L. V. 90) famt Brett- und Mahlmühle dem Gan3 Hübner für 1570 Schock Meissmisch. Bei der Matlmühle verblieb 1 Deutel, 2 Billen, ferner der Zeiger auf dem Hause. Desgleichen übernahm der Käuffer das kleine Erbgut nächst dem Lehen um 200 Sch. Dafür kauft Bartel Scholz von seinem Bruder Mar Scholz für 100 Schock die Mühle in Lebwerda. Von dem Lehensmann Hans Hübner I. ist wenig zu sagen. Grhalten hat sich in den herrschaftlichen Urkundem von ihm eine Klage über Schmälerung seiner Gerechtsamkeiten in bezug auf die Mahlgäste, die die Entwicklungsgeschichte der Nachbargemeinde Weißbach berührt und vom 7. Feber 1619 datiert ift. „Der Schultes zu Haindorf hat sich suppplicant beschwert wie drei Gärtner: Georg Augsten, Cristoph Hoffmann und Georg Köhler, so in der Weisbacher Gemeinde geschrieben, auch in der Mühle da- selbst Getreide mahlen ließen, nach Haindorf gehörig, beruft sich auf beide Schützen, so darbei gewesen als Weisbach zu bauen Ihro Gnaden seeligen Gedächnis Herr Melchior von Redern gnädigst ver- gönnt und aufgegeben. Die Schützen sind dieserhalb befragt worden, sagen aus, sie hatten zwar gehört, daß Ihro Gnaden in Aufgebung des Dorfes Weisbach gesagt: wenn etwas was auf disser Seite der Schwarzbach nach Haindorf zu gebaut würde, sollte es bei der Gemeinde zu Hain- dorf verbleiben. Ihro Gnaden haben sich hierüber dato dahin resol- viret, weil angelegte Gärtner alsobald anfangs zu dem Dorfe Weiz- bach geschrieben worden, mit den andern Gärtnern gleichen Zin- geben und Hofdienste leisten, auch in der Mühle daselbst mahlen und der Scholz zu Weisbach ihnen dem Scholzen zu Haindorf von jedem Faß Vier einen gewissen Zins geben muß, als soll es nochmals dar- bei verbleiben und die Gärtner und andere mit dem Vüerzuge nach Haindorf in den Kretscham daselbst ansonsten nicht gezwungen sein.“ 295 1619, am 14. Juli übergeht das Lehengut und Gericht samt Brett- und Mahlmühle für 1770 Schock nebst dem kleinen Erbe an den Sohn H a n s H üb n er II. Das bedungene Ausgedinge lautet: den Acker hinter dem Krautgarten am Schulraine thinaus bis aus rote Floß, die Breite aber bis an Weg der nach Liebwerda gehrt, item das Wiesenfleckel untter dem Teiche ums rote Floß im Gründel hinaus bis zum Apfelbaumstocke item noch ein Stück Wiese von der Grofmutterhain bis an Graben“. 1620, am 15. Mai fordert der Käufer ein Stück Acker von der Wittib des verstorbenen Schalzen Ehrstoph Scholz, die Paul Köhlern gefreit und das Stück an sich gezogen, trotzdem es laut dem Schöppenbuche ein Bestandteil des Lehensgutes geworden war und der Dingsrichter Hans Nußzler eine Abtrennung abgewiesen. Den Acker hatte Christolph Scholz von Jakkolb Lindner, einem Sohne des ehemaligen Scholzen Christoph Lindner, für 100 Schock gekauft. Wahrscheinlich gehörte das Grunp- stück schon ehedem zum Lehen. Die Besitzer des Lehens durften nicht nach Gutdünken über ihren Besitz verfügen. Wie schon erwähnt, bezog sich die Einschrän- fung auch auf dem zum Gute gehörigen Wald. Es war ihm nur erlaubt, des Hauses Bedarf daraus zu decken und bei empfindlicher Strafe unterfagt, das Holz einer anderen Verwendung zuzuführen. Im Jahre 1620 begannen die Kirchenväter zu Haindorf mit dem Baue des Pfarrhauses, wozu ihnen der Scholz das Holz ge- liefert und deshalb von der Obrigkeit zur Verantwortung gezogen wurde. Zu seiner Rechtfertigung führte er u. a. aus: „daß die Gräfin Ihro Gnadn sel. einstmals zu ihnen der Gemeinhe gesagt: Sie sollten sich gedulden, wenn einstmals der Pastor werde sterben, wollte Gnaden Bahin helfen, daß Lusdorf zum Teil gen Neustadt, Lichwerda nach Haindorf geordnet würde, damit sie könnten einen eigenen Pfarrer halten. In Erwäg dieser Zusage und weil sie sämtlich alleweg in Hoffnung stunden, daß es mit der Zeit möcht auf gnädige Zulassung Ihro Gnaden dahin bracht werden, daß ein eigener Pastor könnt justentiret und dahin bestellt werde, hätte die Gemeinde dahin geschlossen, weils ein Geringes mehr kosten würde, sie wollten das Häuschen etwas größer bauen. Und müßte Ihro- Gnaden sich sonder Zweifel zu erinnern, daß als vor etlichen Jahren Ihro Gnaden die Grenzen beritten und an den Ort gekommen, da das Holz jetzt gefället, habe Ihro Gaden zu ihm gesagt: Scholz, wie kommts, daß du das Holz allhier nicht abhauest am Rande, damits fein lauter am Wasser wurde. Hierauf er gesagt: Ihro Gnaden, ich habs bis dato nicht wissen zu Nutz zu machen, weils aber Ihro- Gnaden haben wollen; will ichs zu eheften Gelegenheit tun. Solches sei geschehen im Besein Abraham von Eberhardt, Curt von Schwanz und beide Schüßzen. Verhoffe also zu Ihro Gnaden werden deret- wegen sein gnädiger Herr sein und bleiben, weil er sein Lebtag sich allweg als ein gehorsamer Untertan gehalten auch in diesem nichts 296 getan hätte, was Ihro, Gnaden nicht gern sehe. So hat er den Kirch- vätern kein Stab angeboten, ihnen solches auch nicht verkaufen wollen, sondern sie in Herrn Gnaden Gebürg solches zu kaufen angewiesen. Sie hätten sich aber entschuldigt, daß es gar zu schwer- aus den Gebürg zu bringen und zu verlohnen. Er für seine Person habe viel in seinem Hause und Hof gebaut. Da er es doch in dem seinigen zu nehmen wohl befugt gewesen. So kaufte er alle und jehe Brettklötzer von Ihro Gnaden und weil ihm niemand könne er- weisen, daß er etwas auf sein eigen Büschen gehauen. Der alte Scholz berichtet auch, daß er das Holz nicht verkauft, sondern sein Sohn. Hübner mußte für diese Eigenmächtigkeit 10 Schock Strafe zahlen, weil sich „Ihro Gnaden nicht erinnerte, eine solche Gewähr gegeben zu haben. Diesen Schuldspruch fällte Christoph von Redern kurz vor seiner Flucht nach der Schlacht am Weißen Verge. Nachdem der große Heerführer „Albrecht Wenzel Eusehius Rezierer des Hauses Waldstein“ zwei Jahre später auch Fürt von Friebland geworden war, heilte sich Hans Hübner II., das Lehen- auch bei diesem nachzusuchen. Aber erst 1624 am 26. Juni wurde ihm von Prag aus von diesem die Belehnung unter Belassung aller Gerechtsamkeiten zuthil. (Dehenstafel Brag.) Von Hans Hübner II. geht die Sage, er habe Christopth von Nedern zur Flucht verholfen und als Belohnung hiefür das sog-- nannte Hintererbe erhalten. In Wirklichkeit kaufte er dieses Erbe 1628 am 31. Juli von Wallenstein um den Preis von 80 Reichsthalern „hinter seinen Grenzen, wo das Holz mit den Floßholzescheiten vertrieben und hinweggeräumt von seinem Walde hinab bis an den Graben über welchen die faule Brücke lieget und an selbigen Graben hinaus bis an den Ort, wo das Floß (so dem Scholzen auf sein Gut zu führen erlaubt"), in solchem Graben fällt und von dannen an Balzar- Steinolts Grenzen hinaus bis an Michael Wolkensteins Erbgut zu Liebwerda und ferner an des Scholzen Grenzen daselbst herein wieder an seinen Wald, genannt der „Fritsche-Berg“ Die Not und Drangsal des dreißigjährigen Krieges hatte auch der Lehensmann Hans Hübner bis zur Neige auszukosten. Er war gleich den anderen Ortsinsassen Protestant und wurde durch die erste Gegenreformation, die mit aller Strenge der Wallenstein'schen Regierung betrieben wurde, gezwungen, den Glauben feiner Väter- abzuschwören. Was nicht floh, wurde katholisch gemacht. Als sich nach der Ermordung Wallensteins das Krieg3glück der Kaiserlichen wendete und die Schweden Friebland in Besitz nahmen, ward unser Gebiet wieder protestantsch. Die Kirchenbücher nennen Hans 4) Gemeint ist das Erlwieswasser. 297 Hübner unterm 21. Dezember 1636 als Kirchenvater der evangeli- schen Gemeinde Haindorf. Zu der Seelennat trat jedoch noch aller Jammer wildwütender Kriegszeiten. Entmenschte Horden drangen des öfteren in unseren Waldwinkel, um zu plündern, zu erprefsen. Was die drückenden Kontributionen des kaiserlichen Heerführers Wallensteins, die durch- ziehenden Feinde nicht erfaßten, das entrissen herumstreifende Marodeure, Schnapphähne und Buschklepsper den geängstigten Be- wohnern, Mord und Brand nicht scheuend. Die Gründe des Lehens verwilderten, die Gebäude gingen dem Ruine entgegen. Arge Schul- den lasteten auf den Schultern Hans Hübners, als das große Völkermorden mit dem Westphälischen Frieden sein Ende nahm und die zweite Gegenreformation ihre Streiter auch nach Haindorf sandte, wo sie, wie schon an anderer Stelle bemerkt, am 23. Mai der Jahre 1651, nachmittags 1 Uhr, im Ortsgerichte durch den Tesuiten- pater Adam Lindner die Bekehrung begannen und ihn, gleich den anderen Orteinfassen, abermals vor die Wahl stellten, entweder fatholisch zu werden oder ins Gril zu wandern. Der hochbetagte Hans Hübner wird in jenem Verzeichnisse vom Jahre 1652, das alle katholisch gewordenen Untertanen der Herrschaft Friedland auf- zählt, nicht genannt. Er scheint daher mit vielen andern den Weg- des Leides gegangen zu sein, denn bereits im selben Jahre wird der zum Ratholizismus übergetretene Bauer Georz Rösler (Nr. 71) als Ortsrichter angeführt. Lange hat Hübner das Los der Verbannung nicht ertragen. Die oit erwähnte Steuerrolle vom Jahre 1654 führt bereits seinen Sohn Gottfried Hübner als Besitzer des Lehensgutes an. Die Kauf- urfunde wird aber erft 1657 unterm 4. März im herrschaftlichen Kaufbriefe (Nr. 67) vermerkt. Dieser zufolge übernahm von Hans Hübner, gewesener Schultes zu Haindorf, welcher der Kirche zu Haindorf eine merkliche Summe Geldes schuldet: 946 Schock Meissnisch 31 g. 21/3 Pf. und der Obrigkeit 71 Schock und den schon ziemlich eingegangenen Kretscham nicht im Stande ist, im Bau zu halten, den Besitz der Sohn Gottjrie d 5 üb ner für 670 Schock, nachdem sich zu dem hohen Schuldenstande kein anderer Käufer ge- funden hatte. Der über den Wert verschuldete Kretscham war für den neuen Besitzer nur eine Quelle nutzloser Mühe und Plage. Er hatte jährlich 50 Schock abzuzahlen, nach den damaligen Zeiten eine betrachtliche Summe Geldes, die er außzerstande war aufzubringen. In bewegten Worten bittet er unterm 21. März 1663 die Obrigkeit um Milderung. „Hoch und wohlgeborener Reichsgraf! Gnädigst hochgebietender Herr, Herr, Euer Hochgräfliche Gnaden in unterthänigster Gehorsam etwas vorzutragen, kann ich 298 armer Untertane aus dringender Not nicht unterlassen. Dem- nach weil ich den Lehenkretscham zu Haindori Anno 1657 von gn. Obrigkeit erkauft. Wann denn selben Kretscham in wehrenden Kreisunruhen anfänglich sehr verwüstet, folgendes dann in der Reformation Religionszeit die Gebäude und Felder desselben bollends ganz wüfte stehen blieben und bereinödet worden. Obzwar nachdem ich selben erkauft, nach Möglichkeit viel daran gebessert und angebaut habe, gleichtwohl zu dato noch viel an selben zu bauen ist. Und nun die Termine der Kaujgelder meinem Versprechen nach jähr- lich mit 50 Schock entrichten und ablegen soll selbe Termine aber nebst dem Anbauen mir zu hoch, wie auch zu schwer fallem wollen. Sintemal die Verdienfte jetziger Zeit sehr schlecht und zu geringe. Wie auch das Gehölz bei uns in dem Gebürge, woran sich meine Vor- fahren meistens genähret haben, ganz augenscheinlich vertrieben. Belanget derowegen an Gw. Hochgräfl. Gnaden meine unterthänige und demüthige Ptte, selbe wollen sich meiner in: Gnaden erbarmen und weilen sich jetzt zwei Jahr nach einander der Kirchen jedes Jahr 30 Schock kümmerlich abgeführt habe, jährlich bei 30 Schock zu ver- bleiben lassem verwilligen. Ich will hilfüro hoffentlich solches Geld der 30 Schock jährlich gewiß ablegen, wie auch Gnädige Obrigkeit darneben Contention und bezahlen. Der tröstlichen Hoffnung Gw. Gnaden werden sich als einen armen Unterfanen in Gnade meiner erbarmen, damit ich famt meinem Weib und unerzogenen Kindern nicht in den gänzlichen Verderb und Armut geraten, sondern nebst anderen Nachbarn mich kümmerlich ernähren möchte. Zu Gw. Hoch- gräfl. Gnaden gnädige Resolution mich unternänigst empjehlen Gw. Hochgräfl. Gnaden Treu und gehorsab Untertan. Gottfried Hübner, Scholz zu Haindorf. Hierauf erhielt er folgenden obrigkeitlichen Bescheid: „Obzwar die um den Lehenskretscham anno 1657 geschewe Kaufbehandlung flar besagt, daß jährlich die Kaufgelder mit 50 Schock von ihm Sup- plicanto abgeführt werden sollen, jedoch wegen seiner notorischen Armut kummerhaften Zeit und mir vorgebrachten Ursachen, ver- willige ich hiermit in Gnaden, daß er statt der 50 Schock hinfüro jährlich auf ein Termin 30 Schock abführen soll, doch daß solch:3 seinem Versprechen nach unfehlbar beschehe, auch was er mir und meinen Reuthen an dergleichen und anderen Ausstand schuldig be- zahlen thue. Am 3. August 1663 erhielt Gottfried Hübner von Anton Graf Gallas über sein Gut die Belehnung. Noch zwölf Jahre behauptete Gottfried Hübner sein Erbe, dann brach er unter der Schuldenlast zusammen. Am 10. Juni 1675 erwarb das Lehen der Friedländer Burggr af Georg Spöt. Trozdem ihm der Grundherr zur Aussaat das nötige Geld und Ge- treide beistellte, fand er die Bewirtschaftung schon nach zwei Jahren zu beschwerlich, sodaß das Lehen der Obrigkeit wieder anheim fiel. 299 Am 2. Mai 1677 kauft es der gewesene Scholz zu Oberwittia, Johann Beuker um 1030 Schock Meißnisch und wird am 16. April 1678 vom Grafen Mathias v. Gallas mit allen Gerechtsam- keiten, wie es seine Vorgänger besessen hatten, belehnt. Dem alten Scholzen Gottfried Hübner verblieb als Ausgedinge der Garten, welcher zwischen der Wittig und dies Scholzen Mühl- graben liegt, worauf er sich ein Häufel) gebaut und ein Fleckl Acker an die Gemeinde sowie ein Fleckel Wiese. Äußer der Kirchen- und obrigkeitlichen Forderungen waren inzwischen noch folgende Posten hinzugekommen: Waisengeld Christoph Ulrich, der Schmied zu Haindorf 9 11. Merten Geiflers Waise, Erbgeld 17 Hans Ressel, Schultes zu Raspenau 16" Georg Gutbier, Schultes zu Kunnersdorf Christoph Kühlmann zu Haindorf Hans Neumann, Schultes zu Mildeneichen Henrich Hübner, der Müller zu Haindorf 24" Christoph Finke, der Förster zu Haindorf 2" Der Scholze Johann Beuker war Shudikus des Haindorjer Klosters. Unter ihm brannte das Gehöfte ab. Die Baulichkeiten wurden nur zum Teil wieder errichtet. Er starb am 23. Oktober 1701, seine Gattin Anna Beuker 1723, den 4. Oktober. Beider Grabstein befindet sich außerhalb der Kirche auf der östlichen Seite der Antonius- fapelle. Eink Tochter heiratete den Schlosser und Büchsenmacher Ver- nard Hampel in Friedland. Als Nachfolger erscheint der Sohn Johann Beuker, der das Lehen am 10. Dezember 1697 vom Grafen Wenzel b. Gallas unter der Bedingung erhielt, „noch taugliche bier Zimmer und Stallung zu bauen, die ankommenden Gäfte mit aller Nottwendigkeit zu ver- sehen, keinen Mangel noch Faulheit verspüren zu lassen, Wein mit zu schenken.“ wofür er vom Eimer 45 Kreuzer in die Renten zu er- legen hatte. Ferner hatte er Stellen zu m Häufer baue m „wie es bormals“ bewilligt, abzugeben. Nach den Erhebungen der Steuerkommission vom Jahre 1716. befanden sich im Besitze des Scholzen: 2 Pferde, 8 Kühe, 3 gelte Kühe, 100 Schafe, eine Mühle, die von der obrigkeitlichen Steuer befreit. 8 Teiche, worin allerhand Fische und 1 Stallung, (67 Seil) Wald, letzterer durch großen Sturm teilweise ruiniert. Johann Peuker (II.) starb am 9. Feber 1748 und wur- de am 12. Feber als „geistlicher Vater“ in die Franziskaner-Gruft bestattet. Ueber seine Beisetzung berichten die Kloster-Memorabilien: *) Das hier erwähnte Häufel beham später die Nr. 40 und verblieb im Besttze seiner Nachkommen gleichen Namens bis 1849. Man nannle es da noch bis in die neueste Zeit bei „Scholzhoanssessn". 300 „Der Beichnam ward vom Raspenauer Pfarrer Johann Georg Pohlen unter Assistenz des Neustädter Pfarrers Hinke im Pluriale eingesegnet. Voraus gingen die Franziskaner mit dem Kreuze und brennenden Kerzen. Bei der Kirchentür empfing den Leichnam der Quardian P. Theodor Dreischuh. Das Requiem hielt unter Musik der Weltlichen, der Quardian, das Votibamt mit Assistenz der Raspe- nauer Pfarrer. Für die Gruft mußten die Erben dem Grafen 12 fl. entrichten.“ Schätze scheinen sich die Peuker auf dem Lehen ebenfalls nicht gesammelt zu haben. Der letzte starb hoch an Jahren in gedrückten Verhältnissen. Der einzige Sohn, den er hinterließ, war infolge seines „blöden Verstandt, armuth und anderer mühseligkeiten" zur Lehens- folge nicht geeignet. Der Besitz überging am 20. Jovember 1748 (Erbf.-V. Fol. 128) an den Schwiegersohn Johan n Anton Wor f. Scholz zu Raspe- nau, für 5000 Schock MeBnisch. Als Erben werden angeführt: „Josef Beuker, Anna Maria Sieberin, Apollonika Baßlin, Anna Rosina Augustin, Viktoria Resslin und Jahanna, sämtlich von Ge- burt Beukerin, dann Maria Franzisca Auerin als Reppräsentantin ihrer verstorbenen Mutter Helena, verwitwete Auerin, zum anderten Male berehelicht gewesten Walterin, auch von Geburt Beukerin. Den Gegenstand des Kaufes bildeten: eine Mahlmühle mit 2 Gängen mit der Gerechtsamkeit und wohltat, daß, die Alt-Heun- dorfsergemeindts Leuthe und unterthaner das Brot und anderes Mehl Zur nothdurft und sonstigen gebraucht nirgents wo als aus dieser Mühl zu mahlen verpflichtet und gehalten seyn, nicht minder ein Breth-mühl, dann die Vermög Rural- und gründe, Hutweide, Wälder und trüfte, nebst der Ertrakt Anno 1748 diesem Lehen- Kretschamb zugehörig- ackerbare Wieß und wüstliegenden Feldser der Herrlichkeit, daß diejenigen Unterthanen, welche in denen nah bei diesem Kretschamb aufgebauten 10 Häufeln) als inn- und Hausluthe wohnen, zur Heufechsung und Schnittzeit, die von der gnädigen Obrigkeit von alt er s her aus befondern Gnaden ver- willigte und ausgemachten Hand-Robott.“ Als Bürgen werden ge- nannt: Gottfried Ignaz Ressel, Scholz zu Heinersdorf, Christoph Uflrich, Scholz zu Luzdorf. An Beilaß verblieben: Das Getreide. Stroh, 2 Pjerde, 13 Rühe, 2 Kalben, 2 Stier-Sechfel, 369 Schaf- und das Haus- und Wirtschaftsgeräte. Der Miterbin Johanna Peuker hhatte Käufer als Heiratszut die besten vier Kühe oder 50 Schock in Barem zu verabfolgen. Ferner wurde ausgedungen die untere Stube nebft einer Kammer in dem neuem Gebäude für die Apollonika Baßlin durch 14 Jahre, desgleichen der Johanna Peuker, so lange sie ledig verblieb. Der Käufer war weiters verpflichtet das Gut ohne obrigkeitliche Gewähr nicht zu mindern. ) Es sind dies die Nummern 15, 16, 17. 18, 19, 20, 21, 25. 26 und 40. 301 Wann die in dem Kaufe erwähnten 10 Häufeln erbaut wurden, ist unbekannt. Die früheren Urkunden führen sie nicht an. Sicher ist nur, daß ihre Errichtung erst nach 1600 erfolgte. Jeder der Häusler hhatte jährlich dem Scholzen 26 Handrobottage zu berrichten, Stück (— 6 Strahn) grofs Ellengarn zu spinnen, wozu das Werg geliefert wurde. Ein Strahn stellte das Tagwerk einer fleißigen Spinnerin. War kein Garn zu sspinnen, so mußten sie hiefür jährlich 18 Kreuzer entrichten. Sie waren außerdem schuldig, monatlich 3 Kreuzer Contributionsfteuer zu zahlen, den Dünger austragen, das Kraut hereinschaffen, ausschneiden und einlegen, für welche Arbeit ihnen das Essen gegeben wurde. Im Falle der Scholz Baulichkeiten hatte, war jeder Lehenshäusler zu 1 Tag Handlangerdiensten ver- halten. Für das ihnen vom Scholzen überlassene Stück Feld mußten sie weitere 10 Tage und für die Vergünstigung der Hutweide für je 1 Ruh 2 Tage Robott leisten. Die Lehen empfing Anton Worf von Philipp Graf von Gallas am 14. Auguft 1753. Laut Lehensbriej war es dem Schoolzen er- laubt, das Schlachtbieh nun auch den anderen Fleischhackern und Gaftwirten feilzubieten. Diese Angabe bezieht sich auf die vordere und hüntere herrschaftliche Schenke (Nr. 86 und 89), die nach dem Kirchenbaue errichtet worden. Bis dahin war der Kretscham das einzige Gafthaus im Orte. Außer den bereits angeführten 10 Häusern am Lehen waren inzwischen noch weitere Häuser auf dem Gute errichtet worden, für die der Scholz jährlich 30 fl. rheinisch in die herrschaftlichen Renten entrichten mußte. Johann Anton Worf wurde 1761 nach Resignation des Lus- dorfer Scholzen, Christoph Ullrich, Shndikus des Haindorjer Klosters. Seine Gattin Anna Elisabeth Worf, geborene Beuker, starb am 2. Juli 1761 und wurde im Kreuzgange beerdigt. Am 7. Juli 1772 verschied Johann Ant. Worf. Er wurde als „geistlicher Vater" in die Franziskaner-Gruft beigesetzt. Der Besitz überging am 9. September 1772 (Schb. pag. 523) an seinen einzigen mannlichen Nachkommen Anton Worf um die Kaufsumme von 5200 Schock Meißnisch (—5980 fl.) mit allen Gerechtsamkeit, wie sie die Vorzänger besessen hatten. In Bürg- schaft hatten sich eingelassen: Johann Caspar Krause, Scholze zu Weißbach als des Käufers Schwiegervater, dann Johann Josef Augustin, Bürgermeister in Neustadtl, und Johann Joseff Hübner, Scholz zu Lusdorf. Beim Gute verblieben: „Sämtliches Getreide, was sich in der Scheuer und auf dem Felde befindet, ausgenommen das während des Kaufes behandelte und den Erben unentgeltlich ab- zugeben eingewilligte Getreide in Körnern. Korn in natura wie es die Garbe gibt, jeden der 9 Erben 3 Strich oder 51/2 Metzen; Haber 3 Metzen, 2 Viertel. 302 Ferner: 2 Pferde, 8 Kühe, nach Abschlag von 3 Stück, die der Witwe gehören, 1 Kalb, 2 heurige abgesetzte Kälber, 1 Stierochs, 2 Zugochsen, 117 Schafe, 2 Ziegen, 4 Gänse, 1 Haushahn u. 2 Hühner. Haus- und Wirtschaftsgeräte: 3 Wagen samt Zubehör und Retten, 3 Paar Eggen samt den Zinken, 2 Pflüge samt Schar und Sägicht, 2 Rohrhaken samt Zubehör, 2 Holzschlitten, 1 Sense, 1 Holzart, 2 Veile. 1 Holzsäge, 1 Schniedbank samt Messer, Tische, Bänke und Stühle famt dem vorrätigen Trunkgeschärr, zum Schank gehörig, desgleichen das vorhandene Hafnergeschirr. In der Scheune die vor- handenen Flegel, Sieb und Getreidesäcke. Weiter: 2 Stück Flachs- rispeln, 1 Krauthobel mit Schneide, 1 Krautscharbe, 3 Getreidemaße: Metze, Viertel und Achtel, 1 Spanhobel samt Dank und alle übrigen Kleinigkeiten, die zur Wirtschaft gehören. Dann gemachtes Holz im Walde: 50 Klaftern. Einen großen Umfang nimmt das Ausgedinge für die „Wittib Maria Anna Worfin“ ein: „die freie Herberge oder Wohnung in dem sogenannten Ausgedinghause Nr. 4, welche Wohnung der Besitzer des Kretscham im beständigen Bau zu halten schuldig ist, zu genüssen Gat. Nembtl. die untere Stube famt einer Kammer, einen Zimmer Rechter Hand der stiegen und den oberen Boden zum Heu auflegen, wie sie einander angewiesen, dann auch den Keller zu ihrem eigenen Gebrauch. Vor ihr Vieh aber den untern Stall allwo die bier Pferd Stände zu confcebiren seiend, wann einige Gäste ankommen sollten. und solche jetzt der Würth brauchet, dann gibt der Besitzer des Kretschams jährl. als: 1. Holz, halb hartes und halb weiches 24 Klaftern, welches ohnentgeltlich spalten und bis ad locum ohnent- geltlich zu führen zu lassen schuldig ist. Jedoch jalls was hiervon übrig bleibt, darf es die Wittib nicht verkaufen, sondern es bleibt den Würth, welcher auch mit dem Rauhen Futter zu verstehen ist. 2. Jährlich fertige Spähne 2 Schock gebunden. 3. Korn, so gut es die Garbe gibt, 18 Metzen oder 12 Strich. 4. Gutten Weitzen 11/3 Metzen oder 1 Strich. 5. Drei Böhmische Viertel Lein Jährlichen zu säen in zu be- reitten Acker, wo der Würth seinlen säet, den Samen aber gibt die Wittib. 6. Jährlichen Drei Böhmische Strich Haber. 7. Drei Kühe und eine Ziege in freien Futter und Hutweide zu halten, wozu der Besitzer anstatt des alten Ausgedings an Tauglich erjechsenden Hei und Grommet gratis abzugeben und zuzuführen hat, als: Heu Zweisspännige Fuder 4. Grommet Zweispännige Fuder 2. Gras zum Vorlegen und auch schütten bis zur Buche (— Bild- buche). Von oberm Garten wie solche mitsammen unterredet worden. 303 samt den Obst was in diesem Garten wachsen tut, jährl. zu empfan- gen. Wohingegen den Besitzer des Kretscham der völlige Dünger verbleiben soll. Gegen diese Dung-genüssung gibt aber auch der Käufer das nötige Futter und Streu-Stroh ohnentgeltlicht. 8. Anstatt haltenher Hühner Viekes jährlich zweh Schock Gier- ohnentzeltlich zu geben oder ihr zu erlauben Drey Stück Hühner zu halten auf ihr eignes Futter. 9. Krauth- oder Erdäpfel beethe Drehe, neben den seynigen bearbeiten auch Darzu 2 pflanze Beeth einzuräumen wobey Dann auch der Johanna Beukerin weg ihren nicht genüssenden Ausge- düngsquartier, so lang sie lebet, ohne Schaden der Kaufsumme, vom Besitze des Kretschams jährl. 2 Schock nachzutragen und zu bezahlen kommen.“ Nun folgen die 10 Lehenhäusler mit Frohndienst und Hand- arbeit, wie sie diese dem Scholzen zu tun verpflichtet waren. Anstatt Hans Christoph Effenberger jetzt Hans Chr. Fiebiger (Nr. 26) 19 Tage; Hans Efffenberger (Nr. 25) 16 Tage; Hans Chri- stopsh Neumann (Nr. 21) 19 Tage; Wenzel Lindner (Nr. 20) 16. Tage; Hans Neumann jetzt Anton Neumann (Nr. 19) 16 Tage; Georg Neumann jetzt Anton Kraufe (Nr. 18) 16 Tage; Henrich Weber (Nr. 17) 17 Tagk; Josef Weber (Nr. 16) 17 Tage; Josef Prager (Nr. 15) 15 Tage; Franz Hübners Wittwe jetzt Wenzel Hübner (Nr. 40) 12 Tage. Mit Ausnahme der Pfarrwidmut, auf der die sogenannten „Neuhäuser" (Nr. 85 bis 119) erbaut worden und des auffließenden Gemeindefiebigs, der links von der Liebwerdaer Straße, zwischen dem roten Floß und der Mildenseichener Grenze lag, hatte das Lehen- gut nach dem 30jährigen Kriege das ganze Gebiet am rechten Ufer- der Wittig mit samt dem „Fritschberge“ umfaßt. Nach der im Jahre 1785 durchgeführten Landvermessung, die das ganze Ge- meindegebiet in 29 Fluren eingeteilt, hatte das Gut im Taufe der Zeit an Ausmaß schon um ein Beträchtliches verloren. 1808, am 10. Auguft überging das Gut käuflich an den einzigen und großjährigen Sohn Anton Worf um den Kaus- fhilling von fl. 7700—. Die Belehnung erfolgte zwei Jahre später. Unter diesem Befitzer ward das Ausmaß des Lehens durch Verkäufe wieder um ein Beträchtliches verringert. 1811, am 22. April starb sein Vater, der Gedingscholze Johann Anton Worf, und wurde von seinem Vetter Anton Worf, Pjarrer in Einfiedel, beerdigt. Anton Worf verschied am 15. Feber 1848, nachdem ihm seine Gattin bereits am 16. Juli 1847 im Tode vorausgegangen war. Das Lehen erbte der Sohn Anton Worf, der mit Antonia Riedel, geboren 5./3. 1826 aus Haindorf Nr. 175 berehelicht war. 304 1848, das Jahr der Völkerbefreiung, brachte auch in den engen Bereich des Ortsrichters und Lehensfholzen Anton Worf einen Um- schwung seiner Verhältnisse mit sich. Die Lehenzeigenschaft wurde aufgehoben, die Grundentlastung durchgeführt, die genossenen Vor- rechte endgültig entzogen. Die zum Lehen gehörigen 10 Häuser er- hielten gegen eins mäßige Abffindungssumme ihre Eigenberechtigung. Anton Worf starb nach zweijähriger Tätigkeit als Ortsrichter, mit ihm der letzte Lehenzträger. Das Anwesen erbte die Witwe, die sich später (1851 Skt.) zum zweiten Male mit Friedrich Kretschmer, geb. 13./9. 1829 aus Buschullersdorf, verehelichte. Friedrich Kretschmer betätigte sich viel im öffentlichen Leben und war durch drei Jahrzehnte Vorsteher der Gemeinde, die seinem Wirken nur das Beste nachsagen kann und seiner in Ehren gedenkt. Gr verschied am 8. März 1898. Das Gut übernahm sein einziger Sohn Wilhelm Krei- ich mer, geb. 12.110. 1858, bereits 1893, der sich 1882 2./5. mit Anna König aus Liebwerda Nr. 12 verehelicht hatte. Er nahhm, gleich seinem Vater, regen Anteil am Geschicke der Gemeinde, deren Ver- tretung er lange Jahre angehörte. Wilhelm Kretschmer starb am 25. Mai 1915 nach kurzem Kranfenlager. Das Erbe übernahm der jüngste Sohn O3kar Kretschmer. Dieser verehelichte sich am 8. Juni 1916 mit Marie Schwedler. Im Jahre 1808 umfaßte das Gut: 39 Joch, 742 Auadratklafter Acker, 69 1189. Wiese, 22 1520 " Hutweide, 51 1477 Waldl zusammen 184. Soch, 128 Auadratklafter, 1910 betrug das Aus- maß noch 63 ha, 82 a. Der Besitz des Großagrariers Franz Clam-Gallas besteht nach den Angaben des „Schematismus des Großgrund- besitzes in Böhmen" aus den Herrschaften Friedland, Reichenberg, Grafenstein und Lämberg, und beträgt die Summe von 31.613 Gektar. Davon sind: 2.815 Gektar Acker, 1.104 Gektar Wiesen, 42 Hektar Gärten, 207 Hektar Huttweiden. Dazu kommen die Waldrebiere: Bärnsdorf 1029 Sektar. Berzdorf 551 „ 3 305 1596 Gektar. Buschullersdorf-Raspenau 1437. Haindorf 1877 Hermsdorf 1971 Hinterborn 2635 Dser 988 Neustadt a. T. 770 Niederullersdorf 314 Schönwald. 1833 Weißbach 547 Wustung 1912 Friedrichstald 746 Hanichen 1046. Har Rathharinberg- 226. Neundorf 2056. Voiztsbach 926 Gngelsberg 207 Grafenstein 793 Machendorf 851 Baß 1056. Weißkirchen 1066 Christofsgrund 547 Sohnsdorf Zusammen 26980 Gektar Wald. Der übrige Besitz entfällt auf Gewässer, Wege, Bauareal und unproduktives Land. 5600 Bektar Tiergärten für Gdel- Der Waldbesitz umfaßt: und Damwild in den Rebikren Buschullershors-Kaspenau, Fried- richstwald und Veigtsbach, einen Rehgarten im Revier Wustung und Fasanerien im Rebiere Berzdorf (Tschernhausen). Ferner gehören dem Herrschaftsbesitzer: Brettsägen in Weiß- bach, Plattnei, Kathrinberg und Christofsgrund, Prauereien in Friedland (Fahreserzeuzung von 1904: rund 32.000 Hektoliter), Neundorf (10.816 Hektoliter) und Grafenftein (3840 Hektoliter), Ziegeleien in Arnsdorf, Weigsdori und Grottau, Braun- fohlenwerke in Grottau, Görsdorf und Weigsdorf und eine Kalfbremnerei in Grottau. Von den Gründen werden 669 ha in eigener Regie bewirt- schaftet, 2561 ha sind verpachtet und 442 ha sind an Parzellen- pächter abgegeben worden. Dazu gehören: ein Varkschloß in Reichen- berg, ein Sagdschloß in Neuwiese, ein Schloß in Friedland, ein Schloß in Liebwerda (mit großen Parkanlagen, Kuranftalt und Mineral- wasserversand), ein Parkschloß in Grafenstein und ein Parkschloß in Tämberg. 306 11N111.r. ll1 1 eil 1 l1 Die Jagd. Der Jäger war wohl der erste, der den Boden unserer heimat- lichen Gemarkung einft betreten hat. Gs gab eine Zeit, wo jeder in den Wald gehen und herausholen konntz, was er wollte und alles war sein. Das Jägerblut steckt noch in so marchen. Wie schrieb doch einst Meister Gri m m2 „Dieser Sinn treibt bis heute manchen ri Wilddieh, der sonft nichts verllicht; und welchem natürlich empfin- denden Menschen wird nicht schwül dabei, wenn er Arme darben sieht, die im gemeinen Flüsse dem ungefangenen Fisch nicht fangen und das unerlegte Wild nicht erlegen dürfen? Dürres Laub kehren, Beeren- lesen.“ Schon am Anfange des 13. Jahrhunderts erheben sich Kla- gen über das verlorene Recht. Die fürsten twingent mit gewalt Velt, stein, wazzer und walt, Darzuo beide wilt und zam; Sie faeten luft gerne alsam, Der muoz uns doch gemeine sin, Möhten sie uns den sunnen schien Verbieten, ouch wint und regen Man müßt in zins mit golde wegen. Immer enger wurde die Grenze gezogen den Hunden und den Meschen. Zuletzt aber durften nicht einmal die Förster mehr Luchse, Wölfe und Bären schießen. Sie mußten sie in Wolfsgruben und Bärengärten hegen, bis der Fürst kam und sich ein besonderes Vergnügen daraus machte, sie zu erlegen. So wurde dem Landvolke alle frühere Jagdfreudie genommen. Sie durften ihre Felder und Wiesen nicht einhegen. Das wilde Getier genoß größere Freiheit als der Mensch. Wehe, wenn er sich an ihm vergniff. Was Friledrich Rückert 1836 geschrieben, ist in Erfüllung gegangen. Meinem Vater hat seiner gesagt: Mein Vater hat noch Hafen gesagt, Das ist dann eingegangen, Ich habe noch Fische gefangen. 337 Nun sind die Teiche zugesetzt Du selbst, mein Sohn, fängst Vögel jetzt. Deinem zukünftigen Sohne Wird verpönt die Dohne, Auszulassen den Jagetrieb Darf er noch fangen den Molkendieb. Lebt einst dein Enkel auf Erden, Wird auch das verboten werden. Unser großes, mit dunkllen Felsklüften überreich versehenes Waldgebiet gewährte noch zu Anfang des 18. Jahrhunderts Meister Petz und seinem gefräßigen Geselllen Ssegrim sicheres Versteck und reiche Beute. Äußer den in den Wäldern hausenden menschlichen Unholden bildete zahliliches Raubgetier eine Gefahr für die Talbe- wohner, einen argen Schrecken für die frommen Pilger, die „Maria Haindorf" von nah und jern zustrebten. „Nur), dichtgedrängt- Prozessionen, vor wirklichen und eingeb.ldeten Gefahren zitternd, magten es, die endlos scheinenden Wäldermassen, die von Ruppers- dorf bis Handorf jeden Gipfel, jeden Abhang, jedes Tal bedeckten und durch deren dichten grünem Mantel das Tagezlicht sich spärlich Bahn brach, zu durchziehen; denn in der dunklen Einsamkeit diess Urwaldes haufte noch der blutgierige Wolf und der furchtbare Eber- Auf dem Wege von Reichenberg bis an den Wald hinter Rupperz- dorf sah die Prozession zuweilen ganze Rudkel Hirsche oder Wild- schweine, die ruhig in gilbendem Getreide ästen oder die Erbsen- und Krautfelder des Landmannes zerwühlten, denn der Adel fröhnte damals noch einer wilden Jagdlust und wehe dem Bauer, der es- magte, das Wild aus seinem Eigentume zu verscheuchen, schwere Strafe wäre ihm zuteil geworden. Der letzte Bär soll im Isergebirge um die Mitte des 18. Jahphunderts erlegt worden sein, während Wölfe noch lange danach vereinzelt das Gebirge durchstreiften. An jene Landplage erinnern leine Menge Ortsbezeichnungen. Folzen wir dem alten Tafelfichteweg von Liebwerda aus über den Börnelberg am Wohlschen Kamm zur Sohen Wurzel und weitter durch Lichten- eckers Allee, so gelangen wir vor Johannes Plan zum „Wolfsflecken“, Ein „Wolfsnest“ liegt vor Groß-Ofer ham Roten Randhübel. Hinter dem Wittigberge am Haindorfer Kamme befindet sich die „Wolfs- wiese“ und unweit davon bei der Bruchhütte der „Wolfsstein". Be- kannt sind ferner die beiden Wolfsgruben westlich vom Kreuzberge und eine dritte beim Gichelhau. Värlöckser gibt es im Glitzbusche und im Weißbacher Rebiere im Gerölle der Wittig. „Dr Bar kömmtl. ist heute noch ein belilebtes Mittel unbedachter Eltern, um gegebenen- fall3 der allzuregen Zugend Schrecken einzuflößen. Die alten Wetter- regeln des Landmannes gedenken gleichfalls des öfteren noch jener unhheimlichen Gebirgsbewohner. „Des'3 zo Lichtmaß kalt, reßt dr Bar d Hött ei, ös s woarm, baut a se. Der Schäfer sagte: „30 Lichtmaß saich a Wolf lieber kumm'n das d Sonn.“ 4) Reichenberger Stalender v. S. 1850. „Reichenberg vor 100 Jahren.“ 308 So erhielten 1611 die Raspenauter Zimmerleute von Christoi von Redern den Befehl, unter dem Siebenten Gübel"*) eine neue Schießhütte zu bauen. Sie erhielten dafür 54 Groschen. Wie damals die Wildschützen für das zur Strecke gebrachte. Wild entlohnt wurden, mag an einigen Beispielen dargetan werden. 1580 am 14. Mai, Hans Wolkstein, der Förster zu Liebwerda: für 5 junge Wölfe 30 Grofchen 6 Pjennige Für 7 große Vögel. 1598 Faban Lindner, der Förster zu Haindorf: Für 1 jungen Adler, 1 Schock, 1 Groschen, 2 Pfennige. 1607 am 25. Mai, Georg Augsten, der Förster zu Haindort: Für 1 Bären. Schoct " 1 Marder 18 Groschen " 1 Habicht 10 1 Blaufuchs 1611 derselbe: Für den hier hausenden alten und jungen Bären. 1 Schock „ jene Bären, welche sich in des alten Wiesners Grube gefangen. Besondere Fürsorge ließ Wallenstein der Jagd angedeihen durch Anlage von Tiergärten, Wolfs- und Bärengruben. Gim Ur- barium vom Jahre 1631 meldet, daß im Gebirge hinter Raspenau ein Wolfsgarten mit 4 Gruben aufgebaut und dazu noch ein Flecken mit weiteren 3 Gruben errichtet worden seien. Er traf jerner 1627 die Bestimmung, daß das Rohlholz auf dem nederen Gebirge nicht fortgenommen werden dürfe, da sonst die Wildgans keinen Stand mehr hätte. 1628 erhöhte derselbe Grundherr die Schußprämien. Das hierüber abgefaßte Verzechnis, welches von der Mannigfaltig- keit des Wildstandes interessanten Aufschluß gibt, lautet: Wildschützenzahlung. Hirsch oder Wildstück 1 fl. 10 kr. schwarzes Stück 1 fl. 10 kr., 1 Wolf 2 fl. 30 kr. 1 Bär 3 fl. 30 kr., Bieber 1 fl. 10 kr.. 1 Lur 3 fl. 30 fr., 1 alter Zur 23 fr. 2 Pf., 1 junger Fuchs 11 kr. 4 Pfg., 1 Reh 23 kr. 2 Pfg. 1 Hase 4 kr. 4 Pfg, 1 Marder 3 kr., 1 Elster (Oltis) 11 kr. 4 Pfg., 1 Wildkatze 35 fr., 1 Wiefel 11 fr. 4 Bfg., Federwild. 1 Adler 23 fr. 2 Vig. 1 Wildente 5 fr., 1 Wilde Gans 4 fr. 4 Pfg., 1 Wilde Taube 3 fr., 1 Rebhuhn 4 kr., 1 Hafelhuhn 7 kr., 1 Jasan 30 kr., 1) Auerhahn 23 fr., 2 Pfg., 1 Virkhuhn 12 fr., 1 Schnepfe 7 kr., 1 Wachtl 4 Pfg., 1 Lerche 2 Pfg., 1 Orofsel 1 kr. 1 Big, 1 Hablcht 11 kr. 4 Pfg. 1 Stockaur 4 fr. 4 Pfg., 1 Sperber 4 kr. 4 Pfd., 1 Buhu (-Uhu) 35 fr., 1 Gule 3 kr., 1 Reiher 3 fr. 1 Blauhals 7 fr., 1 Wasserrabe 7 fr., 1 Schwarzer Rabe 6 fr., 1 Fischaar 23 kr. 2 Pf., 1 Nimmer- satt 35 fr., 1 Aglaster (-Elflkr) 3 kr. Von jedem Jungen die Hälfte. 4) Gemeint ist der „Stechhübet“, dessen Namen dadurch die ursprüngliche Deutung erhält. 309 Die Vogelstellerei war gegen einen zumeist in Natura ausge- wiesenen Zins verpachtet. Die hierüber geführten Aufzeichnungen enthalten nebft den Abgabten die alten Ortsbezeichwugen und sollen deshalb, soweit sie das Ortsgebiet berühren, im Vortlaute ebenfalls angeführt werden. Liebwerda: Merten Wildner, der Förster bestellt den 30 Vogel. Goldslein, zinst für 15 Georg Neumann stellt aufn Heller, zinst Christof Wolkenstein stellet aufn hohen Heidelberg, zinst 1 Schock unter dem langen Berg. Bruhrige beim Holenstein u. Fferberge im Klepppel Weißbach: Georg Augslsen, der Förster den Hauknochen und Nußstein, zinft 15 Vogel. Georg Neumann an der Wittig, zinft 1 Schock und 15 Christof Neumann hintern Dorf, fürn Flösschen, znst Der Scholze stellet aufn Gesenge und keuligen Bera. 1 Schoct zinft Haindorf: Der Schreiber allda auf Paul Neumanns 15 Vogel. Gut, zinft Helle Michel (Hällmeister) stellet im Gebürge über 30 dem krummen Hübel, zinft Fabian Lindner hinter des Wagnlers Gut am 15 Nummerich, zinst 15 Georg Nesser bei seinem Gut, zinst Zu Anfang des Winters 1664 waren die Wölfe sehr gemein, siz nahmen Schafe und Hunde auf dem Felde, von der Herde weg- sie holten srgar die Kettenhunde bei den Häusern. Die Grundholden waren verpflichtet, bei den Jagden Denste zu leiften. So waren immer eine Menge Menschen beisammen, die dem Ausbruch eines Raubtieres leichter Stand halten konnten. Ließ- kin Vauer vorsätzlich oder mutwillig etwas entlaufen, so verfiel er der Strafe. Für einen Wolf hatte er eine Rufe Salz, für einen Fuchs enen Schefsel Hafer und für einen Hafen einen halben Scheffel im Amte abzuliefern. G3. ward ihm aber auch strenge zur Pflicht gemacht, seine Soshunde an der Kette zu halten oder ihmen einen Fuß abzuhauen, damit sie nicht dem Wildee nachgingen. Das FFischen und Krebsen oder Erlegen anderen Wildts war bei Leibes- strafe berboten, ebenso das Ausnehmen der Vogeleier. Vom Schutze ausgeschlossen waren nur: Elster, Rabe, Krähse, Sperling und Dohle. Die Dorfschaften hatten fleißig Ausschau zu halten nach den Genisten der Wölje und die Jungen auszunehhmen, wofür sie von jedkm 30 Groschen bekamen. Für das Fällen eines Wolfes oder Luchses wurde gegten Einhändigung des Felles 1 Schock Groschen Belohnung ge- geben. 310 Im Riesengebirge wurden im Reviere Auerlach am Außen- rande des Isergebirges in 11 Jahren (1726—1736) sechs Bären er- leat. Das Hegen und Pflegen des Waldes und Wildes oblag, den Förstern und Schützen, die ihre Pflicht durch einen Schwur bekräf- tigen mußten. Der Förstereid lautete: „Ich schwöre und gelobe Gott dem Allmächtigen nachdem Ihro Gnaden mich für einen Förster zu N. N. auf und angenommen, mir auch darbei anbefohlllen, das schädliche Wild zu schießen, daß ich ein solchen meinen Dienft getreu, fleißig, und gewärtig sein in solchem Walde und Gebirge treulich handleln und nach meinem höchsten Ver- mögen zusetzen soll, daß durch andere Leute Ihro Gnaden ... zu Schaden und Nachteil nichts entwendet noch veruntreut werde, das- selbe auch nicht verschweigen auch in weiteren nicht tun will, als was nur der Herr Forstmeister befehlen werde, also wahr mir Gott helfe und seine Hteligen.! Der Schütze unterstand dem Förster und hatte folgenden Eid zu leiften: Ich schwöre zu Gott dem Allmächtigen einen rechten treuen un- gefälschten Eid, als ich bei dieser Herrschaft Friedland zu einen FForstknecht und Wildschützen auf- und angenommen, daß ich ein solch meinen Dienst Ihro Gnaden ... und dero Amt getreu und ge- wärtg sein will. Ich im Gebirge und Wäldern treulich und aufrich- tig handeln und nach meinen Vermögen zu sehen, damit Ihro Gna- den zu Schaden und Nachteil durch andere Deute nichts entwendet noch veruntreut werde. So will bei Verkaufung des Holzes getreulich handeln und mich ganz unverweizlich verhalten damit Thro Gna- den .., zum Schaden nichts uneingeschrieben bleibe, sondern ge- treulich zu Register gebracht wird. Ingleichen wIl ich die Untertanen mit Ernft anhalten, daß sie das Kohl- und Flößholz wil auch Bech und Kalkholz zur rechten Zeit und an rechter Länga spalten ohne Vorteil aufsetzen und gewähren. Die Säumigen aber will ich un- verzüglich bei der Gewehr anzeigsen, damit sie zur Straffe gezogen werden möchten. So soll und will ich auch möglichen Fleiß auf den Wald haben, damit an den Wild sowohll auf den Teichen den Ent- vogeln und andern Federwild kein Schaden durch Scheßen oder in anderer Weise geschähe und wo ich der fremden Schützen oder andern Personen so sich dessen unterständen und doch dazu nicht befugt, an- treffen möchte, solche entweder zur Haft bringen oder unverzüglich dem Amte anzzizen. Nicht, weniger soll er vornehmlich auf die Ihro- Gnaden Grenzen im Gebirge und wo solche sein treulich und fleißig darauf acht habien, damit dieselben nicht ausgehauen, versetzt oder verrückt werden möchten, sondern daß in geringsten etwas verspüren solche ohne Verzug melden und sonsten in Allem möchte vorweislich 311 halten, auch sowohl was mehr vom Herrn Hauptmann und Herrn Förster anbefohlen wird gehorsamst und mit allem Fleß verrichten, so wahr mir Gott helfe. Diese Formeln waden schon zu Wallensteins Zeiten gebräuchlich und wurden von den Gallas beibehalten. Gs mag hier noch der Lehrbrief eines Fägerburschen vom Jahwe 1774 folgen: „Ihro Hoch Reichs Gräfl. Gnaden des Hoch- und Wohlgkboren Herrn Herrn Christian Philipp des Heil. Röm. Reichs Grafen von Glam und Gallas zum Schloß Campo und Frehenthurn, Ihro Röm. Rahferl. Majestät wirklcher Kämmerer etc. etc. Meines Gnädigen Herrn Grafen und Herrn Herrn der Zeitbestellter Forst Meister Ich Venedict Zwärzer, urkunde und Bekenne Hiemit Oeffentlich und vor Feder Mäniglich wo Von Nöthen, daß Vorweiser dieses G. F. eines Rebierjägers Sohn, bey mir die Jäger Kunft gelehrnet auch in währender Zeit sich Ehrlich, Fleißg und unvertrofsen Verhalten, auch in allen Ihmie anbefohlenen Verrichtungen also erzeiget hat, daß ich jederzeit ob Ihme dn Sondlerbares Vergnügen gethabt habe. Weilen Er nun aber nach ausgestandtenen dreien Lehr-Jahre Mich umb seine Loßsprechung auch ertheilung eines Gebräuchlichen und Schriftlichen Zeugniß seines Wohl Verhalttens gebührend anersuchet, derowegen Ich auch Ihme seim Billiges Verlangen keines Weges verweigern können, sondlern Ihhme Gebührendes Frch, Ledig und Loßgesprochen, für einen Hirschgerechten Jäger erkennet und Wehr- haft gemachet. Gelanget deroirkgen Jeder Männiglich was würden Standes oder Dignitaten dieselben sehn möge, absonderlich an die, welche der frehlen Jägerkunft zugetan sehn, mein Respective Freund- liches Anersuchen, Obbemelte G. T. bester Maßzen Recommendirter zu haben, Welches Von Mir in dergleichen Gelegenheit hinwiederum zu Verschulden stehrt. Gegeben Schloß Friedland den Sieben und Zwanzigsten Tah Febriarius des Nach der allein Seeligmachenden Geburt desu Christi, Ein Tausend Sieblenhundert, Vier und Sieben- zigsten Jahhrs. Benedictus Zwerge, Forftmeister und Examinator des Bunzlauer Grehses. Christof Otto, Oberförstkr. Josef Tschiedel, Tör Printz in Raspenau. Franz Wahnert, Rebierjäger in Haindorf. Jacob Lichtenecker, Revilrjäger in Berzdorf.“ Was nun den Schutz der Fluren anbelangt, so stand in der Zeit der unbedingten Leibeigenschaft der Landmann hilflos den durch den großen Wildstand verursachten Verwüstungen gegenüber. Gs bestan- den wohl Jägerordnungn, wie die vom Jahre 1728 und vom Jahre 1743, die auch dem Bauer Schutz versprachen, doch hat erst Kaiser Josei II. durch die Verordnung vom 28. Oktober 1786 die alten Be- stimmungen dem nun böllig veränderten Eigentumsrechte ent- sprechend geregelt. Dik neuen Vorschriften liefen im Wesentlichen dahinaus, auf der einen Seite den Jazdeigentümern den billigen 312 Genuß ihres Rechtes zu erhalten, auf der anderen Seite aber dem allgemeinen Feldbau die Früchte seines Fleißes gegen die unge- mäßigte Tagdlust sicher zu stellen. Die Krkisämter hatten darauf zu sehen, daß der Jagdinhaber das Wild zum Nachteile der allge- meinen Kultur nicht übermäßig hegtl. Jeder Grundeigentümer war nun berechtigt, seine Gründe abzuzännen, das Wild auf was immer für eine Art abzutreiben. Auf Saaten und angebauten Gründen war das Tagen nun gänzlich verboten. Uebertreter verfielen einer Geldstrafe von 25 Dukaten, die dlem Geschädigten zugute kamen. Der Jäger selbst aber erhielt 3 Tagz Arrest. Im Uebrigen mußte der Jagdinhaber für alle Wildschäden aufkommen. Das Jahr 1848 brachte der Gemeinde mit der Selbstverwal- tung auch die reigene Tagdberechtigung, die lange Zeit darnach der Herrschaftsbesitzer pachtweise noch inne hatte und von dem sie einige hiesige Landwirte übernahmen und noch in Pacht haben. In den Niederungen ist der Wildstand sehr spärlich, nur der herrschaftliche Tiergarten, der sich von der weißen Stolpich bis an das Katharinen- berger Tal erftreckt und bei einem Umjange von 40 Kilometer einen FFlächeninhalt von 5560 Sektar hat, enthält eine beträchtliche Anzahl. Hochwild. Im Jahre 1910 ist das übrige herrschaftliche Waldgebiet vom Tiergarten angefangen bis Neusscladt a. T. ebenfalls abgezäunt worden. Unteit des Wittighauses, auf Haindorffer Gehiete, wurde ein herrschaftliches Sagdschloß erbaut. bel 213 Der Ackerbau. Die Annahme, unser Ort sei 1409 noch ein armseliges Wald- dorf gewesen, ohne ackerkautreibende Bevölkerung, erscheint zweifel- haft, wenn wir berücksichtigen, daß bereits zu Anfang des 16. Jahr- hunderts trotz der schlechten Bedenbeschaffenheit, ein verhältnismäßi beachtenäherter Ackerbau getrieben wurde. Sicher ist, daß unfer Ortsgebiet vom Sämann um 1550 in demselben Maße beschritten worden ist, wie zu Anfang des 18. Jahrhunderts und daß die da- zwischenliegende wilde, bewegte Zeit Rulturland in größerem Um- fange beröden und verwachsen ließ, als uns dies die Akten nach dem 30jährigen Kriege offenbaren. Ueber den Umfanz der Güter vor dem 17. Jahrhundert fehlen Jenaue Anhaltsspunkte. Die in den alten Käufen enthaltenen An- gaben über Aussaat und Ernte lassen nur eine oberflächlicht Schätzung 3u. Zu Ende des 30jährigen Krikges ließ der Landtag von Böhmen durch eine Untersuchungskemmission im Jahre 1654 e n. Verzeichnis aller fiseuerpflichtiger Realitäten des Landes aufnehmen. Als An- fässigkeit oder Enheit galt der Besitz eines 50 Strich umfassenden Gutes. Der auf Haindorf bezughabende Teil des Katasters (Steuer- rolle b. S. 1654 Band 6, Fol. 262 bis 263), gibt uns ein flares Bild über die Größe der Güter, über Aussaat und Viehstand und lätzt die verheerende Wirkung des lanzwierigen Krieges und der fol- genden Rekatholisierung erkennen. Die Güte der Gründe wirdl in der „Steuerrofle“ als mittelmäßig angegeben. Der besseren Ueber- sicht halber fügen wir, wo es angeht, in dem nun folgenden Auszuge bei den einzelnen Gütern die heutige Hausnummer bei: Nr. Wirt, Bauern hat Feld hiev. Commersaat Wintersaat Zugrich fühe Sälber (30) Mich. Schindler 18 Str. 4 Strich 8 Strich 2St. 3. (77) Martin Augst 18 2" " (71) Georg Rösler 18 " 9 " 2" (59) Christ. Semtner 10 333 6 " 2" 11 (50) Christ. Killmann "3 " 1" 154) Michel Elstner " (73) Christof Krause 3 2 " 1" 314 Nr. Gärtner sühe sälber Christof Altmann Christof Ullrich Geori Sommer Jabian Lindner Hans Neumann Jakob Neumann Jakob Lindner Christof Augst 18 Strich) (36) Köhlerische Gut lieaen wüft. die Gebäude 16 (52) Lindnerische Gut eingerissen. (42 Elftnerische Garten. liegen wüft. (49) Haschke Gartem " Auengärtner: Neumann, Scholz, Weber, Ungar, Horak, Lindner und Effen- berger liegem wüft und verlasssen. Das Lehengut gehört dem Gottfried Hübner, besitzt 40 Strich, davon 6 Strich Commersaat und 10 Strich Wintersaat: 2 St. Zugbieh. Rühe 5" Kälber 6" 40 „ Schafe. Fferner gehörten dazu 3 Gärten und 3 Häufel, 1 Garten liegt wüst. Das Effenbergerische Gärtel hat das große Wasser weggerissen. Die Eintragung in die Steuerrolle ist in tschechischer Sprache geschehen. Durch die Uebersetzung sind mehrere Namen verstümmelt worden; z. B. heißt es statt Rößler - Leßler, statt Lindner — Een- ner, statt Sembdner - Sender. Die größeren Anwesen, die wüst lagen, wurden bald wieder besetzt. Die verwaisten Gärten fanden jedoch erst nach Jahrzehnten wieder einen W.rt. Eine Erweiterung der Güter fand unter der Grundherrschaft des Anton Graf Clam-Gallas im Jahre 1665 ftatt. Nebft den Weißbacher Gärtnern wurden einer Anzahl Bauern in Haindori vom „obrigkeitlichen Gebürgke“ einige Plänke am 5. Oktober verkauft, und zwar erworben: Christof Neumann 30 Kreuz. (Nr. 30) 18 Ruthen Maß jede zu der obere Friedrich Scholz 30 (Nr. 36) 18. " 30 Gregor Glöner, wüst (Nr. 42) 15. 11 30 Caspar Haschke (Nr. 49) 15. " 30 Christof Lindner (Nr. 50) 15. " 30 Feremias Rießler (Nr. 52) 20. " 315 Christof Neumann (Nr. 54) 15 Ruthn Maß jede zu 45 Kreuz. der niedere Christof Sembdner (Nr. 59) 15 " " " 1 ff. " Georg Rießler (Nr. 71) 15. " " " " 1 fl. 15 " u. Christof Kraufe (Nr. 73) 10. " " " 1 fl. 15 " 11 Am 6. Auzuft 1673 erfuhren die Wirtschaften Nr. 71, 73 und 59 neuerlich einen Zuwachs. Den Eigentümern wurde auf ihr Bitten obrigkeitlicher Grund am Gebirge, zwischen der weißen und schwarzen Stolpich, hinter Georg Röffels Gut zu Raspenau, „allwo neuerlicher Beit das Holz weg gescheitert“, ein Stück steiniger und wüster Grund verkauft. Glias Rösler (Nr. 71) erhielt 9 Maß (1 Maß 90 Ellen lang) zu 11/3 Sch. — 13 Sch. 30 Gr. Christof Krause (Nr. 73) erhielt 12 Maß zu 11/3 Sch. — 10 Sch. Ghtr. Sembdner (Nr. 59) erhielt 534 Maß zu 17/3 Sch. — 8 Sch. 30 Gr. Auf diesen Gründen, die bis Anfang des 19. Jahrhunderts dichter Wald bedeckte, entstand nachmals der zu Haindorf gehörende Teil von Ferdinandstal. Unter Kaiser Karl VI. wunde 1713 behufs Anlegung seines neuem Steuerkatafters abermals eine Landvermessung vorgenom- men, die 1722 revidiert wurck. Aus der Nachprüfung ist zu ersehen, daß die Vermessung recht mangelhaft vorgenommen worden war. Das Ausmaß der einzelnen Güter stellte sich durchgehends um ein Beträchtliches höher, als die alten Verzeichnisse aufwiesen. Der Scholze Hans Peuker hattk nach der Aufnahme vom Jahre 1713: Felder hinter dem Hofe 20 Strich, wüst und verwachsen 20 Strich, aufn Haine 10 Strich, hinter, der Heide 8 Strich, 1 Wiese hinterm Hofe nach 6 zweispännige Fuder, 1 Wiese hinterm Hanse nach 3 zweispännige Fuder Hew. Viehstand: 2 Pferde, 8 Kühe, 3 Kälber und 100 Schafe; ferner 1 Mahlmühle mit 1 Gang und 1 Brettsäge. Zum Lehen gehören 6 Häuzler, die nur die pure Wohnung haben. Bestand nach der Revision (1722): 46 Strich Acker, 8 Strich Triesch, 28 Strich verwachsen, 3 Strich Lein, Wiesen nach 20 zwei- spännigen Fuder Hen und 3 Fuder Grummet und 67 Seil Wald, welcher aber vom Winde völlig ruiniert ist. Teiche hat Hans Veuker 5, darinnen 6 Schock Karpfensamen, 3 Teiche sind wüst, wovon 2 FFuder Heit genutzt werden, welche schon in pagina prima angesetzt sind. 1 Mühle zinsfrei. 1 Brettmühhle. Dieser Possesor hat auch 10 Häusler: Georg Eifenberger, Hans Offenberger, Michel Neu- mann, Georg Fiebiger, Hans Neumann, Georg Neumann, Heinrich Weber, Friedrich Weber, Hans Weber, Hans Hübner, diese haben alle nur die bloßze Wohnung. 316 Nr. 30. Michel Neumann hatte 1713: Hinterm Hause 7 Strich Acker, 8 Strich wüst und verwachsen, hinter der Heide 1 Wiese, trägt 2 zweispännige Fuder Heu. Vieh: 2 Ochsen, 2 Kühe, 2 Kälber und 1 Schwein. 1722, nach der Revision: 17 Strich guten Acker, 1 Strich Triesch, 9 Strich wüft, 1—2 Viertel Lein, 1 Wiese, gibt 3 zweispännige Zu- der Heu und 1 Fuder Grummet. Vieh: 2 Pferde, 2 Ochsen, 2 Kühe, 4 Kälber und 2 Ziegen. Nr. 77, Hans Neumann hatte 1713: Hinterm Haufe 3 Strich Acker, am Berg h. naus 10 Strich Acker, 8 Strich wüsten Boden an der Stolpich, 1 Wiese, gibt 2 zweispännige Fuder Heu. Vieh: 2 Ochien, 2 Rühe und 2 Kälber. 1722, nach der Revision: 19 Strich Acker, 8 Strich wüst, 1 Strich Dein, 1 Wiese, zibt 2 zweispännige Fuder Heu und 1 Fuder Grummet. Vieh: 2 Schfen, 2 Kühe, 2 Kälber und 1 Ziege. Nr. 71, Georg Nicht hatte 1713: Hinter den Wiesen 3 Strich, an der Viehtreibe 4 Strich, unterm Berge 3 Strich und an der Schwarzbuche 6 Strich Acker und 3 Strich wüft; 1 Wiese, gibt 2 zwei- spännige Fuder Heu. Vieh: 2 Ochfen, 2 Kühe, 1 Kalb und 1 Schwein. 1722, nach der Revision: 16 Strich Acker, 5 Strich wüst, 1 Strich Lein; 1 Wiese, gibt 2 zweispännige Fuder Heu und 1/31 Fuder Grummet. Vieh: 2 Ochfen, 2 Rühle, 2 Kälber und 1 Ziege. Nr. 59, Melchior Sembdner, hatte 1713: Am Wagenwege 5 Strich Acker, am Heinknochen 5 Strich Acker, 4 Strich wüft; 1 Wiese, gibt 2 zweisspännige Fuder Herr. Vieh: 2 Ochsen, 2 Kühe und 1 Schwein. 1722 nach der Revision: 10 Strich Acker, 8 Strich wüst, 2 Vier- tel Leinen, 1 Wiese, gibt 2 zweispännige Fuder Hleu und 1 Fuder Grümmet. Vieh: 2 Ochsen, 2 Kühe, 1 Kalb und 2 Ziegen. Nr. 50, Hans Lindner hatte 1713: Vor dem Gründel 3 Strich Acker, am Auerwege 3 Strich Acker, 3 Strich wüft am Flosse; 1 Wiese, gibt 1 zweispännig Fuder Heu. Vieh: 1 Ochfen, 1 Ruh und 1 Kalb. 1722 nach der Revision: 6 Strich Acker, 9 Strich wüst; 1 Wiese, gibt 17/3 Fuder Grummet. Vieh: 1 Ochsen, 2 Kühe, 1 Kalb und Ziege. Nr. 42, Gottfried Augsten hatte 1713: Vorn Knöcht 2 Strich, hintern Kähle 2 Strich und aufn Berge 2 Strich Acker, 3 Strich wüst und verwachsen; 1 Wiese, gibt 1 zweispännig Fuder Heu. Vieh- 1 Ochsen, 1 Rih und 1 Kalb. 1722 nach der Revision: 721, Strich guten Acker, 7 Strich wüst und 2 Viertel Lein; 1 Wiese, gibt ein zweispännig Fuder Heu und 11/3 Fuder Grummet; Vieh: 1 Ochsen, 2 Kühe, 1 Kalb und 1 Zitege. Nr. 73. Christof Krause hatte 1713: Beim Hause 2 Strich, von der Auirn hnaus 3 Strich und hinterm Knöchel 1 Strich Acker, 317 3 Strich wüst; 1 Wiese, gibt 1 zweispännig Juder Heu. Vieh: 1 Ochsen, 1 Ruh und 2 Kälber. 1722, nach der Revision: 72/, Strich guten Acer, 2 Strich Triesch, 5 Strich wüst, 1 Strich Lein; 1 Wiese, gibt 1 zweispännig zhu- der Heu und 1/3 Fuder Grummet. Vieh: 1 Ochsen, 1 sluh, 2 Kälber und 1 Ziege. Christof Altmann hatte 1713: Beim Hause 2 Strich Acker. Vieh: 1 Ruh. 1722, nach der Revision: 2 Strich Acer, 2 Strich müst. Vieh: 1 Ruh und 1 Ziege. Christoph Sembdner hatte 1713: Beim Hause 1 Strich Acker. Vieh: 1 Ruh. 1722, nach der Revision: 1 Strich Acker, 1 Strich müst. Vieh- 1 Ruh. Georg Veltz, George Jäger, Gottjried Jäger, Gottfried Neu- mann und George Kratzer, diese haben nur kleine Gärtl, können sich also kein Vieh halten. Nr. 36, Christof Jäger hatte 1713: aufn Berge 4 Strich, aufn Hüttl 7 Strich und hintern Heidelberg 5 Strich Acker, 6 Strich wüst aufn. Hainhübel; 1 Wiese, gibt 2 zweispännige Fuder Heu. Vieh: 2 Ochsen, 1 Ruh, 1 Kalb und 1 Schwein. 1722, nach der Revision: 16 Strich Acker, 2 Strich Triesch, 9 Strich wüst, 3 Viertel Lein; 1 Wiese, gibt 2 zweispännige Fuder- Grummet. Vieh: 2 Ochfen, 2 Rühe, 1 Kalb und 1 Ziege. Nr. 52, Teremias Rößler hatte 1713: Am Auerwege 11 Strich und hinterm Hause 5 Strich Acker, 8 Strich wüst; 1 Wiese, gibt 2 zweispännige Fuder Heu. Vieh: 2 Ochsen, 1 Ruh, 3 Kälber. 1722, nach der Revision: 16 Strich Acker, 1 Strich Triesch. 10 Strich wüft, 2 Viertel Lein; 1 Wiese, gibt 2 zweispännige Fuder Heu und 1 Fuder Grummet. Vieh: 2 Ochsen, 2 Kühe, 3 Kälber und 2 Ziegen. Nr. 54, Gottfried Augsten hatte 1713: Beim Hause 2 Strich und an dr Wittig 2 Strich Acker, 2 Strich wüft am Bühnsteige; Wiese, gibt 2 zweispännige Fuder Heu. Vieh: 1 Ochsen, 1 Ruh und Ziege. 1722, nach der Rebision: 4 Strich Acker, 1 Strich Triesch und 4 Strich wüst; 1 Wiese, gibt 2 zweispännige Fuder Heu. Vieh: 1 Ochsen, 1 Ruh und 1 Ziege. Nr. 49, Christof Finlle hatte 1713: Beim Hause 2 Strich und aufn Berge 2 Strich Acker, 2 Strich wüst; 1 Wiese, gibt 1/ Fuder Heu. Vieh: 1 Ochsen, 1 Ruh und 1 Ziege. 1722, nach der Revision: 52/4 Strich guten Acker, 5 Strich wüst und 2 Viertel Lein; 1 Wiese, gibt 1 Fudlr Heu. Vieh: 1 Ochsen, 1 Ruh und 1 Ziege. 318 1713 Christof Morche, Heinr. Christof Stompe, Bäcker, Christof Nase, Bäcker, Daniel Effenberger, Christol Eyfenberger, Leintweber, George Augsten, Schufter, sind nur kleine Gärtl, und können kein Vieh halten. 1713 Christof Eöfenberger, Brettschneider, Hans Krause, Hans Jägler, Christof Jäckel, Christof Augsten, Gott- fried Neumann. Diese haben sich nur kleine Häusel in der Aue am Steinrücken (Steinftadt) aufgebaut, haben nur die bloße Wohnung und sind arme Arbeits- leute ohne Grund und Bodkn. 1713 Hans Nösler, Christoph Neumann, Leonius Scholz. Hans Josef Kratzer, Michel Neumann und Christol Stompe haben ebenfalls nur die pure Wohnung. 1722, nach der Revision: Zuwachs an 8 Häusern innerhalb der neun Jahre: Gottfried Jäger, Hans Sambdner, Hans Georg Ulberg, Franz Jäger, Hans Christof Effenberger, Gottfried Efenberger, Andreas Mäufsel, Schm2d, Christof Finke, der Junge, Leinweber. Die als „wüft“ angegebene Fläche ist als Waldgebiet aufzu- fassen, dessen Umfang auch bei der Nahvisitation nur oberflächlich ge- schätzt worden ist. Nichts Gutes ahnend, mag von den geängstigten Inwohnern mit Unterstützung des Scholzen manches verschwiegen worden sein, was die ohnehin kaum erschwinglichen Abgaben und Steuern vermehrt hätte. Wir wissen z. B., daß das Gut Nr. 77 da- mals schen ein Gebiet von 120 Strich unaßte, wovon der größte Teil auf den bewaldeten „Niederbauernberg entfiel. Die Steuei- kommission von 1713 hat sich mehr an das Verzeichnis vom Jahre 1654 gehalten. So ift auch der Kontrolle von 1722, bezüglich Aus- dehnung und Ertragfähigkeit der einzelnen Güter, nur ein bedingter Wert zuzusprechen. Die Begründer des Ortes hakten offenbar noch keinen Felhbau betrieben. Ihre Erwerbsquelle bildete der Wald. Erft kommenden Geschlechtern war ks nach mühevollem Werke möglich, den mit riesi- gen Steinklötzen besäten Urwalsboden mit der Pflugschar zu ve- arbeiten. Die Nackrichten aus der Mitik des 16. Jahrhunderts deuten bereits auf einen verhältnismäßig gut entwickelten Körnerbau hin. Außer Lein und Hanf wurden einige Sorten Hasser, Sommer- und Winterkorn, Gerfte und auf einzelnen Gehöften sogar Weizen, wenn auch in gerinzen Mengten, ausgesät. Ferner befaßen die meisten Wirtschaften einen Gemüsegarten und ein Krautfeld. Bei dem Gute Nr. 71 befindet sich 1559 unter dem Ausgehinge ein Ernteanteil über 3 Scheifel Korn, 1 Scheffel Hafer, 3 Viertel Dein zu säen, 4 Küchenkkete und 4 Krautbeete. Ein Vermögensüber- trag des Bauerngutes Nr. 54 enthält unter anderem ein Verzeichnis 319 der Ernte: 14 Scheffel Hafer, 4 Scheffel Sichelhafer, 10 Scheffel grauen, 81/ Scheffel Winterkorn und 6 Mandeln Sommerkorn. Als Volksnahrungsmittel galt in aller Zeit die blaue Boyne, die noch in dem dreißiger Jahhwen des verflossenem Jahrhunderts hier- orts angepflanzt wurde. Den ersten Versuch, die Kartoffel einzuführen, machte nach einer mündlichen Ueberlieferung, der Feldzärtner Josef Augsten in Nr. 28 um 1770. Er thatte aber damit wenig Glück. Die herr- schaftlichen Wildschweine vernichtetem seine ganze Aussaat. Auch der Obsthaumzucht begegnen wir um 1550 schon. Außer- Aepfeln und Birnen gab es einige Sorten Steinobft. In der Nach- bargemeinde Liehwwerda"), die vermöge ihrer geschützten Lage günstigere Bedinzungen aufweist als Haindorf, wurde in alter Zeit sogar ein schwunghafter Obsthau betrieben. Werfen wir nun einen Blick auf das Ernteergebnis vom Jahre 1858, wie es ein freisämtliches Verzeichnis enthält. Erzeugte Naturprodukte: Schad Erdäpfel 5500 40 N. S. Metzen Weizen 100 Zentner Rüben 700 Rorn " 20 Kraut 200 Gerste. 100 Eimer Obst 600 Hajer 400 Sel. Zentner Hartes Holz Heu und Grummet 7000 Weiches " 2000 " 25 Flachss Leinsamen Hönig. Wachs 185 Butter Obstbäume in Gärten zählte der Ort damals 1200, die sich auf ein Area von 15 Soch 400 Klaftern erstreckten. Die Zahl der Allee- bäume bkelief sich auf 460. Den Stand des Rutzviches gibt die kreisämtliche Statistik wie folgt an: 2 Hengste, 6 Stuten, 18 Wallachen, 1 Stier, 16 Ochfen, 208 Rühe, 120 Ziegen und 20 Schweine. Die Anzahl der Bredukte hat sich verringert. Der Kohl ist von den Aeckern verschwunden, ebenso wird der Lein- und Hanfhau schon seit drei Jahrzehnten nicht mehr betrieben. Die Poesie der Spinn- stube gehört der Vergangenheit an. Hingegen hat sich der Obsthau- seither stark entwickelt und gewinnt erfrkulicherweise von Jahr zu Jahr immer mehr an Raum. ) Am 13. April 1630 Juchte den Ort ein furchtbarer Gewittersturm heim, der argen Schaden anrichtete, Die Infassen baten daraufhin um Nachlaß der Abgaben. „Wir ganz verderbeten Leute berichten, daß unser u. zwischen dem höchsten Gebürge liegendes Dörfel anheimgesuchet, indem den abgewichenen 13. Tag im April gegen Abend zwischen 6 und 7 Uhr ein ganz geschwindes Ungewitter nebst einem erschrecklichen, unerhörten Wind sich erhoben und des Scholzen Gebäude samt allen Scheunen, Ställen, Dächern und Kamine über einen Haufen geworfen, Balhen und Stämme zu Stücken gebrochen. An Vieh sind 2 Fühe, 1 halb und 1 Zugochse alsbald erlegen. 7 Kühe und 1 Roß gar sehr beschädigt. 20 Scheffel Haber, 113 Scheffel Sommerkorn, 31/» Viertel Lein ruiniert. Das meiste aber ist durch den großen Wind versagt worden. Wie denn auch 7 Untertanen teils die Scheunen vernichtet worden, die Dächer von den Wohngebänden samt den Gasfern herunter gerissen. Ueber dieses alles die schönen Obsthäume deren gleichen nicht in der Herrschaft gewesen und von denen unser meiste Nahrung gehabt, ganz und gar aus der Erde gerissen.“ 320 e Aa 2 Die Holzindustrie. Die ursprüngliche Erwerbsquelle der Bewohner bildete der Wald. Er blieb es in der Hauptsache noch bis zu Ende des 18. Jahr- hunderts. Als Roder, Holzfällter, Brettschneider, Rindenschäler, Schwammstoßer, Harzkratzer,*) Köhler, Aschenbrenner, Schindel- macher, Späneschneider, Fuhr- und Flößknechte fand ein Großteil Unterhalt. War doch auch der ackerbautreibende Untertame gezwun- gen, mit Zug und Zeug Verdienft im Walde zu suchten, da der karg- liche Bodenertrag zu seines Leibes Notdurft nicht hinreichte. Der ungeheuere Waldreichtum, der noch um 1600 den Taxatoren unmög- lich war, auszumessen, bot ununterbrochene Arbeitsmöglichkeit. Das Langholz für den Schiffbau wurde bis Tetschen verfrachtet. Die Gichenbestände der Niederung liefertem das Holz zum Dau von Kirchen und Balästen in den entserntesten Gegenden. Eine Menge Prettsägen entstanden stromaufwärts der Wittig, die für einen regen Bretterhandel sorgten und noch heutte im Betriebe stehen. Die Handfertigkeit der Altbordern erstreckte sich jast auf alle Haus- und Wirtschaftsgeräte. Ihre Vielseitigkeit, ihr Geschick ver- setzt uns Kinder der Neuzeit, des technischen Aufschwunges, der Arbeitsteilung, in Erstaunen. Wir bewundern nicht nur die Solidi- tät, die Wahrhaftigkeit des Ausdruckes, die geschmackvolle Zweckhien- lichkeit ihrer Grzeugnisse, sondlern auch den segensvollen Sinn für das Brauchbare. Aus dieser Arbeitsschule ungekünftelter Betätigung ging ssäter die Holzindustrie hervor. Was ursprünglich in den lan- gen Winternächten als nichtentbehrliche Nebenbeschäftigung betrieben, ward allmählich zum Handwerk. Die schon in alter Zeit beftehenden Märkte unserer Walljahrtsstätte, die von fremden Händlern besucht wurden, mögen hiebei als Anschanungsmititl geb ent haben. Der Erzeugung roher Holzwaren folgte schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Holzschnitzerei, d’e im das lobsame Geleise der Wallfahrtsartikelerzeugung geleitet wurde. Naschfolgender Markt- *) Das Hatzkratzen wurde 1867, 27. 3., behördlich untersagt. 321 bericht aus dem Jahre 1860 gibt den Beweis von der hohen Be- deutung dieses Erwerbszweiges für unsere Gegend- „Da wird allerhand bunter Kram feilgeboten und selten ver- läßt ein Freunder den Ort, ohne sich davon etwas acquiriert zu haben. Unter diesen verschikdenen Sachen bilden Holzwaren den Hauptartikel und verleihen dem bunten Markte seine eigentümliche, muntere Physiognomie. Geschnitzte und bemalte Pferde, Kühe, Trommeln, Pfeifen, Trompeten aus Holz, bintbemalte Schachteln und Koffer, Holz- puppen, Klappern, Lineale, Feder- und Gewürzbüchfen, Nähstöcke, Stickrashimen, Blaferöhre und Spritzen, Elinten, Armbrüste und hölzerne Gäbel zc. sind davon die gewöhnlichsten und gangbarsten Artikel. Die Anfertigung dieser Waren beschäftigt jahraus, jahrein einen großen Teil der Bewohner Haindorfs wie der umliegenden Dörfer und gewinnt namentlich an Bedeutung, wenn man hiezu die Erzeugung von rohen Holzwaren und Wirtschaftsgeräten rechnet, wie z. V. Schubkarren, Holzschaufeln, Mulden, Hohlmaße, Holz- näpfe, Wetzsteinköcher, Vutterformen, Holzlöffel, Quirte rc. 2c, wovon nur der geringste Teil im Inlande verbleibt, der größt- dagegen auf den Märkten Ober- und Niederschlesiens verkauft wird. Da diese Waren nicht in Fabriken oder großen Werkstätten erzeugt werden, so vermutet ein Fremder kaum, daß diese anmutigen Dorfer eine namhafte Industrie dieser Art besitzen. Nur in kleinen, niedrigen Stuben befinden sich die Werkstätten, in welchen alle Familienmitglieder gleich tätig sind. Der Vater ist natürlich der Meister im Gleschäfte. Von ihm lernen seine Söhne In viel er selber kann. Das Wandern ist bei ihnen nicht eingeführt. Auch die kleinen Geschwister nehmen ihren Anteil an der Arbeit. Sie- malen, pinfeln oder klecksen meist in Gemeinschaft der Mutter und erteilen kraft ihres Amtes den Schachteln, Koffern, Puppen ic ihre äußzere Ausstattung. Die weißen oder sogenannten Knicholzwaren werden poliert und mit Lithographien berziert. Sik bilden nament- lich einen sehr gesuchten Handelsartikel, welcher vornehmlich in Un- garn und dem Vanat seinem Absatz findet und einem Zweg der Haindorfer Holzwarenindustrie, der hauptsächlich als Kunftgewerbe einer Entwicklung fähig und zugleich bedürftig ist. Denn während ein Bauer an der ihm von Haindorf oder Weißbach gelieserten SchaufM nichts Wesentliches auszusetzen vermag, wünscht man von einem Drechfler immer und immer neue Formen und neue Erfin- dungen, oder er bleibt zurück hinter seinen Fachgenossen andierer Gezenden und muß sine Waren billiger herstellen, um sie dem dafür entsprechenden Markte zugängig machen zu können. Der letztere FFall besilcht bei den Haindorfer Knieholzwaren. Sie entbehren mit ihren veralteten Formen und Ausstattungen des Marktes in Haupt- 322 städten und müssen zu sogenannten Schundpreisen erzeugt und an Detailsisten, Hausierer und Kaufleute auf dem Lande abgegeben werden, welche freilich immer noch genügenden Absatz für diese Waren finden. Das vornehmste Bestreben für die Aufbesserung diesses Gewerbes soll daher darin bestehen, durch Einführung ge- wisser Neuerungen es zu ermöglichen, daß die Haindorfer Holzwaren hinter den großen Spiegelscheiben der elegantesten Verkaufsgewölbe feilgeboten werden können, um dort Preise zu erreichen, von welchen unsere fleißigen Haindorfer Holzdrechsler heute noch keine Ahnung besitzen. Der im Jahre 1868 begründete und oftgenannte Industrielle Bildungsverein unternahm es, den Mangel dieser Hauzindustrie zu beheben, entbehrte sie doch zänzlich einer intelligenten Leitung, die für neue Modelle und eine der Zeit entsprechende Geschmacksrichtung bei der Erzeugung Sorge trug. Die Drechfler, denen jeder Begrift vom Zeichnen und Modellieren abging, blieben, wo sie waren, näm- lich bei den einfachsten Formen und infolgedessen vom einträglichen Markte in den Hauptstädten, ausgeschlossen. Die Unterstützung des Handelsministers wurde erreicht, und zwar zunächst durch Ueher- lassung einer Menge Wiener marktfähiger Duechflerwaren, die als Vorbilder dienten sollten und zweitens durch Dotierung eines hiesigen Drechflers, damit dieser eine Reise nach Wien unternehmen könne, um sich dort von den newesten Fortschritten in seinem Glewerhe zu unterrichten und später seinen Fachgenossen das Erlernte mitzuteilen. Die vom Handelsministerium angekauften Holz- und Drechsler- waren, fernler eine Sammlung indischer Holzwaren, beigestellt vom f. k. Museum für Kunft und Industre in Wien, eine Kollektion hiesiger Holzwarenerzeugnisse, sowie solche aus dem preußzischen Riesengebirge, gelangten in einer in Gafthause „Zur Sonne“ ange- ordneten Holzwarknausstellung am 1., 2. und 3. November 1872 zur Besichtigung. Die Musterartikel wurden sodann den Meistern aus- geliehen. Als eine weitere Grundlage für die Entwicklung des Hain- durfer Drechslerwarengkeschäftes wurde die Gründung einer Zeichen- schule besonders befürwortet und zugleich bewiesen, wie sehhr diese dem Holzwarengewerbe in Haindorf fehltk. Die von dem im oberen Wittigtale befindlichen Ortschaften zu zahlenden Steuern und Abgaben waren nicht unbeträchtlich und ließen schließen, daß sie das zum großen Teile auf gebirgiges Terram angewiesene volkswirtschaftliche Leben dieser Bevölkerung am besten repräsentierten, und beliesen sich diese im Ganzen auf 24.786 fl. Davon kamen auf: mit 2000 Seelen 130 Gewerbscheine u. 4800 fl. Steuern Weißbach 160 "5747 „ 2200 Haindorf "2700 „ 42 975 Liehwerda " 323 mit 600 Seelen 3 Gewerbscheine u. 351 fl. Steuern Rarolintal 11 "716 „ Mildenlichen "400 "6472 „ Raspenau „1770 „ 89 4000 45 „1500 „ Müldlenau Ferdinandstal „ 500 „ (Steuern unt. Raspenau inbegriffen). War es nun in erster Linie die bedürftige Holzwarenindustrie, für deren Zukunft durch eine Zeichenschule in der richtigsten Weise vorgesorgt werden würde, so mußz es als bestimmt angesehen werden, daß sie in einer ebenso vorteilhaften Weise den übrigen mannigsachen Gewerben und Industriezweigen des Ober-Wittigtales zuzute kommen. müsse. Die Vorzellanfabriken in Haindorf und Mildeneichen, sowie die halb im Entstehen begriffene Glosschleiferei und die in der Gegenh betriebene Porzellanmalerei waren es gang befonders, die bei einem rationellen Betriebe ihres Geschäftes kaum solche im Zeichnen ge- schulte Arbeiter entbehren konnten. Durch die Befürwortung und tatkräftige Förderung des nachmaligen berühmten Geschichtsforschers Hofrat Hermann Hall- wich, der zu jener Zeit Handelskammersekretär in Reichenberg war, gelang es dem Industriellen Bildungsbereine in Haindorf, die auf- strebende Holzwarenindustrie an der im Jahrk 1873 in Wien abge- halttenen Weltausstellung mit einer Sammlung hiefiger Erzeugnisse zu beteiligen, werbend am Weltmarkte zu erscheinen. Unter dem Titel „Nordböhmen auf der Weltausstellung? brachte die Reichenberger Zeitung am 21. September 1873 einen ausführlichien Bericht auch über die Holzindustrie des Kammer- bezirkes. Darin heißt es im bezug auf das Ober-Wittigtal: „Nahe verwandt mit den eben berührten Artikeln (aus dem Kratzauer Bezirke), doch ungleich höher stehend als diese, sind die Holzwaren des oberien Wittigtales, der Orte Haindorf, Weßbach und Umzebung. Bei verschiedenen Gelegenheiten war in diesen Blättern die Rede von dem genannten, an gewerblichen Unttrnehmungen so reichen Tale, dessen zahlreiche Mühlwerke und Kalksteinbrüche, dessen Oel- fabrikation, dann Baumwoll- und Kammgarnspinnerei und Weberei, diessen Papierfabrikation, Glasschleijereien und Vorzellanerzeugungs- stätten ufw. den kleinen, schönen, aber rauhen, rings von den hohen waldigen Regeln, des „Wohlschen Kammes“ eingeschlossenden Sjer- gebirgs-Landstrich längst schon den industrieöfesten Bezirken an die Seite gestellt. Gewiß frühzeitig war daselbst die Holzschnitzerei ein vielgeübtes Gewerbe, das durch die Errchtung eines heute freilich dem Verfalle nahen Franziskanerklofllers samt Kirch- in Haindorf (1691), welcher Ort infolge unterschiedlicher Wunderwerfe eines „Gnadenbildas“ bald in den Geruch der Heiligkeit und damit zu allen Ehren eines Walljahrtsortes kam, schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts in das lobesame Geleise der Wallfahrtsartikel- 324 Macherei gel-itet wurde, in dem es leider nur zu lange verharrte. Doch schon ist in den Erzeugnissen einzelner Orte des Landstrichs ein Unterschied zu erkennen; die eigentlichte Haindorfer Ware hebt sich sehr vorteilhaft von aller übrigen, namentlich von jener Weißbachs ab. Während Wlißbach nach wie vor beinahe ausschließlich rohe Holz waren, ordinäre Wirtschaftsgeräte und nur hin und wieder unbe- deutende Spielwaren in den gräulichscen Formen und Farben pro- duziert, hat sich Haindorf mehr schon der Erzeugung feinerer Knie- holz-, Galanterie- und sonftiger Drechflerwaren zugeneigt und leistet dasselbe seit Jahresfrist —wie sich nicht verkennen läßt recht Anerkennenswertes. Diesen Fortschritt dankt das Gewerbe in direkter Linie dem unermüdlichen Bestreben des industriellen Vil- dungsbereines in Haindorf, an dessen Spitze Fabrikant Gustab Richter, ein um das Wohl der dortigen Bevölkerung vielverdienter Mann, steht; indirekt aber der ersprießlichen Fürsorge des k. k. Handelsministeriums, auf dessen Veranstaltung im November v. S. eine Ausstellung musterziltigen einheimischer und fremdländischer Holzwaren in Haindorf durchgkführt, sewie ein besonders befähigter Drechsler Haindorfs nach Wien berufen wurde, um sich dort von den neuesten Fortschritten in seinem Gewerkk zu unterrichten und später seinen Fachgenossen das Erlernte mitzutelen. Bereits sind weitere derartige Verfügungen seitens des Handelsministeriums getroffen. die Errchtung einer Fachzeichnenschule in Haindorf ist im Zuge und somit ziemlich jede Bedingung erfüllt, dem berühmten Spezialgewerbe eine Pasis zu verschaffen auf welcher eine Fortentwicklung erst möglich. Daß dasselbe einer solch-m fähig, beweist die Kollektiv-Aus- stellung des Industriellen Bildungsbereines in Haindorf (Hof 11 B) — mür etwas unzugäng- augenfällig. In angemessener Umhüllung lich, weil in stets verschlossenem Glasschranke — erblicken wir, wohl- asfortirt, alle denkbaren Erzeugnisse des oberen Wittigtales in rohen und polierten, ordnären, feineren und feinsten Knieholz- und anderen Holzwaren, aus welchen die meist dunkelfärbigen, nach den vom Handelsministerium se nerzeit beigestellten Modellen gedrech- selten, modernen, zugleich äußerst verwendharen Sachen und Sächel- chen allerdings deutlich hervortreten. Mit klugem Bedacht hat es der Verein unterlassen, die schwächste Seite des von ihm repräsentierten Gewerbes zu berühren und irgend welch- „figürliche“ Abjekte, Nach- bildungen tierischer oder menschlicher Körper, auszustellen. — Hain- dorf und Weißbach zählen gegenwärtig nach offizieller Schätzung 138 erwachfene Arbeiter der Holz-Industrie, derem Produktionswert auf jährlich II 45.000— angeschlagen wird. Wir hofften zuversichtlich, sobald wir auf diese Industrie abermals zu sprechem kommen, be- deutend größer- Zahlen als de leben angeführten konstatieren zu dürfen.“ 325 Die erwähnte Fachschule, welche im Gasthause „Zur Sonner untergebracht worden war, wurde am 16. November 1873 frierlich eröffnet und am 17. November mit 110 Schülern der Unterricht bk- gonnen. Sie verfügte über einen Zeichensaal, eine Drechslereiwerk- stätte und einse Holzarbeitwerkstätte. Diese Anstalt, welche für unsere Gegend ein Segen hätte werden können, ging leider infolge unbegreif- licher Teilnahmslosigkeit schon 1876 mit Schluß des 3. Jahrgang wieder ein. Die ganze vielversprechende Holzindustrie hatte dadurch einen harten Schlag erhalten, dessen ganze Tragmeite erst die kom- mende Zeit zu spürem bekam. Noch einmal versuchte der industrielle B.Wungsbersein in Hain- dorf dem Gewerhe Beachtung und Anregung zu verschaffen, dies im geschah durch eins- Ausstellung im Gasthause zu „Stadt Wien“ Jahre 1880, auf welcher sämtliche gewerblichen Erzeugnisse Haindorfs und Umgebung bertreten waren. Eine wohlmeinende Stimme erhob sich 1883 im „Reichenberger Familienjreund": Die Holzwarenindustrie des Wittigtales. Nicht ganz fünf Stunden von Reichenberg entfernt liegt Hain- dorf. So versteckt auch das genannte Dörfchen zwischen hohen Bergen und harzgen Wäldern liegt, ist es doch nicht ganz unbekannt. Gs genießt als Wallfalrtsort einen Ruf, der weit über unsere Reichs- grenzen hinausgaht, denn tausend und abertausend Pilger kommen allsommerlich aus den fernsten Ländern, hier ihre Andacht zu ver- richllen. Weniger bekannt aber ist im großen Publikum, daß Haindo- und Umgebung sich von der Anzübung der Holzdrechslere; unß der Holzschnitzerei ernähren. Die Holzindustrie Haindorfs und der um- liegenden Ortschaften, namentlich Weißbachs, gründet sich auf die bedeutende Holzproduktion dieser Gegend. Im allgemeinen hat die Holzdrechflerei und Holzschnitzerei in den letztem Jahren in Oester- reich sehr bedeutende Fortschritte gemacht. Einesteils hat die stets Größer werdende Nachfrage nach hölzernen Gebrauchs- und Zier- gegenständen vom geschmackvolleren, edleren Formen dazu beige- tragen, andernteils die Errichtung kunftgewerblicher Vereine und Fachschulen. Auch Haindorf befaß eine solche Lehranstalt, le der aber liefz man sie vor fünf Jahren zingehen. Warum2 Nun, sagenn wir es nur ungeschent heraus. Das Festhalten am alten Zopf mehrerer älterer Fachleute war daran schuld. Jakob von Falle beurteilte dies sehr gemau und schrieb im Jahre 1875 — also zu einer Zeit, wo die Fachschule in Haindorf nach bestand — in der „Wilner Abendpoff in einem Urtikel über,d- Ausstellung der Fachschulen im österreich- ischen Museum": "Auch die Haindorfer Fachschule sthellte eine größere Kollekton von gebrechselten Holzwaren aus. Manches da- runter ist gefällig. Diesse Schule, die an einem Orte gegründet wurde, 326 an welchem seit langem eine bedeutende Industrie von Holzwaren zu Haufe ist gehört leider zu denen, welche dem unbezwinglichen Widerwillen, der unbegreiflichem Eifersucht der Fachleute selber be- gegnen. Als Herr von False damals diese Zeilen schrieb, ahnte er wohl nicht, daß diese Schule so bald hinsiechen werde. Faft in jedem Hause Haindoris und Weißbachs wird die Drechslerei oder Holzschnikerei ausgeübt. Alle Gegenstände vom einfachsten Kochlöfffel bis zur feinsten künftler ich geschnitzten Kasette werden hier erzeugt. Der beste Holzschnitzer dieser Gegend ist Herr Friedrich Reiß- mann in Haindorf. Der Genannte war früher Lehrer der Holz- Fidhauerei an der eingegangenen Haindorfer Fachschule und ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Künftler. Seine Schatullen, Rahmen, Tierstücke u. dgl. repräsentieren häufig wirklichen Kunftwert. Im Pr vatbesitze des Reichsratsabgeordneten Herrn Dr. Hallwich in Reichenberg befindet sich eine von dem genannten Reißmann aus- geführte Schnitzerei, die ein Mesterstück zu nennen ist. Sie stellt einen mit Zweigen und Blättern umwucherten Ast dar, auf welchem sich ein Vogelnest befindet, das mehrere junge Vögelchen enthält, die von dem alten Wribchen gefüttert werden, während das Männchen diesem Schmaufe possierlich zusieht. Die Flügel und Schweiffedern der zwei alten Vögel, die Zähne und Jafern der Plätter, wie die Narben und Fürchen der einzelnen Zweige sind bis in die kleinsten Details mit besonderer Sorgfalt und Naturtreue ausgeführt Das Absatzgkbiet der in Unmassen erzeugten Halzdrechflereien und stets Schnitzereien dieser Gegenß wird von Jahr zu Jahr ein selbst größeres, die ordinäreren Waren werden meist in Oessterreich selbst abgesetzt, de feineren dagegen gehen bis Rußland, England. nach Amerika. Der Verdienst, namentlich bei der Holzschnitzerzi, ist ein nur besche dener zu nennen und das Sprichwort: „Kunft jeht nach Brot“ bestätügt sich auch hier. Soll die Holzwarenindustrie hier in dem Maße gesahen, als es dieser schöne Industriezweig zum Wohle und zur Ehr- dieser Bevölkerung, verdient, dann ist es uner- läßlich, in Ha ndorf wieder ein- Fachschule ins Llben zu rufen, die jetzt mehr als sonst anggstrebt wird. Möchten doch dieje Bestrebungen bald von Erfolg gekrönt sein. Zu der Interesselosigkeit gesellte sich im Jahre 1879 noch der von Deutschland eingeführte Einfuhrzoll, durch welchen die Konkurrenz- fähigkeit gegen de preußisch-ichlesische und sächsisch-erzgebirgische Holz- warenindustrie zur Unmöglichkeit wurde. Neue Absatzgebiete zu errin- gen. gelang nur einzelnen. Im Laufe der Zeit ward wohl so manches nachgeholt, was die Väter versäumt hatten. Die Söhne begaben sind in die Ffremde, brachten Erfahrungen und Kenntnisse mit, das Genossen- schaftswesen kam hinzu, zugleich technische Errungenschaften, neue zeit- gemäße Betriebskräfte wurdlen eingeführt, bestehende von mehreren 327 gemeinsam benütt. Zu der Herstellung von Galanterie-, Spiel- und Knieholzwaren kam fcht setzlich nach die Herstellung technischer Be- darfsartikel für Weberci und Spinnerei., Sene Höhe aber, wie sie die günstigen Vorbedngungen anfangs der siebziger Jahrse des ver- flossenen Jahrhunderts erhoffen, ließen, hat dieser Erwerhszweig leißer nicht erreicht. Die einst blühende Hausindustrie wurde allmählig. vom Fabriksbetrieb aus dem Feld- geschlagen. Rohe Wirtschaftsgeräte wurden, wie bereits erwähnt, schon sehr früh erzeugt. So wird 1607 Christapch Hoffmann als Holz- warenberffertiger genannt, welcher der Grundobrigkeit hölzerne Schaufeln lieferte und 1614 Jakab Bredtschneider als Schubkarren- macher. Im Jahre 1910 gab (3. in Haindorf noch 16 Drechfler. Eines der ältesten noch bestehlenden und umfangreichsten Holzwaren- geschäftes ist das des Josef Franz Scholz (Nr. 84). Anfänglich die Drechslerei betreibend, überging er allmählich zum Großhandel. S. F. Scholz expportiert hauptsächlich Holzspulen aller Größzen für Hand- und mechanischen Betrieb, Vorgarn- Feinspinn-, Zwirn- Klöppel- und Rettspulen, Seidenlobinen-, Schußz- und Einschlag- spullen, Nähfaden- und Zwirurollen, Zackenspulen, verschiedene Spindleln für Scheergatter, Weifen und Hafpeln, sowie Pineops- und Warpskopsspind-In rc., ferner Holzkarden und Musterstifte für Schaftmaschinen aller Shsteme, Ober- und Unterschläger, Garn- Waren- und Zettelbäume, Treibräder, Garnwinden sowie Küchen- geräte. Rodelschlitten 2c. Der Großvater des S.. F. Scholz, der Drechflermeister Christeh Scholz, flammte aus Weißzbach Nr. 17 und kaufte im Jahre 1807 das Haus Nr.. 129 am Lehn in Haindorf. Sein Nachfolger im Besitze und Gewerbe war der. Sohn Josel Scholz, von dessen fünj Söhnen ward Josef Zimmermann, Augeist Schuhmacher und die anderen drei- Kajetan, Ferdinand und der vorgenannte Josef Franz betrieben das Handwerk des. Vaters. Von den biler Brüdern lebt nur noch Josef Franz- Scholz, der im Jahre 1900 an Stelle d/s ehemaligen Gafthaufes „Zum Katffer von Oester- reich“ das große Hotel Kaiserhof (ursprünglich Klosterhof benannt) erbaute und noch besitzt und im Jänner 1920 die Vorzellanfabriken in Mildensichen und Raspenau der Firma G. Robrecht käuflich er- warb. Ueber S. F. Scholz, wird noch an anderer Stelle die Rehe sein. Sosef Augstei (Nr. 443) betreibt das Gewerhe mit motorischser Kraft. Gr, erzeugt Galanter ewaren und technische Artikel für Weksrei und Spinnerei. Jasef Karl Augstem (Nr., 49) arbeitet ebenfalls mit mechani- schem Antriebe und verfertigt die gleichen Artikel sowie bewegliche Ffiguren. Das Wasserwerk der ehemaligen Mahlmühle Nr. 260 dient folgenden 8 Meistern als Betriebsstätte: 328 Hermann Augsten (Nr. 260) erzeugt Quirte, Unton Augsten. (Nr. 415) Franz Appelt (Nr. 393), Knieholzdrechfler, verfertigt Spiel- waren, Anton Eyfenberger Nr. 9) erzeugt Auirle. Anten R la mt (Nr. 129) erzeugt Quirle und rechnische, Artikel. Ferdinand Klamt (Nr. 131) erzeugt Quirle. Heinrich Knirsch (Nr. 159) erzeugt Quirle und Galanterie- waren. Mit Fußbetrich arbeiten: Nu do lf Jahn (Nr. 301) erzeugt Quirle und Töffel. Gu ftab Rn irich (Nr. 280) erzeugt Galanteriewaren. Adolf Gustab Neumann (Nr. 309) erzeugt techn. Artikel. Ferd. Wild nkr (Nr. 375) erzeugt Spielwaren und Galanterie- waren. Mit Wasserbetriet (Weißbon) arbeiten: An ton Röwig (Nr. 286) erzeugt Galanteriewaren. Frrd. Schol3 (Nr. 321) erzeugt Quirle und Butterformen. Ebenfalls einer alten Heimarbeiterjamilie entstammt F r a nz. Klamt (Nr. 401), dessen Urgroßvater schon die Erzeugung von Rüchengeräten oblag, wie sie der erstgenannte und Sohn gleichen Namens noch heute betreiben. Das Tischlerthandwerk war schon in alter Zeit im Orte vertreten. 1657 wird Glias Offenberger und 1767 Franz Buchelt als Tischler genannt. Im Jahre 1919 betrieben das Gewerbe: Ferdinand Augsten (Nr. 223), Franz Auft (Nr. 427), Jofzf Knapp Nr. 431) und Johann Kretschek (Nr. 404). Wagner gibt es zurzeit im Orte nur einen: Stefan Schiller (Nr. 330). Das Mühlbauergewerbe ist seit 1834 vertreten. In diesem Jahre kaufte der Mühlbauer Jathawn Gottfried Re ich aus Schwarzbach das Haus Nr. 61. Gegenwärtig üben 343 Gewerbe Franz Stierand (Nr. 228), Anton Rafe (Nr. 273) und ranz Schmidt (Nr. 449) aus. Die Korbilechterei besteht hierorts seit etwa 60 Jahren, doch wurdem sogenannte Würzelkörkse als Nebenerwerk schon früher erzeugt. Dieses Handwerk betreiben: Franz Neumann (Nr. 3) und Franz Schimunek (Nr. 55). Das Binderhandwerk wird im Orte bereits 1739 ge- nannt. Damals erhielt Anton Neumann, Vindlergeselle, Solhin) des Hans Neumann die obrigktl. Erlaubnis oder dem Wanderschafts- konsens für 3 Jahre. Bürge war sein Vater und der Bauer Christoph Strause. 329 Das Erwerbsleben. Breitsägen. Als erste menschliche Siedlung in unserem großen Waldgehiete ist wohl jene Brettsäge zu nennen, die ein Zinsregister vom Jahre 1409 im Besiße des Dorfes verzeichnet und von der der Ort der Obrigkeit 6 Groschen und 6 Bretter auf ichen Zinstag sewwie eine Weihnachtsehrung von 6 Groschen entrichtete. Wo sie gestanden hat, ist mit Sicherheit nicht anzugeben, jedenfalls ist aber die Annahme nicht von der Hand zu weisen, daß sis in der Nähe des Kretschams sich befand, vielleicht an der Stelle, wo nochmals die zum Lehen ge- hörigse Brettsäge errichtet wurde. Ueber die Anlage einer, zweiten Brettmühle durch den damali- den Herrschaftsbesikzer Friedrich von Redern berichtet ein nachträglich abgeschlossener Kaufvertrag vom Jahre 1566 am 7. Mai mit Hans Biebserstein, der bekennt, daß er der Herrschaft freitillig und unge- zwungen aus seinem „Ober Erbe“ den Plan, worauf die Brettmühle stehlet, und des Brettschneiders Häusel samt dem Kuchelbeete sowie den Fleck, wo die Klötzer liegen, für 5 Taler verkaufft habe und zwar mit der Bedingung, sobald die „Mütl" wieder abgerissen wird, habe er auf den Plan das Vorkaufsrecht. Am 21. November 1575 ver- kauft die Brettmühle samt Klötzerplan, Gärtlein und Wiesenfleck Christof von Redern im eigenen Namen und im Namen seines Bru- ders Melchisr von Redern um 115 Schock Meißnisch an die Unter- tanen: Brüder Kristof, Fabian und Michel Bindner, Paul Neumann und Hans Schindler zu Haindorf, Melchior Schrötter, Lorenz Kindner und Martin Helwig zu Liebwerda. Die Käufer gaben jähr- lich zu Michaeli 1 Schock 36 Grofchen Erbzins und, hatten das er- forderliche Holz nur von der Grundherrschaft zu kaufen. 1631 wurde der Zins auf 2 Schock 24 Groschen erhöht. In dr Folge überging die Brettsäze in den Besitz eines einzelnen, von dem sie den Nauren „Gliafsesbrettmühle“ erhielt, woraus später „Tiesebrettmühl“ wurde. Nach 1700 befindet sie sich wieder im Eigentums mehrerer Ham- dorfer und Weißbacher Infassen. 1747 galt ein Brettmühltag 3 fl. und 1805 zahlte man 23 fl dafür. 1771 bei der Häussrnumerierung erhielt die Brettsäge die Nummer 22. Anfangs der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts gehörte sie dem Jossef Krause in Haindorf nebst 39 Mitbesitzern Von diesen ging sie am 5. Feber 1853 in das 330 Eigentum des Josef Hartel in Reichenberg über, der sie noch im selben Jahre am 16. Auguft an Karl Körner, Fabrikanten in Weißbach, verkaufte. 1857, im März, brannte die Brettsäge ab. Die Brandstelle erwarben am 31. Oktober desselben Jahres die Brüder Franz und Gduard Hermann aus Johannestal und errichteten daselbst eine Baumwollspinnerei. Die dritte Brettsäge finden wir 1580 im Besitze der Witwe des verstorbenen Lehensscholzen Christoph Lindner, die sie samt dem Lehen am 16. März des genannten Jahhrres mit Bewilligung der Grundherren Christoph und Melchior von Redern dem Christoph Scholz verkauft. Hierüber meldet die Urkunde: „die Brettmühlen weilen sie allerseits noch nicht fertig, sollen die Verkäufer die ge- wehren mit der Brettsäge und Teilen so wohl auch 12 Brettklötzer dabei verbleiben lassen. Die Bemerkung läßzt erkennen, daß wir es hier mit einem Neubau zu tun haben. Die Realität verblieb hinfort ein Bestandteil des Lehens. Im Jahre 1861 verkaufte sie die Kretschambesitzerin Antonia Kretschmer dem Franz Neumann aus Heinersdorf, der sie 1862 wegriß und an diese Stelle unter Einbe- ziehung der Mahlmühle eine Spinnerei erbaute. Die hierte Brettsäge ist die Realität Nr. 139. Am 14. Oktober 1783 verkaufte der Bauer Josef Sembdner im Haindorf Nr. 59 aus seinem an der Stolpich liegenden unwirtharen Gründen einen Plan- an den Josef Krause nehst 10 Mitgenossen zur Erhauung einer Brettsäge samt Wohnstühel für den Brettschneider und für die Lagerung dier Klötzer, für 52 fl. Die Käufer hatten jährlich der Obrigkeit 6 fl. an Wasserzing zu entrichten, den Ben, die nötigen Brücken und Wehre in Stand zu halten und außerdem dem Ver- fäufer und seinen Rechtsnachfolgern zwei freie Brettmühltage zu überlassen. Bei Eingehen der Mühle fiel der Plan wieder der Stamm- wirtschaft zu. Die Unternehmer verpflichteten sich gegenseitig auch, ihre Anteile nur unter sich zu veräußern, sowie die alljährlich- Ab- rechnung in dem dasigen Gericht zu vollziehen. 1877 kaufte die Brettmühle von dem Beuer Anton Sembdner, Anton Bergmann aus Neustadt a. T. Am 12. November 1902 übernahm sie der Sohn Franz Bergmann und aus dessen Verlassenschaft 1908 im Feber der jetzige Besitzer Adolf Neumann aus Weisbach. Im Jahdle 1849 errichtete Ferdinand Vogt aus Heinersdorf an der Stolpich die Brettmühle Nr. 239. Als folgende Besitzer er- scheinen 1855 Josef Bergmann aus Ferdinandstal Nr. 28. 1880 dessen Sohn Josef Bergmann, 1883 Anton König, Oekonom in Nr. 285, 1889 übernimmt sie dessen Sohm Gduard König, 1902 erwirbt sie Josef Tschiedel aus Neustadt und endlich 1908 aus dessen Nachlaß der Gidam Josef Mieth aus Ausdorf, der jetzige Besitzter. 1851 erbaute der Oekonom Josef Augsten in Nr. 28 auf seinem Grunde, im sogenannten Winkel am Schwarzbach, eine Brettsäge 31 (Nr. 254). Von dessen Erben kaufte sie 1891 Anton Swoboda in Nr. 224, von dem sie 1892 die Firma Granß Wondrat übernahm. Nach dem Ableben des Geschäftsinhabers erbte sihz dessen Tochter Marie Simon, aus deren Verlassenschaft die Brettsäge im den Besitz ihres Gatten und ihres Sohnes (je zur Hälfte) überging. Die letterrichtete Brettsäge ist die Realität Nr. 123, die 1851 von Anton Kraufe in Nr. 18, an der Wittig erbaut wurde. Von diesem erbte sie der Sohn Josef Anton Krause im Jahre 1863, demn Ergmann 1871 am 3. Juli folgte und im Besitze der Gidam Josef R. in dessem Besitze sie sich noch beffindet. Im Jahre 1907 kaufte von der Firma Josef Kratzers Söhne das Bankhaus Massopust & Co. in Reichenberg das 1881 am Hainwege erbaute Fabriksgebände Nr. 341, welches ursprünglich der Vorzellan- industrie gedient und lange Zeit leer gestanden hatte. Dieses er- richtete daselbst unter der Firma „Holzverwertungsgefell- ch aft m. b. H. in Reischen berg' einen Grokbetrieb für Kisten- und Möbelfabrikation. 1918 im Juli wurde das Werk in Gang ge- setzt. Es besitzt 1 Heißlokomobile, Glektromotore und beschäftigt 60 Arkeiter. Die Anlage, welche von Fachleuten als musllergültig be- zeichnet wird, stammt von dem technischen Leiter Klemnens Lukas. 1919 im Juli überging das Unternehmen in den Besitz der „Wald- und Holzverwertung A. G.“ in Brag. Seit 1923 ruhit dieser Betrieb. Rohstampfen. 1823 am 23. März kaufte Florian Engel aus Weißbach das Haus Nr. 41 und errichtlete daselbst eine Gerberei mit Lohstampfe. Von 1872—1880 betrieben dieses Gewerbe Josef Seifert, Gerber aus Friedland und Ferdinand Bergmann gemeinsam. Vorübergehend befanden sich noch Lohstampfen im Nr. 239 und 212. Der Vergbau. Wenn und die Großmutter in der Dämmerstunde von den Zauberstücken und dem unermetzlichen Reichtum wälscher Vergleute erzählte, die einst in unseren Bergen nach Gold und Gdelsteinen ge- sucht hatten, da erschauerten unsere leicht erregbaren Seelen vor der Pracht der Schätze und vor der Fülle erfreulicher Grheimnisse der heimatlichen Gefilde. So spann Frau Sagt ihre güldenen Häden um jene fremden Gestalten und wok zahllose Märlein um unsere Vergtelt. In einem Familienblatte erschien um die Mitte des vorigen Jahrhunderts von G. Straube ein kurzer Artikel über das Sfer- gebirge, das er in den düftersten Farben malt und dabei auf die ver- 332 borgenen Schäke edllen Gesteins zu sprechen kommt. „Wer weiß demn", — meint er, — „ob uns nicht im Tiergebirge plötzlich ein heimisches Kalifornien auftaucht, das allen finanziellen Wirren ein Ende machte, umsomehr, als nicht nur Gold, sondern auch des edlen Gesteins mannigfach daselbst gefundsen worden sein soll in Bergen und Flösseln, deren manche sich noch jetzt bezüglicher Namen rüh- men. — Er gibt schließlich ganz ernsthaft dem geognostischen Staats- institute den Rat, dieses fast wieder jungfräulich gewordene Terrain einer nachhaltigen und gründlichen Erhebung zu unterziehen. An- schließend daran macht er eine Urkunde, die sich im herrschaftlichen Archibe zu Friedland befindet, zum Gegenstande seiner Betrachtung. Das Schriftstück lautet: „Beschreibung von der Iser, was sich allda befindet. Die Her- wiese ist ein Ort und Fleck im Riessngebirge, darauf sind viele Wiesenfleckel; diese hat den Namen von dem Wasser, das dadurch fließt, die Iser genannt; und das Wassser teilt die Wiese in 2 Teile und fließt mitten dadurch und das große Teil gehöret in die schlesische Schafigotsche, das kleine Teil aber das gehöret dem Redern und ge- höret in das Königreich Böhmen; das große Teil wird genannt die große Fferhwiese das klleine Teil die kleine Fferwiese. Durch diese b-iden Wiesen fließen aus allen umliegenden Bergen und Wäldern lauter kleine Flöffel und Bächlein; etliche entspringen aus den Feljen, etliche aus sumpfigen Quällern, wo es zum Teil brüchig ist. Auch liegt ein Berg darauf, der heißt der Buchberg, darbei entsprin- get auch etlichse Quälen, diese alle fließen in die Ffer, und in solchen ne zlofsern da hat es allerkand. Gdelgestein, als von dem Buchberg nacher Friedland zu, in den Saffierflössel dis Saffiere unter den Buchberg so nach der Bauerhütten zu die Pfaffenwiese genannt die Schmaragten, es werden auch in entlichen Kubinlein gefunden, in etliche Dirilches (Türkisen), in etlichen Facinten, auch an etlichen Orten Amatiften, auch etwas Granaten, auch hat es an ktlichen Orten Goldkörner als in einem Flössel unter dem Buchberg, allwo die weiße Nißzmurzel sehr häufig wachset, allda ist als wie ein schwarzer Latte (— Dehm) und unter den Tatten ist eim brauner Sand, in demselben Sand hat es gediegen 0 Körner als Erbjen, welche größer, und kleiner: diese werden gewaschen. Auch stehet eine große krumme Orla auf den Buchberg, die hängt sich ganz nach der Seiten herunterwärts nach den Wasser der Iser zu, und grad alda untern Fels, da entspringt ein Quäll, das fließt ein wenig und ver- liert sich wieder, und allwo es sich verliert, da solle man suchen, so wird man Zöpflen (Zapfen) finden, die sind als wie kleinen Tannzöpflein, und an der Farhe braun; diese halten in sich gut Gold, auch mer dahin kömmt, wird es wohl sehen, allwwo die Welschen ge- graken haben, da die Rederin hat suchen lassen, es werden auch die Leute, die daroben wohnen, einen und den andern Ort wolhl wissen zu genennen, und zu weisen, wenn darnach gefraget wird. Es ist 333 auch ein Fleckel Wiese, gegen den Tafelstein zu, und auf derselben ist ein großer Salweiderstrauch, da wirst du finden ein Qual- oder Sumpflicht, du wirft auch sehen, wo sie zuvor gesuchet haben; allda soll Gold und Gdelstein die Wille (— Fülle) vor handen sein; und der Strauch ist das Zeichen. So erhalten die alten Sagen durch das Dokument aus der Redernschen Zeit ein Körnlkein Wahrheit. Den wälschen Vergleuten,) von denem einige im Tale zurück- geblieben sein sollen, folgten im 16. Jahrhundert Vergleute aus Sachsen und Meißen, die das ganze Gebirgsgelände von der Saustirn an bis zum Rapplitz seines Erzgehaltes lentledigten und von deren Anwesenheit noch viele Ortsbezeichnungen Kunde geben. Ueber- raschend ausgebreitet war der Bergbau im Haindorfer Ortsgebiete. Das aufgefundene Quellenmaterial im Schloßarchive zu Friedland bietet völlig Neues und für unsser Gehiet höchst Interessantes über diesen Gegenstand. Bevor wir jedoch darauf eingehen, wollen wir den diesbezüglichen Mittseilungen einige kurze Erklärungen über die alten bergmänischen Gepflogenheiten vorausschicken, die zum besseren Verständnisse des Nachfolgendsen dienen sollen: In Deutschland hatte sich schon sehr früht ein allgemein gültiges Vergrecht herausgebildet, dessen Grunklage die Einschränkung des Eigentumes betraff und kraft desssen die Lagerstätten gewisser Müne- ralien und Frfsilien der Verfügung des Grundbesitzers entzogen waren. Die ältesten deutschen Gewohnheitsrechte sprachen dem Ein- der das Eigentumsrecht der Fundstätte zu, und zwar in einem ge- setzlich festgelegten Ausmaße. Darnach betrug die Feldgröße einer Fundgrübe zu 42 Tachtern Länge und zwei Maßen von je 28 Tachtern Länge mit einer Vierung den 31/3 Tachtern ins Hängend- und eben- soviel ins Liegende, zusammen 7 Dachtern. Die Teilung des gewerkschaftlichen Vermögens, welche sich nicht nach realen Begriffem richten konnte, wie dies bei den Aktiengesell- schaften heute der Fall ist, sondern nur einem angenommenen, ver- meintlichen Werte nachging, erfolgte wie dies heute noch der Brauch ist, nach Kugen. Ein solcher Anteil bezog sich nicht allsein auf den Gewinn, sondern auch auf das gesamte Vermögen der Gewerkschaft im Verhältnisse der Betseiligung. In unserem Falle betrug ein Kur- den 128. Teil. Zufolge der alten deutschen Gerechtsamkeit emppfing der Grundeigentümer den Erbkur, ferner gehörte ihm das Erbstellen- recht an. Dieses bestand in der Befugnis, einen Stollen von einem bestimmten Punkte aus in das vorliegende Gebinge in beliebiger Richtung zu treiben, um teils fremik verliehene Vergwerke zu lösen, teils unverliehene Tagerstätten aufzusuchen. Die Miteigentümer eines Bergwersss wurden in das sogenannte Berggegenbuch einge- tragen. 4) Balth. Thom. Kretschmer, Mineralog. Wittenberg, 1662. zu Benedig stehen an einem Hause diese Worte: „Montes Korkonosch fecerunt nos Dominos — Das Riesengebirge hat uns zu Herren gemacht. 334 Die über den Heindorfer Bengbau im Schloßarchive zu Fried- land befindlichen Urfunden bestehen aus einem Verzeichnisse der Fundgrüben und Tagerstätten und aus einem losse gehefteten Berg- gigenbuch ohne Angabe der Zeit der Anlage. Die eingetragenen Käufe und Verkäufe weisen mehrmals das Jahr 1582 auf. Der Be- ginn des Anbaues, dürfte jedrch noch in die Zeit der Bibersteine zu- rückfallen und mit dem Eisenhammer zu Raspenau in Verbindung gestanden haben. Wie mündliche Ueberlieferungen berichten, habe auf der Wirtschaft Nr. 1 in Raspenau an der Haindorser Ortsgrenze eln Pechwerk gestanden wohin das Erz aus den Bergen gebracht worden sei. Außer Eisen soll Zinn und Silber gewonnsen worden sein. Das Haindorfer Berggegenbuch enthält folgende Fundgruben und Tagerstätten: „Alten Makorn Fundtgrub sambt Behden nechsten Maßen undt einsen Erbftollen am Rehlberg, hinder Heundorf gelegen. Mehr „Sankt Jacob Fundtgrub sambt beyden nechsten Maßen uf dem Auerganch. Es sind dies jedenfalls verbundene Stätten gewesen. Welcher Teil des Gebirges mit „Kohlberg bezeichnet wurde, ist unbekannt. Unterhalb des Nußsteines in nördlicher Richtung befindet sich ein Steingeröfl mit dem Namen Rohlhütte. Der Auergang befand sich hinter dem Nußstein, in der Nähe, war wohl auch der Kohlberg. Als Kürinhaber erscheinen abwechselnd als Käujer und Verkäufer in der Reihenfolge, wie sie das Verzeichnis enthält: Adam Buchwald, Andreas Nißenius, Andreas Vertolt von Schiz, Andreas Ziller, Georg Mack- horn, Valthasar Mackorn, Balthasar Hermann auf Kupferberg- Wolfgang Graf von Hohenlohe, Herr von Laugenburg, Georg Fried- rich Graf zu Hohenlohe, Hans von Tschirch, Jacob Pfizner, Christoph Scholz, Chuistoph Guetkäß, Bergmneister, Michel Kalferß, Schöffen zu Friedland, Peiser Hechel, Merten Gromann, Christof Maurer von rankfurt. David Kunzmann, Ernst von Schleinitz, Freiherr zu Schluckenau, Friedrich von Kainz auf der Fischbach, Franz Fiebinger, Georg Heldt, Joachim Herfort, Gregorius Gerstenkorn zu Liegnik, Georg Kunzmann, Ghorg Neumann, Bergmeister auf Kupferberg, Georg Schwerdtner, Nebert Makorn, Rudolf Ferber, Hans Köler, Mathes Hoffe von Frankfurt, Heinrich Trautmann, Jacob Veer, Sonas Dan el zu Steigab, Katharina Georg Makornin, Lorenz Freitag, Amtmann und seine Hausfrau auf Kupserberg, Melchior Schr iber, Mathes Wauer, Melchior Verlinger, Mathes Paunbgart- der zu Verlin, Melchior von Redern, Michael ner, Hans Wende, Bür Schildbach, Peter Heckelbergk, Marie von Makorn Tochter, Merten Gimann, Sinon Vercher, Schulmeister auf Kuppferberg, Christian von Redern auf Kupferberg, Ursula Christof Markgräfin, Wolf Gotsch auf Kupferberg und Zacharias Richter. Mit den meisten Kuren war Andreas Vertolt von Ochiz Es- teiligt, er befaß 23 Anteile. In Haindorf selbst war nur der Richter 335 Christof Scholz mit 7 Rugen, das andere Eigentum entfiel auf aus- wärtige Besitzer. Unter dem angeführten Orte Kupferberg ist wohl die Stadt im preußischen Regierungsbezirlse Liegnitz, Kreis Schönau, am Bober zu verstehen, die 1577 zur freien Bergstadt erhoben wurde. „Ober Ander dritlse Maß nach dem alten Makorn am Kohlberg hinter Heundorf“. Jedenfalls eine Erweiterung zu den vorhergehenden Fund- grüben. Von den Besitzern dieser Maß und der folgenden Gewerken seisen nur jene angeführt, die bei den vorhergehenden nicht beteiligt waren: Michel Lindner, Christof von Sehliger, Friedrich Heinz- Georg von Sehliger, Georg Lindner, Gregor Denes, Hans von Maren, Hans Benes, Hans Virlein zu Verlin, Jacharias Maher, Pastor zu Raspenau, Josef Metzger, Goldschmied zu Verlin, Jakoh Han, Merten Köler, Mathes Stracke, Scholz zu Raspenau, Mathes Buttner von Görlitz und Valtin Ginzel. „St. Merten Beh der Linden Fundtgrub undt beede nechste Maßen am Kohlberge“. „Gnaden Gottes Fundtgrub sambt der obern nechsten Maß undt Erbstollen am Heidelberge beh der Kreutzbuch“. Besitzer: Nicel Tschirch, Jacob Scholz, Aßmus Neumann und dessen Frau Anna, Adam Strauß, Burkhart Hauschild, Balthasar Hoffmann, Christof Auersherzer, Christof Windisch, Christof Weis- fern, Caspar Hofmannin, Christof Blunt, Christof Vergelt, Christof Behr, Caspar Hellmiger, David Tschachisch, Dorothea Hans Hornin, Glias Scherber, Glias Richter, Friedrich v. Schwanz, Georg Mundel, Gregor Behen, Jacob Schulz zum Giern, Hans Scholz von Berlin, Hans Reibold, Hans Beyher zu Schweinitz, Jacob Müllner, Wein- schenk, Jvachim Meißnler, Katharina Georg Beneschin, Melcher Schneid zu Freistadt, Lobias Pochmann von Lemberg, Melchior Bader, Michel Pohl, Bäcker, Michel Maher, Balbier, Melchior Reck- zahn, Peler von Gölln, Nie- Sigel Zadarios Wettinger zu Verlin, Paul Senftleben, Peter Scholz, Magister, Baltin Gepferth, Wolf Merten und Paul Frischhaus zu Leipzig und seine Gesellschaft mit 16 Anteilen. „Himblische Lehr Fundtgrub sambt Beide nechste Maßen an der steinwand bey der schwarzen stolbach“. Besitzer: Jacob Kral, Jacob Weiß, Jacob Zahn, Mathes Sembtner (Bauer in Haindorf Nr. 59 mit 12 Ruzen), Mathes Eöfen- bergk und Paul Zemdor, ein Tuchmächer zu Verlin. „Schöne Maria Fundtgrub sambt St. Georgins Erbstollen an der schwarzen stalbach hinder Heundorf.“ Besitzer: Anton Hanisch, Abraham Stoer, Anton Ricker, Anton Wolkstein (Bauer zu Licbwwerda mit 1 Kur), Balthafar Haher- geit, Christef Kruegli, Caspar Gerster zu Mart-Dissa, Cespar Hell- 336 wig (Bauer zu Liebwerda mit 1 Ruren), Georg Petermann, Hanz von Bentz zu Breslau, Hans Heinz, der ältere zu Görlitz, Heinrich Trautmann zu Sagan, Rosa Toft zu Leipzig, Jacob Grieb und Conforten zu Leipzig mit 9 Anteilen, L. Lindner zu Berlin, L. Her- mann zu Breslau, Melchior Sachs, Mathes Rot, Bürgermeister zu Greifenberg, Salomon Lew, Thomas Plankenstein zu Brezlau, Urban Dressler zu Lemberg, Ursula Kanngießerin zu Hirschberg. Wolf Hartleben und Ursula Lorenz Freitags zu Kupferberg. „Unter nechst undt ander Maß nach der Schönen Maria hinder Heundor! Mütbesitzer: Fräulein Anna Maria Gräfin zu Hohenlohn, Anna Sebaftian Willings Tochter zu Breslau, Annalein, Georg Hanusch, Töchterlein Anna, Wolf Hartlebens Tochter zu Freistadt, Glias Wachs zu Schweiniz, Franz Kluppel zu Schweiniz, Gregor Parth, Oberbergmeister, Hans Siagmund Sattelberger zu Breslau, Hans von Pentz zu Breslau, Johann Kraus, Pastor zum Giern, Joachim Ulrich, Hauptmann zu Reichenberg, Merten Haidlich, ein Bauer bei Friberg am Queiß, Simon Bihelmeir, Hauptmann auf S. Lorenz zu Schonbergk und Thomas Thamb. „Unter dritte Vierte Maß nach der Schönen Marie hinder Heundorf beh der schwarzen stolbach gelegen. Mitbesitzer: Andreas Gutkäß, d. Ältere, Berggeschworener auf Platten, Cara Joachim Ulrichs von Nofenfeld Gemahlin, Blasius Zennder und Predikant zu Berlin. „Unter fünfte undt Sechsste Maß nach der Schönen Marie an der schwarzen stolbach hinder Heundorf. „Unter siebente und achte Maß nach der Schönen Marie hinder Heundorf beh der schwarzen stolbach gelegen. 2 Besitzer: Michsel Hofmann, Pastor zu Schönwald. „Unter neunte undt zehnte Maß nach der Schönen Marie hin- der Heundorf bch der schwarzen stolbach gelegen.“ „Ober nechste und andere Maß nach der Schönen Marie an der schwarzen stalbach hinter Heundorf.! Besitzer: Caspar Helbrigg zu Lemberg, Dorothea Melchior Verlin's Tochter, Elisabeth, Georg Gerlichs, Stadtschreiber zu Cissa. „Ober fünfte und sechste Maß, nach der Schönen Marie hinder Heundorf bey der schwarzen stolbach gelegen.“ Besitzer: Johann Habermann, Doktor. „Ober fünfte und sechste Maß nach der Schönen Marie hinder Heundorf bei der schwarzen stolbach gelegen.“ Mitbesitzer: Conrad Seiler, Schmied, Christof Behr, Schmelzer, Frau Magdalena, Graf Wolfgang v. Hohenlohe u. Gemahlin, Martin Framann, Doktor zu Zittau, Georg Ruligk, Bergverwalter, Hans 337 Schriffet, Bürgermeister zu Bittau, Schützenbruderschaft zu Freistadt und Paul Frischmanns Gesellschaft mit 16 Anteilen. „Sanc Lorent Fundtgrübe samt der aber nechsten und andere Maß, Mehr Sanct Ostwaldt Fundtgrubz und Unter nechste Maß- Auff dem Auergankh, der über Sanct Lorenz über kombt sambt den Erbstollen am Ertzfloß auff der scheiben hinder dem Nußstein ge- legen. Besitzer: Hans Meiß, Bergmeister zu Platten und Sommer, Organist. „Sanct Michaeli Fundtgrub sambt beede nechste Maßen am Krummen Hübel bei der weißen stolbach hinder Heundorf.! „Sanct Andreas Fundtgrub sambt der ober undt nechsten Maßen undt andere Maßen undt einem Grbstollen anr Kohlhau zwischen zwehen Stolbachen gelegen.“ „Sanct Regina Fundtgrub sambt der ober undt Unter nechtte Maß undt dem Erbstollen zwischen dem fördern zwehen Hamflössern gelegen. „Sanct Georgius Fundtgrube sambt Beyden nechsten Maßen undt dem Erbstollen hinder Paul Seligers Guth zu Raspenau ge- legen. „Sanct Joachim Fundtgrub sambt Beyden nechsten Maßen und dem Erbstollen am Krummen Hübel hinder Heundorf gelegen.“ „Geduldigen Job Fundtgrub sambt der ober nechste undt ander Maf am Heidelbeng hinder Heundorf gelegen.“ Besitzer: Hans Napp von Nürnberg. „Sanct Christof Fundtggrub sambt der ober nechsten undt anderen Maß bey der Bredtmühl ober Heundorf bey der Wittigk, „Profet Daniel Fundtgrub vndt bei der nechsten Maß sambt dem Erbstollen am Krummen Hübel bei der Weißen stolbach gelegen.“ Besitzer: Hans Wendt, Goldschmied zu Görlitz. Von jedem Gewerke wurden der Grundherrschaft 4 und der Gemeinde 2 Rure gleichsam als Zins abgegeben. Sämtliche Rure lagen bis auf eine geringe Anzahl in den Händen auswärtiger Be- sitzer. Das Buch gibt nur bei den neuen Erwerbern den Wohnort an, während bei den ursprünglichen Besitzerm dieser fehlt, wohl ein Zeichen, daß es außer diesem noch wenigstens ein älteres Verggegen- buch geben mußte. Die Eintragungen reichen bis zum Jahre 1610. Um diese Zeit warf der dreißigjährige Krieg schon seine Schatten boraus. Was nun die Tage der einzelnen Vergwerke anbelangt, so haben wir bei den meisten eine fast genaue Ortsbestimmung gefunden. Das Gehiet der „Schönen Marie“ und des Nußsteines war das er- tragreichsie und bebauteste. Unter „Heidelberg“ ist wohl der heutige 338 Heideberg, Virkelberg oder Jägerbauersberg, wie er sonft noch im Volksmunde genannt wird, zu verstehen. Die Fundgruhen an der Steinwand bei der Stolspich sind unzweifelhaft jene bekannten Erz- löcher, an denen heule die Straße vorüberführt. In den einem Stollen konnten wir noch als Jungen mehrere Meter bergwärts ge- langen. Heute sind die Löchter verschüttet und nur eine Tafel zeigt noch die Stätte an. „Auf der Scheiben hinter dem Nußstein“ betrifft die Strecke zwischen dem kleinen Nußstein und dem Scheibstein. Der „Krumme Hübel“ lag links dem Taufe der weißen Stolpich. Genaue Angaben über das Gehiet könnlen jedoch nicht gemacht werden. Das Vergwerk „hinter Paul Seligers Gut zu Raspenau befand sich im heutigen Ferdinandstal, Ortsteil Haindorf. Die mündlicht Ueber- liejerung bezeichnet den Einschnitt rechts vom Dorfwege von der Rudolfmühle aus als die einstmalige Fundgrubke. Die „Predtmühle ober Heundorf" stand an der Stelle der heutigen Fabriksrealität Nr. 22 der Firma Marie Simon. Die Brettsäge erreichte sicher zu jener Zeit, da Weißbach noch nicht eristierte, der Wald. Bei dieser nun, am rechten Ufer der Wittig, ist die „Sanct Christof Fund- grübe“ zu suchen. Die Vergleute scheinlen ihre Behausung im Bereiche ihres Arbeitsfeldes gehabt zu haben. Die alten Zinsregister von Haindorf, die ja auch die Häusler und Inwohner anführen, enthalten keinerlei- Vermerk darüber. Wir haben wieder einen wichtigen Abschnitt unserer Orts- geschichte kennen gelernt, uns ist dabei auch klar geworden, daß jene Wirtschaftsepoche auch in der Benennung einzelner Bäche und Gebirgsteile das Ihre bligetragen hat, daß der aussichtsreiche Felz- grat seinen Namen „Schöne Marie“ den einstigen Schätzen seiner Tiefe verdankt. So rühren wohl auch die Nannen der beiden Wild- bäche, die Schwarze und die Weiße Stolspich, aus jener Zeit her. Die Hausweberei. Spinnen und Weben war ehedem eine Beschäftigung, welcher die Königstochter nicht minder als die Bäuerin oder leibeigene Magd oblag, den Rocken zwischen den Knien, die Spindel in der Hand. Die Spinn- räder kamen erst später auf. Einmal war es der Stolz der Bauern- töchter hierlands, daß sie keinn Stück in die Ehe mitnahmen, das sie nicht selbst gesponnen, gewebt, gefärbt und geschneidert hatten. Das ist schon lange her. Der Hausfleiß der Grofmütter barg viel Ge- mützwerte und Kunftsinn, die dem Großbetriehe zum Opfer fielen. Wer lauschte nicht mit Vernügen der Ueberlieferung von den geselli- gen Spinnabenden zur Winterszeit, wenn die Töchter und Frauen am Lande zum „Roackn“ oder zum „Lichten" gingen. Vor einem Spindel die mußte jeder Schufterlehrling Jahrhunderte handhaben, weil der Meister seinen Hanfdraht selber bereiten mußte. 339 Jede Mayd, wenn sie in einen neuen Dienst trat, mußte nebst ihrer bunt bemalten Bade auch ihr Spinnrad mitbringen. Ein richtiger und tüchtiger Bauer konnte auch spinnen, Jeder Spinner hatte sein Biel, das jeden Abend erreicht werden mußte, die Magd mußte nach der Stalfarbeit noch eine halbe Zaspel, jedes Kind zwei Gebinde spinnen. 1 Stück hatle 6 Strahn, jeder Strahn 3 Zaspel, jede Zaspel- 20 Gebind, jedes Gebind 20 Taden zu je 3 Eflen. Noch vor 60 Jahren war die Hausweberei in Haindorf ein wichtiger Erwerbszweig. G2 warten wohl wenig Stubem, wo nicht ein oder mehrere Webstühle im Gange waren. Die Spinnlr holten den Flachs und das Werg aus Schlesien. Sie erhielten vom Garnmann für 1 Stück 6 gute Greschen, das war der Verdienst einer werktätigen Woche, nach unserem Gelde etwa eine Krone. Freilich war der Wert des Geldes damals höher. Aus dem furzen Ueberbleibfel erzeugten die Spinner das starfe Pfuckgarn, woraus die Leinenteher die Pfuckleinwand erzeugten, rohes knötiges Zeug zu Kleidungsstücken für die armen Leute. Gs gab aber auch Vauersfrauen, die das Vorderteil ihrer Röcke, das die Schürze bedeckte, aus solcher Pfuckleinwand herstellten, um zu sparen. Ein guter Weber verdiente die Wache 1 fl 6 fr bei täglich 16—18 stündiger Arbeitszeit, dabei mußte er sich noch die Schlichte selber kaufen und einen Spuler hhalten. Als um die Mitte des ver- flossenen Jahrhunderts der mechanische Stuhl aufkam, wurde der Handweberei das Grablied gefungen. Die Haindorfer Hansweber legten gegen die Einführung dieses Brotabschneiders Verwahrung ein, beranstalteten eine Sammlung unter sich und fandten aus diesem Erlöse den Schützenmacher Karl Zahn, genannt „Schul- wenzel“, nach Brag, um dort an der höchshen Landesstelle den Einzug des „Röckstuhlles“ zu verhindern. 1862 zur Websernot gab es in Hain- dorf 250 Lohnweber (Hausweber), hievon waren Schafwollweber 80, Baumwollweber 170, ohne Urkeit 70. Der Bericht fügt noch hinzu- „ob alle oder wie biele zum feiern kommen werden im Lauffe des Winters, ist nicht zu bestimmen, aber vielleicht die meisten oder gar alle. Hicvon sind lediglich darauf angewiesen ohne Grundbesitz 200 11 mit Grundbesitz oder Nebenbeschäftgung 50. Mehrere Ortzinsassen gaben Werften aus, so wird 1773 Johann Chr. Elstner als Lein- webermeister, in Nr. 91 genannt, 1801 Anton Kratzer, Gafttwirt, später Anton Worf, Josef Peuker, Florian Krause, Josef Scholz. Josef Kratzer. Sie arbeiteten zumeist für die Großhhändler Blumrich & Pollak in Friedland. Die ersten Weber des Ortes werden in einem Zinsberzeichnisse vom Jahre 1614 genannt, und zwar Hans Neumann und Hans Biberstein mit je einem Webstuhl. Sie zinsten hiefür jeder 30 Gröschen. 1843 faufte Wenzel Preißler, genannt „Fleischerwenz“ aus Nr. 99 das Haus Nr. 134 und färbte hier für Johann Liebieg nach- 740 mals Anton Richter in Mildenau Garn, ebenso sein Sohn Adolf Breißler. Ein altes Weberlied, das auch bei uns zu dem „Policke-Polacke gesungen worden ist, enthält das. Ortsmuseum zu Neustadt a. T. G3 bekundet, daß bei allem Harme die Laune nicht zu kurz gekommen ist. Es lautet: Ihr Weber kommt herbey, etn hübsches Mädel bei dem Stuhl. schaut ein Handwerk frey die trägt auch ihren Weberspuhl und übet es mit frischem Muth, zu feiner Leinwand ein. ihr kommt dadurch zu Geld und Gut Eh mans oft gedacht. das sagt ohne Scheu. wird eine Gh vollbracht, In einer Jahresfrist ein Weber fertig ist, da nichts dir macht der Weberknecht, mit vierzehn Schocken lernt er aus, die bleibt ihm weil er lebt, dann wird ein Weber-Pursch daraus, gar nicht bei seiner Weberen. der schon zu loben ist. Hat einer gleich kein Gut, Viel wandern braucht ihr nicht da macht er sich nichts daraus, und wenn's ja auch geschieht, er bleibet bey dem alten Lohn. so geht es bis ins dritte Haus, dann sitzt er als ein Weber schon dann wird das ganze wandern aus; in seines Meisters Haus. viel Schuhe braucht ihr nicht. Die Webertöchter sein nicht zu verachten. Die Kleider bleiben rein, sey wer davon eine kriegen tut, weil ihr stets bloß könnt seyn, der kann mit Schwiegervaters im Hämde und im Struhehut und Hosen Gut ein junger Meister sein. wenn sie gleich nicht gut, Da geht die Weberei recht gut und frey das steht euch dennoch sein. beim Weberstuhl und bei der Braut, Bey kalter Winterszeit, Wo man viel Tausend Wunder schaut wenns draußzen häufig schneit, an dieser Weberen. so sitzt ihr in dem Weberhaus Was will ein Meister mehr2 und lacht den kalten Winter aus. er bleibt im Sause Herr, Ist das nicht Lust und Freid. der Frauen ist er lieber Mann, Die warme Sommerhitz, wenn er so werken kann, von mancher schwitz, was will er haben mehr. die sticht euch nicht auf die Haut, Die Freiheit und das Gelt ihr seid der Stuben anvertraut, die Weberey erhält; da ihr im Schaften sitzt. Gott diese war im guten Flur, Was könnte schöner seyn, so schreit das ganze Weberkur. ihr Weber, seht es ein, Baumtvollspinnerei M. Simon. 1853 kaufte der Fabrikant Karl Körner aus Weißbach die alte „Tisehrettmühle“ Nr. 22 von Johann Hartl aus Reichenberg, um daselbst eine Fabrik zu erbauen. Verschiedene Umstände ver- zögerten das Vorhaben oder machten es unmögllich. 1857 im März wurde dieser Besitz ein Raub der Flammen. Die Brandstätte kauften am 21. Oktober 1857 die Gebrüder Franz und Gduard Her mann aus Reichenberg und erbauten dajelhst eine Baum- wollspinnerei. 1859 im Herbste war der Bau vollendet. Am 8. De- zember, vor Beginn des Betriebes, zogen die Arbeiter mit Musik- begleitung in die Kirche, woselbit für sie ein Hochamt gehalten wurde. 341 Eine Beschreibung dieser ersten Haindorfer Fabrik enthält das „Album der Industrie des Reichenberger Handelskammerbzirkes. Die Baumwollspinnerei von Franz Hermann in Ha in do r 7. Dieses Fabriksetablissement wurde im Jahre 1858 von den Herren Franz und Gduard Hermann, den Inhabern der Firmen Franz Hermann, am Stelle einer Brettmühle neu aufgebaut und mit Maschinen nach der neuksten Konstruktion derart. einge- richtet, daß es zu den beftverwalteten industrieflen Unternehmungen des Reichenberger Handelskammerbezirkes zählt. Das 122 Fuß lange und 60 Fuß breite Fabriksgebäude ent- hält 3 Stockwerke mit 12 Fenstern Frontk. In; den 100 Fuß langen Sälen der unteren Gtagen find die Reinigungs-, Kartierungs- und Vorbereitungsmaschinen, in den eblen so langen der übrigen Etagen die Spinnmaschinen untergebracht. Andere Näumlichkeiten sind für das Komptoir, das Backlokal, die Reperaturwwerkstätte und die Weiferei bestimmt. Das Ganze kilhet einen geschlossenen Besitzstand von 3 Soch. Als Motoren wirken hier ein 40 Schut im Durchmesser habendes oberschlächtiges Wasser- rad von 50 Pferdekraft und eine Reserbedampfmaschine von 20 Pferdeknaftt. Sie Erhalten folgende Maschinen in Bewegung: 408 Spindeln. 1 Selfaktor von 508 Spindeln. 1 Selfaktor von 1440 3 Sellfaktoren und 480 Spindeln- 4320 12 Handmules à 360. 552 "276 568 2 "284 320 "160 " 8116 Spindeln In Summe Die Zahl der Arbeiter beläuft sich mit Einschluß eines Kon- toristen und eines Maschinisten auf 154 Personen, was per 1000 Spindeln ca 19 Personen ergibt. Die Haupterzeugnisse sind Nr. 36 Warpcosps Nr. 50 Mulk. Nr. 20 Rettk. Nr 6-8 Abfall bei ca 3000 Zentner Baumwolleverbrauch. Nach dem Ableben Franz Hermanns wurde dessen Anteil der Witwe Wilhelmine und den minderjährigen Kindern Wilhelmine, Franziska und Marie berschrieben (1869)) uns nach dem Ableben Gduard Hermann's, dessen Anteil der Anna Naucke und dem minder- jährigen Franz Hermann einverleibt. Von diesen Erben zing, die Fabrik Nr. 22 in Haindorf mittelst Kaufvertrag am 1 September 342 1871 an Friedrich Ritter von Leitenberg über, einem Nachkommen des Josef Leitenberger in Wernstadt, der 1797 die erste Spinnmaschine in Böhmen einführte. Am Samstag, den 22. November 1873, früh 7 Uhr, brach in dem 3 Stock hohen Fabriksgebäude ein Brand aus, der binnen wenigen Stunden es in Trümmner legte. Dazu ging ein orkanartiger Sturmwind, der Sie brennende Wolle bis auf die Ueberscharer Anhöhe trieb In Weißbach wurden zwei Häuser in Brand gesteckt. Bei dem Fabriksbrande fanden 4 Menschen den Tod, bier Bürschen im Alter von 14—19 Jahren (Hübner, Jahn und Streit aus Haindorf und Scholz aus Liebwerda.) Die Wasserkraft samt der Brandstätte kaufte am 15. April 1877 um 23.000 fl F r a n z Won d r af in Reichenberg, der die Fabrik wieder aufbaute und dem am 18. Mai 1879 die Bewilligung zum Betriebe der Baumwollspinnerei erteilt wurde. Nach dem am 6. Jänner 1893 erfolgten Ableben des Inhabers übernahm den Besitz dessen Tochter Marie Simon und die Söhne Franz und Jofef Wondrak. Am Donnerstag, den 4. Oktober 1900, abends 1/39 Uhr, brach abermals in einem Saale des zweiten Stockes Feuer aus und verbreitete sich überaus schnell über das große Fabriksgehäude, das vollständig ausbrannte. Auch das Maschinen- und Resselhaus wur- den von den Flammen ergriffen und vernichtet. Vom Feuer verschont blieben nur das Wohnhaus, die Mischerei und das Magazin. Zur Zeit des Ausbruches des Brandes wurde in der Fabrik gearbeitet. Auch der Verlust von Menschenleben war dabei zu beklagen Da das Feuer mit rafender Schnelligkeit um sich griff, magten mehrere in einem Saale des letzten Stockwerkes beschäftigte Arbeiter, um sich zu retten den Sprung in die Tiefe,, wobei einige derselben erhebliche Verletzungen erlitten. Einer derselben, namens Vater, ist im Taufe der Nacht diesen Verletzungen erlegen. Ein Arbeiter fand in den Flammen den Tod. 1901 überging die Fabrik in den alleinigen Besitz der Marie Simon über und nach derem am 12. Jänner 1905 erfolgten Ableben je zur Hälfte an den Gatten Gduard Simon und den Sohn Rudolf Simon. 1923 ward die Firuna in eine Kommanditgesellschaft umge- wandelt, Inhaber Gduard und Johanna Simon. Gegenwärtig ist Gduard Sinon Alleininhaber. Spindelzahl 12.000; Arbeiter 250, Betriebskraft, Wasser 25—30 HP, Dampfkraft 250 HP. Im Hause Nr. 33 betrieb ab 1858 kurze Zeit Franz Hoi- richt er die Wattaerzeugung. Fritsch a Ao., A-G. Um 1853 pachtete Sof ef Hübner die zum Knetscham ge- hörige Mahlmühle Nr. 5 und betrieb daselbst einige Jahre die Schaf- 343 wollspinnerei, 1861 kaufte die Mühle samt Brettsäge Fr anz Rei- mann aus Heinersdorf, riß die Brettsäge weg, baute die Schaf- wollspinnerei aus und ließ durch den Steinmetzmeister Franz Hoff- mann aus Haindorf Nr. 119 einen neuen Ablaufgraben um den felsigen, Kirchberg herstellen. Der alte Mühlgraben endete hinter Nr. 41 in die Wittig. 1863 waren gemeinschaftliche Besitzer Johann Sichert. Richard Sieber aus Reichenberg und Fidelius Finke aus Heinerssdorf, doch schon 1864 ging die Fabrik käuflich an Johann Zeuner, Kaufmann in Nürnberg und Franz Seif ert in Reichenberg über. 1867 pachikte den Betrieb Ant an Richter in Mildenau. 1872 wird Heinrich Dietel als Rächter der Kammgarnspinnerei genannt. 1874 kaufte die Fabrist von Johann Beuner Franz Fritsch aus Neustadt a. T. (geb. 29./1. 1847) für 30.000 Taler. Der neue Besitzer, der Gründer der jetzigen Firma, begann zu Weihnachten 1874 in der erworbenen Betriebsstätte mit 23 mechanischen Stühlen und einer geringen Anzahl breiter Hand- stühle seine industrielle Tätigkeit. Im allgemeinen lagen damals die Verhältnisse nicht günstig. Zwar stand dem jungen Unternehmer die kafilenlosse Wasserkraft zu Gebote und er fand Vendienst durch das Arbei- ten im Lohn für große Firmen, insbesondere für Anton Otto und A. Rauch & Co. in Warnsdorf, allein die Weber mußten erst herangezogen werden, da bishler in Haindorf und Weißbach nur Baumwollspinnerei betrieben worden war. Die Industrie der Um- gebung tag überhaupt darnieder. Die Baumwollspinnereien b. Fried- rich Leitenberger in Haindorf und Cordella in Weißzbach waren Brandruinen, die Vorzellanfabriken erst im Entsiehen und die Kammgarnspinnerei noch klein. Dadurch wurde es aber möglich, eine gewügende Arbeitszahl zur Bewältigung der aus Warnsdorf eingelangten reichlichen Lohnarbeit zu erhalten. Die Firma A. Rauch d GW. ließ überdies, um die Erzeugung zu Vermehren, mechanische Stühle aus England auf ihre Kosten kommen und gab diese gegen monatliche Abzahlung vom Lohn Franz Fritsch ins Eigentum. Das Haindorfer Unternehmen erzeugte die ersten Jahre ausschließlich Warnsdorfer und Turnerstofs, sowwie Hofenzeugstofje in größzeren Mengen. Zu den Jahren 1876—1883 wurde Lohnarheit für Wiener Druckereien, rohe und seidene gestreifte Cachemire aufgenommen. Das kräftige Gedeihen der mit Gnergie und großem Fleiße geleiteten Weberei setzte den Besitzer in den Stand, die Produktion der letzt- erwähnten Stofse auf eigene Rechnung zu betreiben und führte diese Arbeit eine rasche Vermehrung der Stuhlanzahl mit sich. Zwei Jahre raftloser Tätigkeit, wähhrend welcher die Produktion Tag und Nacht betrieften wurde, brachten das Unternehmen um einen großen Schritt vorwärts. Der Umfang der Haindorfer Fabrik fing an, den Erfordernissen nicht mehr zu genügen und so wurde 1879 in her Fabrik Carl Benert jun zu Weißbach ein Saal gemielet und darin 344 48 breite Stühle untergebracht, woselbst sie bis zum Jahre 1884, das ist bis zur Uebersiedlung in die von Franz Fritsch an Stelle der Brettsäge Nr. 104 im gleichen Orte erbaute Fabrik im Gange war. Unterdessen war am 11. Jänner 1881 Gönard Fritsch, der Bruder des Gründers, in die Firma eingetreten, die nunmehr in „Mie ch. a- nische Weberei Fritsch & Co. in Haindorf" umgewan- dielt wurde, in welcher er seit Anbeginn mit tätig gewesen war. Im Jahre 1883 sahen sich die Firmaträger veranlaßt, eine bedeutende Vergrößerung ihrer Fabrik vorzunehmen. Dabei erachteten sie es als das Zwlckmäßigste, zu Weißbach eine ganz neue Weberei anlegen zu lassen, die dann auch im Shedkau mit Turbinenantrieb 1884 mit 144 Stühlen eröffnet wurde. Bereits im nächsten Jahre lerffolgte ein Anbau für 96 Stühile und 1886 sin Zubau für weitere 62 Stühle. Im Jahme 1892 endlich wurdt der Anbau eines zweiten Shedteiles für 144 Stühle ausgeführt. Allein auch das Stammhaus zu Haindorf hatte zu gleicher Zeit bedeutende Erweiterung erfahren. Dasselbe hatte seinem Zweck bis zum Jahre 1882 in dem Zustande genügt, in welchem es Franz Fritich gekauft hatte. Im genannten Jahre bekam- jedoch auch die Westseite der Fabrik eeinen Neubau, in welchem Platz für 120 Webstühle geschaffen wurde. Ziki Jahre später wurde an der Oftseite ein Zubau aufgeführt, in welchem die Kontore und die Zeichenräume untergebracht wurden. Außerdem wurde ein neues Stiegenhaus angebaut. Die nächste Vergrößerung erfolgte 1887 durch Erbauung eines füdlichen Flügels, für Vorbereitungsarbeiten bestimmt. 1891 endlich erfolgte die letzte einheitliche Ausgestaltung der Fabrik, indem das alte Ziegeldach befeitigt und ein Stockwerk mit Holzzementdach auf die ursprüngliche Fabrik aufgesetzt wurde. Abermals war inwischen unter den Firmaträgern eine Veränderung eingetreten. Um 12. Dezember 1890 fam KarI Sch uld a aus Ober-Meidling bei Wien als öffentlicher Teilhaber in die Firnra- Nach dessen im Jahre 1896 erfolgten Tode traten seine beiden Söhne Karl und Gofkf Schulda und die Witte Friederite Schuld a, letztere als Rommanditiftin, in die Firma- Das Unternehmen hatte 1883 mit der Erzeugung verkaufs- fertiger Waren begonnen, für welche im gleichen Jahre in Wilen und Prag je eine Niederlagk gegründet wurd.. Der steigende Absatz be- wog die Firmaträger, eine Niederlage 1892 in Brünn zu er- richten, zu der sich im folgenden Jahre eine zu Best gesellte. 1887 pachtete die Firma in Reichenberg, die dem Anten Hirschmann ge- hörige Fabrik in der Lastenstraße, die mit 206 Stühlen bestellt wur- de. Schlietlich wurde 1893 bis 1894 in Haindorf eine neue Fakrik (Nr. 385) gebaut, die 1894 in Betrieb gesetzt wurde. Die Haindorfer Fabrik benühte eine Wasserkraft von 70 Hp. und eine Dampfmaschine von 160 HP. Die neue Fabrik eine Dampimaschine von 525 HP und in Weißbach eine solche von 140 HP und eine Turbine mit 74 HP. Die Arbeitsräume sämtlicher 345 Fabriken bedecken eine Bodenfläche von ca. 20.000 m2. Ueberall ist clektrische Beleuchtung eingeführt. Das Unternehmen umfaßt ins- gesamt 1356 Webflühle mit allen der Neuzeit entsprechenden Hilfz- maschinen für die Erzeugung von Damen- und Herren-Modewaren. Am 1. April 1902 schieden aus der Firma die Teilhaber Karl, Josef und Friderike Schulda, dagegen trat als Kommandist Hans Gzj3ek, Edler von Smidaich ein und beteiligte sich als solcher am Unternehmen bis zum 1. Juli 1905, an welchem Tage sein Sohn Felir 6zj3ek. Edler von Smidaich als öffentlicher Gesellschafter beitrat. Die Firma beschäftigte damals 1050 Arbleiter. 1906 pachteten die Inhaber die Anton Simonsche Fabrik in Einsiedel (bis 30./1. 1917) Feliz-Gzjzek erwarb im selben Jahre vom Kretschambesitzer Wilhelm Kretschmer im Haindori ein größeres Ausmaß Grund an der Liebiverda Straße und erbaute daselbst das Herrenhaus Nr. 435 u. die dazugehörige Realität Nr. 434 u.436 mit prächtiger Parfanlage Im Jahre 1910 kaufte die Firma von der Vereinigten Färberei A. G. die Färberei in Hufsowitz bei Brünn, woselbst mit dem Betriebe noch im selben Jahre am 1. Mai begonnen wurde. 1916, am 7. April, schieden aus der Firma Franz und Gduard Fritsch. Das Unternehmen ging in den alleinigten Besitz des bisherigen Teilhabers Felir 6zjzek, Edler b. Smidaich, über, welcher 1917 die Spin- nerei der Fa. Theodor Beher & So. in Brünn käuflich an sich brachte. Mit 1. April 1923 verkaufte Ezjzek die Fabriken an eine Aktiengesellschaft, die das Unternlehmen unter dem Firmalortlaute r ikf ch d So. A. G. weiterführt. Hausbesitz der Fa.: in Weißbach: in Haindorf: Nr. 71 gekauft 1889. Nr. 29 gekauft 1882. Nr. 102 gekauft 1894. Nr. 35 gekauft 1918. Nr. 350—357 erbaut 1890. Nr. 305 gekauft 1889. Nr. 317 gekauft 1918. Nr. 319 gekauft 1903. Nr. 360 gekauft 1895. Nr. 407 gekauft 1914. Nr. 437—442 erbaut 1908. Nr. 40 gekauft 1903. Nr. 455—460 erbaut 1917. Nr. 41 gekauft 1920. Nr. 465 erbaut 1920. A. Bernig's Nachf., M. Hanisch, Streichgarn und Wigognespinnerei. Im Jahre 1853, war Besitzer der Mühle Nr. 212. im Ortsteile Ferdinandstal Karl Töffler aus Frieb- Glück land und betrieb darin furze Zeit mit wenig- die Tibet-Weberei. Sein Nachfolger Josef Hübner, welcher Streichgarn spann, war nicht besser daran. Er geriet in 346 Konturs. Das Objekt erwarb 1858 der Müllermeister Josef Ullrich aus Rückersdorf. Die Realität blieb Mahlmühle bis 1909, in welchem Jahre Franz Rudolf die Baumwollreißerei einführte. Am 20. März 1912 überging das Unternehmen in den Blsitz des Franz Bernig, bisheriger Pächter der Ressel'schen Abffallspinnerei in Raspenau Am 10. Oktober 1913 übernahm die Fabrik die Tochter Marie Hanis ch. Das Unternehmen wurde unter ihr zeitgemäß ausgebaut und 1916 durch den Kauf der Fabriksrealität Nr. 302 erweitert. Erzeugt wird mit 72 Arheitern Streichgarn. Die Arbeits- räume in Nr. 212 enthalten 4 Selfaktoren und zwei Sortimente. Der Antrieb wird mit Wafferkraft (20 PS) und mit einem Glektromotor (65 PS) hergestellt. Fabriksrealität Nr. 302. Erbaut im Jahre 1872 als Glasschleiferei von Jofei Hirschman n. Er betrieb auch die Reißerei darin. 1874 ist Franz Zimmermann Betriebsinhaber, der noch 1876 als Wollreißer ge- nannt wird. 1877 erscheint Franz Ullrich als Bächter. 1881 betrieb darin Fr an3 Altfchul die Baumtollreißerei. Ein Jahr da- rauf diente die Fakrik der Erzeugung von Bronzefarben und Druckerschwärze der Firma Jofef Reffel und Gustab Alt- schu l.Lange hatte auch dieser Ertnkrbäzweig nicht begetiert; denn nit 1884 pachtete die Fahr.IFr anz Rößler, Paspierfabrikant, und richtete die Holzschleiferei ein, die er bis zum Jahre 1887 aus- übte. In diesem Jahre wurde ein Stock aufgebaut. 1890 betriebi Au g u fr ur q m ann darin die Baumallspinnerei, dann folgte Weberei. Als Fabrikanten werden in kurzen Zeitabständen nach- einander angeführt: Esselbach. Josef Hlubutschek aus Eisenbrod, Watzlawik, Aug. Lang, der 1907 die Weberei aufließ. Von ihm kaufte d 1 Fabrik Gugen Rosenbaum, der mit den beiden Kommanditisten Gustab Bafel und Adolf Braum in Wien die Weberei bis 1913 mit ungefähr fünfzig Arbeitern befüreb. 1916, am 16. September, kaufte die Fabrik die Firma A. Vern19'3 Nachfolger M. Hänisch in Haindorf, die sie für Spinnerei einrichtete. Am 11. November 1919, abends gegen 111 Uhr, brannte sie ak und ward am darauf- folgendem Jahre wieder aufgebaut. Außer der Wasserkraft-(Turbin e 50 PS) befördert den An- trieb ein Glektromotor von 50 PS. Arbeitsmaschinen: 4 Selfaktoren, 1 Sortiment und zwei Doppelreißer. Die Vigognespinnerei Anton Benker in Kaspenam Nr. 14t (Ortsteil Ferdinandstal). Dieser Betrieb entstand aus einer Glaz- schleiferei, den als Pächter F. Peuker eingerichtet und lange Jahre 2) Ausführliches über diese Fabrik enthält die Ortsgeschichte von Raspenau, Mildenau und Milden- eichen von Anton F. Ressel. 347 geführt. Der Besitz gelangte am 51 Jänner 1904 von Thadeus Augslen in Haindorf durch Kauf an Autonia Peuker, der Schwiegertochter des F. Beuker, di das Unternehmen zeitgemäß verbesserte und mit ihren beiden Söhnen Anton und Rudolf Beuker weiterführt. Sosef Donth aus Nochlitz errichtete 1921 auf dem Garten- grunde der Realität Nr. 73 (Antonia Maier) am Reichenberger Wallfahrtswege eine mechanische Weberen. Er erzeugte einige Zeit mit drei Stühlen verschiedene Webwaren aus Abfallgarn und arbeitet im Lohn für auswärtige Fabriken. Die Porzellanwarenerzeugung. Die Erfindung wird den Chinesen zugeschrieben, demen die Herstellung bereits im 7. Jahrhundert bekannt war. Im 16. Jahr- hundert kam die Vorzellanfabrikation nach Japan, wo die Erzeu- gung zu einer besonderen Güte gelangte und den europäischen Markt belegte. 1706 enfand der Alchimist Joh. Fr. Böttger in Dresden das rote Vorzellan und 1708 entdeckte er im Gaarpuder das Raplin, welches die Herstellung des echten Porzellans ermöglichte, die in Meißen betrieben wurde und schnell zu höchster Blüte gelangte. Vorzellanfabrik Ändler Nr. 319/255. Die Vorzellanerzeugung wurde im Jahre 1856 von Serafin Endler aus Gablonz a. N. in Haindorf eingeführt. Er erkante zu diesem Behufe auf dem vom Kretschambesitze erworbenen Grunde das Wohnhaus Nr. 255 und am Külberberge eine Brennerei. Das erstere brannte 1859 in der Nacht vom 22. zum 23. April nieder. Gudler baute es in größserem Maßstabe wieder auf, wobei er das Erlwies- wasser zum Antriebe eines Kollerganges dienstbar machte Das Brennhaus Eekam 1875 die Nummer 255 und das mit der Fabri- fation verbundene Wohnhaus die Nummer 319. Endler erzeugte Tapeziererknöpfe und Pfeifenköpfe Er starb im Jahre 1872, worauf der Betrieb zum Stillstände kam. Da Endler eine Anzahl Heim- arbeiter beschäftigt hatte, Preifenkopfmaler und Knöpfekitter, war die Arbeitseinstellung immerhin ein bemerkbarer Nachteil für den, Ori. Im Jahre 1886 übernahm den Besitz der Sohn Adolf Endler, der den Betrieb wieder eröffnete. Er richtete die Geschirverzeugung ein und vergrößerte den Brennoffen in Nr. 255. Ein schweres Halzleiden behinderte ihn an seinem eisigen Fleiße und zwang ihm schließlich, das Geschäft ganz aufzugeben. Er starb im Jahre 1892 Die Fabrik erwarb 1893 von der Witwe Marie Endler (später Mildenau Nr. 211) Touis Schneider. Dieser betrieb die Fabrikation weiter, ohne damit den erhofften Erfolg zu erzielen und sah sich 348 schließlich gezwungen, nach mancherlei Versuchen das Antesen zu beräußern. 1899 am 18 September erwarb es der Fabrikant Franz Fritsch. Josef Kratzer's Söhne. Im Jahre 1848 errichtete der Handelsmann Josef Kratzer aus Haindorf Nr. 176 eine Knochenstampfmühle und Delpresse mit Wasserbetrieb unterhalb seinem Wohngebäude. 1876 übernahmen den Betrieb die beiden Söhhme Adolf und Jofef Kratzer. Sie stellten 1878 die Oelerzeugung ein und verlegten sich auf die Her- stellung von Kunftwolle. Der Antrieb war schon zwei Jahre vorher- durch die Aufstellung einer Dampfkraftanlage verbessert worden. In das Jahr 1879 fällt das Ansuchen zum Umbau in eine Porzellan- fabrik. Die Betrichsanlage wurde 1879 unterm 18. April behördlich ze- nehmigt. 1880 erstand, das Brennhaus an dem der Wittigzugewendeten Teile, dort wurde gleichzeitig eine Reißerei eingerichtet, 1881 die Malerei angebaut und am Hainwege die Fabriksrealität Nr. 341 für zwei Brennöfen errichtet. In dieses Jahr fällt das Ableben des Be- gründers Josef Kratzer. Im Jahre 1891 verkaufte Josey Kratzer seinen Anteil dem Bruder Adolf Kratzer, der nun die Fabrik bis zu seinem im Jahre 1895 erfolgten Tock allein weiterführte. Von ihm überging der Besitz an seine Witte Adele Kratzer, geborene Rößler. Sie nahm 1901 als öffentlichen Gesellschafter den Vorzellan- fabrikanten C m an u el Ga rei3aus Schlaggenwert auf. 1913 am Sonntag, den 2. November, gegen 10 Uhr abends brach im Brenn- hause Feuer aus, dem der Dachstuhl zum Opser fiel. 1918 schied der vorgenannte Teilhaber aus dem Geschäfte. An seine Stelle traten 1919 der Firma bei: Rudolf Gr ei n er und Alfned He m p el aus Wei m ar. Die Fabrik beschäftigt heute 140 Arbeiter. Die Porzellanmalerei als selbständiges Gewerbe ver- dankt ihr Entstehen dem Vorzellanerzeuger Serafin Endler, welcher mehrere Pfeifenkopfmaler als Heimarbeiter beschäftigte. Längere Zeit betrieben das Hausgewerbe Josef Seiboth, Josef Effenberger, Josef Ehrlich und Anton Stams, dessen Enkel Franz Stams in Nr. 122 neben dem Vorzellanwarenhandel noch die Porzellan- malerki als selbständiger Meister ausübt. „Die Haindorfer Papiermühle“, Ferdinandstal Nr. 1. 1783 erbaute Karl Schütz, der Pächter der Friedländer Papier- mühle, mit obrigkeitlicher Betilligung an der Stolpich bei Händori eine neue Papiermühle. Da er ein vorzüglicher Fachmann war, er- hielt das Friedländer Unternehmen einen gefährlichen Konkurrenten, dir sich auch durch noch so gut begründete Vorstellungen bei den 348 verschiedenen Aemtern nicht aus d.m Sattel heben leß und auf Grund der nachstehenden Baubewilligung sein Vorhaben durchführte „Meinen Herrschaft Friedländer unterthänigen Karl Schüh, gewesener Papiermühlenspächter in der Stadt Friedland, auf dessen eingebrachtes Petitium, um an meinem Stolpigflusse, auff dessen alleinige Rofisen eine eigene Mühle, erbauen zu dürfen, hiemit zum Bescheid. Daß, nachdeme derselbe einerseits jederzeit von allen Gattungen ein dergestaltiges Papier erzkuget hat, welches nicht nur seiner vollkommenen guten Qualität halber, viele andre übertroffen, sondern auch von verschiedenen K. K. Kanzlehen gebrauchet und abgenommen worden, anderseits aber meine Hochsel. Herrm Antecei- sores meiner Herdschaft Friedland, in dem zwischen Ihnen und Ihro- Schukz unterthänigen Stadt Friedland erigirten Tranzactions In- strument Ihren grund Obrigkeitl. Rechtk nicht entsaget haben, eine andre Papiermühle außer der Stadt Friedland errichten zu können, so gebe Ihme Supplicanten Karl Schütz auch meine Grunz Obrigkeitl Betilligung dis ansuchende Papiermühle an meinen Stolspichflusse auf seine eigene Kosten, jedoch mit diesen ausdrück- lichen Bedüngnüssen erbauen zu dörfen; womit er Supplicant 1 mo Ehe und bevor er zu diesem neuen Baue noch den min- desten Anffang machet, sich bey einem Hach Löbl. K. K. Landes Gubernio in Königreich Böheim eine vorläufige Bestätigung dieser meiner Grund Obrigkeitl. Betilligung bewirke. 2 dp. Womit sich derselbe berobligire auf immerhinnige Zeiten alljährig nomine Zinnses 100 fl. in 4 quartalisen Ratis in meine Herrschaft Friedländer Amts renten abzuführen; Was nun 3 tio. Die Stratzensammlung anbelanget, nach deme solch Vermög K. K. Patents dd. 2ten Mah 1776 als eine frehe Be- schäftigung allgemein erkläret, kann Supplikanten eben so wenig ein Vorrecht eingeräumt als dem Friedländer Städtischen Papier- mühlenpächter eine Einschränkung gemacht werden. Brag, den 16. Feber 1783. Christian Philps Graf Glam-Gallas. Schütz begann sofort mit dem Baue trotz der Eintwendungen der Stadt Friedland. Sein Nachfolger war der Sohn Ferdinand Schütz, der den Besitz wiederum dem Sohn Ignaz Schütz übergab. Von diesem erbte die Papiermühle Florian Hirschmann, der sie 1849 seinem Sohne Josef Hirschmann verkaufte. Von ihm erwarb sie Ferdinand Thiel aus Grottau, der sie wiederum an Franz Habel aus Bodenbach ab- trat, welcher das Unternehmen 1863 über gerichtliche Betreibung an den Papiermacher Josef Steinffelder senior übergab. Diesem folgte am 26. Jänner 1874 der Sohm Josef Steinfelder und von diessem Josef Ullrich. 1893 erwwarb. kaufte ihn 1886 am 14. Jänner den Betrich Gduard Rudolf Baher,) welcher darin die 7) Aus Sunnetsdorf bei Brüz, + 14. 5. 1900. Betrieb zeitweise auch den Baumwollhandel. 350 Reißerei begann. Sein B.sitznachfolger war Gduard Krause in Reichenberg, von dem die Reißerei 1912 am 13. November die Gebrüder Franz, Anton und Josei Finke in Haindorf kauften. Am 27. Juni 1919 wurde Franz Finke alleiniger Besitzer der Realität, die am 15. Mai 1923 ein Raub der Flammen wurde. Papierfabrik Anton Rößler, Nr. 340. Die Realität wurde im Jahre 1880 von Ignaz Krause, Holzwarenerzeuger in Weißbach, als Glasschleiferei erbaut. 1882 betrieb darin Mari 3im mermann aus Morchenstern die Wollreißerei ohne ämtliche Bewilligung, weshalb ihre Tätigkeit nach kurzer Frist behördlich untersagt wurdk. Am 18. Juli 1882 kaufte das Anwesen Anton Rößler, gewesener Papiermühlenpächter in Fri-dland, und richtete die Paspierfabrikation ein, u. zw. mit Wasser- und Dampfbetrieb. Mit der Erzeugung ward am 15. November des ge- nannten Jahres begonnen. Rößler pachtete noch die Realität Nr. 270 in Raspenau (Ortsteil Ferdinandstal) zur Erzeugung von Pappe und Weberkarten und die Fabrik Nr. 302 in Haindorf, wo- selbst er Holzschleiferei betrieb. Am 10. Dezember 1901 erlag der raft- lose Unternehmer einem Nerbenleiden. Er betätigte sich viel im öffentlichen Lehen, unterstützte alle humanitären und völkischen Bestrebungen, zumal der Hebung des Feuerlöschwesens im Bezirke widmete er sich mit anerkanntem Erfolge. Sein Erbk übernahm die Witwe Ida Rößler, die den Betrieb bis auf den heutigen Tag gemeinsam mit ihren Kindern Anton und Ernil weiterführt. Die Glasindustrie. Als nach dem 66er Kriege die Glasschleiferleute im Gebirge ihre Habannazigarren mit Guldenzetteln anzündeten, schien auch den oberen Wittigtalern die Zeit für gekommen, der armseligen Handwebenzi Valet zu sagen und sich dem gläsernen Glückshorne zu- zuwenden. Wie die Pilze schossen die Druckhütten und die Glas- schleifereien in unserer quellenreichen Talung empor- Nicht weniger als 13 Druckhütten bzw. Glasschleifereien ent- standen im Ortsgebiete innerhalb drei Jahren (1867—1870): Nr. 134, Brettsäge des Bauern Josef Semtner in Haindorf Nr. 59. Durch Erweiterung: Adolf Müller (Nr. 224) Gduard Effenberger (Nr. 194) Josef Gärt- ner Nr. 186) Franz Stompk (Nr. 171) Josef Ullrich (Nr. 212 Anton Schindler (Nr. 135) Josef Augsten (Nr. 28) Anton Gfeynberger (Nr. 235) Julie Breißler (Nr. 148) Josef Stompe (Nr. 132) Josef Hirsch- mann (Nr. 302) und Ignaz Kraufe (Nr. 340). Die umfangreichste Be- triebsstätte war jene des Kaufmannes Adolf Müller am Lehen. In der Blükezeit beschäftigte sie ungeführ 100 Arbeiter, umfaßte 351 acht Öfen und zwanzig Radstühle. Erzeugt wurden Glasknöpse. Müller starb, 1868; fein Nachfolger war Julius Swoboda, der dessen Witwe Karoline Müller ehelichte, 1878 das Geschäft übernahm und bis 1890 betrieb. Die zweitgrößte Schleiferei war jene in Nr. 134, die der Parer Josef Semtner im, Anschlussse an seine schon bestehende Brett- sägk erhaute und pachtweise den Glasmachern Posselt und Elstner- aus Jofefstal überließ. Von ihnen übernahm die Schleiferei der Brettschneider Anton Bergmann aus Neustadt a. T. und kaufte sie im Jahre 1877 sannt der Brettsäge. Er beschäftigte 5 Drucker und 20 Schleifer und erzeugte Knöpfe, Kreuze und Lufterkoppen. Diese Be- triebsstätte behauptete sich am längsthen. Sie ging erst 1893 ein, nach- dem allen anderen nur eine kürze Dauer beschieden war. anf. Wo die Wassellraft fehlte, wurdsen in den Häufern Trempel- zeuge“ aufgestellt, Schleifzeuge, die mit dem Fußze betrieben wurden. Die fertigen Waren trugen die Arbeiter allwöchentlich am Rücken übers Gebirge zu den Auftraggebern, auch zur strengsten Winterszeit, bis die allgemeine Krise in der Glasindustrie dem mühseligen Erwerbe des Wittigtales ein Ende machte. Haindorfer Kunsthornwerke Hausmann, Augsten d Co. Einen neuen Industriezweig führte 1920 der Kaufmnn Rudolf Äugsten Nr. 352 ein, die mechanische Erzeugung von Kunsthorn zur Herstellung von Billardkugeln, Griffen für Spazierstöcke, Zigarren- spitzen 2c. Er erbaute zu diesem Behufe bei seinem Hause Nr. 110 eine eigene Betriebsstätte. Das Hanswert. Wie sah es alter Zeit mit dem Gewerbe aus? Welcher Gegen- satz zur Fehtzeit! Mochte einer noch so gut sein Handwerk verstehen, er konnte nicht Meister werden, bevor er nicht so und so biele Jahre in der Welt herumgewandert war und dann mußte er erst cin Meisterstück liefern, und wenn ihm die Zunftherren nicht hold waren, ließen sie ihn erst noch warten und setzten ihn kleinlichen Plackereien aus. Das starre Zunftwesen sorgte mit Hilfe der Grundherren da- für, daß bis ins 18. Jahrhundert auf dem Dorfschaften kein Gewerbe betrieben werden durfte. Nur das Schärfen der Pflüge, das Flicken der Schuhe und andere geringfügige Arbeiten wären auf den Dori- schaften erlaubt. Wollte ein Bauerssohn ein Handwerk erlernen, jo brauchte er dazu die herrschaftliche Bewissigung. Die natürliche Folge davon war, daß sich das Gewerbe zu einer Blüte und Macht in den Städten erhob, die es nie mehr erreichen wird. Mühlen. In der deutschen Poesie nimmt die Mühle einen breiten Raum ein. Un- gezählie Volksweisen preisen noch heute ihren Reiz, erzählen Sagen und Märchen 352 von ihrem Zauber. Aber auch Spuk und Schauer, düstere Romantik streuen die Gezeiten über die alte Waldmühle aus, diesen Schlupfwinkel Aichtscheuer Gestalten, über die sichere Obhut der Schwärzer und Wilderer, mit denen der Müller einen Bund geschlossen, dem alle dunklen Kräfte zu Diensten standen. Im Jahre 1630 erließ Wallenstein“) unterm 16. April ein Patent gegen die Gefahr des umblaufenden Mahlgesindels“, dem nicht recht beizukommen war. „Bei diesen gefährlichen Zeiten, da sich allerhand Säuchen und Krankheiten merken und spüren lassen, nicht allein das herrenlose Gesindel unter dem Namen abgedankte oder angeworbene Soldaten, sondern auch vornehmlich das Müller- gesindel häufig sich befindet, in den Mühlen einspricht und übernachtet“, gegen das mit aller Strenge vorgegangen werden sollte. Die älteste Mühle in Haindorf war die sogenannte Scholzmühle Nr. 5, aus der nachher die Fabrik der Firma Fritsch & So. entstanden ist. Sie war ein Bestandteil des Lehengutes, dessen Besitzer das ausschließliche Recht des Mahlens und Backens hatten. Die Ortsinsassen waren verpflichtet, nur in dieser Mühle ihr Getreide mahlen zu lassen. Nach einer mündlichen Ueberlieferung soll die erste Mühle am Erlwieswasser sich befunden haben und durch Feuer zerstört worden sein. Dies müßte aber schon sehr frühe geschehen sein, denn be- reits zu Anfang des 16. Jahrhunderts wird der Mühle beim Kretscham „an der Brucken“ Erwähnung getan. Das Gewerbe ließen die Lehensbesitzer durch einen tauglichen Müller ausüben. Die Mühle hatte zwei Gänge und wurde 1845 von Grund aus neu und größer gebaut. 1861 faufte sie von Friedrich Kretschmer Franz Neumann aus Heiners- dorf. Dieser vergrößerte das Gebäude, verlegte den Mühlgraben, der bei Nr. 41 sich in die Wittig ergoß und richtete daselbst eine Schafwollspinnerei ein. Im Jahre 1846 kaufte Franz Neumann, Müller, das von Franz Lichten- ecker, Förster, 1837 im Ortsteil Neudorf erbaute Haus Nr. 212, das er zu einer Mühle herrichtete. Der Besitz überging schon nach Jahresfrist an den Müller Josef Bergmann und von diesem 1848 an den Müller Ferdinand Vogt, der die Realität 1853 an Garl Löffler, Müller aus Friedland, veräußerte. 1858 er- warb die Mühle Ignaz Wildner, Bauer aus Raspenau Nr. 1, von dem sie der Schwiegersohn Josef Ullrich, Müller aus Hegewald, kaufte. Sein Besitz- nachfolger war der einzige Sohn gleichen Namens, der sie 1882 am 27. 7. über- nahm, und von dessen Erben überging sie 1891 am 18. 7. an den Müller Anton Rudolf aus Kriesdorf, welcher vorher die Mühle in Weißbach besessen. Rudolf baute viel. Er richtete den Dampfbetrieb ein, ohne seine Mühe von dem er- hofften Erfolge gekrönt zu sehen. Er verlegte sich schließlich auf die Reißerei, die 1909 am 20. April sein Sohn Franz Rudolf übernahm. Die ehemalige Lehnmühle Nr. 260 wurde 1859 von Florian Effen- berger, Müller und Bäcker, erbaut, von dem sie 1860 Ferdinand Pohl, Müller und Bäcker aus Weißkirchen, kaufte, der sie 1898 dem Sohne Josef Pohl über- ließ. Am 9. April 1899 brannte sie ab. Das Haus wurde noch im selben Jahr wieder aufgebaut. Die Müllerei wurde aufgelassen. 1871 erbaute Ignaz Krause (genannt Roaspernaz) aus Weißbach auf der Wirtschaft Nr. 77 am Stolpichbache die Mühle Nr. 297. Von diesem überging sie 1880 durch Kauf an Ferdinand Schindler aus Nr. 135. Gr betrieb außer- der Müllerei noch die Bäckerei. Beide Gewerbe übt seit Jahren sein Schwieger- sohn Alfred Rudolf Leukert aus. Das Gastgewerbe. Noch 1520 klagt Grasmus von Rotterdam in seinem klassischen Reise- briefe heftig über den Mangel an Herbergen in Deutschland. Als die goldene 4) Unter Wallenstein mußte jeder Müller zwei Paar Tauben halten und alle Monate in die her- zogliche Füche zwei Paar junge Tauben liefern. 353 Zeit der Fuhrleute anhub und hohe bepackte Frachtwagen nach den Messeplätzen rollten, da taten sich überall Herbergen auf, Schenken und Krüge, meist zweifel- hafter Natur, sodaß mancher die Geldkatze fester an den Leib schnallte. Ja, es war damals eine selbstverständliche Gepflogenheit, nachts neben sein Lager die geladenen Pistolen zu legen. Aber auch die Reinlichkeit ließ viel zu wünschen übrig. Die weiße und die schwarze Plage (Cäuse und Flöhe) waren noch das geringste Uebel, das man sich auf den Hals lesen konnte. Als sich die weiten Räume des neuerbauten Gotteshauses den frommen Wallfahrern öffneten, stieg die Anzahl der Pilger ins unglaubliche. Hundert- taufende brachte ein Jahr in den aus kaum 50 Häufern bestehenden Ort, die sämtlich, außer dem Kretscham, nur einfache Hütten waren. Der Kretscham war das einzige Wirtshaus. Auf Heuböden, Scheuern, im Kreuzgange neben dem Kirchhofe, ja selbst im Freien mußten die Scharen nächtigen. Da entschloß sich die Grundobrigkeit zum Baue einer Schenke, das noch heute bestehende Ein- kehrhaus „Stadt Wien“, Nr. 86. Damals war das zwischen Nr. 89 und 281 stehende und dem Ottomar Kollmer gehörende Gebäude die herrschaftliche Pferdestallung, die niemand an- deres benüten durfte. Die prächtige Kirche, welche ihresgleichen weit in der Runde nicht hatte, gab dem Gnadenbiloe erhöhten Ruf und zog auch den um- liegenden Adel herbei, der damals meist zu Rosse reiste. Für diese ließ die Gräfin- Johanna Gmerentia Gallas nebenan gegen den Kloftergarten zu einen neuen Stall erbauen, der später zu Nr. 86 kam. 1723 am 1. Oktober berichtete der Bauschreiber Johann Christoph Führich an die Gräfin: „Der Zimmermann Carl Neumann nebst seinen Leuten hat den Stall fertig und wird kommende Woche am Stübel fortbauen. Die Pferde werden heute Nacht im neuen Stall einziehen, weilen Herr Graf Schafgotsch dieser Tage hier einkehren möchte und der Stall wegen mitbringenden Pferden geräumt soll werden. — Den Platz allwo künftig der große Gewölbbogen (zu Nr. 36) gemacht werden soll, habe auch ebnen lassen.“ 1733 am 18. Guli tauft der gewesene Verzdorfer Schulmeister Johann Georg Buchelt, die „vor etlichen Jahren“ neu erbaute Schenke samt „darzu auf 2 Ghaluppen abgereinte Blanel oder Garten nebst einem Stückel Kuchelgarten gegen des bisherigen Tischlers Wohnung gelegen, dann auch die neuerbaute Stallung.“ Damit war die Gerechtsamkeit des Backens, Schlachtens und Kochens verbunden. Der Wirt war verpflichtet, den halbverschlossenen Stall für die Herrschafts-Pferde, wohl und bewahrt“ vorzubehalten. Er mußte Bier und Uranntwein von der Herrschaft beziehen. Der Weinbezug war ihm frei gegeben worden, wofür er aber 3 fl 3ins zu geben hatte. Ferner war er schuldig, zu gleicher Hälfte zu unterhalten und jährlich das Musical-Impost Geld die Hälfte helfen beitragen, nicht weniger Erbgrundzins jährlich zu St. George */- Schock und zu St. Gally 1/- Schock erlegen. So waro ihm der Befehl, mit Weib und Kind ein frommes Leben zu führen, keine verbotenen Spiele zu hegen, keine verdächtigen Personen auszuhalten und alle ankommenden Gäste und Wall- fahrer freundlich bewillkommen und bedienen und mit allen Notwendigkeiten zu versehen. „Wenn sich aber einige Schlaghändel sollten ereignen und er nicht selbsten vergleichen könnte, soll er solches dasigen Gerichte gleich notifizieren, da- mit sie solches vergleichet.“ 1748 erwarb Buchelt das Oberfeld gen Liebwerda zu, wohin während der Gehegezeit kein Vieh getrieben werden durfte, er war verhalten, das „Hochobrigkeitliche junge Rindoteh“ auf die Hälfte zu erziehen. 1751 am 16. Dezember erwirbt die Schenke famt Bauftelle gegen die Wittig Hans Heinrich Krause für 1200 fl (Sch B. pag. 226). Von diesem über- nimmt sie 1760 am 10. Guli der Sohn Anton Krause samt Baustelle und allen Gerechtsamkeiten (Sch. B. pag. 342). 1803 am 28. Juli kauft die „Obere Schänke“ der Schwiegersohn Anton Neumann (genannt Brat-Tonl) für 1300 fl famt Bauftelle gegen die Wittig zu zwischen Anton Kratzer und Anton Krause (Sch. D. pag. 1015). 1815 am 23. November erwirbt sie Johann Christoph Effenberger, Bäckermeister aus Nr. 4, welcher sie 1825 seinem 354 Sohne Florian Effenberger überläßt, bestehend aus Schenkstube, Rüche, Backstube, Rutscherstube und Fleischgewölbe. 1836 übergeht sie an dessen Bruder Josef Effenberger"). 1859 erwirbt das Gasthaus Florian Neisser, von dem es 1865 Unton Augsten aus Nr. 49 kauft. 1867 übergeht der obere Teil mit der Schenke an Ferdinand Lange aus Weißbach Nr. 15, der niedere, die ehemalige herrschaftliche Stallung, an Mar Hitschmann, Kaufmann aus Prelouc, letzterer Teil erhielt die Nr. 281. 1868 kauft Hitschmann Nr. 86 dazu. Den großen Gewölbebogen ließ er abtragen, den übrigen Teil neu ausgestalten. 1895 ward der turmartige Unbau an Nr 86 errichtet 1904 am 21. Mai über- nahm das Anwesen der Sohn Alfred Hitschmann, der den oberen Teil Nr. 86 im Jahre 1908 an Adolf Gnge, Gastwirt aus Friedland verkaufte. 1918 übergeht der Besitz an Sophie Schöntag. Um 1748 errichtete die Herrschaft die sogenannte niedere Schenke Nr. 89, das heutige Gasthaus, Zu drei Linden“, die sie mit denselben Gerecht- samketten, wie sie die obere Schenke besaß, ausstattete. Der erstbekannte Be- sitzer ist jener Hans Georg Buchelt, der vorher die obere Schenke besessen. Von ihm übernimmt die Schenke 1759 für 1000 fl sein Gidam Josef Effen- berger (Sch. B. pag. Nr. 311). 1766 am 12 Guli verkauft sie dieser für 950 fl. rhein. an Wenzel Wöldner (Sch. B. 477), der sie 1769 am 4. 12. für 1600 ff. an Johann Josef Richter, samt Scheuer und Fleischerhäusel unterm Weg- überläßt. 1782 am 24. März kauft die Schenke der ledige Friedrich Anton Kratzerum 1000 fl (Sch. B. 922). 1814 erwirbt fie Friedrich Anton Kratzer, der das Anwesen am 1. Dezember an Anton Kratzer veräußert. 1821 am 12. März kauft die Schenke Franz Preißler, 1830 am 15. August übergeht sie an Karl Scholz, Fleischer aus Wünschendorf, der sie wieder 1859 am 20. Novem- ber seinem Sohne Karl Scholz überläßt. Letzterer verkauft sie 1878 am 30. De- zember an Adolf Alamt aus Weißbach, von dem das Gasthaus 1905 der Sohn Adolf Klamt erbte, der es noch heute besitzt. Noch 1830 gab es in Haindorf nur die bereits erwähnten drei radicirten Realgewerbe. 1843 kauft Jofef Kratzer, Bäcker aus Nr. 44, das Haus Nr. 85 von Anton Reil, Bäcker, (genannt Milltonerch) für 1400 fl und errichtete darin die Gast- wirtschaft unter dem Namen „Kaiser von Oesterreich“. Ein Jahr darauf mich das alte Bindwerkhaus einem größeren Steinbau mit anschließendem Tanzsaal- 1665 am 21. Tänner kauft den Gafthof Beate Kratzer, verwitwet gewesene Pfeifer, die zweite Gattin Josef Kratzer, die es 1872 am 9. Feber ihrem Sohne aus erster Ehe, Franz Pfeifert4) aus Grünwald überläßt. 1894 am 14. Ok- tober erwirbt das Gasthaus ,,Zum Kaiser von Oesterreich“ Franz Josef Scholz, Drechstermeister aus Nr. 129. Gr ließ das Gebäude abtragen und an seine Stelle das bestehende neuzeitig eingerichtete große Hotel errichten. Unter der Benennung „Klosterhof“ ward das neue Hotel Weihnachten 1900 er- öffnet. Sein Name wurde später in „Kaiserhof“ umgeändert. 1847 kaufte Ignaz Wildner, Bauer in Raspenau Nr. 1, die Realität Nr. 73 für seinen Sohn Florian Wildner, der die Gastwirtschaft „Zur Sonne“ errichtete und 1849 selbe durch Unbau eines Tanzsaales erweiterte. 1874 erbt den Besitz die Witwe Julie Wildner, von der den Gasthof 1875 am 15. Juni Josef Maier, Bäcker in Mildenau, erwirbt und den Saal vergrößert. Das Gastgewerbe übte sein Sohn Ferdinand Maier aus, welcher 1901 am 26 Feber den Besitz übernimmt. Nach dessen im Jahre 1902 erfolgtem Ableben gelangt das Gasthaus an dessen Erben: Josef, Otto und Alfred Maier. Der Miterbe Josef Maier fiel 1914 am 26. August bei Komarov im Kampf gegen die Russen. 4) Der erste freigewählte Gemeindevorsteher (1849—1858). 4) War einige Jahre Gemeindevorsteher. 355 Das Gasthaus zum schwerzen Adler“ Nr. 144 wurde 1856 von Karl Seibt. Fleischer aus Einstedel, errichtet, der in diesem Jahre die Realität von Josef Preißler, Fleischer, kaufte. 1863 übernimmt es von den Erben Franz Kr ause, Fleischer aus Eusdorf, der es 1878 am 31. Jänner dem Josef Rößler, Fleischer aus Neundorf, käuflich überläßt. Von Rößler kauft es 1886 am 14. März Stef an Augsten, Zuckerbäcker aus Nr 83. 1896 erwirbt es von diesem Anton Bergmann aus Nr. 139, der es dem Ernst Jantsch aus Neustadt, dem gegenwärtigen Besitzer, verkauft. Das Gasthaus „Zum grünen Baum- Nr. 91 besteht seit 1859. Den Schank erwarb Anton Sauer; von ihm übernahm das Gasthaus 1865 der Sohn Anton Sauer, Bäcker. 1881 kauft es dessen Witwe Franzista Sauer- (geborene Neumann aus Liebwerda Nr. 1). 1838 am 21. September erwirbt es deren zweiter Gatte Josef Rößler, Bäcker. Dieser überläßt es dem Schwiegersohn Gustav Krause aus Haindorf Nr. 6, dem jetzigen Besitzer. Das gleiche Alter weist das Gasthaus „Zur Tafelfichte“ Nr. 194 auf Das Gasthaus war früher unter dem Namen „Moosschenke“ den Wallfahrern bekannt. An der östlichen Dachecke hing ein Arm mit einem „Tönnel“, zum Zeichen, daß hier Wagenschmiere zu haben war. Der erste Wirt war Josef Effenberger, Bäcker aus Weißbach Nr. 175, von ihm übernahm 1883 am 6. Tänner das Gasthaus der Sohn Adolf Effenberger, Seiler. 1892 erhalten es dessen Erben Das Wirtschaftsrecht übergeht an die Witwe Anna Effenberger, zum zweitenmale verehelichte Semtner. 1861 erwirbt der Fleischermeister Gduard Effenberger in Nr. 4 die Schank- berechtigung. Das Gafthaus trägt die Ueberschrift, Zur Giche“. Gduard Effen- berger starb 1897. Das Anwesen erbte die Witwe Anna Effenberger, geborene Scholz aus Liebwerda, die es jedoch schon im September desselben Jahres dem ältesten Sohne Gduard Effenberger, Fleischer, übergibt der das Ge- werbe noch heute ausübt. 1906 am 8. November brannte das Gebäude ab und wurde 1907 wieder aufgebaut. Dasselbe Jahr (1861) entstanden noch zwei Gasthäuser: „Zur Weintraube- Nr. 264 und „Zum Felsenkeller“ Nr. 259. Das erstere gründete Franz Preißler, Bäcker, von dem es der Sohn Franz Preißler 1895 übernahm und der es- an Marianne Scholz verkaufte. Von dieser erhielt es der Sohn Karl Scholz, der gegenwärtige Besitzer. Das Gasthaus „Zum Felsenkeller“ Nr. 259 im Ortsteile Lehn errichtete Gduard Aufte l. 1823 übernimmt es dessen Sohn Adolf Austel und von ihm 1894 die Gattin Antonia Austel. 1895 erhalten es die Söhne Alfred und Rudolf Austel je zur Hälfte. Im Jahre 1862 erhielt Josef Linke in Nr. 267 die Schankberechtigung. 1879 erweiterte Linte das unter dem Namen „Zum Waldschlößchen in Tou- ristenkreisen bekannte Gasthaus am Gingange der malerischen Stolpichschlucht durch Anbau eines Tanzfaales, der später eine Vergrößerung erfuhr. Das Gasthaus „Zur Stadt Friedland“ Nr. 117 besteht seit 1862. Errichtet wurde es von Anton Effenberger aus Nr. 62 (Neubauer). 1879 am 21. Jänner kauft es der Schwiegerfohn Ferdinand Geibt aus Busch- üllersdorf. Von diesem übernahm es Wilhelm Seibt, der jetzige Besitzer. Im Jahre 1868 erhtelt Ignaz Effenberger, Fleischer in Nr. 97, die Be- willigung zur Eröffnung des Gasthauses, Zur Krone“. Nach dessen im Jahre 1902 am 21. April erfolgten Ableben erbt es die Witwe Marie Effenberger, geborene Menzel aus Friedland Nr. 412 und 1903 erbt es von ihr der Sohn Josef Effenberger, welcher es an Adolf Kratz er, Fleischer, verkauft. Das Gasthaus, Zur Grholung, Nr. 278 wurde 1870 von Franz Krause, Bäcker aus Nr. 155 eröffnet. 1873 brannte es mit Nr. 22 ab und wurde 1874 wieder aufgebaut. 1894 erwirbt es der Schwiegersohn Franz Stephan. der es gegenwärtig noch besitzt. 356 1874 wurde das Gasthaus, zum weißen Roß Nr. 133 von Josef Preibisch aus Liebwerda Nr. 72 gegründet. Er überließ es 1876 am 19. Sep- tember dem Enkel Franz Hälbig. 1892 brannte es ab und wurde 1893 neu- gebaut. Franz Menzel, der jetzige Besitzer. Im Jahre 1875 errichtete der Feldgärtner Anton Bergmann im Haufe Nr. 73 das Gasthaus,zum Feldschlößchen. Von ihm erbt es 1886 der Sohn Julius Bergmann. Von diesem kauft es 1910 am 6. 11. Kratzer und von diesem erwirbt es 1918 Antonie Maier in Haindorf Nr. 73 zur ehemaligen Stammwirtschaft von der es seit 1800 getrennt gewesen war. 1920 übergeht der Besitz an den Haindorfer Stadtsekretär Herrmann. 1872 erwarb sich Stefan Augsten in Nr. 288 die Gasthauskonzession. Von ihm erbt es 1887 die Tochter Anna Augsten, verehelichte Ringel. 1897 am 1. Dezember kauft es von ihr Anton Krause. Unter diesem Besitzer erhält das Gasthaus den Namen,zur Stadt Görliz-. Das Gasthaus „zum goldenen Stern“ an der Liebwerdaerstraße erbaute 1888 der Klempnermeister Heinrich Knirsch. Von diesem übernahm es 1904 der Sohn Gustav Knirsch, Klempner, der es 1906 seiner Witwe Marie Knirsch, geb. Ressel, hinterläßt. Von ihr kauft es Porsche aus Neustadt. Im Jahre 1886 errichtete Thaddäus Augsten im Hause Nr. 88 das Gasthaus, zum deutschen Haus“. Von ihm erbt es der Sohn gleichen Namens, der es noch heute besitzt. Das Hotel „Zum goldenen Gngel“ Nr. 190 errichtet 1895 Anton Worf, Fleischer aus Nr. 220. Von ihm erbt es 1917 dessen Witwe Marie Worf, ge- borene Beuker aus Nr. 99, die es noch besitzt. 1904 entstanden die im Ortsteil Neudorf befindlichen Gasthäuser: „Zum Stolpichfall“ Nr. 410 des Josef Tschiedel und, zum Tiroler Nr. 291 der Amalie Finke. Zeitweise wurde in den Häusern Nr. 303 (von Anton Sampel) und Nr. 96 (von Adolf Hampel, der Schank ausgeübt. So befand sich auch im Hause Nr. 11 längere Zeit ein Weinschank, desgleichen in Nr. 119. Seit 1887 betreibt Florian Neisser im Hause Nr. 359 einen Kaffeeschank. Die Zeit nach dem Zerfalle des alten Reiches brachte mit dem Wandel der Dinge auch das tschechoflowakische Gebot, auf den Schildern neben die deutsche Aufschrift das Wort „Hostinec“ zu setzen und Namen wie „Kaiser von Oesterreich, Kaiserhof“ etc. durch andere weniger staatsfeindliche Benennungen umzutauschen Manche wählten das internationale Wort „Hotel“, in der Mei- nung, dadurch sei das Wort „Hostinec“ entbehrlich geworden und fügten einfach den Familiennamen bei, z. B. Hotel Scholz, Hotel Schöntag, Hotel Worf (früher Kaiserhof, Stadt Wien, Goldener Engel), das war nun durchaus nicht im Sinne der Regierung gelegen. Bäckerei. Bis zu Ende des 16. Jahrhunderts übte das Recht des Backens für den öffentlichen Verkauf der Lehensscholze allein aus4). Nach der Erbauung des Klosters kam mit dem starken Fremdenzuzüge dieses der Mühle entstammende Handwerk mehrfach zur Einführung. So übt 1758 Anton Kratzer im Hause Nr. 44 dieses Gewerbe aus; desgleichen befand sich zu der Zeit in Nr. 94 eine Bäckerei, die ein Nachkomme des ehemaligen Scholzengeschlechtes namens Christoph Hübner betrieb. In Nr. 43 war bereits 1730 ein Bäcker, woselbst noch 1810 Josef Nase diesem Handwerk oblag. 1756 kaufte Hans Friedrich Junke, Mühl- bursch aus Engelsdorf das Haus Nr. 70 und richtete die Bäckeret ein. Ein- ) Das Eintragen fremden Brotes war nur den Bäckern zu Irtedland erlaubt. 357 Sohn von ihm, Franz Funke, erwarb 1787 das Haus Nr. 94, wortn er das Handwerk seines Vaters ausübte. Lange Zeit ist die Bäckerei auch im Hause Nr. 85 betrieben worden. Bereits 1730 nennt das Haindorfer Kaufbuch Hans Ghr. Hübner als Bäcker, der ebenfalls ein Sprosse des alten Scholzengeschlechtes war. Noch 1862 übt daselbst Josef Kratzer die Bäckerei aus“). Das Recht des Backens und Schlachtens hatten auch die Besitzer der beiden herrschaftlichen Schenken Nr. 86 und Nr. 89. Im Jahre 1859 gab es im Orte acht Bäcker. Gegenwärtig (1919) betreiben das Handwerk: Josef Ludwig Nr. 87, Gustav Krause Nr. 91, Adolf Killmann Nr. 93, Johann Erbert Nr. 198, Josef Pohl. Nr. 260, Franz Kratzer Nr. 320, Johann Woitischek Nr. 376, Alfred Leukert Nr. 297 und Ferdinand Krause (Zuckerbäcker) in Nr. 175. Fleischer. Wie die Geschichte des Lehen besagt, hatten die Besitzer dieses Gutes anfänglich auch das ausschließliche Recht des Schlachtens in der Gemeinde. Als nach dem Kirchenbaue die beiden herrschaftlichen Schenken Nr. 86 und 89 erstanden, erhielten deren Wirte ebenfalls diese Befugnis. Sämtliches Schlacht- vieh, das vordem zuerst der Grundobrigkeit, hierauf dem Scholzen, nach diesem den Fleischern in Friedland angeboten werden mußte, durfte nun auch ben beiden Gastwirten verkauft werden. Das Recht des Schlachtens, Backens und Schenkens wird im Kretscham seit langem nicht mehr ausgeübt. In Nr. 86 und 89 hatten lange Jahre hiesige Fleischhauer ihre Verkaufsgewölbe, Das ihnen zustehende Recht des Schlachtens und Backens üben auch die Besitzer dieser Realitäten seit Jahrzenten nicht mehr aus. Am längsten hat sich dieses Gewerbe im Hause Nr. 4 erhalten und zwar seit 1778 in einer Familte, deren Nachkomme Gduard Offenberger gegenwärtig die Fleischhaueret noch betreibt. 1867 richtete Robert Bergmann aus Göhe im Hause Nr. 67 die Flei- ein. Ihm folgte im Berufe der Sohn Adolf Bergmann, ber 1909 bas scheret Nr. 300 von der Friedländer Bezirkssparkasse kaufte ehemalige Kratzersche Haus und seither in diesem das Gewerbe ausübt. 1868 Ignaz Offenberger das Gewerbe, das gegen- In Nr. 97 begann wärtig von Adolf Kratzer, dem Besitzer des Hauses, betrieben wird. In Nr. 114 machte sich 1875 der aus Mildeneichen stammende Fleischer Josef Scholz selbständig. Das Geschäft besitzt zurzeit Hermann Gabriel. Die im Hause Nr. 253 bestehende Fleischerei richtete in den achtziger Jahren Ferdinand Kratzer, der Vater des Besitzers von Nr. 97, ein. Das Ge- werbe hat gegenwärtig Adolf Brosche inne. Äußer den Genannten obliegen dem Handwerke zurzeit noch Julius Einke Nr. 267, Florian Reißer Nr. 359, Heinrich Ülbrich Nr. 181 und Florian Bürger in Nr. 133. Schmiede. Das Fuhrwesen verlangte schon in alter Zeit die Schmiede. Sie befand- sich in der Nähe des Kretschams im Hause Nr. 38, wo man es noch heute bei Schmiedanton nennt. Nach einem Zinsverzeichnisse von 1630 entrichtete der Schmied fürs Handwerk 15 g. 3 d, die neue Vorschreibung betrug 23 kr. 14/2 d. 1651 wird Chrifto ph Ullrich als Schmied genannt Gr liefert 1654 der Kirche in Haindorf 21 Klammern zu je 21 kr., Brettnägel, das Schock zu 10 kr. und 4) Lange Zeit war desgleichen dieses Gewerbe im Hause Nr. 88 betrieben. 1770 am 2. 9. wird daselbst der Bäckermeister Christoph Effenberger genannt in der Rasp. Pfarrmatrik (Domuncalary et Pistoris); an diesem Tage ehelichte dessen Sohn Johann Christoph die Tochter des G. Chr. Hübner, Müllers, Anna Rosina. 358 große Nägel zum Beschlagen der Sakristeitür mit breiten Koppen für 16 kr. Ferner erhielt er, vor Anrichtung des Kleppels in die kleine Glocke so entzwei- gebrochen 7 fr. 1689 am 20. August verkauft Ehristoph Ulrich seine Schmiede für 30 Schock Meißnisch dem Christian Meußel. Sein Nachfolger war wahrscheinlich Christoph Wöhl, der 1701 am 6. Feber die Schmiede für 100 Schock dem Georg Augsten verkauft. (Wöhl erwirbt am selben Tage die Schmiede in Rückersdorf vom Scholzen Christoph Glöner für 40 Sch.) 1716 am 27. September verkauft Georg Augsten seine bisher gehabte Schmiede und halben Garten an des Scholzen Mahlmüh graben und Georg Augsten halben Garten (Nr. 39) dem Un b rea3 Meußel, der schon 1710 als Hain- dorfer Schmied urkundlich genannt wird. Wahrscheinlich hatte er die Schmiede vorher in Pacht. 1746 am 5. März überläßt er sie dem Gidame Anton Effen- berg er für 66 Schock (G. Sch. B. 153) mit der Bedingung, daß er einem taug- lichen Schmied die Werkstatt verpachten solle, sonst war er verpflichtet die Schmiede samt den halben Garten an einen rauglichen Schmied zu verkaufen. Dazu gehörte die Kohlscheuer, 1 Ambos, Blasehalken, Nageltacke, Sperrhaken nebst anderen völligen Schmiedzeug mit obrigk. Schmiedzins. Der verlangte Rächter war Hans Georg Meußel, ein Sohn des Andreas Meußel, welcher 1779 das Haus Nr. 134 erbaute und darin das Schmiedehandwerk betrieb. 1782 am 19. Dezember erwirbt die Realität Nr. 38 der Sohn Anton Offen- berger. Die Schmiedegerechtsamkeit war inzwischen gelöscht worden, d. h. auf Nr. 134 übergangen. 1813 wird Hans Georg Mäufels Sohn mit Namen Gottfried Mäussel als Schmiedemeister und Besitzer des Hauses Nr. 134 be- zeichnet. Nach dessen Ableben (1824) übernimmt die Schmiede der Schwieger- sohn Josef Neumannr. Nach hissen Tode ehelichte die Witwe Thekla ge- borene Mäussel den Schmied Johann Friedrich Müller, der die Schmiede, Fr. 134, im Jahre 1830 käuflich an sich bringt und daselbst das Handwerk bis 1843 ausübt. 1808 erbaut Josef Stelzig, Hufschmied aus Raspenau Nr. 61, die so- genannte hintere Schmiede Nr. 182 und überließ diese 1812 dem Sohne Josef Stelzig, der das Handwerk bis 1868 betrieb und in diesem Jahre die Rea- lität dem Sohne Ferdinand Stelzig verkauft. Der letztere richtete darin eine Schlosserei ein. 1855 kaufte Franz Mäuffel, Schmied, das Haus Nr. 205 am Lehen und errichtete daselbst eine Schmiede, die er 1873 dem Schwiegersohn Anton Funke, Schmied aus Nr. 94 überläßt. 1899 kauft die Schmiede Josef Bergmann aus Verzdorf, der jetzige Besitzer. Von 1860 an wurde auch im Hause Nr. 180 des Franz Wildner eine Zeit lang die Schmiederei betrieben. Im Jahre 1876 erbaute Franz Hälbig hinter seinem Gasthause Nr. 133 aus Schönwald bis 1888 in Pacht hatte. eine Schmiede, die Garl Neumann Als letzterer eine eigene Schmiede (Nr. 372) errichtete, hörte das Gewerbe im hälbigschen Hause auf zu bestehen. Im Hause Nr. 372 erlosch das Handwerk mit dem Tode Garl Neumanns. Anton Junke erbaute 1890 im Garten von Nr. 94 eine Schmiede, die gegenwärtig außer Betrieb ist. Die Schmiede Nr 217 wurde im Jahre 1842 von Johann Friedrich Müller erbaut. 1870 am 12. Gunt kaufte ste Josef Ferdinand Hahn aus Mildeneichen, von dem sie 1902 an Florian Krause in Nr. 6 übergeht und im Erbswege 1907 an den Sohn Gustav Krause. Das Gewerbe übt zurzeit ein Pächter namens Josef Robet aus. 4) Am 10. Juli 1825 wurde dessen 17jähriger Sohn Anton Neumann, der in Reichenberg die Schlofferei erlernte und alle Samstage heimkehrte, auf dem Fußzwege vom Hemmrich nach Haindorf mit einem Stein er- schlagen. Der Mörder hatte dem Jünglinge einen Strick um den Hals gelegt und einen Knebel in den Mund- gestopft. Kinder aus den Meierhofhäusern in Raspenau fanden die Leiche nach einigen Tagen unter einem Himbeerstrauche. Seither heißt es daselbst beim „Toten Jungen“. 359 Im Ortsteile Neudorf erbaute 1883 Ferdinand Neumann eine Schmiede (Nr. 350), die aber nicht lange bestand. Schneider. Dem Schneiderhand werk oblagen 1919 sieben selbständige Meister. Am längsten wird das Gewerbe im Hause Nr. 120 betrieben. Im Jahre 1805 kaufte Josef Scholz, Schneider, von Josef Neumann das Haus Nr. 120 am Lehen. Da er auch die Kleider für die Haindorfer Klostergeistlichkeit besorgte, nannte man ihn den Pfarrschneider,*) eine Bezeichnung die noch heute gang und gäbe ist. Von seinen Nachkommen üben gegenwärtig diesen Veruf noch aus: Anton Scholz in Nr. 120 und Josef Franz Scholz in Nr. 332. Äußer diesen gibt es im Orte noch foigende Meister: Gustav Bauer in Nr. 329, dessen Vor- Jahren schon 1830 das Gandwerk betrieben, Alois Berny in Nr. 348, Adolf Einke in Nr. 150, Adolf Sommer in Nr. 182, Adolf Sommer in Nr. 338, Adolf Rößler in Nr. 96, Gmil Neumann in Nr. 270. Schuhmacher. Die Schuhmachereirr, ist von allen Handwerken im Orte am stärksten vertreten. Im Jahre 1919 gab es 21 selbständige Werkstätten, die ihre gesuch- ten Erzeugnisse einst in viele Länder sandten. Der erstbekannte Meister hieß- Ignaz Knirsch, der 1781 das Gewerbe im Hause Nr. 99 betrieb. Am längsten wird das Handwerk im Hause Nr. 149 ausgeübt. Schon 1792 wird ein Vor- fahre des jetzigen Besitzers und Schuhmachermeisters Josef Augsten, namens Franz Augsten als Schuster genannt, von dem die Familien der „Eichnschusten herstammen: Josef Augsten, Schuhmacher in Nr. 364, Josef Augsten, Schuh- macher in Nr. 32. Dem Handwerk getreu blieben auch bis in die neueste Zeit die Nachkommen des Anton Kratzer, Schuhmacher aus Friedrichswald, der 1812 von Lorenz Seidel das Haus Nr. 53 kaufte und unter dem Namen „Borg- schuster noch heute fortlebt. Im Jahre 1849 ließ sich in Haindorf der Schuh- macher Josef Fiedler aus Pilnikau im Riesengebirge nieder, der im Hause Nr. 151 das Gewerbe betrieb und von dem die Schuhmachermeister: Gduard Fiedler in Nr. 266, Franz Fiedler in Nr. 69 und Julius Fiedler herstammen. Als ältere Werkstätten sind noch zu nennen: Franz Augsten Nr. 247, Anton Effenberger Nr. 9, Anton Jesenzky Nr. 355 und Franz Wöhl Nr. 195. Außer- dem gibt es noch folgende Meister: Wilhelm Augsten Nr. 256, Gustav Aug- sten Nr. 296, Hermann Aust Nr. 248, Franz Appelt Nr. 53, Josef Effenberger, Josef Linke Nr. 430, Josef Neisser Nr. 196. Karl Stompe Nr. 61, Josef Stompe Nr. 187, Franz Anton Scholz Nr. 113, Adolf Wöhl Nr. 108, Johann Glas, J. Leder, Hugo Knirsch. Schlosser. Einen großen Teil der Schlosserarbeiten besorgten früher die Schmiede. Der erste selbständige Schlossermeister in Haindorf war Ferdinand Stel- Anton Wehl aus Gege- zig in Nr. 182, der 1871 ftarb. Lange Zeit betrieb wald im Hause Nr. 251 das Gewerbe und Franz Leukert in Nr. 180. Gegen- wärtig befinden sich im Orte drei Schlossermeister: Adolf Augsten, Josef Neumann Nr. 252 und Gustav Preißler Nr. 170. Spengler, Klempner. Dieses Gewerbe ist erst nach 1858 im Orte heimisch geworden. Der erste bekannte Meister war Heinrich Knirsch aus, Nr. 159 stammend, der im Jahre *) So vermachte der Pfatradministrator P. Cast. Sommer in Halndorf laut Testament vom S. 1806 16. 10., aufbewahrt im Stalthaltereiarchive zu Prag, unter Punkt 4 dem Josef Scholz, Schneidermeister, „die Ällmer unweil dem Küchenschranke saml Kanapee. 44) Schon 1766 wird Josef Stompe (Domuncalary et Sulotis) als Schuhmacher genannt. In diesem S. am 13. 11. ehelichte dessen Tochter Magdalena. 360 1863 das Haus Nr. 272 und 1888 an der Liebwerdaer-Straße Nr. 369 (Gafthaus zum Stern) erbaute. Nach seinem im Jahre 1904 erfolgten Ableben übernahm der Sohn Gustav Antrsch Gasthaus und Handwerk. Dieser starb 1906. Um 1870. war Klempnermeister Karl Brückner im Orte ansässig. Er kann dies nur kurze Zeit gewesen sein. Später machte sich das Ortskind Josef Augsten selbständig, der im Jahre 1884 das Haus Nr. 352 erbaute und schon vor Jahren das Gewerbe niederlegte. Gegenwärtig betreiben das Handwerk: Josef Partosch Nr. 46, Franz Tinke Nr. 225, Rudolf Beuker Nr. 99 und Franz Preißler Nr. 110. Uhrmacher. Im Jahre 1861 war Anton Scholz Nr. 190 Uhrmacher. Ihm folgte in den Siebziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts Anton Leder aus Neu- stadt a. T., der 1884 das Haus Nr. 353 erbaure und in dem heute noch sein Sohn gleichen Namens das Handwerk ausübt. 1919 hat sich im Hause Nr. 106. der Uhrmacher Josef Pohl ein eigenes Geschäft gegründet. Flektrotechniker. Zufolge der Einführung der elektrischen Beleuchtung im Jahre 1919 hat sich im Orte der Glektrotechniker Gmil Müller niedergelassen, der seit 1920 den Handel mit elektr. Bedarfsartikeln betreibt. Neben ihm übt den Beruf noch Rudolf Lindner aus. Bruno Fritsch, Sohn des Fabrikanten Gduard Fritsch in Haindorf, richtete um 1912 im Hause Nr. 378 die Erzeugung von Trockenelementen für elektrische Taschenlampen ein. Er beschäftigte eine große Anzahl Heimarbeiter. 1918 überging das Geschäft an die Firma Rovacs d Reis in Reichenberg. Die Haindorfer Filiale wurde bald darauf eingezogen. Das Baugewerbe. Die vorfallende Bauarbeit der Grundobrigkeit ward in früherer Zeit kontraktlich auf die Dauer einem Baumeister übergeben. Einen solchen Vertrag enthält das herrschaftliche Lehensbuch Au. (Fol. 15) unterm 1. Oktober 1731, abgeschlossen mit dem Baumeister Jacob Schedl, Bürger der königl. kleinen Stadt Prag. Er hatte für alle zugehörigen Herrschaften zu den Bauerforder- nissen die Pläne und die Materialberechnung zu liefern, Reparaturen durchzu- führen und jährlich mindestens drei Mal die Besitzungen zu bereisen, die Gebäude zu visitieren und etwaige Neubauten zu beaufsichtigen. Hiefür erhielt er jährlich 75 fl rh. (einschließlich aller Gesellengroschen) und so oft er mit eigener Gele- genheit auf den Besitzungen weilte, täglich 1 fl 30 kr. Die im Orte vorkommenden Bauten der neueren Zeit führten die im Bezirke seßhaften Baumeister mit wenigen Ausnahmen aus. Im Jahre 1919 ließ sich im Orte der aus Dittersbach bei Friedland stammende Baumeister Ferdinand Appelt nieder. Er kaufte am 5. Juni- das Haus Nr. 182. 1923 meldete der aus Haindorf stammende Baumeister Erwin Scholz für Haindorf das Baugewerbe an. Das Zimmermalergewerbe üben zurzeit im Orte aus: Anton Sprenger, Arthur Sprenger, Heinrich Krisch, Adolf Neumann und Josef Nitsche. Das früher mit dem Tischlerhandwerk verbundene Lackieren betreibt Josef Hentschel. Ziegeleien. Die zum Kirchenbau 1722 in der Lehmgrube erbaute Ziegelei ward 1730 wieder aufgelassen. 361 Im Jahre 1848 errichtete der Scholz Anton Worf auf seinem Lehengute eine Ziegelei, die um das Jahr 1857 der Besitzer des Hauses Nr. 180, Franz Wildner erwarb, dessen Erzeugung sich auf vier Brände jährlich zu je, 1200 Ziegeln erstreckte. Die Ziegelei überging in der Folge in das Gigentum der Franziska Finke, verehelichte Krause in Nr. 6. Ihr Nachfolger Florian Krause stellte den Betrieb ein. Beiler. Das Selerhandwerk ist seit etwa 1862 im Hause Nr. 194 heimisch. Der erste Seiler war Josef Effenberger, ihm folgte Wilhelm Effenberger, dann dessen Sohn Adolf Effenberger, seit dessem Ableben betreibt das Gewerbe dessen Witwe Anna Effenberger, wieder verehelichte Semtner. Photographen. Die dem Kunstgewerbe zugehörige Beschäftigung, welche als Liebhaberet von ptelen ausgeübt wird. betrieb zuerst erwerbsmäßig Friedrich Reismann in Nr. 154. Nach seinem Ablehen, übernahm das Gewerbe der Sohn Julius Reismann, welcher als Opfer des Weltkrieges starb. Seither übt es dessen Witwe Fanny Reismann aus. 1924 machte sich der Photograph Alfred Augsten selbständig und erbaute an der Bahnhofstraße ein Atelier. Gewiß auf die Bevölkerungsanzahl eine reiche Entwicklung des Gewer- bes, dazu kommen noch folgende Handwerker: Sattler und Tapezierer: Oskar Scholz, Wilhelm Neumann und Otto Reil. Korkflechter: Franz Neumann, Franz Schimunek. Gärtner: Wilhelm Bergmann sen, Wilhelm Bergmann jun. Wagner: Stefan Schindler. Buchbinder: Julius Endler. Mühlbauer: Franz Stirand Franz Schmibt. Rasierer: Heinrich Kloß, Rudolf Fahn. Strumpfwirker: 2. Klamt. Installateur für Wasserleitung: Franz Schmiedel. Zementwarenerzeuger: Josef Augsten. Sptelwarenerzeuger: Josef Finke, Josef Hirschmann. Spielpferderzeuger: Hermann Fuhrmann. Puppenerzeuger: A. Rasp. Holzbildhauer: Thomas Swoboda. Handel. Wie die Geschichte der Wallfahrt dartut, hat sich in Haindorf schon frühzeitig ein Markt hherausgebildet, den Händler von nah und fern besuchten und an Marientagen noch besuchen. Die offenen Ver- karfsstände dienten aber auch dem heimischen Hausgewerbe, um ber- schiedene Erzeugnisse feilzuhalten wil: Spielsachen, rohe Holzwaren, Bilder, Herzen u. dgl. mehr. Wie belenzt übrigens der Handel ehemals war, bezeugt nach- stehender Grtrakt, den Kratzauer Wochenmarkt b-treffend. 362 Herrschaftt. Lehensb. Fol. 12. Dem Kratzauer erlangten neuen Wochenmarkt betreffend. Grtract aus denen von unserem Kratzauer Rat bei und eingebrachten Punkten den dermalen eines erlangten Wochenmarkt betreffend. Hierauf folgte unsere Resolution, welche unser Fried- länder Hauptmann zu observieren und zu vollziehen haben wird. 2. Weilen seither der nieder liegende Wochenmarkt die Nachbarschaft verstatte und auf jedem Bauernhof die Fuhrleute sich gleichsam einer Jahrstraßen der Herr- schaftlichen Mauth zum großen Präjudiz und Nachteil, so vorhin niemals ge- wesen und die völlige Straßen von Reichenberg nach Zittau und andre Orten als wäre ingleichen jedoch ohne unsere unter- allein durch Kratzau ge(führ tänigste Maßgabe zu förderst zu beobachtung ihn gräfl. Gnaden selbst ärggern Intraden und Regalien, welche ansonsten durch derlei Unzulässigkeiten und Nachteilige Mautverfahren von Tag zu Tag mehr und mehr geschwächt würden, als auch zur Emporbringung sothaben allergnädigst verleihenen Wochenmarkt höchst nötig, solch verbotenen Wege durch Neundorf, Wittig, Pankratz und anderen Orten gnädigst zu untersagen und blos allein die Landstraße durch Kratzau in hohen Gnaden befehlen zu lassen. Antwort zu Punkt 2: Diese neue Straße ist unsren Friedländer und Neustädter Bürgern wie auch unser Herrschaft Friedland und Reichenberg sämt- lichen Untertanen, welche sie zu paisieren pflegen, unter 10 Reichsthaler Strafe (wovon eine Hälfte in die herrschaftlichen Renthen, die andre Hälfte aber unserer Kratzauer Stadtgemeinde gehörig sein wird) zu verbieten und sich der bevori- gen Straße durch Kratzau zu gebrauchen anzubefehlen. 3. Nicht minder gleich wie sich die benachbarten Dorfschaften unzulässige Wege und Straßen bedienen also haben sich auch dieselben nach ihren Gefallen unterschiedliche Getreide, Garn und Flachs Handel angemaßet, unter welchen die nächst an Kratzau anstoßende Dorfschaft Wittig, so vormals dem Herrn von Platz gehöret hat, mit größter Präjudiz der Stadt Kratzau eigenmächtig das Recht genommen, und alle Dienstage einen freien Markt und Garn- handel getrieben hat, welch nachteiliger Mißbrauch, wenn anderster der neue Wochenmarkt ins Aufnehmen geraten sollte, auch unverschreiblich zu unter- sagen und ste Wittiger aus Nachbarschaft mit ihren Teilschaften nach Kratzau, allwo sie von dene anwesenden mehreren Kauflustigen auch leichtlich ein mehreres lösen könnten umso eher in hohen Gnaden an zu weisen wären. als ihm zu Wittig von den Handelsleuten nach ihren selbsteigenen Belieben die Teilschaften nur abgedruckt werden. Antwort zu Punkt 3: Also wird den Einheimischen in diesem Dorfe ihre erbauenden Feilschaften als da sind. Garn Flachs, Leinwand und wie sie Namen haben mögen, jedoch auch nur den Ginheimischen zu verkaufen erlaubt, dahingegen der oder die Verkäufer nicht befugt sein sollte und zwar unter 20 Achsth. Strafe (welche wie in Punkt 2 in unsre Renthen und unserer Kratzauer Stadtgemeinde verfallen) solche zu Haus sondern auf den Warenmarkt, es sei- in welcher Stadt will, doch in Böhmen hier, wieder zu verkaufen ingleichen auch den Fremden, welche dahin kommen und Waren alldort verkaufen oder kaufen wollen, an zu deuten, daß diese alldort nicht erlaubt sei, während von ihro Majestät ein Wochenmarkt allewege verliehen worden, Mithin wenn ste in dieser Nachbarschaft einen Handel treiben wollen, solches auf den ausgesetzten privelig. Wochenmarkt geschehen müsse, Punkt 5. Die Zufuhr belanget, könnte solche von den Dörfern Kriesdorf, Pan- trat und Ringelshain und zwar anfänglich nur mit soviel als man sehen wird vertun zu können am füglichsten geschehen die Abfuhr und Wieder- Verkehrung, wellen vor diesen einmerklich Getreide nach Friedland gegan- 363 gen. Wär auch doch unverschreiblich höchst nötig, womit sothaner neuer Wochenmarkt auf allen Herrschaften Ihro titl. subliciret und kund gemacht würde, den Inwohnenden aber auf sothanen Wochenmarkt frei und un- gehindert paß und zu repassieren erlaubet, auf der Herrschaft Grafenstein aber alle und jede, welche was kaufen oder verkaufen wollte, besonders aber die Bäcker und Müller damit die ihr Getreid nirgends anders als zu Kratzau am Mittwoch kaufen ernstgemessen doch ohne maßgeblich ange- halten würden. Antwort auf Punkt 5. Dieser Wochenmarkt wird unser Hauptmann zu Friedland und Reichenberg publizieren lassen und den sämtlichen Dorfschaften Herrschaften anbefohlen eher und bevor hiemit ihre Getreide oder andre beiden Teilschaften außer Land fahren, hiemit nach Kratzau zu kommen, wie dann keinen verwehret sondern einen jeden erlaubet wird, nach sein Belieben mit Teilschaften nach Kratzau zu fahren und gehen zu können. seinen Punkt 7. Der Flachs und andre Feilschaften kann ein jeder herein bringen was er will und dörffte an diesen ein sonderbarer Abgab verführet wer- den, doch wäre untertänigst ohnmaßgeblich den Flachshändlern die Verschlei- ßung des Flachses in ihren eigenen Häusern außer im Mittwoch in Kratzau- wie es vormals auch gescheh bei Straff zu verbieten. Antwort auf Punkt 7: Wie Punkt 3 zu observieren. Euer hoch-Reichsgräfl. Gnaden treugehorsame Untertanen Johann B. Kandler p. t. Bürgermeister, Gabriel Berndt, p. t. Bürgermeister, Ratsfreunde: Daniel Neumann, Johann Sitte, Daniel Böhm, Ignaz Kandler, Hans Chr. Breuer, Hans V. Vielkind, Johann Gottfried Wenzel, p. t. Stadtschreiber, Johann Müsser, Gemeindeältester. Anton Geisler, Gemeindeältester, anstatt der Gemein Stadt Kratzau, 18. 6. 1732. Das erste eigentliche Handelshaus eröffnete um 1790 der Haindorfer Oberkirchenvater Anton Scholz, der Erbauer des „Riedelhauses“ Nr. 175 (1796). Zu jener Zeit sptelte die Pascheret Ihm folgten Josef Riedel und Josef Kratzer. eine große Rolle- Viele Bedarfsartikel wurden aus Schlesien geholt. Wer- paschen ging, war ein offenes Geheimnis. Man ging dort ein und aus, wie in einem anderen ordentlichen Raufhause. Nach dem Jahre 1848 fühlten sich viele zum Handel berufen, doch nur wenige behäupteren sich. Heute finden wir im Orte noch folgende Geschäfte vertreten: Gemischtwarenhandlungen: A. Bergmann, Josef Engel, Karl Gssl. Arno Graumüller, Franz Gasler, 2 Filialen des Konsumvereines in Neustadt, Franz Kratzer, Oskar Neumann, Rudolf Beuker, Anna Pohl, Josef Pohl und Josef Porsche. Zuckerwarenhändler: Gmilte Jahn, Franziska Krause, Ottomar Kollmer, Alma Meißner, Emilie Peuker, Helena Schwertner, Anna Seidel und Rudolf Tammler. Modewaren; Karl Gssl. Hermann Heller, Anna Knirsch, Anna Rossek, Julte Rößler, Johanna Scholz und Rudolf Swoboda. Gisenwarenhandel: Rudolf Augsten, Anton Kratzer und Josef Neumann. Drogerie: Rudolf Blümel. Jahrradhandel: Adolf Finke und Franz Romm. Galantertewaren: Stefan Augsten, Franz Appel-, A. Bergmann, F. Brosche, Anton Effenberger, Josef Effenberger, Franz Effenberger, Josef Nase und Anton Schindler. 364 Grünzeughändler: Anton Stompe und Josef Stompe. Kerzenhandel: Julie Schwarz. Kolporteur: Wilibald Endler und Franz Köhler. Eederhändler: Gustav Augsten. Papierhändler; Julius Endler und Wilibald Endler. Spielwarenhändler: Franz Jesensky. Schuhhand el: Finke, Johann Glas. E e bn M A1h Me 1111194 einsta Verkehr. Straßen und Wege. Die ersten Straßenbauer der Welt waren die Römer. In Deutschland begann man erst im 12. und 13. Jahrhundert mit einem geregelten Straßenbaue und mit der Pflasterung der Städte, mit dem Brückenbaue. Das waren aber nur Handel3straßen, die die wichtigstten Stapelplätze verbanden. In den abseits gelegenen Landstrichen gab es noch lange keine ordentlichen Wege. Man fuhr einsfach einem Ge- leise nach; wan dieses nicht mehr befahrbar, schuf man daneben ein zweites und so fort, sodaß oft ein Weg eine ungeheuerse Breite hatte. Gs bildeten sich unebene tiefe Hohlwege mit Morästen, Steinen und Wurzelwerk. Teils lag Absicht darin, um herannahenden Feinden das Vorwärtskommen zu erschwenen, teils war es der Mangel an Sinn für den Wert eines geordneten Verkehres. Zu Wagen konnte man zum Beispiel im 18. Jahrhundert Haindorf nur im schweren Cast- wagen zerbeutelt und zerschunden erreichen. Für den herrschaftlichen Verkehr war ein eigener Pferdestall an Stelle des heutigen Hotel Schöntag („Stadt Wien) errichttet worden, wo eine ganze Reihe von Reitpferden zum Auswechseln für die Herrschaftlichen Pilger das ganze Jahr über bereit standen. Noch in den achtziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts sah es um die Wegberhältnisse in unserem Tale recht übel aus. Die Gemeinbewege wurden aus Sparsamkeits- rücksichten total vernachlässigt. Verendete eine Katze, ein Kaninchen, eine Henne, zerbrach ein Topff, ward ein Röhr unbrauchbar, eine Kachel schadhaft, da hieß es kurz: „Schmests oak offn Wajgl“ Der Weg wurde bielfach als Düngerstätte Eetrachtet. Der Hauptberkehr vollzog sich bedächtig und schwerfällig auf den Reichs- oder Kaiserstraßen (nebenbei gab es noch sogknannte Diebsstraßen für Pascher, Diebe etc.) dem Salzstraßen. Merkwürdig dabei ist der Umstand, daß früher den Kaufherrn und Fuhrlleuten, die Böhmen und Schlesten durchzogen, mit lesonderl- er Strenge die Wege vorgezeichnet waren, die sie mit ihren Wagen zu nehmsen hatten. 366 Wie die Geschichte unseres Grenzgebietes meldet, führte im 12. Jahrhundert aus dem Wittigtale ein Weg ins Reichenberger Gebiet. Wahrscheinlich ist dies jene Straße, die von Görlitz über Friedland- Wüstolbersdorf-Mühlscheibe lief. Sie verband sich im Reichenberger Ressel mit der von Zittau kommenden Handelsstraße, deren Bestand bis in die vorgeschichtliche Zeit zurück reicht und die den Norden mit dem Süden verhand. 1351 gebot Kaiser Karl IV. den Görlitzern, mit ihrem Fracht- wagen die Reise nach Böhmen über Zittau zu nehmen und dort ihre Abgaben zu leisten und untersagte ihnen die Benützung der Straße über Friedland, eine Maßnahme, die auf die Entwicklung der Städte Friedland und Reichenberg äußerst nachteilig wirken mußtk. Diese Strecke wurde ersh 1454 durch eine Begnadigung des Königs Ladis- laus zur Freistraße mit einer Zollstation in Reichenberg.“ 1823 unterm 4. Auguft schreibt der Kreishauptmann A. vom Merkel in Jungbunzlau an das Friedländter Oberamt: „Von vor- züglicher Bedeutung ist die von Reichenberg über Einfiedel, Elberz- dorf, Dittersbach, Ringenhain, Friedland, Arnsdorf, Ghersdorf in die obere Bausitz durch Schlesien tiefer in die preußischen Staaten führende Hauptpoft- und Kommerzial-Straße, weil über selbe nicht nur die ordinäre Briefpost, sondern auch der Postwagen aus den preußischen in dis österreichischen Staaten die Taur nimmt.! Da diese Straße sich in schlechtem Zustande befand, wurde ihre Herstellung angeordnet, doch erst 1829 damit begonnen, und sie 1832 vollständig wieder für den Verkehr freigegeben. 1838 wurde die Straße von Friedland über Heinersdorf nach Neustadt bis an die schlesische Grenze zu bauen begonnen. Die Unter- tanen der Herrschaft Friedland hatten dazu 38.000 fl. C. M. zuzuzahlen. Die Geschichte Böhmens lehrt, daß das Land noch um das Jahr 1000 ein breiter undurchdringlicher Waldgürtel wie eine Mauer um- schloß. Nur wenige Eingangstore ermöglichten den Verkehr- Hiezu bemerkt Richard Facht in seiner Geschichte von Görlitz- „Die Tatsache, daß die Böhmen in den Lutitzern, die nördlich der Nieder Lausitz wohnten, in den Zeiten bald nach Heinrich I., immer treue Waffengefährten fanden, läßt den sicheren Schluß zu, daß Kriegshaufen von Nord und Süd unser Land durchquerten, wie man denn überhaupt aus den Geschichtsschreibern der damaligen Zeit er- sieht, daß das böhmisch-lausitzische Grenzgebirge gar nicht eine so absperrende Mauer gebildet haben kamm.! Aus einem Grenzstreite zwischen Joachim II. von Biberstein und dem Besitzer der Nachbarherrschaft Nawares Siegmund- Smirzitzth von Smirsitz vom Jahre 1539 erfahren wir, daß schon im *) 1638 am 23. 3. wurde von Mildenau aus der Jahrweg durch J. Prinkes Gut in Schönwald abgestecht. 367 14. Jahrhundert auf den Iferwiesen Baudenwirtschaften standen und daß in dieser Gegend nach edlen Metallen gegraben wurde. Es wird bei Klein Ffer auch eins Maute und ein Weg erwähnt, den die Wall- fahrer nach Haindorf benützten. Nach einem ämtlichen Ausweis vom Jahre 1852 unterschied man ReichsCärarische)-, Bezirks- und Gemeindestraßen, wodurch gleichzeitig die zuständige Erhaltungsstelle zum Ausdruck kam. Einen Vorbehalt traf die Straße von Weigsdorf über Wustung gegen Friedland bis zu dem voraussichtlich nahen Zeitspunkte, wo über die eken schwebende Frage wegen Aufhebung oder Belassung des Weigzdorfer Zollamtes entschieden seim würde, dann bezüglich der Fortsetzung der Friedland-Wustunger Kohllenstraße über Briedlanz, Philippstal und Engelsdorf nach Sachsen bis zur bestimmteren Ge- staltung der erff im Aufkeimen begrifffenen Kohlenbergbau- industrie in der dortigen Gegend vorbehalten. Verzeichnis der Bezirksstraßen im Friedländer Vertaltungsgebiete 1852. Die Straße vom sächsisch Reichenau über Kunnersdorf bis an die Reichsstraße bei Ringenhain, Kunnersdorf, Zollstraße (bemautet). Die Straße von der Reichsstraße bei Friedland an über Rückersdorf, Bärnsdorf und Heinersdorf gegen preußisch Schwerta —Heinersdorf Zollstraße (bemautet). Die von der Heinersdopfer Zollstraße rechts ausästende Straße über Hegewald und Neustadtl gegen preußisch Straßberg — Neu- städter Zollstraße (bemautet). Die Straße von der Friedländer Schloßschänke über Raspenau, Mildenau und Mildeneichen nach Liebwerda — Liebterdaer Bade- straße (bemautet) famt ihren beiden (unbemauteten) Auzäftungen oberhalb der Schloßschänke bis zur Neustädter Privat- und unter- halb der Schloßschänke bis zu der nach Görlitz führenden Reichs- straße. Die Straße von der Aeraralchaussee bei Dittersbach an über Ober-Ringenhain, den Friedländer Haag und Bräuerberg bis zur Ginäftung in die Liebwerdaer Straße — Hagstraße (bemautet). Die von der Liebwerdaer Straße beim Mildeneichener Meilen- zeiger ausästende Straße über Haindorf—Weißbach und Wilhelms- höhe (Kleiniser) gegen Polaun zu — Sserstraße. 368 Die von der Liebwerdaer Straße bei der Raspenauer Hammer- schenke ausästende Straße durch den gräflichem Wald und das Hemmrichtal über Philippsgrund und Buschullersdorf nach Einsiedel bis zur Reichsstraße — Hemirichstraße, mit ihrer Fortsetzung von dort bis an die Bezirksgrenze bei Neundorf in der Richtung gegen Kratzau— Kratzauer Straße. Die von der Heinersdorfer Zollstraße beim Bärnsdorfer Maut- schranken ausästende Straße über Wünschendorf gegen preußisch Marklissa und Lauban — Wünschendorfer Straße. Die von der Iserstraße bei Haindorf ausästende Straße über Liebwerda und Lusdorf bis zur Stadt Neustadtl — Lusdorfer Straße. 10. Die Straße, vom Frildländer Fiebig (bei der Wegscheide zur alten Richtstätte) anffangend bis zum Wustunger Meierhof und den dort befindlichen Braunkohlengruben — Wustunger Kohlenstraße. zwischen der Pfarrwidmuth und dem niederen Gemeindefiebig führte vor 1727 der von Friedland kommende Weg am Abhange der Lehmgrübs durch ein Virkenwäldchen bei den Häusern Nr. 116, 169, 140 und 147 borüber, entlang dem Roten Gloß, erreichte in der Richtung der heutigen Fiebiggasse zwischen Spritzenhaus und Bürger- schule den zur Kirche fühhrenden Liebwerdaer Weg, kreuzte diesen und lief entlang der heutigen Schulgasse bis in den Kretscham und stilef hier mit dem einmündenden Hainwege und dem über die Pelzbrücke kommenden alten Dorfweg zusammen. Vom Kretscham die heutige Bezirfsstroße entlang führte nur ein Fußweg bis zu der Stelle, wo heute das Haus Nr. 33 (Wilhelm Mauermann) steht, zu einem zum Lehengute gehörigen Objekte; der Teil bis zu Nr. 319 war zur Wittig steil abfallender Abhang, der erst zum Straßenbaue durchbrochen worden ist. Der alte Dorfweg stellte einerseits am untteren Lehen bei Nr. 133 durch eine Furt die Verbindung mit dem nach Weißbach und weiter über das Gebirge laufenden Weg und dem Hainwkge her, anderseits erreichte der von Kaspenau kommende Reichenberger Vilgersteig beim Bauerngehöft Nr. 77 den Dorfweg- 1808 wurde der obere Fahrweg, ausgehend von Nr. 144 a, gebaut. Man nannte diesen Teil in der Sandgrübe. Die Friedländerstraße. Von Friedland aus führte schon in alter Zeit ein Weg durch das obere Wittigtal, der aber erst 1847 von Mildeneichen weg bis 24 369 zum Riedelhause als Bezirksstraße ausgehaut wurde. Den Bau voll- 309 der Bauer Ignaz Wildner in Raspenau Nr. 1. Ein Arbeiten be- kam 4 Groschen per Tag. Der mit großen Löchern und Gruben nach Weißbach führende Weg wurde erst 1852 von Josef Effenberger in Haindorf Nr. 85 wieder fahrbar gemacht. Zwischen den Häusern Nr. 158—110 in der Lehmgrube (Kratzenhübel) lief die Straße so ftil bergan, daß schon bei leichter Ladung der Fuhrmann Vorspann nehmen mußte. Dieser Uebelstand wurde 1884 befeitigt. 1893 am 1. Mai wurde mit dem Baue der Bezirksstraße von Weißbach bis Wittighaus begonnen, dessen Vollendung auf drei Jahre veranschlagt war und einten Kostenaujwand von 73.000 fl. verurfachte. Den Gemeindn Haindorf und Weißbach ward eine 109bige Leistung der effektiben Bausummen auferlegt. 1913*) begann man mit dem Ausbaue dieser Strecke bis an die Tannn alder Bezirfsgrenze. 1897 ließ Josef Franz Scholz, Holzwarenerporteur in Nr. 316, auf eigent Kosten über sein Grundstück die zwischen dem nach Milde- neichen führenden Dorfweg und dem Fiebigsteige befindliche Fahr- straße errichten, an der nachher die Häuser Nr. 408, 428 und 431 erbaut wurden. Kirchstraße. In das Jahr 1899 fällt der Ausbau der Wegstrecke vom 144a bis zur steinernen Brücke als Bezirksstraße, und 1900 wurden die ) 1913 im Herbst wurde nach zweifährigem Baue die Straße von Oberpolaun nach Withelmshöhe (Klein-Sfer) fertiggestelll und endgültig dem Verkehr übergeben. Damit war ein langgehegter Wunsch der Ge- birgsbewohner nach jahrelangen Verhandlungen in Erfüllung gegangen, denn der alle Straßenzug befand sich in einem Zustande, der jeder Beschreibung spottele und im Zeitaller des Verhehres einfach eine Ungeheuerlich- heil darstellte, die insbesondere bei den zahlreichen reichsdeutschen Touristen die größte, wenn auch für Oester- reich nicht eben schmeichelhafte Verwunderung erregle. Bisher konnte man nach Wilhelmshöhe von Grüntal und Polaun aus nur zu Fuß gelangen, weil die Miethutscher des Grüntaler Bahnhofes es ablehnten, Roß- und Wagen auf einer Fahrt zu rishieren, die überdies auch nicht ungefährlich für die Infassen war. Die 51 Am lange Straße beginnt in Oberpolaun, führt durch die Rohan'schen Waldgebiele, überwindet die Stei- gung bei Mazelsbrunn in zwei Schlangenwindungen, geht an der sogenannten Kobelwiese vorüber und mündet in Wilhelmshöhe beim Gasthause des Kunze „zum Buchberge“. Der Verkehrsweg — in alten Zeiten der „schlesische Weg“ genannt, da er über den mittleren Iserkamm nach Schlesien führt — wurde seitens der Markt- gemeinde Polaun mit einem Kostenaufwande von ungefähr 50.000 K erbaut. Vor 70 Jahren war das Tsergebirge noch nicht so besucht wie heute. Von guten Straßen war noch keine Rede. Äußer dem über das Isergebirge dahin führenden, nur für Fußgänger gangbaren und teilweise sehr steil ansteigenden Saumpfad führte von Weißbach aus über Witlighaus ein eben auch nur für Fußgänger be- nütbarer, sehr schlechter Pfad, der auf der Anhöhe zwischen Wiltighaus und Iser in der warmen Zeit nur dadurch zugänglich gemacht wurde, daß über die gewalligen Moorlager aneinandergereihte Baumstämme ge- legt und diese, wenn sie eingesunken waren, wieder durch neue ersetzt wurden. Wer von diesem nicht einladenden Pfade bei nasser Willerung abzuweichen das Unglück hatte, durfie nichts anderes erwarten, als bis an die finie oder gar bis an den Unterleib in den weichen Moorgrund einzusinken, um sich, völlig besudell, wieder mühsam herauszuarbeilen. 1858 unterm 7. Juli erhielten die Gemeindeämter ein bezirksämtlich. Schreiben, worin angeordnet wurde, daß die Verbindungswege von Gemeinde zu Gemeinde standhaft und dauerhaft zur Bequemlichkeit der Reisen- den und zur Förderung des Verkehres herzustellen sind, daß aber das bloße Aufschülten mit Erde keineswegs hinreicht, sondern denselben eine feste Grundlage mit Steinen und Schofter zu geben sei. In vielen Gemeinden des Bezirkes wurde aber diese Vorschrift nicht befolgt. Außerdem war bei der Neukatastrierung der Anfug entdecht worden, daß Gemeindeinsassen die altbestandenen Land- oder Gemeindewege eigenmächtig durch Zu- ackerung verengert haben. Die Gemeinde- oder Landwege sind in einer Breite von 15 böhmischen Ellen zu halten, auf welchen sich wenigstens zwei leichte Wagen ausweichen können. 370 beiden Bahnhofstraßen zur Bahnstation Haindorf-Liebwerda und jenk zur Bahnstation Weißach angelegt. 1923 legte die Gemeinde einen Fußweg an zwischen dem Hain- derser Bahnhafe und dem Hainwege. Schließlich sei noch eines alten Weges gedacht, der durch den Tiergarten über den Haindorfer Berg nach Neuwiese und weiter nach Friedrichswald führt, den die Talbewohner einst als Viehtreibe bie- nützten, wenn sie die Märkte in Turnau besuchtten. Die Straße nach Niebwerda-Ausdorf-Meustadt (Schickestraße). Die Wallfahrtsorte Haindorf und Lusdorf waren schon im 14. Jahrhundert das Ziel vieler Vilger aus Polen, Schlesien und der Lausitz. Zu jener Zeit bestanden zwei Straßen, die über die Gegend, wo nachmals Neustadt erbaut wurde, lieffen. Die eine führte über Straßkretscham nach Schwarzbach, die andere über Neugersdorf nach Weffersdorf. Man nannte sie Schickestraße, angeblich deshalb, weil den Pilgrimcleuten auf der Rückreise auf dieser Lebensmittel ent- gegengebracht worden seien. 1833 wurde eine neue Straße von Friedland aus nach Bad Liebtwerda gebaut, und der Dorfweg von Haindorf dahin neu herge- richtet. 1886 ward der Weg erbreitert und die daselbst bestehende präch- tige Pappelallee gefällt. 1890 baute der Bezirk den Weg zu einer Straße aus. Hemmrichstraße. Ueber dem Hemmrich führte ebenfalls bereits vor alter Zeit ein sogenannter Paschersteig, ein viel verruffener Pfad, den man sich nur mit mehreren Personen zusammen getraute, zu gehen. Allein über den Hemmrich zu gehen, war eine waghalsige Leistung. Zur teuerem Zeit im Jahre 1848 wurden allenthalbem Notstandsarbeiten vollzogen, dabei auch mit dem Baue der lang ersehnten Hemirichstraße begonnen und nach vielen Schwierigkeitten endlich im Jahre 1861 be- beendet. In einer Länge von 5456 Klaftern erreichte sie in Raspenau bei der Hemmrichschenke (heute Wohm- und Wirtschaftsgebäude des Karl Richter) die Verbindung mit der Liebwerdaer Badestraße. Sie ward als Bezirksstraße erklärt. Die Glemeinde Haindorf zahlte zu diesem Baue 105 fl. und die Haindorfer Baumwollspinnerei Franz und Gduard Herrmann 500 fl. Die Fuhrleute, die aus dem oberen Wittigtale ins Reichenbergerische wollten, ersparten nun leinen Um- weg von einer Stunde, den sie sonst über Friedland machem mußten. Die Straße nach Ferdinandstal. Nach der Errichtung der großen fheinernen Brücke wurde (1736) der Besitzer des Bauerngehöftes Nr. 71 verhalten, zu seinem Tore 371 himaus einen freien Weg in die Auen gehen zu lassen. Dadurch fand der Weg aus den Neuhäufern eine Verbindung mit dem alten Dorf- tge, der von Gehöft zu Gehöft lief. Es ward aber auch der Anstoß zu dem nachmaligen Ferdinandstaler Wege, der sich nach 1780 aus einem Waldwege gebildet hat. 1867 verbesserten der Müller Josef Ullrich und S. Richter den Weg zwischen der Mühile Nr. 212 und dem Gasthause Nr. 267, da er nicht einmal gut gangbar, geschweige denn befahrbar war. 1870 wurde der Weg bei den Häufern Nr. 74 und 245 verlegt, um eine Verkürzung des soglenannten Brettmühlweges zu erzielen. 1892 baute den Weg, die Bezirksvertretung zu einer Bezirks- straße aus, und zwar bis zur Papierfabrik des Anton Rößler. Die Verlängerung der Straße bis zur Einmündung der Stolpichstraße ward 1922 durchgeführt. Die Straße nach Karolintal. Ein langersehnter Straßenzug fand 1923 seine Durchführung. Es ist jener, welcher von der Liebtwerdaer Straße auf der Milden- eichener Anhöhe nach Karolintal abzweigt. Mauten. Zur Erhaltung der Straßen und Wege wurden schom in alter Zeit durch Mauten (Schlagbäume) von den Passanten und Fuhr- leuten aus anderen Ortschaften Abgablen verlangt. Laut Erlaß des Landesguberniums vom Jahre 1787 wurde die allgemeine Maute für Handelsfuhren und Reisende von 3 Kreuzer auf 4 Kreuzer ershöht, für ausländische ebenfalls 4 Kreuzer und 1903 zur Gänze aufgehoben. Eine Maute bejand sich auch in Haindorf in den Neuhäusern; der Schlagbaum stand beim Hause Nr. 98. Der Mautner, welcher zuletzt den Dienst versah, hieß Karl Feistner, genannt Tschachtelkarl. Er war von Beruf Rasierer. Ende der achtziger Jahre des verflossenen Jahrhunderts wurde diese Mautstation eingezogen. Furt. Den ursprünglichten Wagenverkehr über die Wittig vermittelte die Furt, eine seichte Stelle des Flusses. Bekannt sind im Ortshe- reiche zwei solcher Uebergänge, und zwar die Furt unterhalb dem Bauerngehöft Nr. 77 (Niederbauer), welche die Verbindung mit dem Kirchwege herstellte und jene am Niederlehn, beim Gasthaufe „Zum meißen Roß" (Nr. 133), die seit dem Brückenbau nicht mehr benützt werden. 372 Brücen. Einen uralten Uebergang bildet die „Sa ubrüce“, die Hain- dorf mit Weißbach verbindet, so benannt, weil in ihrer Nähe sich ehe- dem beim Hause Nr. 24 das herrschaftliche Schweinhaus befand und über sie die Schweine in die Buchecker getriebten wurden. Nach dem 30jährigen Kriege entstand wegen der notwendigen Neu- errichtung zwischen den beiden Gemkinden ein Streit. 1650, 10. Dezember, Vergleich wegen Erbauung einer Brücke zwischen Gemeinde Weißbach und Haindorf. „Wegen Erbauung einer Brücken beim Schweinehaus und mel- det die Gemeinde von Weißbach so lang als es die Nachbarn gedenkt so hätten die Haindorfer in und allezeit die Brückchen gebauet, allein die Handarbeit hatten sie, die Weißbacher dazu getan, über dieses so hätten sie ohmedies viel Stege und Brücken zu bauen und in Bau zu halten und weil die Brettmühl auf der Haindorfer Seite, darüber die Haindorfer allzeit fahren mußten, waren als mehr als billig, daß sie solche Brückchen bauen sollten. Ueberdies berichtet Augsten zu Weiß- bach daß sein Vater, welcher ein alter Waldförstler von Weißbach viele Jahre nie anders geredet, er es auch nie anders von ihm gehört, als daß die Haindorfer solche Brücke im Bau halten.“ Die Haindorfer berichteten: „daß die Brückchen von ihnen zwar dazumal als die Müthl Gw. Gn. Obrigk. gewesen, sie als Amtsunter- tanen gedachte Mühl bauen mußten. Wollten sie die Weißbacher aber, wenn sie aus dem Dorf fahren notwendig über die Brückchen fahren müßte herentgegen aber die Haindorfer gar wohl als ist die Billigkeit, daß sie die Weißbacher solche Brückchen bauen und vollständig im Bau halten müssen. Im Uebrigen wären sie auch zu- frieden, daß sie die Weißbacher vor die Brücken seinen Schlagbaum machen sie wollten und begehretem auch nicht darüber zu jahren, könnten allzeit ihr Fahrten verrichten ohne darüber zu fahren.“ Haindorf wurde verpflichtet die großen Träme zuzufahrten. Die Brücke war nur ein Holzbau, isll aber in der Folge, wahrscheinlich um 1730, durch einen gewölbten Stein bau ersetzt worden. Aber auch dieser war der Gewalt des Glementes nicht gewachsen. 1780 wurde sie infolge eines Wolken bruch es von aus dem Walde kommenden Fichtenstämmen auseinander getriebten und gesprengt und hierauf nur aus Holz erneuert. Erst im Jahre 1910 erhielt sie den eisernen Nahmen. Die Niederlahnbrücke, beim Hause Nr. 8 (Kaufmann Barl GGI), erbaute 1909 der Vaumeister Josef Neißer aus Friedland. Sie entsprach einem langgehegten Wünsche und einem dringenden Bedürfnisse. 373 Die Pelzbrücke. Sie ist wie die Saubrücke eine uralte Anlage, die der Besitzer des Bauernhofes Nr. 30 instandzuhalten hatte, woffür ihm die Benützung des oberen Tiebigs zustand. 1736 wird sie die obere Brückk genannt. Dem heutigen Namen hat sie von dem einstmaligen Besitzer des Hauses Nr. 35, namens Valthasar Effenberger, genannt Peltz. Der schadhaft gkwordene Bau wich 1914 dem vom Baumeister Rudolf Hampel errichteten eisernen Verband. Die steinerne Drücke, die wiedere oder Röhr- brü ce genannt. Ihre Herstellung vollzog sich im Jahre 1730, als die große Auermauer gegen die Wittig zu erbaut wurde. Später wurde die Wasserleitung zum Kloster darüber gelegt, daher der Nanie Röhrbrücke. Biege. Außer den angeführten drei Brücken dienen dem Verkehre noch vier Laufflege: bei Nr. 284. 1. über den Schwarzbach im Winkel " "284 2. „ die Wittig am Lehm " "260 3. " " 55 im altem Dopfe "„ 4. " Bis zur Grrichtung der steinernen Brücke im Jahre 1730 ver- band das alte Dopf mit dem Kirchberge ein Laufsteg zwischen den Häusern Nr. 65 und Nr. 66. Das zuhrwesen. Das Rad, das Sinnbild der Unendlichkeit, ist eine Erfindung der vorgeschichtlichen Zeit. Nach den Funden, aus den uralten Pfahl- dörfern der Schweiz, schnitten jene Bauern von den Baumstämmen Scheiben, deren Mittellöcher auf die Enden einer Achse geschoben wurden. Die alten Völker verwandten dem Wagen nur zu Kriegs- zwecken und zu gottesdienstlichen Handlungen. Erft als die Römer- straßen entstanden, begann der Verkehr mit zwei- und hierrädierrigen Wagen. Die Römer waren es auch, die an Stelle des Ochsens, das leichtbewegliche Pferd zum Zuge benützten. Die Wagen der Völker- wanderung waren noch von grobschlächtiger Einfachheit. Von zweckdienlicher Bauart waren die Handelswagen der Fuhr- leute aus dem gberen Wittigtale, die mit den verschiedensten Waren, zumeist rohen Holzwaren, in die weite Ferne Juhren. Von Hamburg bis Trieft, ja bis Mailand und Velgrad kamen sie in ihren hohen Röhrenstiefeln und Lederhosen, mit der roten Woste und dem Schafz- pelze, die Geldkatze um den bloßen Leib geschmallt. Es waren hane- büchene, unerschrockene Männter, biderb, die in den Nachtherbergen manchen Strauß auszufechten hatten und so manches Mal, splitter- nackt ausgeraubt, freh sein mußten, mit dem Leben davon gekommen 374 zu sein. Eine Jahrt nach Prag dauerte in der Regel 3 Tage, nach Nien 12 Tage. Bis Hamburg oder Trieft vergingen hei gutem Zu- stande des Gefährtes drei Wochen. Gs war keine Seltenheit, daß eine Reise mit dem Frachtwagen fünf bis sechs Monate in Anspruch nahm. In diesem Falle genügte allendings ein Sack „Bjähschnitten“ nicht, den jener Haindarfer Holzfuhrmann als Imbiß regelmäßig mit nach Polen nahm und dem es einmal widerfuhr, daß ier daheim statt dessen, einem Sack voll Seihebrettchen aufgeladen hatte. Die Fuhrleute waren Sie lebende Zeitung, die schwerbeladen mit Neuigkeiten und lügenhaften Gerüchten heimkehrten. Die neue Zeit brachte auch in unser Tal den Luzus: die Rutsche ((Roaresse). 1858, am 1. Mai, wurde zwischem Friedland und Reichen- berg ein regelmäßiger Stelltagendlerkelhn eingerichtet, der aber nur bis März 1859 anhielt. Mit der Erbauung der Südnorddeutschen Verbindungsbahn nach Friedland hob sich in Haindorf das Lohnfuhrwesen. Sieben bis acht Fiaker fuhrem Sonntags zu jedem Zuge- nach Raspenau, zum Teil auch an Wochentagen. Mit der Errichtung der Lokalbahn erfuhr das Lohnfuhrwesen eine beträchtliche Ein- schränkung. Von den damaligen Fiakern ist nur noch Josef Effenberger Nr. 370 dem Beruff treu geblieben. Er hat sein Unternehmen nicht nur bedeutend erweitert, sondern auch auf zeitgemäße Art verbessert. Äußer diesem unterhalten noch Lohnfuhrwerk erwerbsmäßig: Emil Ressel Nr. 201 und Bruno Semtner Nr. 284. Welcher Gegensatz tut sich vor, uns auf, wenn wir die Verkehrs- mittel vor hundert Jahren mit den heutigen vergleichen. Die Technik Triumphe. Wie wurde das Austauchen der Eisenbahn, der Zweiräder bewundert? Hute raft das Auto dalhin, ihm folgt das Motorrad, und beide besiegte das Luftschiff des Grafen Zeppelin, das majestätisch seine Bahnen selbstherrlich über Land und Meer zieht und jede Entfernung meistert, mit ihm der drahtlose Fernsspruch. Unglaubliche Dinge schaffte der Menschengeist. Wohin eilen wir? Der heutige Zustand ist nur eine Stappe. Post-, Telegraphen- und Telephon-Amt. Das Postamt. Im Mittelalter richteten zuerst in Gurapa die Klöster und Abteien sowie die Universitäten einen Poshdienft durch Botenläufer und reitende Boten, meist Mönche, ein. Der deutsche Ritterorden schuf die erste deutsche Staatspoft. Seink Komturen standen sämt- lich mit einander durch reitende Boten in Verbindung. Noch bedeu- 375 tender waren die Botenanstalten der deutschen Reichsstädte, die bereits im 12. Jahrhundert bestanden. Die ersten Spuren einer kaiserlichen oder Staatspost gehen in Deutschland bis in die Zeit Kaiser Friedrich III. zurück. Kauer Marimilian I. ernannte den Johann von Taris am 18. August 1496. zum „Postmeister über Tirol“ Sein Nachkomme Johhann Babtist von Taris wurde Generalposslmeister. Das Einkommen gehörte ihm, deshalb versperrten manche Ländler ihm den Durchgang. Mit dem Zusammenbruche des Deutschen Reiches ging auch das Recht und der Besitzstand des Turn-Tazischen Postmeisters zugrunde. Bis in unsere Zeit herein bewahrte die öfterreichische wie die deutsche Reichspost ein- Erinnerung an die alte tarische: die schwarzgelbe Farbe der Post- wägen und Postillone, da die tazische Familie die kaiserl. Habs- burgische Landesfarbe für ihre Polsy gebrauchen durfte. Der Post- und Nachrichtenverkehr entwickelte sich am langsamften. Ein Beispiel- die Nachricht von der Geburt des Königs von Rom, die am 20. März 1811, morgens 9 Uhr 20 Minuten ftattfand, erreichte den öfter- reichischen Kaiserhof durch reitende Boten erst am 24. März 1811. Dieser Nachrichtendienft galt damals als eine Höchstleistung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verkehrte in Friedland wöchentlich einmal ein Poftwagen, der von Prag kommend über Reichenberg die Verbindung mit Görl.k und weiter mit Verlin her- stellte. Reichenberg verband außerdem noch ein Postweg mit Zittau- Am 1. November 1820 wurde zwischen Friedland und Görlitz einse Botenpoft eingeführt. 1854 trat eine teilweise Verbesserung ein, durch die Einstellung einer Karriolspoft (Fahrpost) zwischen Friedland und Seidenberg. Der Bahnbau über Pardubitz brachte Reichenberg eine weitere bessere Postverbindung mit einer täglichen Botenfahrpost zwischen Starkenbach und Tannwald über Hochstadt, woraus auch unsere Gegend Vorteil 309. um die Im Jahre 1861 bewarb sich die Gemeindevertretung Errichtung einter Postexpedition, wurde aber vom k. k. Postminist. damit abgewiesen. Wiederholte Vorstellungen brachten es schließlich so weit, daß laut Erlaß der k. k. Postdirektion in Brag, 3. 1052, vom 7. Feber 1866 dem Wünsche Folge gegeben wurde. Das Amt wurde am 20. Feber 1866 für den allgemeinen Verkehr eröffnet. Eine weitere Verkehrsbereicherung bildete die mit 21. Jänner 1868 ins Leben gkrufene Fußbotenpoft, die vom 16. September bis Ende Mai eines jeden Jahres zwischen Einsiedel und Haindorf ver- fehrte. Wie mühselig hatten es doch unsere Altborderen, wenn sie mit der Außenwelt in Verbindung treten wollten. Tagelange Zukreisen gehörten dazu, um nach Brag oder Wien zu kommen. Dabei waren 376 die Wege schlecht, von Wegelagerern unsicher gemacht. Noch heute er- zählt der Valksmund von den Gefahren, die ein Gang über den Hemmrich mit sich brachte. Monate vergingen, ehe die Voreltern von ihren Sähen, die in Ungarn oder in Stalien dem Kaiser dienten, Nachrichten erhielten. Die Briefsammelstelle befand sich in Friedland, wohin ein Bote die Briefe mitnahm und den Einlauf gegen einen entsprechenden Lohn zustellte. Eine Gewähr für ein ordnungsgemäßes Gebaren konnte es dabei selbstverständlich nicht geben, da es sehr oft vorkam- daß der Bote des Lesens und des Schreibens unkundig war. Wenn ihm nun auch beim Scholzen die Briefschaften fortiert, die Adressaten bekannt gegeben wurden, so legte er zumeist die ganze Post auf den Tisch mit den Worten: „Do suchtsch Euern rauz1" — „War schreibt, dar leucht1" — das war noch im den letzten Jahrzehnten, des ver- flossenen Fahnhunderts bei den Alten ene allgenein anerkannte Tat- sache. Es geschah also kein so empfindlicher Schaden, wenn sicht hie und da etwwas verlief. Ost kam es auch vor, daß so ein Brief un ge- öffmet hinter den Sparren oder als Karität hinter den Spiegel wanderte. Die Zeitung für das Land waren fremde, gewinnsüchtige Hausierer, mit Tügen schwer beladene Fuhrleute, die aus der weiten Welt die krausesten Dinge verbreiteten. Dadurch erhielten die Zeit- ereignisse eine Wiedergabe, die Furcht, Argwohn und Aberglauben im Gefolgk hatte, die oft bis zum Wahnwitz gesteigert wurden. Die Posthalterstelle lag bis 1900 in Sem Händen der Familie Hausmann in Bad Liebwerda Nr. 94. Von dieser war es besonders Vater Hausmann, genannt „Futterwenz“ mit dem rosigen Gesicht und dem schneeweißzen Kaiserbart, der mit dem Glanze seiner Uni- form als Postillon, den Neiz der Landstraße verkörperte. Wenn das Dorf entlang sein Horn erschallte, dann stimmten wir als Kinder ebenfalls unser Liedl an und fangem- „Libjer, Libjer, wenn Futterwenz ne wjär, Do wjär, do wjer kein Post a Libjer. Am 1. Feber 1913 wurde vom Handelsminisslerium ein 3. Brief- träger für Haindorf bewilligt. Der Ort wurde jomit in drei Bestell- rahone eingeteilt. Die Bestellung erfolgte nunmehr drei Mal täglich, und zwar früh 8 Uhr und 10 Uhr und nachmittags 3 Uhr Versuche, die Post mit der Lokalbahn zu befördern, blieben er- folglos. Der neue Staat hat die Gepflogenheit des alten beibehalten und die Postbestellung von der Bahnstation Raspenau nach Haindorf, Vad Liebwerda und Weißbach vertragsweise dem Frächter Josei Effenberger in Haindorf Nr. 370 übergeben. 77 Telegraphen- und Delephonamt. Laut Erlaß des F. k. Handelsministeriums wurde unterm 26. Oktober 1869 die Grrichtung einer poftkombinierten Telegraphen- station in Haindorf bewilligt und am 4. Oktober 1870 eröffnket. Die Telephonzentrale Haindorf wurde im Jahre 1905 ins Werk gesetzt, ebenso die Verbindung mit Weißbach, das bisher außer Sprechverkehr gestanden. Am 11. Oktober 1913 erklärte das Han- delsministerium die interurbanke Telephonleitung Reichensberg—Hain- dorf i. B. als Nahleitung. Infolgedessen wurden mit Wirksamkeit vom 15. November 1913 die Sprechgebühren für die Relationen Friedland—Neustadt a. I und Friedland-Haindorf auf 40 Heller und für die Relation Neustadt a. T.-Haindorf auf 30 Heller herab- gesetzt. Postexpedienten bzw. Postmeister). 1866, am 7. Geber, wurde zum Posstexpedienten für die neu- errichtete Poststelle. Josef Mauermann, Realitätenbesitzer und gewesener Mühlenpfächter in Haindorf Nr. 33 ernannt. Ihm folgte im Amte die Tochter Antonia Mauermann, die sich als Telegraphistin einer Prüfung unterziehen mußte. Sie dersah das Postamt bei steigendem Verkeshne unverdrossen allein b:s zum Jahre 1895. Sie starb amr 29. April 1924, im 84. Lebensjahre. Ihr Amtsnachfolger war 1895, am 10. Mai, der Postmkister Josef Marwan. Ihm folgte Josef Schreiner, welcher 1910, am 9. November, zum Oberppoftmeistler für Teschnitz ernannt wurde. Seit dem Jahre 1911 amtiert der gegenwärtige Oberpostmeister Vinzenz Tscherwenka. Eisenbahn. Gerade in den Tagen, in denem das Luftschiff sich anschickt, einen regelmäßigen Dienft über den Atlantischen Ozean zu eröffnen und damit eine neue Gpoche in der Entwicklung des Verkehres einzuleiten, hätte man ein Jubiläum jeiern können, das so recht vor Augen führt, - um Hause Nr. 178 von ) Unterhunfshtatten. Von 1866—1895 im Haufe Nr. 33. 1915 " " " 173 " 1895- " " " 316 " 1915— 288 378 wie außerordentlich schnell die Entwichlung der neuzeitlichen Tranz- portmittel vor sich gegangen isst. Am 7. September 1924 waren es hundert Jahre lher, daß Kaisser Franz I. von Oesterreich ein „aus- schließliches Privilegium zum Bau einer zwischen Mauthausen und Budweis die Donau mit der Moldau verbindenden Holz- und Eisen- bahn“ unterzeichnete; dieser Tag war also der hundertste Geburtstag des festländischen Eisenbahnwesens, denn s handelte sich hier um die erste, für den öffentlichen Verkehr bestimmte Eisenbahn auf dem ganzen europäischen Festlande, und nur in England war schon früher ein solcher Bau unternommen worden. Das Vorurteil gegen das neuk epochale Verkeshersmittel ward aber erst getilgt, als im Herbste des Jahres 1829 George Stephen- sons berühmte Lokomotibe „The Rocket“ bei Rainhill, unweit von Liverpool ihren glänzenden Sieg über alle Konkurdenten errungen hatte. In Deutschland fuhr 1835, am 7. Dezember, der erste, von einer Dampflokomotive gezogene Eisenbahnzug über die von Baul Denis, bahr. Bez.-Ing. erbaute Strecke zwischen Nürnberg und Fürth. In Oefterreich begann erft nach den reinigenden Stürmlen des Jahres 1848 sich ein anderer Geift zu wegen, der den konservativen Sinn besiegte. Die Grrichtung von Gisenbahnen für den regelmäßigen Verkehr wurde erst in den fünfziger Jahren des verflossenen Jahr- hunderts durchgeführt, nachdem im Deutschen Reiche das Tampfroß schon geraume Zeit dem Verkehre gedient. Auch unserer weltverborgenen Vergwelt nähertt sich der Schienen- strang. Der im Jahre 1850 in Reichenberg errichteten Handels- und Gewerbekammer gelang es, den Dau der Zittau—Reichenberger Bahn bei der Regierung durchzusetzen. Im Jahre 1853, am 24. April, wurde der Bauvertrag zwischen Oefierreich und Sachsen abgeschlossen und am 27. Juli d. S. übernahmen die Aktionäre der Löbau Bittauer Bahn die Ausführung. Ein Jahr später erwirkte eine Vereinigung von Industrieflen, an deren Spitze Johann Liebig stand, die Grrich- tung der Reichenberg Pardubitzer Bahn, die eine Verbindung mit der Residenzstadt Wien herbeiführen sollte und die am 1. Miai 1859 als Südnorddeutsche Verbndung3bahn dem Verkehre übergeben wurde. Im Herbst darauf, am 25. Oktober, ward die Zittau- Reichenberger Bathn eröffnet. Es waren dies für unsere Gegend Grrungenschaften von weittragender Bebeutung. Die Nachbarstadt Reichenberg war num das Endziel zweier wichtiger Verkehrsstrecken geworden, ein Umstand, der auch Friedland nicht ruhsen ließ, in der zorderung, dem neuen Verkehrsmittel angegliedert zu werden. Dem Verlangen ließ die Reichenberger Handels- und Gewerbekammter tat- kräftige Unterstützung zuteil werden. Mit dem Gesetze vom 19. Juli 1871 wurde der Ausbau der Südnorddeutschen Verbindungsbahn von Reichenberg, bis an die Landesgrenze beschlossen. Die Inbetrieb- setzung erfolgte im Jahre 1875. zufolge mangelhafter Information 379 sollte das gesamte obere Wittigtal mit seiner aufstrebenden Industrie und seinem aufblühenden Genserbestande an dieser segensreichen Er- rungenschaft keinen besonderen Anteil haben. Als erste Station um Wittigtale war Friedland in Aussicht genommen worden. Da war es wieder der schon oft genannte verdienstvolle Fabrikant Gusstab von Richter, dem es nach längeren Venrühungen und eindringlichen Vorstellungen gelang, für Raspenau die Anlage eines Bahnhofes zu erreichen. Freilich geschah dies an seiner verkehrsungünstigeren Stelle, als es der Wunsch der Bittsteller ausgesprochen hatte. Zumal die großen Ortschaften Haindorf und Weißbach fanden an diesem Ent- gegenkommen wenig Gefallen, sodaß bald darnach die Verhandlungen von neuem begannen. Gs wurde ein Gissenbahnbaukomitee gewählt, beflehend aus Vertretern der Gemeinden Haindorf, Weißbach und Liebwerda und den Industriellen deser Gemeinden, das den Blan- faßte, eine 8 Kilometer lange Bahmlinie von Raspenau über Milden eichen—Karolintal nach Haindorf zu erbauen. Das Projekt wurde später erweitert, sodaß die ursprünglich ins Auge gefaßte Strecke bis an die Landesgrenze verlängert werden sollte. Die immerhin kost- spieligen Vorarbeiten wurden durch den abschlägigen Bescheid des Handelsministeriums um ihren Zweck gebracht. Einige Jahrie später be- gannen die Bestrebungen wieder aufzuleben, doch erst mit allerhöchster Konzession, Dekret vom 15. Feber 1899, R.-G.-Bl. Nr. 37, ging der Vau einer normalspurigen Lokalbahn Raspenau—Haindorf seiner Verwirklichung entgegen. Die Bahn, welche Eigentum des Friehlän- der Bezirksausschusses ist, wurde mit einem Kostenaufwande von 1,207.370 K von der Firma Hermann Vachstein in Verlin erbaut und am 3. Mai 1900 im feierlicher Weise dem Betriebe übergeben. Der Geschäftablericht für das erste Betriebjahr 1900 enthält folgende Beschreibung der Bahn: Die Lokalbahn Raspenau- Weißbach ist durch Allenhöchste Kon- zessionzurkunde vom 15. Feber 1899, R.-G.-VI. Nr. 37, Gigentum des Bezirksausschusses Friehland i. B. Die Betriebsführung ist auf Grund des Vertrages vom 28. X.21, XI. 1899, der Zentralverwaltung für Sekundärbahnen, Hermann Vachstein in Verlin auf de Dauer von 15 Jahren über- tragen worden. Die Bahn ist als normalspurige Lokalbahn in Gemäßheit der Bestimmungen des Efenbahn-Konzessionsgesetzes vom 14. September 1854, R.-G.-Vl. Nr. 238, und der in vorher genannter Konzessioné- urkunde festgesetzten Bdingungen und Modalitäten ausgeführt und am 3. Mai 1900 für den gesamten Betrieb eröffnet worden. Die Baulänge der ganzen Bahn von der gemeinsamen Station beträgt. Rafbenou (G.-R.-D.-V.-V.) b1s zur Gndstation Weißbach 6.072 klm. 6.213 die Betriebslängk und die Tariflänge 330 An Schleppgeleisen sind vorhanden die auf der Station Milde- nau einmündenden 2 Industriegeleise der Firma Anton Richter? Söhne, Mildenau. Etationen und Jahrbetriebsmittel. Die Zahl der Stationen außer der Anschlußstation Kaspenau beträgt drei, und zwar: Mildenau, Haindorf-Liebwerda und Weiß- bach, ferner eine Haltestelle Mildeneichen, welche ebenfalls für Ver- sonen- und Frachtenverkehr eingerichtet ist. Die Jahrbetriebsmittel beslehen in: 2 Tenderlokomotiben, Personenwagen, 1 komb. Post- und Gepäckwagen, gedeckte Güterwagen, je drei mit Bremfen, 6 offene Gütterwagen, je drei mit Bremsen, An Bahnmeisterwagen sind 2 Stück vorhanden. Die Einnahmen beliefen sich vom 3. Mai 1900 bis 31. Dezem- ber 1900 auf. 49.26943 K. die Ausgaben auf 47.85420 K. Die gesamte Personen- und Güter-Frequenz betrug für diese Beit: Unzahl der beförderten Personen 97.061 Die Flößerei. Der Holzreichtum unserer Gegend als älteste und andauernde Erterbsquelle der Bewohnerschaft stellte schon frühzeitig die Trag- kraft der Bäche während der Schneeschmelze und nach langanshalten- dem Regen in den Dienst des Verkehres, der Flößerei- Anffänglich mußten die Robotleute gegen ein geringes Entgelt das Holz fällen, spalten, rücken und flößen. 1626 ordnete Wallenstein an, daß sämtliche 23 Dörfer seines Dominiums Friedland schuldig seien: alles Holz zum Kohlen und Flößen einzuspalten, das Hofholz vors Schloß und vor die Zechen zu führen, im Floße etliche Tagk zu führen und hernach im Wasser hinab bis hinter das Schloß zu flößen und zu fördern. Die Sofefinische Zeit brachte später wie in allen Botmäßigkeiten auch hierin eine Erleichterung. Die Glößerei wurde kontraktlich ver- gehen. Eine solch Vereinbarung wurde 1780 mit dem Scholzen Josef Krause, dem Schmiede Anton Krause und Hans Henrich Krause, sämtlich in Weißbach, getroffen. Grrichtung von Eisenbahnlinien: Greifenberg — Friedeberg 1884, Friedeberg — Heinersdorf 1904, Friedeberg- Flinsberg 1909. 381 Beim Rechen in Haindorf (Wiadhnaben) und Raspenau „haben die Kontrahenten das Holz zu schlichten und für Deputate auszu- setzen, und bis zum Schloß zu flößen, dann machen es die Robott- leute weiter.“ Für die Räumung des Flusses, für die Erhaltung der Furten, für jede Klafter fürs Spalten, Rücken, Wassereinwerfen und Flößen bis Haindorf, wo sie das Holz selbst auszutragen hatten und in die Klafter zu setzen verpflichtet waren, erhielten, sie 40 Kreuzer, für die Waterbeförderung bis am Raspenauer Flößplan ebenfalls 40 fr. 1788 übernahmen die Flößedei zwei Haindorfer, namens Philipp Effenberger und Josey Augsten, und zwar unter günftigeren Bedingungen. „Diese machen sich verbindlich, durch 10 Jahre so viel Holz auf den herrschaftlichen hinteren Waldungen zu schlagen, zu rücken und zu flößen als ihnen nach jeder jälhrlichen Flöße vom herrschaftlichen Amte zugetiessen wird. Das Klajterholz muß 3 böhm. Ellen hoch und 3 Ellen breit sein und jedes Schät 3 Ellen lang und die Klafter dicht geschlichtet. Auf Abgang wird ihnen gerechnet vom Hundert 2 Klaftern. Lohn fürs schlagen, rücken, flößen ad locim Friedland: 50 Kreuzer Im Weißbacher Forst bei den Wolfsgruben 50 beim Tabaksteim 40 bei weißen Wittig. 50 auin Schwerznberg. 40 beim Vernl. 40 in Drößlers Gründen, falls es geflößt werden kann. 56 im Haindorfer Forst, sowohl vom vordern als hintern 51 Liebwerdaer Forst aufn Vernelberg und von Räumung des Wassers auf dem Schwanzen 400 fl. Rüttigt in einem In Haindorf haben sie das bestimmte Quantum selbst auszu- machen, unentgeltlich. Der angeführte Rechen in Haindorf befand sich zwischen den Gärten Nr. 76 (Niederbauersjufel) und Nr. 108 (Gustab Ullrich)- Gr wurde 1858 vom Hochtwasser weggerissen und nicht mehr erneuert Die Flößerei hatte damit ihr Ende gefunden. Der Volksmund nennt diese Stelle noch heute beim Wuadhnaben, zwei mächtige Auader- wände zu beiden Seiten der Wittig. 332 Wohlfahrtseinrichtungen. Vereine. Ein bekanntes Sprichtort sagt: wenn drei Deutsche auf eine einsame Infel verschlagen würden, so wäre das Erste, was sie täten: die Grünßung eines Vereines. Auch das Vereinsleben in unserem Orte gedieh zu überreicher Entfaltung. Als erster trat der Männergesangvercin auf den Plan. Er- wurde im Jahne 1860 von dem damaligen Oberlehrer Gduard Tschiedel ins Leben gerufen. Der Begründer war ein äußerst rühri- ger Geist, ein vorzüglicher Musiker, der als Regenschori namentlich auch die Kirchenmusik zu meistern verstand und sich als Komponist betätigte. Das Wirken des Vereines gilt nicht nur allein der Pflege des deutschen Liedes, sondern diente und dient mit Erfolg der allge- meinen Wohlfahrt Ihn vertritt zur Zeit als Obmann Ruholf Augsten, Kaufmann in Häindorf Nr. 352, als Dirigent Gustab Scholz, Volksschullehrer im Haindorf. In das Jahr 1862 fällt die Gründung des „Militärbeteranen- Vereines F.-M. Graf Radetzkh" durch die Brüder Anton und Franz Mosten und den Mediziner Dr. S. Sommer. Er wurde 1918 auf- gelöst An seine Stelle trat der „Kameradschaftsberkin ehemals ge- dienter Soldaten“. Derzeitiger Obmann: S. Karl Augsten- Die bedeutendste Erschänung des gesamten Vereinslebens bil- det der im Jahre 1868 von den Großindustriellen Gustab Richter, Mildenau, gegründete Industrielle Bildungsberein“, dessen Streben nach Biltung, Aufklärung und Fortschritt, nicht nur Haindorf, son- dern das ganze obere Wittigtal in geistiger und wirtschaftlicher Be- ziehung belebte und förderte. Seiner segensreichen Tätigkeit sei da- her an dieser Stelle in besonderer Weise gedacht. Die Gründer des Vereines waren mit ihren Ideen den Zeit- verhältnissen weit voraus geeilt. Mancher segensreichen Guttat half der Unverstand zu einem frühen Ende. Der Veren griff nicht nur ternd und bahnbrechend ein in allen wirtschaftlichen und kulturellen Fragen, sondern bereicherte durch regelmäßige wissenschaftliche Vor- träge die Kenntnisse der Mütglieder. Unter Aufwand von hohen Kosten wurden des öfteren Gelehrte zu Vorträgen gewonnen Welcher Ernft und Bildungßeiser diese mackeren Männer beseelte, ist daraus 383 zu ersehen, daß der heimische Naturforschet, Dechant Menzel, dem Vereine sein besonderes Augenmerk schenkte, durch Vorträge unter- stükend eingriff und zu wiederholten Malen sich in der ehrendsten Weise über diese Körperschaft aussprach, deren Ehrenmitglied er war. Nach zwanzigjähriger segensvoller Tätigkeit machte die Teilnahmslosigkeit dem Vereine ein Ende. Hören wir noch, was das „Prager Abendblatt“ Nr. 128 vom 30. Mai 1873 von dem Vereine Treffliches zu berichten wußte: Friedland, 29 Mai. Der industrielle Bildungsverein in Hain- dorf entwickelte eine fruchtbare Tätigkeit, indem er, sich fernhaltend bom verderblichen Phrafengeklingel, an welchem derartige Vereine nicht selten besonderen Gefallen finden, ausschließlich praktische Ziel- verfolgt. Sie haben bereits in Ihrem Vlatte mitgeteilt, daß Dank der Fürsorge des Herrn Handelsminissiers gegenwärtig in Haindorf wieder eine Ausstellung mustergültiger Holzwaren stattfindet. Ber dieser Gelegenheit hielt der Verein am 18. d. M. daselbst eine Ver- sammlung ab und wurde die Besichtigung der Ausstellung vorgenom- men. Dabei zeigte sich deutlich, wie sehr im Interesse der Förderung der Holzindustrie im Oberwittigtale das baldige Inslebentreten der projektierten Zeiichenschule gelegen ist; die Mitteilung, daß Se. Erzel- lenz der Herr Graf Glam-Gallas dieser Schule einen jährlichen Dei- trag von 100 fl. hochherzig in Aussicht gestellt hat, fand von Seite der Anwesenden auch die dankbarste Anerkennung. Von den Ver- handlungen des Vereines heben wir herbor, daß in eingehender Er- örterung der Genossenschaftsfrage die Magazinsgenossenschaft als am meisten für das dortige Holzwarengewerbe geeignet erschien. Ein mit Demonstrationen begleiteter faßlicher Vortrag des Herrn Oberlehrers Stelzig über die Telegraphie fesselte die Aufmerksamkeit der Hörer in hohem Grade. Mit Befriedigung wurde auch die Mitteilung ent- gegengenommen, daß die in der Tat recht hübsche Kollektivausstellung des Haindorfer industriellen Bildungsvereines sich ganz vorteilhaft auf der Wiener Weltausstellung repäsentiert. Am Schlusse der Sitzung wurde noch der Vereinshaumschule gedacht, welche an 8000 Stück Obstbäume zählt und dem strebsamen Vereine, dem wir das beste Gedeihen wüwschen, gleichfalls nur zur Ehre gereicht. Weitere, zur Zeit noch bestehende Vereine. Gründungsjahr 1874 Fretwillige Feuerwehr, Kommandant Stefan Schindler Nr. 330 Spritzenhausbau 1880. 1881 Deutscher Turnverein, Sprechwart Jos. Riedel Nr. 335 Kauf des Turnplatzes 1912. 1886 Ortsgruppe d. deutsch. Gebügsvereines, Obm. Baumstr. Erwin Scholz 1878 Ratholischer Volksverein, Obmann Hugo Knirsch Nr, 44 1895. Ortsgruppe der Union der Textilarbeiter, Obm. Gustav Effenberger 1895 Ortsgruppe des Bundes der Deutschen, Obm. Alfred Weber Nr. 8. 384 Gründungsjahr Gängerbund Freisnn, Obmann Josef Augsten Nr. 443, 1896. Dirigent Stefan Krause. Arbeiter-Turnverein, Obmann Josef Burgert 1898 Radfahrer-Verein „Sport", Julius Krause Nr. 91 1898 Verein der Gast- und Schankwirte, Obmann Jultus Krause Nr. 91 1898 Werkmeister- u. Industriebeamten-Verein, Obm. Adolf Finke Nr. 393 1902. Ortägruppe 28 des Verbandes der Vorzellanarbeiter, 1902 Obmann Adolf Scholz. Kindergartenverein, Obmännin Wilhelmine Effenberger Nr. 391 1903 Sängerbund Vorwärts", Obmann Kart Schmidt, 1903 Dirigent F. Kratzer. Deutscher Hausbesherverein, Ohmann Josef Karl Äugsten, Nr. 49 1903 Kaufmännischer Verein, Obmann Karl Essl Nr. 8. 1919. Verband der Keramarbeiter, Obmann F. Gutbier 1920. Bund der Kriegsverletzten, Josef Offenberger 1919. Theaterverein „Waldbühne“, Obmann Wilhelm Bergmann 1920. Gewerkschaftsverband, Ortsgruppe Haindorf 1920. Christl. deutscher Mädchenbund, Obmann P. Anastas Peer- 1921. Deutscher Landw. Ankaufsverein, Obmann Anton Schiller Nr. 211. 1921. Deutscher Dienenwirtschaftlicher Landeszentralverband 1921 Obmann Vinzenz Gzerwenka. Christlicher Frauenhilfsverein, Obmännin Anna Augsten Nr. 352 1921 Stiftungen. Armensondstiftungen. Kaiser Franz-Josef-Stiftung Spareintage 31. Dezember 1923 260.34 Kriegsanleihe. 500.— Gleonora Hitschmann " Spareinlage 31. Dezember 1923 14.84 Kriegsanleihe. 100.— Thereste Offenberger Spareinlage 31. Dezember 1923. 75.36 Kriegsanleihe. 500.— Mit 26. März 1903 von der am 6. März 1903 verst. Theresie Effenber- ger errichtet. Zinsen sind alsjährlich an Ortharme zu verteilen und zwar am 19. März ab 1906. Emilie Vectert-Stiftung Spareinlage 31. Dezember 1923. 45.21 XK Kriegsanleihe. 550.— Am 8. Juli 1909 von Gd. Fritsch zum Gedenken an die verstorbene Gmülte Vectert errichtet. Franzista Ressel-Stiftung Spareinlage 31. Dezember 1923 K 69.41 Ig. u. Helene Efsenberger-Stiftung, 31. Dezember 1923 K. 71.49 Kriegsanleihe 650.— Von dem am 2. Feber 1864 verstorbenen Karl Effenberger Nr. 184 er- richtet. Zinsen alljährlich an seinem Sterbetage an Ortsarme zu verteilen. Joset Franz Augsten-Stiftung Spareinlage 31. Dezember 1924. K 2249.56 Von dem am 30. September 1910 verstorbenen Kaufmann Josef Franz Augsten errichtet. Schulfiistungen. Jos. Offenberger-Stiftung Spareinlage 31. Dezember 1923. 30.97 Kriegsanlethe. 100.— Thereste Effenberger-Stiftung Spareinlage 31. Dezember 1923. 165.86 Kriegsanleihe. 500.- 385 Von der am 6. September 1903 verstorbenen Theresie Effenberger er- richtet. Zinsen sind alljährlich zum Ankaufe von Kleidungsstücken zum Weih- nachtsfest für arme Schulkinder zu verwenden. 46229 Fg. u. Helene Offenberger-Stiftung Spareinlage 31. Dezember 1923. 1200.— Kriegsanleihe. Von dem am 2. Feber 1864 verstorbenen Karl Effenberger Nr. 184 er- zum Ankauf von Kleidungsstücken für arme richtet. Zinsen sind alljährlich zwar an seinem Sterbetage. Schulkinder zu verwenden und 68.88 Spareinlage 31. Dezember 1923. Adolf Müller-Stiftung 200.— Kriegsanleihe. Mit 24. Oktober 1869 von dem Kaufmann Adolf Müller errichtet. Zin- sen zur Verteilung an arme Schulkinder alljährlich zu Weihnachten. 96.28 Spareinlage 31. Dezember 1923 X. Josef Nase-Stiftung 200.— Kriegsanleihe. Von dem am 8. November 1857 verstorbenen Anton Nase Nr. 57 er- richtet zur Bekleidung armer Schulkinder. Spareinlage 31. Dezember 1923 X 1135.28. Josef Franz Augsten-Stiftung Der am 30. September 1910 verstorbene Kaufmann Josef Franz Augsten hat X 1000.— den beiden Schulen (Volks- und Bürgerschule) gestiftet und sollen von den Zinsen Schulbücher für arme Schüler dieser beiden Schulen alljähr- lich gekauft werden. Gemeinde-Hausbaufond. K 3397.91 Spareinlage per 31. Dezember 1923. 400.— Krieg3anleihe. Bade- und Schwimmteichsond 100.26. Spareinlage per 31. Dezember 1923. 660.- Kriegsanleihe. Am 16. März 1912 von den 10, an dem Jubelfeste 1908 teilgenommenen Vereinen errichtet. Theaterberein 32.05 X Spareinlage per 31. Dezember 1923. 220.- Kriegsanleihe. Am 21. Feber 1903 erlegt von dem aufgelösten Theaterverein, gegrün- det 21. März 1887. Kranfenhausbaufend F 218231 Spareinlage per 31. Dezember 1923. 8240.- Kriegsanleihe. Am 24. Jänner 1892 von Frau Hulda Fritsch errichtet. Zinsen zur Un- terstützung armer Kranker, Krankenpflegerinnen und Verwaltung des zu errich- tenden Krankenhaufes. Kaiserin Elisabeth-Stiftung 28.27 K Spareinlage per 31. Dezember 1923. Am 17. Oktober 1908 erlegt. Wasserleitungsinteressenten 101.39 Spareinlage per 31. Dezember 1923. Am 4. Dezember 1883 von Interessenten in den Neuhäusern geschaffen Ortebereine 30.98 K Spareinlage per 31. Dezember 1923 430.— Kriegsanleihe. Am 10. Juli 1892 eingelegt. 386 Josef Ullrich'sche Büstung Spareinlage per 31. Dezember 1923. X 119.17 Kriegsanleihe. 461.- Am 1. Dezember 1916 zum Andenken an die Familte Ullrich vom Th. Reg.-Rat Gustav Offenberger und Wilhelmine Offenberger errichtet. Zur Un- terstütung Kriegsindalider. Jehr Eyek-Stiftung Spareinlage per 31. Dezember 1923 X 1319.70 Kriegsanleihe. 9154.- Am 10. Jänner 1919 von Herrn Felix Gzjzek gewidmet. Zinsen zur Unterstützung von Kriegs-Witwen und -Waisen. Nachausbaufend Spareinlage per 31. Dezember 1923 N 4874.- Kriegerdentmassend Spareinlage per 31. Dezember 1923. X 72453 Im Jahre 1915 durch Sammlungen geschaffen. Gedenklafetfand Spareinlage per 31. Dezember 1923. N 730.- Am 1. April 1916 eingelegt. Verwundetenfürsorge Spareinlage per 31. Dezember 1923. I 79685 Am 10. September 1915 eingelegt. Nachdiensthend Spareinlage per 31. Dezember 1923. X 159.05 Am 8. August 1914 durch Sammlung aufgebracht, um einen, Wachdienst während der Kriegszeiten zu organisieren. Careis-Stistung Spareinlage per 31. Dezember 1923 X 22315 Im Jahre 1915 von Herrn Gm. Gareis gestiftet. Zinsen für Kriegsinwalide. Spitalsbertaltung Spareinlage per 31. Dezember 1923. K 177.77 Kriegehilse K 498.15 Spareinlage per 31. Dezember 1923 Aemenwesen. Früher mußten die Ortsarmen an jedem Freitage von Haus zu Haus gehen und sich die Gaben holen. Durch die Regelung des Armenweiens wurde die Unterstützung durch die Giemeindeumlage cngehoben. Ein eigens gewählter Armenvater zahlt regelmäßig die endengelder aus. Gegenwärtig versieht diesen Dienst in Haindorf Anton Augsten, Drechslermeister Haindorf Nr. 4. Für die Unterbringung der Armen wurde das Haus Nr. 310 angekauft. 387 Kindergarten. Im Jahre 1840 trat Friedrich Fröbel mit seiner epochemachen- den Idee des Kindergartens hervor. Die Sonne, die Fröbel im das Dasein so vieler Kinder gebracht hat, sie sandte ihre segensvollen Strahlen hinaus in alle Lande und hütete die Lebensblüten vor dem Rauhreife der Not. Auch in Haindorf fanden sich apfenfrendigse Frauen und Jung- frauen, die im Sinne Fröbels warben, durch Veranstaltungen Mittel- schuffen zur Gründung eines Kindergartens. Wer nennt sie alle die Wackern; die Verdienste der Frauen: Anna Porsche, Erni Rößler, als Gründer. Ferner die getreuen Mitglieder des Kindergartenbereines, die stillen Wohltäter, die das Werk ermöglichten und seinen Bestand sicherten? 1914 wurde der Kindergarten im Hause Nr. 71 eröffnet, zum Leiter Oberlehrer Josef Vorsche und als Kindergärtnerin Antonia Kratzer aus Haindorf Nr. 174 bestellt. Die Wasserleitung. Eine wichtige Frage für jeden Ort ist die Beschaffung eines reinen und gesundn Trnkwassers. Der Stifter des Haindorfer Klosters Franz Ferdinand Graf Clamr Gallas hat dieser Angelegen- heit seine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, denn er ließ gleichzeitig mit dem Baue des Klosters (1692) eine Wafferleitung herzu errich- ten. Nicht nur die Klarheit und Güte des Wassers, sondern auch die Unversiegbarkeit der Quelle, selbst in Zesten größter Dürre, machen die Anlage höchft schätzenswert. Das Wasser stammt von einer Wieje der Bauernwirtschafft Nr. 59. Die Leitung bestand aus 200 Röhren und nahm ihren Weg durch das Bett der Wittig. Durch Hochwasser wurde sie jedoch wiederholt zerstört, so am 14. Juli und am 26. Dezember 1702. Das Klofter war infolgedessen oft lange Zeit ohne Wasser. Man entschloß sich daher, die Leitung 1731 über die ein Jahr borher erbaute stewerne Brücke zu legen und gleichzeitig „bis zum Gasthaufe“ (Nr. 86) zu verlängern. Bei dieser Gelegenheit erhielt auch die Schule einen Brunnsen Die sspäter erbaute „niehere Schenke“ (Nr. 89) erhielt das Wasser durch diese Leitung ebenfalls. Die beiden Wirte waren verpflichtet, ihre Rohrhütten und Sie für die Abzweigung in Betracht kommenden Röhren in Stand zu halten. 1842 wurden die Röhren von der steinernen Brücke wieder entfernt und an ihre alte. Stelle gelegt. Durch Nachlässigkeit ging die Leitung zu den Gafthäusern allmählich ein. Der Fabrikant Josef Kratzer ließ mit Beihilfe der Nachbarn die verfaulten Holzröhren durch tönerne ersetzen. Die Legung geschah aber so ungeschickt, daß 388 die Seitung tatal versagte und schließlich sich selbst überlassen wurde. Einer der Wasserbehälter steht geglntwärtig noch bei Nr. 176. Es wird also, zur Zeit nur der Klosterbehälter und der Bottich bei der Volfä- schule durch die erwähnte Leitung gespeist. Eine zweite Wasserleitung, wurde um 1760 gebaut und ver- sorgte die nedseren Neuhäuser mit Wasser. Das Wasser wurde ober- halb des Teiches an der Liebwerdaerstraße von einer Wiese des Scholzen zu Nr. 99 geleitet, wo dii Röhrbütte stand. Der Deitung wird auch in einem Grundkaufe vom Jahre 1804 Erwähnung getan- „Ignaz Kratzer verkauft am 13. Juli das von seinem Wohnhause entfernt und zwischen dem Liebwerdaer Weg, dann schwarzen Leicht graben liegende Grundstück seinem Bruden Anton Kratzer. Der Käufer hat jährlich von den Neuhäuslern, welche das Wasser im Neuhäusler Rohrkaften schöpfen 30 Kreuzer zu erhalten, weil diese Wasserröhren durch seinen angekauften Grund gehhen.“— Das sehr mangelhaft angelegte Sammelbecken wurde öfters von gewissenlosen Leuten verunreinigt, sodaß diese Leitung schließlich 1883 ganz aufge- lassen wurde. Die Schaffung einer allgemeinen Wasserleitung wurde darnach des öfteren erörtert, doch erst die Glemeindeausschußsitzung vom 19. Feber 1923 erhob den Bau zum Beschluß und genehmigte die Kosten im Betrage von X 170.91159 Bereits am 6. April 1923 wurde der Grundstein hierzu gelegt. Mittwoch, den 22. Oktober 1913, fand die feierliche Eröffnung und Uebergabe der von der Firma Adolf & Holwschka in Wien er- bauten Sechquellenleitung statt. Aus diesem Anlasse wurde vormittags im Hotel „Kaisserhof eine Festsitzung abgehalten, zu der die Gemeindevertretung, Bezirks- kommissär Putze, als Vertreter der politischen Behördie und Revier- leiter Kraufe als Beauftragter der Erzellenz Graf Glam-Gallas'schen Herrschaftsverwaltung erschienen waren. Der Glemeindevorsteher, Regierungsrat Gustab Eyfentberger, begrüßte die Festversammlung und schilderte in beredter Weise Anlaß, Vollführung und sanitären Wert des neugeschaffenen Werkes, mit dem Wünsche, daß dasselbe der Gemeinde zum Segen gereichen möge. Er gedachte dabei der Föroe- rung von seiten des Münisterlums des Innern, des Ackerbau- ministeriums, der Bezirksvertretung und des Bezirkskommissärs Pute, der Erbauer, des Banausschusses und der Verdienste des leitenden Mitgliedes Anton Neumann mit Worten des Dankes Bezirkskommissär Butze sprach im Namen des a. h. Dienslles und der zuständigen politischen Behörde der Gemeindevertretung für das dem allgemeinen Wohle gewidmete Werk Dank und Anerkennung aus und hob dabei die besonderen Verdienste des Ge- meindevorstehers, Regierungsrat Gust. Offenberger hervor, unter 389 dessen tatkräftiger und umsichtiger Leitung das Unternehmen so rasch und zweckgemäß zur Ausführung gebracht wurde. Gemeinderat Anton Neumann, dem die Banaufsicht von seiten der Gemeinde oblag, gab einen kurzen Bericht über Fassung, Größe und Zuberlässigkeit der Anlage. Die Länge des Rohrnetzes betragt 13.852 Meter, Eydranten wurden 51 Stück aufgeftellt, die Zahl der Hausanschlüsse beläuft sich zur Zeit auf 340. Das ange- kaufte Quellengebiet am Fuße der Hainskirche umjaßt 12 ergiebige Luellen, wovon bier gefaßt worden sind, die einen Höchststand von zehn Sekundenlitern erreichen. Der Verbrauch beträgt 13 Gkunden- liter. Der Quellenbesitz ift so wafserreich, daß das gesamte ober- Wittigtal einschließlich der Stadt Friebland mit Wasser versorgt werden könnte. Die Versammlung begab sich sodann zu den Filteranlazen, wo- selbst Oberingenieur Adolf nach einer Ansprache diem Gemeinse- vorsteher, Regierungsrat Gust. Effenberger in feierlicher Form die Schlüffel zu dem nun vollendeten Baue übergab. Bezirks- kommissär Putze erteilte hierauf der Gemeinde die Benützungsbewilli- gung. Anschließend daran fand am Kirchenplatze eine Brobe der Hydranten durch die Freiwillige Feuerwehr statt. Bei der sodann im Hotel „Kaiserhof“ abgehaltenen Festtafel wurde nochmals in ehrender Weise aller gedacht, die das Unternehmen förderten. Regierungsrat Gust. Effenberger brachte ein Hoch auf den Kaiser aus. eine zweite Wasser- Im Orte besteht noch, wie oben erwähnt Wasser versorgt. Die leitung. die das Klofter und die Volfsschule mit Leitung, welche vom Fuße des Nußsteines ausgeht, ist sehr alt. In- den Kirchenrechnungen wird eines im Jahre 1680 vorgenommenen Neubaues gedacht. Darin heißt es wörtlich: „Dieses Jahr ist auch das Wasser als ein Höchstnötige Sach dessen man nicht entrathen kann durch Röhren vom Grundt undt neuen auf den Pfarrhof ge- führt, darauf ist angewendet 27 Fl. 20 kr. 3 d. Beleuchtung. Die erste Beleuchtung der Straßen führte im Herbste des Jahres 1888 der Anpflanzungs- und Verschönerungsberein durch, wozu die Gemeinde aus Auslaß des 40jährigen Regierungsjubiläums 1000 fl. widmetk. 1907, am 17. Apfril, faßte die Gemeindebertretung den Beschluß, die Azethlengasbeleuchtung für Haindorf und Liebwerda nach den Plänen der Firma Börner d Killing in Dresdlen umd den Kostenbe- trag von 80.000 K durchzuführen. Das Rohrnet hatte einse Aus- 350 breitung ben Wakm. Am Samstag, den 12. Ottaber frat die Straßen- beleuchtung und am 15. Oktober die allgemeine Gazabgabe in Kraft. 1921 wurde das Werk aufgelassen, das Gazwerk an dem Tischlermeister Josef Knapp verkauft, der 123 zu einem Wohnhause herrichtete (Nr. 467). Die Einführung der elektrischen Kraft für Licht und Antrieb war trehl hinausgeschoben worden, ließ sich aber auf die Dauer nicht hintanhalten. Im Jahre 1919 erfolgte der Vertrag mit der Ueber- lendzentrale G. 2. Richter, den Bau vollzog die Firma Siemenz- Schuckertwerke, der im Herbste beendet war, sodaß mit Eintritt des Winters die Stromeinführung, begann. Die Ueberlandzentrale wurde im Jahrk 1909 von dem Grof- industriellen Alfredi Richter, Edlen von Wittbach begründet. Banitäres. Aerzte. In einer Zeit, wo tüchtige Aerzte noch selten waren, wo Charla- tane, Dorfbarbiere und Feldscher fast noch allein das Feld behaupteten und ungestraft an dem gesunden Körper unserer Vorfahren ihre unvernünftigen Quacksalbereien und bedenklichen Hundekuren ver- suchen durften, ist die Berujung eines Herrschafts-Arztes, wie es die Grafen von Gallas zu tun pflegten, nicht hoch genug anzurechnen. Am 1. Jänner 1728 wurde ein neuer Herrschaftsarzt angestellt, u. zw. Johann Siegmund Möller, Med. Dr. in Zittau. Gr hatte entweder in eigener Person oder sein Vater Dr. Med. Johann Georg Müller in Zittau alle Wochen einmal in Friedland zu erscheinen und alle bier Wochen die Herrschaft zu durchgehen. Lange hatte Dr. Möller die Anstellung nicht inne, schon drei Jahre später ward ein anderer Arzt bestellt, und zwar mit der Be- dingung, daß er sich in Friedland niederzulassen habe. L. B. Eig. Su. Fol. 8. Bestallung des neu angenommenen H. Dr. Franz Josser Schmied de Dato 1. April 1731. Nachdem wir zu Conferbierung unserer Unterthanen auf unseren Herrschaften Friedland, Reichenberg, Grafenstein und Lemberg einen Doktor Medicine aufzunehmen für höchst nötig befunden, also haben wir uns dahin refoliret und zu diesem Ende den Herrn Franz Josef Schmied Philae et Medicine Doctor angenommen und hiermit würk- lich aufnehmen, jedoch auf diese Weisse, daß er 1. In unserer Stadt Friedland sich das Quartier auf seine Rosten nehmen und allda jederzeit habitiren dann 2. In unserer Stadt Friedland sowohl als auch zu Reichenberg die Eefindlichen Apotheken mit dessen an die Hand gebung denen 913 Aprthekern in Medicamenten und auch in der Tag damit unsere Unterthanen nicht überschätzt werden möchten, dergestalten einrichten soll, demit hierinnen zu allen nur erfügen mögenden Zuständen auch sogar in Fällen der Vestzeit wovor der Allmächtige Hehüiter wolle, die erfordernden Medicamente zu bekommen wären. Gleich wie die Apetheker sich dergestalt zu versehen schuldig sein werden und ihnem hiermit anbefohlen wird. Dahingegen aber 3, Alle die sowwohl in unseren Städten als auch auf dem Lande bedürftigen Medicamente nirgends anders als in so viel die Herr- schaft Friedland anbetrifft vermöge des Herrn Doctor Recipe auf der Friedländischen so viel aber die Herrschaft Reichenblerg betrifft aus der Reichenberger Apotheke genommen haben wollen. Herr Gs wär dann 4. Eine sach daß er Doctor Schmied eine Extra Arcanum für sich hätte und nicht einen jeden vertrauen wollte, welches zu guten Genüssung unsserer Unterthanen wäre, Ein solches und was etwan auf unserer Herrschaft Grafenstim, dann Lemberg, weilen allda keine Apotheke befindlich ler für dort von seinen Medicamenten zu reichen und sich leidentlich zahlen zu lasssen, ihm bewilligt wird. Geschähe es es aber, daß er mit Allen auf jetzt gemeldeten Herrschaften Gräjen- stein und Lemberg von nöten Medicamente selbsten nicht aufkommen tijut, so wird eriverbunden, derlei benötigte und nicht selbst habende aus keiner anderen als Friedland oder Reichenberger Apotheken, zu welcher der nächste Weg wäre, zu verschreiben und nehmen zu lassen, insonderheit aber 5. Ta wirauf unseren Herrschaften in loco uns befinden wer- den, uns und unsere Graffin sowohl als auch unser Hofstaat und was dazu gehörigi im erförderndem Fall mit seinem Rat und Tat. fleißig zu bedienen und bei zu springen schuldig sein wird. Weiter G. wird ier auch verbunden auf seine Kosten ein Reitroß zu halten, dann alle Monat einmal auf diefen unferen bier Herrschaften bei den gehaltenen Amtstagenizu erscheinen und zu vernehhmen was für Patienten in den Städten und auf dem Lande obhanden, sodann gleich einen nach den andern zu bisitieren und ohne allen Entgelt mit Nötige Recipse zu versehen folgsam den Bericht der Beschaffenheit und mas die weitere Versorgung:serfondert an unsere Aemter abzu- statten wie auch 7. er Herr Doctor hiermit verbunden wird, ohne unsere expressen Genfens da wir in loco in Abwesenheit unferer aber ohneBewilli- gung unsere Friedländer Hauptmann sich von unseren Herrschaften nicht zu Eegeben, sondern allezeit wann auch wie zu Best — wovor der Allerhöchste behüten wolle — lobhanden wären auf unseren Herrschaften zu verbleiben und sein obhabende Function genau zu observiren in Summa aber auf sorhane unsere Herrschaften die be- 392 findlichen Patienten sie mögen in unseren Schlößern, Städten, Bräuhäusern, Schäfereien, Mühlen, Dorfschaften oder woselbstsich immer befinden und uns zugehörig sein möchten dergestalten fleizig und iohne allen Entgelt zu frequentieren und mit nötigen recipe zu versehen damit über ihn nik kein Klag einlauft, welchem deme nach wann sich herr Doctorlalso und nicht anders aufführen würde, wie ihm zu jährlich Unterhalt Passiren als nemtl. 50 Florin Am baren Gelhe aus unferer Friedländer Renten Dann aus der Landanlag Cassa bei unserer Herrsch. Friedl. 91 55 Reichenberg 40 Grafenstein 14 Lämberc. 250 Florin. in allen aber 10 Faß. und an Teputat auj unf. Herrsch. Friedl. Bier 20 Klaftern. Holz Dafern sich aber ereignet, daß entweder wir mit dieser Be- stallung eine Veränderung vorzunehmen oder aber er, Herr Doctor solche zu Resigniren intentionirete in solchem Falle wird die viertel- jährige Aufkündigung von beiderseits hiermit accordiret zu urkund dessen haben wir diese Bestallung Contract nicht nur eigenhändig unterschrieben und mit unserem angeborenen Insiegel bekräftigt, sondern auch solcher in Duplo gleichlautend verfaßt und jede Part ein Gremplar hiervor zugestellt worden. So geschehen Prag dem 1. April 1731 Philipp Graf von Gallas. Franz Josef Schmied, Philae und Widick Dector. Aerzte. Die in Haindorf ihre Praxis ausübten, bzw. noch ausüben: Josei Hermann, Wundarzt, Besitzer des Hauses Nr. 159, er wind bereits 1796 als in Haindorf anfässig genannt. Jnsef von Preis, Wund und Gerichtsarzt, wird 1817 als in Nr. 190 wohnend angeführt. Er heilte mit „Sympathie“ und storb am 13. Mai 1813 im Alter von 31 Jahren. Aleran der Seidel, Chirurg. Wundarzt und Geburtshelfer, wohnte 1813 im Nr. 87 und erbaute 1822 das Haus Nr. 195. Seine Frau hieß Marie Anna, geborene Schier aus Neutwald Nr. 27. Dr. Seidel hatte zwei Söhne: Alerander. Franziskanermönch, geslorben im Klester zu Arnau und Josef, Militärarzt, gestorben in Edin- burg in Ungarn, und 1 Tochter Marie, sie ehelichte Josef Neu- mann, Seiler in Haindorf Nr. 125. Dr. Seidel verlangte für eine Visite 2 Groschen, von einer Geburt 12 Groschen. Das Kloffer ver- sergte ihn mit Nahrung, sonst hätte er Hungers sterbten müssen. So berichten Gedenksleute. 393 Tr. Wenzel MichaelDaniel Spoboda, kam 1837 nach Hoindorf, ehelichte hier Anna Josefa Potozka aus Brag und er- baute im Jahre 1843 das Haus Nr. 225. Er starb am 12. August 1850 an der Brechruhr. Dr. Jusef Sommer, ließ'sich 1860 als praktischer Arzt niever. Er stammte aus Liebau in Mähren und erbaute 1875 das Haus Nr. 316. Er wirkte in Haindorf bis zum Jahre 1893 und starb 1912 in Olmüß. Dr. Franz Holtschek, geboren am 3. April 1845 in Rumburg. Er kam am 28. September 1881 nach Haindorf, nachdem er längere Zeit in Neustadt a. T. seinen Veruf ausgeübt hatte. Er wohnte anfänglich im Hause Nr. 175 und erbautk 1883 das Haus Nr. 349. an der Liebwerdaer Straße. Dr. Franz Holtschek genießt als Homöopath einen vorzüglichen Ruf in weitem Umkreife. Bis auf die benachbarten Gaue Sachsens und Schlesiens erstreckt sich der Kreis seines Wirkens. Dr. Ju liu 3 R auI ma nen begann 1893, am 20. Juni, feine Praris. Er witkte als Distrikts- und Schularzt mit allem Gifer- für das Wohl der Gesamtheit und starb am 19. November 1923. Er hinterließ drei Söhne: M. U. Dr. Hans Kaufmann, M. U. Dr. Walter Kaufmann und Mar Kaufmann. Dr. Josef Hojer kam 1895 nach Haindori und begann seine Praxis am 24. September im Hause Nr. 300. 309 1897 nach Ludik. Dr. Carl Sohn, geboren am 17. Feber 1871 in Auscha, kam am 23. Mai 1898 nach Haindorf und verehelichte sich hier mit Lucie Heltschek, Tochter des Dr. Franz Holtschek. Hebammen: Marie Stams, Haindorf Nr. 31; Marie Sch i mu n ef, Haindorf Nr. 55. Als Zohntechniker hat sich 1923 G r n ft Kragl in Haindorf Nr. 300 niedergelassen. Aus dem Banitätsbericht für den Distrikt Haindorf und das Jahr 1923. Von Dr. Julius Kauf manm. Verhältnisse der Sterblichkeit im Allgemeinen. Im Distrikte starben im Jahre 1921 88 Personen und es kamen 16 Tatgeburten vor. Im Vergleiche mit dem Vorjahre (1920) um 28 weniger; Diese Sterbefälle betrafen 41 männliche und 47 weiblicht Personen. Im Alter unter 1 Jahre 10 männliche, 5 weibliche Ver- sonen, um 9 weniger als im Vorjahre; Todesfall über 90 Jahre er- eignete sich einer (weiblich). Auf 1000 Einwohner kommen 57496 394 männliche und 65896 weibliche, zusammen 1232,90) Sterbefälle. 63 entfallen Kindertodesfälle (unter 10 Jahren) auf 1000 Einwohner 21696 männliche und 09896 weibliche; auf 100 Sterbefälle kamen 15496 männliche und 7796 weibliche, demnach mehr als 1/- auf Kinder unter 10 Jahren. Erfreulicherweise war die Zahl der Sterbe- fälle der Säuglinge viel geringer als in den früheren Berichtsjahren. Ebenso läßt sich feststellen, daß die Zahl der Personen, die ein sehr hohes Alter erreichten, eine ganz beträchtliche war. Wichtige Todesarten. das ist 3396. An angeborener Schwäche starben 3 männliche, aller Todksarten, an Abzehrung der Kinder unter 1 Jähre 4 männ- liche, 2 weibliche — 6696, an Infektionskrankheiten keine Person; an Tuberkulose 4 männliche und 6 weibliche — 1096 (um 6 Perfonen. weniger als 1920), an entzündlichen Erkranfungen der Atmungz- an Krebs 2. organe 5 männliche und 5 weibliche — 11,96,( 8). männliche und 1 weibliche Personen — 3396 6), an Ulters- schmäche 6 männliche und 13 weibliche — 20996 (+ 1), an gewalt- samen Todesarten 2 weibliche und 2 männliche —44961 (+ 3). Selbstmorde kamen 2 vor (1 Mann, 1 Frau) — 2296 aller Tohes- fälle. Afute Infektionskrankheiten. Es kamen im Berichtsjahre nur 1 Scharlach- und1 Diphtheriefall vor, gegen das Vorjahr um 13 Fälle weniger. An einer Infektionskrankheit starb im Berichtsjahre überhaupt keine Person. Es läßt sich somit feststellen, daß die sani- tären Verhältnisse im Distrikte Haindorf im Berichtsjahre äußerst günstig waren, sowohl die Zahl der Kindersterbefälle, als auch jene an Tuberkulofe und an Krebs waren geringer als in den früheren Jahren. Hervorzuheben wäre noch, daß die Zahl der Infektions- krankheiten auf ein Minimum herabgesunken ist und daß es keinen Sterbefall an einer Infektionskrankheit gab. Es ist deshalb die Be- fürchtung, daß die Nachfolgezeit nach den Kriegsjahren reich an In- fektionskrankheiten sein dürfte, nicht zur Wirklichkeit geworden. Be- stimmt ist diese erfreuliche Tatsache nur dadurch zustandegekommen, daß bei jeder Infektionskrankheit in der strengsten Weise eingeschrit- ten wurde und auf diesem Wege jede sporadisch aufgetretene Infek- tionskrankheit, dil in den Nachkriegsjahren in die Erscheinung trat, im Reime erstickt und eingedämmt wurde. Nicht mit gleichem Erfolge ist dies bei den benerischem Krank- heiten gelungen. Dies hat aber feinen Grund in der Unmöglichkeit des Einschreitens von Seiten des Arztes. Zahlreich sind die Fälle der Geschlechtskrankheiten, die zur ärztlichen Behandlung kommen, aber die Infektionsquelle zu erfassen, war und ist bis jetzt nicht mög- lich. Die geheime, nicht kontroslierte Prostitution blüht weiter und sät verderblichte Reime aus, an denen noch Erbteil haben die späteren Nachkommen. In dieser Beziehung gibt es nur zwei Direktiven. Entweder die Prostitution wird offziell geduldet, dann muß sie kon- 395 trofliert werden, oder sie wird verboten, dann muß aber jede gehenne Prostitution strenge bestraft und Geschlechtskranke separiert werden, namentlich jene, die eine Weiterverbreitung begünstigen. Während der Kriegszeit haben auch unsere Straßen und Wege gelitten, wie alle Bauobjekte überhaupt. Die vor dem Kriege schlecht waren, sind jetzt geradezu elend, so der Verbindungsweg von Milhen- eichen nach Karolintal. Ift er bei Tag schon kaum passierbar, so ist er in der Nacht geradezu gefährlich. Wer wird bei einem sich Etwa- ergebenden Unfall haftbar sein? Es wäre hoch an der Zeit, daß diesem Uebelstande abgeholfsen würde. Ein bedeutender Fortschritt auf fanitär-hygienischem Gebiete ist seit dem Berichtsjahre besonders hervorzuheblen: Das Inslebentreten der Schulärzte. Die Arbeit war allerdings nicht klein; es wurden im Distrikte 27 Klassen (mit dem Kindergarten) und eine Zahl von 1042 Kinßern mehrmals im Jahre untersucht. Nicht uninteressant sind die Ergeb- nisse dieser Untersuchung. Ich will hier nur einige markante Zahlen an Erkranfungen hervorhleben, die teils durch ihr massenhaftes Vor- kommen, teils auch dadurch von besonderem Interesse sind, daß ein- zelne dieser Erkrankungen — obwohl sie schon lange bestehen mochten den Eltern oder Angehörigen der Kinder gar nicht bewußt warem. So wurden 77 Kinder mit Augenleiden festgestellt. Es waren dies meist schon lange bestehende Bindehautkatarche und Lidrandentzün- dungen. Die meisten dieser Kinder wurden der ärztlichen Behand- lung zugeführt und geheilt. Mit Ungeziefer behaftet fanden sich 19 vor; diese Kinder wurden solange vom Unterrichte und dem Besuche ferngehalten, bis sie vollständig frei waren. Nachenerkrankungen, darunter namentlich gewucherte Rachenmandeln, gab es bei 138 Rin- dern. Da nach den neuesten Forschungen Erkrankungen, der Nachen- mandeln nicht selten mit rheumatischen Erkrankungen zusammen- hängen und diesen sich leicht Herzfehler anschließen, so wäre es zu empfehlen, wenn diesen Wucherungen von Seite der Eldern mehr Aufmerksamkeit geschenkt würde. Leichte Drüsenerkrankungen kamen 43 mal, schwere mal vor. Hautleiden wurdsen bei 46 Kindern fest- gestellt. Unter diesen nahm die Krätze den ersten Platz ein. Gs war hahe Zeit, daß diese durch den Krieg verursachte Krankheit rasch in den einzelnen Klassen behoben wurde. Es ist geradezu unbegreiflich, daß diese Erkrankungen erst durch den Schularzt festgestellt werden mußten, bevor sie den Angehörigen bekannt und bewußzt wurden. Von Wirhelsäulenverkrümmungen wurden 18 leichte und 2 schwere feftge- stellt. Herzfehler kamen 60 vor. Grnfte Lungenerkrankungen wur- den bei 13 Kindern festgestellt; leichte Nerbenleiden waren bei 9 Kindern wahrzunehmen. Schleckte Zähne fanden sich bei fast allen Kinder vor. Es ist eigentlich erschreckend, wenn man in einer Schul- 396 klasse von 40 und mehr Schülern kaum 3 oder 4 vorfindet, die ein tadelloses Gebiß haben; ein derartiger Anbsick ist geradezu eine Kari- tät. Bei mehr als 550 Kindern wurden nur einzelne Zähne von be- ginnender Zahnfäule betroffen vorgefunden, bei ungefähr 350 ent- weder eine bedeutende Anzahl oder fast sämtliche, in einzelnen Fällen von hochgradiger Zahnfäule ergriffen. Von diesem kranken Zustan- de der Zähne ist mehr oder minder der größte Teil der Einwohner ergriffen und ich gehe nicht weit, wenm ich sage, daß wir unter 1000 Personen kaum 10 vorfinden würden, die einen gesunden Zahn- zustand aufweisen könnten. Als Ursache dieser Erkrankung sind aber drei Faktoren zu beschuldigen. Erstens spielt die Vererbung eine wichtige Rolle, dann das kalkarme Wasser unserer Gegend und drit- tens die vollständig vernachlässigte Pflege der Zähne und die Außer- achtlassung der Heilung im Beginn ihrer Erkrankung. Auf einen sanitären Uebelstand will ich zum Schlusse noch hin- weisen. Das sind die geradezu sanitär gefährlichen Verhältnisse unserer Lokalbahn, Daß die kleinen Räume, besonders der Station Weißbach und Haindorf dem bedeutend steigenden und gesteigerten Verkehre nicht mehr entsprechen, ist ja bekannt. Sie können aber infolge der stetig wachsenden Benützung auch nicht entsprechend rein gehalten werden, und sind demgemäß staubig, schmutzig und verraucht. Und dann die Gisenbahnwagen. Im Innerm derselben ist kein Teil, der in Ordnung wäre. Fenster und Türen so schadhaft, daß nicht nur Wind und Regen leicht Gingang findet, es tun dies auch zahl- reiche glühende Kohlenfunken, faft als wollten sie die Fahrgäste über die im Innern des Wagens herrschende Finsternis hinwegtäuschen. Ruß und Staub allüberall, der sich umsomehr in und an dem allent- halben entblätterten und abbröckelnden Anstrich zeigt. Es ist hohe Zeit, daß diese und weitere andere Uebelstände doch baldigst behoben würden. Arsthele. Im Jahre 1890, am 26. Nobember, erhob die Gemeindevertre- tung die Errichtung einer Apotheke einmütig zum Beschluß. Ein da- gegen eingebrachter Rekurs blieb erfolglos. Die Konzession wurde dem Apotheker Franz Steinkowskh aus Sechnitz bei Bodersam verliehen, der das Haus Nr. 303 käuflich er- warb und 1893 im Feber die Apothcke eröffnete. 1903, am 14. März, überging die Apothelk in den Besitz des Magister Hans Rindner aus Karlsbad, der sie 1908, am 20. Auguft, dem M. Anton Schimmel aus Stein- schönau verkaufte. Von diesem erwarb sie am 1. Juli 1912 Hans Vachmann aus Fleißen bei Eger, ge- horen am 13. November 1879 in Kgl. Weinberge. 397 Krankenschwester. 1913 ffellte der Frauenhilfsderein eine geprüfte Kranken- schwester zur Leitung einer ambulantem Krankenpflege an. Die Tätiz- keit der Krankenschwester erstreckt sich auf die dem Kranken zu leisten. den Dienste, Besorgung des Krankenzimmers und dort, wo besondere Verhältnisse es erfordern, nimmt sie sich auch des Hauswesens an. Das Kreditwesen. Spar- und Vorschußberein. Eine Tischgesellschaft im Gasthause „zum schwarzen Adler“ in Haindorf unter dem Vorsitze des Gastwirtes Franz Stomppe aus Haindorf, faßte am 2. Feber des Jahres 1888 dem Beschluß, zur gegenseitigen Forthilfe und Unterstützung in ihrem Gewerbe die zeit- weiligen Ersparnisse zu sammeln und zusammen zu legen und bil- dete zu diesem Behufe einen Spar-Klub. Benannter Klub wurde im Probisorium von nachstehenden Herren geleitet: Franz Stompe, Gaftwirt, Anton Worf, Gemeindesekretär, Josef Nase, Schneider, Florian Krause, Ziegeleibesitzer, Franz Pfeiffer, Gastwirt, Ferdinand Maier, Gastwirt. Die Kassierung, resp. Abgabe der ersparten Gelder der Mit- glieder wurden in beliebiger Größe und Zeit im Lokale des Franz Stompe (Gafthaus „Zum schwarzen Adler") kassiert und in größeren Posten in die Friedländer Bezirkssparkassa in Raspenau eingelegt und vom Klubvorstande verwaltet. Nach einem kaum 6/jährigem Bestande zählte der Klub be- reits 95 Mitglieder, die Einlagen bezifferten sich auf 2500 fl. Die Verwaltung legte auf Grund dieses überaus zünftigen Er- gebnisses und über Wunsch hiesiger Gewerbetreibender der am 17. September 1889 tagenden Gemeindeausschußsitzung in Haindorf das Ansuchen um Gründung eines Spar- und Vorschuß-Vereines vor. Die Vertretung kam dem Unternehmen mit vollem Verständnisse ent- gegen, wodurch am 27. Juli 1890 der Spar- und Vorschußverein, reg. Genossenschaft m. b. H. mit dem Sitze in Haindorf gegründet wurde. Als Kassenlokal war im Hause Nr. 176 ein Raum gemietet worden. Die Wahl der ersten Sachwalter fand am 22. Mai 1890 statt. Gewählt wurden: Unton Swoboda, Kaufmann in Haindorf Nr. 224, zum Direktor, Josef Kratzer, Fabrikant in Haindorf Nr. 176, zum Dir.-Stellv. 398 Franz Sauer, Privatier in Haindorf Nr. 214, zum Kassier. Zu Kontrofloren: Stompe, Gastwirt in Haindorf Nr. 89, Franz Franz Ullrich, Vorzellanmaler in Haindorf Nr. 196. Als Verwaltungsräte: Anton Rößler, Fabrikant in Haindorf Nr. 370, Adolf Klamt, Kaufmann in Haindorf Nr. 272, Gduard Simon, Fabrikant in Haindorf Nr. 22, Ferdinand Maier, Gastwirt in Haindorf Nr. 73, Josef Neumann, Liebwerda Nr 78, Franz Scholz, Drechsler in Haindorf Nr. 129, Friedrich Kretschmer, Oekonom in Haindorf Nr. 2, Adolf Austel Gastwirt in Haindorf Nr. 259, Anton Worf, Gemeindesekretär in Haindorf Nr. 220, Franz Wöhl, Schuhmacher in Haindorf Nr. 195, Josef Nase, Schneider in Haindorf Nr. 284, Anton Neumann, Oekonom in Haindorf Nr. 77, Mar Hitschmann, Kaufmann in Haindorf Nr. 286. Die erste Abrechnung legte der RechnungsJührer Franz Alt- mann der zweiten Hauptversammlung am 22. Feber 1891 vor, und zwar erstreckend auf die Zeit v. 27. Juli 1890 bis 31. Dezember 1890. Kassa-Konto Einnahmen: Fl. 3546.— Geschäftsanteile von 112 Mitgliedern 128.— Eintriftsgebühren. " 1543.02 Rückzahlungen von Darlehen "14579.27 Spareinlagen 25871 Darlehenszinsen 120 Spesen Fl. 2005620 Summa Bilanz-Konto Fl. 16860.10 Aktiva bis 31. Dezember 1890. Passiva außer den Geschäftsanteilen der Mitglieder deren Rückzahlung eines Anteiles sowie der zugeschriebenen Zinfen, ferner der Spar- „13103.84 einlagen und deren Rückzahlung an 7 Parteien... 128. ferner einen Reservefond 91.57 " an voraus erhobenen Zinfen. 11.10 und an Reingewinn. 399 t E 58 i 3 o 5 38 x0 58l ud8 Ra C LG 0 G """""" 58 25 5 27 2 saine vzwao oota Kaea 211888 xx oooc oste doaoa 30 151 t 2 8 6 37 54 3 25 2 AI die ve igodagos 400 8 2 8 15. 85 B5 i+ 5 5i cd 5. 5 9 B. 58 . 5 58 2 . E 305 52 d e 2 3 e bus gwabe uoe c i B X4 L 37 oc 88 8 1 0 3 11 Su 85 55. 55 o "" 5 8 5 c 50 55. 5 8 ec 36 55 3. 8x 35 swebe gwion guo vo 505 0 EuE 8185 84 1111 1111 650 62x 5 t A x B85 5 28 11 32 111 6 os. 5 265x 401 4 5a 402 1 oro P18 5 28 5 2 58 go 6a a) u C 835 85 D o82 8 ed 5 5 2 28 4070-008 2 45 5 x 26 55 2 58 82 253 8.33 5 86 8 4 586 52 5 5 37 5 22 da a 35 u 2 8 3 25 25 Die Friedländer Bezirkssparkasse in Raspenau. Dieses im Jahre 1873 ins Leben gerufene Institut begann seine Tätigkeit am 2. März 1873. Unter den 24 Gemeinden, die sich an der Gründung u. a. beteiligt hatten, befand sich auch Haindorf, das seinen Anteil zeichnete. Im Jahre 1919 errichtete diese Sparkasse in Haindorf im Hause Nr. 92 eine Filiale. Die Gemeindebücherei. Mit der Errichtung von Vereinen ward das Verlangen nach einem guten Buche wach. Namentlich das Wirken des In- dustriellen Bildungsbereines regte in dieser Hinsicht die Geister an und errichtete im Orte die erste Leihbücherei. Ihm folgten andere Vereine, zunächst der Besederein. Im Jahre 1897 legte die Ortsgruppe des Bundes der Deutschen in Böhmen den Grundstock zu einer Bücherei, die sich im Taufe der Zeit auf mehr als 2000 Bände belehrenden und unterhaltenden In- heltes entwickelte. Zufolge einer gesetzlichen Bestimmung ward allen Gemeinden des tschechoflowakischen Staates die Schaffung von Gemeindebüchereien auferlegt. Dieser Umstand brachte es mit sich, daß die Stadtgemeinde Haindori dii Bücherei der Bundksortsgrupspe 1921 leihweise in ihre Verwaltung übernahm und zum Bücherwart den Lehrer Gustab Scholz bestellte, dem ein eigener Büchereiausschuß zur Seite steht. Im Jahre 1922 wurden 3800 Vände ausgeliehen. Außerdem besteht noch eine Arbeiterbücherei im Gasthause „Zur Sonne“ und eine weitere der tschechischen Minderheit, die im Kloster untergebracht worden ist. Das Waldtheater. Die am Gipfel des Niederbauersberges stehende Freilicht- bühne wurde in den Jahren 1913/14 vom Vereine zur Hebung des Fremdenverkehres in Haindorf erbaut. Der gepachtete Plan gehört den Landwirten: Franz Neumann, Haindorf Nr. 77, Josey Wildner, Raspenau Nr. 1 und Adolf Neumann, Haindorf Nr. 207. Die Er- öffnungsvorstellung fand am Sonntag, den 7. Juni, bei herrlichem Wetter statt. Die im Orte weilende Wandergesellschaft Julius Huber gub das Schauspiel: „Die Räuber von Maria Kulm, und zwar unter dem Titel: „Die Macht des Glauben3". An die taufend Personen hatten sich eingefunden. Die Eröffnungsrede hielt der Regierungsrat Prof. Gustab Effenberger im Namen des Ver- eines und zugleich im Auftrage der Ortsgemeinde. An bemerkens- werten Vorstellungen seien jene der Schaufpieler des Reiche n- berger Stadttheater's unter der Leitung des Direktors 403 Som mer genannt: „Die Spinnerin am Kreuz“ und „Nordische Heerjahrt“ (von Ihsen). Damals schrieb Paul Rainer, der in Reichen- berg weilende tiroler Dichter über unser Waldtheater in der „Reichen- berger Zeitung“: (1917) —„über weite blümige Wiesen in einen schönen, luftigen Wald. Die Bäume treten eng zusammen, der Weg- wird schmal, und weil er die Geheimnisse der Höhe nicht verraten will, schlängelt er sich nur langsam dem Gipfel zu. Wir wandern hinauf. Auf einmal schlägt der Wald seinen Vorhang auseinander und läßt uns auf eine lichte Plattform treten, die zudem Zuschauer- raum eines Freitheaters, ausgebeutet wurde. An der Seite von hoch- ragenden Bäumen umstellt, die weithin ihren Schatten werfen, hietet die freundliche Lichtung alle Vorteile eines Schaufpielplatzes. Im Vordergründe baut sich eine malerische Felsenbühne auf. Nur an wenigen Stellen haben Menschenhände mitgearbeitet,“ sonst ist die Natur der Baumeister gewesen. Sie hat mächtige Steinblöcke auf- einander geschlichtet, als vermittelnden Uebergang breitäftige Bäume dazwischen gestellt, auf den Boden und in Lücken Gras und Moos hinausgeflochten. Von oben herab und von den Seiten her schaffen Brücken oder felsige Steige den Zugang zur Bühne. In ihrem rech- ten Hintergrunde steht ein schwarzes Blockhaus romantisch wie eine Menschenfiedlung in einer Felfenwildnis. Knapp an die Bühne drängen sich geordnet in der Reihlenfolge der verschiedenen Plätze, die Sitzreihen heran. Wenn man bedenkt, daß der Zuschauerraum gegen 2000 Menschen zu fassen vermag, so kann man sich eine Vorstellung von seiner Weite machen. Trotzdem geht bei der Vorstellung kein Wort verloren. Dabei brauchen die Schauspieler ihre gewöhnliche Stimmstärke nicht viel zu steigern, eine deutliche Aussprache läßt auch Seufzer und Flüsterworte nicht verhauchen.“ 1923 überging das Waldtheater in den Besitz der Stadtgemeinde. Das Kino. Wie anderwärts in größeren Ortschaften, so konnte auch die Stadtvertretung von Haindorf die Schaffung eines Kinos nicht län- ger vorenthalten. 1921 wurde mit dem Besitzer des Hotel „Kaisser- Josef Franz Scholz ein Vertrag abgeschlossen, wornach im großen Hof“ Saale die nötigen Baulichkeiten für die Anlage durchgeführt wurden. Die erste Aufführung fand am 4. Dezember 1921 statt. Gegeben wurde der Film: „Der Stier von Slibiera“ von der Filmverleih- anftalt „Slabia“ in Brag. Die Baukosten betrugen 125.000 K. Allgemeine Volksbildungsbestrebungen. Außer den öffentlichen Lehranstalten besitzt Haindorf eine Pri- patmusikschule, die der aus Haindorf stammende Regenschori Albert 404 Ullrich, gb. 4. Jänner 1866, Absolvent des Prager Konserbatoriums, im Jahre 1897 errichtete. Er betätigt sich auch als Komponist. Die Stadtkapelle steht gegenwärtig unter der Leitung des aus Neusladt a. T. stammenden Musikers Josef Neumann. Sie pflegt auch Konzertmusik. Vor dem Weltkriege war das ehemalige Hotel „Kaiserhof“ als Konzerthaus weit und breit bekannt, wo selbst Johann Strauß, der hierühmte Wiener Komponist, mit seiner auserlesenen Künstlerschar- tongertierte. Einige Büchereien im Orte sorgen für Belehrung und schön- geistige Unterhaltung. Für eine geregelte Leibesübung bieten die beiden Turnbereine Gelegenheit. Der vom Deutschen Turnberein am 17. Mai 1911 aus der Kretschamwirtschaft an der Bahnhofstraße erkaufte Sommerturnplatz im Ausmaße von 2040 Auadratklaftern gibt hiezu reichlichen Raum. Für die Pflege des Sportes gibt es Betätigung und Anleitung im Rahmen des Sportklubs. Die Nachkriegszeit brachte die gesetzliche Einführung der Ortz- bildungsausschüsse, deren Tätigkeit ausschließlich der Volksbildung gewidmet ist. Die Machtwache. Viele Ortsinsassen erinnern sich wohl noch der Zeit vor 1886, da von Haus zu Haus der Spieß wanderte, eine stumpfte, mit Wider- haten versehene Lanze, Sie das Amt des Nachtwächters ins Haus brachte und desssem sich kein Hausbesitzer, kein Inmann entziehen durfte, ohne der Gefahr ausgesetzt zu sein, bestraft zu werden. Doch auch hier galt das Sprichwort von den Nürnbergern, die keinen hingen, ehe sie ihn hatten. Am 5. September 1855 machte die Friedländer Gendarmerie die Anzeige, daß am Lehen am 30. August keine Nachtwache ange- troffen worden war und der Ausschußmann Josef Effenberger in Nr. 194 als Rommandant der Wache nicht anzugeben wußte, wer dezu bestimmt. 1859 brach am 23. April in Nr. 255 Feuer aus. Die Erhebun- gen ergaben, daß die beiden Haindorfer Infassen Wenzel Sembtner in Nr. 218 und Josei Augsten in Nr. 57 in der Nacht zum 23. April die Nachtwache zu verrichten hatten und „ganz pflichtwidrig um 1 Uhr nachts, mithin kurz vor dem Ausbruche des Brandes in ihre Wohnung zurückgekehrt“. Die beiden Insassen wurden für diese Saumsseligkeit je zu einer 24stündigen Arreftstrafe verurteilt. 405 Am 1. April 1861 erging die ffrenge Weisung, daß die Nacht- wache amLehen zur Führung der Ordnung an Adolf Müller (Kauf- mann in Nr. 224) übertragen, wo die Spieße jeden Tag abgeholt und hingebracht werden mußten und jeder Inmann und Hausbesitzer ber- pflichtet war, regelmäßig zu verrichten, widrigenfalls sie mit 54 Kreuzer C. W. zugünsten des Armenfondes der Gemeinde bestraft wurden. Nach einer Bestimmung vom Jahre 1862 hatten die zunächst Ferdinandsthal befandlichen Häuser die Nachtwache mit diesem Orte gemeinschaftlich zu verrichten. 1868 fah man sich gezwungen, den Nachtwächterdienft durch Kinder zu untersagen. Wir wissen, daß diese Gepflogenheit auch noch später geübt wurde. 1886 entfiel der Wachtdiknft 406 Trübe Zeiten. Hochwasser. Einen gewichtigen Abschnitt unserer Ortsgeschichte bilden die Ueberschwemmungen, unter denen der Ort biel und oft zu leiden hatte. Die älteste Nachricht über Hochwasser datierte vom 21. Juli 1432, an welchem Tage eine furchtbare Ueberschwemmung unser Gehiet heim- suchte. Hochwasser brachten ferner die Jahre 1442, 1471, 1562, 1570 und 1578. Ende November 1651, zu ganz außergewöhnlicher Zeit, richtete wolkenbruchartiger Regen bedeutenden Schaden an. In der Spezifikation einer Steuerkommission aus dem Jahre 1651 wird unter Haindorf vermerkt: „Den 26. Wirt, das sogenannte Effen- bergersche Gärtl hat das große Wasser weggerissen. In den Jahren 1673, 1675, 1685, 1687, 1688, 1689 und 1692 verurfachten Ueber- schwemmungen großen Schaden. 1702, am 14. Juli fiel en Wolten- bruch*) Das Wasser erhob sich 6 Ellen über den gewöhnlichen Stand- In Haindorf wurden drei Häuser weggerissen, u. zw.: Georg Velten, Georg Augsten und Christof Augsten. Der Schaden belief sich auf 297 fl. Zu der damaligen Zeit eine bedeutende Summe. Schon am 26. Dezember desselben Jahres trat abermals Hochwasser ein, wie dies auch in den Jahren 1751—1756 u. v. 1767—1776 wiederholt der Fall war. In der Nacht vom 19. zum 20. Juli 1780 vernichtete abermals eine Hochflut, was Menschenhände wieder mit vieler Mühe und Not gutgemacht hatten. Die Saubrücke, damals ein steinge- ") Lehenbuch 4, Fol. 74. Beschreibung des am 14. Gult 1702 gefallenen Wolkenbruches und geschehenen Wasserschaden von der verordneten Kommision am 13. August 1702. Ferdinand Feliz de Budeant, Herr auf Wustung und Bunzendorf und Georg Ferdtnand Kraus, Amtsschrelber zu Neundorf vom kgl. Kreisamte Bunzlau beordert als Kommission, berichten von entstandenen grausamen und noch nie erhörten Schaden so vom erschredlichen Hagel Ungewitter und darauf erfolgten keinen Menschen noch gedenkenden grausamen Wolken- bruch auf der Herrschaft Friedland, in wahrhaftiger gen zuer Beaugenscheinigung ge- nommen auch nach solch die rutnierte arme Goniribuent, damit keiner falsche unrecht schwer Not, die hierauf erfolgte göttliche Strafe verursache, daß zu hinter beschriebene Jurament von ihnen ablegende übernommen als Saindorf jetige Wirte alle Wirte Gottfried Häbner. Hans Peuker, Heu und Grummet 4 uder weggeführt, Grund der nicht mehr bebaut werden kann 60 Schritte breit, 130 Schritte lang, Schaden 70 fl. Martin Augsten Christ. Neumann erste verschlemmt, 1Strich haber, 2 Strich s Juder Heu, Grund weggerissen 100 Schritte breit, 200 Schritte lang, Schaden 40 fl. 207 mölbter Bau, wurde vom Schwemmholz vollständig demoliert und ist in der Folge nur durch einen Holzbau ersetzt worden. Stellenweise hatte sich die Wittig andere Bahnen gesucht. War sie vorher in einem sauften Bogen bis an die Lehmgrube herangeflossen, so hatte sie sich nun den Wey geradeaus und zwar über die Gründe des Raspknauer Bauers Hans Christoph Scholz in Nr. 1 einen Weg geschaffen, wo sie heute noch fließt. Ein Raspenauer Schöppenbuch enthält unterm 12. September 1781 den hierauf bezughabenden Kauf. Der vorge- nannte Bauer Hans Christoph Scholz in Raspenau verkauft dem Anton Scholz in Haindorf (Nr. 114 später in Nr. 144) „sein, vom großen Wasser in Ruin gesetztes Grundstück „Währigk genannt, wel- ches mit dem Heundorfer Josef Kratzer (112) und Josef Scholz (Nr. 114) Gärten grenzet und der Heundorfer Grenzen bis an die Straßen, an der Breite 12 Ellen um 53 Guldin. 1803 am 17. Juli fiel von 3 Uhr morgens an so dichter Regen, daß um 8 Uhr früh die Wittig eine Höhe erreichte, Sie jene von 1780 weit übertraf. Das Wasser stand sowohl im Hofe des Kretschams, wie im Hofe des Bauers im Nr. 36. Der Schaden war wieder ein enormer. Am Schwarzbach wurden 2 Häuser weggerissen. Arge Verwüstungen hatten die Hochwässer der Jahre 1806, 1808, 1813, 1824, 1843 (2 mal), 1852 und 1854 zur Folge. Eine der größten Ueberschwemmungen, die das Tal wohl über- haupt zu erleiden hatte, ist die vom Jahre 1858. Nach längerer Dürre, traten plötzlich Ende Juli heftige Regengüsse ein, sodaß vom 1.-2. August eine furchtbare Wasserkatastrophe das Tal heimsuchte. In Haindorf wurden die Wohnhäuser des Franz Aust Nr. 205 und des Anton Fiebiger Nr. 2437) zur Gänze demoliert, desgleichen 4 Netzn- gebäude, 6 Wehren, 9 Brücken und Stege. Stark beschädigt wurden ferner 8 Wohnhäuser, 1 Nebengehäude und ungefähr 100 Grund- parzellen. Der Schaden in Haindorf betrug 8321 fl. Die zur Holz- flösserei von der Herrschaft errichteten Stauwerke in der Wittig wur- den vollständig vernichtet. G3 war das Ende der Flößerei. Auch alte Wirte. jezige Wirte George Lessner Gottfried Augsten, 3 Strich korn weggeschwemmt, 4 Strich haber, 1 Juder Heu, Grund weggeschlemmt 35 Schritte breit, 100 Schritte lang, Schaden 60 fl. Christoph Semtner Georg Pelt, völlig mit Grund und Boden ruiniert, daß also solches völlig wüst liegend gemacht. Haus weggerissen. Christoph Krause George Augsten, 1 Haus weggerissen. Christoph Ailmann Gottfried Reisser, 2 Fuhren Heu weggeschlammt, 50 Schritte breit, 115 Schritte lang, Schaden 45 ff. Christoph Altmann Christoph Semtner, 1 uhre heu weggeschlammt, Grund 10 Schritte breit, 35 Schritte lang, Schaden 46 fl. Christoph Ullrich Christoph Augsten, ist mit samt dem Haus völlig ruinieret. Michel Elstner Christoph Effenberger, 2 Strich Korn. 1 Juder Heu, Grund 10 Schritt breit, 25 Schritt lang, Schaden 6 fl. Der Gemeinde hat es mit Abreißung aller Brücken und Stege wenigstens an Geld Schaden getan 30 fl. Summa: 5 Strich korn, 1 Strich Gerste, 6 Strich haber, 15 Juder Heu, Grund 265 Schritte breit, 615 Schritte lang, 3 Häufer, Schaden 297 9. 4) Ein kleines Häuschen stand hinter Nr. 26 am Oberlehn. 408 anderwärts richtete Hochwasser viel Schaden an. In Weißkirchen übersetzte ein Soldat namens Josef Sitte aus Haindorf (Nr. 155) 36mal die Neiße schwimmend und rettete 37 Menschenleben, wofür er die Verdienstmedaille erhielt. Der tapfere Mann itarb 1850 in Liebwverda. Am Hause Nr. 70, in der sogenannten Steinstadt, deutet heute noch ein Zeichen die Höhe der Flut vom Jahre 1858 un. Hochtwässer geringen Umfangs verzeichnen die Jahre 1860. 1861, 1880 und 1886. Durch andauernhe starke Regengüsse trat am 3. August 1888 abermals Ueberschwemmung ein, die der Hochflut von 1853 nicht viel nachgab. Der Schaden an Komunikationen, industriellen und gewerb- lichen Unternehmungen bezifferte sich in Haindorf allein auf 49.364 fl. Einen Monat später (3. 9.), traten die Gewässer wieder zus, ohne jedoch beträchtlichen Schaden anzurichten. In seinem Werke „Das Isergebirge (1889)“ schreibt Dr. Paul Scholz u. a. über Haindorf: „Ein um das Hauptschiff der Kirche herumlaufender Gang leitet uns zur Wittig, Sie ihren Namen als eines wütenden Giesbaches hier leider zu häufig rechtfertigt Die Schäden, welche die beiden furchtbarem Hochfluten im Angust und September 1888 angerichtet, sind noch nicht ganz vertilgt; in den festgefügten Damm der chaussierten Straße hat der Strom weite Rücken gerissen, die Brücken sind noch zerstört oder arg mitgenommen. Die Wehre, welche für die zahlreichen Fabriken das Wasser spannen sollen, sind zertrümmert und überall noch regen sich fleißige Hände, um den Bach wieder in sein altes Bett zu dämmen und menschlicher Kultur wieder dienstbar zu machent Vom 29. zum 30. Juli 1897 ftiegen die Gewässer des Tales zu einer furchtbarem Höhe, alles mit sich reißend. Stellenweise wurde die Bezirksstraße zum Wasserbett, wie z. B. vom Gasthause „Zum Felsenkeller" (Nr. 259) an bis zur Schmiede (Nr. 205). Die freit. Feuerwehr Haindorf arbeitete angestrengt die ganze Nacht über. Viele Häuser mußten geräumt werden, auch Menschenlehen ständen am Epicle. In den Fabriken ruchte am 30. Juli der Betrieb. Zwei Knaben, der 9jährige Beuker aus Haindorf Nr. 115 und der 10jährigk Gloser aus Haindorf Nr. 112 fielen der rafenden Flut zum Opfer- Die beiden Kinder befanden sich am Fabrikshofe der Firma Robert Persch in Mildeneichen, als plötzlich unter ihren Füßen das Gewölbe des Fabriksgrabens einstürzte und sie spurlos verschwanden. Das letzte Hochwasser brachte und das Jahr 1907. Starke Regengüsse von Samstag auf Sonntag, den 14. Juli, verursachten ein jähes Steigen der Wittig. Die Flut erreichte in der 7. Morgen- stunde ihren Höhepunkt. Die Stege über die Wittig und den Schwarz- bach im Winkel, weiter bei der Pohlmühle, bki Nr. 147, sowie der- jenige bei Nr. 41 wurden weggerissen. Sonst war der Schaden gering. 409 Mittwoch, den 30. Juni 1920, abends zwischen 9—11 Uhr ging über das Tal ein schweres Gewitter mit wolkenbruchartigen Regen nieder, der besonders die an der Stolpich gelegenen Wasserwerte und Industrieunternehmungen, sowie an den Ufermauern und Brücken einen sehr bedeutenden Schaden angerichtet. Ueber Ver- anlassung der Reichenberger Handels- und Gewerbekammer fand am 19. Juli in Ferdinandstal eine Kommission zu dem Zwecke statt, um die durch das Hochtwasser entstandenen Wasserschäden festzustellen und die Schadensumme zu ermitteln. An dieser Kommission nahm als Vertreter der Kammer-Sekretär Dr. De mu lh und als Ver- treter der staatlichen Baubehörde und der Bezirkshauptmannschaft Friedland Oberbaurat Scheure teil. Es besteht die Absicht, zum 3wecke der Wederherstellung der durch das Hochwasser zerstörten Wehranlagen, wodurch die Betriebssicherheit einzelner Unternehmun- gen direkt gefährdet erscheint, der eingerollten Ufermauern und weg- gerissenen Brücken staatliche Hilje im Anspruch zu nehmen und das Verlangen zu stellen, den Stolpichbach, der sich schon einigemale als sehr wildes und gefährliches Wasser erwiesen hat, als Wildbach zu erklären und zum Schutze der immer wieder stark bedrohten Anrainer die erforderlichen Wildbachverbauungen im Oberlauf des Baches vorzunehmen. Laut Beschluß des K. k. Landesgerichtes in Brag am 27. Mai 1915, G. 3. 2864/18 wurde die Wittig im Bereiche der Stadt Ham- dorf dem Ortsgkbiete als Eigentum einverleibt und in den Land- tafel G. 3. 514 abgeschrieben. Dürre Bommer. 1474 die Saaten verdorrten. Sämtliches Vieh mußte weggeschafft werden. 1590 1 Scheffel Korn kostete 2 Schock Groschen. Der dürre Sommer- hatte das Getreide vernichtet. Große Dürre, teuere Zeit. 1617 Alle Bäche ausgetrocknet. 1660 Sehr trockenes und heißes Frühjahr mit darauffolgenden 1711 fühlen und nassen Sommer. Große Dürre, sodaß die Wälder sich selbst entzündieten. 1719 Waren Sommer und Herbst ungemein trocken, sämtlicht 1834 Quellen trockneten aus. 1835 Sehr trockener Sommer. Der Winter begann schon im Oktober mit viel Schnee und Sturm. 1842 Türre und Teuerung. 1892 Sommer und Wintter Wassernot. Stellenweise mußte das Wasser gekauft werden. Im August 40 Reaumun im Schatten. 410 1901 Große Dürre. Viele Feuersbrünste im Lande. Die Orte Winter- bera, Graupen, Habstein und Katharinberg im Erzgebirge ein Raub der Flammeen geworden. Vom 1. Juni bis 7. Dezember Wassernot. Milde Winter. 1833— 34 zeichnete sich der Winter durch hohe Temperatur aus. Im November bis Feber sank sie nur des Nachts unter 00. Im Heber blühten die Blumen Dafür gab es im April ausgiehigen Schneefall. 1872--73 blühten zu Neujahr Blumen. Pilze wuchsen. Strenge Winter. 1609 Große Kälte. Viele Menschen und viele Tiere erfroren. 1691 Grofe Kälte. Viele Menschen und viele Tiere erfroren. 1718 am 8. Feber fiel in unserer Gegend so viel Schnee, daß die Fenster völlig darin steckten. Mehrene Tage war jedweder Ver- kehr unterbunden. Die Lerk konnten nur durch den Kamin ins Freie. 1740 am 26. Mai war wegen des anhaltenden Winters noch kein Strauch grün. Auf den Bergen lag Schnee. Das Vieh erfror- in den Ställen, das Wild im Walde, die Vögel in der Luft und viele Menschen auf den Straßen. 1741 Trat der Winter schon am 6. Oktober mit aller Strenge ein. 1785 Am 10. Juli außergewöhnliche Kälte, sie dauerte bis August. Die Berge waren mit Schnee bedeckt 1863 am 20. Jänner starkes Gewitter mit Sturm und Hagel. 1870—71 ftrenger Winter. Im Sommer mußte in den Wohnräumen gehetzt werden. Dturm. 1739, am 8. November und 1833, am 1. Sänner, furchtbarer Orkan, richtete vielen Schaden an. In den herrschaftlichen Waldungen hatte es 72.000 Klaftern Holz geworfen; 1862, 10. Nobember, und den Obstgärten. 1869, 7. viel Schaden an den Dächern, Dezember, viel Waldbruch. Errichtung der Weißbacher Dampi- brettsäge, dise bis 1875 daran zu schneiden hatte; 1887, am 21. März, großer Sturm, ebenso 1908; 1913, am 31. Tännler, er- hob sich eine rafender Sturm, der viele Dächer beschädigte und den Verkehr unmöglich machte. 411 Hagel. 1804, 24. Juni, 1863, 20. Jänner 1881, 1918, am 24. Auguft (Cam3- tag) gegen 6 Uhr abends schweres Gewitter mit jurchtbarem Hagelschlag. Hühnerei große Giskörner schlugen alles Obst von den Bäumen samt dem Fruchtholze, Hunderte von Fenstern wurden zertrümmert Das Unwetter dauerte zehn Minuten. Das Bild der Zerstörung war grausenerregend. Das obere Wittigtal war mit einer Gisdecke belegt, die erst am nächsten Tag völlig schwand. Erdbeben. 1799, 11. Dezember, 1804, 14. Juni, Erderschütterung mit Hoch- wasser, 1883, 31. Jänner, 1901, 10. Tänner, früh 344 Uhr. Himmelserscheinungen. 1706 am 12. Mai, war eine Sonnenfinsternis, die von 1/310 Uhr bis nach 11 Uhr dauerte und alles in Nacht hüllte, sodaß man, die Sterne jah und in den Häufern das Licht angezündet werden mußte. 1858 am 3. Oktober, erschien am westlichen Himmel ein großer Komet mit einem ungeheueren Schweife. am 21. April (Gründonnerstag), prächtiges Nordlicht. Die 1859 Röte war mit weißen Strahlen durchzogen und hielt eine Stunde an. Ein gleiches Licht war am 24. Oktober 1870 zu sehen. Solche Erscheinungen versetzten die Bewohner in Angst und Schrecken, sie wurde als Vorzeichen kommenden Unheiles gedeutet. Schädliche Insekten. 1740 gab es gegen alle Gkwohnheit dreierlei von Raupen im Flachs, die entweder die Pflanzen benagten oder den Stempel abbissen. Um die Schädlinge auszurotten, riß man den Flachs heraus und verbrannte ihn. 1811 Trat zur Baumblüte ein Obstschädling in Massen auf, der die Bäume fahl fraß. Die Monne. Der Anflug dieses Forstschädlings erfolgte im Jahre 1906 Ende Juli und Anfang Auguft aus dem Nonnenheere in Preuß- Schlesien (Görlitzer Heide). jedoch wie später ersichtlich, Er geschah ziemlich gleichmäßig, wurden die Waldränder am Fuße des Isergebirges bevorzugt. 412 Der Friedländer Bezirk ward in Böhmen am stärksten heimgesucht. Raspenau 380 Hektar Buschullersdorf 115 Hermsdor 40 Ringenhain. 130 Dittersbach. 100 Christiansau 80 Albersdor Kunnersdor 15 Heinersde 70 Bärnsdor 100 Hegewald 160 Bullendor 70 Niederullersdorf 140 rf Fücke 8801 50 Dittersbächel 25 Neustadt a. T. Lusdori a. T. 90 Vad Lebwerda Schönwald Mildeneichen. Mildenau 100 Haindorf 17 Ginfiedel 20 12 Engelsberg Zusammen. 1700 Gektar meistens Rahlfraß. Die Aufarbeitung der Hölzer 61s Mai 1909 ergab zirka 250.000 Festmeter. Ein Stimmungsbild vom Jahre 1908. Wenn man jetzt seine Schritte gegen den Wald lenkt, um sich dort von des Tages Mühen erholen zu wollen, so kann man nicht mehr mit dem Sänger einstimmen, der uns das schöne Lieb gedichtet hat: „Wer hat dich du schöner Wald“ usw. Was ist denn aus dem herrlichen Waldbestande geworden? Gie öde Wüstel Verschwunden das schöne Grün der Tannen, verschwunden die wohltuende Walhes- luft, der Waldschatten, der Vogelsang, das den Wald belebende Wild und verschwunden auch die frohe Stimmung, welche uns Menschen- kinder nach einem solchen Spaziergange belebt. Mit schwerem Herzen berläßt man Sie noch vor einigen Tagen im frischen Grün strotzenden Wälder und läßt etwas frohgemuter seine Blicke über die üpsigen Fluren schweifen, durch die uns jetzt der Weg führt. Was ist denn eigentlich die Ursache des Sterbens unserer Wälder? Ein Falter, ge- nannt die Nonne, der vor zwei Jahren aus der Görlitzer Heide ange- 413 flogen ist, legte seine Eier in die Baumrinde. Diese Gier laufen im kommenden Frühjahre Anfang Juni aus und die ausgelaufenen Räupchen nähren sich von den Nadeln der Tannen und Fichten, ver- schmähen aber auch Laubbäume und Sträucher, sowie dis Blätter der Obsthäume nicht. Die sehr gefräßigen Raupen verpuppen sich sodann und Ende Juli fliegt der schwarz-grau gefleckte Falter aus, der dann wiederum seine 120 bis 150 Stück Gier legt. Daher die ungeheure Vermehrung dieses Schählings. kommt man, jetzt in einen noch grünen Wald, so hört man ein ununterbrochenes Knistern iihn den 3weigen, verursacht durch das Fallen von Erkrementen und Nadeln. Wo sich Leimringe an den Bäunden befinden, beobachtet man die Raupen haufenweise, neben und übereinander. Ein Baum nach dem andern fällt der Gefräßigkeit dieses Geschmeißes zum Apfer, bis ganze Waldbestände abgefressen sind. Der Fritschbusch, sowie der ganze Bergsaum entlang der Herrschaftsgrenze mit den Bauern- waldungen von Weißbach bis zum Hemirich ward ihnen zum Raub. Der Zirkel, der Hegewalder, Hainhorfer, Ferdinandstaler, Heiners- dorfer und Lusdorfer Forst, sowie der Glitzbusch sind bereits teilweise abgefressen und schon von der Ferne leuchtet einem der Wald un- heimlich rot-Braun entgegen. Am Waldesboden liegt der braungelbe Rot von den Raupen fingerhoch und verbreitet einen üblen Geruch, der durch verschiedene zugründe gegangene Waldkierchen noch ver- stärkt wird. Die starke Vermehrung dieses Insektes wird es mit sich bringen, daß wir in 1—2 Jahren vor der Tatsache stehen, daß unsere herrlichen Wälder vermißt und unsere schönen Berge, die Zufluchts- shätte der Erholungsbedürftigen, fahl und ausgetrocknet sein werden. Und die Folgen davon2 Peter Rosegger schildert im seinem Werie- „Die Gottsucher" die Verwüstung eines solchen Waldes- Zuerst finden sich andere schädliche Insekten ein, später folgen Krankheiten und Hungerznot, bis schließlich das furchtbare Glement, das Feuer, die trockenen Wälder, sowik alles noch Lebende, Menschen und Tiere ver- nüchtet. Im heutigen Zeitalter ist eine solche unermeßliche Katastrophe ausgeschlossen. Man dari aber nicht verkennen, daß uns der Wald noch etwas anderes ist als ein bloßer Erholungsort, er greift auch in das wirtschaftliche Leben unseres Bezirkes mit ein. Wie viele Fami- lien ernähren sich nicht durch den Wald. Bietet er nücht der armen Bevölkerung eine Einnahmsquelle durch seine Beeren und Vilze u. dgl. mehr? holt sich nicht mancher armer Arbeiter, wenn auch im Schweiße seines Angkesichtes, als Ersatz für die durch Wücherer ver- teuerten Kohlen, Stöcke und Klaubholz aus demselben? Die Ver- wüftung der Wälder aber wird auch noch andere Folgen zeitigen. Zunächst werden alle Bestände abgeholzt wechen müssen. Was soll dann in Zukunft, in 30—40 Jahren werdten, bis ein halbwegs schlag- barer Wald herangewachsen sein wird? Wird sich bis Jahin der Arbeiter ein billiges Holz verschaffen können? Wird nicht noch eine weitere Verteuerung des Holzes eintreten? Der in unserer Gegend 414 noch in den Kinherschuhen steckende Touristenverkehr wird wieder aufhören, weil eine baumlose Gegend keine reine Luft zur Erholung bietet. Aber auch in den elementaren Greignüssen wird sich eink Aen- derung vollziehen. Die Gewitter werden nicht mehr durch hüe Wälder von den Ortschaften abgelenkt werden, daher wird die Blitzgefahr eine größere sein. Die Niederschläge werden geringer werden und dadurch wird ein Einfluß auf unser Fluß- und Quellenwasser ent- stehen. Kurz gesagt: Wir stehen vor einer Katastrophel So wie eine Mißernte schlimme Folgen zeitigt, so wird der Verlust unserer Wälder noch schlinnere Folgen hervorrufen. Man sage ja nicht, daß der Wald allein Besitzstand des Besitzers ist. Die Stämme und der Grund ja, aber die Luft, das Wasser und all die Herrlichkeiten die der Wald mit sich bringt, sind Gemeingut Aller. Darum haben wir alle, ob jung ob alt, ob arm oder reich die Pflicht, unsere Schuldigkeit zu tun- und den Schädling auch ohne Entgelt zu bekämpfen. So wie wir ohne Unterschied des Standes zusammengreifen bei Feuer, Wasser und anderen Gefahren, so ist es auch unsere Pflücht in dem Kampfe gegen die große Gefahr, gegen die Nonne zusammenstehen! Was soll ge- schehen? Diese Frage müssen berufent Faktoren beantworten. Zu- nächst wird wohl ein rasches Eingreifen der Behörden notwendig sein. Die Bebölkerung wird durch Belehrung in Wort und Schrift aufge- klärt werden müssen. Man benütze zur Vernächtung dieses Schäd- linges die Schulkinder. Von den gefällten Bäumen liegt im Walde Keisig zum Hereinfahren bereüt. Dadurch wird die Raupe zu tausen- den in die Ortschaften verschleppt und stehen wir vor der Gejahr einer Vernichtung unserer Obst- und Gartenbäume. G3 wäre daher notwendig, das Hereinfahren solchen Abraums sofort zu verhieten! Notwendig wird es sein, die Sachlage an Ort und Stelle zu studieren und Anordnungen zu treffen. Die Bebölkerung aber befolge solchi Verordnungen und warte nicht büs 20 oder 30 Heller für das Liter Raupen oder Puppen geboten werden, sondern greife ungesäumt au, auch ohne Entgeld, denn es handelt sich um Volkzeigentuml Die nicht verseuchten Teile unseres Bezirkes haben auch diee Pflicht mit- zuhelfen, weil für sie die Gefahr seiner Verseuchung besteht. Also auf zur Tat und Kampf gegen die Nonne, Verhütung des Sterbens g unserer Watzer! Im Jahre 1909 trat unter den Schädlingen die Wipfelkrant- heit auf und dadurch ihre Beseitigung. Unsere Gegend ward vor dem Schsimmsten bewahrt. Die Pest. Ungezählte Male kam im Taufe der Jahrhunderte das große Sterben in unsere Täler. Einer Ueberlieferung gemäß soll sich die schwarze Sucht flets als dunkle Wolke über unsere Gegend nieder gelassen haben Bestjahre: 1506, 1507, 1508, 1512, 1520, 1522, 1542, 1543, 1544, 1554, 1555, 1562, 1568, 1571, 1582 (eine Art Beft, die biele 415 Menschen forderte, das Land verheerte von einem Ende zum andern), 1583, 1586, 1597, 1598—1600 (wütete die Beft üm unserer Gegend. In Friedland flarben allein 700 Personen daran.) 1633 (tritt fie abermals im Friedländischen auf und rafft in der Stadt Friedland 530 Menschen hinweg), 1680 (entbölferte das ganze Lans), 1713, 1714 (wegen der herrschenden Pest kamen keine Wallfahrer nach Haindorf); 1716 in Haindorf Dankesgottesdienst abgehalten, weil die Best er- loschen war. Zu jener Zeit bestand ein eigener Pestfriedhof an der Mildeneichener Grenze. Die Plattern. Daram starben Kinder: Daran starben Kinder: 1872 —1790 1787. 9 Personen 1877 1795 5 Personen 1878 1798 14 Personen. 1887 1800. 11 Personen 18 1888 1803 1804. 1805. 1808. 10 1809. Tholera. 1831 nahte den Grenzen Böhmens die Cholera oder afiatische Brechruhr. In jedem Orte wurde ein Spital kin Conpalescenten- Haus und ein Contumaz-Haus“ für fremde Reisende errichtet, ebenso ein eigener Friedhof. Ferner wurde ein Pestcordom auf der Grenze gegen Preußen aufgestellt. Bei Weißbach stand an der Grenze ein Landwehrbataillon vom Regümente Wellington. An diese stießen in Neuwald 6 Kompagnien Feldjäger, 6 Kompagnien des Regimentes Herzogenberg. Die Soldaten wohnten in Gzartaken, standen Tag und Nacht unter freien Himmel Wache. Niemand durfte über die Grenze. Durch diese Sperre entstand große Not bei den Gebirgsbewohnern. Sie dauerte nur bier Wochen, da sie den Erwartungen nicht entsprach- Graf Chriftian v. Clam-Gallas erlitt durch diesen Cordon einen Schaden von über 90.000 fl., weil das Holz zu Wachfeuern uns zum Bau von Gzartaken benützt wordsen war. Viele dieser Varoden, wurden zu Wohnhäufern umgebaut. In Haindorf entstand aus einer solchen Gzartake das Haus Nr. 234 im Ortstteile. 1850 ftarben in Haindorf an der Cholera 16 Personen. Die rote Ruhr. grassierte in den Jahren 1798, 1799, 1806, 1807, 1810, 1811, 1813, 1814, 1817, 1825, 1848, in diesem Jahre starben 7 Personen daran. 416 An Diphteritis starben 1885 acht und 1832 fünf Kinder. Deuerung. Vor aller der bitteren Not und dem entsetzlichen Glende, die Unverstand, aufgeblähter Eigendünkel, Herrschsucht und kaltsinnige Habgier heraufbeschworen, verschwindet der Haß der Elemente. Un- zählbar sind die Jahre, Sie der Hunger regiert, dise die Menschen zwangen, zum Vieh hinabi zu steigen, mit ihm um das Leben zu kämpfen, Dinge in Brot zu verwandeln, die den Efel gebaren. Die furchtbaren Geschehnisse, die die Weltgeschichte müt Zahlen vermeldet, warfen ihre verheerenden Wellen auch in unseren weltfernen Gebirgs- winkel und zogen ihn in Mitleidenschaft. Und doch ist die Erde so voll föstlicher Schätze, so voll entzücender Schönheit! Unglücksfälle. 1704, am 7 September, fielen 2 Mädchen aus der Gegend von Raum- burg von der kleinen Brücke zwischen der Steinstadt und dem Kirchberge in die angeschwollene Wittig und ertranken. 1738, am 9. April, wurde die Witte Helena Neumann aus Milden- eichen in Haindorf in der Wittig tot aufgefunden. Am 7. Mai desselben Jahres ertrank in der Wittig das Kind Apollonika des Christoph Neumann aus Haindorf. 1748 am 13. Sänner, erfror am Felde in Haindorf Johann Christoph, Schn des Christoph Bergmann aus Weißbach. 1746, am 5. Juli, wurde Anton Offenberger beim Uhrstellen auf dem Kirchturm vom Blitz erschlagen. 1747, am 12. Mai, wurde Franz Neumann im Walhe von einem Baume erschlagen. 1788, am 27. Dezember, wurde Caspar Kessel aus Haindorf Nr. 139 von einem Baume erschlagen. 1811, wurde die 78jährige Apollonika Ulrich in Haindorf Nr. 14 vom Blitze erschlagen. 1814 am 29. September, verunglückte die 3jährige M. Augsten aus Haindorf Nr. 168 auf der Brettmühle und starb- 1812, am 19. Mai, ertranf Sie vierjährige Barbara Neumann aus Haindorf Nr. 138 in der Wittig. 1820, am 1. März, flarb an einem unglücklichen Fall der 18jährige Josef Effenberger aus Haindorf Nr. 184. 1820, am 5. Juni, erfror der 30jährigk Josef Wildner, Schuhmacher aus Harndorf Nr. 41. 407 1821, am 2. Oktober, starb an einem Sturze die 60jährige Veronifa Scholz aus Haindorf Nr. 148. 1837, am 13. Jänner, ward der 23jährige Holzwarenhändler Anton Neumann von einem Bretterwagen überfahren und starb. 1837, am 27. Oktober, erschlug sich durch einen Sturz die 33jährige M. Anna Stompe aus Haindorf Nr. 65. 1838, am 16. August, erstickte die 43jährige ledige Krämerin Anna Nase aus Haindorf Nr. 37. in einer Holztruhe, in die man sie gesperrt hatte. 1840, am 19. November, ertrank der 55jährige Weber Josef Krause aus Haindorf Nr. 130. 1841, am 27. Juni, wurde ein Bettler tot im Walde aufgefunden. 1842, am 8. Mai, starb an einem Sturze in die Wittig der 10jährige Franz Stelzig aus Haindorf Nr. 182. am 31. Oktober, ertranf die 21/-jährige M. Anna Engel aus 1843 Haindorf Nr. 41. am 12. Jänner, erlag am Brandwunden der zweijährige Luitbert 1848 Bergmann aus Haindorf Nr. 15. 1848, am 10. September, ertrank der 2jährige Franz Finke aus Haindorf Nr. 8. 1848, am 16. Dezember, ertrank der 71jährige Josef Neumann, Schufter in Haindorf Nr. 183. 1851, am 3. März, erfroren am Kalmrich zwei Pascher, der alte Thomas und F. Effenberger. die 5jährige M. Anna 1851, am 15. April, ertranken in der Wittig Passig aus Haindorf Nr. 127 und die 334jährige Theresia Finke aus Haindorf Nr. 192. 1855, am 21. Feber, erlag dem Hungertode Beate Schöler in Hain- dorf Nr. 83. 1856, am 14. Mai, wurde der Rinhenschäler Josef Bwschmann aus Haindorf Nr. 24 im Walde erquetscht. 1856, am 22. Dezemkler, ertrank in der Wittig der 65jährige Ignaz Finke aus Haindorf Nr. 65. 1857, am 23. Jänner, starb an einem Sturze der 50jährige Franz Feblicka, Rauchfangkehrer aus Haindorf Nr. 85. 1867, am 3. April, starb an einem Sturze der 44jährige Josef Neu- mann aus Haindorf Nr. 11. 1865, am 10. Mai, stürzte d’e 30jährige Julianna Finke, Schneiders- tochter aus Haindorf Nr. 80, im Walde von einem Felsen und starb. 1869, am 8. Sänner, starb an Verbrühung die 11jährige Karolina Streit aus Haindorf Nr 172. 418 1869, am 24. Juli, stürzte der 8jährige Friedrich Manger aus Hain- dorf Nr. 22 in eine Kalkgrübe und erstickte 1870 am 14. August, verrollte im Steinbruche Franz Stompe, Stein- metz, und kam dabei ums Leben. 1870, am 1. September, wurde die 7jährige Berta Kraufe in Hain- dorf Nr. 278 von einer Sandlawine erschlagen. 1875, am 28. August, ertrank die 6jährige Antonia Kraufe aus Hain- dorf Nr. 236. 1878, am 31. März, ertranf der 36jährige, an Verfolgungswahn er- krankte Gmanuel Simm aus Abrechtsdorf in der Wittig- 1881, am 21. Juli, ward der 37jährige Franz Hoffmann aus Hain- dorf Nr. 58 am Waldrande vom Blitze erschlagen. 1884, am 4. November, wurde der 2jährige Alfred Krause aus Hain- dorf Nr. 6 von einem Fuhrwerke üllerfahren und getötet. 1884, am 4. Juni, durchquerte die Furt bei Nr. 133 der Frächter Josef Bergmann aus Haindorf Nr. 31 und ward dakei von der an- geschwollenen Wittig mit fortgerissen. Er ist nachher in Frieh- land fot aufgefunden worden. 1884, am 1. Dezember, wurde der aus Haindorf stammende Bürsten- macher Anton Scholz auf dem Bauerngute Nr. 114 in Ringen- hain erfroren aufgefunden. 1887, am 29. Juli, ertrank beim Bahen in der Wittig der 22jährige Karl Vauker aus Haindori Nr. 174. 1887 am 30. Oktober verunglückte n der Mühle Nr. 260 der 18jährige Gehilfe Josef Ullrich und starb. 1892, am 6. Jänner, flarb an einem Sturzk vom Hausboden in die Scherter die 74jährige Apollonika Effenberger Nr. 74. 1832 am 14. Gänner, wurde der 54jährige Josef Jäger Nr. 329 von einem schweren Schlitten überfahren und getötet, 1892, am 26. Juli, starb beim Spritzenhause an einem Pferdehuf- schlag auf die Brust der 18jährige Josef Siegmund aus Dit- ler3bach Nr. 57. 1892, am 11. Mai, ertranf der 35jährige August Jung aus Casfal bei einem Anfalle von Epilepsie. 1892, am 7. Oktober, ward Theresia Bergmann in Haindorf Nr. 128 nen seinem tollen Hunde gebissen und starb daran am nächsten Tage. 1905. im Dezember, wurde der Holzwarenerzeuger Franz Wildner aus Haindorf Nr. 261 im Walde von einer fallenden Buche er- schlagen. 1910, am 6. Dezember, erfaßte der von Raspenau kommende Zug nachmittags 21/3 Uhr bei der Kreuzung des Hainweges mit dem Bahngeleise oberhalb der „Holzverwertung den 50jährigen 419 Totengräber Franz Ressel aus Haindorf, der unter die Maschine kam und tödlich verletzt wurde. am 22. November, stürzte der Feldgärtner Vernard Augsten in 1913 Nr. 199 in der fiebenten Abendstunde unweit der niederen Bahnbrücke über einen Abhang hinab in die Wittig. Durch den Schreck über den Sturz erlitt der Mann einen Herzschlag, der seinem Leben ein jähes Ende bereitete. Seine Leute fanden ihn bald darauf an einer seichten Stelle des Flusses tot auf. am 15. Oktober, sprang im seinem Anfalle von Trübsinn die 1913 Ofensetzersgattin Rosa Stompe mit ihrem einjährigen Kinde in den Liebwerdaer Badeteich, sie wurde aber von dem Schnimmeister Gustab Sahn noch lebend ans Ufer gebracht, tährend das Kind nur noch als Leiche geborgen werden konnte. 1913, am Mittwoch, den 4. Juni, erlitt beim Baden in der Wittig der aus Haindorf Nr. 98 stammende Polizist Rudolf Scholz einen Herzschlag und ertrank. am 6. Mai, erkrankte an einem Ratternstiche der 15jähr. Knabe 1918. Schubert aus Haindorf Nr. 11. am 23. Oktober nachmittags, ist der bei der Firma Fritsch & 1918 Go. in Haindorf beschäftigte Schmierer Anton Scholz aus Hain- dorf tädlich verunglückt, als er mit dem Schmieren der Tranz- missionslager beschäftigt war. Dem Bedauernswerten wurde die Schädeldecke gespalten. Er war sofort tot. Scholz hinter- ließ seine Witte und zwei erwachsene Kinder. 1919, am 25. September, stürzte bei der Spannung der elektrischen Lichtleitung des Ueberlandwerkes Mildenau im Ortsteil Weiß- bach-Winkel bei diesen Arbeiten ein hölzerner Leitungsmast dem lelternlosen 18jährigen Hilfsmonteur Jojef Kraufe aus Ueberschar bei Lusdorf so unglücklich auf den Kopf, daß der- selbe zertrümmert wurde. Krause war sofort tot, während ein zweiter Monteur, Neißer aus Raspenau, schwere Verletzungen Dakontrug. 1921, am 6. September, um 345 Uhr nachm., ereignete sich an der Straßenkreuzung bei der Seidel'schen Konditorei in Haindorf ein bedauerliches Unglück. Von der Apotheke her kam der beim „Schäferbauer" bedienftete Rutscher Friedrich Scholz mit einer Fuhre Buennholz gefahren, während die Liebwerdaerstraße herab Herr Distriktsarzt Dr. Kaufmann im Kraftwagen vor- überfuhr. Vor dem Auto sheuten die Pferde Scholzes, gingen durch und rissen das eiserne Straßengeländer um. Als der Futscher absspringen wollte, um die rasenden Tiere zum Stehen zu bringen, geriet er unter den mit sechs Meter Holz beladenen schweren Wagen, dessen Näder ihm den linken Unterschenkel zermalmten. Nach ärztlicher Hilje durch Herrn Dr. Kauf- 420 mann wurde der Verunglückte per Bahn nach Friedland ge- bracht, wo ihm im Bezirkskrankenhause von Herrn Primararzt Dr. Plumert sofort der verletzte Unterschenkel amputiert wer- den mußte. 1923, am 26. Oktober, nachmittags, wurde der Kaufmann Adoli Bergmann in Haindorf Nr. 224 beim Transporte eines Fasses Petroleum von diesem im Keller erdrückt. Mord. 1825, am 10. Juli, wurde auf dem Fußwege von Haindorf nach Heminrich im Walde der 17jährige Lehrling Anton Nleumann aus Haindorf Nr. 134, der in Reichenberg als Lehrling be- schäftigt war, von unbekannten Tätern am Heimwege ermordet. Der Mörder hatte seinem Opfer mit einem Steine den Schähel eingeschlagen und mit einem Strick den Hals geknebelt und die Leiche in einem tiefen Graben unter einem Himbeerstrauch versteckt. Kinder aus Raspenau fanden sie beim Beerensuchen. Man nennt es seither an diesser Stelle beim „Grschlagenen Jungen". 1891 am 11. Feber starb Franz Stompe, dem zwei Tage zuvor von einem unbekannten Diebe mit Arthieben die Schädelhecke zer- trümmert worden war. 1902, am 11. Nobembler, wurde der Schlosserlehrling Rudolf Krause aus Haindorf Nr. 6 von einem tschechischen Bürschen durch Messerstiche getötet. Brände. Ein Raub der Flammen wurden: 1761, am 1. Mai, das Klofter und ein Teil der Kirche. 1787, die Schule Nr. 34. 1840, am 17. Juli, wurden die Bewohner von Haindorf in nicht zu schilhernden Schrecken versetzt. An eben diesem Tage kamen zwei große Prozessionen, die eine von Ringelshain, die andere nen Gabel. Ohne diese dürfte ganz Haindorf eine Beute der Flammen geworden sein. In der Nacht um 12 Uhr brach in dem Hause Nr. 73 des Franz Effenberger (bulgo Tschiedel), Handbauers zu Haindorf, in dem viele Wallfahrer übernachte- ten, Feuer aus, dessen Ursache man früher hösen Menschen zu- schrieb. Doch durch die Unvorsichtigkeit dessen Ehegattin, welche glühende Asche in die äußerst baufällige Scheuer stellte und durch streichende Zugluft zur Glut angefacht wurde, entstand das Unglück. Gs brannte das in der Scheuer befindliche Stroh an, hierauf die hölzerne Scheuer und das äußerst nahe Wohn- 421 haus. Die Walljahrer, welche beim ersten Wahrnehmen des Feuers die große Gefahr ahnten, retteten zuerst die schlasenden Kinder des Franz Effenberger, welche sonst sicher ungekommen hären und taten der tobenden Wut des Feuers insofern Ein- halt, daß Sie in der Nähe stehenden Gebäude vor aller Gefahr gesichert blieben, bis dann bei beobachteter Töschordnung Feuer und Glut gelöscht wurden. Nach diesem Brande wurden die Bewohner von Haindorf in noch größeren Schrecken versetzt, der sich ein Vierteljahr hindurch von Tag zu Tag mehrte, denn gleich am nächsten Tage fand man Brandbriefe des Inhalts: „Kloster und Kirche werden in Brand gesteckt, wenm nicht Wenzel Appelt (pulgo Greger) aus dem Klofter und vom Ge- richtstische beseitigt würde“. Dieser Wenzel Appelt war nämlich Gemeindeältefter und Gerichtsgeschtorener, übte beinahe die Dienfte und Rechte eines Richters und Vorstehers der Gemeinde aus, da er vom gräfl. Oberamte hoch begünftigt war, und war zugleich Barbier des Klosters. Bald solltie die dem Kloster sehr nahe gestellte Scheuer des Ortsscholzen, bald das Dorf an 4 Seiten angezündet werden. Bei der strengen örtlichen Unter- suchung fauß man in dem Hause des schon verdächtigen Anton V, Weber und Lehenshäusler, mehrere Brandbriefe, Spott- und Schmähschriften mit ganz derselben Schrift. Der Mann wurde der Kriminalinquisition in Jungkunzlau übergeben. Ein Raub der Flammen wurden jerner: 1840, im Winter, die Scheuer des Josef Krause in Nr. 117. 1852, am 31. Mürz, das Haus Nr. 90 des Bäckers Franz Weinert. Gs stand im Garten von Nr. 176 vor Nr. 91. 1857, im Mai, die Diefebrettsäge Nr. 22. 1859, am 23. April, Nr. 55, Wohnhaus des Vorzellanfabrikanten Se. in Endler. 1861, am 11. November, das Haus Nr. 221 des Pfefferküchlers Carl. Neumann. 1861, am 27. November, das Haus Nr. 52 des Bauern Anton Effenbergkr. 1863, im September, die Scheuer bei Nr. 68 des W. Wildner. am 14. September, die Scheuer bei Nr. 86 des Josey Offenberger. 1863 1865, amn 21. Feber, Haus Nr. 74 famt Scheuer des Anton Bergmann. 1867, am 2. Feber, Haus Nr. 54 des Ferdimand Augsten. 1867, Haus Nr. 184 des Ignaz Augsten. 1867, im Juli, schlug der Blitz in das Gedinghaus Nr. 204 des Bauern Anton Bergmann Nr. 30. 1870, am 2. Oktober, das Haus Nr. 179 des Josef Nafe. 422 1813, am 3. November, die Baumwollspinnerei Nr. 22 des Baron Friedrich von Litenberg. 1884, das Wollmagazin der Baumwollspinnerei Nr. 22 des Franz Liondrak. 1888, am 19. Augush, das Haus des Josef Stompe Nr. 171. 1890 am 12. August, die Reißerei der Baumwollspinnerei Nr. 22 des Franz Wondrak. 1895, am 12. September, das Haus Nr. 140 des Wilhelm Refsel. 1899, am 9. April, die Mahlmühle Nr. 260 des Jospf Pohl. 1900, am 4. Ottober, die Baumwollspinnerei Nr. 22 des Franz Mondrak. 1903, am 18. Mai, das Haus Nr. 395 des Carl Augsten. 1906, am 8. November, das Gafthaus Nr. 4 des Gduard Effentberger. 1913 am Sonntag, den 2. Nobembkr, abends zwischen 10 und 11. Uhr brach im Brennhause der Vorzellanfabrik Josef Kratzers Söhne Feuer aus, dem ein Teil des Dachstuhles zum Opfer- fiel und das die Innenräume und das darin befindliche Mate- rial arg beschädigte. Am selben Abende war im Sotel „Kaifer- hof“ eine Jahrhundertfeier veranstaltet worden, der ein großer Teil der Bewohnerschaft beiwohnte. So kam es, daß ausgiebige Hilfe nicht gleich zur Stelle war. Trotzdem wurdk durch das energische Eingreifen der Ortsjeuerwehr dem Glemente Ein- halt geboten, ehe es größere Verheerungen anrichten konnte. Die Eydranten der erst kürzlich eröffneten Hochquellenleitung kamen dabei das erste Mal praktisch zur Verwendung und be- währten sich glänzend. 1914, am 22. April, nachmittags 2 Uhr, das. Haus Nr. 43 des Carl Bischl. 1917 am 14. Dezember abends, das Haus Nr. 363 des Heinrich Neu- mann, der in den Flammen umkam. 1919, am 11. Rovember, die Spinnerei Nr. 302 der Marie Hanisch. 1919, am 12. Juni, d'e Brettsäge Nr. 239 des Josef Mieth. Krieg. Das Raubrittertum. „Kommst du von Bautzen ungefangen Und dann von Görlitz ungehangen, Auch von der Zittau ungefreit, So magst du wohl sagen von guter Zeit.“ So fangen die Landplacker im 14. Jahrhundert und bekunden damit, wie die Bürgerjusliz sich zu helfen wußte. Sie machten kurzen Prozeß mit dieser Landplage, die auch unserk Gegend gefährdete. Der 423 brüchtigtste Straßenräuber war Hans von Oelsnitz auf Schloß Täm- berg. Am Ohbin, am Sammerstein hauften solche Unholde. Meißner Räuher in der Stärke von 225 Mann machten die Straßen um Bittau unsicher und erschlugen viele Leute. Vom Stegreife lebte zu jener Zeit auch ein Teil des Friedländer niederen Adels. Kein Fuhr- mann magte es, ohne betaffnete Geleitmänner die Straße zu ziehen. Noch zu Anfang des 16. Jahrhunderts zogen diese Landschädiger beunruhigend umher. 1513, am Tage St. Vartholomäus (24. Auguft), dankt der Rat zu Görlitz dem Rate zu Löwenberg für die Nachricht bezüglich der Landschädiger und teilt diesen seinerseits mit, es seien am Tage zuvor etliche Reiter zwischen Friedland und Haindorf vom Gebirge herabgezogen, über deren Verbleib und Absicht aber nichts bekannt. Daß bei diesen Zeiten auch unter dem Volke Rauflust und Unruhe herrschte, beweist folgender Vorfall. Am 26. September 1515 teilt der Rat in Görlitz Ulrich von Eiberstein zu Friedland mit, einige Görlitzer Mitbürger hätten gleich anderen Gästen aus der Scheuer des Scholzen zu Haindorf Heu zu ihrem Nachtlager in den Garten getragen und feien hiebet von dem Schulzen und dessen Söhnen mit Mordgewehren angefallen worden, bei welchem Anlasse letztere nicht nur die Görlitzer Wallfahrer persönlich, sondern die ganze Stadt Görlitz mit hösen Worten geschmäht und gelästert hätten. Sollten die Görlitzer wirklich ein Unrecht begangen haben, so sei die Klage des Scholzen beim Rat eirzubringen gewesen, anstatt den guten Ruf der Stadt mit schmäh- lichen Worten öffentlich zu verletzen, was Herr Ulrich gnädigst bleden- fen wolle. (Görlitzer Ratsarchib Briefe IX, 11). Aus den Bezugs- akten gehr hervor, daß sich der Vorfail in Haindorf wahrscheinlich am Walljahrt-tage Maria Geburt (8. September 1515) abgespielt hat. 1517, am 25. September, beschwert sich der Rat zu Gönlitz neuer- lich über den Scholzen zu Haindorf, in desten Hause dortige Wall- führer abermals beschimpft und der Rat von Scholzen und dessen Leuten mit vielen ehrenberletzenden Worten bedacht worden feien. Sr. Gnaden möge veranlassen, daß solche Unziemlichkeiten künftighin unterbleiben, widrigenfalls der Rat darauf Bedacht nehmen müsse, wie dem abzuhelfen sei. (Görlitzer Ratzarchiv. Brief XI, 21.) 1546 hatte ein jeder Infasse des Königreiches Böhmen von 1000 Schock seines Vermögens 12 Schock böhm. Groschen zur Schaf- jung eines Heeres wider die Türken beizutragen. 1567 wurde unter König Marimilian am 3. März zu Brag beschlossen, daß der 30. Mann aus Böhmen nach Ungarn wider die Türken ziehie, der 10. Mann abem zur Verteidigung des Königreiches zuhause unter den Waffen stehen soll. 1593 verlangte die Türkengefahr abermals ein namhaftes Kriegsheer. Melchor von Redern zog mit einem solchen nach Ungarn, 424 nahm den Türkem 13 feste Schlösser weg und trug mit seinen Böhmen verschiedene andere Vorteile über diese davon. Die Hussitenkriege. Die sittliche Entartung und die Uebelständk in der katholischen Kirche im 14. Jahrhundert riefen die sogenannten Sittenprediger hervor, um die Zucht zu heben, eine Bewegung, die insbesondere unter der Regierung König Wenzels an Ausbreitung und Macht gewann. Der Prager Universitätsprofessor Johann Huß aus Hussineh, der Beichtvater der Königin Sophie, der Gemahlin König Wenzels, predigte Lehrsätze, die der katholischen Lehre zuwider liefen. Sein Kampi richtete sich gegen den Papst, der ihn 1412 in den Bann tat. Huß kam vor das Konzil in Konstanz am Bodensee und wurde nach den bestehenden Gesetzen als Retzer am 6. Juli 1415 verbrannt. Das war der Austakt zu dem nun folgenden wildwütenden Hussitenkriege. Dieser religiöse Kampf wurde national, als sich die Deutschen weigerten, Hussiten zu werden, wodurch sich die ganze Wut dieser Horden gegen das Deutschtum wandte. Die böhmischen Stände stellten an Kaiser Siegmund die Forderung, alle Deutschen aus den Aemtern in ihrem Lande zu entfernen, sil von jeder Würde auszu- schließen und die tschechische Sprache als ausschließliche Gerichts- sprache in Böhmen zu erklären. Ihre Maßlosigkeit fand jedoch kein Gehör. Hierauf begannen die Feindseligkeiten auch gegen den Kaiser, auf dessen Seite sich die deutschböhmischen Ritter und die oberlausitzer Sechsstädte stellten, unter ihnen befanden sich die Herren von Friedland Hans und Ulrich von Viberstein und deren gesamter Lehensadel. Am 17. März 1420 veröffentlichte Kaiser Siegmund auf dem Breslauer Reichstage die auf seinen Wunsch am 1. März vom Papste Martin V. erlassene Kreuzbulle, in wlcher die ganze Christen- heit zur schonungslosen Vertilgung der Hussiten aufgerufen wurde. Zu Anfang des Jahres 1420 zeigten sich die ersten Taboriten- scharen in Nordköhmen und in der Gegend von Zittau. 1422 foll Reichenberg geplündert worden seim. Am 14. Mai 1427 verheerten ste Seidenberg und 1428 im Oktober wurde Friedland nach vergeb- licher Belagerung der Burg, geplündert und ausgebrannt. „um ein Um diese Zeit erhielt der Görlitzer Diener Fritzsch Schinert, als er das seine zerschlagen hatte, sich zu schützen gegen ihrer dreien und geschoffen ward, da er gegen Friedland gesandt ward, um eine Zeitung wegen der Fetzer, 18 Grofchen ausgezahlt.“ Die Görlitzer fürchteten einen neuerlichen Angriff, Jeshalb brachte man zwischen den Mauern 15 Bräupjannen mit 80 Steinen Pech an, „letzteres darin zu fieden um es den Feinden auf die Köpfe zu gießen. Auf den Mauern und Vollwerken aber machte man das grobe Geschütz schußbereit. 425 1431 fielen abermals Hussiten ins Friedländische, raubten, mordeten und fenzten allenthalben, desgleichen 1432, in welchem Jahre Friedland, Ebersdorf und Seidenberg eingeäschert wurden. Am 2. Jänner 1433 drangen sie bei Heinersdorf über die Grenze und warfen sich abends in die Staßt Friedland, schlossen die Tore und verlegten sie mit schweren Hölzern. Die Görlitzer kamen Biberstein zuhilje, stürmten durch den Wallgraben und stöberten die Hussiten durch die Pforten hinaus- Bei der Zugbrücke ereilten sie die Verhündeten und brachten ihnen eine vollständige Niederlage bei- Außzer den Görlitzern war Gotsche Schof — (Schafgotsch) von Greifen- stein mit seinen Mannen am Kampfplatzk erschienen. 60 tote Hufsiten bedeckten das Schlachtfeld, 14 Gefangene wurden in Görlitz einge- fracht. Im Feber darauf kehrten sie mit größerer Gewalt wieder zu- rück, um die Scharte auszuwekzen. Bei diesen Einfällen soll auch die St. Jacobskirche in Heinlersdorf zerstört worden sein. An die Hussiten erinnert wahrscheinlich auch eine Ueber- lieferung, derzufolge von der Anhöhe beim Hause Nr. 8 in Raspenau auf den gegenüber liegenden Mildeneichener Hügel mit Pjeilen gi- fämpft und bei dem genannten Haufe mehrere Offiziere und Soldaten begraben worden seien. Auf der Stelle sei nachhter ein hölzernes Kreuz crrichtet worden, das immer wieder erneuert und schließlich durch das noch bestehende steinerne ersetzt worden. 1436 nach Beendigung dieses Wütens entmenschter Horden boten Böhmen und die Nachbarländer ein Bild grauenhafter Ver- wüftung. Der dreißigjährige Krieg (1618-1648). Von Huß führt über Detzel und Luther ein direkter Weg zum Ausbruche des dreißigjährigen Krieges, wirken Zusammenhänge, dessen Austragung in einer Weise vor sich ging, wie es, die Mensch- heit weder vorher noch nachher je erlebt hat. Das war kein Krieg mehr, das war nur noch ein Morden, Sengen, Brennen, Rauben und Schänden. Wohin die Landsknechte kamen, brachten sie ihre Sofsiten- lamipen mit sich, hurtig auflodernde Feuersbrünste. Wie die Aas- frähen, wenn die Geier ihren Fraß verlassen, strömten hinter ihnen drein Marodenbrüder, Immenschneider, Saufänger, Waldfischer, Schnapphähne, Sackenbrüder, Soldatenweiberhaufen, Zigenner, Gefindel zahl- und namenloser Art. Der Bauer pflügte nicht mehr, denn das Korn ward ihm vor der Ernte genommen oder zerstampft. Das Vieh ward längst in die Feldlager getrieben. Enten und Hühner schleppten nachts die ins ungeheuere vermehrten Raubtiere in die Wälder. Beim Einbruche der Nacht erkönte ringsum das Geheul der Wölfe. Dichtes Gessrrüpp überwucherte die Aecker und Wiesen. 426 Am 16. April 1630 erltey Wallenstein folgendes „Patent wegen des umlaufenden Mahlgesindels: Bei diesen gefährlichen Zeiten, da sich allerhand Seuchen und Krankheiten merken und spüren lassen, nicht allein das herrenlose Gefindel unter dem Namen abgedankter oder angeworbener Soldaten, sondern auch vornehmlich daß Müllergefindel häufig sich befindet in den Mühlen einspricht und übernachtet.“ Um diesen Uebelständen wirksam zu begegnen erließ Wallen- stein in der Herrschaft Friedland ein Verbiepatent "um dem Raub- gefindel in der Herrschaft zu steuern, das alles unsicher macht, sollen sich junge Männer melden und werben lassen zu einer Bewachungs- mannschaft und soll sie am Schloß Friebland ihre Garnison, haben. Löhnung und Menage wie andre Soldaten Bekommen.“ In dem Werbepatente verpflichtet sich Wallenstein auch, daß er die Angeworbenen nicht zum Heere „flecke“ und nur für Friedland bestimme. 1632, am 1. September befahl Wallenstein, daß der Friedländer Kentenschreiber „die Soldaten, die wegen Unsicherheit da das Vieh das umherstreichende Gefindels halbler nicht die Ernte auf den Meierhofe verrichten, angenommen, selbige zur Garnison gelegt, da- mit das Getreihe in die Scheunlen gebracht werden kann. Während seiner Regierungszeit hatte es Wallenstein verstan- den, Friedland von Durchzügen, Plünderungen und Kontributionen zu bewahren. Nach dessen Ermordung im Jahre 1634 am 8. August erhielt der Generalleutnant Graf Mathis von Gallas, der Sieger von Nördlingen, für seine Verdienfle die Herrschaften Friedland und Reichenberg vom Kaiser geschenkt. Zu gleicher Zeit aber brach der ganze Greuel und Schrecken des dreißigjährigen Krieges über unsere Gegend herein. Die Schweden drangen wiederholt in die Herrschaft Friedland und Reichenberg ein, raubten und plünderten allerorts. Auch Haindorf wurde von diesen ungebetenen Gästen, die durch den lang andaukrnden Krieg ganz berwildert waren, mehrmals heimge- sucht und nicht nur der Ort, sondern auch die Kirche zu verschiedenen Zeiten geplündert und ausgeraubt. Nicht minder grausam verfuhren die kaiserlichen Truppen. Bereits am 4. Mai des Jahres 1634 äscherten die abziehenden Bredauischen Reitter die Stadt Friedland ein, wobei nur die Kirche und das Rathaus unversehrt blieben. Ein Jahr darauf plünderten ungarische Truppen Stadt und Land. Im Herbst 1636 brachen die Schweden im Friedländischen ein, vertrieben die Besatzung des Schlosses und nahmen Besitz davon. Mehrmals wurden sie daraus vertrieben, um kurze Zeit darauf stets wieder siegreich in seine Mauern einzuziehen. Sie blieben mit kurzer Unter- brechung Besitzer bis zum Oktober 1649, also noch ein Jahr lang nach dem westphälischen Frieden. 427 Nachstehend drei Zeugen, wie hart damals unsere Gegend heimgesucht wurde. 1633, am 8. Jänner berichten Nicol von Geradorf, Johann Samuel Klung von Gns auf Bullendorf und Friedrich vom Kalck- reutter auf Weigsdorf: „Demnach vor etlichen Jahren viele Durchzüge und das ganze Jahr über Herumstreifende oft geplündert haben, durch welche nicht allein die Untertanen sehr hart mitgenommen, sondern auch in Grund und Boden verderbet und ruiniert worden, piele Güter und Häufer leer stehen und davon gelaufem und eine große Anzahl an der Best gestorben und die Güter bis dato noch nicht besetzt werden konnten. Als bezeugen obgenannten vom Adel, daß sie solche Häuser Gründe und Orte persönlich bisitieret und im Augen- schein genommen auch noch fleißig und genau Verzeichnis derer so angesessenen Untertanen von 2 gewesen bis dato leer und öhe be- funden worden: 8 Stadt Friedland Hermsdorf Mildenau 14 Bullendorf Kunnersdor. 18 Uller3dorf Bärnsdorf Briedlanz 13 Albersdorf Dittersbächel Schönwald 20 Ditersbach Liebmerda Rückersdorf Weigsdori 10 Mildeneichen 16 Heinersdorf Ringenhain 10 Lusdorf. Raspenau Einfiedel 4 Haindorf. 183 Rauchig. Schadenauslagen durch Blünderung der Herrschaft Friedland vom Jahre 1639—1640 was erprefset worden. Wahrhaftes Ver- zeichnis was der Graf Gallas Herrschaft Friedland Untertanen vor- anderthalb Jahren hero als die kaiserliche Armee aus Meckelburg kommen, der Feind gefolgt und das Königreich Böhmen occupieret au flein und groß Vieh, Kleider, Getreide, Leinmand und andere Moblien bom Feinde abgenommen auch auf was auf Einquartierung gangen oder sonst mit Brandschatzung, Verpflegung und Werbungs- gelder von ihnen erpreßet worden: Liebwerda 2895 fl. Haindorf 1800 2856 Mildeneichen „Dabei berichten, daß dieselbe täglich von dem zu Görlitz noch liegenden Feind vergrößert und das Blündern und Rauben und Grandschatzen kein Ende ist, also nicht anders als die Verheerung und Vertrüstung der Herrschaft gewärtigen sei! Verzeichnis von Ihro Gn. Statthalter verordnet und von Hauptmann den 20.1112. 1654 von Brag anher geschickt. Bunzlauer Kreis, Herrschaft Friedland. Städte 2. Dörfer 38 428 Effect Angesessene Bürger und Bauern 224 an ihrer Nahrung verderbt 28 1652 Neuangesessene 1653 1654 Wüsse Gebäude 130 Wüste Orte ohne Gebäude 66 Gffect. angesessene Chalupner 352 1652 Neuangesessene 1653 1654 Abgebrannt Müte Gebäude 150 76 Wüste Orte ohne Gebäude Gärtner Effect. angesessene 342 1652 Neuangesessene 1653 11 1654 14 Abgebrannte Wusle Gebäude 280 409 Wüste Oerter ohne Gebäude Anno 1653 hat sich die Herrschaft Friedland von Angesessenen Bürgern und Bauern als auch die in angesessenen reduzierte Chalupner 22974 und Gärtner befehrt. ein jeder Herrschaft in Güte ist die Visit. Nach Besichtigung Kommission Gutachten, daß sich die Herrschaft Friedland bekenn sollt 3517/8 Ist also die Anzahl der Angesessenen bei der Visitation mehrer 131 7. befunden um 14 Pfarrkirchen Tilial 30 Mühlräder Schafmeister Schafknecht 1680 entstand unter den Vauern der Herrschaft Friedland ein Aufstand, der sich gegen die Grunhobrigkeit richtete. Die Rädelsführer wurden in Keiten gelegt und damit war die Sache beigelegt. Die schlesischen Kriege brachten schweres Ungemach und Drang- sale durch Ginquartierungen, Requisitionen, Brandschatzungen u. d.31. über die hiesige Gegend. Als nämlich die Preußen in den Jahren 1741—42 und 44 in Böhmen eingefallen und die Kreife Königgrätz, Altkunzlau und Chrudim ausgeplündert hatten, kam es im zweiten schlesischen Kriege, am 4 Juni 1745, zu der für Oesterreich unglücklichen Schlacht bei Hohenfriedberg. Nach derselbem unternahm eine Abtsi- lung preußischer Husaren einen Streifzug über einen Teil Nord- 429 böhmens gegen Seidenberg hin, requirierte und trieb sehr viel Vieh aus der Herrschaft Friedland mit fort. Als hierauf nach der Schlacht bei Sorr am 30. September 1745 Sie gesamte preußische Armee in Böhmen einrückte, aber wegen Mangel an Lebensmitteln und infolge des Widerstamdes, den ihr der damalige Oberfeldherr Karl von Lothringen und die tschechische Bevölkerung entgegensetzten, im August und September nach Schlesien zurückziehen mußte, da beschloß der öilerreichische Generalissimus, für diese Niederlage sich zu rächen und fiel daher in Schlesien ein. Jedoch nahm dieser Revanchezug einen so langsamen Fortgang, daß der Feind genügend Zeit fand, sich zu sammeln und zu rüften. Nicht weniger als sechs österreichische Regi- menter durchzogen die Herrschaft Friedland, während das Regiment- Trenk, 1600 Mann stark aus Reitern und Fußvolk bestehend, in Haindorf und Weißbach sich einquartierte. Diese Banduren, hausten hier wie die grimmigsten Feinde und richteten unsagbaren Schaden an. Innerhalb 5 Tagen stürzten sie die sonst schon, verarmten Be- wohner durch Stehlen, Rauben und Blündern ins äußerste Glend, so daßz nach einer Rechnung des damaligen Haindorfer Richters der Schaden, den diese Unholde in kurzer Zeit anrichteten, über 1923 fl. betrug. Der vielen Schläge, welche die arme Bewohnerschaft ruhg hinrehmen mußte, nicht zu gedenken, muß doch einer Schandtat Er- wähnung getan werden, die sich 5 solcher vertierter Menschen zuschul- den kommen ließen. Dieselben trafen nämlich in dem nahen Walde den 21jährigen Bottaschenbrenner Johann Christof Stomspe aus Haindorf. Sie handen ihm die Hände auf den Rücken und bedrohten ihn am Leben, wenn er ihnen nicht sage, in welchem Felsen oder Gra- ben die Blewohner ihre Schätze verborgen hätten. Da er hierüber keine Auskunft geben konnte, wollte ihm ein solcher Unmensch mit einem Säbelhieb den Ropf spalten. Die andern jedoch, die mit ihm ungarisch sprachen, hielten ihn davon ab und beraubtem den geängstigten Menschen seiner Kleidung und Barschaft. Hernach banden sie den bällig Entkleideten lan einen Vaum und feuerten zwei Pistolenschüsse auf ihn ab, wovon ihn der eine unter dem rechten, der andere unter- dem linken Arme verletzte. Der Unglückliche sank zusammen. Da aber die Unmenschen wahrnahmlen, daß er nicht tödlich verletzt sei, so schofsen sie noch eine dritte Pistole auf ihn ab, deren Kugel nun den rechten Arm vollständig durchschlug. Im Momente, erzählt der Un- glückliche, als ihm diese schwere Verwundung beigebracht worden war, kam es ihm vor, als höre er einen Hund bellen. Die Mörder flohen. Der Arme, von seinen Peinigern erlöst, nahm sich mit der linken Hand die Binde von den Augen und bemühte sich, nach Hause zu kommen. Das Kloster und die Kirche blieben in diesen Kriegsläufen un- blästigt, abgesehen von einer beabsichtigten Plünderung, welche im Dezember 1744 seitens preußischer Truppen durchgeführt werden. 430 sollte. Im genannten Jahre zogen nämlich gegen 6000 Breußen durch Friledland und hörten hier vom Kloster und dem Kirchenschatze in Haindorf. Eine Abteilung davon wollte hier nun plündern, wurde aber um Mitternacht plötzlich von 300 kaiserl. Uhlanen verscheucht. Auch kamen trotz des Verbotes des Preußenkönigs, keine Wallfahrten nach ausländischen Gnadenorten zu unternehmen, nach wie vor viele Walljahrer aus Schlesien nach Haindori- Der 7jährige Krieg (1756-17631. Während der Verhandlungen zu Versailles im Mai 1756 kam Friedrich II. von Preußen zur Einsicht, daß Rußland und Oesterreich überein gekommen seien, in nächsten Frühjahre gegen ihn loszuschla- gen. Die Mitteilung des bestochenen österr. Sekretärs; bei der Gesand- schaft in Verlin Maximilian, von Weingarten und die ähnlich lauten- den Nachrichten von sehr guter Hand aus Petersburg bestärkten seinen Argwrohn und nach seinem Grundsatze lieber zuvorkommen, entschloß sich rasch zum Kriege. Dem engl. Gesandten Michel, welcher ihn vor einer Uebereilung warnen wollte, entgegnete er: er lasse sich keine Rasenstüber hieten und auf das Bild Maria Theresia deutend, sagte er: Diese Dame will Krieg und sie soll ihn bald haben. Und in der Tat, schon einlge Tage später, am 26. August 1756 gab er den Marsch- befehl, mit welchem der siebenjährige Krieg begann, der so viel Un- glück, besonders über Böhmen, brachte. 1775, am 27. Juli, rotteten sich die Bauern der Frikdländer Herrschaft zusammen und zogen gemeinsam mit den Friedländer Bürgern in das Schloß; sie suchten das Josejinische Freiheitspatent. Ueber der Einführung dieser Reformen drohte dem Reich- von seiten Preußens neuendings ein Krieg (1778—1779), genannt der Preußen-, auch Kartoffelrummel, der an Haindorf nicht spurlos vorüber gehen sollte. Als am 5. Juli 1778 die preußischem Heere, teils aus der Grafschaft Glatz über Nachoh nach Königgrätz, teils unter dem Befehle des Prinzen Heinrich, Bruder des Königs, über Rumburg nach Böhmen einfielen, kam ein kleiner Truspp von Reichenberg nach Haindorf und verlangte vom Klostervorstand- Kontribution. Während des bahrischen Erbfolgekrieges nahm am 9. Novem- ber 1778 der preußische Oberleutnant Metzaros den mit 100 kaiserl. Jägern und einiger Kaballerie besetzten Paß bei Weißbach, machte da- bei 33 Gefangene und erbeutete 27 Pferde. Im Kriege mit den Türken, in den sich Kaiser Josef II. als Bundesgenosse Rußlands 1788 verwickelt hatte, mußten bedeutende Zahlungen geleistet werden. Der wütende französische Repolutionskrieg (1789—1804) und die späteren verheerenhen Kriege mit Napoleon (1803—1815) koste- 431 ten wiederum den Bewohnern der Herrschaft Friedland ungehenere Geldsummen nebst vielen Lieferungen, Fuhren und Menschen. Von der Herrschaft allein mußten über 2000 Rekruten, teils zur Linie, teils zu der im Jahre 1808 errichteten Referbe und Landwehr beigestellt wer- den. Zur Landwehr allein stellte die Herrschaft 343 Mann und sammelte im Jahre 1809 eine freiwillige Kriegssteuer im Betrage von 767 fl. Die mißlichen finanziellen Verhältnüssse führten im Jahre 1811 zum Staatsbanferott. Am 20. März erschien das Finanzpatent, wo- nach 100 fl. Vankozettel nur 20 fl. C. M. galten. Mitte Juli gelang- ten die Einlöfungsscheine zur Ausgabe. Viele Leute wurden dadurch an den Bettelstab gebracht. Not und Teuerung trat ein. In dem denkwürdigen Jahrke 1813 der Völkerbefreiung wurde auch unser Gebüet im Mitleidensschaft gezogen. Am 17. August fanden unter General Uminsth polnisch-französische und ssäter russische Truppendurchzüge statt, welche die Herrschaft besetzten und große Drangsale über sie brachten. Die gkängstigte Bewohnerschaft hatte sich in die Berge geflüchtet, woselbst sie sich mit ihren Habsseligkeiten tagelang verborgen hielt. Verschiedene Ortsbezeichnungen (Lauben- haus, Franzofenstein, Pferdemarkt) erinnern an jene Zeit. Der in der Nähe des Nußsteines befindliche Schaibstein hieß ehedem im Volfs- munde Studentenstein, woselbst 1813 bewaffnete Studlenten gelagert haben sollen. Tatsache ifr, daß in diesem Jahre das Lützow'sche Korps die Sserstraße mit Gepäcks- und Bulverwagen durchzog- Am 10. Feber 1801 fand der 10jährige Krieg mit Frankreich sein Gnhe. Zur Tilgung der Kriegskosten wurde eine Kopfsteuer ein- geführt, nach der jeder 18jährige Mensch 30 Kreuzer zahlen mußte. Derlei Kopfsteuern hatte man schon im siebenjährigen Kriege als auch 1697 wornach jeder Wirt 1 fl., das Weib 30 Kreuzer und jedes Kind 221/3 Kreuzer zahlen mußte. Auch die Klassen- und Vermögensfleuer kam auf. 1697 wurde ebenfalls Vermögenssteuer auferlegt, aber nur auf Gold, Silber, Joldene und silberne Spitzen, brabanter Spitzen, Borten, Satagen und Berücken; die dergleichen tragen wollten, mußten zahlen u. zw. Standespersonen jährl. 10 fl., Privatpersonen 45 Kreuzer. 1806 im kriege Frankreichs gegen Preußen und Rußland. wurden Ende Oktober an der schlesischen und sächsischen Grenze auf der FFriedländer Herrschaft 70 Grenztafeln aufgestellt mit deutscher und c französischer Inschrift „Böhmische Grenze, damüt der nahe Feind das neutrale Gebiet respektiere. 1806 kam eink neue Vermögensabgabe, dazufolge Fehermann der 1000 fl. und darüber Vermögen besaß, mußte 1/90 abgeben! Das Jahr 1809 brachte den Krieg Frankreichs gegen Oefterreich und die Schaffung der Lanzwehr. Viele Rekruten wurden ausge- hoben, darunter vielle Familienpäter. G3 verging keine Woche ohne 432 Retrutierung. Das Wehklagen der Kinder und Frauen hatte kein Ende. Dazu gesellte sich eine schreckliche Teuerung und Entwertung des Geldes. 1813. 1813 das Jahr der Völkerbefreiung vom korsischen Soche zwang wieder biele in des Kaisers Rock. Die jungen Rekruten wurden mit Gewalt abgefangen. Der Geschükdonner der Schlacht bei Bischofs- werda zwischen Russen und Franzosen drang bis ins obere Wittig- tal. Feindliche Patrouillen zeigten sich da und dort in unserer Gegend und versetzten die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Vielk flüch- teten mit ihrer Habe in dem Wald. Von Interesse ist der Inhalt eines Briefes, den ein Haindorjer Namens Anton Nase aus Nr. 37 um das Jahr 1826 an die Sernen schrieb, der die heißen Kämpffe 1809 biei Wagram und 1813 bei Leip- zig mitgemacht hatte. Er schrieb u. a.: „Es könnte sich jemand wundern, der mit meinem Umständlen nicht bekannt und meine Gemützart nicht kennt. Mein fel. Vater ließ mich durch die sel. Schwester A. Maria zuhause von Brag- rufen, er wollte mir schon blei seinem Oebenstagen die Häusler- wirttschaft übergeben, ich sagte mir ist sie nichts nut, er gab auch Heurats Vorschläge ich hatte aber nie eine Neigung zum Heuraten. denn wenn ich gesund gewesen wäre und Deine Gicht gehabt hätte. so würde ich auch damals mit meiner sel. Schwester noch nicht zu Hause gegangen sein. Meine Lehre in der Jugend kostete meinen guten und frommen Eltern nicht einen Pfennig, dagegen bekamen sie noch zur Be- nötigung der noch übrigen 6 Geschwister was ich mir an Nahrung erübrigt und jeden Pfennig, den ich mir verdiente durch Diskretion zum Aufheben. Ich hätte gern die Apothekerei gelernt, die guten Eltern er- wiederten, aber wir haben zu viel Kinder, wir könnens nicht daran wagen. Ich sagte, ich werde sparsam und fleißig sein, und werde es einst gewiß zurück bezahlen. Wäre die Apotheke hier länger ge- blieben, so mürde ich gewiß nicht aus ihr gegangen sein. Ich folgte meinen Eltern, nach Liebtwlerda zum Herr Traiteur zu gehen, der ihnen versprochen, aus mir einen Koch zu machen. 1809 nahm man mich ungefähr im April zu Anfang zu Milistär. Ich machte die heißen Tage bei Deutsch Wagram und jedem Tag bis Znaim mit. O hätte ich damals weltliche Bildung einen recht nerbigten beim Bauernstande ausgehildeten Körperbau gehabt so hätte ich mich damals hervor tun können ob ich zwar fast stets als Rekrut voran beim Blänkeln war. Aber beim Militär gehört zum Glück eine schöne Gestalt nebst Bildung. 1810 erhielt ich Urlaub, ich trat über Sommer in Liebwerda beim Traiteur Keil unter den Oberkellner Sampel den Dienst als 433 Tafeldecker an, den Herbst ging ich mit selbem nach Brag und war bei selben durch zwei Winter nach Zeugnissen in der ständisch adeligen Refourse als Kellner meinen Lohn den ich mir sehr fleißig zusammen hült Discretion oder Geschenke erhilt ich oft von den Herren die ich bediente auch viel neues Jahrgeschenke und alles was ich mir in Luebwerda nebst Lohn und Discretion und extra noch mit Stiefeln und Kleuderputzen verdiente für dieses wurden Lein- wandten gekauft. Die wiener Währung galt damals gutes Geld oder Gonb Münze und die Vankozettel hörten damals auf galten sehr wenig. Und weil ich nun ein unbestimmter Urlauber war und oft einberufen wurde und mein eigener Herr nicht war und mich vor den künftigen Fall des Geldes fürchtet, so wurden für meinen Lohn Erspartes Leintwandten gekauft nebstem was ich mir im Sommer über 1812 bei Herrn Grafen von Volza als Kellner verdient hatte und im Winter darauf in der adelständischen Re- source gab ich den Eltern eheh ich im Frühjahr 1813 widdeder ein- rücken mußte, war ich ein par Tage zu hause, da machten wir mit- sammen Rechnung, ich hatte damals 20 Stück oder Schock Lein- wandten von guter Qualität. 1814, gegen den Herbft, kam das Regiment Klenau Cheboanalegrs nach Gabel zu stehen und die Gscadron, bei welcher ich war, nach Kratzau, ich kam wieder auf ein par Tage auf Urlaub, da sagten mir die Eltern, die Leinwandten haben wir verkauft, weil wir uns vor den Franzofen fürchtn, da wir selbe ohnehin schon ein parmal da und Sorthin versteckt gehabt hatten, so war das Geld doch sicherer und wenn su es wirft brauchen, so bekommst du es gewiß wieder. Ich sagte, ich brauchte es nicht, wür sind in guten Quartieren und habe selbst auch noch etwas Er- spartes, bei euch ich es ja besser aufgehoblen, ich weiß ja keinen Augenblick, wenn mich der Tod überrascht. Leüdet mir keine Not- wenn Ihr es braucht, so verzehrt mir es lieber alles — 1815 marschiereten wier wider von da nach Frankreich. Vorm Abmarich war die Schwester so in Brag ist mit meinen seligen Vater bei mir, ich gab Ihnen wieder das, was ich nicht brauchte nach hause. Ich hatte meine Eltern herzlich lieb, denn sonst wär ich gewiß nicht wieder nach hause gekommen. 1819 kam ich als Real-Inbalid mit beschädigten rechten Ober- arm zurück mit Abschicd. Ich ging nach etlichen Tagen sogleich nach Prag zum Herrn Hampel Traiteur als Kellner, wo ich 1821 im Frühjahr die Gicht bekam und zwei Monat im Brager allgemeinen Krankenhause zubringen mußte. 1848 Reaktionäre Glemente hatten dafür gesorgt, daß den volksfreundlichen Bestrebungen der josefinischen Zeit in der Folge die Flügel ausgiebig beschnitten wurden. Im Volke aber gährte es jort. 434 Immer lauter erscholl der Ruf nach restloser Befreiung, nach dem Selbstbestimmungsrechte. Im Frühjahr 1848 kam es zum offenen Aufuhr. Die alten drückenden Untertänigkeitsverhältnisse, Sie Robot wurden gänzlich aufgehoben, das Volk von seinem menschenunwürdi- gen Soche befreit. Der schlesische Bauernsohn Hans Rudlich, der un- erschrockene Freiheitskämpfer, hatte sein Ziel terreicht. Eine freiheit- liche Staatsverfassung war begrünhet worden. Bei uns in Haindori verliefen die großen Tage im Ruhe. In der Nachbargemeinde Weißbach waren jdoch fürchterliche Drohbriefe geschrieben und in Umlauf gesetzt worden. Worauf 200 ungarische Soldaten mit Gesschützen dort hin beordert wurden, um Ruhe und Ordnung zu schützen und die Aufwiegller zu erforschen. Sie zogen aber schon nach fünjtägigem nutzlosen Bemühens wieder ab- Die Mationalgarde. In das Jahr 1848 fällt die Gründung der Nationalgarde, uni- formierte und bewaffnete Vereinigungen, die zum Zwecke der Aui- rechterhaltung von Ruhe und Ordnung in den Gemeinden mit kaifer- licher Genehmigung ins Leben gerufen worden waren, aber schon nach dreijährigem Bestande laut kaiserl. Patent vom 22. August 1851 wie- der aufgehoben wurden. Eine Fülle heiterer Begebenheiten knüpft sich allerorts an die schöne Zeit der Garde, an die selbstbewußten Streiter friedlicher Tage. In Haindorf wurde die Nationalgarde am 4. April 1848 im Kretscham gegründet und zum Hauptmann der Scholz Anton Worf gewählt, zu Offizieren: Anton Kratzer, Anton Neumann, Adolf Riedel, Josef Kratzer, Florian Krause und Florian Gngel. Sie trat in einer Stärfe vom 100 Mann auf, hatte blaue Untformen mit roten Aufschlägen und war mit ärarischen Gewehren (Feuerschloß) bewaffnet. Ein Mann, Namens Josef Schäfer aus Liebwerda, welcher bei der Burgwache gedient hatte, vollzog die Ab- rer richtung. Glelziert wurde am Kirchenplatze, woselbst sich in einer Verkaufsbude das Pulbermagazin befand, das von einem Posten be- macht wurde. Auf Scholzes Feldern fand ein Manöber statt, wohei die Gardie in Weißbach den Feind darstellte, den die Haindorfer aufs schlugen. Sobald der Trommelwirbel im Orte erschallt-, liefen Bauer und Knlecht vom Felde, um ihrer Pflicht gerecht zu werden. Nachdem sich nicht alle Uniformen anschaffen konnten, rückte ein Tel in Zivil aus, dieser mußte aber immer den Schluß bilden. In langen Spottgedichten wurde Art und Gehaben besungen. Auch eine Zugend- garde bestand, die in der Handhabung hölzerner Flinten in Marsch und Wendung es den Alten gleich tat, ja übertraf, wie Zeitge- nossen berüchteten. 1859. Oesterreichs unglücklicher Waffengang von 1859 zog abermals die gesamte Reserbemannschaft ein. Am 7. Juni wurde in Haindorf 435 eine Sammlung eingeleitet zur Bildung eines Freiwilligen-Korps. Das Ergebnis belief sich auf 102 fl. 48 Kreuzer und eine Menge Wäsche und Leinwand. Auch ein Menschenleben forderte dieser Krieg von unserem Orte: Wenzel Semtner aus Nr. 59 erlag seinen Verletzungen im Kriegsspitale zu Verona. 1860, im Febler, wurde in unserem Tale Mannschaft für den Papst geworben. 1866. Als inn Dezember 1863 Sie österreichischen und preußischen Trupppen bereint miteinander in den Krieg gegen Dänemark zogen, als dann im Jahre 1864 dieselben im raschen Siegesmarsche die Elbe- Herzogtünler von der dänischen Herrschaft befreiten, da ahnte wohl niemand, daß die damaligen Verbündeten, bevor noch zweil Jahre vergehen, als erbitterte Gegner einander gegenübler stehen würden, daß dasselbe Schlestig-Holsteiln, wo Oesterreich und Preußen ge- meinsam kämpften, zugleich den Reim zu einem der blutigstem Kriege zwischen ihnen selber berge. Und doch war und kam es so- Am 23. Su ni, Samstags, kamen die Preußen früh plötzlich Früh nach über die Grenze herkin auf allen Straßen und Wegen. Uhr waren die enflen in Raspenau. Niemand hatte noch eine Ahnung, „sie waren wie aus den Wolken heruntergefallen. Die Bestürzung in den Dörfern war daher ungeheuer. Es dauerte nicht lange, so folgte den ersten Soldaten eine ungeheuere Hkeresmenge; von den Straßen über Bärneldouf, Herners- dorf und Neustadtl kommend, wälzten sie sich wie ganze Wolken von der hohen Straße auf allen Bauernwegen nach Mildenau und Raspe- nau herein. Nachmittags wurden gegen 9000 Mann in Rafpenau einquartiert; einzelne Bauern hatten 300 bis 500 Mann; alle Lebens- mittel waren aufgezehrt. Unterdessen ging der Durchmarsch immer fort über die Hemirichstraße, lebenso Sonntags und die folgenden Tage. Die Leute mußten alles zur Verpflegung hergeben. Währens des Einmarsches der Preußen regnete es alle Tage wie in Strömen. Die Soldaten benahmen sich als Feind ziemlich gut, man hörte wentg Klagen. Aller Poftverkehr war unterbrochen durch viele Wochen, wir waren hier ganz abgeschnitten, es kamen keine Zeittungen und Nach- richten, aber desto mehr waren die Lügen und Gerüchte an der Tages- ordnung. Da dieser Krieg unseren Ort direkt nicht berührte, so ist hier darüber wenig zu sagen. 1866, am 24. und 26. März, wand das Standrecht verkündet. Dann wurde die Meldung gegeben, daß Haindorf 40 Pferde besitze. Am- 17. Mai erfolgte der Bericht, daß der Ort in außergewöhnlichen Fällen 330 Mann Militär und 20 Pferde unterbringen könntk. Am 24 Mai erfolgte die Verlautbarung der Militärbequartierung und Verstär- 436 tung der Nachtwache. Am selben Tage berichten die Gemeinderäte, daß der Müller Josef Ullrich der k. k. Armee von 5 zu 5 Tagen 25 Zentner Roggen und 25 Zentner Weizenmehl und Ferhinand Pohl 15 Zentner Roggenmehl fiefern wollen. Am 30. Mai erging die Mobilisierung der 4. und 5. Altersklasse. Ferner wurde die Samm- lung von Verbandsstoff angeordnet. Am 21. August wurden die Straßenkrawalle der Kinder, die Zusammenrottungen, Lieferungen und Vorspann an den Feind verboten. Gefallen sind 1866 am italienischen Kriegsschauplatze aus Hain- dorf der Pionier Anton Scholz aus Nr. 160 und am Schlachtfelde bei Fittschin der Feldjäger Florian Finke. Für Kriegsschaden erhielt die Gemeinde 1867 76 fl. 73 Kreuzer ausgezahlt. 1878. Die Okkupation Bosniens im Jahre 1878 machten mehrere Haindorfer mit. Zugunsten der Hinterbliebenen von Mobilisierten unternahm der Veteranenberein eine Sammlung, die einschließlich der Spende von der Madergesellschaft (3 fl.) den Betrag von 115 fl. 70 Kreuzer erzielte. Ferner wurde für den patriotischen Hilfsberein Wäsche und Verbandsmittel gesammelt. (Die Madergesellschaft bestand aus Häuslern, die sommersüber im Orte die Mahd besorgte. Sie zog aber auch als „Körmsmahder“ wenn im Dorje Kirmes war zu den Bauern und hieb zum Scheine im Garten für ein Lösegeld oder einen Schmaus.) 437 Ferdinandstal. Im Jahre 1781 erbaute Ignaz Schük, ein Friedländer, mit herrschaftlicher Bewilligung an die Stolpich die sogenannte Hain- horfer Papiermühle (Nr. 1). Die Kaufurkunde über das Grundstück kennt den Namen des Ortes noch nicht. Wahrscheinlich hat dieser Bau den Anlaß zu weiteren Siedlungen gegeben und wenn wir der mündlichen Ueberlieferung folgen, so waren die erften Anfiedler Papiermacher, die sich Schükze mitgebracht hatte aus Friedland, we er, wie sein Vater, die Papiermacherei ausgeübt hatte als Pächter der städtischen Paspiermühle daselbst. Erst das Vermessungsprotokoll vom Jahre 1785 nennt Ferdinandstal, und zwar als Bestandteil von Haindorf. 27 Häusler umfassen den Ort. Dorf Ferdinands Thal. zu der Gemeinde Haindorf zu getheillet. Nr. 1. Besitzer (1785) jetziger Besitzer (1920) 1 Carl Schütz, Papiermühle, Gebrüder Finke, 2 Franz Stompe, Julie Meiald, 3 Franz Neumann, Anton Bergmann, 4 Christian Ullbrich, Anton Bergmann, Anton Jäger, Rudolf Finte, 6 Josef Finke, Ignaz Augsten, 7 Umbros Kratzer, Franz Pohl. 8 Anton Kraufe, Ferdinand Köhler, 9 Chr. Schiller, Karl Neumann, 10 Anton Philipp. Franz Loutschan, 11 Anton Streitt, Anton Lukas, 12 Josef Jäger, Gustab Augsten, 13 Anton Kaulfersch. Gmil Sahn, 14 Anton Glauße, Robert Stejan, 15 Caspar Ressel, Josef Buchelt, 16 Josef Buchelt, Anna Bergmann, 17 Wenzel Philipp. Antonia Glafer, 18 Chr. Augsten, Anton Offenbergers Erben, 19 Anton Scholze, Antonia Neißer, 20 Wenzel Jäger, Franz Scholz, 21 Anton Wildner, Franz Hartmann, 438 e5 heutigk Wirte (1920). 22 Josef Schalze, Anton Köhler, 23 Michel Klamt, Ferdinand Köhler, 24 Franz Reißer, Josef Ressel, 25 Anton Neumann, Josef Schindler, 26 Anton Reißer, Franz Ressel, Heinrich Weber, Marie Neumann. Diese 27 Wirte hausten sämtlich auf herrschaftlichem Grunde, der schon lange Zeit eine Waldblöße gebildet hatte. Das obere Talgelände an der Stolpich bedeckte noch 1843 zum großen Teile Wald. Der Ortsteil Haindorf bestand damals nur aus einigen Häussern, darunter die Brettsäge Nr. 139. 1850 brachte die staatliche Neuordnung das Dorf Ferdinands- tal zur Rataftralgemeinde Raspenau, da inzwischen dasselbst auf bäuerlichem Grunde weitere Häufer errichtet worden waren, die sämtlich auf Raspenauer Gebiete lagen. Mit der weiteren witschaftlichen Entwicklung kam auch der Ge- danke einer Selbsthändigmachung, es ward eine Zeit eifrig dafür ge- worben, doch gab es damals Hindernisse, die nicht zu beseitigen waren. Eine eigene Gemeinde bilden nur die Vereine. Im Jahre 1884 wurde die Freitwillige Feuerwehr gegründet, 1896 der Deutsche Turnberein und 1903 der Gefangberein „Vorwärts! 1894 schuf sich Ferhinandstal auf Haindorfer Grunde hinter dem Gasthause Nr. 74 einen eigenen Friedhof. Das Ferdinandstaler Glöcklein ging beim Brande der Papier- mühle Nr. 1 zugrunde, da diese das Glockentürmchen trug. 1923, am 1. August, erhielt der Ort eine neue Glocke. Sie hat ein Gewicht von 94 kg, trägt die Nummer 1654, gegossen hat sie Oktab Winter in Braunau mit der Inschrift: „Leute alle Zeit Frieden unserer deutschen Heimat-" Gewidmet von der Bewohnerschaft Ferdinandstal und Ortsteil Haindorf, 1923. Das neue Steigerhaus bei der niederen Stolpichbrücke nahm sie auf. 1920 hatte der Ort 66 Häufer und 405 Einwohner. Hervorragende Männer aus Haindorf. Aus einer engen Genügsamkeit heraus, stiegen viele Vioniere der Arbeit, werktätigen Betriebtes, Männer, die ihrer Lebenspflicht vollgerecht wurden und gerecht werden, in Verufsständen, in die sie die Verhältnisse sandten, zu dem sie die wirtschaftliche Tage erzog. Ueber den Rahmen des allgemeinen lobesamen Erwerbslebens war es nur wenigen vergönnt, sich zu erheben. Einer dieser wenigen war der im Jahre 1816, am 19. Dezember in Haindorf Nr. 175 geborene Kaufmannssohn Josei Riedel, der sich zum Großindustriellen, zum „Glaskönig“ empor schwang. Er ver- schied am 24. April 1894 in Polaun. Ein zweiter Haindorfer, dem das Schicksal hold war und dem besondere geistige Fähigkeiten den Weg nach oben frei machten, ist der aus Nr. 35 stammende Hofrat Heinr. Effenberger in Wien. Und wenn man gerecht sein will, muß auch der Name Sojef Franz Scholz aus Haindorf Nr. 129 genannt werden, welcher es vom einfachen Drechsler und Häusler zum Großimdustriellen brachte. Er- war ein Mann von seltener Willenskraft, Umsicht und Schaffenslust, aber auch von seltener Bedürfnislosigkeit. Schon der Bau des Hotel Scholz (ehemals „Klofterhof“, darnach „Kaiserhof“ genannt), unter widrigen Verhältnissen, war eine Tat, die Vielen bewundernswert erschien. Am 31. Dezember 1919 faufte er von G. Robrecht in Verlin- Charlottenburg die Porzellanfariken in Müldkneichen und Raspenau- S. F. Scholz starb am Sonntag, den 24. Juni 1923. Matur- und kunschistorische Denkmäler. Außer der schon behandelten Lindenallee hatte der Ort noch manches Naturdenkmal, das wert des Schutzes gewesen wäre. Hier- her gehört die Pappelallee nach Bad Liebwerda, die Bildbuche am Kälberberge, die große Eiche im Hofe des Kretschams. Von diesen Baumriefen stehen nur noch drei am inneren Kürchenplatze, biei der hohen Mauer an der Wesiheite. Der Pflege würdig sind die Stein- buchen im Garten des Gafthauses „Zur Sonak“ und die mächtige Linde beim Gehöfte Nr. 77. Das am Sonntag, den 23. August 1908 in jeierlicher Weise ent- hüllte Regierungs-Jubiläum- Kaiser Franz Josef und Kaiserin Glisabeth-Denkmal am Kirchenplatze verwandelte die neue Zeit zu einem Stein des Anftoßes, die ihm die Inschrift und den Schmuck nahm (1923, am 1. Juni). Dasselbe Schicksal ereilte den vor der Volksschule aufgestellten Gedenkstein. Beide sind nun kahl und aus- druckslos, die stummen Zeugen, wie wandelbar die Laune des Schick- fals ist. 440 3 Wokkstunde. Die Betälterung. Der Charakter unsenes Volkes wurde im Taufe der Jahrtausen- de zu der heutigen Höhe heran gebildet. Wie im einzelnen Menschen die Gindrücke der Kinderstube dauernd nachwirken und die Eigenart des Erziehenden den innerem Menschen bestimmt, das wiederholt sich im Völterleben. Wenn auch das wechfelvolle Spiel des Schicksals, Ge- walt, fremde Machthaber, ihre Gedankenwwelt mit herrschfüchtiger Be- rechnung auf das Volk gestaltend einzudringen vermochte, in seine Meinung hüllte, lebt unter dieser fremdem Schicht und webt das ur- eigene Wesen. Dieses urkigene Wesen spricht zu uns in Sprache, Sitte, Brauch und Art, aus einer Zeit, der noch nicht das Licht des Morgen- landes leuchtete. Mißtrauisch und argwwöhnisch hält der Wittigtaler von heute mit seiner Meinung zurück. Imdustrie, Handkel, Verkehr, Zeitereig- nisse, haben ihn auf das Weite, Allgemeine zugeschnitten, ihm das Be- sondere bielfach genommen. Betrug, Scheinwert, Unlauterkeit einnes fremden Geistes haben sein Vertrauen an dem Bestand des Rechtes, der Wahrheit, der Opjenhheit, der Menschenwürde erschüttert. Er ist nicht mehr für jeden zuhause. Er hat etwas von den glatten Höflich- keit des Weltmannes angenommen, die serwägende Berechnung der Vorsicht. Der alte Wittigtaler, der der schlesischen Art treu geblieben in allem seinem Tun und Treibsen, hatte die Begierde, nach dem Frem- den, hinter das er bescheiden das Heimische zu stellen pflegte. Doch haßte er das laute Wesen. Aus seiner Liebe zur Wahrheit, aus seinem öffenen, geraden Sinne, entstand eine gewisse Grobkörnigkeit. Weich- heit hielt er vielfach für Schwäche und biß sich lieber fluchend die Lippen wund, ehe er der inneren Bewegung nachgab. Tief in seinem Wesen wurzelte der Naturglaube, der bei aller Frömmigkeit doch immer wieder die Oberhand gewann und sich bisweilen als düsterer Aber- glauben kund tat. Er hatte einen ausgksprochenen Hang zum Hafsart- spiele und, wenn les ihm gut erging, zum Trunke. Hatte er einmal das Gute erkannt, dann war er ein warmherziger Förderer. Er sprach nicht gern über Dinge, die er für selbstverständlich hielt, über die Liebe 441 zu den Seinen, zur Scholle. Sein Handschlag hielt mehr als hundert Schwüre der Neuzeit. Wie es um die Bevölkerungszahl der Herrschaft Friedland zur Zeit Wallensteins beschaffen war, ist aus folgendem Verzeichnisse zu ersehen: Ganze Lehen 1628. Bärnsdorf, Heinersdorf, Raspenau, Mildenau, Schönwald, Rückersdorf, Haindorf, Dittersbach, Kunnersdorf und Ringenhain. Halbe Lehen 1628. Dittersbächl, Lusdorf, Liebwerda, Hermsdorf, Rückersdorf, (Christof Rössel). Erbscholtessen 1628. Einfiedel, Olbersdorf, Priedlanz und Nieder- Mildeneichen, Allersdorf, Weigsdorf. Freibauern 1628. Schönwald 15, Bernsdorf 2, Lusdorf 2, Liebwerda 2, (Michel Wolkstein und Chr. Herweg), Raspenau 3, (Jakob Nicht, Ch. Rößler, Georg Grolmus), Mildenau 3, und Kunnersdorf 2. Verzeichnis der kleinen Bauern, Erbgärtner, Auenhäusler, bei der Herrschaft Friedland 1628 15. Juli. kl. Bauern Erbgärtner Auenh. Hausl. Bauer 49 Schönwald Bullendorf 36 Rückersdorf 30 51 Bärnsdorf Dittersbächt. 15 Lusdorf 8 Diebwerda. Weißbach Haindor Mildeneichen. 43 Mildenau Raspenau 29 Allersdorf 26 Einfiedel 12 23 24 Olbersdo- Hohenwald Die Belehnten vom Adel, ihre Untertanen betreffend, in der Herrschaft Fried- land 1629. Bau. Gärt. Häusl. Hausl. Sch. Rauchf. Heinrich von Griessel auf Lautsche 15 Ullersdorf Michel von Eberhardz. 29 10 — Bullendorf Christof von Wurm. 13 Engelsdorf Georg von Schweinach 30 6 H. von Eberhardt, Göhe Christof von Spiller, Wiese Arnsdorf Heinrich von Unwürde, 28 Friedrich Kalkreutter, N.-Weigsdorf Tschernhausen Heinrich von Milditz. 21 Hans von Gersdorf, Tschernhausen D. B. te Lamotte, Wustung mehr zu Bunzendorf 2 5 14 Die Frau Bindemann, Ebersdorf 442 Rauchf. Sch. Bau. Gärt. Häusl. Hausl. Die Frau Schwanzin. Ebersdorf Die Frau Weisbachin. Bullendorf Georg von Döbschik. Wünschendorf 22 Gerlachsheim 12 Mär Seidel, Güntersdorf 20 16 Cajetan Heißdorf, Neudorf. 6 24 10 210 Bauern Hermsdorf 23 Nieder-Weigsdorf 20. Dittersbach 44 Briedlanz 56 Kunnersdorf 53 Ringenhain Verzeichnis aller und jeder Angesessenen der Herrschaft Friedland 1629 Raud fänge gibt jeder zum mit Roß ohne Roß Bauern Erbgärt. Aueng- Mühlsteingelde 2 arg. ist. Bullendor 27 Schönwald 44 37 Rückersdor 36 61 — Bärnsdorf 23 Heinersdor- 27 23 Dittersbächt Lusdorf 34 Liebwerda 13 Weißbach 54 Haindorf 12 Mildeneichen Mildenau 25 Raspenau 28 Allersdorf Einsiedel. Olbersdorf — Hochwald 15 Dittersbach 34 33 Hermsdorf Kunnersdo 23 Ringenhain 32 35 Weigsdorf 47 Priedlanz 30 14 14 900 Die Stadt 175. Volksbewegung. 1834 1846 Jahr: 1857 1869 1890 1900 1880 1910 1920 1683 1753 1358 Einwohner: 2104 2630. 2919. 3053 2998 2636 325 Zunahme: 289 70 351 526 134 Abnahme: 55 362 Nach der Religion: Röm. katholisch Altkatholisch Evangelisch Tfrealiten 1880 2562 1890 7859 46 10 1900 3008 34 12 Nach dem Bildungsgrade: Es können lesen und schreiben. Es können nur lesen Des Lesens und des Schreibens unkundig männl. weibl. männl. weibl. weibl. männl. 1880 934 951 62 313 332 1890 1119 1182 17 280 311 443 Gebrechliche: Blnde Laubstumme. Irre, Btöde Sretins m. 1880 1890 2 Nach der Nationalität: Deutsche Ausländer 1880 2551. 1890. 2839 80 1900 3053 (Sämtliche Einwohner bekannten sich zur deutschen Umgangssprache). Hohes Alter: Über 70 Jahre. Über 80 Jahre 1880 33 26 1890 47 1921 Anzahl der Anzahl der Bevölkerung Zur oder Abnahme Häuser Wohnparteien 1910. 1921 absolut perzentuell Pol. Bezirk Friedland 8196 11616 47703 41216. 6478 1369/ Ger-Bezirk 6183 Friedland 8600 35495 31580 3915 Neustadt a. T. 2013. 2926 12208 9636 2572 21.1%/ Friedland 929 1827 6888 6173 715 10.40/ Neustadt a. T. 853 5657 1382 4313 1344 2380/0 Haindorf 451 785 2997 2636 361 12 9/ Raspenau 417 569 2485 2116. 369 14.80/ Volksbewegung nach den Matriken. Zausen Tote Jahr Trauungen Selbstmörder Chievon unehel. Erwahsene Simnder 1652 1663 1664 1665 1666. 1667 1668 1669. 11 1670 3 1671 1672 3 1673 1674 1675 1676 1677 1678 1679 1680. 10 1681 1682 1683 1684. 11 1685 15 444 Jahr 1888 1687 1688 1689 1690 1691 1692. 1693 1694 1695 1696 1697 1698 1699. 1700 1701 1702 1703 1704 1705 1706 1707 1708 1708 1710 1711 1712 1713 1714 1715 1716 1717 1718 1719 1720 1721 1722 172 1724 172 172 1727 1728 1725 1730 1731 1732 1733 1734 1735 1736 21 25 22 29 27 34 22 Zaufen hievon unehel. Tote Kinder Ermatsene Trauungen Selbstmörder. 445 Jahr 1737 1738 1739. 1740 1741 1742 1743 1744 1745 1746. 1747 1748 1749 1750 1751 1752. 175. 1754 1755. 1756. 1757 1758 1759. 1760 1761 1765 1763 1764 1765. 1766 1767 1768 1769 1770 1773 1774 778 1113 1776 1777 1775 1780 1781 1782 1783 1784 1785 1786 1787 446 31 34 22 23 29 34 26 28 41 33 27 34 36 31 24 42 43 41 37 45 36 38 Taufen hievon unehel 2 3 12 10 10 43 10 12 Fünder 16 15 20 26 15 18 15 46 15 15 13 24 Selbstmörder Trauungen Tote Ermahssene Jahr 1788 1789 1790 1791 1792 1793 1794 1795 1796 1797 1798 1799 1800 1801 1802. 1803 1804 1805 1806 1807 1808 1809 1810 1811 1812 1813 1814 1815 1816 1817 1818 1819 1820 1821 1822 1823 1824 1825. 1826 1827 1828 1829. 1830 1831 1832 1833 1834 1835 1836 1837 1838 32 39 58 45 49 48 34 48 48 43 45 45 49 51 12 14 11 14 13 Tote Gmatsene 10 20 14 14 16 20 13 14 18 15 Sümder 22 15 13 10 24 28 25 38 19 24 24 22 Zausen hievon unehel, Trauungen. Selbstmörder. 44 Jahr 1839 1840 1841 1842 1843 1844. 1845 1846 1847 1848 1849. 1850 1851 1852. 1853 1854 1855 1856. 1857. 1858 1859. 1860 1861 1862 1863 1864. 1865 1866 1867 1868 1869. 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879. 1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886. 1887 1888 1889 443 49 68 93 106 87 93 102 130 100 123 126 108 107 111 158 Taufen. hievon unehel. 13 20 16 23 Trauungen. 11 13 32 22 27 24 23 26 28 26 22 Tote Ermahssene 23 32 20 20 21 42 38 48 36 44 46 43 Kinder 26 34 59 34 39 32 40 39 55 68 84 66 67 69 80 Selbstmörder Laufen Tote Trauungen Jahr Selbstmörder shievon unehet. Ermahssene Sinder 1890 144 25 22 81 44 1891 127 15 27 94 1892 122 30 1893 124 1894. 122 1895 36 39 1896 135 22 34 31 1897 122 17 43 1898 136 25 48 1891 124 14 48 56 1900 128 15 25 63 1901 48 20 1902. 116 38 1903. 22 48 1904. 105 42 29 1905. 1906 1907 34 1908 23 36 1909. 10 1910 82 42 1911 46 1912 19 33 1913 33 42 1914 52 20 1915 40 24 1916 42 1917 42 12 1918 25 60 1919 44 32 16 1920 37 30 1921 52 36 22 15 48 1922 37 34 10 1923 44 10 30 19 8 Familiennamen. Ursprünglich gab es nur Taufnamen. Wenn auch in den Städten durch vieljaches Vorkommen eines und desselben Taufnamens sich bald Zusätze als notwendig erwiesen und Familiennamen schon sehr früh in Köln bereits um 1106 — entstanden, so war in den sspärlich be- wohnten Landgebieten der Taufname noch lange ein genügenhes Be- nennungszeichen. Im Bedarfsfalle trug der neue Sprosse nebst seinem noch den Personennamen seines Vaters und wenn es not tat, wohl auch noch den des Großvaters. Wir treffen diese Gepflogenheit heute noch auf den Dörfern in den Spitznamen, wie: Fernandmarie- gustl, Antonfriedelsseft, Koaspernaz, Juselswenz usw. Oft fügte man dem Taufnamen noch die Bezeichnung des väterlichen Berufes 449 29 oder eine auf die Herkunft, auf eine persönliche Eigenschaft bezug- habende Formel bei, wie- Schusternaz, Langfranz, Vornjufl, Ble- möcht, Vorgschufter. Mit der Zeit wurde das Bedürfnis eines zweiten Namens all- gemein, als die Bevölkerung sich vermehrte. Die Familiennamen entstanden wie noch heute die Bei- oder Spitznamen; auch der Schalk hat nach Kräften mitgeholfen. In unserer Gegend ist die Führung eines Familiennamens bereits um die Mitte des 14. Jahrhundert zur Regel geworden. Doch gab es Personen mit nur einem Namen noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wie dies die Matriken bezeugen, z. D. „Jofeffus, ein fremder Maurer“. Am Lande wehrte man sich lange Zeit gegen diese eigenmächtige Nleuerung und blieb bei der alten Gepflogenheit. Geschlechter kamen und vergingen im Wiechsel der Zeit, in dem bewegten Spiele des Schicksales. Nur wenigen war es bergönnt, die heimatliche Scholle jahrhundertelang zu betreuen. Verschollene Geschlechter aus der Zeit um 1564: Remer (— Riemer), Ehbeß, Sperling, Pop, Wenig. Biberstein 1591: Selzner, Behnis; 1614: Brettschneider, Bahrich; 1640: Haschke; 1651: Unger, Hocke, Miehles, Pannh, Amende, Älbrich: 1716: Säckel, Mäusel, Morche, Velz. Ni- „1800: Junge, Röbs, Gieber, Hartmann, Schwarzbach. Geschlechter aus der Zeit um 1564, die heute noch bestehen: dem kirchlichen Personennamen Augsten, Auft, entstanden aus Augustin Clateinisch Augustinus — den Erhabene, Erlauchte). Noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde der Name in den Grundbüchern und Matriken bald Augustin, Augusten, Augsten, bald nur kurz mit Auft eingetragen. Im Jahre 1914 gab es im Orte noch 57 eigenberechtigte Personen mit dem Namen Augsten und 5 mit Auft. Effenberger, Effenbergk, Offenbergk; wahrscheinlich „der auf dem Berge“, 1914 —21 B. Hofmann, Hoffmann; ein zu Hofdiensten verpflichteter, ahd. hoba- man — jemand, der als „Ingesindk“ am Hofe eines Fürsten lebt; mchd. hobeman — der einen Hof bewohnende Bauer- 1915 —2 B. Linßner, einer, der an, unter Linden wohnt. So hieß das älteste, uns bekannte Gub- oder Lehenscholzengeschlecht in Hainderf, das nachweisbar schon im 15. Jahrhundert das Gut besessen. Wenn wir die Legende vom Ursprunge des Gnadenbildes, von dem „fruchtbaren Lindenbaum ins Auge fassen, dann drängt sich 430 der Gedanke auf, als hätten wir es überhaupt mit einem Ge- schlechte zu tun, das schon in sehr alter Zeit hier seßhaft ge- wesen sei und seinen Namen jenen drey geheiligten Linden zu verdanken hätte, die in unmittelbarer Nähe des Kretschams am heutigen Kirchberge gestanden haben sollen. 1914 — 1 B. Neumann, der Neuangesiedelte, auch Bekehrter (— neuer Mensch). 1914 — 43 B. Reisser, stammt entweder aus dem Orte Reiße, oder erhielt die Be- zeichnung nach dem gleichnamigen Flussse. 1914 — 7 B. Schindler, mundartlich Schiller, mhd. schindelane, Schindelmacher. 1914 — 5 B. Semtner, Sembtner, mundartlich Senner, das würde soviel wie „Hirte“ bedeuten, kann aber auch vonn germ. Sempler abstam- men — körperliches und geistiges Vorwärtsstrehen. (Eine streng- wissenschaftliche Erklärung dieses Namens lag dem Verfasser nicht vor). 1914— 7 B. Ullreich, Ulrich, ahd. nodal, ags. edel — Erbgut, Heimat. 1914 — 8 B. Scholz, Schulze, Schultheiß, der Schuld heischende, Fordernde; (Richter). 1914 — 23 2. Geschlechter aus der Zeit von 1591: Krause, der Kraushaarige. 1914 — 25 B. Pfeifer, der Pfeisenbläser, Spielmann. Geschlechter aus der Zeit von 1610: Sillmann, ahd. gifal „Geisel“ (Kriegsgefangener). 1914 —2 P. Röhler, Kohlenbrenner. 1914 — 6 B. Geschlecht aus der Zeit um 1630: Finke, abd. finco, mhd. binki der „Fink", ein lustiger Mensch. Geschlecht aus der Zeit von 1640. 1914 — 8 B. Weber, Berufsname. 1914 — 3 B. Geschlecht aus der Zeit von 1651: Geisler, wie Killmann. 1914 — 1 B. Geschlecht aus der Zeit von 1667: Buchelt, der bei der Buche wohnende. 1914 — 1 B. Linke, der Linke, linkshändige. 1914 — 9 B. Rößler, Pferdehalter, Fuhrmann. 1914 — 4 B. Geschlecht aus der Zeit vom 1670: Bergmann, Verussnamk. 1914 — 7 B. Hausmann, mhd. husman, Vorstand einer Haushaltung, Hausbe- wohner, Mietsmann. 1914 — 10 B. Bassig. 1914 — 4 B. 455 Breibisch. 1914 —1 B. Briebsch. 1914 — 1 B. Beuker, Pankenschläger. 1914 —3 B. Geschlechter aus der Zeit um 1680: Stumpf, Stompe. Der erste Träger dieses Namens kann von Gren- zendorf. Eigenschaftsname. 1914 — 14 B. Geschlecht aus der Zeit um 1698: Hälbig, Selbig, ahd. hiltja, zweistämmige Kürzung, Vflf. — Kampf. 1914 — 1 B. Kraker, Pankratius. 1914 — 17 B. Wildner, mhd. wildenaire, „Wildschütz, Jäger" 1914 — 14 B. Wöhl, ahd. waltan, „walten“. 1914 — 2 B. Geschlecht aus der Zeit um 1710: Händschel, Hentschel, Henschel, ahd. hag, „umhegter Ortr. 1914—1 B. Klämpt, Klamt, Clemens lat, „milde, gütig“. 1914—6 B. Stärz, ahd. starah, „standhaltend, stark“. 1914 — 2 B. Geschlecht aus der Zeit um 1716: Altmann, „Der Alter. 1914 — 4 B. Jäger, Verufsname. 1914 — 1 B. Nase, mhd. Bauernname, „Der mit der großen Nase“. 1914 — 4 B. Geschlechter aus der Zeit um 1748: Worj, War und Warin, abßd. beren: schützen. 1914 — 3 B. Geschlechter aus der Zeit um 1756: Funke, „ein unsteter, leichtfertiger Mensch". 1914 —2 B. Sahn, „Johannes" 1914 — 4 B. Richter, Verufsname. 1914 — 4 B. Seisel. 1914 — 1 B. Geschllechter aus der Zeit um 1800: Appelt, „inneres Wesen, gute Abssammung“. 1914 — 3 B. Breisler, Preußler, „ein Preuße“ 1914 — 6 B. Stephan, Tauiname, griech. „Kranz“. 1914 — 2 B. Streit, ahd. strutan, „streitten, sich eifrig bemühen“. 1914 — 2 B. Weinert, „Wagner“. 1914—2 B. Weitere deutsche Familiennamen nach dem Stande vom Jahre 1914. Adam (1), Adolf (1), Anders (1) - „Andreas“, Bachmann, „am Bache woh- nend“ (1), Baier, Herkunft bezeichnend (2), Bauer, Berufsname (1), Blümel, and. blömo „Blume“, auf Jugend und Kraft deutend (1), Vog (1), Buchberger (1), Bürger- (1), Burkert, „Burghard, Burg“ (1), Demuth, „bescheiden“ (1), Denemark, Herkunft bezeichnend (1), Döring (1), Donth (2), Ehrentraut, and. éra „Schuß, Gnade, Ehre- 452 (2), Ehrlich (6), Gichler, „Der bei der Eiche wohnende“ (1), Endler, „Andreas“ (3), Enge „Ingold“ (1), Engel „Angilo“ (2), Erbert „Erbharf“ (1), Gßl (1), Feiks Sicherheit, Schutz“ (1), Feistner „Der Fette“ (2), Fiedler „Der Geiger“ (5 B), Fischer, Berufsname (21, Frenzel „Franz“ (2), Fritsch „Friedrich“ (2), Fuhrmann, Berufsname (1), Gabriel (1), Gahler (1), Gareis „Ger. Wurfspeer“ (2), Geisler „Gisilhar“ (1), Gier „Girulf, Begierig“ (1), Glas (1), Goldmann (1), Goldschmidt, Berufsname (1), Graf, höherer weltlicher Richter (1), Graumüller (1), Grimm „Maske, Selm, Nacht (1), Gröbner (1), Gutbier (1), Gasler „glatt, schön“ (1), Saupt, „den- kender Geist“ (1), Hegenbarth, Satzname „hege den Bart“ (1), Heger (1), Heidrich „der von der Heide“ (1), Heinke „Heinrich, umgelegter Ort“ (1), Heinz „Heinricht (1), Heller „Hildier, Kampf“ (2), Gerold (1), Hirschmann (2), Sockeborn (1), Sönig „Huno, braun, dunkel“ (1), Gorn „Gorn, Blasinstrument“ (1), Sub (1), Hüttmann (1), Hujer (1), Jahn „Johann“ (1), Gung (1), Karneth (1). Kaufmann (1), Heil, ahd. „gail, mutwillig, luftig“ (1), Keller (1). Kiefewefter, Satzname „der das Wetter- prüft- (1), Kleiner (1), Kloß „Nicolaus, griech. Volksfieger“ (2), Kluge (1’, kluttig (1), Knapp (1), Knirsch (4), Knobloch (2), Kolbe „haarloser Kopf“ (1), Kollmer freier Bauer nach Külmer Recht“ (1), Kramer (2), Kreuzmann (1), Lang (1), Lang- hammer, Satzname (1), Lanz (3), Lauterbach (1), Lax (1), Leder (2), Denk, mhd. „Lant, Land“ (1), Leukert, mhd. „spielen“ (1, Töffler (1), Ludwig (2), Luß, mhd. »list, lauf“ (1), Maier, aus dem Lat. major, Aufseher oder Verwalter eines Gutes (1), Marschner „auf der Marsch, niedriges fettes Land am Wasser (1), Mauermann (2), Menzel, Kraft, Stärke (1), Mieth (1), Mohr (1), Müller (2), Neuhäufer (2), Neuwirth (1), Nüßler (1) Ott, ahd. 5t, „reicher Erbbefitz, Erbguf“ (1), Babel (1), Passig (4), Peter (2), Bietschmann (1), Bilz (2), Bischel (1), Bohl, der „Pole“ (5). Porsche (4), Raaz, mhd. rät „Rat“ (1), Rainer (1), Rafp (11, Rebl (1), Reichelt (1), Reismann (2), Reitschläger, Satzname (1), Riedel, ahd. hriot „Ried, Sumpi- gras“ (2), Romm (1), Rudolf (1), Rüffler (1), Schauer (1), Schicketanz, HSatz- name „schicke den Tanz-, in Schlesien „Bote“ (21, Schier (1), Schirmer (1), Schle- gel (1), Schmidt (1), Schober (3), Schöler (2), Schreiber (1), Schreier (2), Schu- bert, mhd. schwochwürthe „Schuhmacher“ 12), Schuh (1), Schwarz (1), Schwertner (1), Geibt, ahd. sign „Gewalt, Ueberwindung“ (2), Seidel (1), Seliger, mhd. sellen „übergeben, verkaufen“ (1), Simon (2., Sitte 11), Sommer „die Südseite“ (7), Sprenger (2), Steffen „Stefan“ (1), Stams, wahrscheinlich die Herkunft bezeich- nend (2), Stefan (2), Steiner 11), Tammler (1), Tholl (1), Tippelt (1), Töpfer) (1), Tschakert (1), Tschiedel 12), Ulbrich (1), Umann (1), Vielkind, Satzname (1, Wag- ner (1), Walter (2, Weiß (2), Welzel, ahd. waltan „walten“ (1), Wenschuh, Satz- name (1), Wöhl, wie Welzel 12), Zacke (1), Ziegler (1), Zippel (2). Namen fremder Herkunft. Bartosch, Berny, Bratatsch, Brosche, Cenek, Cermak, Cerny, Czerwenka, CZjzek, Dlouhy, Dolensky, Dolezich, Doubek, Orbohlav, Droorak, Hanisch, Hannig, Herzuba, Holtschek, Holubec, Hyska, Jakoubek, Tantsch, Jesensky, Kalussa, Kopal, Koubek. Koucky, Krecek, Kriz, Krupka, Kubin, Lukesch, Marasek, Marek, Matura, Musil, Nitsche, Nossek, Norak, Opretko, Pibernetz, Pluharsch, Potmeschil, Prohazha, Schimunek, Sobota, Soutschek, Stiburek, Stirand, Sroboda, Tampier, Tryzna, Tschappek, Tychi, Woitischek, Zasic, Zischka. 4) Die beigesetzten Erklärungen sind dem Werke „Die deutschen Familtennamen“ von Albert Heinhe entnommen. Viele Namen erklären sich selbst. (Müller, Töpfer, Schmidt, Wagner, Weber usw.) 453 Unsere Mundart. Muttersprache, Mutterlaut, Wie so wonnesam, so trautl Erstes Wort, das mir erschallet, Süßes, erstes Liebeswort, Erster Ton, den ich gelallet, Klingest ewig in mir fort. (Mar von Schenkendorf. Ohne Mundart, sagt Turnvater Jahn, wird der Sprachleib zum Sprachleichnam. In seiner Muttersprache ehrt sich jedes Volk. In der Sprache Schatz ist die Urkunde seiner Bildungsgeschichte niedergelegt, hier waltet wie im Einzelwen das Sinnliche, Geiftige, Gittliche! So ist die Mundart der lehendige Zeuge der Vorzeit unseres Volkes, älter als alle vergilbten Vergamente. Sie ist der Spiegel seines Wesens ureigenster Art. Sie gibt uns Kunde aus nebelgrauer Ferne, da die Asen noch über heiligsen Hainen in Waslhalla thronten. Sie ist der hellsprudelnde Quell, aus dem ihre neuzeitige Schwester, die Schriftsprache, immer wieder Kraft und Leben schöpft, ein ehr- würdiges Band zwischen einst und jetzt. In den Mundart offenbart sich dem Forscher untrügliche Verkündigung über Fühlen, Denken, Kämpjen, über das wechselvolle Spiel des Schicksals unseres Volkz- tums, seine Herkunft, Stammeszugschörigkeit, seine Siehlung und Heimatgründung. 8 Frühjuhr. On do packts mich onverhofft; Ollmo wenn a Frühjuhr kömmt. Sing a Lorchn no ad Poft.- Word mei Harz vill lechter gstömmt, Jedes Blüml lacht mich ua. s ös das wennch mit jünger wür; Wuas ich do pr Freide hua; Gruad su kömmt mr's ömmer vürl Nuff an Himmel schwenkch a Hutt: Voltsmo su öms Beimerblühn, Simmlouater, du böst guttl Nej, wie ich do quikerch bien. Zu, ich bien a kindscher Muan, Dar sich do ne halfn kuan Dn orgaß off oals drbei, Stieht au d'Sorch drhinder glei, Die mich queiert muaiche Zeit, Frjet mich's, wenn dr Ruckuck schreit. Herbst. Mit ausgebrette Darmin. Dr Wind spillt mit an Blatl. Wöll oalls n Labn zu. An Gartl jatt dr Tud. Dr Herbst kennt kei Orboarm'n; Wie eistöllch words an Statll. Au dir giehls amo su. Wa weß, war morn schunn ruht. 454 Denkst no Orua? Denhst no drua, wie mir ben Schjerer Denkst no drua, wie mir das Kinder Hindern Simml sein moarschiert. Torsch da orschte Tanz hoann gmacht, Dem drei Kreuzer — ons Urmiegn- On dr Gmeinbot mit'n Steckn. Fort ons vo dr Nuas sechiert2 Wie do d Deut om Sual hoann glacht 2 Wie ons d Maidl no enn Wörbl. Wie mirch führtn, weils schun fönster, Off dr Möttnd lissn stiehn: Doaß ons d Angst ne nohnd kuam; Wie ons die drei Kreuzer reutn, Wie ons unser güter Lehrer s orscht Mo be a Todn nuahm2 Nej, duas wuar doa quar zo schienl Denkst no drua, die huchn Lindn. Wenn die blühtn zengstavür On dr Mond a oall die Freidn. Tachn tuat wa weß wie führ2 Majdl songn ondern Urker Lied öm Lied vo Lieb on Treu, Bis mr oak no d Witsch hort rauschn, Langsoamm schliff ons Derfl ei. Aus der großen Sprachsamslie der Arier hebt sich das Deutsche als ein Teil des Westgermanischen besonders hervor Dieses zer- gliedert sich wieder in alt-, mittel- und neuhochdeutsch. In der althochdeutschen Zeit, die bis um das Jahr 1100 n. Ch. reicht, gebrauchte man in der Schrift die Mundart seiner Heimat. Eine über dem Dialekte stehende Sprache gab es damals noch nicht. Doch erfreute sich die rheinisch-fränkische Mundart unter der Re- gierung Karls des Großen und seinem Nachffolger, die im Worms residierten, als Hofsprache einer Bevorzugung, die ihr auch noch unter den sächsischen Kaisern zukam. Die mittelhochdeutsche Zeit (1100—1500) bringt im der Dich- tung einen gewissen Ausgleich der mundartlichen Verschiedenheiten, dem aber nur vorübergehende Bedeutung zukommt, denn nach dem Aussterben des stäuffischen Herrschergeschlechtes gelangen die Mund- arten in der Schrift wieder zu unbeschränkter Geltung. Erst im 14. Jahrhundert, unter den luzemburgischen Kaisern, regt sich die Bildung einer neuen Glemeinsprache, die allen Deutschen verständlich ist, ausgehend von einer Verbindung der Besonderheiten mitteldeutscher und oberdeutscher Dialekte. Sie fand abler erst all- gemeine Verbreitung durch Martin Luther, der sich ihrer zur Ueber- setzung der Bibel bediente und sik nach Kräften durch seinen Heimatz- dialekt bereicherte. Die Sprache des höheren geistigen Lebens ist also durch einen Ausgleich der munhartlichen Besonderheiten aus den Mialekten her- vorgegangen. Sie bilden die Grundlage der Gemeinsprache. Wer daher die Mundart mißachtet, sie schmäht, als grob be- zeichnet, beweist damit nur, daß ihm jedle Einsicht in das Sprachleben abgeht, daß er den Werdegang seiner Muttersprache nicht kennt. 455 Wie uns die Geschichte Aufklärung gibt über sprachliche Vor- gänge, so wird anderseits die Sprache wiederum zur Aushellung ge- schichtlicher, namentlich kulturgeschichtlicher Entwicklung vieles bei- tragen Die Mundart des Feschken- und Isergebirges sagt uns, daß die Befiedler unseres Gaues aus Schlesien und der Lausitz stammen. Fluß- und Vergnamen, Sitten und Gebräuche, Wohnanlagen liefern Sen weiteren Beweis der Zusammengehörigkeit. Was also für Schlesien und die Lausitz gilt, gilt auch für unser Gebiet. Unsere Mundart gehört demnach gemeinhin zum Schlesischen, das dem ost- mitteldeutschen Sprachgebiete zugeteilt wird. Das Schlesische wieder- um teilt Wolf von Untert ein in das Glatzische, Glebirgsschlesische und Causitz-schlesische, zu welch letzterem das Friedländer und Reichenberger Gebiet gezählt wird. Das Schlesische findet wiederum seine Erklärung in der Be- fiedlungsgeschichte. Die ersten Bewohner waren die Lugier und Si- lingen von dem germanischen Stamme der Vandalen. An der Spree- faßen in alter Zeit die Semnonen und Sueben, die späteren Aleman- nen. Als diese Stämme während der Völkerwanderung zum großen Teile das Land verließen, kamen von Osten flawische Völker (Gleza- nen, Sorben-Wenden), die es in Besitz nahmen. Seit Heinrich I. wurden Schlesien und die Lausitz dem Deutsch- tum wieder zurück gewonnen, und zwar durch Besiedlung hauptsächlich mit Franken und Thüringen. Dadurch wurde eine Mischung von zwei ganz verschiedenen Mundarten herbeigeführt; dioch hat sich über allen Einzeldialekten eine gemeinsame Erscheinung ausgebreitet, die allgemein als Schlesisch bezeichnet wird. Die vielen Unterschikde und Gegensätze in der Sprechweise fast jeder Ort hat eine andere Färbung — liegen in der Art und Weife der Besiedlung begründet. Die beiden um die Rückgewinnung des alten germanischen Besitzstandes verdienten Volksstämme waren in den verschiedenen Teilen nicht gleich stark, sie kamen aus den ver- schiedensten Gebieten ihrer weiten Heimat und brachten daher schon ein Gewirr von Mundarten mit Außer ihnen kanren noch nieder- und oberdeutsche Ansiedler hinzu, woraus sich die Mannigfaltigkeit ergibt. In der Mundart des Feschken- und Ssergebirges herrschen obersächsische und thüringische Sprachteile vor, sie bildet sozusagen den Uebergang zum Obersächsischen, eine dem Thüringischen nahe ver- wandte Mundart, während die anderen Gehietsteile der schlesischen Mundart mehr fränkisches Gepräge tragen. Unsere Mundart schmächt gleich ihrer thüringischen Verwandten das in der Biegung und Ab- teilungssilbe zu n ab; z. B. „an Tual, ofin Barch, ich gieh miedn" Das Gemeinsame mit dem Thüringischen ist aus folgender Wörterprobe leicht zu ersehen. 456 dei- dein blutte—blutete. Thüringisch mer—mir Rinner-Kinder réje—raufen mersch-mir es Marcht-Markt. féfe-kaufen. Durchn— durch den ha—er hire hören. se- sie gei- gleich Hampfl-Handvoll bull—voll auch schabt-schadet mei—mein redte-redete. Wörter eigener Brägung, die auch bei uns gang und gäbe sind: Bühne (oder Leibe), beklemmern, Born, Diele, grabschn. Dansen, Schabe, Scharchn, Walmdach. Die Verwandlung von nd zu n9 Ginden-fingn), pf zu pp (Offn Kopp, a Knoapp, knippn, hoppn), die Aussprache des o wie u u. b. a. das sind aus der Menge der verwandtschaftlichen Teile nur wenige Beispiele. Fränkischen Ursprungs sind die Wörter: broackn, Backteis, Gaak, Griebsch, Loden, niefln, orbern, Seiger, scheichn. Auch Spuren der fränkischen Endung a finden sich noch im Wortschatze der alten bodenständigen Bewwohnerschaft: Mütterla, Tüngerla, Fingerla, Füderla u. a. Aber auch bahrische Bestandteile können festgestellt werden in der Vortendung el in: Bössl, Liehl, Fiedl, Grabl, Gadl. Vereinzelt sind in Sachsen und Schlesien von aus der Nieder- lande stammende Mönche romanische Flanderer, Wallonen und Plämen angefiedelt worden, die im Deutschen aufgegangen sind. Noch erinnern die Wörter Flamänder, Flachender, flamändern, flachendern an die Flamänder, die sich im 12. Jahrhundert um Görlitz nieder- lassen haben. Sie waren ein wanderlustiges und gewerbefleißiges Völkchen, die die Tuchmacherei in unsere Gegend verpflanzten. Wir bezeichnen mit den angeführten Worten müßiges Umcherschweifen. Ein eigenes Kapitel sind die Provinzialismen der Munhart, altes überliefertes Sprachgut. Wer eingehend das Leben der Dialekte betrachtet, dem ersteht allmählich ein Sprachild von ungemein kräf- tiger Eigenart, sinnffälliger Fülle und prächtiger Abstufung. Die Zugend allerdings hat das Streben, sich immer mehr und mehr der Schriftsprache anzupassen, fremden mundartlichen Brocken das Vor- recht zu geben, so daß dieser der Sinn bieler sollcher Wörter schon nicht mehr zum Bewußtsein kommt. Eim Beispiel nach der Haindorfer Mundart geschrieben: äftn, äschern, braschn, brjächn, baichern, bächtn, bjähn, biefn, bitzln, darn, Seidla, futsln, fipspern, goampern, gickla, Gedober, henzn, hascherch, hallart, Heil, kafern, knöfeln, kölstern, marn, nejtern, nietlich, onmar, queiern, rankern, sickln, stuchzn, schmötzn, sterzn, tachtln, treischn, erwoarnst, wumpin, Wohdsch. wiebln, wudln, zönfln, Zjäker. 457 Wegen Raummangel muß eine Erklärung wegsleiben, nur an einigen weitersen Wörtern sei gezeigt, wie die Mundart Kultur- historisches ins helle Tageslicht rückt. Questn, ein in ganz Mitteldeutschland gebrauchtes Wort für belästigen, quälen; es geht zurück auf Laußlbüschel, wie sie früher beim Schwitzbade gebraucht wurden, um jedermann damit zu peitschen. Draitschleuden, die ihren Ursprung von einem Belagerungs- werkzeuge zum Fortschlendern von Rot hat, und bei uns als Be- zeichnung für den höchsten Grad der Zungenfertigkeit gilt. Heidenangst, ein Wort, bei dessen Ausssprache heute wohl nur wenige mehr an die Bekehrung der heidnischen Vorjahren denken. Waterher, bei den Franken an der Mofel war das „Water- machen" ein Geschäft der Heren. Wechsselzap, Weichselzopf, Wichtelzopf; der Nachtmar wickelte die Haare der Menschen in Knoten. Noch eines Wortes mag hier gedacht werden, das gewissermaßen als Erkennungszeichen der schlesischen Mundart gelten könnte, es ist das Wort „dak (nur), das nur in einem festumgrenzten Gebiete ge- sprochen wird und in Rheinfranken unter „eckersch" wieder zu finden ist. Wer staunt nicht über die bildhafte Kraft der Mundart, wie sie Eigenart, Zustand, Tätigkeit und Gleichnis kennzeichnet und eine Beweglichkeit berrät, um die sie in mancher Hinsicht die Schriftsprache beneidet, der für die mannigsachen Gefühllsäußerungen, für die vielen Arbeiten des Landmannes, seines Lebenskreises, für Tiere, Pflanzen, Speisen, Trachten, der Ausdruck fehlt Wie treu sie altes Sprachgut erhält, beweisen nicht minder die vielen Sprichwörter und Rehewen- dungen. Aus der Ritterzeit stammen die Redewendungen: Enn aus- stechn. A Spieß ömdrjehn. Dar schreit das hing a an Spöß. Wuas an Schild hoan. An Vick off enn hoann. Enn dStang haln. An die Qualen mittelalterlicher Tortur erinnern: Dar hot'n orndlich gschraubt. Mir ös wie gradert. Off dFolter spoann. Dan warn mr d Daumschrauben ualjehn. An die blutige Reformationszeit gemahnen: Dan word dr Glaub schun no ad Händ laujn. Dann warch schun katholsch machen Und wer Senkt heute bei den Worten „Dar hot schun vill offn Karbholz“ an jenen trunkenfesten Altbordern in der Dorfschenke, dem jedes Maß ins Kerbholz geschnitten wurde. Lebensteisheit und Daunk des einfachen Mannes spricht aus ungezählten geflügelten Worten. Sich in das Unabänderliche fügen nach den mageren Troffworten,s galls ir wias gutt, ist der Sinn der Sprücher s gilcht au mit drei'n, meint dr Fuchs und liß ej Bein an Gifn. 3ö8 oalls oak a Uebergang“ so tröftet- sich derselbe als man 458 ihm das Fell über die Ohren zog. „Wie's dr Mensch zu traffn tuan. meint dr Schmied, wie a sich a Daum breit schluz. Wenn es heißt: „Dan warn mir3 Dach oabräum“, wird be- fundet, daß man im Mittelalter dem Pantoffelhlelden das Dach ab- deckte zur Strafe, wenn er sich von seiner Eheliebssilen allzusehr in die Botmäßigkeit hatte nehmen lassen. Dem Faulen, werden folgende Worte in den Mund gelegt: Do packt oack ua, kreism war ich. Dach schien ös dArbeit, mr kuan stondlang zusahn ohne müd zo warn. Be Tags wöllch garn nischt machen, wenn'ch oak adr Nacht mein Ruh hua- Gegen die Einbildung eifert der Volkswitz: „Grußtun ös mei Labn, Klenner borch mr an Dreier. Herr, war bien ich ei an Sonntsch on a dr Woch kenn'ch mich salber ne.! Auch in Zeiten der Not verlor unser Landsmann den Humor nicht: „Jefus sprach zu seinen Jüngern, war nischt ößt, dar muß drhingern Woackl oak mit'n Maul, da denkt dr Magn 's kömmt. Gi. Summer kömmt no. Ahl hull a Quoarktop rei; pfeif off die schlaichte Zeit! Der Genußmensch spricht: „Assn on Trinken ös die hoalbe Nuahrung; muaicher Mensch labt quar drbo. Dr Mensch sual ne mührer affn, das wuas a mit oaller Gwalt neibrengt.“ Der Sparmichel aber gibt ihm zur Antwort: „Orscht oalles fruafs, drno hungerch juaß. Guttschmeck brengt Battlsäck Der Schlanberger sagt: „Domin kuan mr sein, wenn mrch oak zu halfn wiß. Dr Fesl bleibt zon Säcktrojn.! Der unverbesserliche Hagestolz prophezeit: „Wenn dr Teifl wuß ausröchtn wöll, steckt aich hinder a Weib.“ Der Enttäuschte meint: „Wuas not's wenn dr Teisl an Tumpen hullt on onferenner muß3 Fuhrluhn zwahln.“ Eine besondere Eigenschaft der Vorfahren war die Genügsam- keit. „An gschanktn Pfahr doarf mr ne an Hoals sahn.“ Stark, an die Neuzeit erinnern: „Wuas schwadt an Reichn a Uhr, dar hürt off 's Loch. Su giehts öm, war wuas hot dar kömmt öt drömm. Gatt oak har, wuas dr hoatt, duas andre könnt rchbhaln.“ Aber auch mit dem Tode weiß sich der Mann aus dem Volkz abzufinden: „Aös von Spröfsl gjoalln. Se hat e Leffl weggslejt. Dan tutt kei Quahn mich wieh." Und vom Holzfuhrmanne heißt est: „Aös as Niederland gfuahen mit Bratn.“ Wie der Unterschied zwischen den einzelnen Ortadialekten Anlas zu harmlosen Schlerzen gibt, darüber mag schließlich noch die Mund- art der volksfreundlichen Gemeinde Neustadt a. T. Aufschluß geben. Gs ergeht die Frage: „Ist Nominale ein Fremdwort? Selbstverständlich“ wird die Antwort lauten. Der Arglose wird aber 459 nun hören müssen, daß sein Wissen nicht weit her ist und daß er sich diesmal gründlich getäuscht hat. Ein biederer Dachdecker aus der alten Bergstadt rief seinem Lehrling vom Sache zu: „No mich Nalel“ Er- meinte damit: Noch mehr Nägel. So lautet die Ertiderung auf seine Antwort. Die Uebensweise. Haus und Hof. Die Häuser waren urspprünglich aus Holz errichtet und mit Stroh oder Schindelm gedeckt. Diese Bauweise war noch um 1800 Sie übliche. Viele Gebäude fehrten, den Giebel der Straße zu. Eine Eigen- art unseres Straßenbildes stellten dik vielen Erkerhäuser mit ihren Lauben dar, auch die beiden herrschaftlichen Schenken, hatten weit vorstehende Erker mit geräumigen Lauben, die später entfernt wor- den sind. Die Hinterseite der einstockhohen Fachwerkhäuser besaßen zumeist eine „Pohlatsche“, einen offenen hölzernen Balkon, der die ganze Längsseite leinnahm und vom aberen Stocke aus zugänig war. In einzelnen Fällen kam es auch vor, daß bei der hinteren Haustürk eine Stiege mit Geländer dahin führte. Die hohen spitzgiebeligen Dächer waren bieljach mit Gaffern versehlen Auf einem etwa meter- hohen massiben Unterhaue standen die bogenförnigen hölzernen Stüßen des Oberbaues. Die Fenfter waren vierffeilig und klein. Das Hausfenster befand sich meist aber der Haustüre mit dem Nummer- brettel, da und Sort aber auch neben derselben. Ueber dem Nummer- brettchen hing dann die lange Feuerleiter. Die äußzere Seite der Haustüre enthielt das Klinkhändel und den Türnagel mit dem Hammer, wie es noch heute am Hause Nr. 67 in der Steinstadt zu sehen ist. Da über die Nacht das Klinghändel hineingezogen wurde, mußte der aus der Schenke heimkehrende Hauswirt durch Schläge auf den Türnagel seine Eheliebste aus den Federn rufen, eine Gepflogen- heit, die den heutigen „Quetschern“ nicht zum Vorteile gereichen würde, zumal für jenk nicht, die auf eine geräuschlose Heimkehr beson- dere Sorgfalt verlegen müssen, Vor der Haustüre standen zumeist steinerne oder hölzerne Bänke. Mit dem Wohnhause zusammen hing der Stall, bei Gärtnern auch die Scheuer. Durch die Haustüre gelangte man zuerst in die geräumige Hausflur ,as Haus“. Hier war der Fußboden früher nur mit Estrich bedeckt, heutzutage mit Steinfließen. Zementplatten oder gebrann- tem Ziegeln belegt. Im Haufe stand das zweiteilige „Bruthäusl“. Unterhalb, der Trkppe befand sich der Zugang zum Keller. In manchen Häufern war der Keller unterhalb der Wohnstube und von dort aus durch eine Falltüre zu erreichen Vom „Bürglie“ aus, der geräumigen Rauchkammer im Hause, war früher der Ojem zu beheizen. Daselbst befand sich auch die Fußgrübe zum Backofen, die „Schoß“, der 460 Feuerhakem, die Ofengabel und die Ofenkrücke zum Ein- und Aus- führen der Geschirre. In manchen Häusern stand noch ein Blasrohr zum Entfachen der Glut zur Verfügung. Die Haustüren wurden nachts von innen mit großen hölzernen Riegeln, die in die Mauer zurück geschoben werden konnten, versperrt. Den Vorraum im Stockwerk nannte man „Leib“ oder „Bühne“ Von hier aus führte eine Leiter oder schmale Stiege „onders Daach“, offn Bodn", sonder d Huainbänder", zu den Keulenden“. Die große Wohnstube enthielt den umfangreichen Kachelofen" mit der vielgerühmten „Helle“ Dortselbst war in einer Wandnische das „Volberkastl mit Zunder, Stahl und Stein. Wenn bei den „Roackgängn" die Mädchen den Burschn Feuer in die Pfeisen schlügen, dann fangen sie allerhand neckische Reime dazu, wie: Bink, pink, Feuer! Die Majdl sein quar teuer, DTongn sein quar wulfeil, Hundert öm a Struhseil.“ Die Ofenbank war das Ruheplätzchen des Bauers, der Schäfer- winkel zu traulichem Vereine der Liebenden, der Ort, wo des Winters über die Männer beim Flackern des Spanes die Welt des Seins und des Scheins besprachen, sie bildete das Lager des Nachtgastes. Am Ojengeländer hingen nasse Kleider zum trocknen. Ueber der Stubentür hing der fromme Hausspruch, nehen ihm der zinnerne Napf mit dem Weihwasser. Auf der anderen Seite stand das „Brat- häusel“, der Geschirrschrank, wo oben ein Dutzend blümige Teller nebeneinander aufgestellt lagen. Der untere Teil barg das andre irdene Geschirr. Von Vorzellan war nichts zu finden, selbst als Haindorf schon die Erzeugung hatte, gab es biele Häuser, wo nur irdenes Geschirr im Gebrauche stand. Drei Seiten der Stube umgaben grüngestrichene Dänke. Im rechtem Stubentwinkel unterm „Herrgott“ stand der würmstichige eichene Tisch mit dem Lösfelkastel. Auf der gegenüber liegenden Seite standen die Betten der Bauersleute, da- neben die mit blau und rotten Blumen bemalte Lade des Bauern mit dem geheimen Beikastel, die er als eingebrachtes Gut in Ehren hielt. Auch einige „Glöckelsteckl“ oder „Rusnsträucher“ zierten die Fenster. Dann war es auch der Brauch, Ephen in Blumentöpfen im Zimmer zu pflegen, dessen Zweigk um die Heiligenbilder an den Wänhen ge- zogen wurden. Die Stubentüre war mit einem Futter verkleidet, ohne Schloß, von außen mit einem Handgriffe zum ziehen versehen. Die Türfelge wurde über den Tag mit dem Wischhader wiederholt angeseuchtet, damit sie beim auf- und zumachen knautschte. *) Der Kachelofen wurde nach der Bölherwanderung von den Römern übernommen, wo er nur zum Siegelbrennen und Glasschmetzen diente. Der Gisenofen tritt im 17. Jahrhundert auf. 461 Neben dem Stubeneingange war das „Rötschelfanster“ mit dem Vürröcker. Begehrte am Abend jemand Einlaß, so klopfte er aus „Rötschlfanfler", durch das dann vorher mit der Frage „War ös 3 denn 2" die Persönlichkeit sichergestellt wurde. Statt der hölzernem Diele gab es um1850 noch in vielen Häusern nur Estrich, daß in alter Zeit oft große Feuersbrünste entstanden, ist nicht zu verwundern, brannte doch das Fleuer auf offenem Herde- Die Kamine waren hölzern und hatten spitze Türme, deren es trotz Verbot um 1800 in Haindorf nach eine ganze Menge gab. Die Be- leuchtung geschah durch Kienspäne und andere feuergefährliche Dinge, ja, es kam vor, daß die Herbergsmutter den Wallfahrern nachts mit einem Buchenspan am Heuboden leuchtete und dort diesen einfach nach verrichtetem Dienste ins Heu steckte und mit dem Fuße die Flamme samt der Glut austrat. Wür können und heutte im Zeithen der Glektrizität schwer in die umständliche Art der Zündung mit Steim und Stahl hinein Senken. Gs war schon lein Fortschritt als das , Schwafelhözel" um 1824 er- funden wurde, das Funkenschlag in Brand setzte. Es waren dies in Schwefel getauchte Buchenspäne. Um 1845 kam das Infeltlicht zur Einfführung und 1858 fand das Petraleum Eingang bei uns. Auch Erdwachs wurde zur Beleuchtung verwandt. Das Zündholz gelangte anfangs der 40er Jahre des verflossenen Jahrhunderts zu uns. Ein Backel kostete einen Silbergroschen (—8. Kreuzer); das war damals schon viel Geld. Dem Luzus konnte sich daher nicht jeder bieten. Die Mahrung. Die Nahrung des selbsttätigen Landwirtes hat sich stets durch Einfachheit von iner des Städters unterschieden und unter- scheidet sich auch heute noch in der Zeit des Verkehres, wo die Dampi- kraft den Ueberfluß der Ferne hinausträgt in die entlegensten Hütten der Gebirge. Das Frühstück bestand aus Mehl- oder Jahrlichsuppe (Sauer- teigsuppe), Kaifee und Brot. Früher gab es statt dem Kafsee, der bei uns erst nach dem Preußenrummel eingeführt worden ist, nur eine reichlichere Portion Brot aus Gerster, Korn- und Hafermehl. Zur „Pasperzeit“ wurde eine Butterbrot verabreicht und mit- tags zur Hauptmahlzeit an gewöhnlichen Tagen spielte die Kartoffel, die an Stelle der schwarzen Bohne getreten war, eine große Kolle Sie fand in der Rüchte vielseitige Verwendung. Hatte die Hausfrau wenig Zeit, dann gab es „Schualaräppl" oder „Spletschte“ im Röhre mit der Schale gebraten. Mit Verbedacht wurden von „Schualaröppl“ ein größeres Quantum gekocht. Es gab daher am nächsten Tage entweder „Klieft“ mit branner Butter oder „Aräpplsoaluat“ 462 „Grurte“ wurde mit Kraut gegeblen, wenn es hoch herging, mit Wurst und Schweinebraten Dann gab es noch „Brüharäppl“ mit Kindfleisch, „Ghösslte, Aräpplbuchtl, im Röhre gehacken und „Ebrinzelte“ geröftete Kartoffeln. Viel Raum am Küchenzettel hes Landmannes nahmen auch die Hülfenfrüchte ein, die dem Fleische vorgezogen wurden. Der Nachmittag brachte wieder eine Vesper und das „Obtassw entweder Einhrennsuppk, Brotsuppe, geringe Milch mit Semmelbrocken, oder gebrühte Semmel mit brauner Butter und Kaffee mit Butterbrot, wenn nicht „Schualaräppl“ den Schluß machten. Bei einer Hochzeit wurden früh Kuchen, Kafsee und verschiedene Schnäpse aufgetragen. Eine Spezialität war früher der „Hinter- ländler“, ein von Paschern aus Schlesien eingeführter Likör. Zur Hugst m olsl erschienen, im allgemeinen fünf bis sechs Gerichte, je nach der wirtschaftlichen Tage, auch mehr. Den Anfang machte die Suppe mit Leberknödeln, dann folgte Kindfleisch mit Milchkren, Schwarzwurft mit „Siß on Sauertunk", „Fassoln“ mit Sauerkraut und Schweinebraten, Kalbfleisch mit gebackenen Pflaumen, Faschier- tes, Bratwürstel u. a. m. So rlichlich war der Hochzeitstisch der Altvordern nicht gedeckt. Da gab es zur Hauptmahlzeit nur Suppe Kindfleisch und Tunke, hie und da noch gebratenen Reis mit Rofinen. War ein „Vurnahmer“ unter den Gästen, legte man sich auch größere Ausgaben auf. Da gab es noch Würste und Viersuppe mit Rosinen. Die Tauje vollzieht sich heutzutage meist in aller Stille; viel- fach werden die Paten nicht erst geladen und nur dem Matrikenführer gemeldet. Früher ward so ein „Teyflich“ ausgiebig gefeiart, vom den ehr- und wohlachtbaren und besonders hochschätzbaren Herrn Ge- vatter“, der es sich nach der Viersuppe und dem gebratenen Reis beim „Kindlschnoasps“ nach Kräften wohl ergehen ließ. Dreißig Paten war feine Seltenheit.“ Biannkuchen mit Sonig Zur Faßnacht gab es „die Juhr" oder Strup. Vor hohen Kirchenfesttagen war es der Brauch, am Abend Hirse zu kochen, um sich nicht das Glück zu verscheuchen. Das Leben der „Häuzlleute“ war ehedem bedeutend karger; ihr Mahl bestand aus Buttermilch und Kartoffeln, aus Bohnen mit Buttermilch, „Gmeng- oder Bottermölchsopp, roten Rüben, oder "Aepplhößlsopp" Ein besonders frugales Getränk, das schon als Verschwendung verschrieen, war die „Mohmölch. Noch heute sagt man bei uns über jemanden, der „Klösterch“ nur Leckerbissen nachgeht, „A tutt sein Sach urmohmölchen. )kummt dah kummt, ihr Puatn, die dr hoaft an Tualer eigbungn; ich hua an Biersopp hoach- on Samml neigbroacht. Dieser Ausspruch ist einmal im Ernste getan worden, worüber sich später die bessere Zeit lustig machte. 463 Tracht. Mpdel — ein Schweckbild unserer Zeit. Der ganze Mensch wird von dem sich selbst auferlegten Zwange geleitet und bis zum Wahnwitz genarrt. Früher machte der Putztenfel nur aus dem Stähter seine Zerrbilder, heute reitet er das verschrunkzellte Weiblein in der ent- legensten Einschicht. Die Geschmacklosigkeit hat ihren Höhepunkt er- reicht. Wie es nun schon einmal so ist, der Dörfler ahmt es dem Stähter nach, er will nicht hinter ihm zurückbleiben und sein Aus- spruch: „Grußtun ös mei Labn, Klenner borg mr an Dreierl“ — den er einst auf dem Städter gemünzt, tripft num auch zu einem großen Teile auf ihm selbst zu. Auch unser Dorfinsasse ist von seiner ursprünglichen Einfach- heit, von seiner kleidsamen Volkstracht seit langem abgekommen. Nur hie und da wird noch irgend ein Gegenstand aus jeier Zeit aufbe- wahrt. a) Vor dem 7jährigen Kriege war die Kleidung der Männer äußerst einfach. Die vermögenden trugen einen leinenen Rittel (selbst an Sonntagen), Schuhe und kurze enge Hofen mit Schnallen ver- sehen, waren sie besonders reich, einen Tuchrock, einen dreieckigen Filzhut und ein spanisches Rohr mit Silberbeschlägen. Damals kam es vor, daß drei Söhne eines Bauern nur einen Rock hatten. c) Um 1800 trugen die Männer hierorts Knisehosen, Schuhe mit Schnallen; die jungen hatten kurze Sacken, die alten lange Röcke mit Schößen. Auch die Kopfbedeckung war noch zitemlich einheitlich bei dem männlichen Geschlechte: Schwarzer Hut mit Quaste. Ueber die Tracht der Frauen voralters in unserer Gegend be- richten zwei Verzeichnisse. Am 8. Novtember 1737 heiratete der Mahlmüller in Einfiedel, Meister Josef Augsten. Die Ausstattung seiner Frau wird in einer Urkunde wie folgt angeführt: 1 zeigener Rock, 1 härener Molirter, Röce: 1 rothzeugener, 1 feigelblaukr. Wämpfel: schwarzzeugener Wammes mit Velz gefüttert, Feigelblauer mit Velz so kurz, Gartones so rot mit Baumwolle. Mieder: 1 schwarzseidenes mit güldlenen Blumen, 1 rot- und grünfeidenes. grüntuchenes mit Silbser Schnüren, 1weißtuchnes. 464 grünzeugener Brustjled, seidenfeigelblaues Halstüchel, 2 gelbstreifige Halstüchel, schwarzfloren Halstüchel, 1 Netteltuch und Leinwand Halstüchel, schwarztafjetes Fürtuch, schleiernes Fürtuch, 2 blaukartonene Fürtuche, 2 blaue Fürtuche, 6 Hemmete, Große Korallen, Kleine Granatl, 1 silbernes Einschnierkettel, 41/4 Ellen lang, Große Granaten mit falschen Perlen, Silberne Hacrnadel mit Steinel, Rossenkranzel, 1 Paar kleine Messerl an dessen Schale einiges Silber, schleierne Hauben, scin arzsamtene Mardermütze und oben ein goldener Klöpjel, großes Tasseltuch, 1 blaugenähtes Handtuch, großgezogenes Handtuch mit Spitzen, gezogenes Tasseltuch gewörfelt, 4 blaugezogene Bettzichen, 1 schlechtzwillige Bettziche, 1 blauftreifige Deintwandziche, 1 blauleinwwandthkener Vorhang von 4 Blettern und den Kranz (zum Himmelbett), 1 Weiß Thrüllicht groß Bettuch, 1 Leinwand groß Bettuch, 1 Leinwand Tischtuch, 1 schlecht Handtuch, Schwarzlederne gefütterte Stützel mit Silber ausgenäht, Weißbaumtollene Handschuhe, Unterschiedlichk schlechte Leinen, 1 Großes Zudeck Bett, 1 Bruhl, Eine ziemlich erschöpfende Auskunft über die Verhältnisse zu Anfang des 19. Jahrhunderts erteilt und folgendes Schriftstück: Inentarium über die Verlassenschaft der am 28. Dezember 1801 in dem Dorf Haindorf verstorbenen Wittib Apolonika Kratzerin, wie solche von denen Gerichten ordentlich aufgenommen und abgeschätztet worden als nembtl: 30 465 466 An Zinn: 6 Teller à 12x. 25 Töffel à 3x 7 Löffel, klein à 1x. An Kleidungsstücken: Blauhörner Weiberrock Pickerner Gelblichhörner Wleißhörner Rothhörner Schwarzzeigener Blaurs Belzjäckel. lichtgelbhörneres Beszjädtel 1 dunfelgelgelbes. Pelzjackel Weißhornes Säckel schwarzhörnes Fäckel kathones Sackel Blaupickenes Säckel altbraunfeidenkes Mieder blaufeidenes Mieder feigelblauhörnes Mieder altblautuchenes Mieder Vortücher: 1 weißseidenes mit roten Streifen gelbes blaufeidenes rotstreifiges 1 schwarzdamis altrotstreifiges. Blaufathones 1 rothblümliches Pathones 1 rotstreifiges Rathones altblauftreifiges 1 altrotkaftliches 1 schwarzkathones 1 altweißschleiernes 1 rothgeblümt kathones 1 Blaukaftliches 1 Hemmet mit Krageln 1 Hemmet mit Krageln. 2 Hemmet mit Krageln à 30 x. 2 Hemmet mit Krageln à 1 fl. 1 Hemmet mit Krageln 1 weiß Tüchel mit Goldsppitzen 1 Seidentüchel fl. 12 fr. 1 " 50 „ "7" 3" " 2"- 2 " -" 30 30 45 15 1" 15 " 45 2" 30 45 30 30 30 20 20 "15 36 "15 1 " 60 45 45 2 Glauseidene Tüchel 1 fl. 45 fr. 5 weißzwillige Tüchel "15 genähte weiße Tüchel 40 schleherne gar alte Tüchel 30 2 scheckige gar alte Tüchel 30 1 weißleinernes alte weißlennerne 20 Handtücht von Zwillich 15 1 Gerbiet 15 2 alte leinwandene Handtüchel alt seidenes Tüchel 15 1 paar Tatzenl 15 1 paar lederne Handschuh 12 10 1 paar Schuhschnallen 3 orden. Halsgeschmeide 36 10 Schnürl weißperlmutter 12 rotsammte Kappen mit Goldspitzen 1 blaue Rappen mit weißen Tdessem 30 altz rotseidene Rappen 1 alte weiße Kappe mit rotem Bande 20 30 1 weißgestopfte Kappe. Haupt. Wir ersehen hieraus, daß sich die Volkstracht in dien jahrhundertelang unverändert erhalten hatte und daß die zügen. Schönen. jener Zeit in ihrer farbenprächtigen Tracht an Anmut und Liebreiz ihre neuzeitigen Schwestern übertrafen. Aus Johann Georg Sachers Erinnerungsbuch (1758-1808). 1801. Die ledigen Mannsleute hatten hohe runde Hüte, die Beinkleider nach ungarischer Art; die Stiefeln vorwärts spitzig, wie eine Spillen. Truglen die Meisten Sackuhren, ja sogar die Bauers- knechta waren mit Sackuhren behängt. Im Jahre 1796 fingen sie an, die vornehmen Leute lassen sich das Haar ganz kurz verschneiden, da wurde kein Haarzopf mehr getragen. Das war anzusehen, als wenn sie im Spital kranker gelegen wären. Bei den Frauenzimmern, welche von Stande waren, bekleideten sich mit langen Kleistern, die Halstücher gingen bis in den halben Rücken. Nur eine Spanne lang war der Oberleib, den untern Thil (des Kleides) mußten sie stets in Händen tragen. Die Einigen waren mit hohen Hauben, einige zin- gen mit fliegenden Haaren, nur ein Band um den Kopf gebunden und das Haar war gebunden, wie es sonft bei den Mannsleuten ver- Gebrauch war. Trugem auch Haartampel und Sackuhren an der Seiten. Die Haare waren ein Querfinger über den Augenbrauen verschnitten. Bei den Mannshildern, was schon ein ansehnlicher Mensch war, trug Sporen an den Stiefeln, wenn er auch bei seinem Lehen auf keinem Pferde gesessen hatte. 567 Wenn vor etlichem 30 Jahren die Bauersleute Mäntel tragen sollten wie an jetzo, da hätten sie einen Abschen getragten, daß (es) wider ihren Stand wäre. Da trugen sie Leintwandkittel anstatt des Oberrockes. Nun sind sie auf Mäntel gefallen.“ Um 1840 lebte ein Mann im Bad Liebwerda, namens Johann Bergmann, seines Zeichens Viertelmacher, genannt Förstersjusel. Dieser trug sich noch nach der alten hiesigen Tracht: einen langen Zopf mit Quaste, Sammetkappe, kurze Sammetjacke, rotes Halstuch, weite blaue Bluderhofen, weiße Strümpfe und Schnallenschuhe. Er war des- halb das Ziel besonderer Betrachtung, wenn ler Sonntags nach Hain- dorf zur Kirche wanderte. Im 16. Jahrhunderte, unter der Regierung Ferdinand II. war der Lurus so groß und allgemein, daß man durch Landtagsbeschluß ihn sogar bei dem Bauernbolke einschränken mußte. Gs. heißt: Die Pauern sollen nicht mit Golddurchwirkten Zeuge, keine holländische Leinwand und Spitzen an ihren Hemden, wie auch keine mit Gold bordierten Brustflecke und Hüte tragen. Balbin macht dabei die Anmerkung, daß dieses Verbot zu seiner Zeit (1680) lächerlich gewefen fein würde, weil die Bauern halbnackend, zerlumpt hergingen und fast das Brot erbettelten. 468 11. 1131 s Li 2 Armaum 11 I1 ne 68 6 Billen und Gebräuche. E3 würde einen mächtigen Band allein ergeben, wollte man die Volkskunde erschöpfend darstellen, Sitten, Gebräuche und den noch immer üppig wuchernden Aberglauben auf ihren Ursprung untersuchen. Nur an einer kurzen Auslese soll das Leben und Weben der Volksseele gezeigt werden. Von der Wiege bis zum Grabe. Wenn die Hebamme („Buadmotter") das Kind zur Taufe trug besprengte sie es mit Weihwasser an der Türe, mit den Worten- „An Heidn troj mu fort, an Chröftm breng mr wieder". Nach dem Taufgelage, steckten die „Gebattern"4) dem Kinde heimlich das „Puatngschenk“ ins Taufbettchen. Waren schon Geschwister vor- handen, so bekamen sie von diesen das „Wiechgeld". Jeder Pate erhielt einen Ruchen mit nachhause. Ging die Sechswöchnerin zum „Lichtn in die Kirche, begleiteten sie Sie weiblichen Paten, die Männer schickten ihre Frauen oder Mütter. Es gab dann gewöhnlich noch zum Abschluß ein Mahl. Der Kindelvater wannte von nun ab die Paten stets „Gebatter und zählte sie mit zur „Freindschwaft“ Sobald der kleine Erdenbürger dem Windelbande entschlüpft, begann das Spiel. Auf den Knien des Großvaters lernte er das Reiten. Die Großmutter sagte ihm den Fingerspruch: 4) Damals gab es noch keine so luglösen Patenbriefe wie heute. Mit dem Gänsehlel schrieb der Herr- Gevatter auf ein Stüch Papier den wohlgemeinten Spruch. War es ein Mädchen so hieß es: Einem Knaben gall u. a. der Spruch: Schön wie im Cenz das Blumenwöllchen E+ §+ Christus +. In bunten Tälern lacht Einem neugebornen Kinde Und heiter wie ein Purpurwölkchen Ist das schönste Angebinde, Drinn in der Morgenröte Pracht, Auch das schönste Patengeld Sei jede Deiner Stunden Wenn es Jesus Glauben hält.“ In des Lebens Schicksal eingewunden. 469 „Duas ös dr Daum, Dar schüftlt die Pflaum, Dar löst se uf. Dar trjät se heim. Dar ößt se mutterjeiln allein.! Dabei faßte sie liebkasend die kleine Hand und zählte die Finger daran. Der erstgeborene Sohn ward „de Gruße“ genannt, der zuletzt geborene „dr Klein“. Den Namen behielten sie in der Familie. Die- selbe Gepflogenheit trat bei Mädchen ein, die ältere blieb ihr Leben lang „die Gruße“. Sobald das Kind die unruhigen Beine hinaus- trugen in Gottes freie Natur, da fand es im Garten, am Wege luftige Spielgefährten, die ihm einen Schatz urdeutscher und urtwüch- siger Poesie in den Hasch- und Fangspielen, in den heiteren Reigen- tänzen und wunderlichen Abzählreimen entgegen brachten. Wer ihren Wesen nachspürten will, der greife zu den Forschungen, die Simrock, Mannhardt, Böhme und Buchholz niedergeschrieben haben. Da wird vor allem der Reigen (Ringelreihen) als die Urform aller Kinderspiele, bezeichnet. Er wird als altgermanischer Chorreigen gedeutet, der mit dem Sonnendienft zusammenhing. Die lieben Jahre“ die immser erwähnt werden, sind die siehen Wintermonate. Von altersher waren Spiele gang und gäbe die auch bei uns im Schwunge sind, wie- haschen, schauffeln, Blündelih, Stelzenlaufen, Bockspringen, Ballwerfen, Regelschieben, Radtreiben, Kreiselschlagen (bei uns „Titschkern genannt), Brückensspiel, Plumpsack. Das im Frühlinge bei uns von der Jugend geübte „Nippern“, wird im Mittelalter als „Schnellkügelchen" bezeichnet. Beim „Schwellkügelchen“ wurden in alter Zeit Glaskugeln benützt, die heute verschiedenfärbige Tonfugiln ersetzen. Bei diesem Spiele wird auf dem Straßenrand zin schalenförmiges Loch ge- graben, dann stellen sich die Spieler in einer bestimmten Entjernung davon auf und versuchen, die Rugeln, in das Loch zu schieben Wer- ins Doch trifft, ist Gewinner oder den, welcher mit seiner Kugel diesem am nächsten kommt. Er hat das Recht, die anderen umstehenden Rugeln ins Loch zu schieben und so oft es ihm gelingt, die Kugel als Gewinnft an sich zu nehmen. Beim „Pinkern wenden die Kugeln statt geschoben, mit einer größeren aus dem Loche geworfen. Das Kreiselschlagen oder „Titschkern“, ein Spiel, das man heute bei uns nicht mehr oit sieht, bessilcht aus dem Titschkler, ein an beiden Enden zugespitztes Stückchen Holz und dem Schlagbrettchen. Der erste Spieler zieht um sich seinen Kreis und schlägt dann mit dem Buettchen den Titschker hinaus. Ein anderer versucht diesen wieder dorthin zurück zu werfen um seinerseits das Schlagen üben zu dürfen. Der im Kreise stehende Spielen trachtet daher, den Wuri abzuwehren. Fällt der Titschker vor dem Kreise nieder, dann klopft 470 der Spieler mit dem Brettchen auf eine der spitzen Ende und schlägt ihn im Aufspringen abermals ins Weite. Das Reisentreiben war so rechte Knabenlust. Einer hinter dem andern im schnellften Taufe durch das Dorf oder mehrere Ontschaften, den Reifen mit einem Stocke var sich her treibend, das machte den Körper gesund und behende. Dann gab es auch das „Pfitschpfeilschießen“ mit der Armbrust, die Steinschleuder, die Dreckschleuder, diese bestand aus einem eisernen Reifen auf dessen inneren Rand Kot gelegt und der Reifen sohann kräftig geschwunden wurd. Ein beliebtes Spiel der Knaben war- auch das „Votterschiffl" werfen am Bach. Ein leichter flacher Stein wurde so über die Wasserfläche geworfen, daß er mehrere Male das Wellengekräussel zerschnitt, ohne vom Wasser verschlungen zu werden. Viel Zeit nahmen die Kriegsspiele, das Verstecken in Anspruch und im Frühling das Psseifelschneiden, wobei verschiedene Reime gesprochen wurden. oder: Schnatl (Pfeifl) gieh oak lus Huaflnus, Weichselstrauch, Wenn de ne lus giehst. Klopp ich dich offn Bauch, Schmeißt ich dich an Gruabn Klopp ich dich offn Fußz Do frafsn dich die Ruabn. Loß ock mei Pfeifl (Schnatl) lus. Wenn im Mai der Töwenzahn blühte (Meiblung), machten wir aus seinem Stengel „Schmatl“ und lange Ketten. Das „Summer- müezl wurde auf dem Handrücken gesetzt und mit eienm Spruch zum Auffliegen veranlaßt. Summermiezl flieg aus Flieg as Backnhaus Breng mr an neugebackne Bottersamml raus. oder: Summermiezl flieg aus Treib die ahln Maid aus. Loß die jungn sötzn. Off da goldne Spötzen. Eine Menge Lieder gab es zu den Ringelreihen, hier zwei Proben: Ringl, ringl reihe. Mädchen mit dem goldnen Haar- Mir seiner ihrer Dreie Hat gesponnen sieben Jahr, Ringl, ringl, Her, Sieben Jahr sind um und um Mir seiner ihrer Sechs Allmitsammen fallen um. Dr Bauer lacht an Traum Drei Aeppl foalln von Baum. Beim „tschunkln" (schankeln) fangen die Kinder: Die Tongn sein wie d' gbackn Steppl. Tschunkl, tschunkl, tschiene, DMaidl sein wie d Rusnaeppl. Die Maidl sein quar schiene Auch beim Fang- und Haschenspiel wurden Sprüche hergesagt. Emper temper schlug sei Weib Iich on du, Möllers Ruh Mitn Knöttl ad de Seit Bäckns Fesl dar böst du. Mit dr Holzhack übern Kop Eis zwje zweck Emper temper, hoasch a Pflok. Du böst weg. 471 kam der Herbst ins Land, begann die fröhliche Hirtenzeit- „Hora, horaus, an Waich nausl' sang der kleine Treiber, voraus das Gehimmel der Ziegenglocen, das Geläute der Ruhglocken. Bald machte 3 „Höpperle einen Sprung in Nachbars Garten, bald mich die Striem, die Euahle, de Bloaß oder 3 Mulei „vom Wegl ab.1 „Hora horaus1“ half allemal auf den rechten Weg. Draußen auf der Weide rief er sein „Weidnhojl den Tieven zu oder jauchzte bei einem „Feuerle“, beim „Körmsmälderch den Hirtenruf, am Rücken liegend, dem Himmel zu: „Lalolololo-Ioi-diil! Der herangereifte Jüngling suchte seine Angebetene am Kircht wege oder in jener Bauernstübse zu treffen, wo die Dorfjugend regel- mäßig an drei Tagen der Woche ihre Zusammenkünfte hatte und dort beim Schnurren der Spinnräder ihre Lieder fangen, harmlose Spiele trieben oder Sonntags bei dem Klange einer Ziehharmonika dem Tanze huldigten. An diesen Abendsen kamen die meisten Ver- sprechungen zustande. Oeffentliche Tanzmusik in der Schenke oder im Kretscham gab es das Jahr über nur 3 bis 4 Mal. Zur Kirms trachteten die Burschen ihren Mädchen den „Orschtn“ am Tanzboden zu kaufen, auch jener magte es, seiner heimlichen Angebotenen ein Zeichen der Liebe zu geben, der bisher den Mut nicht aufgebracht hatte. Waren alle Teile mit dem gegebenen Versprechen einverstanden, bzw. alle Hindernisse und Donnerwetter vorüber, brachten die Alten die wirtschaftlichen Dinge ins Gleiche. Viler Wochen vor der Trauung lud das Brautpaar die Hochzeitsgäste, die etwa 14 Tage später vom „Hugstbitter“, der in der Hand einen mit einer Quaste gezierten Rosmarinzweig trug, allermals zur Hochzeit gebeten wurden. Einen Tag vor der Trauung erschien die Brautfrau, „Salz- meste“ genannt, und der Bräutigam im Hause der Braut um das Brartfudler zu laden. Auf den Tisch wurden die Betten mit Stricken festgebunden und in jehe Hocke darauf ein Brot geschoben, damit es in der Ehe nie ausgehe. Da der Bräutigam den Tisch allein nicht auf den Wagen zu tragen imstande war, mußte er den Gehilfen mit einem Trunke die Mühe lohnen. An vielen Orten mußte er die Betten und den Strohsack der Braut selbst in sein Haus tragen. War das Zmautfuder geladen, stieg die Brautfrau hinauf auf den Tisch und setzte sich Sort in die Betten, vor sich das Spinnrad, in der Hand dem Rocken Die Pferde wurden mit Bändern geschmückt, selbst die Beitsche erhielt eine Quaste. Der Knecht, welcher den Wagen lenkte, bekam- ein rottes Tasschentuch, das dem Handpferde aufs kummet gebunden wurde, 1oder hinter die Ohren. Das Abladen und Einräumen in die Wohnung hatte der Bräutigam zu besorgen. Die Brautfrau richtete die Betten her, eine Arkseit, bei der ihr einige Freundinnen der Braut halfen, die sehr oft vor dem Weggehen verstohlem die Betten- wände aushaften. 472 Die Salzmesle hatte an dem Tage auch bei der Braut noch vieles zu richten. Sie hatte dafür zu sorgen, daß der Mhrtenstock, von dem der Kranz gebunden, ins Eigentum der Braut gebracht wurde, um nicht eins der Brautleute dem frühem Tode auszulieffern. Sie schob heimlich in einen der Brautschuhe ein Geldstück, damit nicht Armut die Ehe bedrücke, und sorgte für Lindenbast zu Strumpf- bändern, damit die Braut vor Zauberei gefeit sei. Ihr Augenmerk galt auch dem Brautschleier, der keinen Rißz enthalten dürfte. Er ist uralten Ursprunges, so alt, daß man schon seinen ursprünglichen Zweck vergessen hat. In der Entwicklungsgeschichte der Ehe spielt der Brautraub eine nicht geringe Rolle. Einen An- klang daran findet man noch im Verstecken der Braut und im Ab- sperren des Weges zur Kirche durch die „Vürschnürer“. Einft war die Entführung der Braut aus dem Elternhause blutiger Ernst. Der junge Mann holte sich einffach eine Frau, die ihm gefiel, oft ein Wagestück auf Leben und Tod. Dasen ward der Geraubten das Gesicht mit einem Tuche verhüllt, sie sollte nicht sehen, welcher Weg einge- schlagen und andererseits, damit sie von niemand erkannt wurde. Ein gemeinschaftliches Frühstück versammelte am Hochzeitstagen die Gäsle, sowohl beider Braut als auch beim Bräutigam, wo der „Hugst- bitter" schließlich einen Fußschemel zunecht stellte, es mit einem weißzent Tuche bedeckt, worauf num der Brautigam knieen mußte. Die Gäste bildeten einen Kreis und die Eltern traten vor ihr Kind, das nun in gewählten Worten, die der „Hugstbitter“ mit gedämpfter Stimme vorsagte, für alle Wohltaten danktse und für alles Ungemach um Verzeihung hat und den elterlichen Segen erhielt. Erlaubten es die Müttel, so zog er nun mit den Gästen und den Seinen unter den luftigen Klängsen der Dorfkapelle zur Braut. Gewehr und Böller- schüsse") begleiten sie. Noch wird ihm der Einzug verwehrt; die Tür ist verschlossen, die Braut aber sucht durch irgend eine Oeffnung den Zukünftigen zu erblicken, gelingt ihr dies, dann hatte sie in der Ehe- die Vorhand. Der „Hugstbittler sagt sein Sprüchlein her und ersucht um Einlaß, den er berabredetermaßen bei der hinteren Tür sand und dem harrenhen Bräutigam von innen die Tür öffnete. Dieser wurde nun vom den Schwiegereltern begrüßt, worauf er die Braut aus ihrem Verstecke holte. Nach einem kleinen Imbisse empfing auch die Braut den Segen der Eltern. Dann bewegte sich der Zug zur Kirche. Drei Wünsche warten auf diesem Gange dem Brautpaare von der Schickung gewährt. Wer den ersten Schritt in die Kirche tat, erhielt dik Macht über das Andere. Selbst heim Opfergange um den Altar konnte sich die Braut einen besonderen Einfluß auf den Willen 4) Wenigen dürfte bekannt sein, daß das Hochzeitsschießen an die Zeit des Raubrittertumes erinnert. Damals konnte ein junger Mann, der sich ein liebend Wesen zum Weibe erhoren, dieses nicht wie heutzutage fret und ungehindert zum Trauallare führen, nur eine Schar Wohlbewaffneter war imstande, die Braut vor dem im Hinterhalle liegenden „ritterlichen Wüstlingen“ zu schützen. Die anfängliche Waffe war der Spieß, dem die Schußwasse folgte. Das Brautgefolge feuerte auch dann noch nach Herzenslust auf dem Wege zur Kirche, als längst Friede und Sicherheit im Lande war. 473 des Mannes verschaffen, wenn sie ihm irgend ein Stäubchen hinter- rücks vom „Schießlröckl“ zu entjernen vermochte. Noch um 1850 war es der Brauch, daß man dem Pfarrer bei der „Träu“ ein Sacktuch verehrte. Früher bekam auch der Präzeptor eins. War die Braut eine „gefallene“ Person, dann durfte sie keinen Kranz tragen, und mußte im Kopstuche erscheinen, eine Gepflogen- heit, die strenge eingehalten wurde. Vor Beginn des Hochzeitsmahles schnitt der Hochzeitsbitter von den ersten zwei Broten die „Brantrampfl“, die der Braut ge- hörigen band er mit einem roten, jene des Bräutigams mit einem blauen Bande zusammen. Sie wurden aufbewahrt Jener Teil, dessen "Kampfl“ zuerst schimmelte, ging im Tode voran. Der Brautschleier ist ein begehrter Artikel, jeder Gast bemühte sich, ein Stückchen davon abzureißen, denn es bedeutete Glück für beide Teile. Ein eigenartiger Brauch war das Werfen mit Erbsen am Hochzeithabende. Am Ende des Mahles erhat sich der Hochzeitsbütter das „hochzeitlich- Ehrengeschenk“, das die Brautfrau mit Dankesworten entgegen nahm. Vom Hochzeitstanze heimgekehrt, mußte der Bräutigam der Braut den Kranz vom Klopfe nehmen, die er nunmehr unter das Zeichen der Frau, unter die Haube gebracht. Nichts ist sichever als der Tos, das große Mystertum zwischen Zeit und Gwigkeit. Vor seiner Majestät zeugt sich arm und reich, flieht der Glanz des Besitzes, die Dürftigkeit der Armut. Unserem alten Wittigtaler war er mitten im Leid und Drangfal ost der Aller- barmer, der Trossl der Welt. In schener Ehrfurcht betrachtete er sein Erscheinen als etwas Heiliges. Rahte die schwere Stunde, öffnete man ein Fenster, locherte einige Schindeln am Dache um der Seele den Ausgang zu erleichtern und entzündete geweihte Herzen gegen des Teufels Macht. Nach dem Eintritte des Todes, hielt man die Uhr an- Starb der Hausherr, sagte man es dem Vieh im Stalle, den Dienen und den Bäumen im Garten:, Euer Herr ös tud! Die „Grahbittern wusch den Toten und bahrte ihn auf. Ging dann von Haus zu Haus und hat um das letzte Geleite. Sie sagte es kurz: „Ihr söllt mit Waberfranzn om Fretsch früh zo Gruab giehn!! Das Tager des Toten, die Leichenwäsche und das Geschirr ent- fernte man, das Brennbare ging draußen auf freiem Felde in Flammen auf. Zur Reinigung der Seele warf man einige geweihte 474 Balmen in die Flammen. Um die Leichenstarve zu beheben, rief die „Gruabbittern den Toten beim Namen. Frauen gab man das Nähzeug und den Kamm mit in den Sarg. Ledigen legte man den Lebenskranz um die Bahre: Tannenreisig, auf dem weißse Rosen die Zahl der Lebensjahre angaben. Um die Feierabendstunde erschrenen die Nachbaren und verrichteten eim Gebiet. Bevor der Sarg geschlossen wurde, nahmen alle Angehörigen Abschied von dem Toten, besprengten ihm mit Weihtasser, machten ihm das Kreuz und drückten ihm zum letztem Male die Hand. Den nächsten Verwandten berahreichte man im Trauerhause Gebäck und Schnaps vor dem Kirchhofgange. Setzte sich der Zug in Bewegung, dann ging wieher jemand aus dem Hause und meldete es den Tieren: „Oeh trojn ste Guern Herrn fortl", wenn es der Herr des Hauses war. Der Letzte des Zuges warf die Stühle um, auf denten der Sarg gestanden hatte, da- mit die arme Seele Ruhe haben sollte. Nach der Beerdigung janden sich die Bekannten und Verwandten in der Schenke oder im Kretscham zur „Trauermolst“ zusammen, wobei nicht selten auch getanzt wurd- von den jungen Leuten, damit die Seele des Begrabenen nichts bedrücke. Bei dem ausgebreiteten Haindorfer Kirchspiele war eine Be- erdigung im Winter oft eine harte Aufgabe, die starke Männer er- forderte, wenn die Leiche in Oberweißbach oder in Ober Liebwerda war und sie auf der Schulter bis am Haindorfer Friedhof getragen werden mußte. Da kam ies auch vor, daß man die Leiche auf einem Schlitten bis zu einer wegsameren Strecke fuhr, und unterwegs mehrere Ruhestationen machen mußte. Selbstmörder oder Andersgläubige wurden ohne Gang und Klang in einem abgeschiedenen Winkel des Friedhofes verscharrt. Eine Seuche, Sie in den Mitte des 3. Jahrhunderts unter Kaiser Valerian fünfzehn Jahre lang im römischen Reiche wütete, brachte die noch heute bestehende Sitie auf. zur Trauer über den Ver- lust seiner Verwandten schwarz gefärbte Kleider zu tragen. Bräuche im festlichen Jahr. Das bei uns übliche Neujahrswünschen hat seinen Ursprung ebenfalls im Heidentume, wo das Wünschen eine be- deutsame Kolle spielte. Wunsch ist „wunja“ gleich „Wonne“, „Heil“, Ebenso ist das Neujahrssingen der Kinder, das Sprüchesagen alter Herkunft. Schon Schafllian Brant singt in seinem „Narrenschiff“- „Und wer mit etwas nuwes hat. Und umb das nut jor syngen gat, Und pryn tann ries steckt in syn huß, Der mehnt, er leb das jor nit uß.! 475 Ein Kinderreim, wie er heutte noch gesagt wird, lautet: Ich wünsch viel Glück zum Neuen Jahr Gesundheit, Erkude immerdar Ich wünsch, ich wünsch, ich weiß nicht was, Greift in die Tasch und gebt mir was. Noch ein anderer: „Zum Newen Jahre Glück und Heil Werde diesem Haus zuteil. Unser Herrgott schützt dies Haus- Alle die da gehen ein und aus.“ 3u hl. Dvei König pflegt man bei uns die Buchstaben K. (Kasper) M (Melchior), V (Baltasar) an alle Türen des Hauses zu schreiben, um die Heren fern zu halten. Der Name Fastnacht, mit dem heute der Tag vor den gropen Fasten bezeichnet, hatte usprünglich mit Fasten nichts zu tun, sondern bedeutete soviel wie „fafeln“ er hat Bezung auf einen Mumenschanz, auf einen uralten römisch-germanischen Brauch. Zu Beginn des Lichtfestes hielt man eine große Reinigungsfeier ab, um die hösen Geisten auszutreiben und um sich vor den Unholden un- kenntlich zu machen, steckte man sich in allerhand Masken. Bis zum Jahre 1832 gab es in Haindorf alljährlich einen „großen Narrenumzug“ mit Musik, der erst 1859 wiederkehrt. 1874, am 17. Feber veranstaltete die schon genannte Haindorfer „Mahder- gesellschaft“ einen „besonders schönen Umzug.“ An diesem Tage ist es heute noch der Brauch Krapfen und Pfannkuchen zu backen und dem Tanze zu huldigen. „Tanz, Songer, tanz, doaß dr Flachs grottl“ klang die Aufmunterung der Mutter und der Bauer orakelte: „zur Faßnacht fual dn Wuain an Woasser giehn, wenn dr Flachs sual grotn“. Ist das Neujahr vorüber, erscheinen um die Dämmerung die Hl. drei Rönige mit Herodes und halten eim längeres Wechsel- gespräch über die Ursache ihres Kommens. Der Heiland sei erstan- den im Fudenlande, ein Stern habe sie zu dem wahren König der Juden geführt. Herodes gerät darüber in Zorn und fhößt fürchter- liche Drohungen aus. Zum Schlusse singen die Heiligen drei Könige- Nichts schreckt uns ab, du armes Kind, Dich großer Gott zu grüßen. Di trägst die Straf der schweren Sünd Für uns willst da sie büßen. Daß Stolz und Reichtum, Lüsternheit Hieß uns von dir, Gott, weichem Und Demut. Armut lehrt uns heut Das wahre Glück erreichen. 476 Wir liegen zwar beim armen Thron Mit Glanz und Bracht gekleidet. Gott weiß es, doch es ist kein Hohn Für ihn, der da viel leidet. Das Herz ist rein, die Tat selbst spricht Wie man es mit ihm meinet. Ja allen steht im vollen Licht; Wer ist, der es verneinet2 Wies Herze spricht, das zeigt die Tat Und diese reinen Gaben! (Sie reichen den Kinderm Geschenke). Grün don wer3tag, ein Festtag für die Kinder vollen Wonne. Schon bei Mongengrauen gehts aus den Federn und mit zusammengebundenen Tüchern und „Säckeln“ von Pate zu Pate um das Geschenk, auch in andere Häuser mit dem Ruse: „Globt feist Christ zon Gründortschl“. Nur wenige verschließen ihre Türen. Da gibt es buntfärbilge Gier, Riessensemmeln, Brezeln, Männer mit Rosinen- augen, Hirsche und allerhand Figuren. Nachmittags ziehen die Knaben mit Ratschen und Holzklappern ums Dorf. Der Name wird nicht von der Farbe abgeleitet. Er soll so viel wie neues Leben, Heil bezeeichnen, Hoffnung und Auferstehung. Fischart nennt diesem Tag den grünen oder weißzen, womit der un- schuldige gemeint istl. Der Tag wird vom Wettergott Donar hergeleitet. Nach dem Volksglauben wandern an diesem Tage die Glocken nach Rom, um am Aufferstehungstage wieder heimzukehren, um desto heller zu erklingen. Inzwischen tritt die Klapper an ihre Stelle. Am Karsamstage werden vor der Kirche auf einem Scheiterhaufen von der Geistlichkeit die mit dem heiligen Oele ge- tränkte Watte verbrannt. Die Kohlen sollen gegen Blitzschlag helfen und werden deshalb heimgetragen, eine Kraft, die man auch den ge- weihten Palmen (Salweihe) zuschreibt, die am Palmsonntage geweiht werden. Am Ostersonntagamorgen wect noch heutte die Schläfer das Osterschießen, die Bergmusik der Ortskapelle. Mit einem „Gange nach Gmaus“, wie man am Osterman- tag einen Ausflug nennt, fidet das Fest seinen Abschluß. Der Aprilnarr. Der erste Tag im April gilt seit iseher als der Narrentag, an dem niemland etwas übel nehmen darf, der irgend- wie genarrt oder gesopt wird. An Walpurgis feierten unsere Altbordern das große germanische Frühlingsfest. In diesen Tagen hieß es, findet Wotans endliche Vereinigung mit Erigga statt und die zwölf ersten Maientage wurden heillig gehalten und begangen. Walpurgis. Woalperobt. Am Herenabend und am ersten Mai sieht man rings auf den Anhöhen, Walperjeuer, das Schwenken brenmender Wesen 477 „Woalpern“ genannt, um die Heren zu verscheuchen. Die fürsorgliche Bäuerin llegt am Walperabende einem Besen von die Stalltür und grüne Rasen, um das Vieh vor dem „Verheren“ zu bewahren. Ein alter Brauch ist das Legen der „Suhonnnshocht" Am Abende vor dem Johannestage ist es Kindersitte unter den Tisch aus Hollunderblättern und Johannesblumen eine „Vocht“ zu machen und darauf das Bild des hl. Johannes zu legen. Ghedem hielten Sie Kinder vor dem Schlassengehen an der Vocht ein kurzes Gebet um dann am Morgen freudestrahlend, die darauf liegenden Geschenke ent- gegen zu nehmen. Die „Juhoannsbocht" gab mam früher unter Sik Dachsparren, sie boten Schutz gegen Blitz und Unheil. Die kirmes. Kirms! Welche Erwartungen ruft nicht dieses Wort in der hoffnungsfreudihen Seelle unserer ländlichen Jugend hervor? Auch die Alten ergreift nicht minder die Feststimmung, und so zieht schon lange vorher von Gehöft zu Gehöft, diie Gemarkung des Tales ent- lang, ein feierliches Rüften und Räumen. Auf den Hängen qualmt der „Körmsmäldrich“ der Hirten, am Tenn stampft ungeduldig der Bursch. „Körms ös ons on trempeln tun mirl' könt es voll stolzer Zuversicht von seinen Lippen und im Ueberschwang der Gefühle ver- spricht er der rothackigen Magd den „Ersten“. — „Körmsfreier hult Ir Geier, zor Fuaßnacht kömmt a wiederl“ ist oft die sehr laun ge Antwort der drallen Maid. Das Nitterstechen. Auf den ersten Kirmstag (Sonntag) fällt auch die Veranstal- 11 tung des „Ritterstechens. In der großen Bindwerkstube des Linden- bauers halten die Bürschen und Mädchen des Dorfes wochenlang vor- her Beratungen ab, über die Wahl des Festplatzes und die Verteilung der Rollen. Kirmssonntag früh bei guter Zeit arbeiten die Knsechte draußen vor dem Dorfe auf Scholzes „Huttch an der Herstellung des Festplatzes. Im „Kratschw versammin sich mit t a93 die Ver- anftalter zu einem Aufzuge durch das Dorf. Allen voran schweitet verkehrt, mit einem riesigen Taktstocke versehen, der bebrillte, lang- nasige Präzepter in hohem Vatermörder und langen altväterischen Schößzelrocke; dann folgt die Dorfkapelle. Im weteren reihen sich an 5—6 Ritter hoch zu Roß, 3—4 weißgekleidete Knaller mit mächtigen Beitschen, 2 mit Bändern geschmückte Bürschen in schwarzsamtenen Anzügen mit der Kasse, sodann einige Hanswurste, der eine trägt einen Ritter aus Holz geschnützt in Lebensgröße, die anderen schlagen mit Holzschnarren Radau. Nun folgen mehrere schmucke Marketender und Marketendrinnen, der „Tangoastmuan“ (Tannenreisigmann) mit Vogelbauer, der Fleckelpajazzo, der alte Mann und das alte Weib, 478 der Karnikeliude, den Schluß bildet ein Trupp Zigenner. Beim Orts- schulzen und bei den Großbauern wird halt gemacht. Der mit dem lärmenden Besuche Bedachte muß sich durch ein entsprechendes Löse- geld loskaujen. Am Festplatze angelangt, wird der hölzerne Ritter in eine mit Tannenreisern geschmückte, schilherhausähnliche Hütte gestellt. Zwei Ritter mit blanken Degen und geladenen Pistolen postieren sich dabei als Wache auf. Der Präzepter nimmt auf seinem leeren Vierfaß vor der Musik Platz und schwingt den Taktstock, der andere Troß alber mischt sich unter die zahlreich erschienenen Gäste und ein recht lebhaflles Treiben beginnt alsbald unter der Menge. Die Zigenner suchen mit Wahr- sagen, das alte Paar mit der großlen Schupftabaksdose Geld heraus- zuschlagen, währenddem der Karnikeljude seine Felle aushietet und Anzahlungen entgegenniimt. Die Marketender bieten ihren Küm- mel aus. Die Hanswurfte und Knaller schleppen Männlein und Weiblein herbei zur Kasse, wo gegen ein Entgelt der Ssieß zum Rtterftich überreicht wird. Mit verbundenen Augen wird der Schütze um ein Faß geführt, um die Richtung zu verlieren und alsdann zum Würfe gegen den Ritter geleitet. Dem Treffer gilt die Königswürde, für welche man im Geheimen während des Festes, sowohl für den König als die König'n. die passenden Personen namhaft gemacht hat, dessen Vermögensverhältnisse ein ausziebiges Königsmahl ver- sprechen. Sobald sie des zum König auserlesenen Bürschen habhaft geworden, führt man ihn mit verbundenen Augen ganz nahe zum Ritter, so daß der Wurf gelingen muß. Ist dies geschehen, so feuert die Wache ihre Pissisolen ab als Verkündigung der Königswahl. Das- selbe geschieht bei der Königin. Das Paar wird zum Zelchen Her Würde mit Bändern und Krone geziert und von den Veranstaltern unzingt. Alsdann bewegt sich der Zug zum Hause der Königin und mit Speise von da zum Heime des Königs, wo die „Ritterstecher und Trank bewirtet und mit einer Geldspende besacht werdsn. Von hier geht der Weg in die Schenke, wo das Königspaar auf den Thron gehoben wird, von wo aus es den Abend übser bei Tanz und Spiel der feuchtfröhlichen Gesellschaft zu beffehlen hat. Die Wahl gilt als besonders ehrend und entzieht sich derselben schwerlich jemand, ob- wohl diese kurze Herrlichkkeit einen tiesen Griff in die Tasche der spar- samen Alten tut. Die Kirmes war auf dem Lande und ist es zum teile heute noch, ein Sippenfest in des Wortes schönster Bedeutung, ein Tag, wo alle Verwandten, auch aus den Nachbarorten und drüber hinaus, zu- sammenkamen, um Familienerignisse, Erfahrungen einander mitzuteilen und um die Zusammengehörigkeit aufzufrischen und zu stützen. Dieses Fest erinnert an die alten Liebesmahlle, welche die alten Germanen um diese Zeit den Göttern darbrachten. Später verband man mit ihm die Gerichtstage, wobei die Vögte des Grundherrn die Bauern schröpften. Das Sprichtwort: „Es ist kein Dörflein zu klein, einmal muß Kirmes drinn seim“, gilt auch für unsere Gegend, wo jeder Ort seinen eigenen Tag hat. Wohl unternahm Kaiser Josef II. den Versuch, durch Einführung der sogenannten Kaiserkirmes, einem einheitlichen Festtag zu begründen, er hat damit aber nur erzielt, daß außer der alten nun noch eine junge Kirms existiert, die ebenfalls gefeiert wer- den will. Der Andreasablend gibt dem Verliebten untrügliche Kunde von dem Walten des Schicksals, sagt dem mit Ungehuld harrenden Mädchen ob der Langersehnte naht, heimlich schleicht es schüttelt ihn: zum Zaun und „Deus, meus, heilchter Andreus Gib mit zum Augenschein. Den Allerliebsten mein Gibb mir zu erkennen. Wie ich ihn soll nennen In der Wohnung in der Tat. Was er an und um sich hat.“ Diesen Spruch gebrauchen auch mit der erforderlichen Aende- rung die Burschen. Sankt Nikolaus, der Abgesandte des Christkindels, zieht am 6. Dezember von Hans zu Haus, um zu sehen, ob die Kinder ge- horchen und gottgefällig sind; süße Gaben sind der Lohn. Deshalb hängen die Kleinen am Vorabende die Strümpfe ans Fenster, damit er es bequem habe. Sankt Thomas, der Schutzherr aller Liebenden und Heiratslufligen, wird heimlich mit bielerleil Wünschen angerufen. Bei uns gühigen die Mädchen nachts zum Hühnerstall und klopitem an die Tür ob der Hahm sich melde: „Krjäht dr Suahn, Kriegich an Muan. Goackert d Henn, Wa weß wenn. Vor dem Hochaltare kniket das Bäckendurdl und betet zum hl. Thomas: „Heilcher Thomaa, lieber Thomas, gib mr oak an Muan. dies Juhr on jahrtn hoft du andre burgzoin. Stz bien ich drua. Heilcher Thomas, gib mir vak an Muan, ober kenn klenn ne Der Kirchenvater, welcher hinter dem Altare steht: „Ich hua kenn andern miehl“ Das Bäckendurdl hebt die Hände: „Dak har Ormitl! Gz ilft doch etwas eigenes um die Adventzeit, so, als ob von irgend woher eine gewisse freuhige Erwartung ein Glücksempfinden 480 in das menschliche Herz hinein getragen würde, gleichsam als öffnete der große Nazarener das goldene Tor zu einer schöneren Welt, zu einer Welt des Friedens und der Versöhnung. Wie lauscht nicht das erregte Kinderherz hinaus in die Dunkel- heit voll freudigker Erwartung. Horch! Von ferng nähert sich ein Klingen, ein Rettenraffeln, weiße Gestalten kommen über den schim- mernden Schnee: „Das Christkindl kommt und Knecht Rupprechtl“ Richtig, da kommt er schon zur Stubentür herein gepoltert, mit den Retten klürrend, einen Sack am Rücken und in der Hand einen Hirtenstab. „Fliez, flaaz, Fladerwiesch! Draußen ös mirs quar zo frisch; Muß mich ei de Stub nei machen treng da Kindern gutte Sachen, Wenn se brab on orndlich sein Die andern steckch an Sak da nein.1 Nun teilt er seine Gablen aus: Aepfel und Nüsse. Darauf ruft er hinaus: Chriftkindl komm herein, die Kinder wollen artig seint Singend erscheint es im weißen Gewande, mit Gold und Silber ge- schmückt, auf dem Haupte eine golhene Krone. „Guten Abend, guten Abend, zu dieser Frist Schickt mich herein der fromme Christ, Soll fragen, ob fromme Kinder sind. Hab gehört, sie sind nicht fromm, Reiten auf dem Tisch herum. Die Bücher, die zerreißen sie Und nichts als Bosheit treiben sie. Petrus, Petrus, komm herein. „Petrus, Petrus werde ich genannt Petrus erscheint. Die Schlüssel trage ich in der rechten Hand Und schließ den Himmel auf und zu Christkind peitsche, peitsche zu (gibt ihm die Rute) Beitsche nicht so geschwind. Verschone doch das kleine Kind Verschone dort das junge Blut Das die Eltern nicht kränken tut. (steckt nun die Rute Nicolaus in den Sack. Das Christkind Petrus singt nun welter): Draußen steht ein goldener Wagen, Er ist geziert mit schönen Gaben, Er ist geziert mit Aepfel und Nüß, Herein schickt uns der Heilige Christl. Christkind teile deine Gaben aus, Damit wir kommen in ein ander Haus. 431 31 Weihnachten. Wo gibt es in der Menschheit ein Fest, das mit stärkerem Zauber das Gemüt umdponnen, wo eine Feier, die so tief in das häusliche Wesen eingriff und so innig unser ganzes Familienleben durchdrän- ge, wie das Weihnachtsfest. „Stille Nacht, heilige Nacht“, sie ist Sie schönste Blume aus dem Festkranze, der dik gleichförmige Ohe des Alltags umgibt. Schon Tage von dem Feste wird in Haus und Hof gescheuert, das Chrifibrot gebacken, Geschenke für den Weihnachtstisch besorgt, das Krippel aufgestellt und mit grünem Walldmoos bedeckt. Irgend in einem Verstecke wartet das Christhäumchen des Schmuckes, um die Kleinen am heiligen Abend zu überraschen. Wer freute sich nicht mit an den glückstrahlenden Augen der Kinder im Lichtenglanze des Weihnachtsbaumes. Dik ersten Christen hielten es für eine heidnische Sitte, dem Ge- Furtstage eine Bedeutung beizulegen. Das erste Erinnerungsfest an die Geburt Sefu wurde in Rom im bierten Jahrhundert gefelert. Bischof Liborius von Rom, der dsie Feier veranstaltete, mochte er- kannt haben, daß den gegen Endse Dezember stattfindenden heidnischen Thisten auch ein chriftliches entgegen gestellt werden mußte. So ver- schmolz die germanische Wintersonnenwende, die Fulfeier, allmählich mit dem Chrifssenfeste. Der Christbaum wurde bei uns erst im 18. Jahrhundert heimisch, doch berichten Schlettstädter Urkunden aus den Jahren 1521, 1546 und 1555 schon von einem Verbote, Weihnachts- bäume zu schlagen. Eine reiche Fülle von Bräuchen werden am Weihmachthabende gepflegt, meist Fragen an die Vorsehung durch Orakel beinhaltend, wie das Bleigießen, aus dessen Figuren man das Geschikk zu entziffern versucht, das Pantoffelwerfen, wobei mit dem rechten Fuße ein Pan- toffel über die Schulter geworfen wind. Die Richtung der Vorder- seite zeigt die Gegend an, aus der die Auserwählte oder der Freier im folgenden Jahre kommen wird. So gibt man auch unter drei umge- stürzte Kaffeeschalen eine Brotkrume, lein Geldstück und einem Streifen Leinwand, wechselt die Gefäße mehreremalle und dabei die Unterlagen und läßt schließlich die Teilnehmen ziehen, umr zu sehen, was Sie Zukunft bringen wird. In die Chriftmette nahmen die Alten- die blühenden Varbarazweige mit, um gegen die Hexe geseit zu sein. Bedeutungsvoll ist nicht minder der Sillvesterabend für die Er- gründung des Schicksales, besonders für junge Mädchen, er ist für die Weissagung die günstigste Zeit. Sie legten mancherorts einen Apfel unter das Dopfkissen, bissen um Mitternacht in denselben und sahen dann im Traume den künftigen Geliehten. Dasselbe soll geschehen, wenn sich ein Mädchen vierblätterigen Klee unter das Kopfkissen legt. Noch heile ist es bei uns der Brauch, wenn die Glocken zum „Juhrbschluß" läuten, und Sie Obsthäume Strohseile zu winden, um eine gute Ernte zu haben, 482 Mit dem heiligen Abend beginnt die geheimnisvolle Zeitt der 12 Nächte, die mit dem 6. Sänner ihren Abschluß findet. Jeder Traum in diesen Tagen geht nach einer uralten Weissagung in Er- füllung. Wer in dieser Zeit geboren wird, ist hellsehend und dem Bauer sind die Zwölfnächte maßgebend für das Wetter der kommen- den zwölf Monate, es gleicht jenem in der Zeit vom 24. Dezember bis zum Dveikönigstage. In Haus, Hof und Feld. Der Landmann isll mit der Natur innig verbunden, zu ihm sprechen die Tiere, reden die Bäume. Der Goldammer pjeift im Winter: „Mit! Mitl“, im Sommer- 111 3 ös s drötte Dienst!, im Frühlinge: „s ös no frühl“ Der Star- singt bei seiner Ankunft: „Sieh oak, tusrscht a hößl lang'1 Im Herbst ruft die Gans zum Rupfen: „Sattl Satt! Agatt! Ugatt1. Hat die Henne ein Ei gelegt, dann legt der Volksmund ihr Gackern so aus: Adbokaat! Advokaat! Die Kinder singen: „Goak goakgoak Naft, ich bien a Hühnl gwast, ich hua a Je gljet on hua au eis vrstriet." Der Krähe rufen sie nach: „Kroh, Kroh, 3 Nast brennt, hallerlichterluhml Der Schneekönig wittsert im Herbste das Kommer. des Schnees. Er hält sich dann um die Häuser auf und läßt seine Stimme er- schallen: „Feuer Reischl Feuer Reischl Tieh Rumpn uj, lie Rumpn uf, wie mei Bein, wie mei Beinl“ Die Wachtel, die leider aus dem oberlen Wittigtale schon seit Jahren verschwunden ist, sang im Abend- scheine durch die Sommernacht: „Puttberwuttl Puttherwuttl Böst mr gutt? Böst mr gutt2“ Beim Hausbau ist es der Brauch, nach dem Aufstellen des „Gesperres“ den Arbeitern die „Hibermolst“ zu geben. An die Giebelenden werden kleine Tannen angebracht und vom Bauherrn für jeden Arbeiter ein färbiges Tüchel gebunden. Dom Wetter. Vom Winde heißt es: „Ve Tags gieht ha on zobn siel" Da über die Nacht gewöhnlich der Sturm an Gewalt zunimmt. „Mir warn s Brut ufassn, drmit schie Water wordl“ sagen die Knechte wenn es draußten wetiert, damit sie sich auch im Ruhen nützlich erweisen können. "30 Lichtmaß sahich a Wolf lieber kumm'n, wie d Sonn"1 war ein Ausspruch der Vorfahren ebenso: „3o Lichtmaß reßt dr Bar- d Hött eil' Wenn die Sterne heller erstrahlen, so sagt man, daß bald anderes Wetter kommt, oder wenn die Mücken stechen, die Frösche quacken. die Schwalben nedrig fliegen und die Steine schwitzen. 483 „30 Peter on Baul hält dr Ruckuc 3 Maul1" „Vill Pölz, vill Schnie“. "30 Maria Gbort nahm d Schwoalbn 3 Vasperbrut mit fo So tief am Karfreitag der Regen in die Erde dringt, so tief geht im Sommer die Dürre. Ist viel Heu, kommt das Jahr noch ein Hochwasser. Wenn die Heide stark blüht, sagt man, kommt ein strenger Winter. Wenn die Gänse schnattern, wird bald der Wind kommen. So ist's recht für meine Knecht, sagte jenter Bauer, als vor- Kälte die Nägel auf den Dächern krachten, wenn sie sich nicht rühten, dann müssen sie erfrieren. Überglaube. In das ganze Tun und Treiben des Volkes, in seine geheimsten Dinge spielt der Ablerglaube. Aus dem Urgrunde der Volksseele greifen tausend rätselhafte Dinge aus einer längst entschwundenen Zeit in die Gegenwart. Er sproßt so üppig in das Licht unserer Tage, daß es nicht möglich ist, in engem Rahmen seine wundenlichen Blüten darzustellen. Bagen. Bage von der Entstehung des Ortes. Vor mehr als 600 Jahren war es. Rauhes Waldlaub beherrschie das obere Wütigtal, durch welches nur wenig betretene Pfahe führten, die Bären und Wölfe unsicher machten. Damals lebte in Mildeneichen ein armer Siebmacher, ein sehr frommer Mann, der seine gefertigte Ware meist nach der nahen Lausitz brachtk. Seit einiger Zeit hatte sich aber tiefer Gram seiner bemächtigt, denn sein Weib und sein neugehorenes Kind waren krank und alle ärztliche Hilie vergebens. Einst war er im Walde, wo er sich das nötigge Holz suchte, eingeschlafen. Er hatte einen schönen Traun Ihm träumte, der Lindenbaum, unter welchem ser richte, sei von himmlischem Glanze umgeben und holde Engel weilten auf den Zweigen. Einer dieser Engel sprach zu ihm: „Siehe an diesem Orte, wo du schläfst, weilet Gottes Gnade. Darum gehe nacht Hause und zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria, deren Fess morgen gefeiert wird, kaufe ein Bilh und befestige es an diesem Baume zu einem Altar, daß jeher, welcher da vorübergeht, der da weilenden Gottesgnade teilhaftig werde. Wenn du dieses ausgeführt haben wirst, so bringe zuerst dem krankes Weib und Kind hierher und sie werden gesund diesen Ort wieder verlassen. Durch diesen Traum wundersam gestärkt, erwachte er zu neuer Tatkraft und eilte nach Hause, um seinem kranken Weibe diesen himmlischen Traum zu erzählen. Er hielt die gehabte Erscheinung für 484 wirkliche, für eine himmliiche und im Vertrauen zu Gott und Maria beschloß er schom am andern Tage, der ein Marientag war, nach Zittau zu gehen und das marianische Bild zu holen. Nach andächtig verrichtetem Gottesdiknste machte er sich nun auf den Weg nach Zittau zu einem ihm als einen eifrigen Verehrer Mariens bekannten Bildhauer, dem er ebenfalls seine Erscheinung und den Zweck seines Kommens mitteilte. Der Bildhaner zeigte ihm ein schönes, gelungenes Marienbild, das den armen Mann ganz entzückte. Aber er befaß nur sieben Pfennige, wie sollte er dafür das teuere Bild kaufen? Doch auch hier wurde Rat. Der Bildhauer über- ließ es ihm für die paar Pfennige. Der Mann trug nun das Bild zu der Linde und befestigte es gleich einem Altare. Unter diesem war er nun der erste, den auf seine Knie niedersank und Gott und Maria die Ehre darbrachte. Dann holte er auch sein Weib und Kind herbei — und die Kranken kehrten gesund in ihre Behausung zurück. Die Kunde von dem Wunder verbreitete sich schnell und bald mußte eine Kapelle errichtet werden, da sich die Zahl der Andächtigen von Tag zu Tag erhöhten Bald bewies sich auch diese Kaspelle zu kleim und so ließ denn der da- malige Besitzter der Herrschaft Friedland, Bernhard von Biberstein (2) ein schönes Kirchlein im gotischen Stile erbauen, von dem ein Teil noch heute an der jetzigen Kirche zu sehen ist. Nach einer an der Decke dieses Kirchleins gefundenen Jahreszahl ist es im Jahre 1211 (2) erbaut worden. Bald siedelten sich Leute an um die Stätte. Der Ort hob sich mit der Zahl der Wallfahrer immer mehr und mehr. Der Volksmund erzählt sich noch von einem anderen Ursprunge des Ortes. Am Fuße des Nußsteines bejand sich einst ein Waldflecken, der „Hain“ genannt wurde. Damit soll der „Huain auf der Schwar- zen Erde gemeint ssein, der sich um 1600 bis zur Bildbucht erstreckte. Heidnische Hohlenbrenner sollen sich hier als enste Anfiedler nicher- gelassen haben, deren Behausungen die Anfänge des nachmaligen „Hain-Dorf“ waren und an die die Hainskinche in der Schwarzbach- schlucht noch erinnere. Der Schatz in der Hainskirche. In der Nähe des Schwarzbachfalles befindet sich ein eigen- tümliches Felsgebilde in der Form eines großen Gebäudes, das noch bis heute die „Hainskirche“ benannt wird. Den blangrauen Granit umgibt ringförmig ein handhoher ockergelber Gürttel, dessen Mittel- punkt gediegenes Gold sein soll. Heben kann den Schatz aber nur der Glückliche, welcher an einem Karfreitage während des vormittägigen Gettesdienftes (von manchen auch in die Mitternachtsstunde verlegt) den Eingang geöffnet findet. 485 Die Sage berichtet nun von einer armen Frau, die nachts mit ihrem Kinde am Arm, den Schatz zu heben ausgegangen. Nach der Zauberformel durfte sie sich auf dem Hinwege weder umwenden, noch durfte sie sprechen. Das arme Weib hatt allem wiherstanden, mochte der Uhu nach so gräulich schreien hinter ihr, mochten noch so grauen- erregende Tiere und Spukgestallen um sie her ihr Unwesen treiben. Sie kam glücklich beim Felsen an. — Die Kirchenuhr schlug zwölf im Tale unten; ein Blitzstrahhl und ein Donner folgte: das Pelsentor stand offen. Hastig, mit klopfendem Herzen betrat das Weib mit ihrem Kinde den Raum, wo sie im Anblicke der vielen Koftbarkeitten, die hier aufgehäuft waren, wie gekannt am Eingange stehen blie. Vor den Schäßzen saßzen zwei Geister: der seine sprach: „Raffl“, der andere: „Raff nicht1“— Das Weib setzte nun eilig ihr Kind beiseite, gab demselben einen goldenen Apfel zum spielen, während dessen sie sich Taschen und Schürzke mit Gold und Edelsteinen füllte. In ihrer ver- blendeten Habzier bergaß sie das Kind mit hinauszunehmen. Hinter ihr schloß sich der Felsen. Zu spät kam die Reue. Ruhelos irrte das Weib nun jammernd umher. Ein Jahr darauf, zur selben Stunde, stand das jetzt vor Gram gebeugte Weib beim Felfen, des Einlasses harrend. Auch dies- mal öffnete sich der Felsen wieder Mit einem Aufschwei der Freude stürzte sie hinein, denn dort noch am selben Flecke saß ihr geliebtes Kind mit dem goldenen Apfel spielend, wo sie es einsst hingesetzt hatte. Mit Tränen in den Augen preßte sie es ans Herz. Sie sah die blinkenden, gleißenden Schätze nicht, sie sah nur ihr Kind, mit dem sie nun eiligst ihre Schritte heimwärts lenkte. Seit der Zeit halben es noch viele versucht, den Schatz zu heben. So heßßt es, seien einmal drei Männer zur bestimmten Zeit nach dem Schatze ausgegangen. Als sie nun im finstern Walde lautlos nebeneinander fürbaß schrittlen, da pfauchte und zischte es mit einem Male i den alten Tannen und Aeste fielen knarrend und krachend zur Erde. Da schwie einer erschrocken auf. Er mußte umkehren. Die anderen Zwei gingen weiter. Plötzlich erhob sich aus dem morschenden Giehölze vor ihnen ein dreiköpfiger Drache, der klirrend über den Weg krach, als wäre er mit vielen schweren Retten behangen. Gisfet. lief es den Männern über den Rücken und angstvoll drehte sich der eine um. Er mußte gleich dem ersten unverrichteter Sache helin- nitt n kehren. Der Letzte nur schrill tühn voran, aber im tiefsten Dunkel des Fährenwaldes wurde auch ihm gar kläglich zu Mute. Allerhand leuchtend Ungetier kroch um ihn her und eine kalte Hanß legte sich plötzlich an seinen Nacken. Entsetzt drehte er sich um — es war ein triefender Baumast, der seinen Nacken streifte. Nun muße auch er den Rückweg antreten. Aber Spott haben alle drei, wegen dieser Sache bia an ihr Lebensenße erleiden müssen. 486 Die Buschweiber. Die Buschweiber hauften einst in unseren Bergen und brachten Glück und Unglück. Belohnten den Guten und bestraften den Bösen. Ginft faßen zwei Mädchen im Walde und spannen. Da kam das alte an Buschweib Runkel und füllte dem einen Mädchen die Schürze voll sm Laub. Als die Alte fort war, sprach das Mädchen: „Was soll mir die Streu?1“ und warf sie tkg. Doch als sie nach Hause kam, sah sie noch ein Blatt, welches sich zwischen ihr Schürzenbandl ge- schoßen, es warpures Gold. Sie eilte zurück in den Wald, zu her- Stelle wo sie das Baus hatte falllen lassen, doch der Wind hatte es vertrieben. Als die zwei Mädchen wieder einmal im Walde saßzen, kamen die Buschweiber an ihnen vorüber gezogen und sängen: „Wir kommen nicht mehr in das Land, Bis es wird ssin in Fürfllens Hand. Man hat sie nie mehr gesehen. Heute noch sagen die alten Leuse, wenn der Nebkel aus den Schluchten steigt: die Buschweiber jeuern „Zum Schachtelmacher am Hegebach kamen regelmäßig in den Herbstnachten drei Buschtokzübel und wärmteln sich am Backofen, zum Danke dafür, daß sie die Schachtelmacherleute ungeschoren sitzen ließen, hatten sie alle Herbste das Winerholz hinterm Hause liegen. Gimmal saßen sie wieder am alten Fleck und richteten sich die langen nassen Haarsträhnke und bewegten die langen grünschillernden Füße dazul. In der Stube aben tanzte die Dorfjugend zu einer sppielendlen Wanduhr. Da stürzte ein übermütiger Bürsche auf eines der Busch- weibel zu, erfaßte es um die Lenden und wirbelte mit der Wider- strebenden um dile Stube. Dik Buschweibel verschwanden noch zu selbiger Frist und sind nie mehr wiedergekommen. Den Burschen aber fand man am anderen Tage am Waldrande ohne Kopf. Leute, die um Mitternacht später dort vorüber mußten, sahen seinen Geist, den Kopf unterm Arme. Frimters Poanisch. Vor vielen Jahren soll auf dem sogenannten Wohlschen Kamme ein höser Drache gehauft haben, der unermeßliche Schätze bewachte. In den Vollmondnächten trug der Drache öfters Teile diieses Schatzes ins Tal und versenkte sie. Bläuliche Flämmchen entstiegen diesen Stellen, an denen der Schatz vergraben lag. Da soll nun auch einmal der Drache nachts mit einer Bräupfanne voll Gold bis zu „Frimters Brantsch" Cumpfiger Wiesengrund auf der Liebwerdaer Anhöhel gekommen sein und dieselbe dort verstenkt haben, wo sie heute noch der Hebung harrt. Der große Reuchter. Einmal gingen in einer stockfinfteren Nacht zwei Männer von Haindorf nach Weißbach. Die Wege waren damals noch schlecht und 487 ungangbar und so kanten sie nur langsam vorwärts. Bald fiel der Eine über eine Felskuppe, die aus dem Hohlwege lugte, bald der Andere über eine Würzel, die knollenartig hervorstand. Da sprach einer der Männer: „Wir wollen den großem Leuchter rujen, damit wir den Weg besser finden“. Und so geschah es. Es furrte und sanste plötzlich aus dem Boden eine Lichtsäule, die sich wie eine feurige Schlange aufbäumte und den beiden erschrockenen Männern voraus hüpfte, bis sie zu Hause angelangt. Als der Großbauer von Weißbach eines Abends spät mit seinem Gefährte auf dem holprigen Wege durch Haindorf kam, brach ihm unteit der heutigen neuen Fabrik der Firma Fritsch d Co. etwas am Wagen. Gs war eine große Finsternis. In seiner Not rief den Mann Ien großen Leuchter. Im Nu war er da. Als der Schaden geheilt war, zog der Großbauer seinen Quastenhut und sagte: „Do hua oak billmo an Bzuahsch Gotl“ Die Flammke erlosch und aus der Finsternis hörte er den freudigen Ausruf: „Gott sei Dank! Nun- bin ich erlöstl: Der Nachtjäger. Leute, die nächtlicher Weile durch den Wald gehen, hören hin und wieher ein schauriges Getön, wie ferner Sturm und vielstimmiges Hundegebell. Sie beeilen ihre Schritte und angsterfüllt bekreuzen sie sich: „Der Nachtjäger kommtl“, hleißt es. So erzählen die alten Haindorfer, daß er gewöhnlich nachts von der Bilsbuche am Kälberberge hinaus nach Weißbach gezogen sei. Er- war wie ein Jäger gekleidet, hatte eine Feldflasche umhängen, einen Schlapphut und in der Hand einen Krummstab, wil ihn die Hirten trugen. Hinter ihm her kam eine große Meute Hunde, voran große, dann immer kleinere, die einen fürchterlichen Cärm verursachten. Nach fielen. 3 Wochen kam er wieder zurück. Leute, die ihm begegneten, auss Gksicht, bis er vorüber war. Manchmal reichte der Nachtjäger den Leuten ein Stück Fleisch zum Fenster hinein, das sie ihm mit den Worten: „Hofts wieder, 3 os ne gsalznl“ zurückgaben. Der Heidenbann. (Heidnbuan.) Ginft gingen zwei arme Holzmacherskinder — wir wollen sie Franzl und Toni nennen — um Klaubholz in dem Wald. Ihr Grof- mütterchen war gestorben und darum waren die beiden Kleinen gar traurig gestimmt. Sie erzählten sich, wie lieb und gut sie war. Sie dachten an die Sonigschnitten, an die tausend Märlein, die Groß- mütterchen zu erzählen wußte. Sie dachten an die Beschützerin, zu der sie fliehen konnten, wenn des Vaters harte Strafe drohte. So waren sie tief in den dunklen Wald hineingeraten, an der Nußstein- lehne auf und ab geklommen und hatten sich an den rauhkantigen Felswänden die kleinen Händchen und Füßchen blutig gerisseni 488 So standen sie nun an einem jähen, tiejen Abgrünße, konnten weder vor- noch rückwärts und weinten darob gar bitterlich. Angsi- erfüllt kauerten sie eng beisammen auf einem schmalen, bemoosten Felbrücken. Nach einen Weile sprach Franzl zur Toni- „Toni, wir wollen die Großmutter rufen im Himmel oben, da- mit sie uns hülft Und beihe fingen nun an inbrünftig zu beten: „Ach liebes, gutes Großmütterchen, komme herab und hilf uns aus unserer bedrängten Tage und nimm uns mit zu Dir, wo wir es so gut hattenl“ Und wieder fingen sie zu weinen an, noch bitterlicher als zuvor. Da kroch aus der Felsenspalte ein alter brauner Bär. Dieser wehelte mit dem Schweife und sprach: „Fürchtet nichts, ihr lieben Kleinen und setzt euch auf meinen Rücken, ihr könnt zu eurer Großmutter reiten.“ Mit Bangen und Zagen krochen beide auf den zottigen Velz des Tieres und abwärts ging es in die rabenschwarze Tiefe der Berg- spalte. Franzl und Toni drückten die müden Aeuglein zu und schliefen. Als sie erwachten lagen sie unter einem herrlichen schaftigen Baume, dessen Früchte bis zur Erde herabhingen, inmitten eines schönen Rofengartens. Daneben lag die Haut des Pären. In der Nähe des Baumes stand eine lange goldene Halle mit einem gläsernen Dache. Sie gingen auf dieselbe zu. Am Eingang stand ein alter Ritttersmann, der sprach- „Merkt auf ihr Kinder, ich war der Bär, der euch hierherge- bracht. Und näher kommend sprach er leise: „Ich bin der Herzog Gundermann, Verschlossen hier im Heidenbann, Und meine Seele löft ein Kind, Drum suchet dort, ob ihr sie sind.“ Dabei zeigte er auf die Halle. Als die Kinder num an den Eingang pochten, tat sich die Türe auf und ein mächtig großer Mann mit langem, wallendem Varte gewährte ihnen Einlaß. „Wir wollen zu unserer Großmutter," spprach Toni. Der Mann führte sie in einen langen Saal, wo lauter steinerne Töpfe mit eisernen Deckeln standen. Darinnen jammerte und wimmerte es zum Herz- zerreißen. Die Kleinen fingen vor Amgst an zu weinsen. Da sprach der feltsame Mann: „Hier unter diesen Töpfen ist auch das Seelen- gefäß euerer Grofmutter, wenn ihr dassselbe herausfindet, eh der Tag dreimal oben auf der Erde sich gewendet, so habet ihr euere Groß- mutter erlöset. Die Kinder gingen nun von Topf zu Topf und riefen nach dem Grofmütterchen. Da standen aber tausende Töpfe und keiner wollte der richtige sein. Erst am dritten Tag,- Toni und Franzl waren schon recht niedergeschlagen und traurig,- kamen sie. in einen dunklen Winkel der Halle. Hier stand ein steinern Krüglein, 489 aus dem des Großmütterchens Stimme erkönte. „Ach liebe Kinder, erlöset meine arme Seelel“ klagte sie. Mit vereinten Kräften hoben sie nun den schweren Deckel beiseitte. Die Seele der Grofzmutter schwamm in einem magischen Lichte himmeltwärts und die Kleinen waren außer sich vor Freude. Da sprach daneben aus einer schwarzen Rugel eine tiefe Männerstimme:;Geht nicht an mir vorkkei, ich bin die Seele des großen Gundermann. Hebet auch meinen Deckel und ich will euch reich belohnen!“ Mit vieler Mühke hoben sie nun auch diesen in die Höhg. Eine bläuliche Wolke zeigtle, sich und aus her- selben stieg ein schöner Rittersmann mit goldenem Kleide. Er nahm die Kinder bei der Hand, Srehte an seinem Schwerte und nun standen alle drei wieder oben an der Blergspalte. Der seltsame Mann führte die Kleinen auf sicherem Pfade bergab und belohnte sie königlich. Alte Holzmacher, die nachts an dieser Schlucht vorbeigingen, wollten bistweilen das Sammern der Seelen im Heidenbann gehört haben. Die Walpurgisnacht. („Woalproubt“, wie der Volksmund hierorts sagt.) Im obteren Wittigtale lebte einst ein frommer Bauer, dessen Weib allemal in der Walpugisnacht heimlich das Haus verließ und am Morgen erst wieder heimkehrte. Der Bauer fragte einst sein Weib, wo sie denn immer zu dieser Zeit hingehe. Sie sprach: „Seh In der nächsstlen Wal- nur mit mir und du wirft es selbst sehenl“ purgisnacht ging der Mann mit seinem Weibe. Sie stieg mit ihm auf das Dach. Dort standen beim Kamin zwei Ziegenböcke, auf den einen mußte sich der Mann setzen, auf den anderen stieg sein Weib. Im rafenden Fluge ging es nun durch die Luft. Der Bauer wußte nicht wie ihm geschah, er stand plötzlich mit seinem Weibe auf einem herrlichen Fleck Eude. Hier gab es nichts als Luftbarkeit und Wonne ohne Ende. Er hatte kaum gedacht und das herrliche Bild war ver- schwunden. Mutterspelenallein stand er nun in einer greulichen Wüste. kein Strauch, kein Baum, weder Haus noch Mensch so weit sein Auge reichte, war zu sehen und manchen Tag — so geht die Sage — sei der Bauer nun gelaufen, ehe er zu seinem Hause wieder kam. Als er die Stube Ektrat, stand sein Weib beim Butterfasse und lachte. Ihm aber erfaßte eine grenzenlose Wut, ab dieses ruchlosen Weibes. Er ließ von seinen Knechten draußen am Waldrande einen Scheiterhaufen errichtten, setzte sein Weib darauf, und verbrannte es. In Walpurgisnächten sahen aber noch lange die Leute die Bäuerin auf einem Ziegenbocke über die Felder reiten. Zum Schutze wider- die Here legt man an diesem Abende heute noch frische Rasen vor die Türen der Ställe und Häuser. Der Spuk am Kirchberge. Vor vielen, vielen Jahren, als an Stelle der heutigten großen Kirche in Häindorf noch die alte Dapelle stand, zur Zeit, wo die 490 Religionsstreitigkeiten ihren Anfang nahmen, soll hier ein Briester gelebt haben, der es mit seinem Seelenamte nicht ernsh genommen. Sieben Jahre — so heißt es — soll dieser Mönch vor dem Mekopfer sein Frühstück zu sich genommen und ein gottloses Leben geführt haben. Seine schwarze Seele konnte darum keine Ruhe finden und trieb als schauerliche Spukgestalt ihr Unwesen am bewaldeten Kirch- berge. Den Geist konnte nur ein Mensch, der an Leib und Sele rein, bannen und so kam ein junger Kaplan aus Raspeneau, der sich zu dieser Beschwörung erbötig gezeigt. Derselbe ließ den Scharfrichter aus Görlitz kommen und mit diesem übermannte er den Geist. In einem Sack gesteckt, nahm ihn nun der Scharfrichter auf den Rücken und hinten nach folgte der junge Kaplan, in der Rechten einen hand- festen Knüttel. So ging es hinauf auf die Berge, dem Tschiehanel- teche zu, wo den höse Geist versenkt werden sollte. Auf dem Wege dahin trieb der eingesackte Unhold allerhand lose Spässe. Bald zog er den Scharfrichten am Varte, bald an den Ohren und der Knüttel des Kaplanes saufte nieder auf den Sack bis sich der Geist wieder ge- legt. Bald wurde der Sack aber so schwer und drückend, daß der riesenstarke Scharfrichter nicht mehr im Stande war, weiter zu kom- men und nun fielen sie beide über den Sack her und schlugen darauf los, daß die Funken stoben. Das half. — Als der Geist in den Teich versenkt worden war, erhob sich über dem Wasser eine weiße Laube und ein Sturm und Unwetter ging los, als wären alle Teufel aus der Hölle gefahren. Der Tschiehanelteich. Der Tschiehanelteich hat keinen Grund und soll unterirhisch mit fernen großen Gewässern in Verbindung stehen. Ein Holzmacher habe einst einen Bohrer hineingeworfen, der erst in Sorau wieder heraus- kommen sei. Einmal aber wird der Teich die Erdkruste bersten und das ganze Land wieder unter Wasser setzen, wie es einst war. Die großen Felfen werden ins Tall stürzen und der Nußstein wird Fort stehen, wo heute der Friedländer Markt sich befindet. Nach dem Glauben der alten Ortsinfassen fand der Geist ver- storkener Bösetichte keine Ruhe. Er kam immer wieher und strich nächtlicher weile wieder um die Stätten seinen Untaten. Um von ihnem Ruhe zu haben, wurden diese Geister von einem alten Scharfnichter in den Tschiehanelteich verkannt. Später habe ein Geistlicher diesen Bann für immer gelöst. Gs war einst ein sehr trockener Sommer. Die Bäche waren zu Rinnsalen geworden, der Brettschneider am Schwarzbach wollte auf seine Mühle Wasser um „jeden Preis“ leiten und gung daher heimlich zum Tschiehanelleich, um ihn abzulassen. Als er an zu graben fing, erschien ein graues Männchen und sprach: „Caß ab davon, es wird dir noch einmal von hier aus zu viel Wasser über den Kopf kommen!“ 481 Der böse Inspektor Platz. Christian Karl Ritter von Platz und Ehrental, Herr auf Stschi- wan und Müschtiotes, war durch dieißig Jahre Inspektor der gräfl. Gallas'schen Herrschaften und soll ein Thrann seiner Untergebenen gewesen sein. Derselbe muß nun bis zum jüngssen Tage — wie uns die Sage berichtet — für seine Qreueltatem am Hemmrichterge Steine sägen und wehe dem Wanderer, den sein Arm erreicht. Die Bage vom Trauersteg. Unter die protestantischen Adelsfamilien, welche nach der Schlacht am Weißen Berge bei Brag (8 November 1620) geächtet und ihrer Güter für verlüstig erklärt wurden, gehört auch das hoch- ansehnliche Geschlecht der Freiherrn von Redern, der Besitzer der Herrschaften Reichenberg, Friedland und Seidenberg. Der streng lutherische Christoph von Redern, ein eifriger Parteigänger des böhmischen Winterkönigs Friedrich von der Pfalz, hatte mit Ein- willigung seiner Mutter, der Freifrau Katharina vom Redern, auf seinen Herrschaften Söldner geworben, und dieselben dem Könige zu Hilfe zu führen. Die für die protestantischen Stände unglückliche Weißenberger Schlacht hatte zur Folge, daß alle Ritter und Herren welche die Waffen gegen den Kaiser ergriffen hatten, des Hochverrats beschuldigt und als Rebellen behandelt wurden. Auch das Geschlecht der Frei- Herrn von Redern, dessen nächste Verwandten wie Joachim Andreas Graf von Schlick, unter die Rädelsführer des Aufstandes gezählt wurden, ward vom Zorne des siegreichen Kaisers eveilt. Zwar hatte der junge Freiherr der Aufforderung des kaiserlichen Statthalters Fürsten Karl Lichtenstein Folge geleistet und seine Truppen entlassen, aber der Aufforderung, dem Herrscher die Huldigung darzubringen und sich persönlich über sein feindseliges Verhalten in Brag zu recht- fertigen, war er nicht nachgekommen; deshalb traf auch ihn das kaiserliche Edikt vom 14. Juli 1622, das alle wiherspenstligen Stände für Majestätsverbrecher, sowie des Leibes und Lehens, der Ehre und Güter für verlustig erklärte. Vogelfrei und geächtet mußte. er heimlich mit seiner betagten Mutter ins Ausland fliehen, wo er auch, unbekannt wanm und in welchem Lande, gestorben ist. Seine Güter wurden konfisziert und kamen, wie die Geschichte meldet, bald darauf in die Hände des berühmten Albrecht von Wallenstein, des rzogs von Fredland. So meldet uns die Sage. Die Auskunft des Historikers lautet jedoch anders Christoph von Redern ist allein enttichen. Ob er gerade diesen Pfadbenütt hat, wer kanm das feststellen. Wahrscheinlicher klingt die Angabe, daß der Trauersteig ein Schleichwweg der des Glaubens halber vertrisehenen Talbewohner war, die die alte Heimat ab und zu nächtlicher weile besucht haben sollen. 492 Das geheimnisvolle Hühnchen. Ein Knabe in Weisbach fand einst am Wege ein kleines schwar- des Hühnchen, das ganz klebrig war und trug es nachhause. Seinen Vater kam das Tür unheimlich vor und gebot seinem Kinde, es wieder dahin zu schaffen, wo er es gefunden habe. Da der Junge den weiten Weg nicht mehr zurück gehen wollte, setzte er es unterwegs ab. Als er heim kam, saß das schwarzt Hührchen wieder am Backofen. Nun trug eil es bis auf die Stelle wo ex es gefunden hatte. Seine Erftau- nen war nicht klein, als erks abermals daheim am alten Fleck antraf. Die Leute behielten es nun. Eines Tages sprach jemand in der Familie den Wunsch aus: „Wenn wir nur Weizen hättenl" Sofort gab das Hühnchen eine ganze Menge von sich. Sie wünschten sich Hafer, Korn, und erhielten es alsogleich von ihm. Als aber die Leute das Getreide genossen, ging mit ihnen eine höse Wandlung vor, so- daß sie alle Leute im Orte mieden. Sie seien vom Teufel besessen, hieß es. Der Selberg. Es war harte Winterszeit, im Tale herrschte Not und Krankheit als zwei arme Holzmacher übers Gebirge gingeem, um im Reichenber- gischen zu Betteln. Am Haindorfberge gewahrten sie im Schnee die frischen Spuren eines bloßen Kinderfußes, der die Richtung gegen Haindorf zu genommen hatte. Die Männen bekreuzten sich und fehrten wieder um. Von dem Tage am nahm alles Glend ein Ende. Woher die Mode kam, erzählte die alte Botenfrau vom Aehn. Nach ihr habe unter der Pelzbrücke der Teufel gesessen und sei so lange von den Buschweibern mit Nadeln gestochen worden, bis er sie von sich gab. Der Einsiedler am Miederbauerberge. Ein Holzmacher berirrte sich vor Zeiten im Walde, da hoher Schnee Pjad und Wald bedseckte. Nach langem Hin- und Her kam er ganz erschöpft und halb erfrorem zu dem alten Einfiedler am Nieder- bauersberge, der ihn mit in seine Hütte nahm. Dort fing er an in seine erstarrten Hände den warmen Atem zu blasen. „Warum blaft ihr in die Hände? frug der wißharige Gottesmann. „Weil mich friertl' antwortete Sener. Der Einsiedler kochte eine Suppe und trug sie dem Erschöpften auf. Heißer Dampf stieg von ihr emspor ins Ge- bälke der Klaufe. Gierig führte der Holzmacher den Töffel zum Munde und bließ mit vollen Backen darauf. Ablermals stellte der Weißhart die Frage, warum er blafe. „Weil die Suppe zu heiß istl“ versetzte der Gast. Da fuhr der Einfiedler entrüstet auf und schrie ihn an: „Macht, daß ihr von hinnen kommt. Für Leute, die aus einem Boche kalt und warm blasen, ist hier kein Bleibens1“ 493 Der Grosch. Beim Baue eines Hauses hatte eim Haindorfer einen Frosch mit eingemauert, worauf eine solche Dürre eintrat, wie sie noch nik- mand erlebt hatte. Als die Ursache im Orte bekannt wurde, scharten sich die Leute zusammen und rihten nicht ehen, als bis der Frosch wieder befreit war. Noch am selben Abend trat Regenwetter ein. Bei einer Erbteilung betrog ein Bruder den anderen. Als er starb, verwandlelte sich seine Seele in einen Frosch, der alle Abend im Hause des Betrogenen amn Fenster erschien. Ungezählte Male wurde er hinaus getragen, ins Wasser geworsen, er kam aber immer wieder- An einem Allerseelenabende war es, die Leute hatten für ihre Ver- storbenen am Backofen einige Herzen entzunden, da drang aus dem Kellerloche unter der Stube eine wimmernde Stimme: „Ach, noch zwanzig Jahrl“ Beim Batermenlichte erkannte man dem Frosch, den man von nun an in Ruhe verweilen ließ. Das Schleppmädel. Eine Magd bei einem Bauer in Liebwerda wollte einst ihre Lade in der Kammer aufschließen, doch paßtie der Schlüssel nicht mehr. Sie bließ num ins Schlüsselloch, in demselben Augenblicke war es ihr, als sei eine Fliege heraus gekommen und ihr in den Mund geflogen. Seit dieser Zeit zog es sie nachts zum Wasser. Die stärksten Männer waren nicht imstande sie davon abzuhalten. Man band sie mit Stricken und Ketten an, doch vergebens. Die drei Reiter. In Weißbach beim Hause Nr. 212, befindet sich zwischen zwei Linden ein Stein mit der Muttergottesstatue, eiwa dreihundert Schritte davon eentfernt befindet sich im freiem Felde eine gleiche Kapelle. Die Sage berichtet nun, daß hier einst zu bestimmten Zeiten nächtlicher Weile drei Reiter erschienen seien, die in der Fischbach nach Mitternacht allemal wieder verschwanden. Seit mam diese Sühnebilder errichtet habe, seien sie ausgeblieben. Der Matterkönig. trägt eine Krone aus purem Golde. Wer ein geweihtes Tüchlein sein eigen nennt, der lege es im Walde an das Ufer eines Baches Sohald ier eerscheint, um ein Bad zu nehmen, wird er sein Jutel dem Tüchlein anvertraukn. Doch erfordet es viel Gewandheit den Schatz alsdann zu rauben, gelingt es, so stehen dem Glücklichen alle Schätze der Erde offen. Aber wehe dem Unglücklichen, den der Natterkönig erblickt. Alle Nattern, alles Gewürm des Waldes, wird ihn ereilen und vernichten. 494 Die wälschen Erzsucher durchforschten einst unsene Gebirge. Sie horchten nur in die Bäche und erkannten an dem Klingen, das aus ihnen drang, das Erz und die kastharen Steine. Sie verschwanden dann im Wasser und wurden lange nicht mehr gesehen. Einer dieser Erzsuchtr hatte im Winkel eine Hüttk. Dieser lud eines Tages seinen Nachbar zu sich und fruz- ihn, ob er nicht mit ihm umsonst eine Reise nach seiner fernen Heimat unternehmen wolle. Der beherzte Maum schlug ein, setzte sich auf den Mantel, den der Wälsche vor ihm ausbreitete und selbst bestieg und fort ging es durch die Lüfte über Berg und Tal, über schöne Städte dem Süden zu. Ob der Mann sein Heim im Winkel wieder gesehen hat, berichtet die Sage nicht. Der Wassermann. „Es war nicht um3 Leerel“ so behauptete mein Glewährsmann, ein noch rüftiger Achtziger, als ich nach dem Wassermanne frug. Er- habe einmal in einer hellsen Vollmondnacht, als er noch „in die Heirat“ ging unterhalb dem „Wnadhnabn“ über Hoppsteine die Wittig durchquert. Ehe er jedoch das andere Ujer erreicht, sei ihm eine Flut Wasser über den Rücken hinaufgelaufen, trotzdem die Wittig einen ganz geringen Wasserstand hattte Ganz durchnäßt sei er zu seiner Liebsten damals gekommen. Das hatte der Wasssermann getan. Er hatte eine rote Montur und ist einmal von einem großen Wasser ins Tal gebracht worden. Die Ureltern sprachen schon von ihm. Der Sagenschatz des oberen Wittigtales ist hiemit noch keines- wegs erschöpft. Noch immer erzählt man sich die Schauergeschichten von den großen schwarzen Hunden, die sich nachts an die Fersen der Menschen heften, von den tückischen Irrlichtern, vom Alp, von den Heren und noch anderen Unholden Das Wolkslied. Oft schauen wir Kinder einer leichtlebigen Zeit in Stunden der Beschaulichkeit mit Neid auf den Reichtum an gemütstiefer Eigen- art, an Volkspoesie anderer deutscher Landstriche und ohnen dabei nicht, daß auch unsere Heimat einst einen solchen köstlichten Schatz besaß, eine Fülle inniger und sinniger Volkslieder sein eigen nannte, die unter der blühenden Linde, Wseim flackernden Herdffeuer in den Spinnstuben erklangen. Beklagenzwert ist ihr Verlust. Wie viele kennen noch die trauten Weisen? Und weißt du noch, was Liebe ist. Wacht auf ihr Schläferinnen, der Rut- An der Quelle faß der Knabe. fuck rufet laut. Du, du liegst mir im Herzen. Seht ihr drei Rosse vor dem Wagen. Droben stehet die Kapelle. Ich weiß nur etwas Liebes auf Gottes Was schimmert dort auf dem Berge weiter Welt. so schön. Gs blühen Rosen, es blühen Nelken. Bei Sedan auf den Schanzen. Was hasjest du, was zürnest du. Die Leinweber haben eine schöne Zunft. Von der Wanderschaft zurück. Du hast ja Diamanten und Perlen. Die schöne Gärtnerfrau. Holder Jüngling komm herbei. In einem kühlen Grunde. Ins Kloster will ich gehen. Dort, wo die klaren Bächlein rinnen. Dort drüben auf dem Berge Gtn Sträußchen am Hute. Darum lieb ich alles, was blau ist. Blaue Augen, blonde Haare. Treffen nicht dich trübe Tage. In des Gartens dunkler Laube. Ich hab einmal ein Ringlein kriegt. Im Sommer da blühen die Rosen. Wilhelm, komm an meine Seite. Wir Warschau schwuren. Das Allerhöchste auf der Welt. Gs stand einmal ein Grenadier. G3 lebten Zwei in einem Sinn. Guter Mond, du gehst so stille. Am Brunnen vor dem Tore. Fragt die Alten darnach. Sie werden diese Reihe noch um ein Mehr- raches erweitern. Hier einige Proben aus alter Zeit. Doldatenlied. Der gute Kaiser Ferdinand, Leb wohl, du liebes Vaterhaus, Ruft mich zu dem Soldatenstand. Ich geh betrübt von dir hinaus. Ich dien ihm treu für Geld und Brot Lebt Alle wohl, Gott geb euch Glück, Und geh für ihn bis in den Tod. Bis ich komm, zu euch zurück. Nun lebet wohl und bleibt gesund, Heut ist für mich die Abschiedsstund. Ich muß jetzt fort viel Tausend Stund. Doch Gott sei Dank ich bin gesund. Und hab ich euch was Leids getan, Drum muß ich auch Soldat jetzt sein So fleh ich um Verzeihung an. Und muß mich schließlich, fügen drein. 496 Des Mädchens Klage. Der Himmel scheint so trübe, Das Grab ist nicht das Ärgste, Scheint weder Mond noch Stern, Viel ärger ist die Not. Die Liebe ohne Hoffnung, Der Ginzge, den ich liebe, Der ist in weiter Fern. Ist ärger als der Tod. Wie blühen all mein Freuden, Einst liebte mich ein Jüngling, Ich sterb voll Ungeduld. Ein schönes Gärtnerkind. An allen meinen Leiden Er war auch stolz, mein Liebster, Ist nur die Liebe schuld. Ihr wißt wie Liebchen sind. Die Liebe, ach die Liebe, Die hats soweit gebracht. Und mich armes Mädchen, Ins Krankenbett gebracht. Die Rosen blühn im Garten, Die Pläter fallen ab. Kannst du es nicht erwarten, Erwartet mich das Grab. Ein beliebtes Zwiegespräch an den langen Winterabenden war „Der Kamp zwischen Sommer und Winter". So komm doch heraus ins Freie zu mir. Sommer So komm doch, o Winter, ich tanze mit dir. Ich mag nicht tanzen, ich geh nicht hinaus, Winter: Viel lieber ist's mir beim Ofen zuhaus. Sommer: O, sieh doch, wie alles hüpfet und springtl O, hör doch, wie draußen die Nachtigall fingt. Caß singen und springen nur immer zu, Winter: Ich liege im Bette und pflege die Ruh. So jag ich dich fort vom Hof und Haus Sommer. Und treibe dich in die Welt hinaus. Und bin ich dann ein vertriebener Mann, Winter So steig ich auf die Berge dort oben hinan. Auch droben wirst du nicht sicher sein, Sommer: Ich schicke dir nach den Sonnenschein. Und willst du nicht Frieden halten mit mir. Winter: So komm ich gar zeitig hinab zu dir. Sommer: Und kommst du, so nehm ich zum Aufenthalt, Die Lauben und Blumen im grünen Wald. So komm ich mit Reif und mit Schnee und Gis Winter: Und mache den grünen Wald dir weiß. So kriech ich mit meinen Blümelein, Sommer: Tief unter das Gras, unter die Erde hinein. Dann deck ich mit weißen Laken dich zu, Winter: Dann hab ich vor dir doch endlich Ruh. Sommer: Dann ruf ich die Sonne mit ihrem Schein, Die jagt dich dann fort in die Welt hinein. Und jagt sie mich fort, was mach ich mir draus? Winter: Sie jagt mich doch nie aus der Welt hinaus. So neckten sich Sommer und Winter fürwahr, Dichter: So necken sie sich noch wohl immerdar. Und necken sich bis in die Ewigkeit, Denn ewig ist Winter- und Sommerszeit. 32 497 Das Günselied. Wuas hot die Goans ei ihrer Gorgel2 Wwas hot die Gans off ihrn Kopp? Traurig ös die Goans. Traurig 65 die Goans. A Schulmeister mit soamt dr Orgl. An hoalbn Scheffel Hopp. Duas hot die Goans ei ihrer Gorgl. Hot die Goans off ihrn Kopp. Traurig 65 die Goans. Traurig ös die Goans. Wuas hot die Goans off ihrn Jadern? Traurig 65 die Goans. A Garber mit soamt a Ladern, Duas hot de Goans off ihrn Fadern. Traurig 65 die Goans. Untreue. Schatzl, das glaube nur nicht, Wenn ich off Röckerschdorf gieh, s gibt noch viel Schönre für mich. Schmeiß ich mei Hüttl ad Hieh. Wenn mich mei Schatzl ne mag, Sah ich mei Schatzl wu stiehn, Steck ich mr met Pfeifl an Sak. Wie a Rusnstock schien. Setz mich off a Wöscht Struh Schatzl, wuas host denn mit mir2 Reit off an andre zu. Dien ich denn quar nischt mich dir 2 Schatl gibts überual, Denkst wu, ich war mich kränkn. Reit übers Tual. a5 Woasser, an Tud nei persenten? Begräbnislied. Wer Gott getreu blieb bis ins Grab, Begrabt den Leib in seiner Gruft, Dem wischt Gott seine Tränen ab. Bis ihn des Richters Stimme ruft. Was sind die Leiden dieser Zeit, Wir säen ihn, einst blüht er auf Gott gegen deine Herrlichkeit. Und steigt verklärt zu Gott hinauf. Nun du Erlöster schlaf in Ruh, Aus Staube schuf ihn einst der Herr: Er war schon Staub und wirds nunmehr. Wir gehen unser Arbeit zu. Gr schläft verwest und einst erwacht Er wieder aus der Todesnacht. Hier Mensch, hier lerne was du bist. Des Frommen Seele lebt bei Gott, Tern hier was unser Leben ist. Der sie aus aller ihrer Not, Ein Sarg nur und ein Leichenkleid, Von aller ihrer Missetat, Bleibt dir von all der Herrlichkeit. Durch seinen Sohn erlöset hat. Jetzt ist der arm, der andre reich, Hier hat ihn Trübsal oft gedrückt, Am Grabe sind wir alle gleich. Nun wird er dort bei Gott beglückt. Sei gleich entfernt von Stolz und Neid, Er wallte hier im finstern Tal; In Hochzeit und in Niedrigkeit. Nun ist er frei von Schmerz und Qual. In manigfaltigen Vierzeilern und Gedichten wird in neckischer Weise das Liebesleben besungen. Körmsfreier hult dr Geier. Marte, Marie, wu zieh mir denn hie2 3or Fuaßnacht kömmt a wieder. Dort naus, dort naus an stsin Klie, Dort kloappert dr Storch, dort kroapplt de Maus, Wennch ein hätt, Dort tanzt an Laus, dort naus, dort Die 3 mit mr brett, naus, Wenn ein kjäm, Dort hoppt dr Flug zon Fanster naus. Die mich njähm. A hoppt off an Stein Ich fert mich su, ich fert mich sul On bröcht a Bein, Off's Felend gieh ich ne druf zu. Gicht zon Doktor, läßt sichs heiln. 498 Herr Schmidt, Herr Schmidt, Julie, Gulte Schlenkerbein. Wuas brengst dr Julie mit 2 kömmt die ganze Nacht ne heim. An Fader- on an Schleierhutt, kömmt gepföffn on gesungen. Dar stieht dr Julie quar zo gutt. Mit dan ahln Schustersongn. Herr Schmidt, Herr Schmidt, Duas brengst dr Julie mit. Am Dorfgange erzählten sich die Alten, es sei einmal in Fried- land eine Gräfin gewesen, so schön, wie es keine mehr gegeben habe, jodaß jeder Werber, der sie sah, ihrem Zauber verfiel. Als sie aus der großen Schar den Gatten wählen sollte, sagte sie zu ihrer Mutter- „Ich nehme denjenigen, der mir wird eine Grobheit sagen, der Süßig- keiten bin ich hatt." Aber keiner hatte die Kraft dazu. Am andern Tage wollte sie ausfahren, ein neuer, junger Knecht mit blitzenden Augen und von herrlichem Wuchse stieg auf den Bock und fuhr die Schöne in rasendem Tempa durch den Hohlweg nach Dittersbach- Mütten im Waldse fuhr er so ungeschickt an einen viele Meter dicken Baum, daß es die Gräfin auf das grüne, schwellende Moos des Waldbodens warf und die Deichsel zerbrach. Zornig herrschte das schöne Weib den lächelnden Knecht an: „Wenn du mir nicht auf der Stelle eine „Dech fel" machst, sollst du meine Beitsche kosten1“ Der Knecht ward bei diesen Worten schier einen Kopf länger und sern Antlitz sprühte. In seinem Innern kämpften Stolz und süßes Ver- langen. Einen „Tert“ hatte er verstanden. „Den soll Sie haben, die Herrliche vom Teufelssteinl“ erwiderte der junge Knecht, stellte sich breitspürig vor sie hin und sagte lachend in derber Köhlensprache- Zwösch Ditterschboch on Ringnhuain, Do schmisch a eigböld Ding von Wuain.“ Der so kühn zu der schönen Gräfin sprach, war eines Fürsten Kind. Er hatte sie mit dieser Grobheit zum Weibe erworben. Basnmachers Toachter on Aepplgriebschls Suhn, Die wolltn anander heiruatn on hoattn nischt drzun. Se kauftnch öm an Brummer Bier on öm zwien Kreuzer an Brazl. In zugn mienander a dr Körch avür on drno an Kratschn. Tschiedl, tiedl teidam, Tschiedl wöll a Weib hoann Keine Ahle mag a ne, Reine Jonge kricht a ne. Wenn oak a Wittmuan kjäm ch binn a Wittmuan, Mich ahle Jungfer njäm Ich binn a Wittmuon, On wjärs a Quahmer oder aKrommer Bummrassa, juheissal On wennja glei a brinkl bücklich wjär. Majdl öm an Dreier Krist an söden Freier. Such dr a Muan be Zeitn, Sonst mußt a Basn reitn. Ahl Maid on Struhseil Sein wie sauer Bter feil. 499 Wenn mr warn an Himml söhn, Krieg mr rute Zöpplmöhn. Wenn mr warn Trumpetnblosn, Gibt ons Petrus weiße Hosn. Su a Fongkarl ös muas wart. Fuchzn Weiber off a Pfard. Raichtn öm a Zwelfe römm Do rumpelts off dr Bröck 18 Nannl loaicht'n Mannl heim Mit dr Ufnkröck. Adam und Goa- schwefa. Gingn mienander Adam hot a Top zrschlojn: Gva muß die Scherbn trojn. kinige Trost- und Spottgesänge. Ob's a Waber ö5 ober ne, Wenn a kenn Tualer hot Begruab min ne Wenn a ne hot drei Groschn on an Biehm Loß mr sein Woamp an Haus stiehn. Soansfoateruat Hot Läus an Buart Des föschn gangn Hot Roattn gfang. Wöll denn duas Ruaberradl quar ne mich giehn 2 Loß's oak a bößl stiehn, s word schunn wieder anderscher giehn. Wöll au dei Kuaberradl quar ne mieh giehn. Wenn jemand genug hat, singt er: Aus Cumpen macht man Schreibpapter Ich rauch nicht mehr Und legts den großen Herren für Ich schnupf nicht mehr IIch mach auch keine Schindeln mehr. Seff bleib do, mr wesß ju ne wies Water word. Bauer bing denn Budl ua Seff bleib do, mr weiß ju ne wies word. Doaß a mich ne beisn kuan. is kennte rain on's kennte schnein. Beßt a mich, klof ich dich On's kennt au do raicht schien hönn sein. Tausnd Tualer kost a dich. Zu „Jakob“ singen die Kinder, wenn sie aus den Heidelbeeren kommen: Heidlbjer, bjer, mei Top 65 lier Bul gebjert, hoalb vrstriet Blei gegossn, die Fanster zrschofsn. Biff. paff, puff! Aufzählreime zum Haschen- und Versteckenspiel. fünf, sechs, ahle Hhe- Eins, zwei, Polizei Sieben, acht, gute Nacht Drei, vier, Offizier 500 Ich on du Neun, zehn, Schlafengehn Müllers Ruh Glf, zwölf, Auferstehn, Bäckns Fest. Dar böst du. 1, 2,3, 4,6, 6,7. Meine Motter, die koacht Rübn, Bieh mr ne an Weinquartn. Meine Schwaster brott a Speck. Frieß mr ne die grinn Bjern gab On du mußt weg. Sonst kömmt dr Bock, ötz stußt a dich1 A mes Buaters Quartn stond a Baum. Oeß hoann mr dicht Off dan Baum wuar a Oast, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 8, 9. Off dan Oast wuar a Zweig, Hinder dr ahl Scheun Off dan Zweig wuar a Nast, Wur a klej Kind gburn. a dan Nast log a Jeä, Wie sual's denn heißn 2 An Jeä wuar a Dotter, Anna, Berta, Rumplkoastn A dan Dotter wuar an Laus War wöll denn die Windln woaschn? On du mußt naus. Ich oder du, Naus mußt du. Ein Zingerspiel, bei welchem die Finger der beiden Hände verkehrt so verschlungen werden, daß der Daumen der rechten Hand aus der geballten Enten herausschaut. Zwei Mädchen wollten Wasser trinken. Zwei Knaben wollten pumpen, Da schaut der Herr zum Fenster raus Und sagt: Ihr seid nur Cumpen. Ein Wortspiel, bei dem der Teilnehmer nur immer „ich au“ nach jedem zum Schlusse hineinfällt. Satze zu sagen hat und Ich ging an Busch. — Ich au. Ich saicht mr an Baum oab.- Ich au. Ich schnitt mr a Trjegl draus.- Ich au. Do frassn mein Schwein deaus. 501 Weltkrieg. Einen großen Teil der Haindorfer traf die Nachricht von der Ermordung des Thronfolgerpaares durch den serbischen Cymnasi- aften Princisp am 28. Juni 1914, nachmittags inmitten festlichen Subels. Die Freitn Feuerwehr feierte ihr 40jähr. Gründungsfest im Garten des Gasthauses ,zur Sonne“ Der Schrecken ging durch die Reihen. Die Musik hörte auf zu spielen. Von vielen Lippen kam der bange Ausruf: das gibt Kriegl Sonntag, den 26. Juli, früh, bei guter Zeit ging der Ausruf Mobilisierung!' wis ein Tauffeuer durch dem Ort. Vor den An- schlagtafelm standen Gruppen und besprachen das Greignis. „Lange kann der Krieg nicht dauern, höchstens einige Wochenl“ Das war die Meinung Vieler und es kam anders. Durch ungezählte Familien machte dieser Tag einen jähen Riß. Das 8. Armeekorps einschließlich des ensten Aufgebottes des Landsturmes bis zum 37. Lebensjahre mußte einrücken. In Haindorf folgten dem Rufe am 27. Juli 410 Mann Früh am Haindorfer Bahnhofe gab es Herzeleid und schweren Abschied. Doch gab es auch junge lachende Gesichter, als ob es zu einem Feste ging. Mit dem Ab- gang dis Zuges erkönte aus den Wagen das Kaiserlied. Viele Fabriken legten am Tage der Mobilisierung ihren Be- trieb still, andere schränkten ihn auf zwei bis Frei Tage der Woche ein. Zur Steuerung der Arbeitslosigkeit gründete sich eine Hilf-- komitee, das in erster Linie verschiedene Arbeitten in der Gemeinde durchführen ließ (Wegverbesserungen, Flußräumung ubgl. m.). Die Absperrmaßregeln an der reichsdeutschen Grenzk machten sich am empfindlichsten auf dem Lebensmittelmarkte geltend. 1915 im Feber drängten verschikdene Anzeichen zu einer allgemeinen Auf- nahme sämtlicher Lebensmittelborräte, die nicht nur die Handels- geschäfte, sondern auch die Privathestände betraf und folgendes Er- gebnis zeitigte (bei 453 Häufern mit 773 Parteien und 2710 Personen): Weizen 50 kg, Roggen 24.886 kg, Gerfte 4849 kg, Hafer 51.365 kg, Mais 1813 kg, Weizenmsehl 112.740 kg, Roggenmehl 13.850 kg, Gerftenmehl 1533 kg, Hafermehl 16 kg, Maismehl 533, Weizengries 738 kg, Kollgerste 655 kg, Hafer geschrotet 975 a für militärische Zwecke. 502 Am 26. Mai wurde die Brotkarte eingeführt, wornach für jede Person wöchentlich 196 kg bei 180 kg Mehl zur Ausgabe kam. Ferner wurden zwei fleischlose Tage geboten. 1916 folgten dann die Zuckerkarte (am 2. April) und die Fettkarte (im August), sowie drei fleischlose Tage, ferner die Einschränkung der Viererzeugung. 1917 erschien die Armenkarte, um die Bedürftigsten mit billigeren Lebens- mitteln zu versehen. Die Unterernährung raffte viele alte Leute dahin. Die Lebensmittelnot stieg 1918 im Frühjahre auf das beängstigendsth. Vom 21. April angefangen erhielten die Bewohner nur 34 bzw. 1/ Brot auf die Brotkarte, während auf die Mehlkarte nichts zu haben war, höchstens etwas Maisgries oder Hafergrütze Mit der Fleisch- ausgabe war es ebenso. Jede Persom sollte die Woche 12 dg erhalten. Die großen Viehlieferungen an das Heer machten auch diese Vor- schreibung zumeist unausführbar. Die Nahrungsmittel wurden mit allerhand unmöglichen Dingen gestreckt; Dörrgemüse und dergleichen Spezialitäten als Nahrungsmittel angepriefen und angeordnet, die Arbeit des Bauern beaufsichtigt, der Anbau und die Ernte aufge- nommen und seine Bestände von militärischen Kontrollkommissionen in der Stärke bis 14 Mann durch gründliche Hants- und Hofdurch- suchungen nachgeprüft. Die Kindersterblichkeit stieg, die täglich wachsende Hungersnot, veranlaßte das Fürsorgewerk des Kaisers Karl „Das Kind zu Gast“ in lebensmittelreichere Gegenden. Aus Haindorf wurden 86 unter- ernährte Kinder aus unbemittelten Familien unter Führung des Fachlehrers Ernft Ehrlich und der Lehrer Josef Riedel und Adolf Schicketanz am 8 August 1918 zur Kräftigung nach Südungarn ge- bracht. Von Szegedin angefangen bezeichneten festlich geschmückte Bahnhöfe jene Orte, wo man Gaslkkinder erwartete. Ortsbehörden und oft eine nach hunderten zählende Menschenmenge hatten sich zum Empfange eingefunden, auch Serben in ihrer buntien Tracht sowie Zigenner Die Beslimmungsstationen für die Haindorfer Kinder waren: Boczar, Stuhlbezirk Nagh Kikinda, Azanad, Stuhlbezirk Török Kanigza und Alsemera, Stuhlbezirk Szikszo, in der weiten, gut bebauten Ebenke des Vanats gelegene Ortschaften, deren Be- wohner zu 2s1 Deutsche sind. Die Schüler fanden hier eine überaus herzliche Aufnahme. Am 29 September kehrten sie sichtlich gekräftigt wieder heim, mit Gaben bespackt. Die Heimreise geschah in Wagen, die sich schon in einem fürchterlichen Zustande bejanden. Die Siche- rungen auf dem Tritten fehlten, die Fensterscheiben, der Abort, dazu kam noch ein unliebsames Personal. Es waren Vorläufer des allge- meinen Zusammenbruches Die Begleitpersonen mußten strenge acht haben, um ein Unheil zu verhüten. Beider war auch ein Tohesfall zu beklagen. Der Schüler Romm aus Haindorf war an Ruhr er- krankt und daran gestorben. 503 Mitten in die Kriegsnot hinein fällt die Erhebung Haindorfs zur Stadt, die mit Erlaß des k. k Ministeriums des Innern bom 7. Auguft 1917 ausgesprochen und am 4. September 1917 durch eine stille Feier von seiten der Ortshertretung entsprechend gewürdigt wurde. Das Mitglied der seinerzeitigen Stadtvertretung Gmanuel Gareis, Privatier und Besitzer des Hauses Nr. 216 in Haindorf, ent- warf das sinnvolle Stadtwappen, das der Maller Junginger in Wien herstellte. Der Opfenille der Bevölkerung übertraf alle Erwartungen. Kührend war es anzusehen, wie die Schulkinder im Hilfzeiser mit den Erwachsenen gleichen Schritt gingen und sich durch Sammeln von Abfällen (Wolle, Kautschuk, Zinn, Blei) für Kriegszwecke überall nützlich machten, da die Feinde die Absperrung Deutschlands und Oesterreichs immer enger schlossen und nichts mehr herein ließen, sodaß Not an allerhand Bedarfsartikeln eintrat. So wurdem Brombker- blätter für Tee gesammelt; die größenen Mädchen verfertigten Socken, Tücher u. dgl. für die Soldaten inn Felde, um sie vor des Winters Strenge zu schützen. Kirchenkonzerte wurden veranstaltet zu Gunsten der Kriegshilfe und später zu Gunsten der Kriegsgefangenen, die in rüssischer Gefangenschaft schmachteten Für Munitionserzeugung mußten 1917, am 26. Juni die Schulglocke und am 20. Dezember die Kirchenglocke geliefert wenden. Vereinsspitat vom Roten kreuz. Wie anderwärts, so regte sich auch in Haindorf der Opfersinn. Gs war die Fürsorge für die vertmundeten und kranken Soldaten, welche die Errichtung eines Rotten Kreuz-Spital ins Leben rief. Ueber Anregung des Gemeindevorstehers, Reg.-Rat Gustab Effen- berger, wurde im Saale des Gasthauses „Zur Sonne“ (Antonia Maier) dieses Spital mit 45 Betten, in der Bürgerschule mit 60 Bet- ten eingerichtet. Außerdem standlen im Hotel „Kaiserhof“ 5 Betten für Offiziere und 5 Betten für Mannschaft, ferner im Hotel „Stadt Wien“ für Offiziere 5 Betten zur Verfügung. Die notwendigen Bei- ten und die erforherlichen Einrichtungsgegenstände für die Pflege- stätten wurden von der opferfrendigen Bewohnerschaft Haindorfs beigestellt. Ueberaus reichlich flosssen die Spenhen für den edlen Zweck, auch die Aermsten bemühten sich, nach Kräften ihr Scherflein beizutragen, wie auch in anerkennenzwerter Weise die ärztliche Be- handlung der hiesige Distriktsarzt Dr. Julius Kaufmann übernahm und bis zum Schlüsse durchführte. Die Pflegestätte wurde am 9. November 1914 eröffnet und bis 19. April 1917 unterhalten. Sie war ununterbrochen mit Kranken und Verwundeten belegt. Im Ganzen wurden 462 Mann behandelt und verpflegt. Die Spitalz- 504 leitung lag in den Händen des damaligem Gemkindevorstehers, Reg. Rat Guflav Effenberger. Die Agenden wurden am Gemeindeamte durch den Sekretär Jof. Wöhl besorgt. 17 Frauen und Mädchen hatten freiwillig die Wartung der Kranken übernommen. Große Opfer hat die Gastwirtin Antonia Maier gebracht, die für wenig Geld die Verpflegung besorgte und alles tat, um den Kranken ihre Tage zu erleichtern. Kriegsanleihe. Da man zum Kriegführen viel Geld braucht und ins Ausland nicht borgen gehen wollte, das Reich aber auch für einen solchtn Fall nicht genügend gerüstet war, so nahm der Staat innerhalb seiner eigenen Grenzen seine Anleihe auf. Für einen Wert von 100 k. Kriegsanleihe zahlte man 9173 K. Vaterlandsliebe und die Gewinn- aussicht veranlaßte Viele ihre Spargroschen, ja sogar ihr ganzes Ver- mögen in Kriegsanleihe zu verandeln. Der unglückliche Ausgang des Krieges brachte viele Rentner in Not und Glend, trieb manchen zum Selbstmorde, der auf seine alten Tage nichts mehr zum Leben hatte. Die Anerkennung dieser Schuld durch den neuen Staat, die nach langem Bemühen erreicht, ist so gering bemessen, so lungfristig gedeckt, daß damit wenig geholfen worden ist. Der Zusammenbruch des alten Reiches und die Ausrufung der tschechoflotakischen Republik am 28. Oktober 1918, machten bei uns wenig Gindruck, da Heutscherseits mit der Selbstbestimmung gerechnet worden war und der Krieg das lockene Gefüge des alten Staates mit erschreckender Deutlichkeit und unheimlicher Verheerung gezeigt hatte. Der Gleichmut entsprang auch der Schwere des Krieges, die auf den Schultern der Deutschen rihte. Die Vertrauensseligkeit der eingesetzten deutsch-höhmischen Landesregierung erlebte bald eine bittere Enttäuschung. Die Deutschen in den Sudetenländern wurden laut Friedenzvertrag der tschechoflowakischen Republik einverleibt und ihr Gebiet von den neuen Machthabern militärisch besetzt. Mit Maschinengsewehren ward in Friedland) eingezogen, die tschechische Fahne gehißzt und für die Besatzung Unterkunft gefordert. Kurz darauf erhielt Neustadt a. T. und Weißbach ebenfalls Besatzung, die nun daran ging, alles zu ent- fernen, was äußerlich an das alte Regime erinnerte und was geeignet erschien, den Bestand des jungen Staates zu gefährden. Zuerst nahm man einer Reihe von Personen die Waffenpässe und die Waffen ab. So- ") Am 16. Dezember 1918, Montag vormittags, brachte von Reichenberg kommend. ein Manzerzug etwa 30 Mann mit Maschinengewehren, die den Bahnhof in Friedland besetzten. Ein weiterer Personenzug brachte 500 Mann. Eine Abtellung begab sich in das Sauptquartier der Voltswehr, die entwäffnet wurde. Gegen 3 Uhr nachmittags marschierte die Besatzungs- truppe in die Stadt und nahm am Marktplatz Aufstellung. Der Kommundant besetzte, nach einer kurzen Verhandlung mit dem Bürgermeister Heinrich Kaulfersch, sämtliche öffentlichen Aemter. Am 13. Feber 1919 erfolgte die Besetzung von Neustadt durch 80 Mann, desgleichen wurde die Grenze bei Ebersdorf besetzt. 505 gar die Spruchtafel in der Schule mit dem Znschriften: „An dich du deuisscher Knabe“ usm holte ein sechs Mann slanke Patrouille mit auf- gepflanzten Bajonette und entfernte in der Kirche von den Gefallenen- tafeln die schwarz-gelben und schwarz-rot-goldenen Schleifen. Die Gasthaussperre wurde auf 10 Uhr nachts angeordnet und von einer Militärabteilung überwacht und in den Wirtsstuben den Gästen ein- geschärft, die keim Flackern einer Herze oder bei einem pustenden Achtelengazlichte um die Tische saßen und sich des Lebens freuten, des Gegens eines freien Bürgertums. Die Lebensmittelnot führte zu Demonstrationszügen und leider auch zu einter Blünderung. Am 8. November 1918 drang die Menge in die Geschäfte Hammerschlag und Hampel und trug fort, was fortzutragen ging. Groß sind die Menschenopfer, die Haindorf gebracht. 83 blü- hende Lchen forderte das blutige Ringen und wie viele Kriegsinvalide fehrten zurück. Gefallene bzw. gestorbene und vermißte Krieger aus Haindorf i. B. während des Weltkrieges 19141918. 1 Maier Aosefi 73 Ldst. R. 10 27. August 1914 Komaroo. Rutzland 2 Schober Franz 82 Jäg. B. 1. 7. Sept. Ravarusha Galizien. 3 Lenk Josef. 435 Jäg. B. 1. 8. " 43 4 Zache Franz 434 Autotr. 24. " Lubädos Rußzland 5 Jakubek Joset 65 J. R. 94. 24. "" Mitrovica Serbien 6 Passig Rudolf. 246 25. 7 Heller Alfred. 381 J.K. 42 29. 8 Hausmann Rud. 67 J. R. 94. 6. " 9 Bergmann Emil 234 J. R. 94. 21. Oktober Radymno Ruhland Adolf Heidrich 18 F. R. 5125 12. Galizien. 11 Knapp Oskar. 431 J. R. 94. 1. Novemb." Schabat Serbien 12 Ludwig v. Hennig 279. 42 13 Semtner Rudolf. 194 94 14 Unger Karl. 221 20. Lisopolje 15 Köhler Adolf Ferd. 9. Dezemb. Sepsin "1 16 Neuhäuser Emil 13. Feber 1915 Karpathen. Galzien 17 Zugsten Rudolf. Jäg. 26. Gefangensch. Turkestan. 18 Semtner Hermann 2. J. R. 94. 11. April Karpathen. Galizien. 19 Wildner Alfred. 99 J. R. 94. Eeber 20 Neißer Josef. 194 Ldw. 10. 10. Mai Sehöra Wola Ruhland 21 Fleischer Josef. 22." Galizien. 22 Neumann Josef. 124 J. R. 94 24. " Chodersent Gfgsch.Asien 23 Dobisch Hermann 397 J. R. 57. 11. Juni Pleva- Serbien 24 Kretschmer Wilh. 2 J. R. 57. Britoo 21. " Italien. 25 Krause Jos. Hein. 117 J. R.94. 21. " Lemberg. Galizien. 26 Rust Ferdinand 64 J. R. 30. 2. Juli Krasnik 27 Fiedler Rudolf. 84 J.R. 9. 22. Majdan 28 Kaplan Joset 351 Art. 10. 3. August " Narajoro Gaizien 29 Gareis Josef. 216 Ldr. 6. 6. Noroy Droor Rußland 30 Rößler Alfred. 96 Ldw. 10. 18. Lublin 31 Pfeiffer Franz 265 31. 32 Augsten Edmund 352 J.R. 94 3. Sept. Krasno 506 33 Koucky Johann 25 Lst. 10 12. Septb. 1915 Przemysl Galizien 34 Pfohl Franz Ferd. Ldr. 10. 15. Novemb. ,, Huta Lisoroskaja, Wolh. 35 Blaha Franz 225 J.R. 66. 14. Mai 1916 Haindorf Rot.-Kr.-Spit. 36 Orbohlao Julius Ldw. 10. 15. " Monfalcone 3t Krause Adolf 50 J. R. 94. 3. Juni Wolhynien 38 Hornischer Josef 439 J. R. 93. 4." Italien 39 Kratzer Josef Ferd. J. R. 94 21. " Wolhynien 40 Finke Otto. 411 DI. 11. 26. Galizien 41 Krause Fr Jos. 345 J. R. 94. 1. Juli Wiokolcz Rußland 42 Neißzer Franz 359 J.R. 94. 6. " Kowel 43 Porsche Rudolf. 357 Ldr. 10. 10. " am Stochod 44 Appelt Franz 22." Samarkant Asien 45 Swoboda Thomas 100. 28." Brody Galizien 46 Seidel Rudolf 384 J. R. 94. 5. Septemb. „ Risano Spital 47 Hitschmann EdM. Dr. 281 Flieg. 1 10. Oktober Dunaretra Feldspital 48 Neumann Gustav 153 Sch. R. 10. 13. Novemb. „ Poworsk. 49 Kluttig Alfred Ferd. Ldst.3. 13. Dezemb. Marmolata Italien 50 Kaulfersch Josef 220. 14. Mai 1512 am Isonzo 51 Hocheborn Oskar 160 Drag.11 20. August Sösmeco Ungar 52 Neumann Franz 209 Ldw. 10. Josefstadt Rot.-Kr.-Spit. 53 Kratzer Emil 405 J. R. 94. 17. Wolice 54 Köhler Ant. Ferd. Ldw. 10 19. Septemb." Sibode. Rumänien 55 Weißer Josef Ferd. 10. Oktober. Hall Tirol 56 König Anton 210 Sch. 7. 24. Novemb." Meran. 57 Scholz Gustav. 119 J. R. 94 13. März 1918 Keczkemet. Röt-Kr. Spit. 58 Stompe Gustag 146 Drag. 13. 18. Juni an der Piave Italien. 59 Ullrich Konrad. 115 Sch. 10. 21. Budweis Rot.-Kr. -Spit. 60 Hannisch Josef 212a J. R. 94. 25. Innsbruck Tirol 61 Scholz Fr. Josef 137 J. R. 49. 13. August Bono 62 Streit Josef. Art. 177 6. Oktober Mantrille 63 Friedrich Gustat Ldst. 10. 1. Jänner 1919 Gemia. Italien 64 Stams Anton. 31 Gend. Wm. 14. Feber 1920 Leoben. Steiermark 65 Zugsten Rudolf 15 J. R. 94. vermißt. 66 Neumann Franz 49 J. R. 94. 67 Effenberger Anton 72 J. R. 94. 68 Lauterbach Gust. 95 J. R.18. 69 Schober Josef. 108 Jäg.1. 70 Effenberger Max 117 J. R. 94. 71 Zugsten Wilh. 149 Jäg. 12. 72 Augsten Gustar 233 73 Scholz Heinrich. 245 J. R. 94 74 König Josef. 338 F. K. 17. 75 E. EIW. Kaufmann Frich 381 J. R. 94. 76 Scholz Ferdinand 383. 17 Burkhardt Gust 403 Lst. 87. 78 Ressel Franz 452 Jäg. 1 79 Weißz Rud. 2 Ferdinandst. J. R. 94. 80 Effenberger Fr. „ J. R. 94. 81 Steffan Bruno 278 Marine. 7. Oktober 1918 Feldbach Steiermack 82 Reismann Julius 154 J. R. 94. 13. „„ Bossitz b. Prag. 83 Neumann Josef 149 J. R. 94. 1. Novemb. „ Rol.-Kr.-Spit. Prag. Diesen Söhnen der Heimat seinen würdigen Denkstein zu setzen. ist das Vorhaben des Haindorfer Kameradschaftsbereines. Um die Lebensmittelbesorgung unseres Orttes während der Kriegszeit und die Notjahre bis 1921, hat sich der Kaufmann Karl 507 Eßl große Vendienste erworksen. Das Ministerium für Volks- ernährung ernannte ihhn zum Wirtschaftsrate für den Bezirk Fried- land und die Bezirkshauptmannschaft in Friehland zum Wirtschafts- rat für Haindorf. Ihmn zur Seite stand ein rühriger Verpflegsaus- schuß, bestehend aus: Rlegierungsrat Gustab Offenberger, Gmanuel Gareis, Josef Augsten Nr. 352, Josef Ehrlich, Franz Köhler, Ober- lehrer Josef Vorsche, Franz Auft und ein Wirtschaftsrat: Marie Tschakert, Josef Augsten Nr. 443, Josef Augsten Nr. 352 und Franz Auft Nr. 427. Eine nennenzwerte Erleichterung der Verpflegung war die Lebensmittelausgabe der Fa. Fritsch & Co. an ihne Arbeiter, die mit großen Koften durchgeführt wurde. Sie eröffnete im Hause Nr. 319 auch eine eigene Kriegskküche für ihre Arheiterschaft unter Zuzahlung eines nanhaften Betragkes. Die Gemeinde unterhielt mit Unterstützung Haindorfer Frauen im Hause Nr. 265 eine Volksküche, die 2—300 Personen mit Essen für wenig Geld versah- Die Waffenabnahme wurde mit allem Eifer betrieben und den Hamsterern und Rucksackleuten das Arbeiten bis zur Unerträglichkeit erschwert. Hüben und drüben wurde der Hunger nach Kräften ge- ängstigt. Das Jahr 1919 brachte die endgültige Einverleibung der Seut- ichen Gebiete in die tschechoflotaksche Republik, die am 14. Juni mit einem allgemeinen Proteste aufgenommen wurde. An diesem Tage richte alle Arkleit in den deutschen Landesteilen. Am 13. Oktober 1919 hielt die Bezirksvertretung ihre letzte Sitzung ab. An ihre Stelle trat die Bezirksverwaltungskommission, welche mit 16. Oktober ihre Tätigkeit begann. Den noch immer in russischer Gefangenschaft befindlichen Heimatsöhnen, ward dadurch geholfen. daß Geldsammlungen, Konzerte, Wohltätigkeitsveranstaltungen für Mittel songten, einen seigenen Be- auftragten dorthin zu entsenden, um ihr Lod zu erleichtern und ihre Heimkehr zu ermöglichen. Arbeitslosigkeit, Teuerung, Wohnungsnot, regierten auch das Jahr 1920. Auf politischem Gebikte ward mit Hochdruck gearheitet. Wohnungsämter wurden errichtet. Von der Regierung erfolgte die Uebersetzung unseres Ortsnamens in Heinice. Den Höhepunkt des Jahres bildeten der 13. und der 14. Dezember, an welchen Tagen der Versuch unternommen wurde, eine Solojetregierung einzusetzen. Auch in Haindorf ruhte die gesamte Arbeit. Die kommunistische Partei war der Herr der Situation an diesen Tagen. Im Juli 1921 erwarb die Stadtgemeinde von dem Privatier Franz Fritsch das Haus Nr. 175 (das Riedelhaus). Die Teuerung nahm eine fabelhafte Höhe an. Ein Anzug ein- facher Art koftete 1200 bis 1600 K, sämtliche Bedarfsartikel waren gegen 1914 um 300 bis 200096 geflliegen. Dabei hielt der Lebenz- 508 mittelmangel an. Eine amerikanische Hilfsunternehmung errichtete auch in Haindorff in den Häusern 264 und später in 319 (Fritsch & Co.) eine Ausspeisung armer, unteerernährter Kinder, deren Leitung in den Händen der Kaufmannsgattin Maltoine Hitschmann lag. Für die ersprießliche Durchführung dieses Werkes erhikelt der Bür- germeister Josef Augsten von der amerikanischen Gesandtschaft in Brag ein AnerkennungsDiplom. Ein verhängnisvoller Schlag für alles was sich deutsch nennt, war der Beschluß der Wälder-Verstaatlichung, gegen die am 22. Juni 1922 große Protestversammlungen abgehalten wurden. Eine solche fand am 22. Juni auch in Haindorf statt, und zwar am Kirchenplatz, die von einer großen Menschenmenge besucht war. Am 11. Febler 1921 galt die reichsdeutsche Mark 130 Kc. 1923 stürzte sie ins Wesenlose. Not und Glend stiegen daher in Deutsch- land in fürchtenlicher Weise Bei uns wurden zu Gunsten der not- leidenden heutschen Brüder im Reiche gesammelt und Kinder zu Gast genommen. Auch in Haindorf hatten sich 70 Familien gemeldet, ein oder zwei Kinder in die Pflege zu nehmen. Oberlehrer Josef Niehel, welcher die Leitung über hatte, fand überall im Orte eink hilfreiche Hand und herzliche Bereitwilligkeit. Am Donnerstag, den 26. April 1923 empfing Bürgermeister Jossef Augsten die Kinder in Seidenberg. Eine große Menschenmenge hatte sich in Haindorf am Bahnhofe ein- gefunden, die Kleinen zu begrüßen. Statt 70 waren Haindorf aber nur 45 Kinder zugeteilt worden, sodaß 25 Familien leer ausgingen. Am 9. Juni kehrten die Pfleglinge wieder heim, mit Kleidung und Nahrungsmitteln, so viel eben zulässig, versehen und Tränen in den Augen. Der Aufenthalt hatte ihnen nicht nur körperlich, sondern auch seelisch wohlgetam. Einzelnem Familen war gestattet worden, die Kinder länger behalten zu können. Bürgermisiter Josef Augsten be- gleitete die Kinder bis Breslau. Besonderes. Im 14. Jahrhundert berechnete mn die Mark entwieder nach Zittauischer (Pragerischer, böhmischer) Zahl oder nach Görlitzer (Pol- nischer Jahs. Eine Zittawische Mark hatte 56 Groschen oder 1 Vierdunge — zu je 14 Groschen, 1 Groschen — 7 Pfennig. 1 Pfennig — 2 Heller, 1 Heller — 2 Scherflein. Der Wert einer Zittauer Mark war etwa 28 Mark des Werkes von 1914. Eine Görlitzer Mark hatte 48 Groschen — 4 Schilling- Groschen. 1 Mark Meißnisch —4 Groschem von denen 24 auf einen Gulden gingen. 1 fl. — 24 Groschen. 1 Mark — 4 Groschen. 56 kaiserliche Kreuzer, 1 Schock Meißnisch — 70 Kreuzer - 1 fl. 509 10 6. M., 1 Groschen — 20 Kreuzer G. M., 1 Groschen — 12 Denare, 1 Denare oder Pfennig. 1 Pfennig - 2 Heller, 1 Heller — 2 Scherlein. 1 Woge waren 1631—1634 und 1722 */6 Zentner oder 331/3 Brund. 1 Ruthe — 5 Morgen (1 Morgen - 5 Seil. 1 Seil — (Waldseil 42 Ellen, eine Brager oder böhmische Elle Spannen, 1 Spanne — 10 Finger. 1922 begann man in der Tschechoflowakei im Eisenbahnverkehr den Tag zu 24 fortlaufensen Stundennummern zu zählen, eine Ein- richtung, die im 17. Jahrhundert noch in Böhmen bestand, man rech- nete nach der altböhmischen Uhr, dem sogenannten wälischen Schlaz Jene zu 12 Stunden, die 1581 Kaiser Rudolf II. eingeführt, nannte man die halbe oder neue deutsche Uhr. 1584, am 17. Sänner, begann man in Böhmen nach dem gre- gorianischen Kalender zu zählen, so zwar, daß man nach dem 6. Tän- ner 1584 zehn Tage übersprang, nicht den 7. sondern den 17. Sänner schrieb. Preise. 5 5 tr. Nr. II/1r. 1882 44 1883 88 1884 44 1885 1886 1887 28 1888 50 90 1889. 50 1890 90 46 1891 76 170 44 346 90 Summe 50 120 40 3/79 41 Durchschmitt 6/70 2 25 53 90 44) 12 Im 15. Jahrhundert war ein Groschen schon sehr viel, denn er hatte 12 Denare oder Pfennigk Damals konnte der Bauer zu seinem Knechte sagen: „Merten, hier haft du einen Groschen, geh damit in die Stadt, kaufe Kamm und Schwamm, Striegel und Strick, laß das Pferd beschlagen, trinke eine kanne Bier und das übrige Geld bringe wieder. 510 1 Strich Korn kostete. Mandel Gier. Kanne Vier 1 Taglohn Strich Weizen Korn Zinsen Hirse Erbsen Gerste Hafer Erdäbfel Artihel Quantum 1 Rilogr. Brot Mehl Partoffeln 1 Liter Milch Stück Butter Kilogr. Fett Schweinefleisch Erbssen Bucker Malz Kraut Gemüse Obst 1405 27/3 gr. 1 Denar. 2—3 Denare. 2 Denare. 1805 65 fl. 52„ 46 50 52 36 19 20 „ Preis 1919. Prets 1914 91 28 1.66 36 09 1.20 1.40 26 1.40 09 50.- 3.60 50. 280 34. 2.60 7.50 44 3.08 74 76 1.40 16 1.50 20 250 40 511 512 Mei Heundorf. Ich hua dich huch a Uehrn ghaln On wars au ömmer tun. Su wie du böst, su böst mr raicht, Ich wünsch mr nischt drzun. Du bleibst mei Heundorf melebbtaach Mes Labns schinster Starn. s gibt off dr Walt kei Wjertl ne, Duas ich mieh hört so garn. Hällt jemand Dich raicht lieb on wart, Dan soj ich Dank on Uehr, Do frje ich mich on dröckn d Hand, Duas ö5 a Freind zo mir. Doa wenn mein Hefncht a Leid betröfft On 3 hölft war aus dr Nut, Dan schlöß ich a mei Harz mit ei- Das Bruder bis an Tud. L. Fertmnandsil son Brstr Erin Scholz. 5 er seh se esesch ver Wildeneich Schmarr asr Aeddlan Konde Brüche 1 o emnig n I Niederbauer,berf Alr 24 2 M Weileber 22 2 Bidben m anse 222.1 2 N2 H s 24244 74 Friess Gründel 2 24 4 . 1/12 N 2 2 2 76 74 Jarnnn 27 22 74 2 2t Eussteinlehne 2 Aai a 2 4 74 Fritsch BuschR 4 4 17 Tsos schnen ho | 8 do Vetel Schwarzduch dor eo i HAADorF in AE 1843 Nach Atten eirnen Inhaltsverzeichnis: Vorwort Geschichte. Tage, Größe, Beschaffenheit Die Vorzeit Die Ortsgründung. Die Grundherren Das Recht Untertänigkeit Der Glaube im Wandel der Zeit. Die Wallfahrt Verzeichnis derer, welche in Haindorf katholisch wurden. Das erste Kirchl. Die neue Kirche Das Kloster. Die deutsche evangelische Predigtstation in Haindorf Die Volksschule. Fachschule. Gewerbliche Fortbildungsschule Die Knabenbürgerschule . Die tschechische Schule Der Ort und seine Fluren .. Das Isergebirge. Alte Flurnamen. Die Geschichte der Höfe Der Besitz des Großagrariers Franz Clam-Gallas Die Jagd. Der Ackerbau Die Holzindustrie Das Erwerbsleben Verkehr Wohlfahrtseinrichtungen. Trübe Zeiten. Ferdinandstal aus Haind Hervorragende Männer Natur- und kunsthistorische Denkm. Volkskunde Die Bevölkerung Familiennamen. Unsere Mundart. Die Lebensweise. Die Nahrung .. Tracht Sitten und Gebräuche Bräuche im festlichen Jahr Die Kirmes Weihnachten In Haus, Hof und Feld Vom Wetter Überglaube, Sagen Das Volkslied Weltkrieg. Mei Heundorf 102 108 112 117 179 190 194 225 227 230 232 233 253 256 258 305 307 314 321 330 360 383 407 438 440 440 441 441 449 454 460 462 464 469 475 478 482 483 483 484 496 502 512 Berichtigungen. Seite 42 richtig Christian, Christoph Grafen von Slam-Gallas Gduard 43 Franz 63 3. Absatz, 1. Zeile statt Oktavdiplom richtig Oktoberdiplom 144 statt Nonnkel richtig Nounkel. 175 „Gramerbauden": Springshotz 2 Bauden Bauden Spantich 226 Absatz 4 richtig Rosmael 352 Samdorfer Kunsthornwerke richtig Nr. 100 355 Franz Tof. Scholz kaufte Nr. 85 nicht 1894 sondern 1899 384 fehlt der Zusatz; „Kulturverband, Ortsgruppe Haindorf, Obmann Ant. J. Babel. Im Verlage des Friedländer Rehrerbereines erscheint in der nächsten Zeit ein umfassendes Werk ,Heimatkunde des Bezirkes Friedland! in dem zum ersten Male Wesen und Werden unserer engeren Heimat erschöpfend von be- rufenen Gelehrten und anerkannten Forschern dargestellt werden wird. Der bekannte Ge- schichtssorscher Univ. Prof. Dr. Krich Gierach und Schulleiter Josef Schubert stehen an der Spitze des Unternehmens und bürgen für eine streng wissenschaftliche und allgemein verständliche Abhandlung. Der Bezug kann jedem Heimatfreunde wärm- Z. B. sens empfohlen werden.